Recht (Adv.).
1. Alles, was recht ist.
2. Bat den enen recht es, es dem annern billig. – Woeste, 76.
3. Biss nit recht dran, so wend deinn rath. – Franck, II, 157a.
4. Dem geschiehet recht, der sich an Warnung nicht kehret. – Suringar, LI, 9.
5. Dem geschieht recht, der es nicht anders haben will.
Lat.: Non perit indigne, quem sua culpa necat. (Seybold, 376 u. 503.)
6. Dem geschieht recht, der's also haben will.
Lat.: Non perit indigne, quem sua culpa necat. (Sutor, 175.)
7. Denck daran, was recht sei thon. – Franck, I, 158b.
8. Der recht geht, sol nit zuruck sehen. – Franck, I, 85a; Eyering, I, 530; Petri, II, 105; Lehmann, 864, 18.
9. Der recht thut wird recht finden.
10. Der thut recht, der jedem thut, was jhm gebürt. – Lehmann, 636, 95.
11. Du bist noch nit recht dran, weil dich nit der böfel verspot. – Franck, I, 72a.
12. Eben recht ist nicht versalzen. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 46.
13. Eben recht ist weder eng noch weit. – Eiselein, 521.
14. Es geht nimmer recht, es sei denn einer des andern Knecht. – Froschm., XVIIIb.
15. Es ging ihm schon recht, sagte der Perrükenmacher, als er die Geschichte von Absalon las, warum hat er keine Perrüke getragen.
Holl.: Zoo moeten zij varen, die geene pruiken wollen dragen. (Harrebomée, II, 203b.)
16. Es haben beide recht, sagte der Cardinal, als die Jesuiten sagten: die Kapuziner sind Rossknechte, und die Kapuziner sagten: die Jesuiten sind Spitzbuben. – Klosterspiegel, 23, 8.
17. Es ist bös recht thun dem, der sein nicht gewohnt.
»Man spricht, es ist böss recht thun dem, der sein nit gewont hat.« (Geiler, Seelen-Paradies, CCXXiijb, 2.)
18. Es ist nicht alles recht, was dem Esel wol gefelt. – Henisch, 943, 35.
19. Es ist nicht recht, dass eine Magd ausbeutet den Knecht.
20. Es ist recht, dass der Mist stinke. – Simrock, 7040.
21. Es will jedermann recht haben.
Lat.: Qui velit ingenti cedere rarus erit. (Martial.) (Philippi, II, 140; Seybold, 503.)
22. Es wird schon recht, wenn die Haftl drankommen. – Mayer, I, 167.
Von Personen, die es mit der Ausführung einer Sache nicht genau nehmen, denen alles gut genug ist und die das Beste von der Zeit erwarten. Wenn das, was noch an der Sache fehlt, dazukommt.
23. Gäl i ha rächt gha, as i gange bi? hät de Schnîder zu sim Kamerad g'seit, wo se ne use gheit händ. – Sutermeister, 40.
Gelt, ich habe recht gethan, dass ich gegangen bin, sagte der Schneider zu seinem Kameraden, als sie ihn hinausgeworfen hatten.
24. Ganz recht, täglich einen Pfennig gibt jährlich einen Thaler.
Engl.: Right, master, right, four nobles a year a crown a quarter. – Right, Roger, your sow is good mutton. (Bohn II, 59.)
25. Guore kân em näkest rêcht mâchen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 685.
26. Handel recht, so hastu recht vnd gehet dir recht. – Petri, II, 370.
27. Handel recht vnd schew den Teuffel nicht. – Petri, II, 370.
[1538] 28. Ich kam niemal recht, dann einmal, wie's Bötle von Crembs; zu Mittag ist er kommen, umb 12 Uhr hat man ihn gehänkt. – Sutor, 980.
29. Ich thät' nie recht, ich komm' dann recht. – Körte, 3141.
30. Ich weyss nicht anders denn recht, es muss sich noch leiden, wo es nicht erger wurde. – Agricola I, 574.
31. Ider (jedem) wat rech, nît en de Höll on nît en den Hemmel. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 99.
32. Ists dem recht, so ists mir nicht vnrecht. – Lehmann, 180, 6.
Wenn sich einer »mit eines andern vnrhat schön machen« will.
