Artikel in der Wikipedia: Kiel
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Deutsches Reich. I. (Karten)
Deutsches Reich. I. (Karten)
920. Kiel.
920. Kiel.

[961⇒] Kiel, Stadtkreis und Kreisstadt im preuß. Reg.-Bez. Schleswig, an der Kieler Föhrde [Karte: Deutsches Reich I, 1], (1900) mit Gaarden 121.824, (1905) 163.354 E., Garnison, Oberlandes-, Land-, Amtsgericht, kaiserl. Kanaĭamt, Oberpostdirektion, Reichsbankstelle, Handels-, Landwirtschaftskammer, zweite Festungsinspektion, Inspektion der Schiffsartillerie, Universität (1665 gegründet), Marineakademie, Marineschule; stark befestigter Reichskriegshafen, Marinestation der Ostsee mit kaiserl. Werft, Germaniawerft (Friedr. Krupp) u.a., Maschinen-, Papierfabriken, Fischräuchereien (Kieler Sprotten), bedeutender Handel, Messe (6. bis 17. Jan., Kieler Umschlag genannt). [⇐961][962⇒] Nördl. Holtenau mit dem Eingang des Kaiser-Wilhelm-Kanals, nordöstl. Friedrichsort und am Ostufer Möltenort, beide mit Küstenbefestigungen. Im Kieler Frieden (14. Jan. 1814) erhielt Schweden Norwegen, Dänemark Schwed.-Pommern und Rügen, Großbritannien Helgoland. [⇐962]

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 961-962.
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[887⇒] Kiel (hierzu der Stadtplan, mit Registerblatt, und Karte »Kieler Hafen«), Stadt und Stadtkreis in der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, im Hintergrunde des Kieler Busens (s. d.), 16 m ü. M., besteht aus der Altstadt, auf einer Halbinsel zwischen dem Kieler Busen und dem Kleinen K., und aus den freundlichen, in den letzten Jahrzehnten durch Eingemeindung mehrerer Vororte bedeutend vergrößerten neuen Stadtteilen.

Wappen von Kiel.
Wappen von Kiel.

