-fĭdus

[264] -fĭdus (Bot., spaltig), als Anhängssylbe, d.h. nicht über die Mitte hinaus getheilt, bes. von Blättern, mit spitzigen Buchten, die etwa bis zur Mitte gehen, u. spitzigen Lappen, die nach der Zahl letzterer dann zwei-, drei- u. mehrspalig (bi-, tri-, multifidus) heißen, od. wenn die Lappen an beiden Seiten des Hauptnervs stehen, fiederspaltig (pinnatifidus), wie z.B. die untersten Blätter von Scabiosa suaveolens.

Fieber (Febris). I. Krankheitszustand od. Symptome einer krankhaften Veränderung im Körper, welche sich gewöhnlich durch beschleunigten Puls, Hitze, wohl auch mit Frost im Wechselschweiß erhöhte Ausscheidung von Kohlensäure durch die Lungen u. von Harnstoff durch die Nieren kund gibt. Nach vielen Schwankungen in den Ansichten über das, was Fieber ist, hält man jetzt das Fieber für eine Steigerung des Verbrennungsprocesses im Körper, erzeugt durch eine vorübergehende Lähmung im Rückenmarke u. einigen von demselben entspringenden Nerven. Die Fiebererscheinungen lassen bald nach (Remission), bald steigen sie wieder (Exacerbation), endigen zuweilen mit vermehrten Ausscheidungen, den sogenannten kritischen Ausleerungen (Krisis). Die F. bilden die zahlreichste u. wichtigste Abtheilung aller Krankheiten, der Gesundheit u. dem Leben zwar oft verderblich, in manchen Fällen für heilsam (Febris depuratoria) geltend u. schwere Folgen abwehrend, bald acut, bald chronisch, bald ursprünglich für sich bestehend (idiopathisch, essentiell, von Manchen geläugnet), bald Folgen u. Begleiter anderer Krankheitszustände (symptomatich), bald einfach, bald mit andern F-n verwikelt, bald sporadisch, bald epidemisch od. endemisch, bald gut-, bald bösartig, ansteckend od. nicht ansteckend, bald typisch, bald atypisch, bald stationär, bald nicht stationär, dem Jahres- od. Jahreszeitenwechsel folgend (Febres annuae) od. nicht, hinsichtlich des Verlaufs anhaltend, fortdauernd u. nur am Morgen schwache Nachlässe bildend (Febres continuae continentes), od. deutlichere Nachlässe bildend, nachlassend (F. continuae remittentes), od. völig fieberfreie Zwischenzeiten (Apyrexien) darstellend, Wechselfieber (F. intermittentes).

II. Die hauptsächlichsten nur selten einzeln fehlenden Fieberzufälle sind: Verstimmung des Gemeingefühls, Abgeschlagenheit mit einem eigenthümlichen Kraukheitsgefühle, die Empfindung von Frost u. darauf folgender Hitze (Fieberfrost u. Fieberhitze), beschleunigter Puls (Fieberpuls) u. Durst (Fieberdurst). Der Verlauf der F. ist vorzugsweise vor andern Krankheiten durch gewisse Zeiträume, Krankheitsstadien (s. Krankheit) ausgezeichnet, das der Vorboten, des Frostes, der Hitze, der Krisis u. der Reconvalescenz. Das F. endet entweder in Genesung, od. geht in andere Krankheiten od. in den Tod über. Die älteren Humoralärzte nehmen einen eigenen Krankheitsstoff, Fiebermaterie (Materia febrilis, Materia peccans) an, welche durch das F. gleichsam gekocht u. durch die Krisen aus dem Körper ausgestoßen werde.

III. Die äußeren u. inneren Veranlassungen der F. liegen im Wechsel der Jahreszeiten, sowohl in dem regelmäßigen, als auch in dem unregelmäßigen, in Veränderungen u. Verderbnissen der äußeren Last, im Wechsel der Temperatur, in örtlichen u. klimatischen Einflüssen, Miasmen, Contagien, Störungen der Verdauung u. in der Ernährung durch Übermaß od. schlechte Beschaffenheit der Speisen u. Getränke, in Verderbnissen der Verdauungssäfte, psychischen Störungen, Anstrengungen u. Erschütterungen, allgemeinem od. örtlichem Überfluß von Säften, bedeutenden Entleerungen von Säften, vorzüglich des Blutes, Verletzungen u. Störungen der körperlichen Organisation mancherlei Art, Wunden, Zurückhaltungen der Ab- u. Aussonderungen, in übermäßigen Anstrengungen der Körperhäfte, Erkältungen.

