1. Auch der Geizige öffnet den Schrank, dauert das Bitten zu lang.
It.: L'importuno vince l'avaro. (Pazzaglia, 22.)
2. Dem Geitzigen ist nichts, der Natur wenig genug. – Petri, II, 74.
3. Dem Geitzigen reucht alles gelt wol. – Henisch, 1470, 4; Petri, II, 74.
4. Dem Geizigen ist alles für Geld feil, selbst seine Seele und sein Gott. – Sailer, 172.
5. Dem Geizigen ist niemand freund.
Dän.: Gierrig mand var aldrig kier mand; gierrighed føder foragt. (Prov. dan., 227.)
6. Dem Geizigen ist seine Seele für einen Batzen feil.
Der Volkswitz ist reich an Bezeichnungen für einen Geizigen. (S. ⇒ Furzklemmer.) Im Lesachthal hat man nach Lexer die Namen Filz, Kleibendrucker, Kleibenscheisster, [1459] Kreuzarklüebar (der die Kreuzer spaltet), Spanbrennar (der nur Späne brennt). (Vgl. Frommann, IV, 157.)
7. Dem Geizigen mangelt alles.
Frz.: L'avarice abonde de ce qu'il lui faut. (Venedey, 130.)
8. Den geitzigen kan man keine grössere plag wünschen, denn langes leben. – Henisch, 1449, 1; Petri, II, 74.
9. Den geitzigen wächsst nimmer gnug. – Henisch, 1449, 2; Petri, II, 74.
10. Den Geizigen hat der Teufel verhext, dass sein Geiz mit dem Gelde wächst.
11. Den Geizigen kränkt, was er im Traume geschenkt.
Die Russen sagen: Wenn dem Geizigen träumt, dass er die Krebse mit einem Gaste getheilt hat, dann ertränkt er sich im Sumpfe. (Altmann VI, 451.)
12. Der geitzig findt alweg ein vrsach, die hend an sich zu ziehen. – Franck, I, 119a; Körte, 1882.
Böhm.: Kdo nerad dává, snadno výmluvu neyde. (Čelakovský, 55.)
Dän.: Gierrig hielper med munden, med ei med haanden. (Prov. dan., 226.)
Kroat.: Koi nerad da, lehko spričavanje najde. (Čelakovský, 55.)
13. Der geitzig hat (trägt) sein Seel feil vnd gibt Gott umb gelt. – Henisch, 1449, 6; Petri, II, 89; Lehmann, II, 63, 115; Braun, I, 672; Körte, 1884.
14. Der geitzig hilfft gern mit dem Maul, aber nicht mit den Händen. – Lehmann, 250, 16.
15. Der geitzig ist allweg arm. – Henisch, 1449, 8; Petri, II, 89; Gruter, I, 15; Schottel, 1125a; Körte, 1885.
Denn er hat nicht das Geld, das Geld hat ihn.
It.: Il più povero che sia nel mondo (in terra) è l'avaro. (Pazzaglia, 21, 1; Gaal, 630.)
Lat.: Semper avarus eget. (Horaz.) (Binder II, 3064; Kruse, 1224; Philippi, II, 174; Seybold, 548.)
16. Der geitzig ist an jm selbs schuldig. – Franck, I, 64b.
17. Der geitzig ist keinem gut, jhm selbst der ärgst. – Henisch, 1449, 9; Petri, II, 89; Gruter, I, 15; Körte, 1886 u. 2331.
Böhm.: Lakomec všem bývá zlý, sobĕ nejhorší. (Čelakovský, 55.)
It.: L'avaro, non mai buono per altrui, è pessimo per se. (Gaal, 632.)
Lat.: In nullum avarus bonus, in se pessimus. (Gaal, 632.)
Poln.: Łakomy wszystkim zły, sobie najgorszy. (Čelakovský, 55.)
18. Der Geitzig ladet gern gäst in ander Leut Häuser.
19. Der geitzig nimpt sich arm. – Franck, II, 136a; Henisch, 1449; Gruter, I, 15; Schottel, 1142b.
Engl.: Ever spare, ever dare. (Gaal, 629.)
20. Der Geitzig sucht den Himmel im koth. – Lehmann, 250, 9.
Lat.: Coelum avarus in coeno quaerit. (Binder II, 519; Lehmann, 250, 9.)