33. Ja, da hast du recht, hat meiner Mutter ihr Mann gesagt, ist mein Vater gewesen. (Lechrain.) – Hoefer, 739.
34. Lege recht, schreib recht, sprich recht, so kompt dir auch dein Facit recht. – Petri, II, 434.
35. Machs ein jeder selbs recht. – Gruter, III, 64.
36. Ni kem ick recht, bet up en ênzig moal, döä schmeten's mi de Treppen doal. (Strelitz.) – Firmenich, III, 73, 97.
37. Niemand kann allen recht thun. – Chaos, 401 u. 665.
Dän.: Ingen kand være alde til made. (Prov. dan., 21.)
Schwed.: Hwem kan gjöra alla paddor i lag. (Grubb, 392.)
38. Offt gehets einem wie jenem, der kam nie recht, als einmal, da warff man jhn die Stieg herab. – Lehmann, 755, 8.
39. Oll's, woas recht îs, soarte der Bauer, ann schmîss a Schandarmen zorr Thiere naus. (Schles.)
40. Recht gethan ist viel gethan. – Mayer, I, 35; Simrock, 8198; Körte, 4948.
41. Recht gethan ist wohl gethan, wohl gethan schwindet nicht. – Sailer, 142.
42. Recht is, was Gott laibt (liebt), wer a Goas (Gans) stiehlt, is koan Bocksdaib. (Oberpfalz.) – Zaupser, Idiot., 90.
Der Richter muss den Fall entscheiden, wie er liegt.
43. Recht ist über hübsch. – Simrock, 8198a.
44. Recht ist, was den rechten gemess geschiht. – Lehmann, 418, 34.
Lat.: Hoc possumus quod de jure possumus. (Lehmann, 418, 34.)
45. Recht thun ist besser als recht haben.
46. Recht thun kan niemand, er wisse dann was recht ist. – Lehmann, 629, 31.
47. Recht und gut gemacht, wenns zuvor bedacht. – Carminum, I, 304.
48. Recht und schlecht, das ziert den Mann. – Sailer, 142; Simrock, 8247.
49. Recht vnd gleich ist alles Haders End. – Petri, II, 513.
50. Recht vnd gleich wird mit Gottes Segen reich. – Petri, II, 514.
51. Recht zu thun biss schnell, in räthen lass dir der weil. – Franck, I, 53a.
Lat.: In virtute Delphinus, in consilio ancora. (Franck, I, 55a.)
52. So öss recht on so öss röchtig, seggt Michel Schörke. – Frischbier2, 3077.
Schörke, der zu Anfang dieses Jahrhunderts als Fleischermeister in Königsberg gestorben ist, gebrauchte diese Redensart so häufig, dass sie sprichwörtlich wurde. Durch sie wie durch die Treue seines Hundes wurde sein Name bis auf unsere Zeit erhalten. Sein Hund wurde nämlich als gefährlicher Fleischdieb zum Tode verurtheilt, ohne Wissen seines Herrn nach Polen verkauft, wo er demselben später das Leben rettete. Schörke übernachtete auf einer Geschäftsreise in der Nähe von Wystitten in einem abgelegenen Kruge, und wurde vom Wirthe in räuberischer Absicht überfallen, der, als er kräftigen Widerstand fand, seinen grossen Hund auf Schörke hetzte. Der Hund sprang auf, erkannte jedoch seinen alten Herrn und fiel nun über den Räuber her, der unterlag, später dem Gerichte übergeben wurde und seine Strafe auch für mehrere schon vorher verübte Mordthaten erhielt. Diese Begebenheit ist ausführlich in Wilmsen's Apollonia vom Jahre 1810 erzählt.
[1539] 53. Thu jm recht oder lass vnthon. – Franck, I, 63a; Lehmann, II, 624, 5.
54. Thu recht vnd eil, doch rath mit weil. – Franck, I, 55a; Lehmann, II, 624, 6; Simrock, 10288; Körte, 5958.
55. Thu recht vnd förcht dich dabey. – H. Sachs, II, LXIII, 2.
»Derhalben sol ein Man allzeit in förchten stan; handelt er gleich auffrichtig, sol er doch sein fürsichtig, meiden allen bösen schein.« – »Derhalb ein jeder, wer er sey, der thu recht vnd fürcht sich darbey.« (H. Sachs, IV, CLIIII, 1.)