Die Stadt hat 6 evang. Kirchen: die um 1240 erbaute, jetzt gründlich restaurierte Nikolaikirche mit hohem Turm, die Kloster- oder Heilige-Geistkirche, die 1886 vollendete Jakobikirche, die Ansgarkirche, 1902 vollendet, die St. Jürgenskirche, 1905 fertiggestellt, und eine in Gaarden; ferner eine Garnison- und eine kath. Kirche, eine apostolische, eine Baptisten- und eine Methodistenkapelle und eine Synagoge. Von sonstigen Bauwerken ist in erster Linie das königliche Schloß zu erwähnen, im 13. Jahrh. als Burg gegründet, auf deren Fundamenten 1580 ein Neubau errichtet wurde, der 1838 niederbrannte und dem jetzigen Bau Platz machte. Gegenwärtig ist das Schloß Residenz des Prinzen Heinrich von Preußen. Ferner sind zu nennen: das alte Rathaus, das Stadthaus (Verwaltungsgebäude), die Gebäude der Provinzialverwaltung, der Landesversicherungsanstalt und Landesbrandkasse, mehrere altertümliche Privathäuser, viele Villen mit freundlichen Gärten, das von Krupp errichtete großartige Logierhaus im Stadtteil Düsternbrook, für den Besuch in der Kieler Woche bestimmt, das Erholungshaus für die Mannschaften der Marine im Stadtteil Gaarden etc. Groß ist die Zahl der öffentlichen Denkmäler. Die Stadt besitzt ein Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. (modelliert von Brütt) im Schloßgarten, ebendaselbst ein schönes Klegerdenkmal (von Siemering), ein Bismarckdenkmal (von Magnussen), ein Denkmal des Herzogs Friedrich (von Christensen) mit den Bildnissen der aus der schleswig-holsteinischen Befreiungsgeschichte bekannten Männer, ein Denkmal des 1897 auf der Elbe mit einem Torpedoboot untergegangenen Herzogs Friedrich Wilhelm von Mecklenburg, ein Denkmal des Großindustriellen Schweffel, ein Denkmal Krupps vor der von ihm geschaffenen Seebadeanstalt, im Garten der Marineakademie ein Denkmal des Großen Kurfürsten und Büsten des Prinzen Adalbert von Preußen und des Admirals Brommy, ein Denkmal des Komponisten Löwe (von Schaper) etc. Die Bevölkerung beläuft sich (1900) mit der Garnison (1. Matrosendivision, 1. Werftdivision, 1. Torpedoabteilung, ein Seebataillon und ein Infanteriebataillon Nr. 85) auf 107,977 Seelen, davon 100,754 Evangelische, 5896 Katholiken und 383 Juden. Industrie und Handel sind in stetem Aufschwung begriffen. Bedeutend ist besonders der Schiff- und Maschinenbau. Unter den Etablissements dieser Art sind besonders zu erwähnen: die kaiserliche Werft (7000 Arbeiter), die Germaniawerft (4000 Arbeiter) und die Howaldswerke (2600 Arbeiter). Sehr bedeutend ist die Mahl- und Ölmüllerei. Die Etablissements der Baltischen Mühlengesellschaft zu Neumühlen bei K. gehören zu den großartigsten derartigen Anlagen des Kontinents. Ferner hat K. bedeutende Bierbrauerei und Goldleistenfabrikation sowie Fabriken für Spiritus, Likör, Seife, Holzbearbeitung, Holzsägerei etc. Der Handel, unterstützt durch eine Handelskammer, 15 Konsulate fremder Länder, eine Reichsbankhauptstelle (Umsatz 1903: 1965,6 Mill. Mk.) und andre öffentliche Geldinstitute, erstreckt sich besonders auf die Einfuhr von Getreide, Kohlen, Baumaterialien, Vieh, Eisen, Stahl etc. und die Ausfuhr von Kohlen, Mehl, Bier, Getreide, geräucherten Fischen (Kieler Sprotten) u. dgl. Den Verkehr in der Stadt vermittelt eine elektrische Straßenbahn. Für den Eisenbahnverkehr ist die Stadt Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Altona-K., K.-Ascheberg, K.-Flensburg und K.-Rendsburg sowie der Kleinbahn K.