Biene [1]

[750] Biene (Imme, Apis mellifica), I. Art aus der Gattung Biene (s. Bienen), weichhaarig, braun, mit gewimperten, inwendig gestreiften hintern Schienbeinen. Die B-n leben in Gesellschaften, oft zu 20,000 u. bauen sich gemeinschaftliche, sinnreich eingerichtete Wohnungen, in der Wildniß in Baumhöhlen (auch an Zweige), unter der Aufsicht des Menschen in bes. dazu bereiteten Körben od. Stöcken. Dem Ganzen steht eine Königin (Bienenkönigin, Weisel) vor; sie ist länger als die anderen, hat Stachel, kürzere Flügel, doch keine Bürste u. Schaufel an den Beinen, wird von allen gepflegt u. legt wahrscheinlich allein die Eier (binnen drei Wochen mindestens 60,000), aus denen die eigentlichen Arbeits-B-n kommen. Sie lebt 3–5 Jahre u. ist die Hauptsache in jedem Stock, denn nur bei ihrer Anwesenheit bauen die B-n Zellen. Die Arbeits-B-n sind die kleinsten u. zahlreichsten, in engen Zellen erwachsenen. Sie haben den Beruf Zellen zu bauen od. Honig u. Wachs zu bereiten, Stachel, Schaufel u. Haarbürsten an den Beinen; mit diesen bürsten sie den Blumenstaub (Bienenbrod), der sich an ihre, mit kleinen, blätterartigen Auswüchsen versehenen Haare gehängt hat, in die Vertiefung am Schenkel, daß er in Klümpchen (Höschen) hängt, verschlucken ihn u. brechen ihn entweder mit dem eingesogenen süßen Safte der Pflanzen aus dem ersten Magen (Honigmagen) als Honig aus, od. schwitzen ihn, nachdem er durch den zweiten Magen gegangen ist, als Wachs aus den Ringen des Hinterleibes wieder aus. Mit ihrem Stachel stechen sie schmerzhaft (s. Bienenstich), verlieren aber dadurch auch das Leben. Die Drohnen sind die Männchen, haben weder Schaufel noch Stachel, doch Bürsten u. begatten sich mit der Königin. Die Drohnen finden sich in der Regel nur Mai, Juni od. Juli in den Stöcken. Bei. zu Ende gehender Tracht od. nach dem Aufhören des Brutgeschäftes in den Stöcken werden sie von den Arbeits-B-n getödtet u. ausgeworfen (Drohnenschlacht). Bis in die neueste Zeit hielt man nur die gewöhnlichen deutschen B-n, neuerlich hat man auch die italienischen B-n eingeführt. Diese beginnen früher mit dem Bauansatz, es ist das ganze Jahr eine große Zahl von Brut im Stocke, derselbe ist früher im Jahr vollkommen, schwärmt frühzeitiger u. ist honigreicher. Diese B-n sind weniger gegen die Kälte empfindlich als die deutschen u. stechen nur, wenn sie gereizt werden. Zu ihrer Ernährung u. Erhaltung brauchen die B-n Honig, Blumenstaub u. Wasser. Den Honig bedürfen sie nicht nur zu ihrer Ernährung, sondern auch zur Ernährung der Brut u. zum Bau der Zellen; den Blumenstauh brauchen sie hauptsächlich zum Füttern der Brut, Wasser zum Trinken u. zum Füttern der Jungen, Harz od. Vorwachs zum Zuschmieren der Spalten der Stöcke. Die Gewächse, von denen die B-n hauptsächlich den Stoff zu Harz u. Wachs u. den Blumenstaub sammeln (Bienengewächse), sind alle Obst-, die meisten Waldbäume, die Beerenobststanden, die Kleearten, die Ölpflanzen, Küchengewächse u. wildwachsenden Arzneipflanzen. Getreidearten besuchen dir B-n, wenn sie befallen sind. Sämmtliche Scheiben od. Waben der B-n nennt man den Bau. In ihrem Bau verkitten die B-n zuerst alle Ritzen mit Vorwachs (Propolys, Metys, Pissoceron), das sie von harzschwitzenden Bäumen (Glasur) suchen u. bauen dann Scheiben von Wachs mit Zellen. Die Zellen sind von