Sachsen

Sachsen

[2] Sachsen ist ursprünglich der Name eines deutschen Volksstammes, welcher keineswegs in den jetzigen sächs. Landen seine Wohnsitze hatte, sondern an der Niederelbe, und dessen zuerst im 3. Jahrh. n. Chr. gedacht wird. In dieser Zeit nämlich unternahm dieses Volk Raubzüge nach den Küsten Galliens und Britanniens. Den Namen Sachsen, Saxen oder Sassen hat man verschieden abgeleitet, theils von Sax, einer dem Volke eigenthümlichen dolchartigen Waffe, theils von dem Umstande, daß sie, Wanderungen abgeneigt, in festen Wohnplätzen seßhaft waren. Bekannt ist, daß zuerst um 450 unter Hengist und Horsa ein Schwarm Sachsen und Angeln in Britannien (s. England) festen Fuß faßte, worauf neue Schwärme folgten, und endlich wurden die Ankömmlinge die Herren des Landes. Auch auf dem deutschen Boden breiteten sich die Sachsen immer weiter aus, wie sie denn mit den Franken um 530 Nordthüringen bis an die Unstrut eroberten. Je weiter ins Innere Deutschlands das Volk sich ausbreitete, desto mehr entsagte es dem Seeräuberleben und wendete sich dem Ackerbau und der Viehzucht zu. Sie lebten als freie Männer auf ihren Höfen und hatten nur während eines Kriegszuges Herzöge, denen sie gehorchten. Mit den Franken, dem mächtigen Nachbarvolke, geriethen sie bald in Zwistigkeiten und schon um 555 waren die Sachsen, welche die südl. Gegenden des Gebiets bewohnten, den Franken zinsbar. Dem Christenthum widersetzten sich die Sachsen schon darum, weil es die Religion ihrer Feinde war, und als 694 aus Britannien Apostel der neuen Lehre zu ihnen kamen, erschlugen sie dieselben. Karl Martell, der mächtige Frankenfürst, kämpfte siegreich gegen die Sachsen, aber ihre völlige Unterwerfung bewirkte erst Karl der Große (s.d.) in einem blutigen dreißigjährigen Kriege. Die Sachsen schieden sich in drei Stämme: die Ostfalen, welche längs der Elbe, die Westfalen, welche gegen die Lippe und den Rhein, und die Engern, welche an der Weser zwischen den beiden andern Stämmen wohnten. In dem Kampfe gegen Karl zeichneten sie sich durch Tapferkeit, aber auch, wie wenigstens die Franken ihnen nachsagten, durch Roheit und Treulosigkeit aus. Der heldenmüthige Anführer der Westfalen, Wittekind, mußte endlich dem mächtigen Karl nachgeben und 785 das Christenthum annehmen, aber dennoch setzten die Sachsen den Kampf fort, bis sie endlich 803 durch den Vertrag zu Selz Karl's Obmacht anerkennen mußten. Mit welcher Härte dieser Krieg geführt worden war, dafür zeugt die Thatsache, daß Karl zur Strafe für einen an seinem Heere begangenen Verrath im Jahre 782 bei Verden an der Aller an fünftehalbtausend gefangene Sachsen enthaupten ließ. Durch den Vertrag zu Selz entsagten die Sachsen dem Götzendienste und vereinigten sich mit dem Frankenreiche, erhielten aber dagegen die Zusage, daß sie nach ihren Gesetzen und Herkommen durch Grafen und königl. Sendboten regiert und in ihrer Freiheit nicht gekränkt werden sollten. Um sich des Volkes zu versichern, verpflanzte aber der Kaiser an 10,000 Widerspenstige von der Elbe in das fränk. Land als Anbauer auf die Königshöfe, und wahrscheinlich haben von diesen Sachsenhausen bei Frankfurt, Sachsenheim und Sachsenflur in Franken den Namen. Mit dem Schutze des Gebiets der Sachsen gegen Normänner und Slawen wurde ein Markgraf beauftragt, und zur Begründung christlicher Bildung wurden in Osnabrück, Verden, Bremen, Paderborn, Minden, Hildesheim und Münster Bisthümer und Schulen gestiftet. Die Schwäche der Nachfolger Karl's des Großen begünstigte die Bildung mehrer Grafen und Markgrafen, welche immer mehr nach Macht und Selbständigkeit strebten und unter der Regierung Ludwig's des Deutschen 845 wird zuerst eines Herzogs von Sachsen, Ludolf, gedacht. Derselbe besaß in Ostfalen bedeutende Erbgüter und war wahrscheinlich ein Nachkomme Wittekind's. Sein Sohn Bruno erbaute um 860 Braunschweig und dessen Sohn, Otto der Erlauchte, vermählt mit Ludwig des Frommen Enkelin, war schon so angesehen, daß ihm, nachdem die deutsche Familie der Karolinger ausgestorben war, die Königskrone angetragen wurde, welche er jedoch ablehnte, indem er auf den fränk. Grafen Konrad die Wahl leitete. Dies vergalt Konrad I., indem er sterbend Otto's Sohn zu seinem Nachfolger empfahl, welcher ihn im Kampfe seine Macht hatte empfinden lassen und nun als Heinrich I. (s.d.) König von Deutschland wurde. Seine Nachkommen behaupteten den deutschen Thron bis [2] auf Otto III., mit welchem 1002 das sächs. Königshaus ausstarb. Heinrich I. hatte das Herzogthum Sachsen einem Statthalter zur Verwaltung übergeben, und sein Sohn Otto I. ernannte im I. 966 seinen Verwandten Hermann Billung zum Herzoge von Sachsen, dessen Nachkommen 1106 ausstarben. Nun wurde Graf Lothar von Supplinburg Herzog von Sachsen, übertrug aber diese Würde, nachdem er selbst als Lothar II. zum Kaiser gewählt worden war, Heinrich dem Stolzen von Baiern. Heinrich der Löwe (s.d.), des oben Genannten Sohn, wurde in Folge seiner Streitigkeiten mit Kaiser Friedrich I. in die Reichsacht erklärt, und Herzog von Sachsen wurde im J. 1180 Bernhard, Graf von Askanien oder Anhalt aus dem Geschlechte Ballenstedt; doch wurden ansehnliche Theile des bisherigen Herzogthums abgerissen und anderweit vergeben. Dafür ging der Name Sachsen auch auf die bisherigen Besitzungen des Hauses Askanien über, und durch die goldene Bulle 1356 wurde die sächs. Kurwürde (vergl. Kurfürsten) auf den wittenberger Kreis gegründet. Nachdem das askanische Haus 1423 ausgestorben war, ernannte endlich Kaiser Sigismund Friedrich den Streitbaren, bisher Markgraf zu Meißen und Landgraf in Thüringen, zum Kurfürsten von Sachsen. Nun erhielten allmälig alle Besitzungen der Nachkommen dieses Fürsten den Namen Sachsen, also diejenigen Länder, welche ihn noch gegenwärtig führen, und deren Geschichte noch kurz zu betrachten ist.

