Afrika [1]

[161] Afrika (gesch. Geogr.) I. In der alten Zeit wurde der Erdtheil, welcher jetzt A. heißt, nach der Eintheilung der Erde in 2 Erdtheile bald zu Europa, bald zu Asien gerechnet, u. gewöhnlich der Nil als die Grenze angenommen. Der Name A. kam erst zur Zeit der Römer auf, die Griechen nannten das Land Libya. Bis in das 7. Jahrhundert v. Chr. war A. fast ganz unbekannt, nur die Phönizier handelten dahin, welche auch den Handelsstaat Carthago (885 v. Chr.) dort gründeten u. nach einer, nicht ganz verbürgten Sage, unter dem ägyptischen König Necho, um 600 v. Chr., vom Arabischen Meerbusen ausfahrend u. durch die Säulen des Hercules zurückkehrend, A. umschifften. Griechen ließen sich zuerst 614 v. Chr. in Kyrene nieder. Die erste bestimmte Nachricht über A. giebt Herodot, der theils selbst die nördlichen Theile besuchte, theils von Kaufleuten gute u. durch neure Untersuchungen bestätigte Nachrichten über das Land erhielt. Er theilte das vom Nord- (Mittel-) u. Atlantischen (außerhalb der Säulen des Hercules) Meer u. dem Arabischen Meerbusen eingeschloßne u. von Eingebornen, Libyern, Äthiopen u. Ansiedlern (Phöniziern u. Griechen) bewohnte A.: a) in Ägypten, b) Äthiopien u. c) Libyen im engeren Sinne, u. dieses aa) in den bewohnten Küstenstrich (Berberei), wo östlich bis zum See Triton, die nomadischen Adyrmachidä, Giligammä, Kyrenäi, Nasamones (an der großen Syrte), Psylli, Garamantes, Malá (mit der fruchtbaren Gegend Kinyps), Lotophagi, Machlyes u. a. hausten u. westlich vom Triton feldbauende Stämme wohnten, wie Maxyes, Zauekes, Carthager u. a.; außerhalb der Säulen das Vorgebirge Solois; bb) in den thierreichen (Biledulgerid), wo die südlichen Garamantes wohnten; cc) in den wüsten od. sandigen (Sahara), wo mehrere Oasen, z.B. die des Amun, Augila u. a. waren. Unter den Ptolemäern, bes. Ptolemäos Philadelphos, wurden Reisen bis zur Zimmtküste, in das Troglodytenland u. in die südlichen Theile gemacht. Unter Ptolemäos Euergetes wurden auch, nachdem schon unter Xerxes der Perser Sataspes, vorgeblich auch Dionysios aus Milet u. Hanno (s.d. a.) die Umschiffung A-s versucht hatten, A. wieder von Eudoxos umschifft. Diese Reisen wurden auf der Westseite begonnen u. sollten in dem Arabischen Meerbusen beendigt werden, aber die Sache selbst mißlang ganz od. die Resultate sind ungewiß. Doch waren schon so viel Entdeckungen gemacht, daß Eratosthenes (200 v. Chr.) A. als ein spitzwinkliges Dreieck beschrieb, dessen Scheitel in der Landenge von Suez u. die sphärische Basis auf der SWSeite war; diese SWSeite bewohnten Äthiopen, die SOSpitze war die Zimmtküste, von wo nach N, Ichthyophagen u. Troglodyten wohnten, zuletzt in Norden war Ägypten; die NKüste war schon[161] früher bekannt, im westlichen Theil wohnten Metagonier u. südlich unter ihnen Garamanten. Unter den Gebirgen nannten die Alten: den Atlas, welchen sie als den größern (jetzt Daran) u. den nördlich davon liegenden kleinern schieden; im Süden der WKüste Theon Ochema (Götterwagen, wohl das jetzige Konggebirge); an der SGrenze Äthiopiens das Mondgebirge; Flüsse: Nil, an der WKüste Nias (Bambotus, jetzt Senegal), Masitholus (jetzt Gambia); am Nordrande der Wüste Niger u. Gir. Als die Römer durch die Punischen Kriege (Mitte 2. Jahrh. v. Chr.) nach A. kamen u. nach der Eroberung des Landes Statthalter dort hatten, wurde die NKüste immer mehr bekannt, u. als seit Augustus die ganze NKüste römisch ward, theilte man diese (Ägypten immer noch ausgeschlossen) in Kyrenaika, die Syrten, Arae Philaenorum, Numidia, Mauretania, Gätulia (südlich unter Numidia). In den römischen Bürgerkriegen war A. oft der Schauplatz des Kampfes (vgl. Afrikanischer Krieg); nach dem 3. Bürgerkriege fiel A. dem Triumvirn Lepidus zu. 24 v. Chr. unternahm A. Gallus eine Entdeckungsreise nach Äthiopien u. zu den Troglodyten, doch war er nicht glücklich; Balbus besiegte 19 v. Chr. die Garamanten. Strabo u. Mela (1. Jahrh. n. Chr.) wußten über die südlichen Theile noch nichts Bestimmtes, welche auch eine, unter Nero unternommene Entdeckungsreise dahin nicht aus ihrem Dunkel hüllte, da man sich damals mehr mit der Aufsuchung der Nilquellen beschäftigte. Der Geograph Ptolemäos (2. Jahrh.) veränderte die schon ziemlich richtig erkannte Gestalt A-s, indem er die WKüste, statt sie nach Osten einzuziehn, nach Süden verlängerte u. die OKüste, unterhalb des Indischen Oceans weg, mit Asien in Verbindung brachte, so daß dieser Ocean ein Binnensee ward u. A. in Süden gar keine Grenze bekam. Wunderbar erscheint diese Unkenntniß der OKüste, da doch, seit dem Aufblühen Alexandrias, von hier aus an jenen Gegenden vorbei nach Indien gefahren wurde; allein man schlug bei diesen Fahrten, aus dem Arabischen Meerbusen heraussegelnd, sogleich den Weg um Arabien nach Indien ein u. ließ die südlichen Gegenden A-s unberührt. Damals theilte man A. ein in: Mauretania Tingitana, Mauretania Cäsariensis, A. propria (wo Carthago), Cyrenaica, Marmarica, Libya, Ägypten, im Innern Libyainterior u. Äthiopien, südlich von Ägypten. Der Kaiser Constantin der Große theilte A. in 6 Provinzen: A. proconsularis (weil der Proconsul sich hier aufhielt), od. A. propria, auch A. schlechtweg (das ehemalige carthagische Gebiet); Numidia, Byzacium, Tripolis, Mauretania Tingitanan. Mauretania Cäsariensis. Als 396 n. Chr. das römische Reich in das occidentalische u. orientalische Reich zerfiel, ward A. so getheilt, daß zu dem orientalischen der östliche Theil bis zur großen Syrte, Ägypten eingeschlossen, aber das übrige A. zu dem occidentalischen geschlagen wurde. Aber theils die religiösen Unruhen (bes. der Donatisten), theils die Unbändigkeit der Eingebornen, theils das Streben der Statthalter (vgl. Bonifacius), sich unabhängig zu machen, bereitete den römischen Kaisern viele Noth in A., u. so wenig geschützt war das Land, daß die Vandalen unter Genserich 429–439 die NKüste von Tanger bis Tripoli eroberten u. ein Reich daselbst gründeten, s. Vandalen. 553 wurde A. wieder von Belisar für das oströmische Reich erobert.

