1. Auch der beste Gaul stolpert einmal. – Simrock, 3065; Eiselein, 210; Steiger, 259.
Engl.: The best horse stumbles.
2. Auch der beste Gaul wird steif geritten.
3. Auf abgetriebenem Gaul reitet man nicht weit.
4. Binde den Gaul an einen Gerstensack, so läuft er nicht davon.
5. Darnach steht der gaul, wie er sein tag gangen. – Franck, I, 85a; Henisch, 1375, 3; Petri, II, 55.
6. De Giul haite, wo he hett, wenn 'e gëut tuit. (Driburg.) – Firmenich, I, 362, 5.
Der Gaul heisse wie er will, wenn er nur gut zieht.
[1361] 7. De Gûl säget: Bergauf reit' mich, bergab leit' mich, auf dem Gleichen schon' mich nicht, bei der Kripp' vergiss mich nicht. (Waldeck.) – Curtze, 316, 39.
8. Dem Gaule bricht der Gurt, wenn er im (seichten) Wasser schwimmen soll.
Auch wol scherzhafte Aufforderung zum Trinken. (Fischart, Gesch.)
9. Der Gaul crepirt, ehe der Hafer reif ist.
10. Der Gaul, der den Haber verdient, bekommt ihn nicht. (S. ⇒ Pferd.) (Waldeck.) – Curtze, 345, 397; für Meiningen: Frommann, II, 409, 59; ostfriesisch bei Frommann, III, 429, 254; für Franken: Frommann, VI, 167, 103.
11. Der Gaul läuft am besten, wenn der Bauer betrunken ist. (S. ⇒ Bauer 302.)
Die Russen sagen: Der Gaul des trunkenen Kutschers läuft 20 Werste in der Stunde.
12. Der Gaul muss pflügen, dass das Ross kann Hafer kriegen.
13. Der Gaul, so am meisten zieht, bekommt die meisten Hiebe. – Eiselein, 210.
Engl.: The horse that draws most, is most whipped.
14. Der Gaul verreckt, während das Gras wächst. – Eiselein, 209.
15. Ein alter Gaul ist schlägefaul.
16. Ein alter Gaul regt wenigstens die Ohren, wenn er hört aufblasen.
17. Ein blinder Gaul gehet geradezu. – Petri, II, 169; Simrock, 3070; Körte, 1792; Braun, I, 639.
18. Ein erhungerter Gaul schlägt nicht aus.
It.: Cavallo magro non tira calci. (Pazzaglia, 54, 11.)
19. Ein fleissiger Gaul wird nicht fett.
20. Ein Gaul, den wir muthwillig plagen, hat das Recht hinten auszuschlagen. – Eiselein, 209.
Lat.: Procul a pedibus equinis. (Eiselein, 209.)
21. Ein grosser Gaul achtet der Hündlein anbellen nicht. – Henisch, 1374.
22. Ein guter Gaul zieht dreimal. – Simrock, 3060; Eiselein, 209.
23. Ein voller Gaul springt. – Blum, 602; Bücking, 189; Kirchhofer, 360.
Einem hungrigen Gaul vergeht das Tanzen wol.
Lat.: Satietas nimia hircum facit petulcum. (Gaal, 587.)
24. Einem fleissigen Gaul gehört keine Spreu.
Man soll ihn mit gutem Hafer füttern, sagen die Russen. (Altmann V.)
25. Einem geschenkten Gaul sieht man nicht ins Maul. – Lehmann, 290, 38; Lehmann, II, 236, 47; Gruter, III, 43; Hollenberg, II, 18; Pistor., VIII, 86; Hermann, II, 1; Steiger, 343; Simrock, 3058; Müller, 9, 4; Eisenhart, 247; Hillebrand, 103; Graf, 253, 171 u. 172; Bücking, 209; Kirchhofer, 293; Fallersleben, 480; Hertius, I, 54; Körte, 1788; Eiselein, 210; Mayer, I, 173; Braun, I, 638; Schmitz, 186, 56; Tunn., 17, 14; Lohrengel, I, 313; für Waldeck: Firmenich, I, 325, 12; für Trier: Laven, 181, 45; für Henneberg: Frommann, II, 407, 5; für Franken: Frommann, VI, 167, 102; für Tirol: Frommann, VI, 36, 53.