IV. Anlage zu F. geben das kindliche u. jugendliche Alter, hervorstehende Reizbarkeit des But- u. Nervensystems, so wie des Gemüths, schwächlicher Körperbau u. Störungen des Ernährungsprocesses mancherlei Art.

V. Die Gefahr der F. hängt vorzüglich ab von dem Zustande der Kräfte, der Constitution der Kranken, der Schwere der das F. bedingenden krankhaften Veränderungen im Körper u. dem herr. schenden Krankheitscharakter etc. Schlimme Zeichen sind insbesondere: kleiner, sehr schwacher Puls, trockene Zunge, anhaltende Delirien, trockene od. mit zu übermäßigen od. klebrigen u. kalten Schweißen bedeckte Haut, erschöpfender Durchfall u. andere Ausleerungen, Mangel der Krisen, unregelmäßiger Verlauf.

VI. Da die Natur in wenigen Krankheiten ihre Heilthätigkeit kräftiger entwickelt, als in den F-n, so gilt für die Behandlung derselben im Allgemeinen, daß bei geregeltem diätischen Verhalten in den leichtern Fällen ihre Kraft allein zur Heilung hinreicht. Bei Neigung zu Entzündung ist diese zu heben, bes. durch die Antiphlogistische Heilmethode (sd.), im Falle großer Hinfälligkeit durch stärkende, bes. nervenstärkende Mittel, wobei jedoch wohl zu beachten ist, in wie fern der Zustand wahrer, od. nur scheinbarer, auf bloßer Unterdrückung der Thätigkeit einzelner Organe od. Systeme beruhender Schwäche obwaltet. Im Beginn der F. gelingt es bisweilen durch eine kräftige Ableitung, ein Brechmittel, od. Bewirkung eines tüchtigen Schweißes die Krankheit in der Wurzel abzuschneiden. Im Zeitraume der Krisen sind bes. diese einzuleiten u. zu verfolgen. Bei symptomatischen F-n ist auf die örtliche Affection vorzüglich Rücksicht zu nehmen. Allgemeine Mittel gegen das F. (Fiebermittel) gibt es nicht. Die diörpers u. der Seele u. Abwehr aller dieser aufregenden Einflüsse, Entfernung eines grellen Lichteinflusses, eine 15° R. nicht übersteigende, nach Umständen eher kühlere Temperatur des Zimmers u. ein nicht zu warmes u. ungewohntes Lager zu forgen.[264] In den meisten F-n bedarf der Kranke keiner od. nur einer leichten Nahrung aus leichter Semel-, Wasser-, Schleim- u. Obstsuppe, od. Wasserkaltschale. zum Getränk, dessen Gebrauch man dem Kranken. nur nicht im Übermaße, gestatten kann, dienen am besten frisches Wasser, Zucker-, Brod-, Essig-, Himbeeressig-, Citronen-, Himbeersaft-, Maulbeersaft-, Sauerhonigwasser, Weinsteinsäure od. Cremor tartari in Wasser aufgelöst, Abkochungen von Obst, von Hafergrütze, Reis, Althee, Hirschhorn. Warme Getränke, bes. Thee aus Fliederblumen, Chamillen, Lindenblüthen sind nicht als allgemeine, sondern nur für die Beförderung der Schweißkrise taugliche, in mäßiger Weise zu genietzende Getränte zu empfehlen. Kräftigere Getränke u. Speisen passen nur für den Zeitraum der Wiedergenesung, erstere, z.B. Wein, früher höchstens bei tief gesunkener Nervenkraft.

VII. Bei der Eintheilung der F. ist theils auf deren Charakter, theils auf die bei denselben obwaltenden örtlichen Affectionen ungeordneter Systeme u. einzelner Theile (die Entzündung als solche ausgenommen) Rücksicht genommen worden. Sie sind demnach in 2 große Klassen geschieden worden: einfache u. zusammengesetzte F.