II. A. im Mittelalter. Im 7. Jahrh. überschwemmten u. eroberten die Araber A. Von Ägypten aus wurden 647 durch Abdallah, 665 durch Moawijah, 670 durch Ukba der größte Theil der Berberei erobert u. mit der Einnahme Carthagos 688 durch Hassan wurde die griechische Herrschaft in A. gestürzt. Unter der arabischen Herrschaft war die NKüste des Landes getheilt in Mesr (Ägypten), Afrika od. Mogrebel Ausath (östlicher Theil der Berberei, Algier, Tripoli u. Tunis) u. Mogrebel Aksa (westlicher Theil der Berberei, Fez u. Marokko). Unter verschiedenen Dynastien (Edriten, Aglabiten, Fatimiten, Zeiriden, Benihammaditen, Mohaden, Moraviden, Abuhafiden, Meriniden, Zianiden etc.), die nach u. zum Theil auch neben einander herrschten, blühte die arabische Herrschaft in Nord-A., bis zur Eroberung A-s durch die Türken 1517. Die Kenntniß des Landes erweiterte sich unter. den Arabern in W., indem diese bis zu den Ufern des Senegal u. Gambia, in O. aber bis zur Küste Sofala u. Cap Corrientes vordrangen u. hier, nahe am Vorgebirg der guten Hoffnung, Colonien anlegten (Sofala-Melinda, Mombas), welche die Portugiesen später noch vorfanden.

III. A. in neuer Zeit. Die Kenntniß der WKüste A-s verdankt man den Portugiesen, die nach der Vertreibung der Mauren aus ihrem Vaterlande dieselben nach A. verfolgten u. bis 1462 bis zum Cap Mesurado kamen. Die Entdeckungsreisen geschahen unter der Leitung des Infanten Heinrich des Seefahrers; nach seinem Tode ward sein Plan durch Bartholomäus Diaz seit 1466 weiter ausgeführt u. bis 1488 Ober- u. Niederguinea bis Benguelen entdeckt. Dieser erreichte auch das Cap der guten Hoffnung, jedoch die Umschiffung A-s selbst geschah erst 1497 durch Vasco de Gama. Nun wurden auch die östlichen Küsten, bes. durch Albuquerque, untersucht u. Monomotapa durch Franz Barreto eröffnet. 1540 schiffte Stephan de Gama auf dem Arabischen Meerbusen nach Suez u. bereiste 1541 Habesch, um die Quellen des Nils zu erkunden. Die Engländer untersuchten seit 1550 Guinea, 1553 unternahm Thom. Windham, 1554 John Lock, 1558 Stephan Burrough, 1562 Rutter, 1563 Baker, 1564 Dav. Carlet, 1594 Walter Raleigh Reisen dahin, 1566 besuchte G. Fenner die Capverdischen Inseln, wie schon 1551 Thom. Windham eine Handelsfahrt nach Marokko gemacht hatte. Das Innere des Landes blieb aber den Fremden verschlossen, u. selbst den, von der in London 1788 geschlossenen Afrikanischen Gesellschaft (s.d.) ausgeschickten Reisenden glückte es lange nicht, die Hindernisse, welche das Klima u. die Eingeborenen in den Weg legten, zu überwinden; Ledyard, Lucas (die beiden ersten dahin Reisenden), Houghton, Park, Hornemann, Röntgen fanden dort ihren Tod.

