Hirsch [1]

[403] Hirsch (Cervus), 1) Gattung aus der Ordnung der Wiederkäuer u. der Familie der Geweihthiere. Die H-e haben aufrechte, ästige Geweihe (s.d.), welche jedoch mit Ausnahme des Rennthieres dem Weibchen fehlen, meistens Thränengruben, keine Eckzähne, od. nur bei den Männchen, u. dann nur im Oberkiefer, unten 8 Vorderzähne, oben keine, u. oben u. unten jederseits 6 Backenzähne. Die Füße haben außer den eigentlichen Hufen noch 2 Afterhufe. Rehe, Renn- u. Elennthiere haben auch Klauendrüsen, einige Arten haben auf der Innenseite des Fersengelenkes eine mit einem Haarpinsel verdeckte Drüse. Der Edelhirsch hat ein 5 Zoll[403] langes Organ, das aus kleinen Läppchen od. Körnchen besteht, eine gelbbraune Flüssigkeit enthält u. die 8 letzten Schwanzwirbel umgibt; alle weiblichen Thiere dieser Gattung unterscheiden sich übrigens mit Ausnahme des Muntjaks, von den ähnlichen Antilopen durch die Haarbürsten od. Pinsel am Hinterfuße. Fast bei allen Arten dieser Gattung finden wir dieselbe Schönheit der Formen, dasselbe Ebenmaß der Verhältnisse; ihr schlanker, doch kräftiger Hals trägt in anmuthiger Haltung den schön geformten Kopf, gleichsam stolz auf das Geweih, welches jährlich verjüngt, oft zu bedeutender Höhe seiner Stirn entsproßt; die schlanken, doch kräftigen Glieder verrathen die hohe Leichtigkeit ihrer Bewegungen. Doch findet sich so in ihrem Ideale nur die Gattung in den ergiebigen Waldungen u. Weiden der gemäßigten u. heißen Zone. Im höheren Norden ist dagegen die Anmuth der Gestalt einem höheren Zwecke geopfert, indem die Natur das hochbeinige Elk od. Elennthier für die buschigen Brüche der Wälder, das niedrige Elennthier für die mit Flechten u. kümmerlichem Baumwuchse besetzten Triften der Polarzone bestimmte. In mancher Hinsicht dem Moschusthiere ähnlich, weicht auch das Reh etwas vom Typus der H-e ab u. scheint nur dem Norden der östlichen Hemisphäre eigen; denn das sogenannte Kanadische Reh (Cervus bucurus) ist eigentlich ein langschwänziger kleiner H. Die Arten dieser Gattung sind folgende: A) Elenn (Alces): a) das Gemeine Elenn (Cervus Al-ces s. Alces palmatus Gray.), s.d.; b) das Original- od. Moosdeer (Amerikanisches Elenn, Cervus Original), s.d.; c) das Vorweltliche Riesenelenn (Riesenhirsch, C. giganteus), s.d. B) Rennthiere (Tarandus): d) Gemeines Rennthier (C. Tarandus s. Tarandus rangifer), s.d.; der Attehk der Creeindianer ist C. Tarandus var. sylvestris u. der Bedseeawseh der Kupferslußindianer ist C. Tarandus var. arctica. C) Damhirsche (Dama Gesn.): e) der Damhirsch (Cervus Dama s. Dama vulgaris), s.u. Damhirsch. D) Edelhirsche (Elaphus): f) der Edelhirsch (C. elaphus), s. Edelhirsch unten 2); g) der Wapiti od. Canadische H. (Cervus canadensis Briss.), s.d.; h) der Nordwestamerikanische H. (C. occidentalis); i) Wallips od. der Nepaulsche H. (C. Wallichii). E) Roßhirsche (Hippelaphus): k) der Rosshirsch des Aristoteles (engl. Blaakdeer, Great Acis; Rusa Aristotelis, C. Aristotelis), in Bengalen, am Kaukasus etc.; l) Peron's H. (C. Peronii), in Timor; m) der Malaccahirsch (C. malaccensis), aus Malacca; n) der Eigentliche Roßhirsch (C. equinus), in Ostindien, Java; o) der Pferdehirsch (C. Hippelaphus), in Java, Sumatra etc.; p) der Russahirsch (C. Russa), der gemeinste H. auf dem Ostindischen Archipel. Außerdem gehören hierher etwa noch 8 Arten: F) Axis: q) der Axis (C. Axis), in Bengalen, s. Axis; r) der