dreifacher Art; die meisten sind zur Brut der Arbeits-B-n, andere zur Drohnenbrut, einige wenige zur Erzeugung junger Königinnen bestimmt. Die Zellen der Arbeits-B. u. Drohnen werden mit zur Aufbewahrung des Honigs u. Blüthenstaubs benutzt, u. diesem Behuf oft auf das Doppelte vergrößert, so daß der[750] Bau erst ein flacher, dann ein voller, dann ein Hochbau wird. Wenn die Scheiben parallel mit dem Flugloch stehen, heißen sie warm, sind sie nicht parallel, kalt. Die am Eingange stärkeren Wände der Zellen sind dünner als Papier. Die Waben stehen so weit auseinander, daß zwei B. füglich neben einander gehen können. Die Fortpflanzung der B-n geschieht bes. in den Zellen; in sie legt (schlägt an) die Königin ihre Eier, läßt einige Tropfen zur Befestigung darauf fallen, ruht nach dem 5. od. 6. Ei aus, legt aber doch in einem Vormittag oft 200. Die Sorge für die Eier u. die daraus entspringenden Maden (Bienenbrut) bleibt den Arbeits-B-n, welche die Maden mit Honigbrei füttern, die nach 7–8 Tagen entstehenden Puppen mit Wachsdecken einschließen u. die nach 13–14 Tagen ausschlüpfenden gesunden B-n bürsten u. lecken, bis sie nach einigen Stunden auch zur Arbeit fliegen; Krüppel od. auch durch Mangel mißrathene B-n werden sogleich getödtet u. aus den Zellen entfernt (ausgebissen). Nach dem Ausflug werden die Zellen sorgfältig gereinigt. Sind zwei od. mehrere Königinnen entstanden, so zieht ein Theil der B-n unter Begleitung der einen aus (schwärmt, mehr hier übers. unten C. a) u. bildet eine neue Colonie. Zuweilen liefern sich die B-n mehrerer Stöcke wahre Schlachten. Kommt dabei eine Königin ums Leben, so vereinigen sich die B. zweier Stöcke u. werden Ein Stock. Ist eine alte fruchtbare Mutter zu der Zeit verloren gegangen, wo keine junge Mutter erbeutet werden kann, od. verliert der Stock eine junge noch nicht befruchtete Königin, so entsteht Weiberlosigkeit. Haben die B-n Eier od. junge Maden im Stock, dann ist die Weiberlosigkeit heilbar, fehlt es aber an solchen, so muß man dem Stock eine madenbefruchtete Königin od. zur Drohnenzeit Eiermaden geben. Eingedrungene Feinde tödten die B-n durch Beißen od. Stechen, werfen sie, wie Alles Überflüssige u. Störende, aus od. umwickeln es mit Wachs, damit es nicht durch Fäulniß beschwerlich werde. Die B-n leiden oft an Krankheiten, die bedeutendsten sind: die Bienenruhr, wo die B-n einen röthlichen, stinkenden Auswurf haben, u. die durch Unreinlichkeit, Mangel an frischer Luft od. Erkältung entsteht; ferner die Faulbrut (Bienenpest), wo die Brut in den Zellen stirbt u. so der Stock verpestet wird, kommt von Mangel an Wärme, Luft u. Futter u. zu stark riechendem Futter; die Hörner- (Büschel-) Krankheit, wo durch eine ausschwitzende Feuchtigkeit, an der sich der Blumenstaub anhängt, auf dem Kopf der B-n (dann Hörnler) gelbe Büschel, welche 2,3 u. mehrere Aste haben, entstehen, sie schadet wenig; die Bienenwuth, wo in Folge des zu starken Geruchs einiger Pflanzen od. des Futters die B-n heftig aus den Fluglöchern herausschießen, hört von selbst wieder auf. Feinde der B-n sind Sperlinge, Rothschwänze, Schwalben, Spechte, Hornissen, Kröten, Frösche, Spinnen, Mäuse, Ameisen, die Wachsmotte (s.d.) u. Läuse. Das Alter der B-n nimmt man zu 4–5, bei günstigen Umständen auf 12 Jahr an, ja man will B-n von 30 Jahren gehabt haben.