Auch: Geschenktem Gaulo non debes inspicere maulo. Man nimmt ihn an und pflügt damit so lange es geht. Aber der Geschenke sind mancherlei: die Büchse der Pandora, das Halsband der Hermione, die Eselsohren des Midas waren auch Geschenke; und über dem geschenkten goldenen Apfel des Paris ging Troja unter. Das Sprichwort will nicht sagen, dass es uns völlig gleichgültig sein müsse, was man uns schenke, und dass man jedes Geschenk annehmen müsse, sondern es will nur ausdrücken, dass man eine geschenkte Sache so annehmen müsse, wie sie ist und wegen gewisser derselben anklebenden Mängel keine Beschwerde führen, noch weniger Gewährleistung fordern dürfe. An eine geschenkte Sache kann man nicht die Ansprüche eines Kaufmannsgutes machen. Man muss sie nicht nach ihrem Werthe, sondern nach der Gesinnung, welche sie bietet, beurtheilen. Das kleinste Geschenk ist dankenswerth. Das Sprichwort ist vom Pferdehandel entlehnt. Der Pferdekäufer öffnet das Maul des Thiers, um das Alter desselben zu erfahren. wie er überhaupt die Mängel desselben aus Zähnen, Füssen und Augen beurtheilt. Das mit dem deutschen gleichlautende französische Sprichwort: A cheval donné, on no regarde point à la bouche (à la bride) (Lendroy, 389; Gaal, 588; Cahier, 344; Starschedel, 398; Kritzinger, 134), soll folgenden Ursprung[1362] haben: Calvo, ein Spanier, der in den Feldzügen gegen die Mauren Wunder der Tapferkeit gethan hatte, nahm unter Ludwig XIV. französische Dienste. Er war ein leidenschaftlicher Pferdeliebhaber. Sein Reitpferd nannte er Moncoeur. Nachdem er Mastricht gegen die Belagerung Wilhelm's III. von Oranien 40 Tage so vertheidigt hatte, dass die Belagerung aufgehoben werden musste, während Ludwig geglaubt hatte, die schwache Stadt werde sich nicht 15 Tage halten können, liess er Calvo zu sich kommen, um ihm persönlich seine Achtung zu bezeigen. Der König leitete die Unterhaltung auf die Pferde, bewunderte besonders das Reitpferd Calvo's und bot ihm zuletzt einen Tausch an. »Sire«, erwiderte der brave Krieger, »fordern Ihre Majestät meine Gattin, ich werde sie Ihnen geben, aber lassen Sie mir Moncoeur.« – »Ventre saint gris«, unterbrach ihn der König, »Ihre Frau hat ja keine Zähne mehr.« – »Sire«, antwortete Calvo, »einem geschenkten Gaul sieht man nicht ins Maul.« Der König brach in lautes Gelächter aus. Diese Antwort soll nun, unzähligemal wiederholt, in ein Sprichwort übergegangen sein. Da es sich aber schon in dem dritten, im Jahre 1612 erschienenen Theile von Gruter's Florilegium (43) unter den germanischen Proverbien aufgeführt findet, so ist es jedenfalls nur eine glückliche Anwendung des bereits vorhandenen viel ältern Sprichworts. Leroux (I, 102) führt es in der Form: A cheval donné ne luy regarde en la bouche, aus einer Sammlung des 16. Jahrhunderts (G. Meurier, Trésor des Sentences) an; aber er weist auch nach, dass es in einer andern Fassung: Cheval donné ne doit-on en dens regarder, chose donnée doit estre louée, bereits in einer Sprichwörtersammlung aus dem 13. Jahrhundert enthalten ist.
Dän.: Man skal ei skue given hest i munde. (Prov. dan., 286.)
Engl.: Look not a gift horse in the mouth. – The teeth of a horse of which a present has been made are not observed. (Gaal, 588.)
Frz.: Tout don plaire doibt. (Bovill, II, 221.)
Holl.: Men en sal den ghegheven peert niet nau in den mont sien. (Tunn., 17, 14.) – Men moet geen gegeven paard in den bek zien.
It.: A caval donato, non guardar in bocca. (Pazzaglia, 50, 2; Gaal, 588.)