IV. In neuerer Zeit wurde A. nicht allein auf allen Seiten bereist, sondern man drang auch von allen Seiten weiter in das Innere, bes. um den Lauf des Nigers zu bestimmen, Timbuktu zu erreichen, die Quellen des Nils u. das Mondgebirge zu erforschen. A) In das nordöstliche A. drang der Däne Ludw. Norden 1736 bis an die Katarakten des Nils vor, ihm folgte 1761 Karsten [162] Niebuhr; 1771 reiste James Bruce nach den Quellen des Nils, wobei er viel von den Nachrichten des spanischen Missionärs Paez benutzt haben soll; aber viele seiner Nachrichten über Habesch wurden von Neueren als falsch befunden. Später bereisten Irwin u. Rooke, 1781 Foucherot u. Fauvel, 1783 Volney, 1793 Olivier, 1796 Hornemann Ägypten u. das Innere. 1798–1800 verbreitete die Expedition der Franzosen unter Bonaparte ein neues Licht über Ägypten; der Brite Wilh. Wittmann besuchte es 1799 im Gefolge der türkischen Armee; 1802 bereiste der Brite Salt Ägypten u. Habesch, u. Seetzen 1805, später Light, Burckhard 1808–1817, Cailliaud u. Belzoni, Drovetti, Frediani, Gau, Minutoli 1817–20, der auch nach Kordofan kam, Hemperich u. Ehrenberg 1820–25, Prokesch 1829, Rüppel 1817–18 u. 1823–25; Webster 1828 Ägypten u. Nubien, Peace aber 1805–18 Habesch, Pacho u. Beechey Cyrene. Mehrere dieser Reisen waren bes. für Kunst u. Alterthum wichtig. B) Das westliche Nord-A.: Marokko besuchte der Däne Georg Höst 1760, der Schwede Herm. Müller 1772, der Brite Ledyard u. der Holländer Haringman 1788, Curtis 1803 die ganze Berberei, Thomas Magils 1811 Tunis, Blanquières 1813 Tunis u. Tripolis, der Spanier Badia, als Muselmann verkleidet u. unter dem Namen Ali Bey el Almassi, 1815 das Innere von Nord-A. Nach dem alten Carthago, das schon früher der Italiener Camillo Borghia, der Holländer Humbert u. der Engländer Shaw untersucht hatten, zogen in neuerer Zeit wieder der Däne Falbe, der Franzose Dureau de la Malle, der Engländer Temple. Die Städte Tetuan u. Tanger bereiste der Engländer Brooke (1830); den Atlas bestieg (1829–30) Washington. C) In das Innere, bes. nach Timbuktu suchten von den Barbareskenstaaten aus Reisende vorzudringen, was schon der amerikanische Matrose Adams erreicht haben wollte; Capitän Lyon besuchte 1818–20 von Tripolis aus das Ghariangebirg u. gelangte über Murzuk, wo sein Begleiter Rietchi (1819) starb, bis an die SGrenze von Fezzan. Weiter südlich kam Clapperton (1821–24); Laing 1820–23 nach Timbuktu. D) Im Westen, dessen nördliche Küste vom Cap Spartel bis zum Cap Bojador 1831 ff. Belcher, Skyring u. Arlett aufnahmen, besuchten 1744 de la Rocque, 1749–53 Mich. Adanson, 1758 John Lindsay, 1784 Lajaille, Golberry Senegambien; Rob. Norvis 1772 u. Jos. Fayrar 1788 Dahomey, der Däne Isert 1783 u. Grandpré 1786 Guinea, 1785 John Matthew Sierra Leona u. Boufflers Bambuk, Landolphe u. Palissot de Beauvais 1786 Benin, Ledyard u. Lucas 1788 gleichfalls den Westen; Walk u. Winterbottom von der auf Senegambien gegründeten englischen Negercolonie aus 1792 das Innere u. Letzterer 1808 die Sierra Leonaküste, wo schon 1793 eine Colonie zur Civilisation der Neger angelegt war; Mungo Park reiste 1795 u. 1805–6 nach Nigritien, auch um den Weg des Nigers zu erforschen, auf welcher Expedition er getödtet wurde. Der Brite Meredith besuchte 1813 die Goldküste, der Franzos Mollien kam 1818 zu den Quellen des Senegal, Gambia u. Rio Grande u. zeigte so den Weg längs des Senegal aus dem Innern nach Fort Louis; Bowdich (1818) u. Dupuis besuchten die Aschanti, Leed 1820 Dahomey, der Franzos Douville ging 1828–30 durch Angola u. Benguelen nach Congo; Clapperton st. auf einer Reise ins Innere von Benin aus (1827) in Sakkatu u. der Franzos Caillé kam (1828) von Senegambien aus nach Timbuktu. Senegambien bereiste 1828–30 der Franzos Perrotet, u. die neuesten Reisen der Briten seit 1826, bes. die der Brüder Lander, haben es entschieden, daß der Niger (Joliba) sich südlich u. dann westlich wendet u. als Quorra in den Meerbusen von Benin mündet. E) Die Ostküste A-s war früher nur selten der Gegenstand eifriger Forschungen, zumal da es auch lange unmöglich schien, von dieser Seite aus in das Innere einzudringen; in neuerer Zeit unternahm es A. v. Katte, ein Preuße, von Habesch aus wieder. Nach Will. White, der 1793 die ganze OKüste untersuchte, reisten nach Nubien Burckhard (1813), der Engländer Hoskins (1833) u. selbst Fürst Pückler machte einen Abstecher hierher. Habesch war auch von Bruce (1768–73) besucht worden, dann waren dort der Deutsche Rüppel u. der Schweizer Gobat (1830–32), später Schimper, Kielmayer, Blumhardt. Die Reisen dahin haben die Quelle des östlichen Nilarms (Bahar el Azrek, Blauer Strom) im Tzanan- od. Dembeasee gefunden; aber an die Quellen des westlichen Nilarms (Bahar el Abiad, Weißer Strom) zu gelangen, glückte keinem Reisenden; Collin besuchte 1809 Mozambique; Madagascar ward 1767 vom Abbé Rohan, ein wenig später von Benjowsky, 1802 von Fressange besucht, die Insel Bourbon etc. 1801 von Bory St. Vincent u. A. F) Die Südspitze durchforschte der Holländer Hoop 1761, der Schwede A. Sparrmann 1772–74, der Brite Will. Petterson 1777, der Franzos la Vaillant 1780 u. 84 (das Innere), Jak van Reemen 1790 (das Kaffernland). In das Innere gingen de Long 1790, Barrow 1796 u. 1801, Truter 1801, Lichtenstein 1800–1805, Campbell 1819 ff. (nach Lattakuh), Burchell (der eine 5jährige Reise vom Cap ins Innere A-s machte), Cowper (in das Kaffernland).