An den Ufern der obern Elbe und der Mulde bis hin zu dem Main wohnten bereits im 1. Jahrh. n. Chr. die Hermunduren und später verlor sich dieser Volksstamm unter die Thüringer (s.d.), welche zwischen Elbe und Main, Harz und Donau ein ansehnliches Reich gründeten. Von O. aber drängten seit dem 5. Jahrh. die Sorben oder Serben, ein slaw. Volksstamm, und als im 6. Jahrh. das Reich Thüringen zusammenbrach, siedelten sich die Sorben an der Elbe, Mulde und Saale an. Von ihnen wurden die nachmaligen Städte Leipzig, Wurzen, Zeitz, Altenburg, Chemnitz, Kolditz u.a. angelegt. Eine Zeit lang behaupteten sich die Sorben tapfer gegen die deutschen Völkerschaften, welche gegen sie ankämpften, aber im I. 927 wurde Grona oder Gana die Hauptfeste der Daleminzier, eines slaw. Stammes, in der Gegend von Meißen zerstört, und Heinrich I. stiftete, um die Eroberungen zu sichern, die Markgrafschaft Meißen, indem er zugleich die Stadt Meißen baute. Nachher gründete Otto I. Bisthümer zu Meißen, Zeitz (später nach Naumburg verlegt) und Merseburg, worauf sich unter den Slawen Deutsche und fremde Anbauer, z.B. Flamänder, niederließen. Die Würde eines Markgrafen von Meißen ging auf verschiedene Geschlechter über, bis Graf Konrad von Wettin 1127 dieselbe erblich erhielt. Von diesem Grafen von Wettin, so genannt von seiner Stammfeste in der Gegend von Halle, stammt das noch jetzt in Sachsen regierende Fürstengeschlecht, und er selbst hatte zum Stammvater einen ansehnlichen deutschen Freigutsbesitzer, Dietrich, aus dem Hause Buzici, welcher im 10. Jahrh. lebte. Konrad vollendete das Kloster auf dem Petersberge bei Halle und brachte in demselben seine letzten Lebensjahre als Laienbruder zu. Nach seinem Tode 1156 theilten sich seine Söhne in seine Länder; da aber die Seitenlinien ausstarben, so fielen jene im 12. und 13. Jahrh. wieder an die meißner Linie zurück. Sein Nachfolger als Markgraf war Otto (1156–90), unter welchem die Silbergruben bei Freiberg entdeckt wurden, deren Ausbeute zur Befestigung mehrer Städte und zum Erwerb an Grundbesitz verwendet wurde. Otto that viel, um den Wohlstand seines Landes zu heben, indem er die Städte mit nützlichen Gerechtsamen ausstattete und namentlich die Oster- und Michaelismesse zu Leipzig einsetzte. Auf ihn folgten seine Söhne Albrecht der Stolze (1190–95) und Dietrich der Bedrängte (1190–1221). Der Letzte hatte mit seinem Bruder zu kämpfen und nachher wollte Kaiser Heinrich VI. die Markgrafschaft Meißen als erledigtes Lehn einziehen, sodaß er erst nach dieses Kaisers Tode in ruhigen Besitz kam. Die Stiftung des Thomasklosters verwickelte ihn auch mit den Bürgern von Leipzig und einem Theile des Adels aus dem sogenannten Osterlande (das Gebiet zwischen Elster, Mulde und Saale) in Streit (1214–17). Er war mit Jutta, der Schwester des Landgrafen Heinrich Raspe von Thüringen, vermählt, und sein Sohn Heinrich der Erlauchte (1221–88) machte daher, als Heinrich Raspe ohne männliche Erben gestorben war, auf Thüringen Anspruch und setzte diesen nach einem langen Kampfe durch. Derselbe erwarb auch das Pleißnerland, ein unmittelbares Reichsgebiet. Die Markgrafen von Meißen wären jetzt fast die mächtigsten deutschen Fürsten gewesen, wenn nicht Heinrich schon bei seinen Lebzeiten eine Theilung seines Landbesitzes unter seine Söhne vorgenommen hätte. Der älteste Sohn, Albrecht der Unartige, erhielt die Landgrafschaft Thüringen, Dietrich das Osterland nebst Leipzig, Friedrich Dresden und einige in der Nähe liegende Städte. Heinrich erlebte noch, daß seine beiden ältern Söhne in blutige Fehde geriethen, sodaß endlich auch Albrecht's Söhne, Friedrich der Gebissene und Diezmann, sich gegen ihren Vater auflehnten. Das Ende dieser traurigen Verwirrung war, daß zuletzt Friedrich der Gebissene 1308 Meißen und Thüringen in Besitz nahm. Nach seinem Tode folgte ihm sein Sohn Friedrich der Ernsthafte (1324–49), und nach diesem regierten die drei Brüder Friedrich der Strenge, Balthasar und Wilhelm anfangs gemeinschaftlich. Als aber im J. 1381 Friedrich gestorben war, wurde eine Theilung vorgenommen, durch welche die Söhne Friedrich's das Osterland, Balthasar Thüringen und Wilhelm die Markgrafschaft Meißen erhielt. Freiberg mit den Bergwerken blieb gemeinschaftliches Besitzthum. Friedrich hatte die Pflege Koburg erheirathet, und auf dieselbe Weise erwarb Balthasar das Amt Hildburghausen. Die osterländ. Linie hatte ihre größte Stütze in Friedrich dem Streitbaren, welcher mit seinem Bruder Wilhelm gemeinschaftlich regierte. Durch den Tod ihres Oheims fiel ihnen 1407 die Hälfte der Markgrafschaft Meißen zu, 1409 stifteten sie die Universität Leipzig. Nachher theilten auch sie sich in ihren Landbesitz. Durch kräftigen Beistand gegen die Hussiten 1420 erwarben sie sich die Gunst des Kaisers Sigismund, und so kam es, daß Friedrich der Streitbare, wie schon erzählt wurde, zum Kurfürsten von Sachsen erhoben wurde.

Nachdem Friedrich der Streitbare nur noch kurze Zeit, aber mit Kraft und Würde regiert hatte, folgte ihm als Kurfürst sein Sohn Friedrich der Sanftmüthige (1428–64), welcher mit seinem Bruder Wilhelm gemeinsam die Erblande [3] regierte, bis 1440 die thüringische Linie ausstarb und deren Besitzungen den beiden Brüdern zufielen. Nun theilten sich diese so, daß Wilhelm Thüringen erhielt. Schon 1445 geriethen die Brüder in einen Kampf, welcher mit großer Erbitterung bis 1451 geführt wurde, wo ihn der Vertrag zu Naumburg beendete. Noch eine Folge dieses unglücklichen Streites war der 1455 durch Kunz von Kaufungen an den Söhnen des Kurfürsten, Ernst und Albrecht, begangene Prinzenraub. Friedrich starb 1464, und ihm folgte als Kurfürst sein Sohn Ernst. Nachdem aber 1482 auch Wilhelm von Thüringen gestorben war, und zwar ohne männliche Erben, nahmen Ernst und Albrecht eine Theilung der gesammten Länder ihrer Familie vor, und zwar erhielt Ernst Thüringen, Albrecht Meißen und das Osterland wurde getheilt. Abermals blieben die freibergischen Silbergruben gemeinsames Besitzthum. Von nun an haben die beiden Linien des sächs. Fürstengeschlechtes, die Albertinische und die Ernestinische, nebeneinander fortbestanden und die Besitzthümer des ganzen Geschlechts sind nicht wieder in Einer Hand vereinigt worden. Auf Ernst folgte sein Sohn Friedrich der Weise (1486–1525), ein ebenso kluger als einflußreicher Fürst, welcher 1502 die Universität Wittenberg stiftete und sich als Beschützer Luther's und der Reformation die größten Verdienste um die Menschheit erwarb. Nachdem er ohne Kinder gestorben war, folgte ihm in der Kurwürde sein Bruder Johann der Beständige (1525–32) und auf diesen sein Sohn Johann Friedrich I., der Großmüthige (s.d.), der sich den Plänen des Kaisers Karl V. zu Unterdrückung der protestantischen Kirche entgegensetzte und deswegen der Kurwürde entsetzt wurde, welche 1547 auf Moritz von der Albertinischen Linie überging, bei welcher Linie sie denn auch geblieben ist. Zugleich erhielt Moritz auch den größten Theil der Besitzungen der Ernestinischen Linie.