Lat.: Donato non sunt ora inspicienda caballo. (Binder II, 846; Seybold, 355.) – Donum quodcunque probato. (Binder I, 366; II, 846; Erasm., 656; Faselius, 67 u. 166; Wiegand, 345; Philippi, I, 125; Seybold, 136.) – Noli equi dentes inspicere donati. (Tappius, 30b; Gaal, 588.) – Non debet ora dati caute inspectare caballi. – Placere debet quod gratis datur. (Bovill, II, 201.) – Si quis dat mannos, ne quaere in dentibus annos. – Si tibi do mannos, numeres ne dentibus annos. (Binder II, 3136; Neander, 312; Fallersleben, 480.)
Ung.: Az ajándék marhának nem kell a fogát nézni. (Gaal, 588.)
26. Einen guten Gaul muss man nicht zu oft reiten. – Simrock, 3061.
27. Einen willigen Gaul und einen willigen Soldaten soll man nicht übertreiben, aber auch nicht hintertreiben, sie möchten sich sonst verstehen. – Opel, 385.
28. Em geschenkeden Gûle süht me nit in de Mûle. (S. ⇒ Pferd.) (Waldeck.) – Curtze, 345, 398; für Meiningen: Frommann, II, 407, 5.
Nach Mone (Quellen, S. 192) war das Sprichwort schon im 15. Jahrhundert bekannt. Die Walachen sagen: Einem geschenkten Esel sieht man nicht nach den Zähnen. (Aus der Walachei von Schuller, S. 27.)
29. Es bricht dem Gaul d' gurt, wan er im wasser schwimmen sol. – Gruter, III, 30; Lehmann, II, 152, 96.
30. Es ist der Gaul, der zieht, auf den man schlägt. – Auerbach, Dorfgesch., III, 282.
31. Es ist ein schlimmer Gaul, der zum Satteltragen zu faul.
It.: On cavallo è ben cattivo, se non può portar la sella. (Pazzaglia, 54, 18.)
32. Es ist kein Gaul so alt, Kranck vnd krumb, wenn er bey einer Studen ist, so mückert vnnd gumpt er. – Lehmann, 147, 98 u. 499, 36.
33. Es ist kein Gaul so krank und alt, er gumpt, wenn ihm die Stute gefallt. – Eiselein, 210.
34. Es steht kein Gaul auf einem Bein.
35. Es stund nie kein gaul auff leichten beinen. – Henisch, 1375, 5; Petri, II, 299; Lehmann, II, 139, 118.
36. Es wäre ein alter Gaul, wenn er am ersten Lug ein Füllen worden wär'. (Schweiz.)
Von einem bekannten Lügner.
37. Fremder Gaul lehrt den Reiter zu Fuss gehen.
It.: Qui caddigat in caddu anzenu, a pè torrat.
[1363] 38. Für ein Gaul ein Gur ist böser tausch. – Petri, II, 320.
39. Geschenktem Gaul sieh nicht ins Maul, nimms, die Haut ist dankenswerth. – Simrock, 3059.
40. Ich will den Gaul gewinnen oder den Sattel verlieren. – Simrock, 3071; Eiselein, 210.
Engl.: I'll win the horse, or lose the saddle. (Eiselein, 210.)
41. Kein schlimmer Gaul, denn gross vnd faul. – Henisch, 1374, 58; Petri, II, 418.
42. Kommt ein alter Gaul in Gang, so ist er nicht zu halten. – Körte, 1790.
So weiss auch ein alter Geck, wenn er einmal lustig ist, seiner Laune keine Grenze zu setzen.
Dän.: Naar gammel hest kommer i gang, er han ond at stille. (Prov. dan., 286.)
43. Man kann den Gaul erst reiten, wenn man ihn hat. – Simrock, 3064; Eiselein, 209.
Die Letten sagen: Man muss die Pilze erst pflücken, ehe man sie kocht. Die Russen: Man muss die Breter nicht eher schneiden, als bis man Holz hat. Ferner: Erst den Schlitten besorgen und dann das Geläut. Die Finnen: Siede nicht schon Theer, wenn dir noch die Tannen fehlen. (Reinsberg IV, 25.)
44. Man muss dem Gaul den Hafer nach der Last zumessen, die er trägt.
45. Man muss den alten Gaul nicht ins Grass schlagen, der vngemengten Hafer verdient. – Lehmann, 772, 11.
46. Man muss mit einem blinden Gaul pflügen, wenn man keinen sehenden hat.
47. Mancher reitet daher auff einem grossen Gaul, der vormals zu Fuss gieng. – Lehmann, II, 405, 68; Petri, II, 452.
48. Mit bösen geulen bricht man das eiss. – Franck, II, 90b; Tappius, 132a; Henisch, 1374; Gesner, I, 618; Simrock, 3062; Körte, 1789.