V. In neuester Zeit wurde A. ein bes. reges Interesse zugewendet, in Folge der Fortschritte der französischen Erwerbungen in Algier, des Aufschwunges der englischen Ansiedelungen im Caplande, des Gedeihens der fast in allen Theilen A-s thätigen Missionsanstalten, des Planes der Durchstechung der Landenge von Suez, bes. aber in Folge der glänzenden Resultate der neuesten Forschungsreisen in den Binnenländern dieses Welttheils. Denn wenn bisher Jahrzehende, ja Jahrhunderte ohne bedeutende Erfolge vergingen, u. es nur einzelnen Reisenden in weit auseinander liegenden Räumen u. Zeiten gelungen war, die Erforschung des Inneren A-s zu fördern, so dringen jetzt alljährlich Expeditionen von allen Weltgegenden her nach seinem Centralgebiete, u. schon fangen die bisher einsamen Pfade jener muthigen Reisenden an, sich gegenseitig zu verzweigen, u. es gewinnen die einander ergänzenden Glieder der Erforschungen eine gesteigerte Geltung. Die Regierungen aller größeren Staaten Europas, namentlich aber auch die geographischen Gesellschaften in London, Paris, Berlin etc., wetteifern, Mittel u. Gelegenheit zu immer neuen Unternehmungen nach A. zu bieten, u. geographische Zeitschriften führen die jeweiligen Erforschungen u. Entdeckungen[163] der Wissenschaft zu. A) Nord-Ost-A. Mehr als irgend ein Theil A-s sind die Nilländer von Reisenden besucht worden, die theils archäologische Forschungen im Norden anstellten, theils aber auch die Gebirgsländer an den Quellen des Nils im Süden durchforschten u. namentlich bis zu den Quellen des Bahar el Abiad (Weißen Nils) vorzudringen versuchten, ein Unternehmen, das noch immer nicht gelungen ist. Von den zahlreichen Opfern, welche die Erforschung A-s gekostet (in diesem Jahrhundert allein erlagen mehr als 100 Reisende), kam ein verhältnißmäßig großer Theil in den oberen Nilländern um. Unter den Reisenden in den Nilländern sind neuester Zeit hervorzuheben durch ihre Reisen in Ägypten u. Nubien: Cadalvène u. Breuvers 1826–36 (Reisebeschreibung, Par. 1836), Lane 1833–35 (Lond. 1842), Waghorn 1837 (Lond. 1837), Parthey (Berl. 1840), Clot Bey (Par. 1840); Russegger, ein Österreicher, der bes. geologische Forschungen anstellte u. weit am Weißen Nil vorgedrungen ist, Combes, welcher Ägypten, Nubien u. die Küsten des Rothen Meeres bereiste (Par. 1846), Lepsius u. Gentz, die 1842–45 bei der auf Befehl des Königs von Preußen nach Ägypten u. Nubien unternommenen wissenschaftlichen Expedition waren (Berlin 1852–54), Birch, Ampère, Werne, welcher die Quellen des Nils zu erforschen versuchte (Berl. 1848), dann einem Feldzuge nach Sennaar, Basa u. Beni-Amer beiwohnte (Stuttg. 1851) u. das Land zwischen dem Blauen Nil u. Atbara bereiste (Berl. 1852); Knoblecher auf dem Weißen Nil (Laibach 1851); Melly, welcher Nubien u. die Nilströme bereiste u. zu Korosko in der Nubischen Wüste starb (Lond. 1851 f.); Capitän Peel u. Churi in Nubien, der Nubischen Wüste u. dem östlichen Sudan 1851 u. 52 (Lond. 1853); Abeken in der Nubischen Wüste von Korosko bis Abu-Hammed, Goltz (Berl. 1853) u. Smith (Boston 1852) in Ägypten; die Gebrüder Brehm, von denen der jüngere zu Khartoum ertrank, in Nubien, der österreichische Consul Reiz, der auf einer Reise von Sennaar nach Abessinien starb, Taylor am Weißen Nil, Schimper (Wien 1852), bes. aber auch die Sardinier Brun-Rollet u. Vaudey. Ersterer lebte 23 Jahre in den oberen Nilgegenden u. unternahm 1855 eine neue Reise auf dem Weißen Nil, um die noch unbekannten Länder Fur u. Waday zu erreichen; Letzterer lebte ebenfalls lange als Consul zu Sennaar u. unternahm vielfältige Reisen am Weißen Nil, bis er 1854 von den Eingeborenen erschlagen wurde. 1856 wurde, von Lesseps angeregt, eine Expedition nach dem Weißen Nil unter Führung des Franzosen Escayrac vorbereitet. Über Habesch verdankt man die interessantesten Aufschlüsse dem Missionar Gobat, der sich 3 Jahre in jenem Lande aufhielt (Lond. 1834), v. Katte, der es 1836 besuchte (Stuttg. 1838), Rüppell (Frkf. 1839f.), Combes u. Tamisier über die Reiche Schoa u. Esat (Par. 1839), den 3 Brüdern d'Abbadie, welche seit 1838 fast ununterbrochen in Habesch, unter den Gallavölkern, sowie in den Ländern an den beiden Nilströmen Untersuchungen anstellten u. bis nach Darfur vorgedrungen sein sollen; die Missionäre Krapf u. Isenberg über Schoa (Lond. 1843); Rochet d'Héricourt bereiste Adel u. Schoa (Par. 1841); Beke seit 1840 im Auftrage der Londoner geographischen Gesellschaft u. der Church Miss. Soc., Ferret u. Galinier 1840–43 (Par. 1846–51) u. auf späteren Reisen, welche Malte-Brun orographisch u. hydrographisch bearbeitet hat (Par. 1853); Lefèbre forschte in Habesch 1840–43 (Par. 1848–51), Johnston in Adel u. Schoa (Lond. 1844), Graham (1843), Harris, Gesandter der Britisch-Ostindischen Compagnie, im Hochlande (deutsch, Stuttg. 