1. Adel allein bei Tugend steht, aus Tugend aller Adel geht.
Frz.: Noblesse vient de vertu. (Dict. de l'Acad., 1835.) Aber auch: La source de noblesse est fraude et vitesse.
2. Adel entspringt nicht aus Blut, er ist der Tugend Heirathsgut.
3. Adel gehet nicht für Ehrbarkeit.
5. Adel ist von Bauern her.
Frz.: Le tiers estat est le seminaire de noblesse. (Adag. franç., XVIme – siècle.)
6. Adel macht den Kohl nicht fett.
It.: La nobiltà è una magra vivanda in tavola del povero nobile.
7. Adel muss man durch Tugend erstreben, er wird durch Geburt nicht gegeben.
Frz.: Nulle noblesse de paresse. (Leroux, 11.)
It.: La nobiltá non s'acquista nascendo ma virtuosamente vivendo.
8. Adel ohne Geld gilt wenig in der Welt.
It.: La nobiltà poco si prezza se vi manca la richezza.
9. Adel ohne Tugend ist eine Nussschale ohne Kern, ein Ei ohne Dotter.
10. Adel ohne Tugend und eine Laterne ohne Licht leuchten beide nicht.
It.: La vera nobiltà deve esser accompagnata con l'honestà.
11. Adel sitzt im Gemüthe und nicht im Geblüte.
Lat.: Stemmata quid prosunt, si virtus deficit omnis. – Virtute decet non sanguine niti.
12. Adels Mutter ist die Ehre, Adels Tochter ist die Wehre.
13. Adel stehet wohl bei Tugend.
Adel allein bei Tugend steht, aus Tugend aller Adel geht. (Brandt, 76.)
It.: La vera nobiltà male non fà.
14. Adel – Tadel. – Parömiakon, 3213; Körte, 45.
So schön die Wörter reimen, so wenig vertragen sich die Begriffe. Adelig muss sein untadelig. Stammbäume nützen nichts, wo jede Tugend mangelt. Adel kommt von Tugend, und Edelleute sind nur die, welche edle Thaten vollbracht. Ein Federstrich kann adelig machen, doch edel kann kein Kaiser machen. Cardinal Richelieu sagte: »Ich will so viel Herzöge machen, dass es eine ebenso grosse Schande sein soll, einer wie keiner zu sein.«
Frz.: Il n'y a generation où il n'y ait putain ou larron.
Span.: No ay generacion, do no ay puta o ladron.
15. Adel, Tugend, Kunst, sind ohne Geld umsunst.
Dadurch wird der Geldadel zum vornehmsten erhoben, obgleich er unstreitig der erbärmlichste ist. Der Geburtsadel lebt wenigstens in der Erinnerung ehemaliger Grösse; der Geldadel aber nährt den dümmsten Stolz auf ein todtes Metall und macht die Seele und die Finger zugleich schmuzig.
16. Adel, Tugend und Talente sind nichts ohne Rente.
17. Aller Adel hat einen Misthaufen zum Vater und die Fäulniss zur Mutter.
18. Auch der Adel braucht die Nadel.
Der Höchste bedarf der Dienste der Niedern.
19. Auf alten Adel leiht der Jude keinen Pfennig.
Wie viel der Christ?
20. Dem fehlt der Adel, der nichts kennt, als Tadel.
21. Der Adel macht die Klöster reich und die Klöster den Adel arm.
Durch Fürsten, Grafen, Ritter u.s.w. wurden die meisten Klöster gestiftet und so reichlich begabt, dass ihre Familien den Verlust so vieler Güter empfanden und zuletzt in Armuth sanken, während die Klöster aufblühten und in Ruhe die erhaltenen Reichthümer verzehrten. (Kirchhofer, 3.)
22. Der Adel und der Hühnerhund machen die Liebe der Jäger zu den Hasen kund.
Chamfort sagt: »Der Adel sei der Vermittler zwischen dem Monarchen und dem Volke wie der Hühnerhund zwischen Jäger und Hasen.«
[28] 23. Der Adel wohnt in keinem Kinderrocke.
24. Eines Adels sind wir alle, sprach zur Perle die Glaskoralle.
Von denen, welche glauben adelig genug zu sein, wenn sie in äusserm Pomp erscheinen, ohne den Adel der Gesinnung zu besitzen.
25. Für Adel kauft man (gibt) kein (Bäcker) Brot.
26. Je älter der Adel, je morscher der Baum.
Frz.: Cent ans bannière et cent ans civière.
Lat.: Generosa in ortus semina exsurgunt suos. (Plaut.)
27. Jeder Adel hat seinen Tadel.
Auch der Beste hat seine Fehler.
Frz.: Nul sans vice.