A) Einfache (Grund-) F.: a) Entzündungsfieber (Hitziges F., Gefäßfieber, Synocha. Febris inflammatoria), einfaches, entzündliches F. ohne hervorstechende Entzündung eines Theils des Körpers, welche dieses F. zwar auch oft begleitet, dabei aber mehr als symptomatisch erscheint, beginnt bald mit einem mäßigen, bald mit einem starken Froste von kurzer Dauer, auf welchen schnell anhaltende brennende Hitze folgt, mit lebhafter Röthe des Gesichts, großem Durst, starkem, hartem, vollem, nicht übermäßig beschleunigtem Pulse, rothgelbem, versehenem Blute, Verschlimmerungen am Abend, u. geringen Nachlässen am Morgen. überhaupt regelmäßigem Verlaufe. Das Entzündungsfieber entscheidet sich meist schon mit dem 7., selten erst mit dem 14. Tage durch Schweiß u. kritischen Harn, bisweilen auch mit durch Nasenbluten, u. tödtet für sich nicht, sondern nur durch Übergang in andere F. od. Entzündungen. In seiner mildesten Form verläuft es vorzüglich bei Kindern als Eintagsfieber (Ephemera), oft schon in einem od. höchstens 4–5 Tagen. Es erscheint vorzüglich bei jungen, wohlgenährten u. vollblütigen Personen, gesellt sich aber auch oft zu andern F-n, vorzüglich im Anfange derselben. Es erfordert antiphlogistische Mittel, Aderlaß etc. b) Der Synochus (Synochus) od. das Asthnische Gefäßfieber, zwischen dem Enzündungs-, Nerven- u. Faulfieber mitten inne stehend, zunächst sich an das vorige anschließend, aber schon verminderte Energie des Lebensprocesses u. größere Störung im Zustande der flüssigen Theile des Körpers zeigend, ohne daß jedoch das Nervensystem wesentlich, wie beim Nervenfieber, mitleidet, od. eine Ausartung der Mischung der Säfte, wie beim Faulfieber, statt findet, von mehreren Ärzten nur für ein gradweise von den andern Grundfiebern verschiedenes, durch individuelle od. örtliche Krankheitsanlage modificirtes F. angesehen. c) Das Nervenfieber (Febris nervosa). vorzüglich durch Huxham eingeführte Benennung eines F-s, das in seinen Zufällen ein Unterliegen der Lebensthätigkeit überhaupt u. der des Gehirns u. Nervensystems insbesondere andeutet, daher auch in seine Gange auf mannigfaltige Weise von der Einfachheit des Verlaufs eines gewöhnlichen F-s abweicht u. wodurch das Leben immer mehr od. weniger bedroht wird. In früherer Zeit wurde es überhaupt vorzüglich aa) als bösartiges F. (F. maligna), bezeichnet, in der neuern als Typhöses F. (Typhus), obschon letzterer Ausdruck auch in engerer Beziehung (s, unt. B) f) aa) gebraucht wird. Die hauptsächlichsten Kennzeichen des Nervenfiebers sind: schlaffer, bleicher, eingesunkener Ausdruck des Gesichts, mattes, staubiges u. glanzloses Ansehn der Augen mit einer bräunlichen od. schwarzen Kruste überzogene Nasenöffnungen, Lippen, Zahnfleisch u. Zunge, schlaffe, zusammengesunkene Haltung des Körpers, unruhiges Umherwerfen, häufiger Wechsel zwischen Darniederliegen u. Aufregung der Kräfte, geringes od. falsches Gefühl der Schwere der Krankheit, Widerspruch in den einzelnen Zufällen, bald große Empfindlichkeit, bald Abstumpfung der Sinne, Eingenommenheit, Schwindel, Schwere des Kopfs, Betäubung, Delirien, unruhiger Schlaf od. Betäübüngschlummer, Erschlaffung u. Kraftlosigkeit in allen Bewegungen, Zittern der Glieder, krampfhafte Erscheinungen von verschiedener Art, Schluchzen, Sehnenhüpfen, Flockenlesen, später Lähmungen einzelner Theile, sehr erschwerte Sprache u. Stimme, frequenter, kleiner, weicher, aber sehr veränderlicher u. unordentlicher Puls, trockene, brennend warme, bisweilen auch kühle Haut, klebrige, kalte Schweiße, trockene, brauue od. schwarze rissige Zunge, oft auch Meteorismus, Durchfall, Schwämmchen, Decubitus, Petechien, Friesel. Die Dauer der Krankheit