II. Die Bienenzucht ist ein Gegenstand der Liebhaberei u. wegen Honig- u. Wachsgewinn kein unbedeutender Gegenstand der Ökonomie. Die Bienenzüchter heißen Bienenväter od. Zeidler. A) Am besten gedeihen die B-n in nicht zu hohen, nicht sumpfigen, an kleinen Wässern gelegenen Orten, wo nicht zu viel Getreide gebaut wird u. wo es viel Bienengewüchse (s. oben I.) gibt; am besten in Haiden (Bienengegenden): doch ist der Haidehonig von geringerer Güte als der Kräuterhonig. Will man mit der Bienenzucht beginnen, so muß man Bienenstöcke ankaufen. Die passendste Zeit dazu ist der März; Hauptsache dabei ist Vorhandensein einer Königin u. starke Bevölkerung, was am starken Ausflug der B-n u. der starken Wache vor dem Flugloche erkannt wird. Soll im Herbst gekauft werden, so darf man nur gute Vorschwärme nehmen. Meist weist man den B-n einen Garten (Bienengarten) zur Wohnung an u. wählt diesen so, daß etwas Gesträuch u. Wasser in der Nähe ist; Rauch, Staub u. Nässe sind zu vermeiden. Dort baut man ein eigenes Bienenhaus, das man am besten gegen Südwest richtet u. wo die Stöcke in 3–4 Reihen über einander liegen od. stehen u. wo sowohl ein Gang dahinter wegführt, als auch vorn ein fester Raum von 10–12 Schritt mit Sand bestreut, übrig bleiben muß. Hohe Bäume dabei sind schädlich, Büsche dagegen zweckmäßig. Man errichtet auch nur eine breterne Bedachung, um welche man herumgehen kann (Bienenstand, Bienenschauer, Bienenlager). Auf die horizontalen Unterschiede kommen nun die Bienenstöcke, die entweder von Stroh, Binsen od. Weiden geflochten (Bienenkörbe) sind, u. auf einer Bank ruhen, od. aus Beuten; letztere theilen sich wieder in Klotzbeuten, die aus einem Holzklotze ausgehauen sind, u. in Bretbeuten (Bienenkäften), die aus Bretstücken gefertigt sind. Die Stöcke müssen jeder ein Flugloch unten, wo die B-n aus- u. eingehen, u. ein Abzugsloch haben, durch welches sie die Unreinigkeiten aus denselben entfernen. Sie sind entweder liegend (Lager) od. stehend (Ständer), untheilbar od. theilbar (Bienenmagazine); letztere sind kleine breterne Kästen von 1 Fuß im Geviert u. 8 Zoll Höhe; man setzt sie übereinander, u. zwar jedesmal einen neuen unten an, wenn der unterste vollgebaut ist. Ähnlich sind die Bienenmagazinkörbe, welche aus, über einander gesetzten Korb- od. Strohringen von etwa 6 Zoll Höhe u. 1 Fuß Breite bestehen. Auch theilt (blendet) man die Bienenstöcke, wenn der Stock schwach ist, durch eine Blendung, d.i. eine Scheibe von Strohgeflecht od. Holz, in 2 Theile, wo sie dann wärmer stehen u. die Luft, den großen Raum zu bebauen, nicht verlieren. Der Form nach sind sie walzen- od. kegelförmig, Glocken- od. Stülpstöcke, Beobachtungsstöcke, hinten mit Glasscheiben versehen. Reifenstöcke können vergrößert od. verkleinert werden, befördern das Schwärmen u. den Wachsbau, die Honigtracht, die Vereinigung zweier Völker u. das Ablegermachen, eignen sich für die Schwarm- u. Magazinbienenzucht, sind vortheilhaft zum Überwintern u. brauchen kein Bienenhaus. In dem Dzierzonstock sind die Bienenwohnungen untheilbar, gewöhnlich zwei, vier od. mehrere in einem Ganzen verfertigt, theils der gegenseitigen Erwärmung im Winter, theils der Ersparung an Material halber. Die Bienenwohnung ist mit einer seitwärts od. hinten befindlichen Thür versehen, durch welche man den Stock reinigen, enthonigen u. füllen kann, ohne ihn aufheben zu müssen. Alle Fächer haben, ihre Höhe u. Tiefe mag noch so verschieden sein, doch stets dieselbe Breite, so daß alle Tafeln, die stets mit der Thüre parallel lausen,[751] stets dieselbe Breite haben u. aus einem Stocke in den andern genau passen. Damit man jede Tafel, sei sie leer od. mit Brut, Honig od. Blumenmehl gefüllt, an jeder beliebigen Stelle eines Stocks einstellen kann, hängen die einzelnen Tafeln an zollbreiten dünnen Stäbchen, die von einer Wand gegen die andere parallel laufen. Dieser Rost ist etwa 1/3 der Höhe von oben auf zwei Leisten angebracht, um durch Ausstopfen des oberen Raums die Wohnung für den Winter warm zu machen u. im Sommer den schönsten Honig abzugeben. Bei dieser Einrichtung kann man überflüssigen Honig den ganzen Sommer, ohne eine Zelle zu verletzen, abnehmen, Baue für die Schwärme blos aus vorräthigen Wachstafeln künstlich zusammensetzen, volkarme Stöcke od. kleine Schwärme durch Einstellen von Bruttafeln schnell stark machen, sie auf die leichteste Art mit einander vereinigen u. von starken Stöcken leicht u. sicher Ableger machen. Eine andere neue Art Bienenstock ist der von v. Berlepsch erfundene Bienenpavillon. Derselbe hat die Form eines in Kreuzform erbauten Gartenhauses, ist bis zum Dache 8 Fuß hoch u. nimmt 1 Quadratruthe ein. Das Innere ist in 28 Beuten abgetheilt, welche sämmtlich mit B-n besetzt sind, die nach allen Seiten ihren Ausflug nehmen. Jede Beute ist mit einem 2 Fuß langen u. 1 Fuß breiten Fensterflügel versehen u. in 3 Etagen abgetheilt, von denen jede 12 Wabenträger hat, die herausgenommen u. wieder eingesetzt werden können. Meist sind die Stöcke vor dem Fassen der B-n bespillt, indem Stäbe in ihnen befestigt sind, damit sie Honig- u. Wachskuchen daran befestigen können u. diese nicht zusammenstürzen.

b) Wartung der B-n. a) Füttern. Bisweilen ist es nöthig, die B-n zu füttern, nämlich wenn der Jahrgang sehr schlecht gewesen ist, wenn man die Schwärme zu einer regeren Thätigkeit antreiben od. im zeitigen Frühjahr den Brutansatz befördern will. Theilbaren Stöcken setzt man am besten mit Honigtafeln gefüllte Kästen od. Kränze auf od. unter. Im Frühjahr dagegen füttert man mit flüssigem Honig in ganz flachen Gefäßen. Stehende Stöcke füttert man meist aus mit Honig gefüllten Gläsern, die man auf die Öffnungen der Stöcke setzt. Das Füttern darf nur Abends geschehen. Ersatzmittel des Honigs zur Bienenfütterung sind brauner Kandis, in ganzen Stücken in laues Wasser gelegt, u. Sternanis. In neuester Zeit machte man auch Versuche mit dem Dextrinsyrup als Ersatzmittel des Honigs, bei hohen Preisen desselben. Man fand, daß eine Mischung von Honig, Eiweiß, Dextrinsyrup u. Wasser den B-n zuträglich sei. In manchen Gegenden, z.B. in Niedersachsen, bringt man die B-n auch im Herbst auf recht blumenreiche Stellen (Weiden der B-n). B-n in eigenen Wäldern (Bienenzuchtwälder) wild sich ansiedeln zu lassen, erlaubt selten die Localität, doch ist es, wenn es angeht, gut; ein solcher Wald heißt auch Beutenhaide u. der hier gewonnene Honig Beutenhonig. b) Überwintern. Sind im Winter B-n in größerer Zahl auf den Boden des Stockes gefallen, so muß derselbe an einen warmen Ort gebracht werden. Gegen die strenge Winterkälte schützt man die B-n im Allgemeinen durch Umhüllen der Stöcke mit Strohmatten, Tüchern, Säcken u. dadurch, daß man vor das Bienenhaus Strohmatten hängt. Zur Durchwinterung eignen sich übrigens nur Stöcke mit gesundem, nicht zu altem Gewebe, gehörigen Volkreichthum, einer nicht zu alten Königin u. ausreichendem Honigvorrath. c) Reinigung des Stockes. Jedes Frühjahr muß der Stock geöffnet u. von Moder gereinigt werden, wo dann die B-n munter an hellen u. warmen Tagen, bes. nach langem Regen, herumfliegen (auswittern). Gefährlich u. ungehörig ist es dagegen, wenn sie an heiteren Wintertagen durch zufällige Öffnungen, nicht durch das Flugloch, hervorkommen (ausbrechen). Man überläßt ihnen auch selbst das Ausputzen des Stockes von Unreinigkeiten (des Auswurfs), den sie vor den Stock tragen, od. der Zeidler kommt ihnen, bes. im Frühling, beim Aussetzen der Körbe hierbei zu Hülfe. d) Abhaltung der Raub-B-n, die aus Mangel verführt, andere Bienenstöcke anfallen, durch das Flugloch in sie eindringen, die schwächeren B-n tödten u. ihnen den Honig rauben. Um sich dagegen zu schützen, läßt man an dem Stocke keine andere Öffnung als das Flugloch, verengt dasselbe im Frühjahr u. Herbst, duldet keine mutterlosen Stöcke auf dem Stande, verwechselt, wenn man den raubenden Stock kennt, die Plätze u. thut dadurch dem Rauben gewöhnlich Einhalt, od. bestreut, um zu erfahren, wem die Raub-B. angehören, den Platz vor. dem Flugloch mit Kreide, wo dann die weißen B-n leicht nach ihrem Stock zu verfolgen sind.