1845–47), ebenso Arnaud, Knoblecher, Generalvicar der Mission für Innerafrika, in Begleitung von Dom Angelo Vinco 1849–50, Schimper (Wien 1852), Parkyns (Lond. 1853), v. Schubert im Hochlande von SHabesch u. der Wüste Donakiis (1853); Bernatz (Hamburg 1854). B) Nord-West-A. Um die Kunde des Nordens A-s, namentlich Algiers u. der angrenzenden Länder, haben sich bes. die Franzosen verdient gemacht, jedoch haben auch Reisende anderer Nationen jene Länder bereist. Grenville Temple unternahm Wanderungen in Algier u. Tunis (Reisebeschreibung, Lond. 1835), Peyssonel u. Desfontaines ebendas. (Par. 1838, bearbeitet von Dureau de la Malle); Wagner forschte in Algier 1836–38 (Lpz. 1841), ebenso Decker 1842. (Berl. 1844), Veuillot 1841 (Tours 1853), Bavoux (Par. 1844), Calza, ein Italiener (Rom 1844); der französische General Daumas durchforschte die Algerische. Wüste (Par. 1845 u. 1849), der Engländer Bradshaw Tripolis, Fezzan u. Nachbarländer (Lond. 1845) u. die Tibbus von Bilma (Lond. 1847); Jackson bereiste das Tafilelt, Fezzan u. den Sudan (Lond, 1845); Clark Kennedy Algier u. Tunis 1845 (Lond. 1846); Jacquot nahm 1847 Theil an der Expedition des General Cavaignac (Par. 1849); Tripolis durchforschten die Italiener de la Celle u. Pacifico, der Franzos Pacho, der Engländer Capitän Beechey u. der französische Censul Vattier de Bourville; Barth unternahm 1845–47 Wanderungen durch die Länder des Mittelmeeres (Berl. 1849); Guyon reiste 1848 von Algier nach Ziban, Legrand, Reybaud, Prax, Jouault, Lestiboudois, de Massol, de Sanvitale u. A. bereisten Algier, Dickson reiste 1852 von Tripolis nach Ghadames. Außer den von diesen Reisenden gelieferten Beschreibungen ihrer Reisen in den Ländern A-s, enthält die werthvollsten Beiträge zur Kenntniß des Nordens: L'exploration scientifique etc., 1844 ff., von der zur Durchforschung Algiers u. seiner Nebenländer niedergesetzten Commission, welche 1840 ihre Thätigkeit begann; ferner die auf Befehl des Kriegsministers veröffentlichte Darstellung der Lage der französischen Niederlassungen in Algier während 1850–52 (Par. 1853). etc. Barth u. Overweg reisten 1849 u. Anfang 1850 von Tunis nach Tripoli, u. machten von letzter Stadt aus in die Umgegend, bes. nach den Gharianbergen, Ausflüge. Die geognostischen Beobachtungen auf dieser Reise gab Overweg heraus. Über Marokko u. die Berbervölker berichtete Hodgson (Neuyork 1844), Thomassy (Par. 1845), Didier (1844), Abbe Barges (1846), Calderon (Madrid 1844), Renou (Par. 1846), Jourdan (Par. 1852), Durieu (Lond. 1854). C) Ost-A. Die Küstenländer südlich von Habesch sind erst bes. im letzten Jahrzehend sorgfältigeren Forschungen unterzogen worden. Die Missionare Krapf u. Rebmann besuchten bis 1854 von Mombosa aus diese Küsten, sowie die Länder der Wakambi u. Usambara u. suchten die Mondberge zu erreichen; Arc [164] Angelo befuhr 1844 den Dschubfluß, lebte längere Zeit unter den Gallas dieser Gegend u. sammelte wichtige Notizen über die dortigen Terrainverhältnisse; Maizan reiste im Auftrage der französischen Regierung 1844 an dieser Küste; de Froberville lebte lange unter den Negern nördlich von Kaffraria (Par. 1852); der Amerikaner Roß Brower (Neuyork 1849) u. die britischen Seeoffiziere Crutlenden u. Christopher 1849 forschten ebenfalls an der Ostküste; Capitän Short machte über die Küste bis südlich zur Delagoabai werthvolle Mittheilungen, befuhr 1849 den Dschub u. entdeckte in der Nähe des Äquators Schneeberge. Außerdem veranstaltete bes. die Britisch-Ostindische Compagnie Untersuchungen an diesen Küsten u. nautische Aufnahmen derselben. Im Somali-Land erreichte Lieutenant Burton 1854 von Zeyla aus zuerst unter den Europäern Hurrur u. unternahm 1855 von Berbera eine neue Expedition nach dem Innern, die jedoch ohne Erfolg blieb. An der Ostküste, südlich vom Äquator, bes. im Lande der Kaffern, stellten Missionäre die ausgedehntesten Untersuchungen an, indem auch durch andere Reisende u. während der Kriege der Engländer mit den Kaffern mehrfache Kenntnisse von dort gewonnen wurden. Seit 1830 haben sich von den Missionären bes. Philipp, Moffat, Kay, Hamilton, Thompson bemüht, das Kaffernland zu erforschen; Gardiner bereiste es 1835 (Lond. 1836), Isaacs bis 1836, Alexander um dieselbe Zeit (Lond. 1837–40), später Döhne (Berl. 1844), Delegorgue (Par. 1847), Cole (Lond. 1852), Fleming (Lond. 1853), Merrinan (Lond. 1853), Frédoux (Par. 1854); Schultheiß kehrte erst 1854 aus Kaffraria zurück (Berl. 1854); M'Cabe bot Nachrichten über den Lauf der Flüsse in den nördlichen Theilen der Provinz des Orange u. Limpopo; Coqui forschte in dem District zwischen dem Limpopo u. der Delagoabai; Baines unternahm 1853 eine Reise, um von Grahams Town nordwärts zu den westlichen Armen des Limpopo zu gelangen, u. dann einen der von den Lotabelebergen herabkommenden Ströme verfolgend, so weit als möglich auf den größten Höhenzügen gegen Norden vorzudringen; Sutherland reiste im Auftrage der Londoner Geographischen Gesellschaft ebenfalls 1853 nach dem östlichen Süd-A. u. Bleek 1855 nach Natal, um dort die Sprachen der Zulu-Kaffern zu studiren. D) Süd-A. Über das Capland sind sowohl durch die Verwaltung der dortigen englischen Besitzungen interessante Mittheilungen veröffentlicht worden, wie auch zahlreiche Reisende jenes Land besucht haben. Namentlich sind von dort aus häufig Unternehmungen nach dem unbekannten. Junern Süd-A-s gemacht worden. Seit 1833 durchstreiften die evangelischen Missionäre Akbousset, Casalis, Daumas u. A. das Betschuanenland: Steedman gelang es, weiter in das Innere vorzudringen (Lond. 1835), ebenso Lieutenant Moodie (Lond. 1835). Englische Handelsleute überschritten alljährlich den. Orangefluß u. brachten von diesen Zügen mancherlei Nachrichten mit, die wohl zunächst Veranlassung zur Bildung einer Gesellschaft gaben, welche 1834 unter Smith eine Unternehmung zur Erforschung des Inneren aussandte, die jedoch nur bis zum Wendekreise in der Kalahariwüste