beträgt 2–3, steigt aber auch oft bis zu 6–8 Wochen. Genesung erfolgt seltener durch regelmäßige Krisen, sondern mehr allmählig ohne bedeutende kritische Bestrebungen. Das Nervenfieber tödtet, als eine der gefährlichsten F-formen, bisweilen unerwartet. Am häufigsten erfolgt der Tod durch Erschöpfung der Kräfte, Lähmung, Entmischung der Säfte, Schlagfluß. Es verläuft bald acut, bald chronisch, bald mit vielfach wechselnder Aufregung der Nerventhätigkeit (F. nervosa versatilis), od. mit anhaltendem auffallendem Darniederliegen der Kräfte (F. nervosa stupida), od. offenbart im schlimmsten Grade einen lähmungsartigen Zustand (F. nervosa paralytica). bb) Das chronische, langwierige, schleichende Nervenfieber (F. nervosa lenta) erscheint immer nur sporadisch bald in Folge des acuten Nervenfiebers, bald anderer das Nervensystem zerrüttender Leiden. Die Cur des Nervenfiebers bietet große Schwierigkeiten dar, da die Natur theils selbst weniger dafür thut, als bei vielen andern F-n, theils auch dein Arzte weniger Anleitung dazu gibt. Da dasselbe sehr oft mit einem entzündlichen, gastrischen, schleimigen, galligen, katarrhalischen, auch rheumatischen Zustande als erstem Hauptstadium beginnt, so ist diesem gemäß im Anfange zu verfahren. Schwächende Eingriffe gestatten das Nervenfieber entweder nicht, od. nur im Anfange u. in vorsichtigem Maße, namentlich auch bei örtlichen Affectionen, bes. Aderlässe, Blutegel, Brechmittel, antiphlogistische Mittel. Hauptanzeige bleibt aber, die Käfte zu schonen u. zu heben. Als die wichtigsten Mittel hierzu galten sonst die sogenannten reizenden Nervenmittel, Baldrian, Serpentaria, Angelica, Arnica, das flüchtige Ammonium, berusteinhaltiges flüchtiges [265] Ammonium, Ätherarten, Wein, Campher, Moschus. Das schleichende Nervenfieber erheischt aber Berücksichtigung der es veranlassenden Zustände, vorzuglich eine stärkend nährende, leicht verdauliche Diät, Wein, China, Eisen etc. b) Das Faulfieber (Fehris pu trida), selten primär, meist secundär, in Folge anderer F. u. Krankheitszustände entstehende Fieberform, die sich durch eine der Fäulniß analoge Zersetzung u. Entartung des Blutes u. der dadurch bedingten Affection des Nervensystems andeutet. Eigenthümlich sind ihm große Schwäche u. Entkräftung, Veränderlichkeit u. Widerspruch der Symptome, entstelltes Aussehen des Kranken, heftige, beißende Hitze, die sich unter der aufgelegten Hand vermehrt u. ein höchst widerliches Gefühl hinterläßt, kleiner, weicher, veränderlicher Puls, große Schwäche, Petechien, Meteorismus, übelriechende colliquative Ausleerungen, namentlich Blutungen, Durchfälle, Neigung zu Brand, Schwämmchen etc. Ursachen sind: lebensschwächende u. zugleich die Blutbereitung störende Einflüsse aller Art, heiße, feuchte, durch faulige Substanzen verunreinigte Luft, Genuß von fauler, verdorbener Nahrung, Ansteckungsstoffe (ansteckendes F.), zurückgehaltene Ausleerungsstoffe, brandige Geschwüre u.a.m. Immer ist es eine das Leben höchst bedrohende Krankheit. Die Behandlung ist theils vorbeugend, theils therapeutisch, indem man die Ursachen u. Alles, was das Fieber unterhalten u. vermehren kann, hebt, den eigentlichen nervösfauligen Charakter u. seine Complicationen berücksichtigt, die dringendsten u. gefährlichsten Symptome beseitigt. Hauptmittel sind die antiseptischen, als Mineralsäuren, kohlensaures Gas, stärkend zusammenziehende Substanzen, bes. Chinarinde, flüchtig reizende Mittel u.a. Die sämmtlichen hier aufgeführten Grund- u. Cardinalsieber treten nun entweder rein u. isolirt auf, od. sie verbinden sich mannigfaltig unter sich od. mit den folgenden F-n u. selbst mit örtlichen u. andern Leiden. z.B. Entzündungen.