-Schönberg. Der Hafen, der beste der deutschen Ostseeküste (s. Kieler Busen), unterhält regelmäßige Dampfschiffsverbindungen mit Königsberg, Danzig, Stettin, Kopenhagen, Bremen etc. Von besonderer Bedeutung ist die Dampferverbindung K.-Korsör, die einen Hauptteil des deutsch-skandinavischen Verkehrs vermittelt. 1903 hatte die Stadt eine Handelsflotte von 86 Seeschiffen zu 42,438 Reg. –Ton., darunter 68 Dampfschiffe zu 39,314 Reg. –Ton. Der Schiffsverkehr bezifferte sich 1902 an angekommenen und abgegangenen Schiffen auf 7520 Seeschiffe zu 1,125,492 Reg. –Ton., darunter 4000 Dampfschiffe zu 923,200 Reg. –Ton. Unter den Bildungsanstalten steht die Universität (Christiana Albertina) obenan. Sie zählte im Wintersemester 1903/04: 118 Professoren und Dozenten und 876 Studierende. Dieselbe hat eine Bibliothek von über 240,000 Bänden (s. Tafel »Bibliothekgebäude II«, Fig. 4), ein Kunstmuseum, ein zoologisches Museum, ein Münzkabinett, Sammlungen von nordischen Altertümern, von Gipsabgüssen nach Antiken und Skulpturen von Thorwaldsen etc. Der Ausbildung im Seewesen dient die Marineakademie. An sonstigen öffentlichen Anstalten befinden sich dort: ein Gymnasium, ein Reformrealgymnasium mit Realschule, eine Oberrealschule, eine höhere Schiff- und Maschinenbauschule, eine landwirtschaftliche Versuchsstation, eine Gewerbe-, eine Post- und eine Musikschule, das Thaulow-Museum (Sammlung von schleswig-holsteinischen Schnitzwerken aus dem 15.–18. Jahrh.), Theater, Sternwarte, Blindenanstalt, mehrere gelehrte Gesellschaften und Vereine (Verein für Geographie und Naturwissenschaften, Gesellschaft für Sammlung und Erhaltung vaterländischer Altertümer, für vaterländische Geschichte, Landwirtschaftlicher Zentralverein, Gesellschaft freiwilliger Armenfreunde, seit 1793), ein großes Militärlazarett, mehrere akademische Krankenhäuser, eine große Verpflegungsanstalt für arme Bürger und deren Witwen (»Stadtkloster« genannt, 1822 aus der Vereinigung von vier alten Klöstern gebildet), ein Damenstift etc. Von Behörden haben hier ihren Sitz: ein Medizinalkollegium, evang. Konsistorium, Oberlandesgericht (s. Tafel »Gerichtsgebäude I«, Fig. 8), Landgericht, Hauptzollamt, Oberpostdirektion, königliche Polizeidirektion, Landratsamt (für den Landkreis K.), Strandamt, die Provinzialverwaltung, Landesversicherungsanstalt und Landwirtschaftskammer der Provinz etc. Von militärischen Behörden befinden sich dort: das Kommando der Marinestation der Ostsee, die Kommandos der 1. Matrosendivision, der 1. Werftdivision und der 2. Festungsinspektion, die Inspektionen des Torpedowesens, der Marineinfanterie und des Bildungswesens der Marine, die Schiffsprüfungskommission, das Sanitätsamt der Marinestation der Ostsee, eine Kommandantur und der Stab der 9. Gendarmeriebrigade. Die städtischen Behörden zählen 12 Magistratsmitglieder und 30 Stadtverordnete. 1902/03 beliefen sich die ordentlichen [⇐887] [888⇒] Einnahmen der Stadt auf 9,112,211 Mk., die ordentlichen Ausgaben auf 8,482,957 Mk., die außerordentlichen Ausgaben auf 3,123,701 Mk., die Stadtschuld auf 22,2 Mill. Mk., das städtische Vermögen auf 43 Mill. Mk. Zum Oberlandesgerichtsbezirk K. gehören die 3 Landgerichte zu Altona, Flensburg und K., zum Landgerichtsbezirk K. die 22 Amtsgerichte zu Bordesholm, Bramstedt, Burg auf Fehmarn, Eckernförde, Gettorf, Heide, Heiligenhafen, Hohenwestedt, K., Lütjenburg, Lunden, Neumünster, Neustadt i. Holst., Nortorf, Oldenburg, Plön, Preetz, Rendsburg, Schenefeld, Schönberg, Segeberg und Wesselburen.