21. Der geitzig thut nichts rechts, dann so er stirbt. – Franck, I, 65a; Kirchhofer, 152.
22. Der geitzig tregt sein seel feyl. – Franck, I, 118b; Simrock, 3223.
23. Der geitzige befleisst sich mehr auff gewin, denn auff Ehr. – Henisch, 1449, 4; Petri, II, 89.
24. Der Geitzige hängt den kopff nur zum boden. – Lehmann, 251, 22.
25. Der Geitzige hat bey grossem Gut allzeit mangel vnd Armuth. – Petri, II, 89.
26. Der Geitzige ist nicht zu erfüllen. – Eyering, I, 463.
Die Aegypter zeichnen die Unerfüllbarkeit des Geizigen durch das Sprichwort: Der Geizige ass die Datteln sammt den Kernen und sagte, als man über ihn lachte: »Ich thu' es nur, damit alles beisammenbleibe.«
Ung.: A fösvénynek soha sem elég. (Gaal, 627.)
27. Der Geitzige lässt sich lieber umb einen Heller ermorden, als dass er einen Weisspfenning umb Gottes willen gibt. – Zinkgref, III, 207.
28. Der Geitzige nimmt sich eher zehnmal zu todt, als dass er sich einmal lebendig gibt. – Zinkgref, III, 207.
29. Der geitzige verstöret (oder verwirret) sein aigen hauss. – Henisch, 1449, 46; Petri, II, 89.
30. Der geitzigen vnd der todten ist gut müssig gehen. – Henisch, 1449, 11.
[1460] 31. Der Geizig und der Nöthig gehören zusammen, hat der Wucherer gesagt. – Eiselein, 239.
32. Der Geizig und der Nöthig sind bald handelseins. – Eiselein, 217.
33. Der Geizige bekommt seine Kost auch von Gott, aber der Teufel ist Koch dazu.
34. Der Geizige entbehrt, was er hat, und begehrt, was er nicht hat.
35. Der Geizige erscharrt einen Pfennig und verliert einen Thaler.
Böhm.: Lakomý více tratí, než ulakotí. (Čelakovský, 54.)
36. Der Geizige hängt sich, um das Pulver zu sparen.
37. Der Geizige hat am meisten Geld, und isst, als wär' er der Aermste in der Welt.
Die Russen sagen: Wenn der Geizhals sich ersticht, thut er's mit einer Nadel, der Ersparniss halber. (Altmann VI, 454.) Und: Wenn man den Geizigen an einem goldenen Stricke aufknüpfen wollte, er stürbe zuvor aus Aerger über die Kosten, die sein Hängen verursacht. (Altmann VI, 496.)
38. Der Geizige hat1 des Teufels Dank. – Parömiakon, 940.
1) Für sein Fasten zuletzt.
39. Der Geizige hat Keller und Küche im Kasten.
40. Der Geizige hat nur zwei Hände, eine zum Nehmen, die andere zum Behalten.
41. Der Geizige hat seinen Gott im Kasten. – Parömiakon, 916.
42. Der Geizige hat weder Aeltern noch Freunde.
It.: L'avaro ricco non tiene nè parente, nè amico. (Pazzaglia, 22.)
43. Der Geizige hört nicht eher zu melken auf, bis Blut kommt.
Aehnlich sagen die Russen: Bevor nicht Blut aus dem Euter fliesst, hört der Geizige nicht zu melken auf.
44. Der Geizige ist ärger als ein Dieb; der Dieb stiehlt andern das Geld aus der Tasche, der Geizige sich selber das Mark aus den Beinen. – Sailer, 173.
45. Der Geizige ist das Ross, das Wein fährt und Wasser säuft (oder: und sich vom Wasser nährt). – Sailer, 172; Simrock, 3216.
It.: L'avaro è come l'asino, che porta il vino, e beve l'acqua. (Gaal, 633.)
Lat.: Tantalus inter undas sitit. (Gaal, 634.)
46. Der Geizige ist der Aermste auf Erden, denn sein Gut ist sein Herr.
Dän.: Hvad den gierrige har, bruger han ei; hannem fattes saavel det han haver, som det han ikke haver. (Prov. dan., 227.)
It.: L'avaro de suoi beni, n'è procuratore, e non signore. (Pazzaglia, 22.)
47. Der Geizige ist ein böser Hund, der einen Schatz verwahrt, aber nicht davon geniesst und andere nichts davon geniessen lässt.
Er lässt oft das Gute eher verderben, ehe er es geniesst. Darauf zielt das russische Sprichwort hin: Der Geizige ist sehr verschwenderisch, der seine Austern bis übers Jahr aufhebt.
Böhm.: Zlý pes ani sám sní, ani druhému dá. (Čelakovský, 55.)
Frz.: L'avaricieux est plus misérable que le pourceau, parce qu'il n'a bien ni joye durant sa vie, ni après sa vie. (Kritzinger, 45.)
Poln.: By pies na sienie, sam go niejé, a krowie go nieda. (Čelakovský, 55.)
48. Der Geizige ist ein reicher Bettler. – Körte, 1880; Simrock, 3220.
Poln.: Lakomy tak tego uźywa co ma, jak i tego czego niema. (Wurzbach I, 130.)
49. Der Geizige ist nicht eher satt, bis er den Mund voll Erde hat.
Dän.: Den gierrige faaer ikke nok før han faaer munden fuld af jord. (Prov. dan., 227.)
50. Der Geizige ist so dumm wie Salomo'e Esel. – Steiger, 12; Kirchhofer, 152.
51. Der Geizige ist stets gastfrei, es mag niemand dazu.
52. Der Geizige lässt das Schaben (Scharren) nicht. – Parömiakon, 520.
53. Der Geizige lässt die Kuh nicht eher vom Hofe, bis sie gemistet hat.
Der russische Geizhals verfährt so mit seinem Gaul. (Altmann VI, 416.)
[1461] 54. Der Geizige lügt, wenn er die Hand aufthut.
Frz.: Vilain ment volontier toz tens. (Leroux, II, 80.)
55. Der Geizige macht jhm selbst die Fahrt zur Höllen sawer. – Lehmann, 251, 29; Sailer, 173; Gaal, 633.
56. Der Geizige muss Hunger leiden, weil der Teufel den Schlüssel zum Geldkasten hat. – Sailer, 173; Simrock, 3214.
Lat.: Tantalus inter undas sitit.
57. Der Geizige nicht voll werden kann; wer sammelt, spart's für 'nen andern Mann. – Körte, 1883.
It.: L'avaro accumula con sudore ciò che deve lasciar con gran dolore. (Pazzaglia, 22.)
58. Der Geizige nimmt sich arm, der Milde gibt sich reich.
59. Der Geizige und der Teufel sind einer wie der andere; je mehr jeder hat, je mehr er haben will.
Böhm.: Co jednou čertu a lakomci v hrdlo přijde, toho žádný nevykoupí. – Co skoupému do rukou padlo, to vše propadlo. (Čelakovský, 55.)
60. Der Geizige verbraucht den Mäusedreck für Pfeffer.
Aehnlich sagen die Russen: Wenn der Geizige den Marderdreck auf dem Hofe seines Nachbars findet, so verbraucht er ihn als Bisam. (Altmann VI, 464.)
61. Der Geizige will allein seinen Klee, der eigenen Kühe Zähne thun ihm weh.
Darum heirathet er, wie die Franzosen sagen, nur dann, wenn er dabei gewinnen kann: Vilain ne se marie jà qu'il ne perde. (Leroux, II, 80.)
62. Der Geizige wird früh alt, der Geiz bleibt ewig jung.
Frz.: Quand tous vices sont vieux, avarice est encore jeune.
63. Der Geizige wird nicht satt, weil ihm fehlet, was er hat.
64. Der Geizije hôt nimmermîr genunk. (Schles.) – Frommann, III, 413, 515.
65. Des Geitzigen Freundschaft dauert so lange, als er gewinnt.
Frz.: Amitié de chiche gens a deux boulet ressemble bien. (Bovill, III, 200.)
Lat.: Amicitia avarorum contactus spherarum. (Bovill, III, 200.)
66. Des Geitzigen Kist ist reich, er aber ist ein armer Wolff. – Lehmann, 250, 16.
67. Des Geitzigen Sack hat kein Boden. – Lehmann, 251, 18.
68. Des Geitzigen Sack (Tasche) kan nicht voll werden. – Lehmann, 250, 16.
Dän.: Gierrig mands taske bliver aldrig fuld. (Prov. dan., 227.)
69. Des Geizigen Kiste ist reich, aber der Teufel hat den Schlüssel.
It.: Nell arca dell' avaro il diavolo sta colcato. (Pazzaglia, 22.)
70. Des Geizigen Mühle mahlt das Korn ungesiebt.
Dän.: Gierig qværn maler alle haande korn. (Prov. dan., 227.)
71. Die geitzigen nemen einer dem andern das leben. – Henisch, 1449, 12; Petri, II, 129 u. 189.
72. Die geitzigen thun wie die Sauffer, die jhnen mit Wein den Durst angezündet, vnd meinen, sie wollen den mit Weinsauffen löschen. – Lehmann, 253, 62.
73. Die Geizigen haben Schaben (Scharren) und Graben, damit ihre Erben sich laben. – Parömiakon, 779.
74. Die Geizigen nemen den Segen Esau's und lassen den Frommen den Segen Jakob's.
75. Ein geitziger gewinnt sein gut anderen. – Henisch, 1601, 66.
76. Ein geitziger hat Hundesarth. – Petri, II, 189.
Lat.: Canis in praesepi. (Erasm., 253; Hanzely, 103, 107.)
77. Ein geitziger hat mehr nicht von seiner arbeit denn angst vnd Noth. – Petri, II, 189.
78. Ein geitziger hat zwo töchter, die eine haisst: bringher, die ander tragher. – Henisch, 1449, 21; Petri, II, 189.
79. Ein geitziger ist ein gaul, der Wein führt vnd Trinckt wasser. – Lehmann, 253, 58.
[1462] 80. Ein geitziger ist wie ein Hund, der auff dem Hew ligt, vnd es selbst nicht frisst, will es auch andern nicht essen lassen. – Henisch, 1449, 17; Petri, II, 189.
81. Ein geitziger nems Gott wol vom Altar wegk. – Henisch, 1449, 50; Petri, II, 327.
82. Ein geitziger siehet lieber Gelt, als die Sonn. – Lehmann, 256, 45.
83. Ein geitziger sorget vor das, was er hat, vnnd vor das, was er nit hat. – Lehmann, 251, 27.
Dän.: En gierrig sørger baade for det han har, og ikke har. (Prov. dan., 227.)
Lat.: Avaro tam deest, quod habet, quam quod non habet. (Gaal, 630.)
84. Ein geitziger trachtet nach dem, was er nicht hat, vnnd was er hat, dessen geneusst er nit. – Lehmann, 251, 33; Luther, 273.
Böhm.: Lakomý cizím chvátil, a své z huby ztratil. (Čelakovský, 54.)
Ung.: A fösvény a nélkül in szükölködik, a mie van a nélkül is, a mie nints. (Gaal, 629.)
85. Ein geitziger thut nichts bessers sein lebenlang, als wenn er stirbt. – Petri, II, 189.
86. Ein geitziger thut niemand gut, jhm selber auch das ärgste thut. – Henisch, 1449, 23; Petri, II, 189; Gruter, III, 42; Lehmann, II, 235, 26.
87. Ein Geiziger hat nie genug. – Kirchhofer, 152.
In Finland sagt man, um den Gedanken auszudrücken, dass der Geizige nicht zu erfüllen ist: Gib dem Geizigen, so lange er verlangt, dem Hunde, so lange er sieht. (Bertram, 46.)
It.: L'avaro non è mai ricco. (Pazzaglia, 22.)
88. Ein Geiziger ist elender als ein Schwein, er hat weder Lust noch Freude im Leben und auch nicht nach seinem Tode.
It.: L'avaro è il più miserabile de mortali. (Pazzaglia, 22.)
89. Ein Geiziger und ein kranker Hund sind beide ungesund.
90. Ein reicher Geiziger ist Salomo's Esel. – Simrock, 3217.
»Man schilt keinen Bettler wegen seines Geizes, den Reichen schilt man.« (Börne, Briefe aus Paris, IV.)
91. Einem Geizigen ist bös nachähren.
92. Einem Geizigen wächst nimmer genug.
93. Es ist einem geitzigen wie einem Hund, der alles, was man jhm darwirfft, inn einem huy verschlickt vnd nach einem andern auffgienet. – Henisch, 1449, 29.
94. Geitzige reiten auch zuweil den Esel. – Henisch, 1449, 37; Petri, II, 327.
95. Geitzigem mangelt sowol das er hat, als das er nicht hat. – Lehmann, II, 225, 46.
96. Geitzigen fellt allzeit ein Blutstropffen, so offt sie einen Heller vmb Gotteswillen geben. – Gruter, III, 42; Lehmann, II, 235, 24.
97. Geitziger Frass würget den Menschen. – Petri, II, 327.
98. Geitziger ist allein die Vrsach seines grossen Elends. – Lehmann, II, 226, 52.
99. Geitziger ist niemand gut oder Nutz, aber jhm selbst am schädlichsten. – Lehmann, II, 226, 54.
100. Geitziger ist seines guts selber nicht Maister. – Gruter, III, 42; Lehmann, II, 235, 25.
101. Geitziger ist wie ein Hungeriger Hund, der frist, wovon er bekompt. – Lehmann, 252, 49.
Dän.: Saa figer fuld er efter goda, som ravn efter aadsel. (Prov. dan., 165.)
102. Geitziger thut niemahls recht, er sterbe dann. – Lehmann, II, 226, 53.
103. Geizige essen keinen Vogel lieber als den Habich. – Parömiakon, 3115.
104. Geizige fasten vorm vollen Kasten.
Dän.: Vil leve fattig for at døe riig. (Prov. dan., 226.)
105. Hette der geitzige die gantz Erden, so möcht jhm doch nicht gnug werden. – Henisch, 1449, 41.
106. Je mehr der geitzige hat, je mehr er haben will. – Petri, II, 394.
107. Je mehr der geitzige hat, je mehr ihm abgeht. – Petri, II, 394.
[1463] 108. Je mehr der Geizige hat, je weniger wird er satt. – Körte, 1881; Körte2, 2325; Simrock, 3209.
109. Je mehr man den Geizigen bittet, je weniger gibt er.
Frz.: Prier le vilain il en fera moins. (Leroux, II, 82.)
110. Man kan eim geitzigen nit mehr vnglücks wünschen, dann das er lang leb. – Franck, I, 65a; Simrock, 3215; Müller, 23, 5.
Lat.: Avaro quid mali optes, nisi ut vivat diu.
111. Was der Geitzig hat, das braucht er nicht; darnach er tracht, dass wird jhm nicht. – Lehmann, 251, 17.
112. Weil dem Geitzigen der Odem geht, ist er zu nemen stets bereit. – Petri, II, 615.
113. Wenn der geitzige fröhlich ist, so tantzet ein Kamel. – Henisch, 1449, 51; Petri, II, 634.
114. Wenn der Geizige das Schwein verkauft, möcht' er das Wurstfleisch noch besonders verkaufen.
115. Wenn der Geizige könnte, er verpachtete das Sonnenlicht.
116. Wenn der Geizige stirbt, streckt er noch die Hand nach Geld aus.
Dän.: Den gierrige rækker endnu haanden frem naar han skal døe. (Prov. dan., 227.)
117. Wenn die Geitzigen einem ein Heller abschinden können, so meinen sie, sie haben einen Gülden gewonnen. – Petri, II, 642.
118. Wer dem Geizigen wohlthut, hat wenig Danks.
Frz.: Graissez les bottes d'un vilain, il dira qu'on les lui brûle. (Leroux, II, 82.)
119. Wer einen Geizigen um Geld bringt, greift ihm ans Herz.
Frz.: Tirer de l'argent d'un avare, c'est lui arrocher une dent. (Lendroy, 63.)
120. Wer mit dem Geizigen zu Tische geht, überladet den Magen nicht.
Mit dem Geizigen muss man den Geizigen spielen, sagt man in Venetien. (Reinsberg III, 94.)
121. Wer sich bei einem Geizigen wärmen will, muss das Feuer mitbringen.
122. Wer vom Geizigen etwas haben will, der fischt auf dem Dache.
Der will im Meere graben, sagen die Osmanen. (Schlechta, 294.)
123. Wo ein Geiziger schneidet, da ist das Aehrenlesen umsonst.
124. Ye mehr der geitzig hat, ye mehr jm abgeht. – Franck, II, 136a; Petri, II, 394; Gruter, I, 50; Eyering, III, 87; Egenolff, 147a; Braun, I, 617: Körte, 1881.
Böhm.: Lakomec nikdy dost není, by mel všeho svĕta jmĕni. (Haug.)
Frz.: Homme chiche n'est jamais riche. (Körte, 1881.)
It.: L' avaro quanto più ha, tanto più è bisognoso. (Pazzaglia, 21, 11.)
Lat.: Avarus non impletur pecunia. – Omnia des cupido, sua non perit inde cupido. ( Gaal, 627.)
125. Auf des Geizigen gefülltem Kasten sitzt der Teufel, um zu rasten.
It.: Nell' arca dell' avaro il diavolo sta coricato. (Giani, 179.)