vordringen konnte. Von 1836 an drangen französische Missionäre längs des Caledonflusses in das Betschuanenland ein; Capitän Alexander bereiste 1836 Großnamaqua u. das Land der Buschmänner u. versuchte von Westen her in das Innere einzudringen (Lond. 1838); Harris bereiste das Land der Matabele, um den großen See im Innern zu erreichen (Lond. 1839). Im Capland forschten Chase (Lond. 1843), Bachhouse (Lond. 1844), Bunbury (Lond. 1848), Byrne (Lond. 1849), Napier (Lond. 1849). Weiter nach Norden drang in das Innere vor Methuen (Lond. 1846); Knudsen untersuchtein Großnamaqua (Barm. 1848); Freeman (Lond. 1851). Doch die wesentlichsten Resultate in Erforschung des Inneren konnten erst in den letzten Jahren erreicht werden, bes. durch die Reisen Livingstons, der von Kolobeng aus mit Oswell u. Murray 1849 die Kalahariwüste durchdrang u. den Ngamisee erreichte, 1850–52 noch dreimal dahin zurückkehrte, den Liambeystrom entdeckte u. nordwärts an demselben bis 111/2° südlicher Breite aufwärts ging. Von diesem Punkte aus zog Livingston dann quer durch die Westhälfte Süd-A-s u. erreichte 1854 Loanda, von wo aus er eine fünfte Reise nach dem Inneren unternahm u. im December 1856 nach Europa zurückkehrte. Galton, der Entdecker des südafrikanischen Agriculturvolkes der Ovampo, forschte 1851 mit dem schwedischen Naturforscher Andersson im Lande Owaherero u. in den Ländern zwischen der Westküste u. dem Ngami; der Letztere erreichte 1653, als der erste Europäer vom Westen her, den Ngami, u. stellte unter dem nördlich von demselben wohnenden Volke der Bayaye Erörterungen an. Auch Campbell, den eine Handelsunternehmung in das Innere führte, erreichte 1652 den See, u. Dolman wurde in demselben Jahre auf der Rückkehr von dort ermordet. Green, Shelley u. Bushe erreichten den See um dieselbe Zeit, u. seitdem sind zahlreiche Handelsunternehmungen nach dem Ngami (bes. des Guano wegen) ausgeführt worden. Maurische Handelsleute haben 1851 Süd-A. von Zanzibar nach Benguela mitten durchzogen u. sollen den, noch von keinem Europäer erreichten See Njassi überschritten haben. 1854 kehrte der berliner Missionär Hahn aus dem Lande der Owaherero zurück u. machte viele neue Mittheilungen. Gassiott ging 1851 von Port Natal aus, passirte den Elephantenfluß in seinem oberen Laufe u. drang bis an den nördlichsten Theil des Limpopo im Bedschuanenlande vor. E) Westküste. Zur Kenntniß der südlichen Westküste A-s, zwischen dem Äquator u. 20° südlicher Breite haben bes. die Portugiesen Forschungen angestellt, doch haben auch einzelne Reisende jene Gegenden besucht: in Congo, Angola u. Benguela reiste Owen (Lond. 1833); Tams besuchte die portugiesischen Besitzungen an der Küste u. die Capverdischen Inseln (Hamb. 1845); Capitän Morrell die Süd- u. Westküste (Lond. 1844); der Amerikaner Lynch die Küste bei Liberia u. fand 9 schiffbare Flüsse. Nördlich vom Äquator an den Küsten u. in den Ländern zwischen dem Busen von Guinea u. dem Gambia reisten: Rickets im Lande der Aschanti u. in Sierra-Leona (Lond. 1831), Rankin in Sierra-Leona (Lond. 1836), Beecham, der sich unter den Aschanti u. an der Goldküste aufhielt (Lond. 1841), Migdley an der Goldküste 1841, Thompson erreichte von Sierra-Leona aus 1841 Timbo (Lond. 1846); Duncan forschte seit 1845 im Dahomeylande u.[165] st. daselbst 1850. Die Missionäre Freeman u. Chapman lebten seit 1840 unter den Aschanti, Walker unter den Soofoos u. Ballams (Dubl. 1845); Forbes u. Norris seit 1840 im Dahomeylaude (Lond. 1851), Kölle kehrte 1854 aus Sierra-Leona zurück u. gab seine Sammlungen über mehr als 100 Sprachen dieser Länder heraus; Hooker untersuchte bes. die Pflanzenwelt am unteren Niger (Lond. 1849); Smith die Küste im Golf von Guinea (Lond. 1851); Bouët-Villaumez unternahm 1843 einen Zug in das Reich Wallo, untersuchte die Küste zwischen dem Senegal u. Äquator (Lond. 1845) u. befuhr 1848 den Groß-Bassamfluß. Ingram, englischer Gouverneur am Gambia, befuhr diesen Fluß (Lond. 1847); Bertrand-Bocande untersuchte u. schilderte Landschaften an den großen Golfen u. Flüssen, dem Casamansa, Rio Sao Domingo, Gebo u. Rio Grande. Cruickshank forschte einige Jahre an der Goldküste (Lond. 1853); van Boudyck Bastiaanse besuchte Guinea, den Golf von Biafra, Fernando Po u. St. Helena (Haag 1853); Irving untersuchte die Küstenländer von Guinea 1852 u. unternahm 1854 eine Reise nach dem Niger, um den Sudan zu erreichen. In Senegambien reisten Brunner (Bern 1837); Huard-Bessiniere u. Caillé am untern Senegal nach dem See Paniépul 1840; Ersterer starb in Senegambien. Auf Veranlassung des französischen Gouverneurs am Senegal, Bouët, ging eine Expedition 1843 zur Erforschung der goldreichen Länder Bondu u. Bambuk u. des Falémé, des westlichsten großen Quellstroms vom Senegal, ab, von deren europäischen Begleitern es jedoch nur Rapfenel gelang, das Ende der Reise zu erleben u. die Begebnisse der Reise von Bakel nach St. Georges Town am oberen Gambia (ein noch nie von einem Europäer betretener Weg!) zu beschreiben (Par. 1846); Rassenels Unternehmen 1846 u. 47, über Bondu u. Bambuk den oberen Nigerlauf bei Sego zu erreichen, wohin seit Dochard kein Europäer mehr gelangt war, scheiterte durch den Widerstand der afrikanischen Häuptlinge, u. er konnte nur bis Sansadi nach Osten vordringen. Sein Reisegefährte Panet wurde bald darauf vom französischen Marineministerium in dasselbe Innere zur Erforschung