C) Vermehrung der B-n. a) Das Schwärmen. Das Schwärmen der B-n ist eine Fortpflanzung der B-n, veranlaßt durch einen besonderen Naturtrieb derselben, u. geschieht, wenn sich die B-n in einem Stocke so vermehrt haben, daß derselbe zu klein geworden ist. Nicht jedes Jahr ist aber ein Schwarmjahr u. nicht jeder Stock schwärmt. Drei bis vier Abende vor dem Schwärmen läßt sich in dem Stocke ein eigenthümliches summendes Geräusch vernehmen, ein Theil der B-n hängt in dichten Gruppen vor dem Stocke u. die Drohnen fliegen in größerer Anzahl wie gewöhnlich. Am letzten Abend vor dem Schwärmen sondert sich der Schwarm (Bienenschwarm) mit seiner Königin von dem Mutterstocke, indem sich die B-n um denselben herumlegen. Das sicherste Zeichen des nahen Schwärmens ist, wenn die B-n nicht zum Eintragen ausfliegen. Das Schwärmen geschieht gewöhnlich von Mitte Mai bis Ende Juni. Wo die neue Königin sich niederläßt, da hängen sich auch die andern B-n an (legen sich an) u. bilden eine Traube von B-n. Ein solcher Schwarm heißt Vorschwarm, wenn er sich gleich im Frühjahr vom Hauptstock trennt; Jungfernschwarm, wenn er gleich nachher noch einmal schwärmt; u. Nachschwarm, wenn im Herbst ein neues Schwärmen erfolgt. Man sucht des Schwarmes gleich wieder habhaft zu werden, indem derselbe sehr gefährdet ist, wenn er aus dem Gesicht verloren. ist (vgl. Bienenrecht). Man faßt die B-n, indem man sie durch Räuchern, starken Lärm, Bespritzen mit Wasser u. dgl. zum baldigen Niedersetzen zu bewegen sucht, hierauf einen Bienenfasser (einen Sack von Flanell [Spitzbeutel] an einen Reisen u. mittelst dieses u. einer Zwinge an einer Stange befestigt) unter den Schwarm hält u. diesen durch Räuchern bewegt, sich mittelst eines Hakens von dem Ort, wo sie hängen, ablösen u. in den Sack kehren zu lassen. Man bringt den Schwarm nun in einen neuen Bienenstock. Zuweilen geht man dem neuen [752] Stock auch etwas Honig mit (steuert ihn aus). Oft verlassen Schwärme den Ort wieder (stehen auf), wo sie sich angelegt haben, bes. wenn die Königin verloren gegangen od. doppelt vorhanden ist, wenn die Sonne sie bescheint u. sie ungeschickt eingefaßt sind, man sucht dies u. das Weitergehen des Schwarmes durch öfteres Bespritzen mit Wasser u. Verhängen der Sonne mit Tüchern, zu verhindern. Bettelschwärme (Hungerschwärme) sind solche schwache Schwärme, welche im Spätherbste od. gleich mit dem Anfange des Frühjahres, weil sie ihren Honigvorrath aufgezehrt haben od. von den Motten überwältigt sind, nothgedrungen ausziehen u. auf andere, besser bestandene Stöcke fallen, bei denen sie sich einzubetteln suchen. Wesentlich von den Schwärmen unterschieden ist das Vorspielen der B-n, eine besondere Art des Fluges der B-n, meist zur Mittagszeit, wenn sie entweder bei angebendem Frühlinge zum ersten Male ihre Wohnungen verlassen, sich reinigen u. sonnen, od. wenn versetze Stöcke sich mit der Gegend, wo sie aufgestellt sind, zuerst bekannt machen