Auf Albert, den Stifter der jüngern sächs. Linie, waren dessen Söhne Georg der Bärtige (1500–39) und Heinrich der Fromme (1539–41) gefolgt, und des letzten Sohn und Nachfolger war der genannte Kurfürst Moritz (s.d.), welcher 1553 starb und seine Besitzthümer und Würden seinem Bruder August (1553–86) überließ. Kurfürst August (s.d.) überließ das Fürstenthum Altenburg an die Ernestinische Linie, trug aber übrigens bedeutend zur Vergrößerung der Besitzungen seines Hauses bei. Sein Sohn Christian I. (1586–91) regierte nur kurze Zeit und während Christian II. (1591–1611) Minderjährigkeit führte bis 1601 der Herzog Friedrich Wilhelm von Sachsen-Weimar die vormundschaftliche Regierung. Christian II. ließ sich die ansehnliche jülichsche Erbfolge entgehen, auf welche er gerechte Ansprüche hatte, und sein Bruder und Nachfolger Johann Georg I. (1611–56) lehnte klüglich die ihm angetragene böhm. Königskrone ab. Nachdem derselbe vielmehr dem Kaiser Ferdinand II. zur Unterwerfung Böhmens behülflich gewesen war, erhielt er als Entschädigung der von ihm aufgewendeten Kriegskosten 1623 die beiden Lausitzen, erst als Pfand, dann 1635 als böhm. Lehen. Die Bedrückung der Protestanten hatte den Kurfürsten 1631 bestimmt, sich dem Könige Gustav Adolf von Schweden anzuschließen, und im prager Frieden 1635 gewann er, außer den Lausitzen, noch andere Vortheile, hatte aber dafür die Schweden sich zu Feinden gemacht, welche nun verheerend über Sachsen herfielen. Johann Georg I. theilte seine Besitzungen und stiftete die drei Albertinischen Seitenlinien Weißenfels, Merseburg und Zeitz, deren Besitzungen aber 1746, 1738 und 1718 wieder an das Stammland zurückkamen. Als Kurfürsten folgten Johann Georg II. (1656–80), Johann Georg III. (1680–91), Johann Georg IV. (1691–94) und des Letztern nachgeborener Bruder Friedrich August I. (1694–1733), welcher 1697 in die katholische Kirche zurücktrat und als August II. (s.d.) König von Polen wurde. Derselbe regierte mit Glanz und verschönerte die Hauptstadt Dresden, brachte aber durch seine Verwickelung in den nordischen Krieg sowie durch seine Prachtliebe sein Land in Noth und Schulden. Auch sein Sohn, Kurfürst Friedrich August II. (1733–63), bestieg als August III. den poln. Königsthron und wurde in unglückliche Kämpfe verwickelt. Während der Kriege zwischen Östreich und Preußen schwankte er von einer Partei zur andern und brachte dadurch über sein Land alle Drangsale des Krieges und eine Schuldenlast von fast 40 Mill. Thlrn. Sein Minister, der Graf von Brühl (s.d.), trug die größte Schuld von dem Unglücke des Landes. Friedrich Christian, der älteste Sohn Friedrich August II., regierte 1763 nur wenige Tage, und während der Minderjährigkeit Friedrich August III. übernahm Xaver, zweiter Sohn Friedrich August II., als Administrator die Regierung (1763–68), welche er mit Weisheit und Sparsamkeit führte, indem er nicht nur auf Verminderung der Schuldenlast bedacht war, sondern auch in der Verwaltung des Landes wesentliche Verbesserungen einführte und segensreiche Anstalten gründete, z.B. im J. 1765 die Bergakademie zu Freiberg. Friedrich August III. (1763–1827) fuhr nach Übernahme der Regierung fort, zum Segen seines Landes zu wirken, schloß sich eng an Preußen an, bis der unglückliche Krieg von 1806 dieses Bündniß auflöste und S., um seine Selbständigkeit zu retten, sich an Frankreich anschloß. Als Friedrich August I. (s.d.) nahm der bisherige Kurfürst den Titel eines Königs von S. an. Bei Ausbruch des Kriegs von 1813 war Friedrich August unschlüssig, zu welcher Partei er sich halten sollte; aber nach der für die Verbündeten unglücklichen Schlacht bei Lützen, durch welche sein ganzes Land Napoleon offen stand, sah er sich gezwungen, im Bündnisse mit diesem zu beharren. Durch die Völkerschlacht bei Leipzig (s.d.) wurde das Schicksal Deutschlands und Sachsens entschieden; der König von S. wurde Gefangener der Verbündeten und sein Land blieb bis zum 10. Nov. 1814 unter preuß. und russ. Verwaltung. Auf dem wiener Congreß ging man damit um, das ganze Königreich S. mit Preußen zu vereinigen, und wollte dem Könige in Westfalen ein Gebiet mit 300,000 Einw. als Entschädigung geben; doch Friedrich August's Erklärung vom 4. Nov. 1814 wies jede Veräußerung seiner Erbstaaten zurück. Man beschloß nun die Theilung S.'s und Friedrich August mußte am 18. Mai 1815 zu Wien darein willigen, daß der größte Theil seines Landes von Preußen in Besitz genommen wurde; doch verblieb ihm in Bezug auf die Einwohnerzahl die größere Hälfte. Zugleich trat er der deutschen Bundesacte bei, stellte den ihm zukommenden Truppenantheil gegen Frankreich und kam endlich am 7. Jun. 1815 nach Dresden zurück. Preußen hatte von den sächs. Besitzungen zusammen 3851/4 ! M. mit 875,578 Einw. gewonnen, nämlich die ganze Niederlausitz, einen Theil der Oberlausitz, den wittenberger Kreis (mit Barby und Gommern), [4] Theile von meißner und leipziger Kreise, den größten Theil der Stifte Merseburg und Naumburg-Zeitz, das sächs. Mansfeld, den thüringer Kreis, das Fürstenthum Querfurt, den neustädter Kreis, die volgtländ. Enclaven und den kön. sächs. Antheil von Henneberg. Spätere Verhandlungen setzten näher die Grenzbestimmungen fest. Mit dem redlichsten Eifer war der König gleich nach seiner Rückkehr in das Vaterland, welches so tiefe Wunden empfangen hatte, bemüht, theils ältere Einrichtungen und Anstalten, welche sich als heilsam erwiesen hatten, aufs Neue zu begründen, theils neue zu treffen, welche geeignet schienen, das Glück seines Volkes zu befördern. Wenn dagegen in einem Theile des sächs. Volkes der Wunsch nach einer Staatsverfassung rege wurde, welche mehr dem gänzlich veränderten Zeitgeiste und der herangereiften Volksbildung angemessen wäre, so fand dieser zunächst keine Befriedigung; denn der König, so hart verletzt durch die Bewegung der Zeit, hatte mehr Vertrauen zu derjenigen Verfassung, welche unter seinen Vorfahren und während der ersten Jahre seiner eignen Regierung Land und Volk beglückt hatte. Indeß that man doch insofern einen Fortschritt, als 1827 die früher gänzlich abgetrennten lausitzischen Stände mit denen der Erblande zur Berathung allgemeiner Landesangelegenheiten vereinigt wurden; man näherte sich auf diese Art einer Vereinigung der verschiedenen Landestheile zu einem dadurch an Kraft gewinnenden Ganzen. Nachdem Friedrich August 1818 sein Regierungsjubiläum gefeiert hatte und 1827 gestorben war, folgte ihm in der Regierung sein Bruder Anton (s.d.), und auf dem Landtage von 1830 brachten die Stände kräftiger als früher manche Verbesserungen in Antrag. Der Landtag wurde verlegt, aber auch im Volke wünschte man lebhaft Umgestaltung der bestehenden Verhältnisse und so kam es schon bei Gelegenheit der Jubelfeier der augsburg. Confession am 25. Jun. 1830 in Dresden und Leipzig zu Aufregungen, welche am 4. Sept. in Leipzig und am 9. Sept. in Dresden noch bedeutender wurden. Auch in andern Städten S.'s kam es zu Unruhen. Fast überall waren zufällige, an sich nicht mit der Politik im Zusammenhange stehende Ursachen die Quelle der Bewegung, aber die Ausbreitung, welche diese gewann, zeugte von dem überall herrschenden Misbehagen. Der König, nur das Beste seines Volkes treu vor Augen habend, achtete auf diese Zeichen der Zeit und war sogleich bereit, durch weise Verbesserungen alle Gutgesinnte auf seine Seite zu bringen. Er entließ den Minister Grafen von Einsiedel, welchen der Volksunwille zumeist getroffen, und ernannte, um dem großen Werke jugendliche Kräfte zuzuwenden, seinen Neffen, den jetzigen König Friedrich August, am 13. Sept. 1830 zum Mitregenten, versprach eine Städteordnung und zeitgemäße Umgestaltung der Verfassung und des Verwaltungswesens. So weise Maßregeln stellten bald überall die Ruhe her, indem man dem Prinzen-Mitregenten das vollste Vertrauen von Seiten des Volkes erwiederte, und zur Sicherung der Ruhe wurden in 36 Städten des Landes die Bürger als Communalgarde in die Waffen gerufen. Den bereits am 25. Sept. zusammenberufenen Ständen wurde am 1. März 1831 der Entwurf der Verfassungsurkunde, sowie der des Wahlgesetzes, desgleichen eine Übersicht des Staatshaushaltes übergeben, um fernern Berathungen zu Grunde gelegt zu werden. Nach Beendigung der ständischen Verhandlungen wurde am 4. Sept. 1831 der Landtag geschlossen und das Staatsgrundgesetz veröffentlicht, indem es der König urkundlich dem Vorstande der Stände übergab und zugleich die Beschützung und Bewahrung der Verfassung mit seinem Fürstenwort zusagte. Alle einzelnen Verbesserungen traten nun schnell nacheinander ins Leben, unter denen die Städteordnung, welche 1832 veröffentlicht wurde, eine der wichtigsten war. Im Jan. 1833 trat der erste constitutionnelle Landtag zusammen und wirkte auf das segenreichste. Eine große Anzahl zum Theil sehr umfassender Gesetzentwürfe aus allen Theilen der Staatsverwaltung kamen in Berathung. Geliebt von seinem dankbaren Volke verschied der König Anton am 6. Jun. 1836 und ihm folgte sein Neffe Friedrich August (s.d.), da dessen Vater Maximilian, gest. 1838, zu Gunsten desselben auf die Thronfolge verzichtet hatte. Derselbe erwarb sich die Liebe und das Vertrauen seiner Unterthanen im vollsten Grade. Unter ihm hat der zweite constitutionnelle Landtag das Werk zeitgemäßer und segensreicher Umbildung in allen Zweigen der Verwaltung und Rechtspflege fortgesetzt und die schönste Eintracht zwischen Ständen und Regierung hat Zeugniß abgelegt von dem würdevollen Ernste jener und dem redlichen Wohlwollen dieser. Fast kein Zweig der Gesetzgebung ist ohne Verbesserung geblieben, und namentlich ist auch der Bauernstand durch das Gesetz über Ablösungen und Gemeinheitstheilungen, durch das über die Aufhebung des Dienstzwangs und durch die Dorfordnung gehoben worden.