B) Zusammengesetzte F.: a) Das gastrische F. (Febris gastrica), ein mit krankhaften Absonderungen der Verdauungssäfte, Ansammlung derselben, so wie schlecht od. nicht verdauter Speisen u. Getränke etc. im Magen u. Darmkanale u. mit Leiden dieser Theile überhaupt verbundenes, anhaltend nachlassendes F. mit folgenden Arten: aa) Saburalfieber (F. saburralis), vorzugsweise von, im Magen u. Darmkanale angesammelten Unreinigkeiten herrührend, od. damit verbunden, äußert sich durch Mangel an Eßlust, Widerwillen gegen Speisen, vorzüglich Fleischspeisen, üblen, faden, bittern, sauren od. fauligen Geschmack, ähnliches Aufstoßen, schleimige od. kleisterige Beschaffenheit des Mundes, weißgelblich od. bräunlich belegte Zunge, starken Durst, Verlangen nach kühlen u. sauren Getränken, Ekel, Neigung zum Erbrechen, wirkliches Erbrechen, Kollern im Leibe, Abgang stinkender Blähungen, Verstopfung od. Durchfall, drückenden u. spannenden Schmerz in der Magengegend u. im ganzen Unterleibe, mit Austreibung desselben, schmutzig bleiche Gesichtsfarbe, mit dazwischen erscheinender dunkler Röthe, Kopfschmerz, mit überlaufender Hitze abwechselndes Frösteln, weichen, frequenten, unordentlichen, bisweilen auch langsamen Puls, trüben, lehmigen Urin. Dieses F. entscheidet sich vorzüglich durch Erbrechen u. Durchfall, u. die Hauptmittel dagegen sind deshalb auch Brechmittel u. die mildern, so wie die salzigen, kühlenden u. auflösenden Abführungsmittel. bb) Das Gallenfieber (F. biliosa), entsteht aus übermäßig vermehrter Absonderung einer meist krankhaft veränderten Galle, nimmt leicht einen entzündlichen Charakter an u. gibt sich zu erkennen durch eine dunkle, einen schmutzig grünlichen od. gelblichen Grund zeigende Röthe des Gesichts, mehr vollen Puls, stark brennende Hitze, Angst u. Unruhe, Kopfschmerzen, bisweilen Delirien, schmerzhaft spannenden od. brennenden Druck u. Vollheit in der Magengegend u. auch im ganzen Unterleibe u. Auftreibung desselben, bittern Geschmack u. gleiches Aufstoßen, Erbrechen von galligen Flüssigkeiten, Verstopfung, seltner gallige Durchfälle, großen Durst nach sauren u. kühlen Getränken, gelblich od. gelblichbraun, auch schwärzlich belegte, bisweilen auch reine Zunge, dunkelbraunen, sehr trüben od. gelblich gefärbten Urin, bisweilen gelbliche Hautfarbe, tritt vorzüglich im Spätsommer u. Herbst bei großer Hitze nach Diätfehlern u. Erkältungen auf u. entscheidet sich vorzüglich durch Erbrechen u. Durchfall. Brech- u. Abführungsmittel ähnlicher Art wie beim Saburralfieber sind die Hauptstützen der Cur. cc) Das Schleimfieber (F. pituitosa), erscheint meist als Synochus (s. oben A) b) vorzüglich im Frühjahre u. äußert sich durch eine bleich schmutzige Gesichtsfarbe, beschleunigten, schwachen u. unregelmäßigen Puls, abwechselnd brennende od. auch mäßig warme u. zugleich auch feuchte Haut, mit zähem Schleim belegte Zunge, Mangel an Appetit, häufiges Aufstoßen, faden, kleisterigen Geschmack, Spannung in der Magengegend u. im ganzen Unterleibe, Übelkeit, Erbrechen von Schleim, Verstopfung od. Neigung zu Durchfällen, katarrhalische Affection der Brust, Neigung zu Schwämmchen; dauert gegen 3 Wochen u. darüber. Schleimige Ausleerungen durch Erbrechen u. Stuhl, reichliche Schweiße, oft auch Friesel entscheiden die Krankheit gewöhnlich u. geben die Richtung für die Behandlung an. Leicht geht es in