od. wenn junge B-n den Flug lernen. Um verwaiste Bienenstöcke zu retten, od. schwache zu stärken, ist b) das Copuliren od. Vereinigen der B-n, d.h. das Verbinden mehrerer Stöcke, von Nutzen, es verhilft zu starken Stöcken u. verhütet Hunger u. Raub. Man nimmt im ersteren Fall den Deckel des Stockes ab, stellt ihn Abends unter einen anderen Stock u. verstopft die Fluglöcher, od. man trägt aus dem kranken die Waben nach u. nach in den gesunden, den man umgekehrt hingestellt hat, über u. läßt abermals einige Zeit lang die Fluglöcher verstopft. Im zweiten Fall befestigt man bei warmem Wetter zwei Bienenstöcke so, daß die beiden Mündungen genau auf einander passen, dazwischen aber eine mit Honig bestrichene Wachstafel legt; dadurch vereinigen sie sich schnell; od. man setzt den schwachen Stock weg, dafür den besseren auf dessen Stand, betäubt die B-n in diesem durch Rauch, dann öffnet man jenen u. schneidet den Honig heraus, worauf die B-n ihren ersten Standort suchen u. sich mit jenem verbinden; ferner kann es durch Austrommeln geschehen, indem man auf die Stöcke trommelt etc. Man copulirt die B-n in jungen Schwärmen, zu jungen od. alten, mit Nachschwärmen. Das Vereinigen muß möglichst am Abend geschehen. Weil die B-n in vielen Gegenden zu viel od. zu wenig, zu früh od. zu spät schwärmen, ist man auf den Ausweg c) der künstlichen Vermehrung der Stöcke gekommen, dieselbe kann geschehen durch Theilen od. Ablegen, durch Abtrommeln u., wiewohl unräthlich, durch Ausräuchern. aa) Das Theilen od. Ablegen kann nur bei theilbaren Bienenwohnungen geschehen; der schwarmgerechte Stock wird gegen Abend mit Draht in gleiche Theile durchschnitten, der obere Theil abgehoben u. auf einen leeren Trog gesetzt, während der untere Theil wieder mit einem Deckel versehen u. gut verschmiert wird. Der Ableger bleibt auf dem alten Stande, während der Mutterstock wenigstens Stunde entfernt aufgestellt werden muß; hat er noch keine besetzten Königszellen, so werden gleich in der ersten Nacht Zellen angesetzt; er muß auch durch fleißiges Füttern der Brut u. Weiselzucht gereizt werden. bb) Das Abtrommeln geschieht bei volkreichen Stöcken, die hinreichende Nahrung u. reichliche Brut haben, im Mai bei günstiger Witterung nach u. nach. Sind die B-n mit Rauch zurückgetrieben u. alle Öffnungen geschlossen, so stellt man den Stock auf den Kopf, setzt zwei Ringe mit einem Deckel darauf u. klammert Alles fest zusammen. Das Loch des Deckels verdeckt man mit einem Drahtgitter, nimmt den Stock zwischen die Beine u. fängt nun an, am untersten Ringe mit zwei schwachen Stäbchen an beiden Seiten, wo die Wachstafeln angebaut sind, zu klopfen. Allmälig hört man mit dem Klopfen auf, u. wenn man damit fertig ist, klammert man einige Minuten die aufgesetzten Ringe ab, bebt sie auf u. sieht, ob der Ring voll B-n ist. Man hebt dann den Schwarm ab, stellt den Honigstock auf den Kopf, den Schwarm darüber u. schlägt stark darauf.