Schweinshirsch (C. porcinus), s.d., in Ostindien; der Unechte Axis (C. Pseudaxis) ist wohl nur eine Varietät des Axis. G) Rehwild (Capreolus): s) das Reh (C. Capreolus), s.d.; t) das Weißsteißige Reh, der Ahu der Perser u. Bucharen (C. Ahus s. Capreolus Pygargus), in Hyrkanien u. Nordasien. H) Rehhirsche (Mazama s. Cariacus s. Dorcephalus): u) der Virginische H. (C. virginianus s. strongyloceros), im Norden Südamerikas u. in einem großen Theile Nordamerika's; v) der Mexicanische H. (C. mexicanus), in Mexico; w) der Großöhrige, Schwarzgeschwänzte H. (C. macrotus s. auritus), in Nordamerika; x) der Langgeschwänzte H. (C. macrourus), in Amerika; y) der Pampashirsch (C. campestris s. leucogaster), in Brasilien etc.; k) der Sumpfhirsch (C. paludosus), am Platastrome; aa) der Hainhirsch (C. nemoralis), in Mittelamerika; bb) der Kleine H. (C. humilis), bis zur Schulter 11/2 Fuß hoch, in Chili. I) Spießhirsche (Subulo, Passalites): cc) der Rothe Spießhirsch (C. rufus), in Südamerika; außerdem noch K) Muntjaks (Styloceros s. Muntjacus): dd) der Muntjak (C. Muntjak) im Himalajagebirge; ee) der Javanische Muntjak (C. javanus) von Sumatra, Ceylon, Java; ff) der Philippinenmuntjak (C. philippinus), von den Philippinen, u. noch 5 andere Arten. Auch fossile (vorweltliche) Hirscharten gibt es außer dem schon genannten C. giganteus viele, u. zwar mindestens 50 Arten. 2) (Edelhirsch, Rothhirsch, Rothwild, Edelwild, C. elaphus), das Männchen (Hirsch, Hirschbock, Hirschboll) oft 6–7 Fuß lang, 31/2 Fuß hoch, Gewicht 300 bis 500 Pfund, Kopf klein, Ohren eirund zugespitzt, unter den Augen im Schädel die einen Zoll tiefe Thränenhöhle, in ihr eine weiche, schmierige, mit Haaren vermischte Masse (Hirschthränen), zuletzt hart, hornig (Hirschbezoar, ehedem officinell), die der H. dann ablegt; 34 Zähne; Hals lang, zottig, Beine hoch, oben stark, unten sehr dünn, Farbe vom April bis October gelb od. braunroth, alsdann graubraun, Unterleib weißlich; über das Geweih s. Gehörn; das Weibchen (Hirschkuh, Thier, Wild) ist kleiner, 200–300 Pfund schwer, geht gebeugter, hat kein od. nur sehr selten u. alt Geweih. Das junge Thier während des ersten halben Jahres heißt Wildkalb, der junge H. aber u. im weitern Sinne auch das Weibchen Hirschkalb u. das Wildkalb vom ersten halben Jahre bis zu seiner Begattung im zweiten od. dritten Jahre Schmalthier, ausgewachsen heißt es Altthier. Es gibt von dem H. noch mehrere Varietäten, dergleichen sind: der Berghirsch, gedrungener, schwerer u. dunkler, mit niedrigerem Geweih, in Bergwaldungen; Landhirsch (Auhirsch, Sandhirsch), gestreckter, leichter u. gelber, in sandigen Wäldern u. sumpfigen Auen; Brandhirsch, dunkler, am Halse zottig, fast schwarz, bes. in Böhmen; der Weiße H. (Albino od. Kakerlak der H-e), mehr in Thiergärten, der Gefleckte H. (Bleßwild), Silberfarbene H., Schwarze H. Unter den Theilen des H-es ist dessen Geweih (Gehörn, s.d.) sehr merkwürdig. Nach dem Geweih werden auch die ferneren Benennungen des H-es meist bestimmt. Mit 1/2 Jahre setzt das Hirschkalb gewöhnlich auf u. wird so Spießer (Spießhirsch); im zweiten Jahre wechselt er wieder (es geschieht dies von März bis Juni) u. wird Gabelhirsch; nach dem dritten Jahre erhält er an jeder Stange 6–8 Enden (Sechsender, Achtender); nach dem vierten Jahre hat er eben so viel, nach dem fünften Jahre 10, nach dem sechsten 12, nach dem siebenten 