126. Dem Geizigen fehlt die Hand zum Geben.
127. Dem Geizigen sind sechs Pfennige lieber als ein Sechser.
Er kann länger daran zählen. – Die Russen: Hundert Kopeken hört der Geizhals lieber sagen als ein Rubel. (Altmann VI, 463.)
128. Der Geizige ersäuft sich, weil ihn der Strick zum Hängen reut.
Die Russen: Wenn der Geizhals sich ersticht, so thut er's mit einer Nadel, der Ersparnisse halber. (Altmann VI, 454.)
129. Der Geizige gleicht einem Weibe, das mit Freuden empfängt und mit Schmerzen gebiert. – Wirth, I, 196.
130. Der Geizige hat nicht genug, bis ihn der Boden in den Hals rollt. (Kamnitz.)
131. Der Geizige hat zweimal Kopfschmerzen. – Frischbier, 4265.
Poln.: Skąpego dwa razy głowa boli.
132. Der Geizige ist krumm, wenn er sich bückt.
Wird von demjenigen gesagt, der nicht gern gibt (s. ⇒ Krumm 25).
133. Der Geizige ist sein eigener Folterknecht.
Lat.: Avarus ipse miseriae causa est suae. (Philippi, I, 53.)
134. Der Geizige ist seines Goldes Stiefvater. (Oberösterreich.)
135. Der Geizige lässt das Haus brennen, weil ihn das Wasser zum Löschen reut.
Poln.: Chciwości a ognia przykładając niezgasisz. (Čelakovský, 52.)
136. Der Geizige zündet des Nachbars Haus an, um bei dem Feuer ein Paar Eier zu sieden. – Prediger und Katechet von Ludwig Mehler, XX, 582.
137. Der Geizige muss oft theuer bezahlen, was er wohlfeil kauft.
138. Des Geizigen Auge ist so wenig zu erfüllen, als eine Pfütze von Thau. – Pers. Rosenthal, 262.
139. Des Geizigen Augen sind Kisten ohne Boden und seine Hände Rechen.
Böhm.: Oči jáma a ruce hrábĕ. (Čelakovský, 52.)
Poln.: Uszy słuchając, język mówiąc, ręce do siebie garnąc, serce poźądając, nigdy się nienasycą. (Čelakovský, 52.)
140. Des Geizigen Erben können Todte auferwecken. – Wirth, I.
Die vergrabenen Thaler.
141. Des Geizigen Geschäfte enden mit Zank. – Merx, 291.
142. Des Geizigen Sohn wird ein Verschwender, sein Sohn ein Bettler. – Weckstimmen, II. Jahrg. 1871.
143. Des Geizigen Thaler seufzen in der Kiste.
Böhm.: U skoupého tolary pláčí, a u štĕdrého i haléře skáčí. (Čelakovský, 53.)
144. Ein Geiziger kauft gern wohlfeil.
145. Für den Geizigen ist das Gold Blut und Seele. – Merx, 289.
146. Hett der geitzig die gantze erden, so möcht jhm doch genug nicht werden; drumb er auch bey seim grossen gut allzeit hat man gel vnd armut.
Lat.: Nulla ditari ratione potestis auari vos faciunt inopes, quas cumulatis opes. (Loci comm., 15.)
147. Kein Geiziger stirbt ohne Erben, denn die Würmer erben den Leib und der Teufel die Seele. – Harssdörffer, 344.
[1320] 148. So lang der Goitzige lebt, so lang hat der betriger kein not. – Monatsblätter, V, 141, 27.
149. Wenn der Geizige den Kasten voll hat, stirbt er.
Böhm.: Skupci jako včely, med stále sbírají, až i sami umírají. (Čelakovský, 56.)
150. Wenn ein Geiziger die Sonne so wie das Brot auf seinem Tische in der Gewalt hätte, dann würde es wenig helle Tage geben. – Wirth, I, 147.
151. Wenn ein Geitziger stirbet, will jedermann gern Erbe sein. – Wirth, I, 166.
152. Wer einen Geizigen bittet, der unterhält sich mit einem Todten.
In Apulien sagt man: Man kann weder Gesellschaft von den Todten noch Geschenke von den Geizigen erwarten. (Ausland, 1870, S. 485, 6.)
153. Wer vom Geizigen will was haben, will ins Meer eine Grube graben. – Neue illustrirte Zeitung, V, 25.
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