56. Thu recht vnd förcht dir vbel dabei. – Franck, I, 59b u. 100b; II, 186b; Eyering, III, 318; Egenolff, 267b u. 355; Petri, II, 546; Gruter, I, 66; Lehmann, 749, 10; Eiselein, 521; Simrock, 8195.
»Denn der vnschuldig muss offt das Bad ausstragen.« – »Das sprichwort sihet eusserlich dahin, dz einer der recht zu thun allen fleiss fürwendt, darff dannoch glück dz sie jm nit jrem lon gebe, Also dass einer der welt nit boss dienen kan, dann er helff sie, wie sie wil betrogen sein, leychen. Daher hat die erfarung diesen rheimen den leuten inn mund gelegt: Rechtthun hat mich betrogen, ich that recht vnnd ward verlogen. Dann die zutitler seind den herren lieb, vnnd stelen mehr dann andere Dieb.«
Lat.: Etiam bene agendo time.
57. Thu recht vnd hüt dich vor der That, der lügen wird wol werden rath. – Zinkgref, IV, 340; Eyering, I, 520.
58. Thu recht vnd lass ärgern vnd vbel reden wer da wil. – Franck, I, 85a.
59. Thue es recht oder lass es ungethan. – Simrock, 10289.
Lat.: Age, quod agis. (Sutor, 402.)
60. Thue recht, lass Gott walten. – Körte, 2325; Masson, 5.
61. Thue recht, so hast du recht.
62. Thue recht und lass alle Vöglein singen. – Eiselein, 521; Simrock, 8196.
63. Thue recht und lass die Leute dallen (reden) schlecht. – Eiselein, 521; Lohrengel, I, 635.
Frz.: Fais bien et laisse dire le monde. – Il faut bien faire, et laisser dire.
Lat.: Si recte vivas, non cures verba malorum. (Cato.) (Binder I, 266; II, 654; Seybold, 102 u. 568; Philippi, I, 104; II, 191.)
64. Thue recht und scheue den Teufel (die Leute) nicht. – Körte, 5959; Körte2, 7474; Simrock, 10206; Gaal, 1289; Steiger, 180; Bücking, 3; Petri, II, 546; Grubb, 255; Zaupser, 790; Oettinger, Schwarzes Gespenst, S. 137; Dove, 161.
Wer recht thut, hat sich aber gerade am meisten vor ihm in Acht zu nehmen.
Dän.: Gjør ret og frygt ingen ei Dievelen selv. (Prov. dan., 473.)
Engl.: Do what thou ought, let come what may.
Frz.: A bien faire, nul craindre. – Fais ce que dois, advienne que pourra. (Marin, 13.)
It.: Fa il dovere, e non temere. (Gaal, 1289.)
Lat.: Conscia mens recti famae mendacia ridet. (Ovid.) (Binder I, 214; II, 550; Philippi, I, 89; Seybold, 84.) – In quod jura petunt, facias pietatis amore, nec metuas quemquam, quisquis obesse velit. (Gaal, 1289.) – Recte faciendo neminem timeas.
Schwed.: Handla ährligen och swara djärfligen. (Grubb, 288.)
Ung.: A' ki jól él, királyt nem fel. (Gaal, 1289.)
65. Thue recht und scheue die Polizei; halte dein Maul und bezahle die Steuern. – Ralisch, Schlagschatten, S. 166.
66. Thue recht und was du wilt, so wird dein Herz gestilt. – Chaos, 1083.
67. Thue recht vnd lass die leute aufs Kerbholz reden. – Lehmann, 743, 10; Simrock, 8197; Eiselein, 521.
Frz.: Faire bien, et laisser dire. (Cahier, 535.)
Holl.: Doe regt, en ontzie niemand. (Harrebomée, II, 214a.)
Lat.: Discite justitiae monita et non temnere Divos. (Virgil.) (Egeria, 49; Philippi, I, 122.)
Span.: Del juicio no me curo que mis obras me hacen seguro.
