1. An ein schlechtes Buch macht man keine silbernen Clausuren.
2. Aus einem leeren Buche kann man keine Weisheit lesen.
3. Buch macht nicht klug.
Nämlich nicht immer und nicht unter allen Umständen.
Holl.: Al te goed boek-man, zelden een kloek-man.
4. Bücher fressen und nicht kauen (verdauen), ist ungesund. – Eiselein, 100.
5. Bücher geben keine Handgriffe. – Sailer, 186; Simrock, 1376; Körte, 761.
6. Bücher geben wol Nasenstüber, aber sie thun nicht weh.
It.: I libri riprendono senza rossore. (Pazzaglia, 180.)
»Es gibt Büchersäle voll aufgestellter Volksschriften, aber der sie versteht, braucht sie nicht, und der sie braucht, kann sie nicht verstehen.« (L. Jahn.)
8. Bücher machen Narren und Weise, sagte Töffel und las die Bibel rückwärts.
Holl.: De boeken maken sommigen wijs en anderen zot, zei Polidorus Virgilius, en hij las Uilenspiegel met hebreeuwsche nooten. (Harrebomée, I, 66.)
Holl.: Eene kamer met boeken is redelijk gezelschap. (Harrebomée, I, 66.)
Lat.: Muti magistri. (Gellius.) (Erasm., 891.)
10. Bücher vnd harnisch soll man offt gebrauchen. – Henisch, 549.
11. Das grosse Buch bringt den Pfarrer um. (Surinam.)
12. Das ist ein schönes Buch, sagte der Bauer, und er las Faust's Höllenzwang.
Holl.: Dat is een troostelijk boek, zei de boer, en hij las het zevende boek van Esopus over de kikvorschen. (Harrebomée, I, 68.)
13. Dicke Bücher und reiche Freunde trösten oft am meisten.
14. Ein böses Buch hat bisweilen einen guten Titel und eine redliche Stirn ein schelmisches Gehirn.
Holl.: Men moet geen boek naar den titel beoordelen. (Harrebomée, I, 65.)
15. Ein buch, das schmeckt nach der latern, denselben geschmach hat man gern. – Henisch, 569.
16. Ein gutes Buch lobt sich selbst.
Der Russe sagt, es brauche keinen Ausschreier.
[497] 17. Es hat kein Buch so grosse Blätter, als das Buch: 'S kann sein.
Engl.: The book of may-bes is very broad. (Cahier, 4840.)
18. Es wirt kein buch gemacht, der Neidhart muss es durchfahren. – Henisch, 549.
19. Grosse Bücher – grosse Narren.
20. In schönen Büchern blättert man gern. – Simrock, 1377; Eiselein, 100.
21. Je dicker das Buch, je dünner der Geist.
Jemand meinte, wenn man die ganze neue Literatur könnte wie Wein eingefrieren machen, so würden kaum zwei Druckbogen voll neuer Wahrheiten übrig bleiben.
22. Kein Buch so schlecht, es steckt was Gutes drin.
Lat.: Nullus liber tam malus est, quin parte aliqua prodesse queat. (Plinius.) (Wiegand, 981.)
23. Man kann aus jedem Buche etwas lernen.
Holl.: Men slaat geen boek open zonder iets te leeren. (Harrebomée, I, 67.)
24. Man liest eher ein geborgtes Buch als ein gekauftes.
Engl.: A book borrowed is sooner read then a book bought. (Cahier, 4406.)
25. Man muss das Buch nach seinem Titel nehmen. – Burckhardt, 252.
Der erste Anblick lehrt uns, was an jemand sei und ob er eine nähere Bekanntschaft verdiene. Es ist dies ein allgemein herrschender Grundsatz im Morgenlande, wo jeder Statthalter und Richter bei Entscheidung von Rechtsstreiten an Blick und Mienen den schuldigen Theil der streitenden Parteien erkennen zu können meint.
26. Man muss das Buch nicht nach dem Titel richten.
Gegensatz von der Maxime der Morgenländer.
Holl.: Nieuwe boeken leeren wel. (Harrebomée, I, 67.)
28. Ohn bücher studieren, heist wasser in sib führen.
29. Ohne Bücher ist böse studiren. – Henisch, 549; Lehmann, II, 489, 13.
30. Schlechte Bücher lesen und Vogelstellen verdirbt manchen Gesellen.
Holl.: In een smidse wat te raken, bij apothekers wat te smaken, in een spoken-boek te lezen, kan niet dan met hinder wezen. (Harrebomée, I, 17.)
31. Schöne Bücher werden auch zu Klitterbüchern1.
1) Auch Klütterbuch, Kladde, d.i. Buch zum vorläufigen Einschreiben, Schmuz- oder Conceptbuch, vgl. Kladde und Klitterei in Weigand, Deutsches Wörterbuch (Giessen 1857), ferner Stalder, II, 112; Schmeller, II, 365.
32. Sieben alte Bücher hecken leicht ein neues aus.
33. Vergoldete Bücher machen aus faulen Studenten keine Doctoren.
34. Viel Bücher, wenig Leser. – Henisch, 549.
35. Vil bücher, ledige taschen. – Henisch, 549.
36. Vil bücher, vil jrrthum. – Henisch, 549.
37. Wei emmôl im schwarten Bauke is, de kümmet sau lichte nit widder rûter. – Curtze, 333, 237.
38. Wenn in einem Buch ein feler ist, so ist er in allen Exemplaren dess Buchs. – Lehmann, 207, 46.
39. Wer alle Bücher aussstührt1, der wirt gar leichtlich verführt. – Henisch, 549.
1) Körte (Nr. 762) hat dafür ausführt. »Darum eben, weil die Bücher nicht die Handgriffe zum Ausführen geben.«
40. Wer Bücher kauft und nicht liest, bei Tische sitzt und nicht isst, auf die Jagd geht und nicht schiesst, ist ein Narr, dass ihr's wisst.
Holl.: Boeken koopen en niet te lezen, is gelijk een kamerling in het serail. (Harrebomée, I, 66.)
41. Wer Bücher machen will und bauen an die Gassen, der muss die Leute reden lassen.
Uraltes Recept für Schriftsteller.
42. Wer die Bücher lässt unversehrt, ist gewiss nicht allzu gelehrt.
It.: Il libro serrato non fa l'huomo litterato.
43. Wer ein gutes Buch verliert, verliert einen Schatz.
It.: Chi perde il suo libro, perde mezzo la sua scienza. (Pazzaglia, 180.)
44. Wer ohne Buch will Doctor sein, gehört in die Narrenschul' hinein.
Lat.: Haurit aquam cribro, qui discere vult sine libro. (Philippi, I, 174.)
*45. Auss einem buch alles machen. – Franck, I, 10b.
*46. Beständig über den Büchern liegen.
Fleissig studiren.
[498] *47. Das Buch der Könige aufschlagen. – Wurzbach II, 50; Eiselein, 100; Körte, 762c.
Die Karten auf den Tisch legen und sich zum Spiel niedersetzen.
Holl.: Hij heeft de schrift vast, den bijbel von 52 bladden. (Harrebomée, I, 57.)
*48. Das Buch hat's uns gelehrt.
*49. Die möcht' aach e Buch sein. – Tendlau, 999.
Von einem Mädchen, das sich um die Gunst eines Gelehrten bewirbt. Verdankt seine Entstehung einer Anekdote.
*50. Dies Buch ist mit Fleiss geschrieben. – Seybold, 649.
Lat.: Ungues arrosos sapit liber. (Seybold, 649.)
*51. Ein Buch bis auf die Bretel1 durchstudiren.
1) Den Einband, zu dem früher Holzdeckel genommen wurden.
Lat.: Ad umbilicum ducere carmen (librum). (Wiegand, 579.)
*52. Einen ins schwarze Buch (⇒ Register, s.d.) schreiben.
Ihn schlecht anschreiben.