D) Der Zweck der Bienenzucht ist Honig u. Wachs zu gewinnen. Beide werden durch das Schneiden der Bienenstöcke (Zeideln) erlangt, wobei man ihnen, mit einer Kappe (Bienenkappe) von Leinwand, vorn mit einem Drahtgitter u. mit einem Bande unter dem Hals zusammengezogen, u. einem Bienenhandschuh, einem Handschuh von dicker Wolle, versehen, den entbehrlichen Theil der Nahrung nimmt, wozu man sich des krummen Bienenmessers bedient, doch muß man sich vorsehen, daß später die B-n keinen Mangel leiden, indem sonst die Bienenstöcke weniger Brut ziehen u. daher viel schwächer werden od. ganz eingehen. Das Beschneiden geschieht entweder im Frühjahr od. Herbst. Bei Ständern schneidet man zunächst unten bis an die Brut heran den Bau weg, entfernt dann den alten, schwarzen Bau, geht dann oben hinein u. schneidet den überflüssigen Honig heraus, gewöhnlich schneidet man das eine Jahr die, das andere Jahr jene Seite; bei Lagerstöcken unterschneidet man sämmtliche Kuchen wenigstens drei Finger hoch, damit man den Boden der Beute gut reinigen kann; bei Magazinstöcken schneidet man ziemlich bis auf die Beute. Am bequemsten ist das Beschneiden bei solchen Stöcken, aus denen man alle Kuchen u. Stäbchen herausnehmen kann. Nach dem Verschneiden setzt man den abgenommenen Deckel ein u. verstopft alle Lücken. Die Sitte, die B-n durch Rauch zu tödten u. ihnen dann den ganzen Nahrungsvorrath nehmen, ist grausam u. unnöthig. In neuester Zeit hat man dazu Schwefelächer angewendet, u. zwar außer dem von Deseys eigens dazu construirten Apparat, einfach dadurch, daß man einen mit Äther getränkten Schwamm unter den Bienenkorb schiebt u. über die betäubten B-n einen leeren Korb stülpt. Dies Verfahren kann man auch beim Copuliren anwenden.

III. Die B-n galten den Griechen als Symbol der Segensfülle (daher sie nebst Ziegen u. Äbren auf den Münzen mehrerer Städte erscheinen), des stillen Fleißes, der Ordnung, als Muster der bürgerlichen Ordnung, weiser Staatsverfassung u. Vaterlandsliebe; als Bild der Seelen, die aus den Götterwohnungen auf die Erde steigen; als Vorbild im Kampfe der Seele gegen das Böse, überhaupt als ein königliches, heiliges Thier. Darum heißen auch die Priesterinnen der Demeter B-n (Melissä), als Dienerinnen der reinen Göttin, deshalb waren B-n die ersten Nährerinnen des Zeus (vgl. Aristäos 1), so wie in Ephesos die obersten Priester am Tempel der großen Göttin Bienenkönige (s. Essenes) genannt wurden. Als Bienenzüchter (Melisseus, Melitturgos) wird bes. Aristomachos aus Soli genannt, u. vorzüglich wurde viel Bienenzucht in [753] Athen getrieben, wo der Honig des Hymettos berühmt war u. schon Solon Verordnungen in Betreff der Bienenzucht gab. In der römischen Ökonomie spielte die Bienenzucht eine wichtige Rolle, namentlich wegen des großen Nutzens, welcher daraus gezogen wurde; so erzählt Varro, daß ein einziger Bienenvater jährlich 5000 Pfund Honig erzielte u. daß es kleine Villen gab, wo man nichts als Honig baute. Die Römer wußten schon, daß das Bienenhaus (Apiarium, griech. Melisson) an einen Ort zu stellen war, wohin keine Menschen kamen, welche die Ruhe störten, od. Vieh, welches Gras u. Kräuter zertreten haben würde, wo in der Nähe kein übler Geruch war, welchen die B-n nicht vertragen können, wo die Sonne nicht allzu heiß schien, aber welcher doch im Winter der Mittagssonne ausgesetzt war; am liebsten stellte man das Bienenhaus in einem Thale, nicht weit von den Ökonomiegebäuden auf. Die einzelnen Stöcke od. Körbe wurden durch eine dünne Mauer geschieden od. doch so weit auseinander gestellt, daß der Bienenvater zwischen ihnen hindurch gehen konnte; vorn u. hinten waren sie frei, damit sie besichtigt werden konnten, aus diesem Grunde wurden auch nie mehr als 3 Reihen Körbe übereinander gelegt. Diese Häuser wurden durch Mauern od. hohe Bäume gegen den Nordwind, die Körbe aber durch Dächer u. Bedeckungen gegen Sonne u. Regen geschützt. Um das Bienenhaus wurden grüne Plätze angelegt u. mit solchen Pflanzen u. Bäumen besetzt, welche die B-n aufsuchen; auch ein fließendes Wasser wurde dahin geleitet mit Trinkanstalten für die B-n. Neben dem Bienenhaus war die Wohnung des Bienenwärters (Apiarius), worin zugleich die nöthigen Geräthe u. vorräthigen Bienenkörbe aufbewahrt wurden. Außer Varro geben noch Columella u. Palladius Nachrichten u. Anweisungen zur Bienenzucht bei den Römern. Berühmt durch seine Bienenzucht in Spanien war die Stadt Apiarium, beim jetzigen Biar, wo bis jetzt noch viel Honig gewonnen wird. In dem alten Deutschland gab es viel B-n, welche theils gezüchtet wurden, theils aber wild lebten u. ihre Wohnungen in Bäumen u. Felsen hatten. Über die Honignutzung der letzteren gaben schon die ältesten deutschen Gesetze Bestimmungen. Nach dem Westgothischen Gesetze sollte Einer, der einen Bienenbau fand, denselben mit drei Zeichen bezeichnen, zum Merkmal, daß derselbe in Besitz genommen sei u. nicht von einem Anderen geschnitten werden dürfe. In Besitz konnte jeder Bau, von Jedem u. überall genommen werden, nur nicht in einem königlichen Gehege. Wie es Besitzer von B-n, wenn ein Stock schwärmte, mit Denen zu halten hatte, bei denen sich der Schwarm niederließ, darüber gibt das Baiersche u.a. Gesetze sehr genaue Vorschriften, vgl. Bienenrecht. Die Vereinigung der Bienenväter zu Bienengesellschaften ganzer Provinzen, z.B. in Franken, der Oberlausitz etc. kommt schon seit dem 18. Jahrh. vor. Ähnlich anderen Wandergesellschaften wurde auch 1850 eine allgemeine Versammlung deutsch-österreichischer Bienenwirthe in Arnstadt abgehalten, welche von da an jedes Jahr in einer anderen Stadt zusammen kamen. B-n finden sich in mehreren außerdeutschen, bes. südlichen Wappen, sie sollen das Wappen der Franken gewesen sein u. ungeschickte Maler die französischen Lilien daraus gemacht haben. Napoleon besäete die Wappendecke des Kaiserwappens u. die Krönungskleidung damit. – Vgl. Röhling, Universalbienengeschichte, Frkf. 1791, 1. Bd.; Abhandlungen u. Erfahrungen der fränkischen Bienengesellschaft von 1770–73, Nürnb. 1774, 4 Thle.;Abhandlungen der ökonomischen Bienengesellschaft der Oberlausitz, Dresd. 1766–71,4 Thle.; Arbeiten der sächsischen Bienengesellschaft in der Oberlausitz, Berl. 1773 bis 1776, 2 Bde.; Eyrich, Entwurf der vollkommensten Bienenpflege, Uffenheim 1766, 4. Aufl., Nürnb. 1774; Krünitz, Das Wesentliche der Bienenzucht, Berl. 1774, 2. Aufl. 1783; Christ, Anweisung zur Bienenzucht, Frkf. 1780, 5. Aufl. von Fr. Pohl, Lpz. 1820; F. Huber, Nouvelles observations sur les abeilles, Par. 1792, 2 Bde.; I. Knauff, Behandlung der Bienen etc., Mühlh. 1807, 2. Aufl. Jena 1819; Sickler, Die Bienenzucht etc. Gotha 1808–10, 2 Bde.; Putsche, Neuester Kate. chismus der Bienenzucht, Lpz. 1829; v. Ehrenfels, Die Bienenzucht, Prag 1829,1. Thl.; Christ, Rathgeber zur Bienenzucht, Quedlinb. 1832; 3. Aufl., nebst Th. Nutts Lüftungsbienenzucht, ebd. 1840; Busch, Wegweiser für Bienenwirthe etc., Arnst. 1840; Kirsten, Illustrirter Bienenfreund, 4. Aufl., Lpz. 1856; Dzierzon, Theorie u. Praxis des neuen Bienenfreundes, ebd. 1848; Magerstedt, Der praktische Bienenvater, 2. Aufl., Sondersb. 1854; Busch, Die Honigbiene, Gotha 1854.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 750-754.
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