eines Karawanenweges vom Senegal nach Timbuktu gesendet. Boilad bereiste ebenfalls die Länder am Senegal (Par. 1853) u. Hecquard (Par. 1853) von 1850 an zweimal die Länder zwischen dem Groß-Bassamfluß u. dem Niger, drang in Futa-Dshallon ein u. fand die Quellen von 4 Hauptströmen West-A-s, des Schwarzen Senegal, Falémé, Gambia u. Rio-Grande nur wenige Tagereisen von Timbo sehr nahe bei einander, wodurch Molliens oft bezweifelte Angaben der Lage dieser Quellen bestätigt wird. Die Erforschung des Niger (Dscholiba, Isa, Majo u. Quorra), welcher als die Lebensader des centralen Nord-A-s zu betrachten ist, hat zu allen Zeiten eine Hauptaufgabe in der Entdeckungsgeschichte A-s gebildet, doch hat es trotz vieler Unternehmungen dahin bis in die neueste Zeit nicht gelingen wollen, zufriedenstellende Resultate über ihn zu erreichen, da die Reisenden durch die klimatischen Verhältnisse u. das feindselige Benehmen der Anwohner sämmtlich an der Lösung dieser Aufgabe verhindert wurden. Wenn auch über den oberen u. unteren Lauf des Flusses durch Mungo Park, Laing, Caillé, die Gebrüder Lander u. A. wichtige Aufschlüsse geboten worden waren, so rechten diese Nachrichten doch nicht hin, um darauf die Möglichkeit zu begründen, zu Wasser in das Innere des Nordens A-s zu gelangen u. Handelsverbindungen dort anzuknüpfen. Um diese Aufgabe zu lösen, wurden, vorzüglich durch die Befahrung des Niger von Boussa bis zur Mündung durch Landers ermuthigt, mehrfach Expeditionen zu Schiffe, den Niger aufwärts, unternommen. Zunächst rüstete ein Liverpooler Handlungshaus 1832 eine Expedition aus, an deren Spitze Mac Gregor Laird u. der Arzt Oldfield standen, u. die von R. Lander u. dem Schiffslieutenant Allenbegleitet wurde. Lander starb während der Expedition, Laird wurde durch Krankheit genöthigt heimzukehren, dagegen glückte es Oldfield u. Allen bis über die Einmündung des Tschadda hinaus vorzudringen, aber Boussa erreichten sie nicht. Damals erhielt man aber wiederholt die Kunde, daß. es möglich sei, auf dem Tschadda bis in den Tsadsee zu gelangen. Hierauf wurde 1840 eine Expedition unter den Capitänen Trotter u. Allen unternommen, die aber nicht einmal so weit gelangte, als die unter Laird u. Oldfield (Lond. 1843). Auch andere Theilnehmer veröffentlichten ihre Berichte, wie Schön, ein deutscher Missionär, Crowther, ein schwarzer Missionär (Lond. 1842), u. Simpson (Lond. 1843). Eine dritte Nigerfahrt unternahm 1844 der Capitän Becroft. Er gelangte nämlich bis zu den Klippen im Strom, unterhalb Boussa, wo Mungo Park sein Leben verloren hatte. Gestützt auf die bei diesen Unternehmungen gewonnenen Erfahrungen, sowie auf die Mittheilungen, welche Jamison, der behufs Handelsunternehmungen lange den unteren Niger befahren hatte, bes. aber auf die von Barth gemachten Entdeckungen über den Tschadda-Benné u. den Quorra, wurde auf Betrieb Petermanns u. mit Genehmigung der britischen Regierung von Mac Gregor Laird 1854 ein Schraubendampfschiff, die Plejade, zur abermaligen Befahrung des Niger u. Tschadda abgesendet. Unter Backie fuhr Anfangs Juli 1854 die Plejade den Nunarm des Nigerdelta hinauf u. gelangte auf dem Tschadda bis nach Gurowa, unweit Yola, der Hauptstadt Adamawas, u. in gerader Linie 117 Meilen von der Mündung des Nun entfernt, also 60 Meilen weiter, als je ein europäisches Schiff ins Innere A-s vorgedrungen ist. Das Resultat dieser Expedition besteht darin, daß es sich durch die vollständige Untersuchung u. Aufnahme des Tschadda-Benué erwiesen hat, es sei möglich, zu Schiffe in das Herz A-s zu gelangen, u. zwar ohne Gefahr, den klimatischen Einflüssen des tropischen A-s zu erliegen, denn von der Schiffsmannschaft, 66 an der Zahl, starb auch nicht Einer, obgleich der Aufenthalt in den Flüssen 118 Tage betrug. Die Bevölkerung fand man freundlich u. dem Verkehr nicht abgeneigt. Die erste Darstellung dieser Unternehmung lieferte Petermann im Athenäum 1854. F) Central-A. Die Sahara u. die Binnenländer des Nordens A-s sind in der neuesten Zeit, indem man von Westen her u. auf dem Niger, von Norden u. von Osten nach dem Innern weiter vorgedrungen ist, Gegenstand der erfolgreichsten Untersuchungen geworden u. haben überraschende Resultate geliefert, obgleich noch immer ein ungeheuerer [166] Raum übrig bleibt, den nie ein Europäer betreten hat, u. obgleich es nicht gelungen ist, von Westen her nach Osten den Continent zu durchdringen, um auf diesem Wege an den Indischen Ocean zu gelangen. Neben den Mittheilungen, die man den Franzosen über die Sahara, bes. über den im Süden Algiers gelegenen Theil derselben, verdankt, haben auch einzelne Reisende die Kenntniß dieser Wüste bereichert, wie Hoskins (Lond. 1837), Richardson (Lond. 1845 u. 1853), Daumas (Par. 1845 u. 1849); Escayrac de Lauture, der durch die Sahara nach dem östlichen Sudan reiste (Par. 1851), Bayle St. John, Prax, Davis (Lond. 1854). Die interessantesten Aufschlüsse haben aber die deutschen Reisenden Overweg u. Barth (s.d.) 1850 u. Vogel (s.d.) 1853 auf ihren Reisen nach dem Sudan gegeben, insofern durch die astronomischen u. hypsometrischen Messungen Overwegs u. später Vogels die ersten genauen Anhaltepunkte gegeben werden, welche namentlich bezüglich der Terrainbeschaffenheit in der Sahara neue Aufschlüsse bieten, insofern nun erhellt, daß die Sahara keine monotone Ebene ist, die am allerwenigsten irgendwo unter den Meeresspiegel herabreichen dürfte, wie man früher glaubte, sondern daß dieselbe den Charakter einer fast gleichförmigen Hochebene besitzt, innerhalb deren Bereich zahlreiche Bergzüge u. Berggipfel sogar von bedeutender Höhe aufsteigen. Über die Länder des östlichen Sudan sind zwar die Mittheilungen noch unvollständig, doch hat man ihnen ebenfalls eine größere Aufmerksamkeit zugewendet. Über Kordofan sind Aufschlüsse gewonnen worden durch Mehemed-Alis Expedition nach dem Sudan 1838, deren Ergebnisse von Burton mitgetheilt werden (Lond. 1839); ebenso durch den Italiener Ferlini (Bologna 1837). Über Darfur u. Wadai geben die von Jomard u. Perron (Par. 1845 u. 1851) bearbeiteten Reiseberichte des Scheikh Mohammed Ibn Omar el Tunsy Nachrichten; Palme beschrieb Kordofan u. die angrenzenden Länder (Stuttg. 