28. Lass dem Adel seine Jagden, den Bauern ihre Kirchweih und den Hunden ihre Hochzeiten, so bleibst du in Ruhe.
29. Morscher Adel und steifer Knecht dienen ihrem Herren schlecht.
30. Neugebackner Adel vergisst der Leute Namen.
31. Vor allem Adel Tugend geht, mit Adel Tugend wohl besteht.
Lat.: Nobilitas sola est atque unica virtus.
32. Wer den Adel blos im Namen hat, dess Stammbaum reicht nicht in den Himmel.
33. Wer in den Adel erheben will, muss selbst von Adel sein.
*34. Einem seinen Adel benehmen.
*35. Er ist vom Adel, so die Nase an den Aermel wischt.
*36. Er ist von gutem Adel; sein Vater ging mit einem Paar Ochsen zur Jagd. (Schweiz.)
Spott auf die Neugeadelten.
Frz.: Il est gentilhomme, son père allait à la chasse avec un fouet.
*37. Sein Adel riecht nach Knoblauch und Pfeffer.
Sagt der alte Adel spöttisch vom spätern.
Frz.: C'est un noble de nouvelle Impression.
*38. Seinen Adel aus dem Geldsack haben (oder: auf den Geldsack stützen).
Von denen, die wegen ihres Vermögens eine vornehme Rolle spielen, ohne durch Bildung, Verdienst oder Geburt dazu berechtigt zu sein.
Lat.: Generosus es ex crumena. (Erasm., 174.)
*39. Von gutem Adel sein.
Frz.: Noble comme le roi.
zu2.
Frz.: La vraie noblesse est celle du cœur. (Cahier, 1156.)
Holl.: De adel der ziel is meer waardig dan de adel des geslachts. (Bohn I, 303.)
Lat.: Nihil est nobilitas generis, nisi morum nobilitas adsit et humanitas. (Philippi, II, 22.)
zu4.
Lat.: Miserum est, alienae incumbere famae. (Juvenal.) – Nam genus et proavos et quae non fecimus ipsi. (Ovid.) – Non genus virum ornat, generi vir sorti loco. (Accius.) (Faselius, 147.)
zu6.
Holl.: Adel is een arm geregt. – Adel is eene dunne schotelspijs. (Harrebomée, I, 10b.)
zu8.
Engl.: Gentility without ability is worse than plain beggary. (Bohn II, 97.)
zu10.
Dän.: Adel uden dyd er en lygh uden lys. ( Prov. dan., 6.)
Schwed.: Adel utan dygd är lykta utan ljus. (Wensell, 5; Sv. Ordspråkb. 1.)
zu11.
Entgegen der mittelalterlichen Anschauung, nach welcher lediglich der Geburtsstand das Maass der Tugend ist und Freiheit wie Eigenschaft im Blute rollt. (Graf, 33, 70; Kirchhofer, 210; Braunes, 21; Simrock, 83.)
Schwed.: Adel sitter i modet, icke i błodet. (Strömbäck.)
zu14.
»Adel, tadel. Gelt ist der Adel, gelt ist ohne tadel.« (Henisch, 21, 45.)
zu15.
Lat.: Nihil sine pecunia; hoc est: nisi habueris pecunias, nec nobilitas, nec scientia, aut virtus proderit. (Bebel-Suringar, 213.) (Es ist damit auf die noch unter der Presse befindliche Ausgabe Bebel's von Dr. Suringar in Leiden verwiesen.)
zu39.
Lat.: Ab Eleabutadis ducit genus. (Erasm., 752; Tappius, 68b.)
40. Adel gehet auss tugent. – Henisch, 21, 44.
41. Adel gesellt sich nicht zu Plebs.
Holl.: Adel moet bij adel, en stront bij zijn' broêr wezen. (Harrebomée, II, 10b.)
42. Adel hin und Adel her, wer edel thut, ist ein Edelherr.
Dän.: Adel her, adel der; hvo aedelt giör, vist adel er. (Prov. dan., 6.)
43. Adel ist der Tugend kron vnd lohn. – Lehmann, 135, 1.
44. Adel ist ein sehr günstig Ding. – Graf, 32, 39.
Wegen der bedeutenden Vorzüge, die dieser Stand genoss. Wer ihm angehörte, war vollständig frei. Mit dem Begriff der Freiheit verband die mittelalterliche Anschauung die Vorstellung von Gerechtigkeit, Weisheit, Tugend und alle löblichen Eigenschaften, während sie den Unfreien jede Schalkheit zumass.
Altfries.: Diu adelheit is em seer gonstich thing. (Richthofen, 254, 2.)
45. Adel ist nichts on Tugent. – Agricola, II, 307.
46. Adel ist sterblich, die Dummheit ist erblich. – Schottmüller, Ms.
47. Adel kommt von Natur und nicht von Amt. – Graf, 33, 62.
Nach mittelalterlicher Anschauung ist der Adelige geborener Heerführer, Richter, Beamter. Alle Rechte [714] und Aemter sind Folgen, nicht Ursachen seines Adels. Das Amt kann niemand adeln.