68. Thue recht vnd schew niemand. – Petri, II, 546; Lehmann, II, 531, 16 u. 624, 9; Simrock, 8194; Mayer, I, 170; Eiselein, 521; Körte, 4950; Körte2, 5959.
Böhm.: Čiň dobře a právĕ, neboj se císaře ani kárle (Čelakovský, 373.)
Engl.: Do well and dread no shame.
[1540] It.: Abbi pura e netta la coscienza, e non temere. – Chi ha la coscienza pura e netta, non ha occasione di temere. – Per ben fare, paura non havere. (Pazzaglia, 269, 6.) Piscia chiaro, e fatti beffe del medico.
Lat.: Neminem metuit innocens. (Binder I, 1090; II, 2035; Masson, 49; Seybold, 337.) – Si tu recta facis, ne cures verba malorum. (Binder II, 3139.) – Recte agens confide; si recte vivas, ne cures verba malorum. – Recte faciendo neminem timeas. (Eiselein, 521.)
Schwed.: Gjör rätt och sky för ingen. (Grubb, 225; Marin, 13.)
69. Was dem einen recht ist, das ist dem andern billig. – Eiselein, 521; Hillebrand, 12; Simrock, 8199; Graf, 3, 43; Dove, 902; Lohrengel, II, 706; für Iserlohn: Woeste, 76, 265; für Waldeck: Curtze, 350, 454.
Frz.: Il ne faut pas avoir deux poids et deux mesures.
70. Was dem einen recht ist, das mus dem andern nicht vnrecht sein. – Lauterbeck, XXVIb.
71. Was einem recht ist, damit geschieht ihm nicht Unrecht. – Graf, 352, 410.
Es geschieht einem Spitzbuben kein Unrecht, wenn man ihn einen Dieb nennt; wenn man von jemand Uebles sagt, von dem man nichts anderes weiss, so verleumdet man ihn nicht.
72. Was einem recht ist, ist dem Nachbar billig.
Frz.: Il faut prendre son coeur par autrui. (Gaal, 1292; Lendroy, 85.)
Lat.: Idem Accio, quod Titio, jus esto. (Binder II, 1356.)
73. Was nicht recht ist, soll man recht machen. – Graf, 409, 45.
Aufgabe des Richteramts.
Mhd.: Wat nicht reicht en ist sal man reicht machen. (Grimm, II, 605.)
74. Was recht is, is reich. (Wien.)
75. Was recht isch, isch Gott lieb, wer e Geiss stilt, isch kei Bocksdieb. (Solothurn.) – Schild, 67, 126; Sutermeister, 34; für Oberschwaben: Birlinger, 85; hochdeutsch bei Eiselein, 521; Simrock, 8190; Körte, 2380.
76. Was recht ist, bestehet, was Vnrecht ist, das vergehet. – Dietrich, II, 617.
77. Was recht ist, das hat Gott lieb. – Simrock, 8189.
78. Was Recht ist, gefällt jedermann. – Mayer, II, 149; Simrock, 8191a; Graf, 6, 406; Braun, I, 3490.
79. Was recht ist, lobt Gott. – Blum, 59; Sprichwörterschatz, 158; Dove, 1193a.
80. Was recht ist, muss geschehen und sollt' die Welt in Trümmern gehen.
Lat.: Fiat justitia, pereat licet integer orbis. (Binder II, 124; Seybold, 167.) – Fiat justitia, pereat mundus.
81. Was recht ist, muss recht bleiben.
82. Was recht ist, weiss ich wol, thu' aber, was ich nicht soll.
Lat.: Video meliora, proboque, deteriora sequor. (Sutor, 101.)
83. Wat dem ene rêcht äs, mess dem ândre bälig sen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1119.
84. Wat den einen recht is, dat is den anderen billig. – Schambach, II, 412.
In Bedburg: Wat dem Een räet ess, ess dem Angre bellig.
85. Wem es nicht recht ist, der mache es anders.
It.: Chi l'ha per mal, si scinga.
86. Wenn du recht thust, so wird's dir recht gehen. – Butter, N, 4.
Böhm.: Čiň dobře, a dobrého nadĕj se. – Čiň jen dobře, lepšího se dočkáš. – Dobře čiň, co můžeš, od toho se nikdy neroznemůžeš. (Čelakovský, 23 u. 24.)