14, nach dem achten 16 Enden (Zehn-, Zwölf-, Vierzehn-, Sechzehnender). Von da an nimmt die Anzahl Enden nicht zu, od. sie erscheinen[404] nur an der Krone. Außerdem kennt der Jäger das Alter des H-es an der Stärke, Unebenheit des Gehörns, Größe des Rosenstocks etc. Zuweilen erhalten die H-e, bes. bei Parforcejagden, noch andere Namen, so heißen H-e unter 4 Jahren junge H-e (scherzhaft Schneider), die gleich alten Thiere junge Thiere, dreijährige H-e H-e vom zweiten Kopfe, H-e von 4–5 Jahren H-e vom dritten u. vierten Kopfe, im sechsten Jahre schlecht (gering) jagdbare, im siebenten gut jagdbare H-e, ausgewachsene im achten Jahre Capitalhirsche (Haupt-, gute, altjagdbare H-e), nach dem achten Jahre heißt er überjagdbar, H-e, die noch kolben, Kolbenhirsche, H-e mit Kronengeweih Kronhirsche. Außer dem Geweih haben noch fast alle andern Theile des H-es in der Jagdsprache eigene Namen. Der Kopf heißt Kopf, seltner Grind, das Maul Geäs (Schmecker), die Zunge Weidlöffel (Weidmesser, Graser, Lecker), die Ohren Gehör (Luchser, Schüsseln), die Augen Spiegel (Leuchten, Seher), die zwei Eckzähne Gräne od. Haken, das Herz Schweiß- (Blut-) kasten, der Magen Wanst, die Gegend der Nieren Nierenstall, die Harnblase Feuchtsack, die Gebärmutter Tragsack, der Hintertheil des Leibes Scheibe (Schirm), der Rückenbraten Ziemer (Zimmer), die Rippen Federn (Wände, Krielen), der Brustknochen Brustkern, die Zusammenfügung des Beckens Schloß, das männliche Glied Brunstruthe (Feuchtglied), die Hoden Kurzwildpret (Geschröte), das weibliche Glied Feuchtblatt (Feigenblatt, Patent), der Schwanz Blume (Bürzel, Wedel, Feder, Ende, Sturz, Schwaden, Galle), die Euter Gesäuge, die Dünnungen Flanken (Wammen), der Ausbug des Körpers, wenn er sich rasch wendet, Beuchel, der After Weidloch, die Füße Läufe, die Vorderschenkel Blätter, die Hinterschenkel Schlägel (Keulen), die gespaltenen Klauen Schalen, die Afterklauen Geäfter (Oberrücken, Astern, Obern, Oberklauen, Sparren); über die Fährte s. unter Hirschfährte; das Fett Haut, mit den Haaren Decke, das Blut Schweiß, der Unrath Losung (Lösung, Gelös, Gebahn), das Lager Bett, der Aufenthalt Stand; das Wild harnet: feuchtet, die Afterklauen stehen bei dem alten H. niedriger: sind kurz gefesselt, das Wild härt sich nicht, sondern färbt (verfärbt) sich, wird aus seinem Stand gesprengt, geht nicht langsam, sondern vertraulich, trabt nicht, sondern trollt, läuft nicht, sondern ist flüchtig, greift laufend nicht tief ein, sondern greist stark zu Boden, wenn es irgend wohin läuft, ist es übergezogen, od. zieht zu Holze (hält den Kirchgang), es steckt im Revier, legt sich: hat sich niedergethan, steht auf: thut sich auf, hat es sich niedergethan, so steht es auf, es frißt: äst (nimmt Geäse od. Weide), es trinkt: schöpft, es badet sich: fühlet sich, es springt: fällt über einen Zaun, es sieht: nimmt wahr, hört: vernimmt etwas. Aufenthalt des H-es in ganz Europa von 64° der Breite bis nach Griechenland, auch in den nordasiatischen Waldungen bis zum Baikalsee u. zur Lena, Wohnung in Dickungen, bei hohem Schnee in Vorbergen. Außer der Begattungszeit lebt der H. gesellschaftlich in großen Rudeln, deren eins von alten H-en stärker als 5 Jahre, das andere von schwächern, das dritte von den Thieren (Hirschkühen, Hinden, Hindinnen) mit den Jungen gebildet wird; doch mischen sich diese Rudel u. trennen sich wieder. Nahrung: im Frühjahr