In sportlicher Beziehung hat K. seit ca. zehn Jahren als Pflegestätte des Segelsports eine große Bedeutung erlangt. Die Wettfahrten finden alljährlich im letzten Drittel des Juni in der sogen. Kieler Woche statt und werden vom kaiserlichen Jachtklub und dem Norddeutschen Regattaverein gemeinsam abgehalten (s. Segelsport). Weit über 100 deutsche und fremdländische Segel- und Dampfjachten stellen sich zu den Wettkämpfen ein, und wenn dann fast sämtliche unter Flagge befindliche Kriegsschiffe im Hafen anwesend sind, übt die Föhrde ihre größte Anziehungskraft auf einen von Jahr zu Jahr größer werdenden Strom von Fremden aus, namentlich da auch das Kaiserpaar an Bord der Hohenzollern regelmäßig anwesend ist. Der Klub zählt (1904) 1822 Mitglieder (darunter 39 Fürstlichkeiten) und 184 Jachten. Das Kruppsche Klubhaus (s. oben) dient in seinen untern Räumen dem allgemeinen Verkehr der Klubmitglieder.

In der nächsten Umgegend erregen die Kriegshafenanlagen (s. auch Tafel »Hafenanlagen«, Fig. 5) auf der östlichen Seite der Bucht das meiste Interesse. Sie bestehen aus der Schiffswerft für die kaiserliche Marine (mit zwei Bassins für Schiffbau und Schiffsausrüstung, jenes 219 m im Geviert mit anschließenden vier Trockendocks, dieses 288 m lang und 219 m breit, beide durch einen 63 m langen Kanal verbunden), den drei Hellingen (zum Ablaufen neugebauter Schiffe), den beiden großen Trockendocks (von je 140 und 175 m Länge und 30 m Breite), den Schwimmdocks, dem neuen 800 m langen und 300 m breiten Ausrüstungsbassin etc. Die Befestigungen des Kriegshafens, wegen deren K. zu den Festungen gehört, liegen meist an der Stelle, wo die Kieler Föhrde eine Einschnürung zeigt. Sie bestehen aus den beiden Forts Friedrichsort (s. d.) und Falkenstein auf der schleswigschen und mehreren Strandbatterien auf der holsteinischen Seite. K. besitzt endlich auch mehrere Seebadeanstalten und herrliche Spaziergänge, namentlich durch das städtische Gehölz Düsternbrook nach Bellevue. Weiter dienen Ellerbeck, das Schwentinetal (s. Schwentine), Knoop und Holtenau (s. d.) mit der Einfahrtsschleuse des Kaiser Wilhelm-Kanals (s. d.), Heikendorf und Labö an der Föhrde als Ausflugsorte. S. Karte »Kieler Hafen«.

Geschichte. K. (wahrscheinlich von dem altsächsischen Wort Kille, was einen sichern Platz für Schiffe bedeutete) kommt schon im 10. Jahrh. unter dem Namen Kyl vor und wird im 11. Jahrh. als Stadt erwähnt. Nachdem die Stadt 1072 von den Slawen zerstört worden, ward sie vom Grafen Adolf II. (gest. 1164) wieder aufgebaut. 1242 erhielt sie das lübische Stadtrecht. Zu Anfang des 14. Jahrh. gab ihr König Christoph 11. die Erlaubnis zum Stapel und Seehandel und 1318 Münzgerechtigkeit; das meiste zu ihrem Aufblühen trug aber Graf Adolf IV. bei, der nach dem Siege bei Bornhövede in K. seine Residenz aufschlug. Dessen Sohn Johann I. gründete die Linie Holstein-K. (s. Holstein, S. 485). 1284 trat die Stadt der Hansa bei; 1544 kam sie an Herzog Adolf zu Holstein-Gottorp, der sie im Flensburger Teilungsvertrag vom 12. Aug. 1581 an seinen Neffen, König Friedrich II., abtrat. Herzog Christian begründete 1665 daselbst eine Universität, die seinen Namen trägt. Seit 1721 war K. wieder Residenz der Herzoge von Holstein-Gottorp und Hauptstadt des großfürstlichen (russischen) Anteils von Holstein, bis es 1773 mit dem königlichen Anteil vereinigt wurde (s. Schleswig-Holstein [Geschichte]). Geschichtlich merkwürdig ist K. besonders durch den daselbst zwischen Dänemark und Schweden und zwischen Dänemark und Großbritannien 14. Jan. 1814 geschlossenen Kieler Frieden, in dem Dänemark Norwegen an Schweden, Schweden dagegen Schwedisch-Pommern an Dänemark abtrat. 1848–50 war K. der Sitz der provisorischen Regierung. Auch der Herzog Friedrich von Augustenburg residierte 1864–66 in K. Seit seiner Erhebung zum deutschen Kriegshafen nahm K. einen großartigen Aufschwung (s. oben). Vgl. Prahl, Chronika der Stadt K. (Kiel 1856); »Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte« (Heft 1–21, das. 1877–1904); Hasse, Kieler Stadtbuch 1264–1289 (das. 1875); Eckardt, Alt-Kiel in Wort und Bild (das. 1899); Erichsen, Topographie des Landkreises K. (das. 1898). [⇐888]