Lat.: Carbone notare. (Horaz.) (Erasm., 78 u. 195; Binder II, 438; Philippi, I, 73.)
*53. Er führt sein Buch mit Ami chajjev. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 204.
D.h. mit Schulden. Von einem, der Schulden mit Schuldenmachen bezahlt.
*54. Er hat ein buch, darin steht alles. – Franck, I, 11a; Sailer, 208; Sutor, 477; Eiselein, 100; Körte, 762a.
Der Aberwitzige, Alleswisser.
*55. Er hat ein buch durch einn neber loch (Nabenloch) gesehen. – Franck, I, 1b; Simrock, 1377b; Körte, 762b.
Es ist mit seinem Wissen nicht weit her.
*56. Er ist ohne Buch wie ein Dalmatier.
*57. Er liest gern in Büchern, wo man die Blätter mit dem Knie umwendet. – Simrock, 1377a; Eiselein, 101.
*58. Er steht im rothen Buche.
In Gunst.
*59. Es wird kein Buch umsonst aufgeschlagen.
Aus dem schlechtesten ist etwas zu lernen.
*60. Etwas ins grosse Buch schreiben. (Holst.)
Einem etwas hoch anrechnen. – Zu einem Advocaten, dem ein Bauer seine Sache vortrug, sagte dieser, da jener in einem kleinen Buche blätterte: »Herr, lest doch ut dem grôten Bôke, min Sâk (Sache) is en grôte Sâk.«
*61. Im schwarzen Buche bei jemandem stehen.
Frz.: Il est écrit sur mon livre en lettres rouges.
*62. Zu einem kleinen Buche eine grosse Vorrede schreiben.
Bei einer Sache von geringem Werthe erst grosse Vorbereitungen treffen, viel Redens machen, ehe man dazu kommt.
zu4.
Dän.: At sluge böger i sig og ey tygge, dem er usundt, og giör ufordögelighed i hiernen. (Prov. dan., 85.)
zu9.
Dän.: Man laerer meest af de dumme mestere. (Prov. dan., 375.)
zu22.
»Gleich wie die Bienen Honig und die Spinnen Gift auss den Blumen, also schöpfen auch die guten Menschen guts und die schlimmen böses aus den Büchern. Ein Buch kann so ärgerlich nicht seyn, es wird ein frommer Mensch etwas guts drauss lernen können.« (Grimmelshausen, Vogelnest, II.)
zu38.
Dän.: Han öser vand med sold, som laerer foruden bog. (Prov. dan., 448.)
zu54.
»Er hat ein Buch, daselbst man find, darin all Ding beschrieben sind.« (Eyering, I, 123.)
zu60.
In dat grôte Bôk schrîven. (Schütze, I, 126.)
63. Alte Bücher und Freunde soll man werth halten. – Petri, II, 10.
64. Auch Bücher haben ihre Schicksale.
Lat.: Habent sua fata libelli. (Egeria, 89; Binder II, 1268.)
65. Aus Büchern sind Viele gelehrt worden.
Bei Tunnicius (594): Ut boken sint vele gelêrt geworden. (Non paucos multi plene docuere magistri.)
66. Bald fehlt das Buch zum Titel, bald der Titel zum Buche.
»Vielmals muss man fragen: Wo ist das Buch zu diesem Titel; vielmals auch: wo ist der Titel zu diesem Buche.« (Harssdörffer, 2885.)
67. Bücher füllen den Bauch nicht, sonst wären die Mönche mager. – Klosterspiegel, 21, 8.
68. Das dümmste Buch will vom gescheitesten Vater sein.
[1075] 69. Die Bücher machen auss einfältigen Schäfflein arglistige Füchs. – Lehmann, 298, 81.
»Historien machen Machiavellisten. Da doch nichts nützlicher zu lesen noch, dennoch hat es die böse Frucht.«
70. Durch Bücher und Wehr will ich mehren meine Ehr. – Gerlach, 20.
71. Ein Buch macht gescheit, viel Bücher verderben Kopf und Zeit.
Die Türken sagen: »Nicht den Mann mit vielen Büchern, sondern den Mann mit Einem Buche musst du fürchten.« (Acker- und Gartenbauzeitung, April 1876, S. 68.)
72. Ein Buch, mit Siegeln beschwert, macht den Mann nicht gelehrt.
It.: Il libro serrato non fa l' uomo letterato. (Giani, 907.)
73. Ein Buch ohne Lehr' und guten Sinn ist schnell dahin.
»Ein Buch, das bleiben und gelten soll, das sei der Lehr' und Weisheit voll.«
Lat.: Victurus genium debet habere liber. (Martial.) (Philippi, II, 246.)
74. Ein gutes Buch ist der beste Besuch (Zeitvertreib).
75. Einer lernt aus dem Buche, der andere lehrt daraus.
Dän.: Somme nemme bog, somme laere bog. (Prov. dan., 78.)
76. Es gibt kein Buch, aus dem nicht etwas zu lernen wäre.
77. Es sol keyner keyn Buch von jm selbs schreiben. – Franck, I, 133a.
D.h. nach den beigefügten andern Sprichwörtern, sich selbst rühmen.
78. Im schönen Buch findt man offt viel böses. – Lehmann, 706, 25.
79. Ist das Buch zu End' gebracht, der Schreiber einen Freudsprung macht. – Scheffel, Ekkehard, III, 150 u. 177.
Lat.: Libro completo saltat scriptor pede laeto. Randbemerkung einer sanctgallischen Handschrift, mitgetheilt von J. von Arx, Bericht, S. 30.
80. Je weniger man die Bücher gebraucht, desto mehr verderben sie.
Dän.: Jo minder böger bliver leest, jo meere fordaerve de af stöv. (Prov. dan., 326.)
81. Jedes Buch hat sein eigenes Schicksal.
Lat.: Habent sua fata libelli. (Philippi, I, 172.)
82. Kleine Bücher und kurze Predigten die besten. – Mathesy, 240b.
83. Man muss an einem Buche beide Seiten lesen. – Merx, 335.
84. So sagen die bücher im recht: besser ist herre sein, dann knecht.
Lat.: Seruus testatur, quod felix, qui dominatur. (Loci comm., 51.)
85. Viel Bücher machen nicht gelehrt, viel lesen auch nicht. – Petri, II, 571.
86. Was wärs, dass ich vil Bücher het? Da hier die sach auff gaben steht! Wie jeder gibt, darnach es geht. – Graf, 411, 93.
Was nützen alle Rechtstitel, wenn nach Geschenken geurtheilt wird.
*87. Das Buch ist unter der Bank beliegen blieben. – Froschmäuseler, A vii.
*88. Ein Buch in Hosen.
Bezeichnung für einen Gelehrten. Sie findet sich in einem Briefe, welchen der liberale Gegencandidat des Professors Fawcet, Herr Coningham, zur Zeit der englischen Novemberwahlen im Jahre 1868 gegen den Nationalökonomen John Stuart Mill veröffentlichte, da dieser den genannten Professor den liberalen Wählern Brightons empfohlen hatte. (Vgl. Augsburger Allgemeine Zeitung vom 18. November 1868, Nr. 323, S. 4901.)
*89. Ein Buch mit sieben Siegeln.
Aus Offenbarung Johannis 5, 1-6 entlehnt, um damit etwas zu bezeichnen, was überhaupt, oder für irgend jemand schwer verständlich ist.
*90. Er sitzt in den Büchern bis über die Ohren.
Poln.: Aż pod same łokcie w pismach grzebał. (Lompa, 5.)
*91. Ins rothe Buch geschrieben werden.
Wir erblicken jetzt darin eine Ehre; es muss nicht stets so gewesen sein; denn in Aventin's Chronica heisst [1076] es: »damit sie nit in das rote Buch gschrieben vnd in ewige Vnehr vnd Schande gesetzt werden.«
*92. Wie er (sie, es) im Buche steht.
Zum Beispiel: Das ist eine Karte, wie sie im Buche steht, d.h. so gut.
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