junge Saat, Brunnenkresse, zarte Blätter, junges Nadelholz, Kleearten, Gras, Laub u. Kräuter, im Sommer reifes u. reisendes Getreide, Himbeeren u. Brombeeren, Erbsen, Bohnen, Rüben, Flachs, Kraut etc., während der Brunst bes. Schwämme u. Pilze, im Herbst Beeren- u. Steinfrüchte, Türkischen Weizen, Kartoffeln etc., im Winter Saat, Knospen u. Zweige des Nadelholzes, der Buchen, Birken, bes. der Aspen. Zahm lieben sie Brod, auch Fleisch u. knirschen selbst Glas. Salz lieben sie, u. man legt daher für sie Salzlecken (s.d.) an. Sie trinken wenig, am meisten in der Brunstzeit u. im heißen Sommer an hellen Bächen. Die Begattungszeit (Brunft, Brunftzeit) beginnt Anfang Septembers u. dauert 5–6 Wochen. Die männlichen H-e (Brunfthirsche) wählen hier eigene Brunftplätze (Plane, Plätze, Blohmplätze), welche sie mit den Geweihen aufwühlen, ihr ochsenähnliches Geschrei (Schreien, Orgeln) ertönen lassen (jedoch schreien nur die starken H-e, jüngere schweigen auf dem Brunftplatze), u. dadurch Trupps von 6–12, ja selbst 20 Thieren (Brunftwildpret) um sich versammeln, aber auch andre H-e als Nebenbuhler anlocken, mit denen sie oft sehr heftige Kämpfe bestehn u. wo der schwächere dem stärkern weichen muß. Oft gibt es hierbei gefährliche Verwundungen, u. beide Kämpfer bleiben zuweilen, rennen auch wohl so mit den Geweihen in einander, daß sie nicht wieder von einander loskommen. Während dieser Zeit ist es gefährlich, in den Wäldern zu verweilen, da der H. Leute, die er trifft, oft annimmt u. verwundet; es ist daher meist verboten, sich den Brunstplätzen zu nahen (Brunfthege). Die Thiere sehen dem Kampfe neugierig zu u. ergeben sich dem Sieger. Dieser wählt täglich ein anderes Thier, mit dem er sich begattet (das erbeschlägt). Hierbei begünstigt der H. das Thier, das er zuerst beschlagen hat. Die übrigen Thiere lassen sich, wenn der Platzhirsch nichts merkt, auch von andern, verstohlen nahenden jungen H-n beschicken. Nach 14 Tagen wird der H. matt u. kraftlos u. überläßt einem jüngern H. den Brunftplatz (Nachbrunft), u. nach 6–8 Wochen brunsten auch die Thiere ab. Auch im Winter bemerkt man bisweilen bei H-en eine falsche Brunst. Durch das Schreien in der Brunstzeit erhalten die H-e dicke Hälse, ja zuweilen Kröpfe, der Unterleib bekommt in der Brunst eine schwarze Farbe (Brand, Brandfleck). Das Thier trägt 40 Wochen, setzt im finstern Gehölze in einem Bette von Moos 1, selten 2 od. 3 Kälber; nach 2–3 Tagen laufen diese mit der Mutter weg; sie werden so lange gesäugt, bis die Alte sich wieder tragbar fühlt; bis zum zweiten Monat sind sie weißgelb u. braun gefleckt. Krankheiten des H-s sind Knotenkrankheit, Leberfäule, Ruhr, zu viele Engerlinge, Verhalten des Harns, Zahnweh, Haarballen (s.d. a.). Die Hirschjagd gehört zur Hohen Jagd. Sie ist die edelste u. wird von Jagdliebhabern, bes. von fürstlichen Personen, leidenschaftlich, selbst zum Schaden der den Waldungen nahen Feldbesitzer, getrieben. Man schießt den H.