87. Wenn es recht in der Welt zugehen wird, so will ich nicht mehr leben.
»Man spricht: Wenn es recht in der Welt zugehen wird, so will ich nicht mehr leben.« (Franck, Weltbuch, CLXIa.)
88. Wenn jedermann thät recht, dann stände es um Advocaten schlecht.
Dän.: Vilde hver gjøre ret, saa hvilede dommeren. (Prov. dan., 473.)
89. Wer allen recht thun wollte, könnte nicht früh genug aufstehen. – Mayer, I, 125.
»Der jedermann gar recht will thun, der muss vorwar gar früh vffstahn.« (Zinkgref, IV, 353.)
90. Wer es allen recht machen will, muss früh aufstehen (oder: der soll noch geboren werden). – Simrock, 137.
Böhm.: Ještĕ nebyl v svĕtĕ ten rod, jenž by trefil každému v hod. – Není nalezen človĕk ten, jenž by se líbil (zachoval) lidem všem. (Čelakovský, 285.)
[1541] 91. Wer jedermann recht thun will, der muss jederman gefallen, wer jederman gefallen will, muss jedermans Knecht sein. – Opel, 379.
92. Wer kan iederman recht thun, der muss frü auffstehen. – Franck, I, 83b; Henisch, 1265, 48; Schottel, 1127b.
It.: Anche Dio non può contentar tutti gli uomini. – Non si può dar gusto a tutti.
93. Wer kann's jedem recht machen! – Tendlau, 686.
Engl.: No god above goes all men's love. – One cannot please every one. (Masson, 282.)
94. Wer khan yederman recht than. – Hauer, M2; Franck, II, 120; Lehmann, II, 854, 379.
Mhd.: Nieman alsô rehte tuot, daz ez alle liute dunke guot. (Suringar, CXXXIV, 4.)
Engl.: If you go swiftly, they think you are running a race, if slow they take you for a bear.
Lat.: Cosequare gratiam omnium difficile est. (Seybold, 78.) – Ne Jupiter quidem omnibus placet. (Hauer, M2; Frob., 467.)
95. Wer nicht will recht thun, der muss recht leiden. – D. Pomeranus, Vom Ehebruch vnd Weglauffen.
96. Wer nichts recht thut, der macht nimmer feyerabend. – Henisch, 1091, 1; Petri, II, 743; Simrock, 2343.
97. Wer recht handelt, der fleucht das liecht nit. – Franck, I, 68a; Lehmann, II, 850, 315.
Lat.: Fatetur facinus is, qui fugit judicium. (Franck, I, 68a.)
98. Wer recht hat, dem sollst du recht thun. – Graf, 409, 46.
Der Richter soll dem zu seinem Recht helfen, auf dessen Seite das Recht sich befindet. Oder allgemein: Man soll niemanden sein Recht verkümmern, man soll jedem geben, was ihm gebührt.
Mhd.: Wer recht hab, dem soltu recht tuon. (Maurer, I, 133.)
99. Wer recht thun will einem jeden Mann, der will mehr als er leisten kann.
Engl.: He that would please all and himself too, undertakes what he cannot do. (Bohn II, 125.)
100. Wer recht thut, achtet nicht, was Satan auch dagegen spricht. – Parömiakon, 2301.
It.: Accomoda (provvedi) bene le cose, e segua che vuole. – Legala bene e lasciala trarre.
101. Wer recht thut, darf niemand fürchten.
102. Wer recht thut, dem geht es gut.
Frz.: Qui fait bien, trouve bien. (Cahier, 658.)
103. Wer recht thut, dem ist jeder gut.
Lat.: Sat habet favitorum semper, qui recte facit. (Plautus.) (Philippi, II, 167; Seybold, 538; Sutor, 311.)
104. Wer recht thut, den soll man loben. – Ramann, I. Pred., I, 424.
105. Wer recht thut, der betet ohn vnterlass. – Henisch, 338, 68; Petri, II, 749.
106. Wer recht thut, der hat Gönner genug. – Petri, II, 749.
Und auch Feinde.
107. Wer recht thut, der ist edel genug geboren. – Petri, II, 749; Henisch, 790, 15; Simrock, 8193; Eiselein, 521; Gaal, 310.
Entgegen der mittelalterlichen Ansicht, nach welcher der recht that, der wohlgeboren war. Der Geburtsstand bestimmte das Mass der Tugend; wer edel geboren war, war auch tugendhaft.
Mhd.: Swer ze rehte kan getragen zuht unde richeit, daz ist michel saelekheit. (Eraclius.) (Zingerle, 118.)
Lat.: Imago animi sermo est. (Egeria, 105.) – Mihi, quale ingenium haberes, fuit indicio oratio. (Eiselein, 523.) – Nobilis est qui nobilitanda facit. (Gaal, 310.)
108. Wer recht thut, der ist von Gott geboren. – Petri, II, 749.
109. Wer recht thut, der schlefft on sorg. – Wachter.
110. Wer recht thut, der wird Recht finden, sprach der Lahme zu dem Blinden. – Körte, 4949.
Holl.: Die regt doet, zal regt vinden. (Harrebomée, II, 213b.) – Die wal doet, die zal wel vinden, zoo sprak de kreuple tot den blinden. (Harrebomée, I, 62a.)
111. Wer recht thut, der wird's geniessen. – Eyering, III, 516.
112. Wer recht thut, hat niemand zu fürchten.
Mhd.: Ez ist ain alt gesprochen wort, recht tuon das sey ain grôsser hort, wan es kumbt alles an den tag. (Wolkenstein.)
It.: Chi fà bene non deve haver paura. (Pazzaglia, 122, 2.)
113. Wer recht thut, wird's finden. – Petri, II, 749; Schottel, 1130a.
[1542] 114. Wer will haben alles recht, der muss sein Meister und auch Knecht. (Kurhessen.)
115. Wer will haben recht, dem geht's schlecht.
116. Wer wollte nicht recht haben!
Lat.: qui velit ingenio cedere, rarus erit. (Martius.) (Binder I, 1504; II, 2820; Kruse, 64; Seybold, 503; Philippi, II, 140.)
117. Wer wolt jedermann recht thun (zu Danck handeln), der muss früh auffstehen (oder: sich hoch schürzen). – Petri, II, 782.
118. Wer's allen recht machen kann, soll noch geboren werden. – Simrock, 8245; Dove, 934 u. 1026.
Mhd.: Nieman also rehte tuot, daz ez alle liute dunke guot. (Freidank.)
119. Wer's allen recht machen will, muss früh aufstehen.
Engl.: He had need rise betimes, who would please every body.
Frz.: L'un veut du gras, l'autre du maigre, et l'un du doux, l'autre de l'aigre. (Masson, 281.)
It.: Bisogna che si levi di buon' ora, chi desidera piacere a tutti. (Masson, 282.)
Lat.: Non conveniens omnibus omnis erit. (Masson, 282.)
Schwed.: Den måste bittida upp, som skal göra alla i lag. (Marin, 7.)
120. Wir haben recht vnd macht allein, was wir sagen, das gilt gemein, vnd trutz der vns das wehre.
»Es sei der römischen Kirchen Regel vnd privilegium, dass sie sagen: Wir haben recht vnd macht allein, was wir sagen, das gilt gemein, vnd trutz der vns das wehre.«
121. Wo et der net rêcht äs, se säs, duor de Brokt säss. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 873.
Setz dich dahin, wo die Braut gesessen hat, auf den Hintern.
122. Wo et der net rêcht äs, se säs neder. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 872.
123. Wo et der net rêcht äs, se vräinjder dich. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 874.
124. Wo mann recht thut, da hengt man niemand. – Petri, II, 813.
125. Woas mir recht, ies dir nicht Unrecht, sagte der Bauer zum Executor, da warf er ihn zum Hause hinaus.
*126. Bann d's nit racht es, so es 's lenks. (Meiningen.)
Wortspiel, um Gleichgültigkeit auszudrücken.
*127. Du hast recht, du kommst neben die Mutter Maria in den Himmel. – Simrock, 8249.
*128. Du kommst eben recht zum Käs. – Eiselein, 569.
*129. Eben recht, wie 's Wildbad. (Schwaben.)