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 887-888.
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[470⇒] Kiel 1) Amt im Herzogthum Holstein, /8 QM., 4000 Ew.; 2) Stadt daselbst am Kieler Hafen (s.d.), Sitz des Oberappellationsgerichts für Holstein u. Lauenburg (zugleich juristische Examinationsbehörde), des Sanitätscollegiums für Holstein (zugleich medicinische Examinationsbehörde), einer Quarantainecommission, der fortwährenden Deputation der Ritterschaft; im Umschlag (der Messe) ist eine ordentliche Versammlung des Corps der Ritterschaft in K., wo auch die nicht ritterschaftlichen Gutsbesitzer sich versammeln; eine Vereinigung beider Versammlungen bedarf königlicher Erlaubniß; hat Schloß (1838 theilweise abgebrannt, aber wieder aufgebaut), darin die Universitätsbibliothek u. das Kunstmuseum (welches Gypsabgüsse von Antiken u. Neuern, auch Arbeiten neuerer Künstler besitzt), 4 Kirchen (3 lutherische, 1 katholische), jüdische Synagoge; Universität, 1665 vom Herzog Christian Albrecht von Holstein gestiftet, jetzt 50 Lehrer, von denen 22 ordentliche, 9 außerordentliche Professoren, 150–200 Studenten; erhielt 1845 ein neues Normalreglement; Hülfsanstalten der Universität sind das Homiletische Seminar, Philologische Seminar, 2 Klinische Institute, Entbindnugsanstalt (nebst Hebammeninstitut); Universitätsbibliothek mit etwa 100,000 Bänden, Naturhistorisches Museum, Anatomisches Theater, Chemisches Laboratorium, Botanischer Garten. Die Sternwarte ist seit langer Zeit nicht mehr benutzt. In K. sind noch ferner die Schleswig-holstein-lauenburgische Gesellschaft für vaterländische Geschichte, Gesellschaft für Sammlung u. Erhaltung vaterländischer Alterthümer (s.u. Alterthumsvereine), Zweiggesellschaft des Gustav-Adolfvereins; Vaccinationsinstitut, Gelehrte Schule, Waisenhaus, Sparkasse (seit 1796, die älteste in den Herzogthümern), Seebad bei Düsternbrook; Baumschule. Das Forstinstitut ist seit 1833, das Schullehrerseminar seit 1838 aufgehoben. K. hat bedeutende Schifffahrt u. Handel u.a. mit Korn u. Butter; auch Sprotten (hier Breitlinge genannt) u. Muscheln kommen vorzüglich gut (eigentlich von Ellerbeck) über K. (daher Kieler Sprotten u. Kieler Muscheln) in den Handel. In K. gibt es 5 Buchhandlungen, 2 Buchdruckereien, Schiffbau; der Hafen ist einer der schönsten an der Ostsee; die Messe (Kieler Umschlag, der für Schleswig u. Holstein übliche Zahlungstermin) vom 6. Jan. bis 2. Febr., die sogenannten Zahltage gehen vom 6. bis zum 17. Jan.; Dampfschifffahrt nach Kopenhagen, Apenrade, Fehmarn, Hadersleben u. Christiania; Eisenbahn nach Altona mit Zweigbahn von Neumünster nach Rendsburg, Tönning u. Flensburg, u. von Elmshorn nach Glückstadt u. Itzehoe; Fabriken ziemlich zahlreich, namentlich Tabaksfabriken, Bierbrauereien, Branntweinbrennereien, Lohgerbereien etc.; 16, 300 Ew. Die Umgebungen Kiels sind sehr reizend. In der Nähe das Lustwäldchen Düsternbrook mit Seebad u. Meile von K., bei Holtenau, fängt der Eiderkanal (Kieler Kanal) an. – K. kommt schon seit dem 10. Jahrh. als Kyl vor u. wurde vom Grafen Adolf IV. im 13. Jahrh., welcher ein Franciscanerkloster hier baute, erweitert. Graf Johann I. gründete 1243 die Linie Holstein-K. (s. Holstein Gesch. I. A) u. nahm hier seine Residenz. Unter ihm belagerte erst sein Bruder, Graf Gebhard I. von Holstein-Rendsburg, dann Herzog Albrecht von Braunschweig vergebens K. Bes. gewann K. seit dem 14. Jahrh. unter Johann III, wo der Stapel der dänischen Waaren von Lübeck hierher verlegt wurde. 1544 kam K. an Herzog Adolf zu Gottorp; es wurde 1627 von den Kaiserlichen genommen; 1628 von den Dänen vergebens belagert; 1643 von den Schweden, kurz darauf wieder von den Kaiserlichen unter Gallas genommen. 1665 wurde die Universität vom Herzog Christian Albrecht gestiftet. 1721–73 war K. wieder Residenz der Herzöge von Holstein-Gottorp. 14 Jan. 1814 hier Friede zwischen Schweden, England u. Dänemark, s. Russisch-Deutscher Krieg von 1812–15. 1849 wurde der Hafen von den Dänen blockirt; am 18. Jan. 1851 Auflösung der hier zusammengetretenen Landesversammlung u. später Besetzung der Stadt durch österreichische Truppen, welche am 19. Febr. 1852 wieder abzogen. Vgl. Gesammtnachrichten von der Stad. K., Hamb. 1775; Gelehrtengeschichte der Universität K., Kiel 1800, 2 Bde.; Prahl, Chronik der Stadt K., Kiel 1856; Chronik der Universität K., Kiel 1857. [⇐470]