[405] mit Kugeln aus Büchsen od. Glattbüchsen u. zwar auf dem Anstand, beim Bürschen u. Buschiren, feltner u. unwaidmännig mit Posten. Während der Brunstzeit schießt man auf den Hirschruf (Ruf), indem man H-e dadurch herbeizulocken sucht, daß man den Ton des schreienden H-es u. dann den des mahnenden, vom H-e getriebenen Thiers mit dem Hirschruf nachahmt. H-e erlegtman ferner beim Bestätigungsjagen u. bei sämmtlichen Treibjagden (s.d.), worunter bes. die Hauptjagden u. Wasserjagden (s. beide) merkwürdig sind. Auch fängt man die H-e Hirschnetzen, s.d. Die Parforcejagden (s.d.) auf H-e sind fast ganz abgekommen. Höchst wichtig ist bei der Hirschjagd die Kenntniß der Hirschfährte, um mittelst derselben die Stärke, das Geschlecht, Alter eines H-es bestimmen u. mittelst des Einkreisens sagen zu können, was in einem gewissen Bezirke für Rothwild hinein- u. was wieder herausgegangen ist. Die guten, jagdbaren H-e werden vom Mai bis Mitte Septembers geschossen, Thiere, Schmalthiere u. Kälber bis Weihnachten. Nutzen: der Hauptnutzen des H-es ist das Hirschwildpret, u. dieses besteht aus dem Braten, wozu bes. der Rücken (Hirschrücken, Hirschziemer, Hirschzimmer), die Hinterkeulen (Hirschkeulen) u. die vordern Oberläufe (Hirschbuge) benutzt werden. Die übrigen eßbaren Theile benutzt man zu Kochwildpret. Man bratet den Hirschbraten, nachdem er einige Tage od. Wochen gelegen hat u. mürbe geworden ist (ja nach manchem Geschmack, selbst durch langes Liegen einen Haut gout bekommen hat), auf gewöhnliche Weise am Spieß od. in der Bratpfanne, nachdem man ihn zuvor gespickt hat u. mit Butter begießt. Das Kochwildpret wird gekocht od. mit einer braunen Sauce als Ragout verspeist. Die geringen Streifen Wildpret, die neben dem Schlunde u. der Luftröhre liegen (Kehl-, Halsbraten) benutzt man oft, die Hunde genossen zu machen. Das Hirschwildpret ist nach Alter, Geschlecht u. Jahreszeit von verschiedenem Werthe; vom Thiere ist es besser als vom H-e, alte H-e sind von Jacobi bis September (Feistzeit) am schmackhaftesten. Im Ganzen ist es nahrhaft, bes. von Thieren u. jungen H-en wohlschmeckend u. leicht verdaulich. Zu dem Bratwildpret nimmt man den Rücken (Zimmer), die Hinterkeulen u. die Buge, außerdem sind noch die Mehr- (Lenden-, Jungfern-) u. Kehl- (Hals-) braten gut. Das Kochwildpret besteht aus den hier nicht genannten Theilen. Aus den Hirschohren macht man Fricassé, aus den Läufen, dem Wanste u. Geräusche Sülze, aus den eben aufgesprossenen Kolben des Gehörns, indem man es in Scheiben schneidet, Salat. Die Haut (Hirschhaut) dient zu Sämischleder, zu Handschuhen, Colleten, Schurzfellen, Gürteln u. dgl. m., auch die Häute mit den Haaren zu Muffen u. Schlittendecken, die Hirschhaare zu Polstern, das Geweih zu Kleiderhaltern u. Drechseleien u. in der Apotheke (Hirschhorn, s.d.), über den Talg s. Hirschtalg; sonst brauchte man auch die Hirschkugeln (Hirschbezoar) zu Arznei. Der H. wurde im klassischen Alterthum der Selene u. Diana zugesellt (vgl. Hellophonos), u. in der Epischen Göttergeschichte kämpft sie selbst als H. mit dem Giganten Typhon. Wegen seines vermeinten langen Lebens galt er den Alten als Symbol der Ewigkeit, wie bes. Kaisermünzen zeigen. Das Hirschkalbfell in mysteriöser Bedeutung, vermöge der bunten Farben den Sternenhimmel bezeichnend, war festliche Tracht, bes. bei Bakchantinnen in den Bakchusmysterien, kam auch. in den Eleusinischen Mysterien u. den Chören der Etrusker vor. Merkwürdig sind auch in der Nordischen Mythologie die vier allegorischen H-e, s. Nordische Mythologie. Beim H. im Wappen muß die Zahl der Enden des Geweihes (bezinket) angegeben werden; er soll Sanftmuth, langes Leben, Kriegskunde, Hartnäckigkeit u. dgl. m. bedeuten.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 403-406.
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