Wie es eben den Anforderungen entspricht, weil das Wildbad gerade die zusagende Badewärme besitzt.
*130. Er hät racht, me sett em rächt gee.
Nämlich Prügel.
*131. Er kam just recht, wie das Männlein von Krems.
Es kam um 10 Uhr und um 11 Uhr ward es gehängt.
*132. Er will recht dran. – Franck, II, 35b.
»Der bald zur sach vnd schwert greifft, vnd nit ein schlecht sach durch vil renck krom begert zu machen. Die heyssen Recti, Simplices sine dolo.«
*133. Gerade recht wie der Bock zum Feste. – Eiselein, 88.
Lat.: Capra ad festum.
*134. Goar racht, Herr Poate. – Gomolcke, 415.
Eigentliche, aber auch ironische Zustimmung zu etwas.
*135. Hast recht, man sollt' dir aber auch recht geben. (Rottenburg.)
D.h. recht geben, nämlich Prügel.
*136. Hast recht, sollst gehängt werden. (Samland.) – Frischbier2, 3075.
*137. Ich kam nie recht, denn einmal, da warff man mich die stiegen ein (hinunter). – Agricola I, 410; Guttenstein, I, 86; Sutor, 980; Grubb, 22; Eiselein, 578; Simrock, 9903.
Von denen, die so unglücklich sind, nie die rechte Zeit zu treffen.
*138. Recht hast du, aber schweigen musst du. – Simrock, 12385.
*139. Recht hättest, aber schweigen solltest (du). (Schwaben.)
[1543] *140. 'S geschieht em Reacht, worum ist er net wie d' Leut'. (Ulm.)
Warum handelt und ist er anders als andere Leute.
*141. 'S is schun recht. – Keller, 162a.
Ernste wie ironische Form der Zustimmung.
*142. 'S is schund recht, soad em ok wîder an guden Tak. (Schles.) – Frommann, III, 413, 503.
*143. Wann d'r's nit recht is, do schdeck du en'n Schdecke d'rzu. – Zeller, 249.
144. Allen kann man's nicht recht machen, der Herr meint, ich gefiele ihm alle Tage besser, sagte Rieke, als die Frau sie schalt, es würde alle Tage schlechter, sie habe wieder den Braten verbrennen lassen.
145. Enge recht, weit vnrecht. – Theatr. Diabolorum, 104b.
»Lautet das gemeine Sprichwort.«
[1672] 146. Recht und schlecht sind zwei verschiedene Dinge.
147. So ist es recht und so soll es sein: für Erbach das Wasser, für Hattenheim den Wein.
Der Spruch hat folgenden Ursprung. Der berühmte markobrunner Rheinwein wächst zwischen Erbach und Hattenheim. Der Bezirk hat seinen Namen von einem Brunnen, der an der Grenze der Feldmarken Hattenheim und Erbach steht und der letztern Gemarkung angehört. Der Gemeinderath von Erbach liess 1863 den Brunnen erneuern und verlieh ihm die Inschrift: »Markobrunn, Gemeinde Erbach.« Die Hattenheimer fanden sich dadurch verletzt, da der grössere Theil des berühmten Weinbezirks in Markobrunn in ihrer Gemarkung liegt. Sie rächten sich daher durch obige Inschrift. (K. Braun in der Breslauer Zeitung, 1869, Nr. 351.)
148. Ich habe doch recht, schrie das Weib, als es am Jüngsten Tag erwachte. (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4581.
149. So öss recht, ömmer de Arsch schone. (Danzig.) – Frischbier, I, 145.
Sprichwörtlich nach der Aeusserung eines Sackträgers, als er einen feingekleideten Herrn auf der Strasse sich erbrechen sah.
150. Was mir recht ist, das ist einem jeden recht. – Büttner, Comp. Q, 6.
151. Welcher recht vnd wol betten wil, der neme Christum zu eim ziel.
Lat.: Qui pius implorat Christum, feliciter orat. (Loci comm., 171.)
Adelung-1793: Recht, das · Recht · Majestäts-Recht, das
Brockhaus-1809: Das Pferch-Recht · Das Repräsentations-Recht · Mosaisches Recht · Das Canonische Recht · Das canonische Recht · Das Stapel-Recht · Das Wechsel-Recht
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