Mhd.: Adel komet von naturen unde nicht von ammecht. (Daniels, 339, 19.)
48. Der Adel muss einen Bogen haben und sollte die Trommel die Saiten (Sehnen) spannen.
Holl.: De adel moet eenen boog hebben, al' zou de drommel de pees spannen. (Harrebomée, I, 10b.)
49. Adel, Pfaffen und Fledermäuse, Huren, Juden und Filzläuse, wo die nehmen überhand, sind verloren Leut' und Land.
50. Adel, tugent, kunst seind on gelt vmbsonst. – Franck, I, 82.
51. Adel und Stände muss man nicht mehr souteniren, sagt Kaunitz.
Nämlich als sie nach dem Frieden von 1763 die weitern Steuern verweigerten.
52. Adels Schwester ist Demuth, kein Menschen sie verachten thut. – Lehmann, 136, 10.
53. Alter Adel und alte Ritterschaft entspriesst dem Könige. – Graf, 28, 9.
König oder Kaiser bezeichnen in der Rechtssprache des Mittelalters den Träger der höchsten Gewalt.
Mhd.: Aller adel unde alle ritterschaft enspruzit von dem koninge. (Daniels, 217, 38.)
54. Armer Adel frisst das Land.
Justus Möser vergleicht in einer erbaulichen Betrachtung den Staat mit einer Pyramide. Diese darf an der Spitze nicht zu dick sein, das heisst: die landesherrliche Familie darf nicht zu zahlreich sein, ebenso wenig darf sie in der Mitte eine zu grosse hohe Dienerschaft am Halskragen, oder zu viel unbegüterten Adel am Bauche haben. Unten kann sie nicht leicht zu zahlreich, zu stark und nicht leicht zu gut gefugt sein.
55. Auch den alten armen Adel kan man mit eim Judenspiess erobern. – Lehmann, 138, 34.
56. Dein Adel ist verspilt, so du nicht selber fromb sein wilt. – Henisch, 21, 69.
57. Der Adel thut wie die Schwein, die Bawren wie die Hunde, die stehen nicht fest einer bey dem andern. – Henisch, 213, 9; Petri, II, 80.
58. Der neubackene Adel vergisst, wie die Leute heissen. – Rochholz, Tell und Gessler in Sage und Geschichte, Heilbronn 1877, S. 387.
59. Der rechte Adel nicht aussen Geblut, sondern auss Tugend herspringen thut. – Lehmann, II, 41, 25.
60. Die von Adel haben viel Schritt neher zur Tugend als der gemeine Mann. – Lehmann, 136, 12.
61. Dess Adels Anfang ist der Vnedel. – Lehmann, 137, 28.
62. Echter Adel verletzt niemand.
Frz.: Vraie noblesse nul ne blesse. (Bohn I, 64.)
63. Eines adels seind wir alle. – Henisch, 21, 46.
64. Es sind nie weniger von Adel gewesen, als da jedermann will vom Adel sein. – Opel, 381.
65. Lebt der Adel ohn' Vernunft, so g'hört er in die Bauernzunft. – Kirchhofer, 210.
66. Nachdem der Adel hat angfangen, erblich auch an böse zu langen, hett sein würde vnd eigenschafft, wol halb verloren seine krafft. – Loci comm., 144.
Lat.: Postquam degeneres coeperunt nobilitati, nobilitas coepit in multis degenerare.
67. Nicht Adel, adelicher stam, die That adelt, die man recht fürnam. – Henisch, 21, 62.
68. Rechten Adel spürt man an adeligen Tugenden, nicht an Kleidern oder Ketten. – Henisch, 21, 38; Petri, II, 513.
Was der Adel unter adeligen Tugenden versteht, kann man zum Theil aus den Zunamen ersehen, den früher adelige Geschlechter führten. Bei den Dänen finden wir die gekrönten Juul's, die kühnen Vind's, die treuen Kruse's, die schönen Marsvin's, die guten Grubb's, die lustigen Brahe's, die kostbaren Lycko's, die hochgesinnten Skram's, die beredten Parsberg's, die schwarzbärtigen Munk's, die bösen Brusk's u.s.w. (Prov. dan., 6.)
69. Was hilfft Adel, wo kein Gelt ist. – Henisch, 1475, 41; Petri, II, 598.
[715] 70. Wer seinen Adel adelt, ist adelig geadelt; wen nur sein Adel adelt, wird adelig getadelt. – Junker und Pfaffe, 17.
71. Wo Adel vnd Ehr beysammen seyn, dabey gehet Ehr auss vnd ein. – Lehmann, 136, 8.
*72. Er ist von Adel, er hat ein Grübchen im Kinn.
Holl.: Hij is zeker van adel, want hij heeft eene kloof in de kin. (Harrebomée, I, 10b.)
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