Die Geschichte des Ernestinischen Hauses, nachdem Johann Friedrich der Großmüthige der Kurwürde entkleidet worden war, ist sehr verwickelt wegen der vielen Theilungen, welche mit dem Besitzthum derselben vorgenommen wurden, bis allmälig das Recht der Erstgeburt herrschend wurde. Johann Friedrich behielt den Titel eines geborenen Kurfürsten. Seine Söhne erhielten zur Entschädigung Besitzthümer in Thüringen und durch den Vertrag von Naumburg 1554 wurden diese Besitzungen noch vermehrt, namentlich auch durch das Amt Altenburg. Das Gesammtgebiet wurde von Johann Friedrich's des Großmüthigen Söhnen: Johann Friedrich dem Mittlern und Johann Wilhelm, seit 1566 in zwei Theilen, dem weimarischen und dem koburgischen, abgesondert verwaltet; aber Johann Friedrich fiel in Folge des Schutzes, welchen er einem geächteten Ritter angedeihen ließ, in die Reichsacht und starb 1595 im Gefängnisse. Indeß verwaltete Johann Wilhelm das gesammte Besitzthum. Durch Theilung erhielt dann der Letztgenannte Weimar, während die Söhne seines Bruders die andere Hälfte der Besitzungen des Ernestinischen Hauses erhielten und sich 1596 in die Linien Koburg und Eisenach theilten. Nach Johann Wilhelm's 1573 erfolgtem Tode regierten seine Söhne Friedrich Wilhelm und Johann gemeinschaftlich, nachdem aber jener gestorben war, theilte dieser 1603 mit seines Bruders vier Söhnen, sodaß es nun eine altenburg. und eine neuweimar. Linie gab. Es starb indeß die Linie Koburg 1633, die Linie Eisenach 1638 und die Linie Altenburg 1672 aus. Stammvater der noch bestehenden Ernestinischen Linie wurde Herzog Johann von Weimar, welcher acht Söhne hinterließ, von denen die drei überlebenden sich nach dem 1640 erfolgten Anfall von Gotha und Eisenach an Weimar in das Gebiet ihres Hauses theilten; Wilhelm erhielt Weimar und ward der Stifter des großherzogl. Hauses, Albrecht Eisenach und Ernst Gotha. Albrecht starb [5] 1644, und bei der Theilung seines Erbes unter die beiden Brüder fiel Eisenach an Weimar. Herzog Wilhelm von Weimar hinterließ vier Söhne, welche nicht das Land selbst, sondern nur die Nutzung desselben theilten, und nachdem einer derselben gestorben, durch das Aussterben der altenburg. Linie 1672 aber die Besitzungen sich vergrößert hatten, geschah eine neue Erbtheilung und es entstanden die drei Linien: Weimar, Eisenach und Jena, von denen die letztern 1741 und 1690 erloschen, sodaß endlich die 1672 getheilten Besitzungen wieder vereinigt wurden, um nicht wieder getrennt zu werden, weil Herzog Ernst August 1719 das Recht der Erstgeburt eingeführt hatte.

Ernst der Fromme, welcher durch die Erbtheilung von 1640 Gotha erhalten hatte, ein vortrefflicher Fürst, hinterließ sieben Söhne, welche 1680 und 1681 eine Theilung vornahmen, und so wurden die Linien: Gotha von Herzog Friedrich, Koburg von Herzog Albrecht, Meiningen von Herzog Bernhard, Römhild von Herzog Heinrich, Eisenberg von Herzog Christian, Hildburghausen von Herzog Ernst, Saalfeld von Herzog Johann Ernst gestiftet. Koburg, Römhild und Eisenberg erloschen bald wieder und nach einem langen Erbschaftsstreite kam es 1735 durch kaiserl. Entscheidung zu einer Theilung, die Koburg an Saalfeld brachte, welches Haus sich nun Koburg-Saalfeld nannte. In Gotha wurde 1683 das Recht der Erstgeburt eingeführt, und es folgten sich nun die Herzöge Friedrich II., Friedrich III., Ernst II., August und Friedrich IV., mit welchem 1825 der gothaische Fürstenstamm erlosch. Seine Erben waren die Linien Meiningen, Hildburghausen und Koburg-Saalfeld, und unter Vermittelung des Königs von S. kam es 1826 zu einem Theilungsvertrage. Der Herzog von Hildburghausen gab sein Stammland auf und erhielt dafür das Fürstenthum Altenburg, nahm auch seitdem den Namen eines Herzogs von Sachsen-Altenburg an; der Herzog von Koburg trat Saalfeld ab und erhielt Gotha, und der Herzog von Meiningen erhielt Hildburghausen und Saalfeld.

Die Besitzungen des Ernestinischen Hauses umfassen zusammen 170 ! M. mit 624,000 Einw. In der Bundesversammlung haben die regierenden Fürsten dieses Hauses zusammen die zwölfte Stimme, in dem Plenum hat jeder der vier Fürsten eine eigne Stimme. Das gemeinsame Oberappellationsgericht von Weimar, Gotha, Altenburg und Meiningen ist zu Jena, und ebendaselbst ist auch die gemeinsame Landesuniversität, welche unter die besondere Leitung des Großherzogs von Weimar gestellt ist.

Was das Königreich S. in geographischer Hinsicht betrifft, so umfaßt dasselbe gegenwärtig einen Flächenraum von 2711/2 ! M. mit 1,600,000 Einw., welche, bis auf etwa 35,000 in der Oberlausitz wohnenden Wenden und ungefähr 2000 Juden, deutscher Abkunft sind. Dieselben bekennen sich größtentheils zur protestantischen Kirche, doch gibt es unter ihnen ungefähr 60,000 Katholiken. Im N. und O. grenzt das Königreich an die preuß. Staaten, im S. an Böhmen und Baiern und im W. an die sächs. Herzogthümer und Preußen. Im S. ist das Land gebirgig, während es sich gegen N. zu weiten und fruchtbaren Ebenen ausbreitet. An der Grenze gegen Böhmen liegt das Erzgebirge, welches mit großen Nadelholzwäldern bekleidet ist und zu abgeplatteten Kuppen aufsteigt. Nach N. geht dasselbe in Hochflächen über, die von fruchtbaren Thälern durchschnitten werden und sich allmälig in die Ebene des nördl. Theils verlieren. Da, wo die Elbe durchbricht, schließt sich an das östl. Ende des Erzgebirges das Elbsandsteingebirge an, welches im Durchschnitt 4 St. breit ist, und 9 St. weit längs der Elbe hinläuft. Dasselbe bietet mit seinen schroffen, zum Theil ganz vereinzelt stehenden Sandsteinfelsen u.s.w. einen höchst romantischen Anblick, wird daher häufig von Reisenden besucht und mit dem Namen der Sächsischen Schweiz (s.d.) bezeichnet. Höher als dieses Gebirge erhebt sich das östl. sich anreihende lausitzer Gebirge, das größtentheils aus Hochflächen besteht, über welche sich kegelförmige Berge erheben. Im O. schließt sich dasselbe an den Iserkamm und im N. sinkt es in die Ebene herab. Die Elbe durchströmt das Land in nordwestl. Richtung in einer Länge von 16 M. Die meisten Flüsse S.'s ergießen sich in die Elbe; am bedeutendsten unter denselben ist die Mulde, welche aus der Vereinigung der freiberger und zwickauer Mulde entsteht. Die weiße Elster mit der Pleiße und der Parthe ergießen sich in die Saale und durch diese auch in die Elbe. Die lausitzer Neiße ist ein Nebenfluß der Oder, und die Spree, schwarze Elster und Röder entspringen zwar im Sächsischen, verlassen es aber auch ohnweit von ihrem Ursprunge. Überdies ist S. reich an fischhaltigen Teichen, welche sich aber nicht zu eigentlichen Seen ausbreiten. Von den ungefähr 30 Heilquellen S.'s, von denen die bei Radeberg, Schandau, Gießhübel, Schmeckwitz, Wolkenstein und Tharand die bedeutendsten sind, hat keine einen großen Besuch gefunden.

Den besten Boden findet man »in des Landes Meißen großer Kornkammer«, wie man schon im Mittelalter sagte, nämlich unterhalb Meißen nach der Niederung bei Lommatzsch, ferner bei Leißnig, Pegau, Chemnitz, Bautzen und Zittau. Übrigens ist der Boden nur mittelmäßig und in den hochgelegenen Gegenden des Erzgebirges, sowie in den Wäldern des Voigtlandes schlecht. Der Getreidebau wird stark betrieben; da aber das Land so stark bevölkert ist, so reicht der Ertrag nicht aus. Beinahe ein Viertheil des ganzen Landes ist mit Holz und zwar zum größern Theile mit Nadelholz bedeckt. Auf dem rechten Elbufer baut man Haidekorn; im Erzgebirge und im Voigtlande müssen Kartoffeln zum Theil das mangelnde Getreide ersetzen; Flachs liefert das Erzgebirge und die Oberlausitz, Hopfen Pirna und Adorf in Voigtlande; Krapp findet man bei Dahlen, Tabak östl. von Leipzig, Raps fast überall. Auch mit dem Anbau der Runkelrüben zur Zuckerfabrikation hat man an mehren Orten Anfänge gemacht; der Obstbau blüht in den Gegenden von Dresden, Meißen, Döbeln, Leißnig und Kolditz, und der Weinbau auf dem rechten Ufer der Elbe von Pirna bis Meißen. Auf 7–8000 Morgen werden jährlich an 100,000 Eimer Wein gewonnen. Die Viehzucht ist in gutem Stande; vortreffliches Rindvieh hat besonders das Voigtland. Die Pferdezucht ist nicht ausgezeichnet, desto blühender und vollkommener aber die Schafzucht. Im J. 1765 wurden die ersten span. Merinosschafe eingeführt, und die Stammschäferei und Schäferschule zu Stolpen hat die besten Früchte getragen. Die Schäferei des Grafen von Schönburg zu Rochsburg im Erzgebirge gilt mit Ausnahme der königl. Schäfereien für die ausgezeichnetste in Deutschland. Der Wildstand ist in neuerer Zeit immer mehr vermindert worden. Die leipziger Lerchen [6] sind berühmt. Im Lachsbach in der Nähe von Schandau, in der Mulde und Zschopau findet man Lachse, in der Elbe Störe, Weise und Hechte, an der Mulde und der untern Elbe Biber und Fischottern, in der voigtländischen Elster Perlen, welche seit dem 17. Jahrh. gefischt werden. Sehr reich ist S. an Mineralien. Die Berge bestehen zumeist aus Gneus, Granit, Syenit, Porphyr, Sandstein, Thonschiefer, Basalt; ausgezeichnet sind die Granitfelsen im Obererzgebirge und die Basaltgruppen bei Stolpen. Der Marmor bei Maxen, Grünhain, Krottendorf und Wildenfels, die Sandsteine bei Pirna und Zittau, der Serpentinstein bei Zöblitz, die Steinkohlenlager bei Dresden an der Weißeritz und bei Zwickau, die Braunkohlenlager bei Zittau, Colditz und Rochlitz müssen vorzugsweise erwähnt werden. Von Edelsteinen kommen Rubine, Sapphire, Granaten, Karneole und Aventurine vor. Merkwürdig sind die Topase im Schneckenstein bei Auerbach im Voigtlande, der Pechstein besonders in der Nähe von Meißen, die Quarzfelsen bei Freiberg, die Porzellanerde bei Aue u.s.w. Im Erzgebirge wird der Bergbau stark betrieben und man gewinnt jährlich an 60,000 Mark Silber, sowie Blei, Zinn, Eisen, Kobalt, Arsenik, Zink, Spießglas, Wismuth und Vitriol. Gegen 10,000 Berg- und Hüttenleute sind in Thätigkeit und man gewinnt im Ganzen jährlich rohe Producte des Mineralreichs zu einem Werthe von mehr als 11/2 Mill. Thlr., welche durch die Hüttenbehandlung verdoppelt wird.

Das Unterrichts- und Erziehungswesen steht im Königreich S. in erfreulicher Blüte. Für gelehrte Bildung wirken nächst der Universität zu Leipzig, die Fürstenschulen zu Meißen und Grimma und die Gelehrtenschulen in Dresden, Leipzig, Freiberg, Zwickau, Annaberg, Bautzen, Zittau und Plauen. Ausgezeichnet sind die Bürgerschulen in Leipzig, Zittau und Bautzen. In mehren Städten hat man Gewerbsschulen angelegt; in Leipzig blüht eine Handelsschule und eine Realschule, und zur Bildung tüchtiger Volksschullehrer sind mehre, zum Theil erst in neuester Zeit gestiftete Seminarien thätig. Ausgezeichnete Anstalten in ihrer Art sind die 1765 gestiftete Bergakademie zu Freiberg, die 1748 gestiftete, 1816 neu eingerichtete chirurgisch-medicinische Akademie zu Dresden, die 1816 gestiftete Forstakademie zu Tharand, mit welcher 1830 eine landwirthschaftliche Lehranstalt verbunden ist, das 1725 gestiftete Cadettenhaus zu Dresden, die 1831 gestiftete Artillerieschule zu Dresden und andere.

Die Gewerbsthätigkeit S.'s ist außerordentlich groß und noch in fortwährender Steigerung begriffen, wozu die Regierung beizutragen sucht, indem sie öffentliche Belohnungen ertheilt für Erfindungen und Verbesserungen. Eine große Anzahl von Menschen beschäftigen sich mit Verarbeitung der durch den Bergbau gewonnenen Producte. Die mit der Silberausbringung beschäftigten Schmelzhütten zu Freiberg und bei Schwarzenberg, die Amalgamirwerke bei Freiberg, die fünf Blaufarbenwerke, die Kupfersaigerhütte zu Erünthal, das Messingwerk zu Rodewisch im Voigtlande, der Zinnfolienhammer zu Olbernhau, die Blechlöffelfabriken bei Grünhain, die Hochöfen, Draht- und Blechhämmer bei Schwarzenberg, die Gießerei von Eisenwaaren bei Potschappel u.s.w. gehören hierher. Auch die Porzellanmanufactur zu Meißen ist noch sehr bedeutend. Die besonders in der Lausitz bedeutende Leinweberei, namentlich die Damastweberei in Großschönau bei Zittau, ist ein mächtiger Gewerbszweig, sowie auch die Zwirnspitzenfabrikation im obern Erzgebirge und im Voigtlande noch immer bedeutend ist. Leipzig bringt vieles Wachstuch, Dresden Malertuch in den Handel. Auch wollene Waaren werden in großer Masse verfertigt; nicht nur liefern mehre Städte gute Tuche, sondern namentlich auch in der Herstellung des Kasimir und des Merino hat man große Fortschritte gemacht. An mehren Orten gibt es Spinnmühlen für Wolle und namentlich in Pfaffendorf bei Leipzig eine bedeutende Maschinen-Kammwollenspinnerei. Bei Seifen im Erzgebirge besteht seit dem 16. Jahrh. eine große Spielwaarenfabrik, um Marktneukirch und Klingenthal im Voigtlande werden seit dem 17. Jahrh. Saiten- und Blasinstrumente verfertigt. Zu Kreischa bei Dresden sind an 10,000 Menschen mit der Fabrikation von Strohwaaren beschäftigt. Zu Chemnitz und Plauen, sowie in der Gegend von Zittau blüht die Fabrikation von Baumwollenwaaren, und Chemnitz ist auch der Hauptsitz der Kattundruckereien S.'s, welche ausgezeichnete Waaren liefern. Die Strumpfwirkerei beschäftigt an 14,000 Stühle. Seit 1827 besteht auch eine Seidenmanufactur in Annaberg. Ebenso bedeutend wie die Gewerbthätigkeit ist der Handel S.'s, zum Theil eine Folge von jener, zum Theil durch die Loge S.'s im Mittelpunkte Deutschlands begünstigt, indem es durch diese zum Zwischenhandel bestimmt wird. Der Hauptsitz des Handels ist Leipzig mit seinen beiden großen Messen.

Nach der Verfassungsurkunde vom 4. Sept. 1831 ist das Königreich S. ein unter einer Verfassung vereinigter Staat, und es darf ohne Zustimmung der Stände kein Bestandtheil und kein Recht der Krone veräußert werden. Es hat eine monarchische Regierung mit landständischer Verfassung. Der König wird mit dem 18. Jahre volljährig, darf ohne Zustimmung der Slände weder Oberhaupt eines andern Staates werden, noch auch seinen wesentlichen Aufenthalt außerhalb des Landes nehmen. Thronfolger ist der jedesmalige nächste männliche Erbe nach dem Rechte der Erstgeburt; in Ermangelung eines männlichen Erben geht die Krone auf eine weibliche Linie über, welche aus ebenbürtiger Ehe stammt, so aber, daß in dieser wieder der Mannsstamm nach dem Rechte der Erstgeburt den Vorzug hat. Bei jedem Regierungswechsel wird vertragsmäßig zwischen ihm und den Ständen eine Civilliste ausgesetzt, welche gegenwärtig 500,000 Thlr. beträgt. Zu dem ohne Genehmigung der Stände unantastbaren Staatsgute gehört Alles, was die Krone an Gebiet, Gütern, Forsten, Regalien, nutzbaren Rechten, Einkünften und öffentlichen Anstalten besitzt oder erwirbt, und zum Fideicommiß des königl. Hauses gehören mehre Schlösser und Paläste, die den Wissenschaften und Künsten gewidmeten Sammlungen zu Dresden und das Privatvermögen des Königs, insofern er nicht darüber bei Lebzeiten verfügt hat. Auch der Fideicommiß ist vom Lande unabtrennbar und unveräußerlich und geht auf den Thronfolger über. Mit der obersten Verwaltung des Staats sind sechs Ministerien beauftragt: das der Justiz, der Finanzen, des Innern, des Krieges, des Cultus und öffentlichen Unterrichts und der auswärtigen Angelegenheiten, deren Vorstände das Gesammtministerium als oberste collegialische Staatsbehörde bilden. So lange der König nicht der protestantischen Kirche angehört, wird die landesherrliche Kirchengewalt [7] über die evangelischen Glaubensgenossen von dem stets diesem Glauben zugethanen Cultusminister und wenigstens zwei andern dasselbe Bekenntniß theilenden Mitgliedern des Gesammtministeriums ausgeübt. Die Minister sind wie alle Staatsdiener verantwortlich, die Gerichte unabhängig von der Regierung; Jesuiten oder andere geistliche Orden dürfen nicht in dem Staate aufgenommen und neue Klöster nicht errichtet werden. Die Wahl in die Ständeversammlung ist im Allgemeinen auf den Grundbesitz gegründet. Die Ständeversammlung zerfällt in zwei Kammern, von denen die erste aus den volljährigen Prinzen des königl. Hauses und 41 andern Mitgliedern besteht, während die zweite von 20 Abgeordneten der Rittergutsbesitzer, 25 Abgeordneten der Städte, 25 Abgeordneten des Bauernstandes und 5 Vertretern des Handels und Fabrikwesens gebildet wird.

Es gibt in S. drei Orden, von welchen der König Großmeister ist, nämlich: 1) den St.-Heinrichsorden für das Militair, der aus drei Classen besteht, 1734 gestiftet, 1768 erneuert und 1829 mit neuen Statuten ausgestattet worden ist; 2) den Orden der Rautenkrone für Fürsten und hohe Staatsbeamte, welcher 1807 bei der ersten Anwesenheit Napoleon's in Dresden gestiftet und diesem zuerst ertheilt wurde; 3) den Civilverdienstorden, welcher drei Classen hat und 1815 gestiftet wurde. – Der Bergbau auf edle und halbedle Metalle ist Staatseigenthum, doch können auch Privatpersonen Antheil nehmen unter der Aufsicht des Staats und unter der Bedingung, alles gewonnene Silber dem Staate für einen bestimmten Preis zu überlassen, wie eine Zehntenabgabe. Die Benutzung der Porzellanerde und des Topasfelsens Schneckenstein hat sich der Staat ausschließlich vorbehalten. Die Staatseinnahmen belaufen sich durchschnittlich auf 5,100,000 Thlr. und die Staatsschuld beträgt etwas über 11 Mill. Thlr. – Zur Aufrechthaltung der innern Ruhe und Sicherheit ist seit der letzten Staatsveränderung eine Communalgarde eingeführt, zu welcher alle zwischen 21–45 Jahren stehende Staatsbürger pflichtig sind. Das Heer besteht aus ungefähr 12,700 Mann und 1600 Pferden, doch ist ein großer Theil der Mannschaft außer der jährlichen Übungszeit beurlaubt. Im deutschen Bunde nimmt das Königreich S. die vierte Stelle ein und hat in der vollen Versammlung vier Stimmen. Es ist verpflichtet, 12,000 M. unter den Waffen und 2000 M. Reserve zu halten, und hat im Kriege ein Contingent von 18,000 M. zur Bundesarmee zu stellen.

In administrativer Hinsicht wird das Königreich gegenwärtig in vier Kreisdirectionen eingetheilt. 1) Zu dem Bezirke der Kreisdirectionen Dresden gehören fünf Amtshauptmannschaften mit den Ämtern Dresden, Pirna, Grüllenburg, Dippoldiswalde, Meißen, Radeberg, Hohnstein mit Lohmen, Großenhain, Moritzburg, Lausnitz, Freiberg, Frauenstein und Altenberg; 2) zu dem Bezirke der Kreisdirection zu Leipzig gehören drei Amtshauptmannschaften mit den Ämtern Leipzig, Pegau, Borna, Rochlitz, Colditz, Nossen, Leisnig, Grimma, Mutzschen, Wurzen, Mügeln mit Sornzig, Oschatz, den fürstl. und gräfl. schönburgischen Lehnsherrschaften Penig, Rochsburg und Wechselburg; 3) zu dem Bezirke der Kreisdirection zu Zwickau gehören vier Amtshauptmannschaften mit den Ämtern Chemnitz, Frankenberg mit Sachsenburg, Augustusburg, Zwickau, Wiesenburg, Schwarzenberg, Eibenstock, Wiesenthal, Wolkenstein, Lauterstein, Grünhain, Stolberg, Plauen mit Pausa, Voigtsberg, den schönburgischen Receßherrschaften Glauchau, Waldenburg, Lichtenstein, Hartenstein mit Stein, der schönburgischen Lehnsherrschaft Remse und der Herrschaft Wildenfels; endlich 4) zu dem Bezirke der Kreisdirection zu Bautzen gehören zwei Amtshauptmannschaften, welche die Oberlausitz mit dem Amte Stolpen begreifen.

Nach der immer noch geltenden ältern statistischen Eintheilung zerfällt das Königreich S. in vier alt-erbländische Kreise: a) den meißner von 78 ! M.; b) den leipziger von 46 ! M.; c) den erzgebirgischen mit den schönburgischen Besitzungen von 83 ! M.; d) den voigtländischen von 25 ! M. Hierzu kommt dann die Oberlausitz mit 39 ! M. Die wichtigsten Ortschaften sind nun folgende:

Im meißner Kreise vor allen die Haupt-und Residenzstadt Dresden (s.d.). In der Nähe derselben liegt an der Elbe das kön. Lustschloß Pillnitz (s.d.) und noch näher in südwestl. Richtung das Dorf Plauen mit dem reizenden plauenschen Grunde, wichtig durch die großen Steinkohlenflötze, welche jährlich über 600,000 Scheffel Kohlen geben. Zu Potschappel ist eine Eisengießerei, ein Mineral-und Schlackenbad, ein Vitriolwerk, eine chemische Fabrik, eine Schmelztiegel- und Thonwaarenfabrik. Zu Großsedlitz ist ein kön. Schloß mit Garten; auf der räcknitzer Anhöhe steht Moreau's Denkmal, da, wo er 1813 verwundet wurde. Das Städtchen Wilsdruf hat 1700 Einw. Unterhalb Meißen (s.d.) an der Elbe liegt Riesa mit 1150 Einw., welches durch seinen Elbhandel und die Verbindung mit der leipzig-dresdner Eisenbahn, die hier die Elbe überschreitet, wichtig ist. Lommatzsch mit 2000 Einw. treibt Lein- und Wollenweberei, Töpferei, Gerberei und Federnhandel. Dippoldiswalda hat 2100 Einw., ein Schloß, Tuchfabriken, Gerberei und Bleichen. Bei Altenberg mit 1900 Einw., nahe an der böhm. Grenze, sind wichtige Zinnbergwerke, die jährlich an 188,000 Etr. liefern. Zu Pirna an der Elbe mit 5200 Einw. ist ein Waisenhaus, eine katholische Kirche und Schule; wichtig sind die Sandsteinbrüche, in denen 600 Menschen arbeiten, der Schiffbau und der Handel; auch findet man dort Kattundruckereien, eine Steingutfabrik und ein Bohrwerk zu Wasserleitungsröhren von Sandstein. Auf dem ehemaligen Schlosse Sonnenstein ist eine Heilanstalt für Wahnsinnige. Vitriol-, Schwefel- und Eisenwerke, sowie ein Sauerbrunnen sind zu Berggießhübel. Merkwürdig ist die Festung Königstein (s.d.). Auf dem königl. Rittergute Kleinstruppen ist eine Erziehungsanstalt für verwaiste Soldatenkinder. In einer romantischen Gegend mit einem alten Felsenschlosse liegt Hohnstein. Zu Schandau an der Elbe mit 1200 Einw. ist ein Mineralbad. Sebnitz mit 2700 Einw. hat eine Papiermühle, Zwillich- und Baumwollenweberei. Wehlen treibt Sandstein-, Holz-und Obsthandel. Zu Lohmen ist eine span. Schäferei; es hat große Garnbleichen, Hopfenbau, einen Eisenhammer, eine schöne Kirche und ein königl. Schloß auf einem hohen Felsen. Im liebethaler Grunde sind ansehnliche Sandsteinbrüche. Die Stadt Bischofswerda mit über 2000 Einw. hat Fabriken in Tuch, Strumpfwaaren, Band, Leder und Leinwand. Bei Stolpen mit 1300 Einw., wo eine Zuchtschäferei, liegen auf einem Basaltfelsen die Ruinen eines Bergschlosses. Ein 1431/2 Ellen tiefer Brunnen ist durch den Basaltfels gehauen. [8] Zu Radeberg mit 1900 Einw. sind ein königl. Schloß, ein eisenhaltiges Mineralbad, der Augustusbrunnen, und verschiedene Fabriken. Groß-Röhrsdorf, ein Dorf mit 3000 Einw., hat Leinwand-und Bandfabriken. Großenhain mit 5500 Einw. hat eine lateinische Schule und Fabriken in Tuch, Zitz, Kattun, Leder, sächs. Grün, Lackmus und Stärke. Bei Zabeltitz mit einem schönen Schloß und Garten findet man schöne Kiesel, die als Ringsteine benutzt werden. Oschatz hat 5000 Einw., große Wetzsteinbrüche, Schönfärbereien, Fabriken in Tuch, Leinwand und Band. Bei Dahlen mit 1700 Einw. wird Krapp gebaut. Strehla mit 1200 Einw. ist Sitz eines Elbrichters, treibt Schiffahrt und hat ein altes Schloß. Das königl. Jagdschloß Moritzburg liegt auf einer von mehren Teichen gebildeten Halbinsel, enthält 6 Säle und 220 Zimmer und hat einen großen Thiergarten. Zu Eisenberg werden bedeutende Viehmärkte gehalten.

Im leipziger Kreise ist die Hauptstadt Leipzig (s.d.). In der Nähe liegen Liebertwolkwitz, wo am 14. Oct. 1813, und Breitenfeld, wo 1631 und 1642 Schlachten geliefert wurden. Taucha mit 1700 Einw. hat ein Schloß, und bei Rötha sind Pfeifenthongruben. Grimma liegt an der Mulde, hat 4000 Einw., ein Schloß, eine Fürstenschule, mehre Fabriken, namentlich von Tabackspfeifen, und nicht unbedeutenden Handel. Bei Mutzschen findet man eine Art Diamanten, welche nicht hart sind, aber sich schön poliren lassen. Durch den Frieden von 1763 merkwürdig ist das ehemalige Jagdschloß Hubertsburg (s.d.). Döbeln an der Mulde mit 5000 Einw. und Leißnig an der freiberger Mulde mit 4000 Einw. haben viele Fabriken. Zu Rochlitz an der zwickauer Mulde mit 2700 Einw. und einem Schlosse sind verschiedene Fabriken und ein Steinbruch. Geithain mit 4700 Einw. hat Barchent- und Leinweberei. Mitweida an der Zschopau mit 5000 Einw. treibt lebhaften Handel, hat Leinwand- und Kattunfabriken, Spinnmühlen und Bleichen. Geringswalde hat über 2000 Einw. Waldheim an der Zschopau mit 2300 Einw. hat ein ausgezeichnetes Straf- und Arbeitshaus, fabricirt Tuch, Linnen und Seifenspiritus. In der Nähe liegt das noch ganz erhaltene Bergschloß Kriebstein. Das Dorf Ringethal liegt in einem romantischen Thale der Zschopau, hat einen schönen Park und auf dem Kirchhofe die 300jährige Lutherslinde. An der zwickauer Mulde liegt Kolditz mit 2500 Einw. und verschiedenen Fabriken. Auf dem Schlosse ist eine Heil- und Versorgungsanstalt für 300 Personen. Zu Lausigk mit 1700 Einw. ist das Hermannsbad, eine schwefelsaure Eisenquelle. Borna hat 2800, Frohburg mit einem Schlosse 2300 Einw. An beiden Orten, besonders aber zu Kohren, sind ansehnliche Töpfereien. Pegau an der weißen Elster hat über 3000 Einw., Vieh- und Getreidehandel; Zwenkau 2200 Einw. und starken Getreidehandel; Groitzsch 1100 Einw., darunter viele Schuh- und Saffianpantoffelmacher. Bei Wurzen mit 3000 Einw. führen zwei schöne Brücken über die Mulde, darunter eine die der leipzig-dresdner Eisenbahn. Es hat ein Schloß, Fabriken, Bleichen, ist der Sitz eines Collegialstifts und hat eine gelehrte Schule. Mügeln mit 1700 Einw. treibt Leinweberei und bei dem Dorfe Sornzig wird Porzellanerde gefunden.

Im erzgebirgischen Kreise ist die Hauptstadt Freiberg (s.d.). Brand hat 1900 Einw., welche Bergbau und Spitzenklöppelei treiben. Hainichen mit 4400 Einw. hat verschiedene Fabriken. Zu Bräunsdorf sind Arbeitsschulen für die Kinder der Bergleute und eine Anstalt zur Erziehung sittlich verwahrloster Kinder und junger Verbrecher. Frauenstein ist eine kleine Stadt mit den Ruinen eines Schlosses. Zschopau am gleichnamigen Flusse mit über 5000 Einw. hat ein Schloß, ein Blaufarbenwerk, Bleichen, Fabriken in Band, Strumpfwaaren, Kattun, Tuch und Leinwand. Gleichfalls mehre Fabriken und Töpferei hat Öderan mit 3000 Einw. Schellenberg hat 1100 Einw. Auf dem Schellenberge liegt das Lustschloß Augustusburg mit einem 286 F. tiefen Brunnen und einer 400 Jahre alten Linde. Zu Lichtewalde ist auch ein Schloß mit Garten, in welchem ein 108 F. hoher Wasserfall. Zu Zöblitz mit 1200 Einw. werden Serpentinsteinwaaren gedrechselt. Beim Dorfe Grünthal sind eine Saigerhütte, fünf Kupferhämmer und die Münze für das sächs. Kupfergeld. Sehr gewerbthätig ist der Marktflecken Olbernhau mit 1800 Einw. Annaberg (s.d.) liegt 2800 F. über der Meeresfläche. Marienberg mit gegen 4000 Einw. hat ein Lyceum, ein Waisenhaus, Bergbau, ein Vitriol- und Schwefelwerk und ein warmes Bad. Bei Ehrenfriedersdorf mit über 1800 Einw. und Bergbau liegt der Greifenstein, eine Gruppe von neun senkrechten, gegen 100 F. hohen Sandsteinkegeln. Bei Geyer mit 2700 Einw. sind ansehnliche Zinngruben, eine Gifthütte, welche jährlich 8000 Ctr. Arsenik liefert, ein Vitriolwerk und ein Schwefelwerk. Jöhstadt mit 1500 Einw. handelt mit Eisenwaaren und Arzneikräutern. Wolkenstein mit 1300 Einw., hat ein Bad, ein Schloß und Fabriken. Thum mit 1600 Gelenau mit 2600 Einw. sind unbedeutend. Bei Buchholz mit 1800 Einw. ist ein Silberbergwerk; Zwönitz mit 1300 Einw. hat Fabriken und starke Schuhmacherei; Schlettau hat 1300 Einw. Im Dorfe Baierfeld mit einem Vitriol- und Schwefelwerk sind viele Eisenarbeiter. Stollberg mit 2500 Einw. treibt Wollen- und Leinweberei. Tharand liegt romantisch in einem tiefen Thale an der wilden Weiseritz, hat 1200 Einw., einen Mineralbrunnen und eine Forstakademie, mit welcher eine Forstvermessungs- und landwirthschaftliche Lehranstalt verbunden ist. Ohnweit liegt das alte Jagdschloß Grillenburg. Bei Nossen, welches 1550 Einw., ein königl. Schloß und Getreidehandel hat, liegen die Ruinen der Cistercienserabtei Altzelle. Roßwein an der Mulde mit 4000 Einw. hat etwas Bergbau, Zeuch- und Tuchweberei, in Siebenlehn an der Mulde mit 1400 Einw. befinden sich viele Schuhmacher. Frankenberg an der Zschopau mit 5000 Einw. hat Kattunfabriken, Bleichen und Kattundruckereien. In der Nähe liegt das alte Bergschloß Sachsenburg. Schneeberg an der Mulde mit 7400 Einw. hat ein Lyceum und eine Klöppelschule, Fabriken in Band, Zwirn, Spitzen, Vitriol, Saffian, lackirtem Leder, Papier, Arzneiwaaren, Scheidewasser, Bergbau auf Blei, Wismuth, Zinn, Eisen, Kobalt und Silber, ein Blaufarbenwerk. Die Hauptkirche ist die größte in Sachsen und die schönste im Erzgebirge. Bei dem Städtchen Aue liegt die Thongrube, in welcher der Thon zur meißner Porzellanfabrik gewonnen wird; auch sind daselbst Eisenwerke, Vitriol- und Scheidewasserfabriken und eine Zinnhütte. Bockau an der Mulde mit 1200 Einw., einem Blaufarbenwerk, einer Schachtelfabrik, betreibt Bergbau und Handel mit Arzneikräutern. Eibenstock an der [9] Mulde mit 4400 Einw. fabricirt Vitriol, Scheidewasser, Arzneistoffe, Blecharbeiten, Spitzen, hat Bergbau auf Eisen und Zinn, Eisenhämmer und eine Zinnschmelzhütte. Johanngeorgenstadt mit 3300 Einw. liegt in der wildesten Gegend des Erzgebirges, treibt Bergbau, fabricirt Spitzen und Spielzeug und hat eine Klöppelschule, eine Zinnschmelzhütte, ein Vitriol- und Schwefelwerk. Schwarzenberg mit 1500 Einw. hat ein Schloß, eine Zinnschmelzhütte, Eisenwerke u.s.w. Oberwiesenthal mit 1600 und Unterwiesenthal mit 1500 Einw., beide am 3700 F. hohen Fichtelberge, haben Bergbau und Fabriken in Metallwaaren. Bei Neustädtel mit 1300 Einw., meist Bergleuten, liegt der Filzteich, in welchem ein großes Torflager. Bei dem Dorfe Krottendorf mit 1700 Einw. wird weißer Marmor gebrochen. Lauter mit 1400 Einw. treibt Spitzenhandel und fabricirt Vitriol, Scheidewasser, Holz- und Strohwaaren. Bei Scheibenberg mit 1700 Einw., welche Bergbau, Band- und Spitzenhandel treiben, liegt eine 50 F. hohe Basaltmasse, der Pfeiler- oder Orgelberg genannt. Das Dorf Schönhaida hat 3300 Einw., welche Metallwaaren und Spitzen verfertigen. Wiesenburg ist ein Dorf mit einem alten Schlosse. Sehr wichtig sind die Städte Chemnitz und Zwickau (s.d.). Krimmitzschau an der Pleiße hat 2200 Einw., Woll- und Baumwollenfabriken; Werdau an der Pleiße mit 4200 Einw., Tuch- und Zeuchfabriken. – In diesem Kreise liegen auch die Herrschaft Wildenfels mit der Stadt gleiches Namens, welche dem Grafen Solms-Wilden fels gehört, und die fürstl. und gräflich-schönburgischen Herrschaften. Zu den fürstlich-schönburg-waldenburgischen Ländern, welche beinahe 7 ! M. umfassen, gehören die Herrschaften: Waldenburg mit der Stadt gleiches Namens an der Mulde von 2000 Einw., wo der Fürst residirt und viele Fabriken sind, auch Handel mit Korn, Schmelztiegeln, Pfeifen u.s.w.; Lichtenstein mit der Stadt gleiches Namens von 2700 Einw., und Kallenberg von 1700 Einw., sowie dem Dorfe Langen-Lungwitz mit 2100 Einw.; Niederhartenstein mit der Stadt Hartenstein von 1500 Einw. und Mülsen mit 400 Wollen- und Leinweberstühlen; Stein mit dem alten Felsenschlosse Stein an der Mulde und der Stadt Lößnitz von 3600 Einw. mit Wollen- und Baumwollenfabriken; Remissau, Ziegelheim und Ölsnitz. Die gräflich schönburgische Linie zu Rochsburg und Hinterglauchau besitzt die beiden Herrschaften gleiches Namens von 31/4 ! M., dahin zum Theil die Hauptstadt der ganzen Grafschaft Schönburg, Glauchau, gehört, welche 5900 Einw. hat, Sitz der gräflich schönburgischen Behörden ist und viel Fabriken in Barchent, Canevas, Wollen-, Nadel- und Zinnwaaren, Leder und Leinen, auch Eisen- und Kupferhämmer besitzt. Merana hat 3500, Ernstthal 2400, Burgstädt 2000, Lunzenau 1150 Einw., und Rochsburg ist ein gräfl. Residenzschloß an der Mulde. Die gräflich schönburgische Linie zu Penig-Penig besitzt, zusammen 51/2 ! M., die Herrschaften: Penig mit der Stadt gleiches Namens an der Mulde von 2600 Einw., wo ein gräfliches Schloß ist und verschiedene Fabriken betrieben werden; Wechselburg mit der Stadt gleiches Namens; Vorderglauchau, wo die Stadt Hohenstein mit 3900 Einw. und Bergbau auf Gold, Silber und Kupfer, und Theile der Städte Glauchau und Merana.

Der voigtländische Kreis. Ölsnitz an der Elster, in welcher, wie in mehren Nebenbächen, Perlenfischerei getrieben wird, hat 3100 Einw. und mehre Fabriken. In der Nähe liegt das alte Schloß Voigtsberg. Adorf an der Elster hat 2800 Einw. und Fabriken. Im Dorfe Klingenthal mit 1100 Einw., den Städten Neukirchen mit 1600 und Schöneck mit 1600 Einw. werden musikalische Instrumente verfertigt. Die letztgenannte Stadt hat 1370 vom Kaiser Karl IV. Abgabenfreiheit erhalten, darf aber nur 141 Häuser haben. Die wichtigste Stadt dieses Kreises ist Plauen an der weißen Elster mit 7700 Einw., einem Schloß, zwei Kirchen, einem Lyceum, einem Schullehrerseminar, sehr ansehnlicher Baumwollenfabrikation, außerdem Fabriken in Tuch, Strumpfwaaren, Wachsleinwand, Metallknöpfen, Kattun, Zitz, und ausgezeichnete Bleichen. Bedeutend ist der Handel mit Musselinen, mit deren Verfertigung in diesem Kreise an 30,000 Menschen beschäftigt sind. Auerbach mit 3000 Einw. hat viele Fabriken; Pausa hat 2100 Einw. und ein Schloß. Im Dorfe Rodewisch ist ein großes Messingwerk und in der Nähe sind die Eisenwerke Rautenkranz und Morgenröthe. Elsterberg hat über 2000 Einw., welche zum Theil Weberei und Gerberei treiben; Lengefeld 2800 Einw., eine Spinnmühle, Fabriken, Schönfärberei, Scheidewasserbrennerei. Mylau hat 1900 Einw., Reichenbach 4500 Einw. und Fabriken. Der Flecken Falkenstein mit 2800 Einw. hat ein Bergamt und Zinnbergbau. Zu Treuen sind 3100, zu Netzschkau 1300 und zu Mühltroff 1100 Einw.

Im lausitzer Kreise liegen außer den Vierstädten und dem Landkreise mit seinen reichen und großen Dörfern (s. Lausitz) die Standesherrschaften: Königsbrück, dem Grafen von Hohenthal gehörig, mit der Stadt Königsbrück, welche 1500 Einw. und Fabriken hat, und Seidenberg, dem Grafen von Einsiedel gehörig, dessen Residenzschloß im Dorfe Reibersdorf; sowie die Stifter Marienstern und Marienthal, zwei Cisterciensernonnenabteien. Zu jenem gehört Bernstädtel mit 1500, zu diesem Ostritz mit 1300 Einw.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 2-10.
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Der Weg ins Freie. Roman

Der Weg ins Freie. Roman

Schnitzlers erster Roman galt seinen Zeitgenossen als skandalöse Indiskretion über das Wiener Gesellschaftsleben. Die Geschichte des Baron Georg von Wergenthin und der aus kleinbürgerlichem Milieu stammenden Anna Rosner zeichnet ein differenziertes, beziehungsreich gespiegeltes Bild der Belle Époque. Der Weg ins Freie ist einerseits Georgs zielloser Wunsch nach Freiheit von Verantwortung gegenüber Anna und andererseits die Frage des gesellschaftlichen Aufbruchs in das 20. Jahrhundert.

286 Seiten, 12.80 Euro

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Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

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