Nervenfieber über u. bildet daher oft dessen erste Hälfte. b) Atrabiläres F. (F. atrabilaria), ist eine acute Meläna u. mit Ausschwitzung schwarzgalliger Stoffe im Verdauungskanale verbunden. c) Gekrösfieber (F. mesenterica), ein mit Localleiden der Gekrösdrüsen verbundenes, vorzüglich bei Kindern vorkommendes F. d) Wurmfieber (F. verminosa), s.u. Wurmkrankheit. e) Schwämmchenfieber (F. aphthosa), s. Schwämmchen. f) Abdominalnervenfieber (F. nervosa, Typhus abdominalis): aa) Schleimfieber (Gastrisches F., Gallenfieber, Sporadischer Typhus, Sporadisches Nervenfieber), eine eigenthümliche, vorzüglich in der neuern Zeit näher u. ausgebreiteter beobachtete Form des Nervenfiebers, wo dasselbe in Verbindung mit einem Leiden der Schleimhaut des Magens u. Darmkanals vorkommt, beginnt meistens mit den Symptomen eines gastrischen, insbesondere eines schleimigen F-s, ist mit Schmerzen im Unterleibe in den untern Seitentheilen desselben, entzündlicher Reizung od. wirklicher Entzündung der Schleimhaut des Unterleibes, bes. auch mit Entzündung u. Verschwärung der Darmschleimhautdrüsen, vorzüglich im untern Theile des Dünndarms (Ileitis pustulosa), mit Durchfall, der oft blutig ist, etc. verbunden; bb) jedes mit Unterleibsleiden[266] anderer Art verbundene Nervenfieber. g) Wechselfieber (Kaltes F., Frieren, F. intermittens), besteht aus einzelnen Fieberanfällen (Paroxysmen), mit einer jedesmal mitten inne liegenden fieberfreien Zeit (Apyrexie), ist ausgezeichnet durch, in der Regel stärkeren u. länger dauernden Frost, als er bei anderen F-n vorkommt, welchem eine heftige Hitze folgt, die in einen allgemeinen, mehrere Stunden anhaltenden, sauer riechenden Schweiß übergeht u. worauf auch ein kritischer, einen ziegelmehlartigen Bodensatz bildender Urin ausgesondert wird, womit der Kranke zu dem Zustande eines erträglichen Wohlbefindens, bei welchem er selbst bisweilen seine Geschäfte verrichten kann, zurückkehrt. Das Wechselfieber ist bald eintägiges F. (F. intermittens queotidiana), wo alle 24 Stunden, bald dreitägiges F. (F. i. tertiana), wenn nur den 3. Tag, bald viertägiges F. (F. i. quartana), wenn nur den 4. Tag ein Anfall eintritt. Zu den Abweichungen gehören die doppelten Wechselfieber, z.B. das doppelte eintägige Wechselfieber (F. quotidia na duplex) wo alle Tage 2 Anfälle, u. das doppelte dreitägige (F. i. tertiana duplex), wo alle Tage ein Fieberanfall erscheint, wobei sich die um den anderen Tag erfolgenden gleichen, od. wo um den anderen Tag jedesmal 2 Anfälle auftreten F. i. t. duplicata), u. das doppelte viertägige Wechselfieber (F. i. quartana duplex), wo am 1., 2., 4. u. 5. Tage Anfälle erfolgen, von denen der 1. u. 4. u. der 2. u. 5. sich gleichen, od. alle 4 Tage 2 Anfälle erscheinen (F. i. q. duplicata). Eine von den schlimmsten Formen stellt das halbdreitägige Wechselfieber (F. i. semitertiana s. Hemitritaeus) dar, welches durch ein Zusammentreffen eines anhaltenden F-s mit einem dreitägigen Wechselfieber zu Stande kommt, obwohl man mit diesem Namen auch ein mit einem eintägigen Wechselfieber zusammentreffendes dreitägiges od. ein doppeltes dreitägiges bezeichnet hat. Auf eine ähnliche Weise kann auch ein eintägiges Wechselfieber mit einem anhaltenden zusammentreffen F. amphemerina), od. ein viertägiges F. tetartaeophya). Erhalten dabei die anhaltenden F. das Übergewicht (F. i. subcontinua), so