Es ist eine gefährliche Arbeit, für die man nicht gern ein gutes und werthvolles Pferd preisgibt.
Holl.: Mit quaden gulen brict men ijs. (Tunn., 18, 9; Harrebomée, I, 263.)
Lat.: Peior equus glaciem frangit pedibus male mollem. (Fallersleben, 513.)
49. Mit geborgten Gäulen ist schnell fahren.
50. Mit gutem Gaul, Latein und Geld kommt einer durch die ganze Welt.
Die Russen sagen: Mit einem goldenen Gaul kann man durch die ganze Welt reiten.
Lat.: It quocunque libet nummis instructus et astu.
51. Schebiger gaul will kein Strigel leiden. – Lehmann, 795, 15.
Die der Ermahnungen am meisten bedürfen, nehmen sie am widerwärtigsten auf.
52. Seinem Gaule und seinem Weibe soll man nie die Zügel schiessen lassen.
53. Soll der Gaul was taugen, so kauf' ihn nicht mit den Ohren, sondern mit den Augen.
54. Um einen alten Gaul trägt niemand Leid.
55. Voller gaul springt. – Franck, II, 48a; Henisch, 1374, 59; Lehmann, II, 793, 129; Simrock, 3067; Körte, 1793.
56. Wann de Gûl gestollen is, dann mâket me de Döre tau. (S. ⇒ Kuh u. Pferd.) (Waldeck.) – Curtze, 331, 209.
57. Wann die alten Gäul in gang kommen, so seindt sie nit zu halten. – Franck, II, 117a; Henisch, 1348; Lehmann, 8, 31 u. 147, 98; Lehmann, II, 827, 36; Gesner, I, 618; Simrock, 3068.
Ein jüdisch-deutsches Sprichwort sagt: Alt Eisik wird tänzerik. (Tendlau, 1001.) Der alte Isaak wird noch in seinem Alter ein leidenschaftlicher Tänzer.
Holl.: Als oude guilen beginnen te lopen, dan is er geen houden aan. (Harrebomée, I, 263.)
58. Wann die alten geul gehen werden, so stehen (sind) sie nit zu halten. – Tappius, 185a; Latendorf II, 32; Simrock, 3069.
59. Wem man den Gaul gibt, der fragt auch nach dem Kummt.
60. Wenn dein blinder Gaul soll sehen können, so verschenk' ihn. (Moskau.) – Altmann V.
61. Wenn der Gaul alt ist, übergibt man ihn den Hunden und Raben.
62. Wenn der Gaul den Stall wittert, verdoppelt er die Sprünge.
[1364] 63. Wenn der Gaul gezäumet vnd gesattelt ist, so gehet er ebensowol, wenn ein nackender Knab darauff sitzt, als wenn ihn der Keyser oder der Pabst ritte. – Henisch, 1375, 9.
64. Wenn die alten Gäul gehend oder faule Pferd ziehen werden, vnd die alten Weiber tantzen vnd die weissen Wolcken regnen, so ist kein auffhören. – Henisch, 1589, 39.
65. Wenn die gewle aussgedrusen, so werden sie gesundt hernach. – Agricola I, 504; Henisch, 1374, 68; Lehmann, II, 827, 37; Blum, 664; Eiselein, 210.
Man nimmt an, dass Menschen und Thiere, welche die Jugendkrankheiten überwunden, sich der besten Gesundheit erfreuen.
66. Wenn die jungen Gäule ausgedrüsen, so fressen sie wohl. – Megerle.
67. Wenn man die Gäule antreibt, treibt man auch den Wagen an.
68. Wenn man Gaul ruft, so antwortet der Busch nicht Hafer.
69. Wer alle vierzehn Tage einen andern Gaul in seinen Stall stellt, der muss bald selbst den Wagen ziehen durch die Welt. (Frankenwald.)
70. Wer dem Gaul seinen Willen lässt, den wirft er aus dem Sattel. – Simrock, 3066; Eiselein, 209.
71. Wer den einäugigen Gaul zum Thierarzt schickt, kann leicht einen blinden zurückerhalten.
72. Wer den Gaul miethet, muss ihn auch füttern.
Frz.: Qui monte la mule, la ferre.