1843). Das von Rosen deutsch (Leipz. 1847) bearbeitete Buch vom Sudan, welches die Reiseschilderung des Scheikh Zain el Abidie enthält, verbreitet sich namentlich über Wadai; Graf Schliessen durchforschte Kordofan, u. Kotschy hat eine dreimalige Reise dahin unternommen; Pierre Trémaux reiste 1847–48 durch das nördliche A. nach dem östlichen Sudan (Par. 1852); Brun-Rollet ging 1855 von Nubien aus auf dem Weißen Nil nach Kordofan u. Darfur, um wo möglich nach Wadai vorzudringen; Barth hat bei seinem Ausfluge nach Bagirmi über Wadai werthvolle Nachrichten gesammelt; Knoblecher drang auf dem Weißen Nil bis fast zum 4° nördlicher Breite vor. Die vielfachen, von Osten, Westen u. Norden aus versuchten Unternehmungen, den inneren Sudan, jene große, unbekannte Ländermasse im Inneren Nord-A-s u. südlich von der Sahara, zu erschließen u. dem Verkehr zugänglich zu machen, sind bis auf die neueste Zeit gescheitert od. hatten nur untergeordnete Bedeutung. Wichtige Aufschlüsse waren zwar durch Mungo Park, Clapperton, Laing, Gray, Dochard u. die Gebrüder Lander geboten worden; René Caillé gelang es sogar nach einem 14tägigen Aufenthalt in Timbuktu, als Muselmann verkleidet, als erster Europäer aus dieser wunderbaren Stadt der Wüste heimzukehren, aber die dadurch gewonnenen Vortheile waren unbedeutend für die Wissenschaft. Auch die unter Ryllo 1846 von verschiedenen Punkten aus unternommene Expedition hatte keinen besseren Erfolg. 1849 sendete die britische Regierung unter Richardson eine Expedition nach Central-Nord-A. ab; derselben schlossen sich Overweg als Geolog u. Astronom u. Barth als Archäolog, Sprachforscher u. Ethnograph an. Am 23. März 1850 begann die Reise von Tripolis über Murzuk durch die Sahara nach Ahir, u. am 1. Januar 1851 stiegen die Reisenden den Abhang des Saharaplateaus in den Sudan hinab u. erreichten wenige Tage darauf Damergu, eine Stadt der Tuariks. Am 11. Januar trennten sich die Reisenden, indem Richardson östlich über Zinder nach Kuka zu ziehen beabsichtigte, Barth sich südwestlich nach dem Lande Haussa wandte u. Overweg westlich nach Guber u. Mariadi zog, in welche Länder noch kein Europäer gelangt war. Doch Richardson starb am 3. März, ehe er Kuka erreicht hatte; seine Tagebücher gab Bayle St. John (Lond. 1853) heraus. Overweg u. Barth trafen am 5. Mai in Kuka, der Hauptstadt Bornus, wieder zusammen; Overweg blieb nun in Kuka u. erforschte von hier aus den Tsadsee, während Barth sich nach Adamawa wandte u. auf dem Wege nach Yola am 18. Juni 2 große Quellströme des Niger, den Benué u. Faro, kurz vor ihrer Vereinigung entdeckte. Am 22. Juli langte Barth wieder in Kuka an, unternahm sodann mit Overweg eine Reise nach Kanem, u. vom 25. November bis Ende Januar 1852 nach dem Reich Musgo im Süden Kukas. Von da zurückgekehrt reiste Barth nach Bagirmi, im Südosten des Tsad, u. verweilte längere Zeit, wissenschaftlich beschäftigt, in der Hauptstadt Masena. Overweg unternahm inzwischen eine Reise nach dem im Süden Kukas gelegenen Lande Boschi u. dem Gebiet des Yéu, des westlichen Zuflusses vom Tsad, u. st. am 27. September 1852 bei Maduari am Tsad. Seine Tagebücher gab Petermann nebst einer großen Karte von Afrika (Lond. 1854) heraus. Barth wandte sich nun von Kuka nach Westen, reiste über Kano u. Katschna nach Sokoto, der Hauptstadt des Fettanreichs, u. entdeckte auf seiner ferneren Reise über Gando u. Say die zwei Reiche Gandon. Hamd-Allahi. Am 7. September 1853 langte er zu Timbuktu an u. machte hier einen monatlichen Aufenthalt. Auf dem Rückwege von Timbuktu über Gando nach Sokoto u. Wurno erforschte er den bisher noch gänzlich unbekannten Theil des Quorralaufs von Timbuktu bis Say u. kehrte im September 1855 nach Europa zurück. Inzwischen hat sich 1853 Vogel (s.d.) aus Leipzig nach A. begeben, um dieselben Länder des Innern zu durchforschen, Er reiste von Tripolis nach Murzuk, von da über Bilma nach Kuka, untersuchte den Tsadsee u. bestimmte dessen Höhenverhältnisse sowie die der großen Wüste, machte dann einen Ausflug nach Süden in das Reich Musgo, durchforschte die Länder westlich des Tsad, drang bis Jakoba vor, wohin noch kein Europäer gekommen war, ging im December 1855 nach Wadai u. wollte dann über die WKüste nach Europa zurückkehren. Vgl. Murray, Hist. Account of Discoveries and Travels in A., Edinb. 1817, 2 Bde., 3. A. Lond. 1840; Külb, Geschichte der Reisen u. Entdeckungen[167] in A., Mainz 1841; Desborough Cooley, Lnner A. laid open, Lond. 1852.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 161-168.
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