werden diese F. leicht gefährlich. Das Wechselfieber erscheint vermöge seines typischen Verlauss als eine zunächst in dem Nervensysteme wurzelnde dynamische Krankheit, die jedoch sehr innig mit Leiden der Verdauungswege zusammenhängt u. bei langwieriger Dauer immer zu einem kachektischen Zustande, selbst zu Krankheiten der Unterleibseingeweide, namentlich Anschwellungen der Milz u. Leber (Fieberkuchen) führt. Die Anfälle erscheinen bald regelmäßig, bald unregelmäßig (F. i. erratica), manchmal früher (Typus anteponens), manchmal später (T. postponens), u. dehnen sich mitunter auch so aus, daß das Ende des einen mit dem Anfange des anderen zusammentrifft (F. i. subintrans). Sie haben zwar in der Regel einen gastrischen, bisweilen aber auch einen entzündlichen od. nervösen Charakter, bisweilen treten einzelne Zufälle, wie Kopfschmerz, Schlafsucht, Apoplexie, Ohnmachten, hinzu (F. i. comitata), die sehr gefahrvoll werden können (F. i. perniciosa). Auch gibt es Zufälle od. Krankheiten, die dem Typus der Wechselfieber folgend auch gleiche Heilart wie sie verlangen u. deshalb versteckte Wechselfieber (F. i. larvata) genannt werden. Die Wechselfiebern verdanken ihre Entstehung dem Sumpfmiasma u. sind daher auch an feuchte u. sumpfige Gegenden gebunden. Sie sind bei strenger diätetischer Haltung kein so gefährliches, bisweilen auf andere Krankheitszustände sogar wohlthätig wirkendes, aber ohne Dazwischentreten der Kunst sehr leicht langwierig werdendes u. sehr zu Rückfällen u. zu Nachtkrankheiten geneigtes Leiden. Schutz dagegen gewährt hauptsächlich das Vermeiden des Sumpfmiasma, u. die Entfernung aus dem Bereich desselben trägt nicht nur wesentlich zur Heilung bei, sondern macht sie bisweilen auch allein möglich. Wer dasselbe nicht meiden kann, muß sich vorzüglich durch strenge u. kräftige Diät, Vermeidung der Erkältung, des Aufenthalts im Freien am Morgen, Abend u. bei Nacht u. den Gebrauch bitterer aromatischer Magenmittel dagegen zu schützen suchen. Die eigentliche Cur erheischt sowohl während derselben, als auch längere Zeit nachher ein streng geregeltes diätetisches Verhalten. Sie wird gemeiniglich mit Brech- u. Abführmitteln begonnen. Das sicherte Fiebermittel Febrifugum bleibt die China, bes. in der Form des schwefelsauren od. salzsauren Chinins. h) Rheumatisches F., s. Rheumatismus. i) Katarrhalfieber, s. Katarrh. k) Exanthematisches F., s.u. Hautausschläge. l) Schlaffieber (F. soporosa senum), dem Greisenalter eigenthümliches, bisweilen aber auch bei Kindern vorkommendes, bald entzündliches, bald katarrhalisches od. auch nervöses F. mit anhaltender Schlafsucht als dem Hauptkennzeichen, geht leicht in Schlagfluß über. m) Kindbettfieber, s.u. Kindbetterin. n) Ruhr, s.d. o) Typhus, s.d. p) Petechialfieber, s. Petechien. q) Pest, s.d. r) Englisches Schweißfieber, s.u. Englischer Schweiß. s) Gelbes F., s.d. t) Sumpffieber F. paludosa, Marschfieber, Malaria); dies aus dem Sumpfmiasma entstehende, vorzüglich junge u. kräftige Personen u. solche, die in der Gegend, wo es herrscht, fremd sind, heimsuchende u. ihnen mehr als Andern Gefahr bringende F. beruht auf einer eigenthümlichen, zum fauligen Zustande hinneigenden Beschaffenheit des Blutes, Anhäufung desselben im Unterleibe, ist selten entzündlich, meist asthenisch, im schlimmsten Gradeselbst faulig, neigt sich immer sehr zum Wechselfieber u. tritt entweder als solches auf, od. auch als anhaltendes, od. als aus beiden gemischtes F., s. oben g). u) Zahnfieber, s.u. Zahnen. v) Milchfieber (F. lactea), am 2. bis 4. Tag nach der Entbindung öfter eintretendes, leichtes u. schnell vorübergehendes F., meist an den stärkeren Eintritt der Milch in die Brüste geknüpft. w) Hektisches F. (F. hectica, Zehrfieber, Auszehrendes od. Schleichendes F.), F. mit langsamem Verlauf, in einzelnen Anfällen auftretend, mit auffallendem Schwinden der Kräfte u. großer Abmagerung, sich bald an eine trockene, nicht wesentlich mit Ausleerungen verbundene Abzehrung knüpfend, bald aus allgemeiner od. örtlicher Schwäche, Mangel an Nahrungsstoffen, Säfteverderbnissen, Kachexien, übermäßigem Verbrauch der Nervenkraft, od. Unbrauchbarkeit, insbesondere Vereiterung u. Zerstörung einzelner Organe herrührend. Zeichen desselben sind: nach leichtem Frösteln in der Haut auftretendes, vermehrtes, nach u. nach zu brennender Hitze, Anfangs vorzüglich in den lebhaft gerötheten Wangen, den[267] Handflächen u. Fußsohlen steigendes, vermehrtes Wärmegefühl nach dem Mittagsessen u. in den Abendstunden, mit beschleunigtem, härtlichem u. ungleichem Pulse, worauf gegen Morgen ein klebriger, nach u. nach profus werdender Schweiß folgt, u. der Kranke sich im Ganzen leidlich befindet, auch guten, selbst verstärkten Appetit hat. Dazu gesellt sich auffallende Abmagerung; das F. wird mehr u. mehr anhaltend, bis endlich eolliquative Schweiße u. Durchfälle den Tod herbeiführen, ohne daß der Kranke bis zuletzt Gefahr ahndet. Die Behandlung besteht in Mäßigung des F-s, Beschränkung der übermäßigen Ausleerungen, Stärkung der Verdauung, kräftiger, nährender, aber leicht verdaulicher Nahrung, dem Gebrauch der Milch, des Molkens, der China, des Isländischen Moses etc. x) Entkräftungssieberalter Leute, bei Alten bald in Folge von entzündlichem Zustande der Schleimhaut des Magens u. Darmcanals, od. von Marasmus der Verdauungsorgane entstehendes F. mit großer Hinfälligkeit, Schmerzen im Unterleibe, Üblichkeit, Würgen od. Erbrechen, trockener Haut, rother Zunge, meist natürlichem Pulse, Verstopfung, endet meist durch tödliche Schlafsucht. y) Wundfieber, s.u. Wunden. z) Eiterungsfieber, s.u. Eiterung. aa) Speichelfieber, Begleiter eines heftigen Speicheflusses. bb) Mercurialfieber, entsteht durch starke, länger fortgesetzte Einwirkung des Quecksilbergebrauchs. Vgl. R. Morton, Pyretologia, Lond. 1629, 2 Bde.; Th. Sydenham, Methodus curandi febres, Amsterd. 1666; Th. Glaß, De febribus, Wien 1786; I. C. Reil, Erkenntniß u. Cur der F., 3. Aufl. Halle 1826, 3 Bde.; F. G. Boisseau, Pyrétologie, 4. Ausg. Par. 1831; A. F. Chomel, Die F. u. Pestkrankheiten, aus dem Französischen von Becker, Lpz. 1822; Baumgärtner, Über die Natur u. Behandlung der F., Frankf. 1827, 2 Bde.; Knolz, Systematische Eintheilung der F., Salzb. 1827; Brown, Med. essays on fever, Lond. 1828; I. R. Bischoff, Grundsätze zur Erkenntniß u. Behandlung der F., 2. Aufl. Wien 1830; Blaudin, Nouvelle pyretographie, Par. 1838; G. Mugna, Della febbre, Padua 1844; Heidenhayn, Das F. an sich u. das typhöse F., Berl. 1845; Delpech, De la fièvre, Par. 1847; Stäger, Das F. u. die neuesten Fiebertheorien, Mitau 1857.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 264-268.
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