73. Wer ein Gaul hat angespant, der soll jhn auch wieder aussspannen. – Lehmann, 374, 10.
74. Wie der Gaul, so das Geschirr.
75. Wohin der Gaul geht, dahin geht auch der Wagen.
76. Wohin man den Gaul lenkt, dahin geht er.
*77. Auf hohen Gäulen reiten. – Kirchhofer, 293.
*78. Da bringt man mich nicht mit zehn Gäulen fort. (Nürtingen.) – Haug.
So gut gefällt es mir hier.
*79. Da findt man keinen g'sattelten Gaul. (Nürtingen.) – Haug.
Zur Bezeichnung arger Unordnung.
*80. Das wird keinen Gaul kosten.
*81. Dazu bringen mich zehn Gäule nicht.
»Seitdem ist das Sprichwort in Haldenbrunn: Wenn einer sagt: Zehn Gäule bringen mich nicht zu dem und dem, so antwortet man: Aber elf Gäule, wie die Moni aus der Mühle zum Tanz.« (Auerbach, Dorfgesch., V, 119.) In Würzburg: Kee zeah Gäul brenga mi hie. (Sartorius, 162.)
*82. Den Gaul beim Schwanz (oder von hinten) aufzäumen. – Eiselein, 209.
Lat.: Ab unguibus incipere. (Erasm., 34 u. 514; Binder II, 27.) – Aprum fluctibus appingit. (Horaz.) (Binder II, 203.) – Delphinum silvis appingit. (Horaz.) (Binder I, 295; II, 736; Philippi, I., 114; Seybold, 117.) – Venari in mari. (Plautus.) (Binder I, 1827; II, 3482.)
*83. Den Gaulen vmb den Gorden gruen. – Gryse, Fr. 19 u. 41; Schiller, III, 6b.
*84. Der Gaul ist so mager, man könnte Häute an ihm aufhängen. – Kirchhofer, 293.
*85. Dess brengt 'n Gaul um. (Würzburg.) – Sartorius, 161.
*86. Einem den Gaul satteln. – Mayer, II, 217.
*87. Einem den Gaul scheu machen. – Eiselein, 209.
Lat.: Praeturbare feram. (Eiselein, 209.)
*88. Er reitet einen tollen Gaul.
*89. Er stellt Gaul und Esel zusammen.
Lat.: Aquilam noctuae comparas.
*90. Er sucht den Gaul und reitet darauf. – Steiger, 287; Simrock, 3072; Eiselein, 209.
Lat.: Arrepta candela candelabrum quaeris. (Erasm., 365; Binder II, 238.)
*91. Er will immer auf den höchsten Gaul. (Nürtingen.) – Haug.
*92. Für ein gaul ein gurr. – Henisch, 1375, 6.
Uebler Tausch.
*93. Gaul als Gur. – Lehmann, II, 224, 14; Tappius, 116a; Simplicissimus (von Keller), III, 88, 32; 174, 28 u. 301, 6.
[1365] *94. Gaul vmb gurre. – Henisch, 1375, 7.
»Für was gibt man was.« Henisch stellt als verwandt neben: Lohn vmb lohn, Korn vmb Saltz, ruck vmb stuck, wurst wider wurst.
*95. Halt mir de Gaul nit a!
*96. Immer auf Einem Gaul reiten.
Um den Ideenkreis vieler Leute zu charakterisiren, sagen die Russen: Wenn er nicht von seinem Gaul träumt, so träumt er von seiner Droschke.
*97. Mach' mir die Gäul' nicht scheu. – Tendlau, 262.
*98. Mit fremdem Gaul sein Feld ackern.
*99. Schenk' ihm einen Gaul, er ist zum Hinaufsteigen zu faul.
*100. Sich auf den hohen Gaul setzen.
Sich eine wichtige Amtsmiene geben.
Frz.: Etre à cheval sur sa grandeur. – Se monter sur ses grands airs.
*101. Vom Gaul auf den Esel kommen. – Weber, Demokritos, I, 8; Eiselein, 209; Sartorius, 161.
*102. Warum nicht gar mit dem Gaul in den Graben!