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 470.
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[586⇒] Kiel, holstein. Stadt mit herrlichem großen Hafen, mit einer 1655 eröffneten Universität, 14450 Einw., Seehandel, Zucker- und Tabaksfabrikation. K.er Frieden zwischen Dänemark u. Schweden, Dänemark u. Großbritannien 14. Jan. 1814. [⇐586]

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 586.
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[125⇒] Kiel (Geographie), Stadt im dänischen Herzogthum Holstein, an einem Busen der Ostsee gelegen, mit 10,500 Ew., Hafen, Universität, Bibliothek, Sternwarte, schönem Schloß etc. Bedeutend ist der Handel und Schiffbau, Tabaks- und Zuckerfabriken blühen. In der Januarmesse, dem sogenannten Kieler Umschlag, werden hier bedeutende Geldgeschäfte gemacht. Die Lage der Stadt, so wie die Umgebungen sind reizend; der gesellige Ton der Einwohner ist herzlich, fröhlich und gastlich. Der Fremde findet in den gebildeten Kreisen die zuvorkommendste Aufnahme. Auf dem Fiord (Meerbusen) sind seit einigen Jahren Seebäder angelegt, deren innere Einrichtungen nichts zu wünschen übrig lassen und denen der Nordsee weit vorzuziehen sind. Die angenehmen Umgebungen, die Nähe einer großen Stadt, welche alle Bedürfnisse befriedigt, tragen Viel zum Emporblühen dieser Anstalt bei.

4. [⇐125]

Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 125.
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[308⇒] Kiel, eine Stadt mit 7000 Einwohnern in dem Herzogthum Holstein, an einem Meerbusen der Ostsee, mit einem guten Hafen und einiger Seehandlung und einer i. J. 1665 gestifteten evangelischen Universität, welche sich unter dem Schutze der gegenwärtigen milden Regierung Dännemarks in einem blühenden Zustande befindet. Der so genannte Umschlag, welcher hier jährlich zu Anfang des Januars gehalten wird, ist eine Art von Messe, wo die wichtigsten Geldgeschäfte von der ganzen benachbarten Gegend abgemacht werden. Es ist auch eine kleine Gemeinde von der Griechischen Religion daselbst, die ihren Geistlichen hat, und seit 1773 in geistlichen Sachen unter der Russischen Gesandtschaft zu Coppenhagen steht. [⇐308]

Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 308.
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