Lat.: Minime canterium in fossam (sc. dejice). (Livius.) (Binder II, 1862.)
*103. Wieder auf seinen Gaul kommen.
104. A Gaul, ders (das) schlage gewohnt ist, thut nimmer anders.
105. Am Gaul kauft man die Füsse. – Auerbach, Neues Leben, I, 223.
106. Auf einem geborgten Gaule sitzt man nicht lange. – Schlechta, 308.
107. Auf einen räudigen Gaul gehört ein schäbiger Sattel. – Altmann VI, 393.
108. Der Gaul ist gar nicht faul, er schlägt mit dem Hufe und beisst mit dem Maul. – Schuller, 31.
109. Der Gaul ist oft klüger als sein Reiter.
Als der Junker, sagen die Russen. (Altmann VI, 483.)
110. Ein alter Gaul wiehert auch, wenn er (frischen) Hafer sieht.
Auch russisch bei Altmann VI, 413.
111. Ein blinder Gaul findet die Krippe auch.
Auch russisch bei Altmann VI, 412.
112. Ein Gaul, der zu faul, den Hafersack zu tragen, muss nicht über Hunger klagen.
Die Russen: Wenn der Gaul zu stolz ist, den eigenen Gerstensack zu tragen, dann geschieht's ihm recht, dass er verhungert. (Altmann VI, 443.)
113. Ein Gaul, der zum Pflug geboren ist, kommt nicht zum Sattel.
114. Ema Gaul und ema Ma' stoht a Furz wohl a'; aber ema Weib und ema Kuah stoht a Furz nit zua. – Schaltjahr, III, 615.
115. Es ist besser, seinen gaul an einen frembden als an seinen eigenen zaun binden. – Henisch, 322, 8.
116. Gaul als Gurr, Bub als Hur. – Trutz Simpl., 135.
117. Gleichviel, wie der Gaul heisst, wenn er nur gut zieht.
118. Hilft nix, mein Gaul ist blind, sagte der Bauer, als ihn der Gensdarm andonnerte, dass man abends eine Laterne am Wagen führen müsse.
119. Jeder muss mit den Gäulen zu Hofe ziehen, die er hat.
120. Mein Gaul ist was werth, er sieht in der Nacht so viel wie am Tage, sagte der Mann mit dem blinden Pferd. – Wirth, I, 60.
121. Schenk' ihm einen Gaul, er ist zum Reiten zu faul.
122. Was helfen die Gäule, wenn der Hafer fehlt! – Storch, Freiknecht, II, 266.
123. Wenn a Gaul vo selber lauft, muss mer 'n net treibe. (Schwaben.)
Lat.: Equos voluntarios non nimium urgendos.
124. Wenn der Gaul auch ein Hufeisen findet, er hebt es nicht auf. – Altmann VI, 425.
125. Wenn man den Gaul auf den Markt bringen will, so hinkt er.
Aehnlich die Russen bei Altmann VI, 482.
126. Wer sich zum Gaul macht, den will jeder reiten.
127. Zehn Gäule bringen mich nicht dazu, aber elf, wie die Moni aus der Mühle zum Tanz. – Auerbach, Dorfgeschichten, III, 321.
Die Moni wurde auf ihre mit obigen Worten ausgesprochene Weigerung von ihren Freunden in einem mit elf Pferden bespannten Schlitten abgeholt.
*128. Da ging erst der Gaul. – Aventin, Cla.
Nachdem dies alles geschehen war, kam die Sache erst in Gang.
*129. Ein Gaul mit silbernen Hufeisen beschlagen. – Callenbach, 29.
*130. Er liest seim Gaul z'viel aus 'm Haberma vor. – Michel, 264.
Haberma ist der Verfasser eines Gebetbuchs. Er betet andächtig zu Tisch, lässt aber nicht viel Speise auftragen und vorsetzen.
*131. Uf da haichsta Gaul sitza. – Michel, 279.
Etwas aufs Aeusserste treiben.
Buchempfehlung
Diese Ausgabe fasst die vier lyrischen Sammelausgaben zu Lebzeiten, »Gedichte« (1841), »Neue Gedichte« (1850), »Lyrisches und Episches« (1855) und »Neueste Gedichte« (1870) zusammen. »Letzte Gedichte« (1895) aus dem Nachlaß vervollständigen diese Sammlung.
278 Seiten, 13.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro