[266] Griechenland (das alte) ist die Wiege der europ. Bildung und als solche unter allen Ländern des Alterthums das wichtigste und interessanteste. Alle Künste und Wissenschaften, welche unser Leben verschönern und vergeistigen, stammen aus G. Die berühmten Gegenden und Städte dieses Landes werden noch jetzt von den Schriftstellern aller Nationen gepriesen, seine Dichter und Philosophen noch jetzt als Muster und Beförderer wahrer Bildung eifrig gelesen und die großen Männer seiner Geschichte als Heldenvorbilder gefeiert. Die Götterlehre des heidnischen G.'s ist zwar durch die siegreiche Religion der Wahrheit verdrängt worden, aber sie ist so sehr eine Schöpfung des reinsten und lebhaftesten Gefühls für das Schöne, daß sie bis heute in den Dichterwerken aller europ. Nationen fortgelebt hat. Wie es jedem Gebildeten mit Recht zur Schande gerechnet werden würde, wenn er keine Kenntniß seiner leiblichen Heimat hätte, so muß er auch über G., die geistige Heimat, sich Kenntniß zu verschaffen suchen.
G. wurde anfangs von mehren kleinen Volksstämmen bewohnt, welche erst nach und nach zu Einem Volke zusammenschmolzen. Volk und Land erhielten dann nach verschiedenen von jenen einzelnen Stämmen verschiedene Namen. Im Allgemeinen nannte sich das Volk selbst das Volk der Hellenen und sein Land Hellas, während es namentlich von den Römern Griechen und das Land G. (lat. Graeci und Graecia) genannt wurde. Nachdem die Römer G. unterjocht hatten, nannten sie es Achaja. Die Griechen bauten sich schon in frühen Jahrhunderten auch in andern Gegenden an, namentlich in Unteritalien und an der kleinasiat. Küste, und solche Gegenden wurden dann auch G., Unteritalien Großgriechenland, die kleinasiat. Küste das asiat. G. genannt.
Das eigentliche G. oder Hellas wurde im N. von Macedonien und Illyrien begrenzt, übrigens aber vom mittelländ. Meere umgeben und enthielt einen Flächenraum von ungefähr 1800 ! M., sodaß es also bedeutend größer als das jetzige Königreich G. war. Der östl. Theil des mittelländ. Meeres hieß das ägäische, der westl. das ionische Meer. Die ausgedehnten Küstenstriche, größer als bei irgend einem Lande von gleichem Flächenraume, haben viel dazu beigetragen, die Griechen frühzeitig in Verkehr mit andern Völkern zu bringen. Der unterste Theil dieses Landes, jetzt die Halbinsel Morea genannt, hieß ehemals der Peloponnes. Darüber lag das eigentliche Hellas, welches noch von Nordgriechenland abgeschieden wurde. Außerdem gehörten zu G. noch die vielen zu beiden Seiten des Festlandes liegenden Inseln. Der Peloponnes hängt nur durch die schmale Landenge von Korinth, den Isthmus, mit Hellas zusammen und wurde von demselben westl. durch den korinthischen, östl. durch den saronischen Meerbusen getrennt. Die Mitte dieser Halbinsel nahm das viel besungene Arkadien ein, das reich an herrlichen Viehweiden und hohen Bergen ist. In ihm lag Megalopolis, die von Epaminondas (s.d.) erbauete Hauptstadt; Mantinea, bei der Epaminondas den Tod in der Schlacht fand, und Stymphalus an dem durch die stymphalidischen Vögel bekannten See. Die Arkadier waren ein an alter Sitte und Treue festhaltendes Hirtenvolk und traten häufig als Söldlinge bei andern griech. Völkerschaften in Kriegsdienste. – Der unterste Theil des Peloponnes war Lacedämon oder Lakonia mit der weltberühmten Hauptstadt Sparta, das man, so lange die alte Kraft des Staats bestand, ohne Mauern ließ, weil man meinte, die besten Mauern der Stadt wären die tapfern Spartaner. (S. Sparta.) Zu ihm gehörte das unterjochte Helos, von welchem alle Sklaven der Spartaner Heloten hießen. – Auch die westl. gelegene Landschaft Messenia wurde später von den Spartanern erobert. Hier lag das von Epaminondas angelegte Messene und Methone, das noch jetzt berühmte Modon. Am ionischen Meere lag ferner auch Elis mit der Hauptstadt Pisa und dem durch die olympischen Spiele berühmten Olympia (s.d.). Am ägäischen Meere zog sich die Landschaft Achaja, früher Ionia genannt, hin mit zwölf Städten. Auch die Gebiete von Sicyon und Korinth wurden zu Achaja gerechnet. Sicyon und Korinth (s.d.) waren durch Üppigkeit und Reichthum berühmt. Zwischen dem argolischen und saronischen Meerbusen lag endlich die Halbinsel Argolis mit dem alten Mycene, dem ehemaligen Wohnsitz des Agamemnon; Nemea, wo Hercules den Löwen tödtete und die nemeischen Spiele gefeiert wurden; Lerna, bekannt durch die lerneische Schlange und endlich der Hauptstadt Argos mit einem berühmten Tempel der Here. (S. Juno.) Über die Landenge Isthmus, auf welcher die isthmischen Spiele gefeiert wurden, gelangte man von Korinth aus nach dem eigentlichen Hellas, jetzt Livadien genannt. – Die berühmteste Landschaft von Hellas war die Halbinsel Attika am saronischen Meerbusen, mit der Hauptstadt Athen (s.d.). Sie war nur ungefähr 40 ! M. groß und lief in das Vorgebirge Sunium aus. Hier lagen der durch seinen Marmor berühmte Berg Pentelikus und der trefflichen Honig liefernde Hymettus; das Land war reich an Oliven, Wein, Honig und Feigen. Feigen nach Athen bringen, war sprüchwörtlich so viel, wie einen Tropfen ins Meer gießen. Außer Athen sind berühmt die Orte Eleusis mit dem Tempel der Ceres und den eleusinischen Mysterien; ferner Marathon, wo die berühmte Schlacht geschlagen wurde, und Eleusis gegenüber die Insel Salamis, wo Themistokles siegte. Das kleine Land Megaris mit der Hauptstadt Megara war den Athenern verhaßt. Die Landschaft Böotia enthielt viele in der Geschichte merkwürdige Orte, wie Aulis, Platää, Leuktra, Koronea, Chäronea und Andere. Seine Bewohner waren aber bei den Athenern nicht sehr beliebt; diese machten ihnen den Vorwurf, daß sie wohlgemästete, aber einfältige Menschen wären. Sie redeten von böotischen Schweinen. Die Hauptstadt Theben, das siebenthörige, sollte schon von [266] Kadmus erbaut worden sein. In Böotien lagen auch die berühmten Quellen Hippokrene und Aganippe am Berge Helikon, welcher dem Bacchus, dem Apoll und den Musen heilig war, Lethe und Mnemosyne, sowie Dirce, nach welcher Pindar (s.d.) genannt wird. Phocis am Gebirge Oeta, auf welchem sich Hercules verbrannte und mit dem Berge Parnassus, welcher dem Apollo heilig war und an welchem die begeisternde Quelle Kaftalia lag, enthielt das heilige Delphi mit dem reich beschenkten Tempel des Apollo und dem berühmten Orakel Pytho; Thermopylä, wo die Amphiktyonen (s.d.) zusammenkamen. – Die übrigen Landschaften des eigentlichen Hellas waren: Doris, Lokris mit den Thermopylen, bei welchen Leonidas fiel; Ätolien mit der Stadt Kalydon (woher der kalydonische Eber), und Akarnanien, zu welchem das Vorgebirge Actium gehörte, bei welchem Augustus siegte, sowie die Insel Leukadia mit dem Vorgebirge Leukate, von welchen Liebeskranke nach dem Beispiel der Sappho (s.d.) ins Meer sprangen. – In Nordgriechenland lagen die beiden Länder Thessalien und Epirus; jenes hatte die Grenzgebirge Pelion, Ossa und Pindus.. Das Thal Tempe wird noch jetzt wegen seiner Schönheit gepriesen. Historisch merkwürdig sind die thessalischen Städte Lamia, Iolkos (s. Argonauten), Pharsalus, wo Cäsar über Pompejus siegte. In Epirus befand sich das älteste Orakel des Zeus in Dodona. Hier lagen auch die fabelhaften Flüsse Acheron und Kocytus.
Die beiden größten der zu G. gehörigen Inseln sind Euböa, jetzt Negroponte genannt, und Kreta, welches jetzt Kandia heißt. Euböa war durch eine Brücke mit dem Festlande in Verbindung gesetzt. Es lief nördl. in das Vorgebirge Artemisium aus. Auf Kreta lagen die bekannten Berge Diktäus und Ida. Zu der Inselgruppe der Cykladen gehört das dem Bacchus geweihte Naxos; das durch seinen Marmor berühmte Paros; Delos, wo Apollon und Diana geboren wurden. Die wichtigsten unter den Sporaden waren Samos, einst von Polykrates beherrscht; Kos, die Vaterstadt des Malers Apelles und des Arztes Hippokrates; Rhodus mit dem großen Koloß. Im ägäischen Meere lag das geheimnißvolle Samothrace, berühmt durch seine Mysterien; ferner das an schönen Jungfrauen reiche Lesbos, wo Alcäus und Sappho geboren waren; Chios mit herrlichem Wein, Salamis, Ägina und Cythera. Im ionischen Meere ist Kephalonia zu erwähnen, welche ehemals zu der kleinen Insel Ithaka, dem Reiche des Ulysses, gehörte, sowie Korcyra, jetzt Korfu, wo nach Homer die Phäaken hausten.
Die früheste Geschichte G.'s ist durchaus in Sagen gehüllt. Eine solche Sage leitete alle griech. Stämme von einem Stammvater ab. Der Menschenbildner Prometheus (s.d.) soll der Vater des Deukalion (s.d.) gewesen sein, dessen Sohn Hellen dann den Äolus, Dorus und Xuthus zeugte. Des letztern Söhne hießen Achäus und Ion. Von diesen Namen wurden die griech. Stämme der Äolier, Dorier, Achäer und Ionier abgeleitet. Die Sage erzählt aber auch von fremden Einwanderungen. Cekrops (s. Athen) und Danaus (s. Danaiden) sollen aus Ägypten, Kadmus, der Gründer Thebens, aus Phönizien, Pelops aus Lydien eingewandert sein. Die ersten gemeinschaftlichen Unternehmungen der Griechen sind der Zug der Argonauten (s.d.) und später der trojanische Krieg. (S. Troja.) Die eigentliche griech. Geschichte beginnt mit dem Zuge der Dorier um 1100 v. Chr., welcher, von andern Volkswanderungen veranlaßt, mit den Völkerwanderungen zu vergleichen ist, durch die auf den Trümmern des Alterthums die jetzigen europ. Völker sich erhoben haben. Die Heerführer der Dorier rühmten sich, Nachkommen des Hercules zu sein und wurden daher Herakliden genannt. Sie drangen, von Athen durch den Heldentod des Kodrus verscheucht, bis in den Peloponnes, in welchen sie sich theilten. Diese Völkerzüge wurden die Veranlassung, daß sich zuerst Griechen an der kleinasiat. Küste und auf den Inseln anbauten. Auf diese Weise wurden auch die ionischen Städte in Kleinasien gegründet, unter denen Milet die wichtigste war und welche bald zu einer Blüte und Bildung sich erhoben, welcher wir die ersten. griech. Dichter, Geschichtschreiber und Philosophen verdanken. Homer, Herodot, Thales (s.d.) waren Ionier. Bei den ältesten Griechen war die Staatsverfassung überall ein Königthum, welches sich aus dem patriarchalischen Zustande gebildet hatte. In der Folge aber strebten alle griech. Staaten nach einer mehr oder weniger freien Volksherrschaft, welche nur auf wenige Jahre hier und da gestürzt und zur Herrschaft eines Einzelnen umgewandelt werden konnte. Nur in Sparta erhielten sich Könige aus dem Stamme der Herakliden, doch waren dieselben durch die Einrichtungen des Lykurg (s.d.) sehr beschränkt und mit dem Königthum eine mehr republikanische Regierungsform gemischt worden. Einzelne, welche sich zu Alleinherrschern machten, nachdem die ursprünglichen Königsfamilien ausgestorben waren, wurden Tyrannen genannt, und obgleich sie zum Theil vortreffliche Männer waren, so haßte man doch allgemein ihre Herrschaft und suchte dieselbe auf jede Weise zu stürzen. Dieser Sinn nach Freiheit, welcher die Griechen charakterisirt und der als der innere Trieb zu allem Großen und Schönen, was sie geleistet, zu betrachten ist, war jedoch mit der innigsten Anhänglichkeit an die väterliche Sitte und an die aus derselben geflossene Gesetzgebung geknüpft. Daher finden wir auch in jener Zeit, wo sich die republikanische Regierungsform auszubilden begann, weise Gesetzgeber, wie Solon (s.d.) in Athen und Lykurg in Sparta auftreten, welchen auf eine bewundernswürdige Weise Anerkennung und Gehorsam geleistet wurde. Athen und Sparta nahmen unter den kleinen griech. Staaten, besonders nachdem die kleinasiat. Griechen ihre Selbständigkeit verloren hatten, bald den ersten Rang ein; jenes, indem es sich durch reges Volksleben, große Dichter, Philosophen und Künstler auszeichnete, dieses, indem ihm die Tapferkeit seiner Bürger Ruhm und Einfluß verschaffte, und indem es den übrigen Staaten zur Abschaffung der Tyrannen behülflich war. So war das Übergewicht Athens mehr intellectueller, das von Sparta mehr politischer Art, bis nach den Perserkriegen Athen zur See ein ebenso großes politisches Übergewicht erlangte, als Sparta zu Lande behauptete, und endlich die Eifersucht beider Staaten gegeneinander des ganzen G.'s Verderben nach sich zog.
Zu einer innigern Verbindung der griech. Staaten untereinander trug nicht allein Verwandtschaft der Sitten, der Sprache und der Religion bei, sondern dieselbe wurde auch [267] noch fortwährend unterhalten durch die Amphiktyonen (s.d.), die gemeinschaftlichen Orakel (s.d.) und die Festspiele, besonders die olympischen Spiele. (S. Olympia.) Überdies hingen die griech. Staaten auch schon durch den Umstand auf das innigste zusammen, daß sie gegen ihre gemeinschaftlichen Feinde sich Beistand leisten mußten. Dabei kamen die kleinern zu den größern in ein Abhängigkeitsverhältniß, welches nur dadurch nicht zu einer völligen Unterwerfung wurde, daß die mächtigern Staaten selbst mit Eifersucht übereinander wachten und bald dem kleinern Staate Schutz gewährten, wenn ein größerer seiner Freiheit allzu nahe zu treten schien.
Die ersten Kriege der Spartaner, nachdem diesen Lykurg um 888 v. Chr. jene Gesetze gegeben, durch welche sie zu einem Volke von Helden gemacht wurden, waren die mit Messenien. Ungerechtigkeiten, welche von beiden Seiten vorgefallen waren, veranlaßten den ersten messenischen Krieg (743–724). Die Messenier wurden geschlagen, Land und Städte verwüstet. Sie zogen sich in die Bergfeste Ithome zurück und hier opferte Aristodemus, der König von Messenien, seine eigne Tochter, um einem Orakelspruch zu genügen und seinen Kriegern neuen Muth einzuflößen. Aber endlich verzweifelte Aristodemus selbst an der Rettung des Vaterlandes; er tödtete sich selbst auf dem Grabe seiner Tochter und die Spartaner nahmen Ithome ein. Die Messenier flohen zum Theil und die Zurückbleibenden mußten den Siegern geloben, ihnen jährlich die Hälfte der Früchte ihres Landes übergeben zu wollen. Als in Messenien ein neues Geschlecht herangewachsen war, wurde von diesem ein Versuch gemacht, dem Vaterlande die verlorene Freiheit wieder zu erobern und so entstand der zweite messenische Krieg (685–668). Die Messenier hatten an ihrer Spitze den Aristomenes, der, aus kön. Familie entsprossen, einer der größten Helden war, von denen die griech. Geschichte erzählt. Auch wurden sie von mehren griech. Völkerschaften unterstützt und so gelang es ihnen, die Spartaner zu schlagen und so zu demüthigen, daß das stolze Sparta, einem Orakelspruch Folge leistend, von Athen einen Heerführer sich erbat. Vielleicht zum Spott schickten die Athener den hinkenden Tyrtäus. Aber obschon dieser bisher nur als gemeiner Soldat gedient hatte, so wußte er doch durch begeisternde Gesänge, die er gedichtet, den Muth der Spartaner so zu entflammen, daß sie die Messenier schlugen, welche sich nun in die Bergfeste Ira zurückzogen. Hier sollen sie sich zehn Jahre gehalten haben und sogar in siegreichen Ausfällen mehrmals bis auf das spart. Gebiet vorgedrungen sein. Bei einem solchen ward Aristomenes gefangen und von den Spartanern in einen Abgrund gestürzt; aber wie durch ein Wunder entkam er und würde vielleicht noch den Sieg errungen haben, wenn nicht Ira endlich durch Verrath gefallen wäre. Aristomenes bahnte sich mit den Waffen den Weg nach Arkadien und hier empfing ihn das Volk mit Begeisterung und wollte ihm und dem Reste des messen. Heers in einem Überfalle Sparta's Beistand leisten; aber der König der Arkadier wurde zum Verräther. Die Arkadier steinigten ihn und schafften die Königswürde ab; Aristomenes aber ging nach Rhodus und endlich nach Sardes, wo er starb. Die Messenier schifften zum Theil nach Sicilien, wo sie die noch jetzt nach ihnen genannte Stadt Messene (Messina) bewohnten. Sparta war nun der mächtigste Staat in G.
In Athen war seit des Kodrus Tode der Königsname abgeschafft worden, und es herrschten erst lebenslängliche, dann zehnjährige, endlich jährige Archonten; Drakon gab übermäßig strenge Gesetze, welche bald durch mildere von Solon (594) ersetzt wurden. (S. Athen.) Diese Gesetze blieben in Kraft, obschon sich Pisistratus gegen den Willen des Solon (560) zum Tyrannen von Athen machte. Zweimal mußte aber Pisistratus fliehen, und erst von 540 an regierte er in Frieden, als ein weiser Regent, Ackerbau, Künste und Wissenschaften fördernd. Seine Söhne Hippias und Hipparch regierten in dem Geiste ihres Vaters; aber bei einem Feste wurde Hipparch, der einen Athener und dessen Schwester beleidigt, ermordet und Hippias wurde vier Jahre nachher (510) von einer mächtig gewordenen Partei gezwungen, Athen zu verlassen. Er ging zum pers. Statthalter (Satrapen) nach Sardes und regte die Perser zum Kriege gegen Athen an. Vergebens suchten die Spartaner in Athen eine neue Alleinherrschaft zu begründen, dieses erhielt durch Klisthenes demokratische Staatsform.
Die kleinasiat. Griechen, seit Cyrus unter der Herrschaft oder doch unter dem Einfluß der Perser stehend, machten 503 einen Versuch, sich zu befreien und wurden dabei von den europ. Griechen unterstützt. Aber die Perser siegten, unterwarfen sich die kleinasiat. Städte, und der Perserkönig Darius dachte auf Züchtigung der europ. Griechen. Er schickte Gesandte, welche als Zeichen der Unterwerfung Erde und Wasser foderten; die Athener warfen sie in Brunnen und Gruben, da könnten sie Beides sich holen. Dieses wurde die Veranlassung zu den pers. Kriegen, welche alle Knospen griech. Lebens zur schönsten Blüte zeitigten. Der pers. Satrap Mardonius sollte G. unterjochen, aber seine Flotte scheiterte und sein Landheer wurde in Thracien geschlagen. Nun kamen Datis und Artaphernes mit einem großen Heere und mit Ketten für die Gefangenen. Sie drangen bis Attika und hier, auf dem Felde von Marathon, wurde 490 die ewig denkwürdige Schlacht geschlagen, in welcher der Athener Miltiades mit 10,000 Griechen 100,000 Perser auf das vollkommenste besiegte. Xerxes, der als Perserkönig dem Darius gefolgt war, kam, um die erlittene Schmach zu rächen, mit einem ungeheuren Heere, wie griech. Schriftsteller erzählen, von 5 Mill., und einer mächtigen Flotte. Sieben Tage und Nächte marschirte das Landheer über die Brücke, die über den Hellespont geschlagen worden war. Die Griechen hatten sich zwar zum gemeinsamen Widerstande gegen den mächtigen Feind vereinigt, aber Viele stellten keine Mannschaft, weil sie die Rache der Perser fürchteten. Es wurden 10,000 M. den Persern entgegengeschickt, um sie an den Grenzgebirgen aufzuhalten, aber sie kehrten zurück, weil sie sich für zu schwach hielten. Nur der Spartanerkönig Leonidas blieb bei Thermopylä mit 300 Spartanern und 4000 andern Griechen, um nicht die Schmach des Rückzugs zu erleben. Ein verrätherischer Grieche führte die Perser auf einem Gebirgspfade zum Theil dem Leonidas in den Rücken, dieser entließ die Bundesgenossen und starb mit 1400 M. den Heldentod, obschon ihm Xerxes Leben, Freiheit, ja ein Königreich versprochen, wenn er sich ergebe. Aber auch 20,000 Perser waren gefallen. Bei Artemisium war der pers. Flotte ein Treffen geliefert worden, welches sich nicht zum Vortheil der Perser entschied. Den Athenern hatte das Orakel Rettung verheißen, wenn sie sich hinter hölzernen [268] Mauern vertheidigten; das deutete Themistokles, der die Athener schon vorher zu Errichtung einer Flotte veranlaßt hatte, auf die Schiffe. Man gab die Stadt bloß und brachte Alles auf die Schiffe. Themistokles führte durch List bei Salamis (480) eine Seeschlacht herbei, weil sich die Spartaner und alle Peloponnesier aus Furcht zurückziehen wollten und schlug die Perser so völlig, daß auch das Landheer der Perser, sowie ihre Flotte floh. Xerxes mußte in der Eile der Flucht auf einem Schifferkahn über den Hellespont fliehen. Nur Mardonius blieb mit 30,000 Persern in Macedonien, doch wurden auch diese 479 bei Platää gänzlich geschlagen und Mardonius selbst getödtet. Der Rest der pers. Flotte wurde an demselben Tage beim Vorgebirge Mykale vernichtet. Nun dachte man auch an Befreiung der asiat. Griechen. Die Sieger von Platää, der Spartanerkönig Pausanias und der Athener Aristides (s.d.), befehligten die Flotte. Sie waren glücklich, aber Pausanias ließ sich von pers. Gelde bestechen und Aristides allein erhielt den Oberbefehl, und Athen dadurch und durch den Umstand, daß zu Athen die von allen Griechen zum Kriege gegen die Perser beigesteuerten Gelder niedergelegt wurden, ein Ansehen, welches die Eifersucht der Spartaner reizte. Sie wußten den Stifter von Athens Obermacht, Themistokles, so zu verdächtigen, daß ihn die Athener verbannten. Er mußte zu den Persern fliehen, wurde hier ehrenvoll aufgenommen, gab sich aber, um nicht gegen sein Vaterland kämpfen zu müssen, selbst den Tod. Der Krieg gegen die Perser dauerte fort und am Eurymedon schlug Cimon, der Sohn des Miltiades, dieselben in einer glänzenden Doppelschlacht zu Land und zu Wasser. Athen bereicherte sich durch seine Siege, und den Bundesgenossen war es bequem, statt Schiffe und Mannschaft künftighin nur Geld an Athen zu geben. Dadurch aber wurden sie allmälig den Athenern zinsbar und die Eifersucht der Spartaner wurde gesteigert; doch konnten diese noch nicht gegen Athen auftreten. Bei einem Erdbeben (469) waren 20,000 Menschen in Lakedämon umgekommen; die Heloten benutzten die Verwirrung zu einem Aufstande, dem sich die Messenier anschlossen, und so mußte Sparta den dritten messen. Krieg kämpfen. Geschlagen zogen sich die Empörer nach der Bergfeste Ithome. Die Athener kamen den Spartanern zu Hülfe, aber Sparta schickte sie zurück. Dadurch wurde die Spannung zwischen Athen und Sparta noch größer. Athen verbannte sogar den für Sparta sprechenden Cimon und nahm die Flüchtlinge aus Ithome auf, nachdem dieses die Spartaner (459) erobert hatten.
In Athen verschaffte sich der beredte und kluge Perikles (s.d.) eine Gewalt, welche er benutzte, den höchsten Glanz, aber auch das Verderben Athens herbeizuführen. Der Krieg mit den Persern währte noch fort; Athen schickte den Ägyptern, welche sich gegen die pers. Herrschaft empört hatten, Hülfe. Die Athener waren anfangs siegreich, aber der Krieg nahm einen unglücklichen Ausgang. Nun entspannen sich Streitigkeiten in G. selbst, zu denen Zwistigkeiten zwischen Athen und Korinth die Veranlassung gaben. Der größte Theil des Peloponnes war feindlich gegen Athen gesinnt und mit Sparta verbündet. Argos war den Athenern aus Eifersucht gegen Sparta geneigt und Theben, eifersüchtig auf Athen, hielt es mit den Spartanern. Es fielen mehre Kämpfe der Parteien vor, ohne daß es noch zu einem bedeutendern Kriege kam. Cimon beredete, aus der Verbannung zurückgerufen, noch einmal die Griechen zum Kriege gegen die Perser, das beste Mittel, Einigkeit zu bewirken. Er besiegte die Perser zu Wasser und zu Lande an der phöniz. Küste und schloß mit dem König Artaxerxes (449) einen glorreichen Frieden, der aber nur von einigen Schriftstellern erwähnt wird. Bald darauf starb er.
Das Zeitalter des Perikles, um 444, ist das glänzendste des griech., namentlich des atheniens. Lebens. Die größten Bildhauer, wie Phidias (s.d.), Dichter, wie Sophokles (s.d.), Philosophen, wie Anaxagoras, die Sophisten (s.d.), nachher Sokrates (s.d.), Ärzte, wie Hippokrates (s.d.), Geschichtschreiber, wie Thucydides (s.d.), lebten in demselben; der Handel blühte, die Griechen beherrschten die ihr Land umgebenden Meere, ausländische Nationen schickten Gesandte und Geschenke, in Athen herrschte der üppigste Luxus, prachtvolle Gebäude, herrliche Statuen wurden errichtet. Aber auch die Sittenverderbniß nahm überhand, sogar spartan. Heerführer ließen sich von pers. und athen. Gelde bestechen und Perikles durfte wagen, so verwendetes Geld öffentlich in Anrechnung zu bringen. Geistreiche Frauen, wie Aspasia (s.d.), trugen dazu bei, den Reiz des gesellschaftlichen Lebens zu erhöhen, aber auch dazu, die edle Sitteneinfalt, welche das schönste Glück im Familienleben suchte, zu verderben. So weit kam es, daß sogar die edelsten Schriftsteller sich nicht scheuten, die gesetzmäßige Liebe des Mannes zum Weibe als einem edlen Menschen wenig ziemend und die Erzeugung von Kindern nur als eine Pflicht gegen den Staat zu bezeichnen. Dagegen hielt man es für edler, die Liebe schöner Knaben und Jünglinge zu suchen, und dieser Umgang artete oft genug in die schmachvollste Unsittlichkeit aus. Eine Zwistigkeit zwischen Korinth und der von ihr gegründeten Stadt Korcyra, gab endlich Veranlassung zum völligen Ausbruch des Kriegs der griech. Staaten untereinander, in welchem Athen und Sparta an der Spitze der Parteien standen. Unwillig über den Übermuth der Athener standen die meisten freien griech. Staaten auf Seite der Spartaner; aber Athen war an Reichthum, Seemacht und Kriegskunst seinen Gegnern überlegen. Dieser peloponnes. Krieg währte mit einigen Unterbrechungen und sehr wechselndem Kriegsglück von 431 –404 und endete mit der völligen Niederlage Athens. Die Spartaner machten wiederholte Einfälle in Attika, und die Athener plünderten dagegen an den lacedämon. Küsten. Eine furchtbare Pest wüthete 430 in Athen. Vergeblich bat Athen um Frieden. Auch Perikles wurde 429 von der Pest hingerafft. An seine Stelle trat Kleon, früher ein Gerber, ein unverschämter, prahlerischer Schreier, der durch Aufregung niedriger Leidenschaften in der Volksgunst sich erhielt. Dagegen erhielten die Spartaner einen ebenso klugen als tapfern Feldherrn in ihrem Könige Brasidas, der als Befreier G.'s von dem Sklavenjoche der Athener auftrat. Die ausgezeichneten athen. Feldherren Demosthenes und Nikias würden dennoch einen den Athenern vortheilhaften Frieden erzwungen haben, wenn nicht Kleon den Frieden verhindert hätte, den Sparta wiederholt nachsuchte. Bei Amphipolis (423) fielen Kleon und Brasidas in einer für Sparta siegreichen Schlacht. Nun endlich kam es (422) zu einem Frieden zwischen Sparta und Athen, der Alles in den frühern Zustand wieder einsetzen sollte, aber die übrigen griech. Staaten [269] erkannten denselben nicht an und Alcibiades, der durch seine Schönheit und Gewandtheit, sowie durch seinen Ubermuth und sein Glück berühmte Athener, bewirkte den Wiederausbruch der Feindseligkeiten gegen Sparta. Alcibiades beredete 415 die Athener auch zur Einmischung in die politischen Angelegenheiten Siciliens und hier erlitten die Athener, nachdem den Siciliern eine spartan. Flotte zu Hülfe gekommen war, eine der blutigsten Niederlagen. Alcibiades war schon zu Anfang dieses Krieges von Sicilien zurückberufen worden, um sich wegen eines Frevels gegen Heiligthümer zur Rechenschaft zu stellen, den er im trunkenen Übermuth begangen. Er floh zu den Spartanern und führte diese siegreich gegen sein eignes Vaterland. Aber auch in Sparta machte sich Alcibiades durch seine Sittenlosigkeit Feinde und man wollte ihn heimlich tödten lassen. Aber er floh zu den Persern und unterhandelte von hier aus mit Athen, das sich in großer Noth befand, den zum Tode Verurtheilten wieder aufnahm und ihn sogar zum Feldherrn machte. Er rettete Athen durch Vernichtung der peloponnes. Flotte bei Cyzikus 410. Sparta bat nun um Frieden, aber die schon wieder übermüthigen Sieger verweigerten ihn. In Alcibiades Abwesenheit wurde aber die athen. Flotte geschlagen und im Unwillen jener vom Volke entsetzt. Der spartan. Feldherr Lysander schlägt 405 nochmals die athen. Flotte, sodaß von 180 Schiffen nur acht entkommen, darauf wird Athen zu Land und Wasser belagert und muß sich endlich 404 auf die schmachvollen Bedingungen ergeben: die Befestigungswerke niederzureißen, alle Schiffe bis auf zwölf auszuliefern, die auswärtigen Besitzungen aufzugeben und spartan. Staatsverfassung anzunehmen.
Von den Spartanern wurde in Athen die Regierung 30 Männern übergeben, denen eine spartan. Besatzung und 3000 bewaffnete Athener zu Diensten standen. Unterstützt von dieser Macht, wütheten die 30 Tyrannen gegen alle demokratisch und patriotisch gesinnten Bürger Athens, welche theils zum Tode, theils zur Verbannung verurtheilt wurden. Die Willkür, mit der aber Sparta gegen alle unter seinem Einfluß stehenden griech. Städte verfuhr, machte bald ihre alten Verbündeten eifersüchtig und Theben, Argos und Megara nahmen die verwiesenen Athener auf. Der Athener Thrasybul stellt sich an die Spitze der Vertriebenen, die Dreißig sind zu schwach, Widerstand zu leisten und müssen Athen verlassen. Nach einer kurzen Zwischenregierung von zehn gleichfalls spartan. gesinnten Männern gelang es endlich (403), begünstigt durch Zwistigkeiten, die unter den Spartanern selbst ausgebrochen waren, in Athen wieder eine demokratische Verfassung herzustellen, welche jedoch häufig in eine Pöbelherrschaft ausartete, die Athen dem Untergange immer näher brachte.
Sparta hatte nicht nur mehre griech. Staaten, sondern auch den Perserkönig gegen sich aufgebracht. In seinem großen Könige Agesilaus II., einem kleinen und lahmen, aber klugen und tapfern Manne, erhielt es jedoch einen siegreichen Feldherrn, der die Perser in Asien selbst angriff, wiederholt schlug und sogar mit dem kühnen Plane umging, den Perserkönig zu entthronen. Persisches Geld brachte jedoch mehre griech. Staaten in die Waffen gegen Sparta, und als Lysander 394 in Böotien besiegt und getödtet worden, stand fast ganz G. gegen Sparta auf. Agesilaus mußte aus Asien nach G. zurückkehren. Er siegte bei Koronea und besetzte nachher Korinth. Indeß wurde Konon, ein nach der Schlacht von Aegospotamos nicht in seine Vaterstadt zurückgekehrter Athener, Anführer der pers. Flotte, besiegte die Spartaner in einer Seeschlacht, plünderte die Küsten von Lakonien und baute mit pers. Gelde Athen neue Mauern. Durch den Spartaner Antalcidas wurden nun Friedensunterhandlungen mit dem Perserkönige angeknüpft und auf seinen Betrieb Konon, der als athen. Gesandter kam, in Persien getödtet. Es kam 387 ein Friede zwischen Persien und Sparta zu Stande, welcher unter beider Staaten Obhut die kleinasiat. Griechen den Persern unterwarf, Athen beschränkte und die Freiheit der übrigen griech. Staaten sicherte.
Sparta fuhr fort, den griech. Staaten seine Übermacht empfinden zu lassen. So mischte es sich auch in die Angelegenheiten Thebens, indem es der aristokratischen Partei über die demokratische den Sieg verschaffte und die Kadmea, die Burg von Theben, besetzte. Aber die entflohenen Demokraten, an deren Spitze Pelopidas stand, kamen durch List und Hülfe der Athener wieder in Besitz Thebens. Athen kämpfte siegreich gegen Sparta, aber Theben ging darauf aus, sich zum einflußreichsten Staate G.'s zu machen. Sparta und Athen machten einen von den Persern vermittelten Frieden. Die Thebaner unter Epaminondas (s.d.) schlugen bei Leuktra 371 die Spartaner. Die Athener blieben neutral, aber der Peloponnes trat gegen Sparta auf. Pelopidas und Epaminondas führten ein theb. Heer nach dem Peloponnes, da kamen Athen, Korinth und andere griech. Staaten endlich den Spartanern zu Hülfe und zwangen die Thebaner zum Rückzug. Der Krieg wurde matt fortgeführt; auch ein Bündniß Persiens mit Theben war von wenig Einfluß geblieben, die Arkadier strebten nach der Oberherrschaft im Peloponnes; Pelopidas war in einer siegreichen Schlacht gegen den Tyrannen Pherä in Thessalien gefallen. Nochmals kam Epaminondas mit einem großen Heere nach dem Peloponnes; Athen eilt Sparta zu Hülfe und Epaminondas siegt und fällt bei Mantinea 363. Der Perserkönig will den Frieden vermitteln, die Spartaner sollen Messenien freigeben, da macht sich der alte König Agesilaus nochmals nach Ägypten zum Perserkriege auf, schlägt die Perser, stirbt aber auf der Rückreise 361.
Die Streitigkeiten der griech. Staaten untereinander dauerten fort; die größern Staaten suchten sich in Besitz der Oberherrschaft zu setzen, waren aber durch die langen Kriege geschwächt und in sich nicht einig; die kleinern suchten sich von den größern unabhängig zu machen. Diese Verwirrungen benutzte der schlaue Philipp, König von Macedonien, sich einen Einfluß in die griech. Angelegenheiten zu verschaffen, gegen den der griech. Redner Demosthenes (s.d.) mit seiner hinreißenden Beredtsamkeit vergeblich den Muth der Athener aufrief. Sie machten nur schwache Versuche, die Ausbreitung der Macht Philipp's zu hemmen, und ließen sich endlich durch bestochene Redner zum Bündniß mit ihm bereden. Philipp weiß alle griech. Staaten zu hintergehen, verheert Phocis, angeblich Tempelräuberei rächend, macht Argos, Messenien und Arkadien unabhängig von Sparta und nimmt Besitz von athen. Bundesstädten. Nun endlich ergreift Athen, von Demosthenes begeistert, mit Nachdruck die Waffen. Als Philipp in G. landet, treten mehre griech. Staaten auf Seiten Athens und [270] auch Theben wird von Demosthenes zum Beitritt bewogen. In der Schlacht von Chäronea werden aber die verbündeten Griechen geschlagen, der junge Alexander (s.d.) thut seine ersten. glänzenden Waffenthaten und G.'s Untergang war entschieden, als 337 Philipp bei einer allgemeinen Versammlung der Griechen zu Korinth zum Oberfeldherrn derselben gegen Persien ernannt wurde. Zwar starb Philipp schon im folgenden Jahre, aber Alexander der Große, der ihm folgte, wußte bald durch Geist- und Waffengewalt das Ansehen seines Vaters bei den Griechen auf sich überzutragen. Auf das Gerücht seines Todes, das sich verbreitete, als er beschäftigt war, im Norden seine Macht zu befestigen, erhoben sich die Griechen, um ihre Freiheit nochmals zu behaupten, aber Alexander zeigte bald durch die Zerstörung Thebens, bei der nur das Haus des großen Dichters Pindar verschont wurde, daß er noch lebe, um G. zu beherrschen. G.'s Geschichte und Schicksale waren von nun an mit denen Macedoniens verbunden. Nach Alexander's Tode strebte es vergeblich wiederholt nach Freiheit; es wurde ein Spielball der Politik verschiedener Eroberer, die bald es zu unterjochen, bald mit dem Scheine es zu befreien auftraten. In Athen kam auf diese Weise (307) Demetrius Poliorcetes zur Herrschaft, welcher die demokratische Verfassung Athens wenigstens zum Theil wiederherstellte. Nur noch einmal schien der Geist des alten Griechenthums wieder zu erwachen, als nämlich die nochmals vereinigten Griechen (279) den celtischen Raubhorden, welche unter Brennus verheerend einbrachen, heldenmüthigen Widerstand leisteten. G. wäre vielleicht noch zu retten gewesen, wenn zwischen den Staatenvereinen des achäischen und ätolischen Bundes, die sich um das Ende des 3. Jahrh. v. Chr. bildeten, nicht dieselbe unglückliche Eifersucht ausgebrochen wäre, welche früher Sparta und Athen gegeneinandertrieb. Auch die einzelnen Staaten, namentlich Sparta, konnten die Erinnerung an die alte Macht nicht vergessen, und so arbeiteten die griech. Staaten fortwährend an ihrem gemeinschaftlichen Verderben. Die Macedonier und später die Römer wurden von den Parteien zu Hülfe gerufen, und diese gleich schlimmen Bundesgenossen der Griechen hatten leider auch dieselben Absichten auf die Unterjochung derselben. Vergebens wurde in Sparta ein Versuch gemacht, die alten Sitten und Gesetze wieder in Kraft zu bringen, umsonst erhoben sich an der Spitze des achäischen Bundes ausgezeichnete Feldherren, wie Aratus aus Sicyon und Philopömen aus Megalopolis; Rom wußte in den Untergang, den es dem macedon. Reiche bereitete, auch G. hinabzustürzen. Die Griechen halfen den Römern die Macedonier in der Schlacht bei Kynoskephale, 196 v. Chr., besiegen, aber es war fast nur Spott, als der Sieger T. Qu. Flaminius bei den isthmischen Spielen die Freiheit G.'s verkünden ließ. Dieses fühlte bald die röm. Fesseln und als es den Feinden Roms beistand, raubte Rom, indem es jene besiegte, G. den letzten Schein von Freiheit. Der ätolische Bund wurde 189, der achäische 146 v. Chr. vernichtet. In diesem Jahre eroberte und zerstörte Mummius Korinth und G. ward unter dem Namen Achaja röm. Provinz.
Während das übrige G. unter der röm. Herrschaft so in jeder Beziehung herabsank, daß die Griechen wegen ihrer Feigheit und Sittenlosigkeit in Rom sprüchwörtlich wurden, behauptete nur Athen einen Überrest der frühern Größe, wurde von den Römern, welche sich griech. Bildung in Wissenschaft und Kunst zu eigen zu machen strebten, vielfach begünstigt und erhielt noch bis in das 3. Jahrh. n Chr. den Ruhm, Pflegerin des griech. Geistes zu sein. Aber trotz der Pflege und Aufmunterung, welche die bessern Kaiser und reiche Privatleute der Kunst und Wissenschaft angedeihen ließen, sanken beide doch immer tiefer und es trat kein Grieche mehr auf, dessen Name denen eines Platon oder Phidias an die Seite gesetzt zu werden verdiente. Nicht das Festhalten an dem alten Geiste, sondern nur die Sittenlosigkeit G.'s, welche in dem Heidenthum eine Beschönigung fand, war der Grund, daß sich hier die heidnische Religion am längsten erhielt, obschon zu Athen und Korinth der Apostel Paulus selbst das Christenthum gepredigt hatte. Nachdem sich aber dieses als Staatsreligion des röm. Reichs befestigt hatte, wurde allmälig das Heidenthum auch in G. ausgerottet; doch blieben z.B. die Mainotten (die Nachkommen der alten Spartaner) noch bis in das 9. Jahrh. den alten Göttern zugethan. Schon im 3. Jahrh. n. Chr. war G. durch Einfälle der Gothen verheert worden; noch mehr aber litt es gegen Anfang des 5. Jahrh., als Alarich (s.d.) es verwüstete. Von größerm Einfluß auf die völlige Umgestaltung G.'s waren die Slawenschwärme, welche seit der Mitte des 6. Jahrh., besonders aber in der Mitte des 8. Jahrh. einbrachen, großentheils feste Wohnsitze in den entvölkerten Gegenden nahmen und sich allmälig mit der alten Bevölkerung vermischten, besonders nachdem sie im 9. Jahrh. zum Christenthum bekehrt worden waren. Obgleich Araber, Bulgaren, Normannen nacheinander über G. herfielen, so begann dieses, von seiner vortheilhaften geogr. Lage begünstigt, sich doch wieder, als Theil des byzant. Reichs, zu heben und mehre Städte trieben einen blühenden Handel. Die Kreuzzüge wurden aber Veranlassung, daß sich die Franken des Peloponnes, welcher schon den Namen Morea erhalten hatte und eines Theils von Hellas (Livadien) bemächtigten. Die Inseln des griech. Archipels kamen im 13. Jahrh. großentheils unter die Herrschaft der Venetianer. Allmälig setzten sich die Türken in Besitz von G., besonders nachdem sie (1453) dem byzant. Reiche ein Ende gemacht hatten, und nur auf kurze Zeit kam der größte Theil G.'s unter die Herrschaft der Venetianer.
Nur durch drei Umstände wurde es möglich, daß nicht jede Spur des griech. Lebens unter der Herrschaft der barbarischen Türken verloren ging. Mit dem wärmsten Glaubenseifer hingen nämlich die Griechen an der griech.-katholischen Religion, von welcher bei Ausübung des Gottesdienstes die griech. Sprache festgehalten wurde, und die griech. Geistlichkeit übte um so mehr Gewalt über das Volk aus, als dieses auch in Rechtsstreitigkeiten, wenigstens so weit diese Angelegenheiten der Griechen untereinander betrafen, von der Geistlichkeit abhing, da es bei den weltlichen türk. Richtern als gebornen Feinden und Unterdrückern kein Recht gefunden hätte. Der zweite Umstand war die gänzliche Verschiedenheit des Volkscharakters der Türken von dem der Griechen, und die Hartnäckigkeit, mit welcher die Türken an dem ihren festhielten. Die Türken verachteten die Griechen schon aus religiösen Rücksichten, aber auch, weil sie dieselben für sittenlos und betrügerisch hielten, wozu sie allerdings nicht ohne Grund waren, denn ein Volk, welches durch sittliche Entwürdigung untergegangen und seit Jahrhunderten aus einer Knechtschaft in die andere [271] gegangen war, mußte nothwendig tief gesunken sein. Der dritte Umstand, welcher eine einstige Wiedergeburt G.'s möglich machte, war der, daß sich in G. selbst einzelne Stämme und eine große Anzahl als Klephten (d.h. Räuber) lebender Griechen in Freiheit von dem türk. Joche erhielten, auch die griech. Inseln, wenn sie auch Tribut zahlen mußten, doch stets einen Schimmer von Freiheit behielten. Alles dieses war eine Folge der Trägheit und der Regierungsverfassung der Türken, welche sich begnügten, Vortheile aus den eroberten Ländern zu ziehen, wie sie sich am nächsten darboten, aber niemals darauf bedacht waren, das eroberte Land in geistiger Beziehung sich zu eigen zu machen, und in ihrem Staate ein in allen Einzelnheiten, als in seinen lebendigen Organen, auftretendes Ganzes darzustellen. Die betriebsamen, fleißigen Griechen zogen allmälig allen Handel und damit alle aus demselben fließenden Reichthümer an sich, während die Türken in Trägheit blieben. Namentlich machten in dieser Beziehung die Inseln große Fortschritte. Ein Streben nach Freiheit, welches jedoch bald wieder unterdrückt wurde, regte sich zuerst in den Kriegen, welche 1768 und 1788 die Russen mit der Türkei führten. Die Russen und später die Franzosen (als Napoleon mit den Türken Krieg führte) suchten die Griechen immer in Aufregung zu erhalten, weil sie von denselben eine mächtige Hülfe gegen die Türken hofften, wenn es zu einem entscheidenden Kampfe mit diesen käme. Mehr aber als diese von außen kommenden Mahnungen an die Freiheit bewirkte die wieder zunehmende Bildung der Griechen, eine Folge des Verkehrs mit der europ. Welt, in den ihre Handelsthätigkeit sie brachte. Es wurden an verschiedenen Orten heimlich, weil die Türken es nicht gestatteten, Schulen errichtet, und unter den Griechen selbst standen wissenschaftlich gebildete Männer als Schriftsteller auf, man suchte das alte G. in seinen unsterblichen Schriftwerken auf und immer Mehre begeisterten sich an diesen zum bevorstehenden Kampfe für die Befreiung eines so herrlichen Vaterlandes aus zweitausendjähriger Schmach und Knechtschaft.
Nachdem bereits bei allen edlern Griechen der Gedanke an die Befreiung von dem türk. Joche lebendig geworden war, trat zuerst der durch Genialität und wissenschaftliche Bildung gleich ausgezeichnete Konstantinos Rigas mit dem kühnen Plane auf, unter dem Namen Hetairia eine geheime Verbindung zu stiften, mit dem Zwecke, G. von der türk. Herrschaft zu befreien. Während er in dieser Absicht mit einer großen Anzahl gebildeter Griechen, sowie einflußreicher Fremder in schriftliche Verbindung trat, suchte er auf das griech. Volk durch begeisterte Lieder in der Volkssprache zu wirken, in denen er Liebe zum Vaterlande, Sehnsucht nach Freiheit und Haß gegen die Tyrannen mit aller Kraft hinreißender Poesie aussprach. Zwar wurde Rigas 1798 von den Türken auf östr. Gebiet gefangen und in Belgrad hingerichtet, aber die Hetairia, deren Mitglieder Rigas nicht verrathen hatte, gewann durch den Tod dieses Märtyrers der Freiheit nur an Begeisterung für die Freiheit. Zwar mußten die Pläne derselben noch unausgeführt bleiben, besonders weil man noch nicht auf die große Masse des völlig ungebildeten griech. Volks rechnen konnte, aber nachdem durch Zeitumstände begünstigt und durch die Thätigkeit der gebildeten Griechen gefördert, auch bei den gemeinen Griechen sittliche Kraft und Vaterlandsliebe einen höhern Aufschwung genommen hatten, beschäftigte sich eine neue Hetairia angelegentlich mit Befreiungsplänen. Durch Zeitverhältnisse, besonders durch den Umstand, daß Ali Pascha von Janina mit der Pforte in offenen Kampf getreten war, wurde der Aufstand der Griechen eher herbeigeführt, als ursprünglich in den Plänen der Hetairia lag. Der Aufstand begann 1821 nach dem plötzlichen Tode des Hospodars der Walachei, indem Theodor Wladimiresko in der Walachei das Landvolk zu den Waffen rief, um die türk. Herrschaft abzuschütteln und Alexander Ypsilantis, der bisher in russ. Diensten gestanden hatte, in der Moldau an die Spitze der Unzufriedenen trat und von Jassy aus die Griechen zum Freiheitskampfe aufrief. Man hatte auf Unterstützung Rußlands gerechnet; dieses aber erklärte öffentlich seine Misbilligung des unternommenen Aufstandes, und da überdies Wladimiresko mehr seinen eignen Vortheil als die Sache der Freiheit in den Augen hatte, die in der Eile aufgerafften kleinen Heere ohne militairische Disciplin waren und, zum Theil nicht ohne Ypsilantis Schuld, die getheilte Streitmacht der Hetairisten auch an den nöthigsten Kriegs- und Lebensbedürfnissen Mangel litt, so nahm der Aufstand ein beklagenswerthes Ende. Wladimiresko trat mit den walach. Bojaren in Unterhandlung und rückte mit seinen Truppen gegen die Hetairisten, die ihn aber gefangen nahmen und zu Tergowist hinrichten ließen. Gegen Ypsilantis aber rückte nun die Hauptmacht der Türken unter dem Pascha von Widdin an, und am 19. Juni 1821 kam es beim Kloster Drageschan zu einer blutigen Schlacht, in welcher, ungeachtet heldenmüthiger Gegenwehr von Seiten der Hetairisten, diese von dem ihnen an Zahl beiweitem überlegenen Feinde völlig geschlagen und entweder niedergemacht wurden oder sich zerstreuten. Ein ähnliches Schicksal hatte der Aufstand in der Moldau. Ypsilantis, der selbst an der Schlacht nicht Theil genommen, sah sich bald darauf genöthigt, die Grenze des östr. Kaiserstaats zu überschreiten. Die Behörden behandelten ihn als Staatsgefangenen und hielten ihn als solchen anfangs auf dem ungar. Felsenschlosse Munkatsch, dann in der Festung Theresienstadt in engem Verwahrsam bis zum Jahre 1827, in welchem er freigelassen ward, aber bald nachher starb.
Während so im nördl. Theile des türk. Reichs die Sache der Freiheit hoffnungslos verloren war, schöpften die Freunde derselben im eigentlichen G. neue Hoffnungen. Durch das anfängliche Zaudern der Pforte, gegen die Hetairisten in den Fürstenthümern kräftige Maßregeln zu ergreifen, gewannen die Griechen Vertrauen zu sich selbst und traten namentlich im Peloponnes immer muthiger auf. Schon vorher, im Monat Febr., hatten sie es gewagt, dem ausdrücklichen Verbote der Türken zuwider, bewaffnet zu gehen, worüber es in Patras zu Unruhen kam, welche als das Vorspiel jener langen Reihe von blutigen Ereignissen betrachtet werden können, die zehn Jahre lang ohne wesentliche Unterbrechung aufeinander folgten. Denn alle Gemüther waren gereizt und gespannt, und die Gährung nahm noch zu, als man unmittelbar nachher, im Laufe des März, die Nachricht von dem Aufstande in der Moldau und Walachei er hielt. In vielen Stadt- und Landgemeinden bewaffneten sich die Griechen, deren Muth dadurch, daß der Erzbischof von Patras sich öffentlich für ihre Sache erklärte, eine bedeutende moralische Kraft erhielt. Die türk. Besatzung wurde aus mehren festen Plätzen [272] vertrieben und bald stand ganz Morea in Waffen. Schon im Apr. trat zu Kalamata in Messenien die erste griech. Nationalversammlung zusammen, um die Leitung der gesammten Angelegenheiten zu übernehmen. Nachdem die Griechen einige glänzende Siege über die Türken erfochten hatten, ward der Congreß von Kalamata nach dem Kloster Kaliezzi verlegt und Peter Mauromichalis zum Präsidenten ernannt. Inzwischen hatten auch die ihres Reichthums, ihrer thätigen, im Seedienste vortrefflich geübten Bevölkerung und ihrer zahlreichen Marine wegen so wichtigen Inseln, unter denen Hydra, Spezzia und Psara als die wichtigsten erschienen, sich der Sache ihrer Landsleute angeschlossen und eine Flotte ausgesandt, die den Türken unberechenbaren Schaden zufügte. Während die nördl. Provinzen Thessalien, Akarnanien und Ätolien, weil sie hart an der türk. Grenze lagen, noch ruhig bleiben mußten, stellten die östl. Provinzen Phocis, Böotien, Attika zahlreiche Heerhaufen ins Feld und vertrieben die Türken aus Theben und Athen. In dieser letztern Stadt hielten sich jedoch die Türken in der Citadelle Akropolis. Als die Nachricht von dem günstigen Erfolge der Insurgenten nach Konstantinopel gelangte und man hier zu derselben Zeit eine Verschwörung entdeckte, deren Plan war, die Flotte und das Arsenal in Brand zu stecken und den Sultan zu ermorden, setzte das Volk seiner Wuth gegen die Christen keine Schranken mehr und richtete unter ihnen ein furchtbares Blutbad an. In vielen andern Städten ward das Beispiel der Hauptstadt nachgeahmt, z.B. in Smyrna, Adrianopel, Salonichi, und mehr als 30,000 Griechen wurden binnen drei Monaten ermordet. Da die türk. Regierung diese Greuel ungestraft duldete, so entstand zwischen der Pforte und den christlichen Mächten, namentlich mit Rußland, eine Spannung, welche dadurch, daß russ. Handelsfahrzeuge von Seiten der Türken allerlei lästigen Beschränkungen unterworfen wurden und durch andere Unbilden, beinahe zu einem förmlichen Bruch zwischen beiden Mächten führten. Den Griechen brachten diese Verhältnisse übrigens schon insofern Nutzen, als die Pforte sich genöthigt sah, den größten Theil ihrer Streitmacht im Norden aufzustellen, weil dort, im Fall eines Krieges mit Rußland, die Gefahr am größten war. Dadurch wurde es den Griechen möglich, sich freier zu regen, und ihr Vertrauen auf ihre eigne Kraft wuchs, als ihre Flotte über die türk. bei Mitylene einen Sieg davongetragen hatte, in Folge dessen Ätolien und Akarnanien sich der griech. Sache anschlossen. Auch die Sulioten regten sich; doch behielten im Norden die Türken im Allgemeinen die Oberhand, während sie in der Mitte dieses Jahres in Morea, wohin Alexander Ypsilantis' Bruder, Demetrius, sich begeben hatte, nur noch neun feste Plätze besaßen, von denen bald darauf mehre, namentlich Tripolizza, von den Griechen genommen wurden. Während diesen solchergestalt das Kriegsglück im Allgemeinen ziemlich günstig war, beschäftigte sich ein zu Epidauros versammelter Congreß mit dem Entwurfe einer Verfassung für G., welche unter dem Titel: »Organisches Gesetz für Hellas« im Anfange des Jahres 1822 bekannt gemacht wurde. Zum Präsidenten wurde Maurokordatos ernannt, und nun ward Korinth auf einige Zeit Sitz der Regierung.
In ganz Europa folgte man den Kriegsereignissen mit der gespanntesten Aufmerksamkeit, und das Wiedererwachen des Unabhängigkeitssinns in einem einst so edlen und großsinnigen Volke, welches seit Jahrhunderten unter dem Druck asiat. Eroberer kaum ein Lebenszeichen von sich gegeben hatte, ward von allen Seiten mit lautem Jubel begrüßt. Die Regierungen aber, durch gleichzeitige Revolutionen im westl. Europa bedenklich geworden, misbilligten den Aufstand der Griechen und versagten diesen nicht nur ihre Unterstützung, sondern traten ihnen selbst hemmend und hindernd entgegen, namentlich England auf den ion. Inseln. Doch aus allen Ländern eilten Freunde der hellen. Sache nach G., um dasselbe mit Rath und That zu unterstützen, und zwar in so großer Anzahl, daß diese Philhellenen (d.h. Griechenfreunde) eigne Truppencorps bildeten, die in der Folge wichtige Dienste geleistet und zum Theil ihr Leben für die Freiheit G.'s geopfert haben. Zu den angesehensten Griechenfreunden gehörten der deutsche Gelehrte Thiersch, der genfer Bankier Eynard, dem die Griechen große Summen verdanken, und der große engl. Dichter Lord Byron. In Deutschland und der Schweiz, in Frankreich und in England wurden Vereine zur Unterstützung der Griechen gebildet, die bald eine große Ausdehnung gewannen; in London kam für sie eine Anleihe von 800,000 Pf. St. zu Stande und von allen Seiten her sandte man den. Hülfsbedürftigen Geld und Waffen zu. Diese außerordentliche Theilnahme wurde jedoch einigermaßen durch die Treulosigkeiten, welche die Griechen sich mehrfach gegen die Türken zu Schulden kommen ließen, sowie durch die Uneinigkeiten geschwächt, welche unter den Oberhäuptern der Hellenen ausbrachen. Diese geriethen endlich untereinander in Kampf, lieferten sich gegenseitig Schlachten und vergeudeten auf diese Weise nutzlos ihre besten Kräfte. Der zu Verona versammelte Congreß erklärte in Folge dieser fast hoffnungslosen Lage ausdrücklich, daß G. nicht in die Reihe selbständiger Staaten gehöre. Der Krieg war inzwischen mit wechselndem Glück, aber meist zu Gunsten der Hellenen geführt worden. Da verlangte die Pforte von dem Vicekönig von Ägypten, Mohammed Ali, Beistand und dieser sandte seinen zum Pascha von Morea ernannten Sohn Ibrahim mit einer bedeutenden Flotte und 23,000 M. Landtruppen nach G. ab. Der türk. Admiral (der Kapudan Pascha) verband sich mit dem ägypt. Geschwader, nachdem er die Insel Psara gänzlich verwüstet hatte. Im Febr. 1825 landeten ägypt. Truppen bei Modon, nahmen Navarino ein und hauseten furchtbar in Morea; Westgriechenland ward von Albanesen und Arabern ausgeplündert und Missolunghi von Redschid Pascha mit 30,000 M. belagert. Nach heldenmüthigem Widerstande ward diese Festung am 22. Apr. 1826 eingenommen und gänzlich zerstört.
Die Sache der Griechen schien jetzt ohne Rettung verloren. Da trat im entscheidenden Augenblicke eine für sie günstige, von Niemand vorhergesehene, Wendung ein. England, das sich früher dem Aufstande so abgeneigt gezeigt hatte, nahm in Bezug auf denselben grade jetzt ein ganz anderes System an. In Rußland nämlich war Kaiser Alexander gestorben und Nikolaus hatte den Thron bestiegen. Die Unruhen, welche sich bald nach dessen Regierung ereignet hatten, zeugten von einer Gährung in den Gemüthern, welche England befürchten ließ, Rußland möge sich vielleicht veranlaßt fühlen, die Sympathie seiner Unterthanen mit den Griechen, als dessen Religionsverwandten, [273] zu seinem Vortheile zu benutzen. Daher ward der Herzog von Wellington im Febr. 1826 nach Petersburg geschickt, um mit dem russ. Cabinet über die griech. Angelegenheiten zu unterhandeln, und schon am 4. Apr. unterzeichneten beide Mächte ein Protokoll, in welchem gesagt ward, daß England den Kaiser von Rußland um seine Vermittelung in der griech. Angelegenheit ersucht habe und daß man übereingekommen sei, G. solle fortan einen der Pforte zinspflichtigen Staat bilden, der sich vollständiger Gewissens- und Handelsfreiheit zu erfreuen haben werde, dessen Fürsten aber stets die Pforte ernennen solle. Dieses Protokoll ward den drei andern europ. Großmächten zugesandt und von Frankreich auch angenommen, während Östreich und Preußen alle Theilnahme ablehnten. In G. selbst hatten jetzt die Türken und Ägypter fast überall die Oberhand behalten, da die unselige Uneinigkeit unter den Griechen ihnen leichtes Spiel gab, bis endlich wieder mehr Ordnung in das Ganze gebracht wurde, als 1827 Lord Cochrane zum Oberbefehlshaber der griech. Marine und Graf Antonio Kapodistrias (s.d.) am 14. Apr. auf sieben Jahre zum Gouverneur des griech. Freistaats ernannt ward. Dennoch ging im Juni Athen an die Feinde verloren, ganz Nordgriechenland war in ihrer Gewalt und Morea ward von den Ägyptern, die stets neue Verstärkungen erhielten, nach allen Richtungen durchzogen, ohne daß sich irgendwo erfolgreicher und kräftiger Widerstand gezeigt hätte. In dieser höchsten Bedrängniß kam abermals Hülfe. Die drei Mächte nämlich hatten das oben erwähnte Protokoll der Pforte zur Annahme mitgetheilt. Als dasselbe von ihr zurückgewiesen wurde und sie ausdrücklich erklärte, sich auf Vorschläge solcher Art durchaus nicht einlassen zu können, ward am 6. Juli 1827 von England, Rußland und Frankreich der londoner Vertrag unterzeichnet, dem G. es zu verdanken hat, daß es selbständig und in die Reihe der unabhängigen europ. Staaten eingeführt ward, denn in dem Vertrage war ausgesprochen, daß die Mächte, falls von Seiten der Pforte zu dem Protokolle nicht binnen kürzester Frist eine Zustimmung erfolge, mit G. in unmittelbaren Verkehr treten und durch ihre Flotten einen Waffenstillstand zwischen den streitenden Parteien zu erzwingen suchen wollten; auch sollten keine neuen ägypt. Truppen den griech. Boden fernerhin betreten und Ibrahim's Flotte entweder nach den Dardanellen oder zurück nach Alexandria segeln. Ibrahim weigerte sich entschieden, seine im Hafen von Navarino liegende Flotte zurückzusenden. Da kam es zwischen derselben und der vereinigten Seemacht der drei Mächte am 20. Oct. 1827 zu der berühmten Seeschlacht von Navarino, in welcher die ganze türk. Flotte vernichtet wurde.
So sehr nun auch ein solcher Verlust die Pforte schmerzen mußte, so wenig Nachgiebigkeit zeigte sie; die Vorstellungen der drei Cabinete wurden nach wie vor unbeachtet gelassen, und Ibrahim ließ ganze Schiffsladungen griech. Gefangenen nach Ägypten in die Sklaverei abführen. Da endlich brachen die Gesandten von England, Rußland und Frankreich alle Verbindung mit den Türken ab und verließen im Dec. 1827 Konstantinopel. Im nächsten Jan. landete der zum Präsidenten von G. ernannte Graf Kapodistrias zu Napoli di Romania und erhielt gleich nachher aus den Händen der zu Ägina versammelten Regierungscommission die vollziehende Gewalt. Sein Hauptbestreben ging dahin, in das zerrüttete Staatswesen Ordnung zu bringen. Daher ward das Panhellenion als höchste ihm zur Seite stehende Staatsbehörde eingesetzt; er bemühte sich, ein europ. disciplinirtes Heer zu schaffen, den Credit G.'s zu begründen und von den drei Mächten Geld zu erhalten. Durch Eynard's Vermittelung ließen sich denn auch Rußland und Frankreich bewegen, jedes monatlich eine Million Francs zu geben, und so war es möglich, wenigstens die allernothwendigsten Bedürfnisse einigermaßen zu befriedigen. Noch immer stand Ibrahim Pascha in Morea und leistete den vielfachen Auffoderungen der Mächte, nach Ägypten zurückzukehren, erst dann Folge, als im Aug. 1828 General Maison mit 14,000 Franzosen den Griechen zu Hülfe kam, mehre feste Plätze einnahm und Ibrahim zum Abzuge zwang. Von den franz. Truppen sollten 5000 M. so lange zurückbleiben, bis die griech. Zustände mehr Festigkeit gewonnen haben würden. Zugleich nahmen die drei Mächte den Peloponnes und die Inseln unter ihre Garantie und es begannen Unterhandlungen über die Grenzen des Staats. Nun ward es auch möglich, einige Schulen zu gründen, welche bald auf die in den langen Kriegen verwilderte Jugend einen wohlthätigen Einfluß äußerten. In der Mitte des Jahres 1829 trat die Nationalversammlung zu Argos zusammen und setzte an die Stelle des bisherigen Panhellenion einen Senat. Um dieselbe Zeit aber begann schon hier und da eine große Unzufriedenheit mit der Verwaltung des Präsidenten sich zu äußern, dem man Herrschsucht und Willkür vorwarf. Am 14. Sept. 1829 ward zwischen Rußland und der Pforte der Friede zu Adrianopel geschlossen und in demselben erklärte die letztere, durch den Drang der Umstände dazu gezwungen, ihren Beitritt zum londoner Vertrage. Im Anfange des Jahres 1830 ward dann weiter beliebt, daß G. ein gänzlich tributfreier und durchaus unabhängiger Staat unter einem eignen Monarchen sein sollte. Die Krone ward dem Prinzen Leopold von Sachsen-Koburg angetragen und von diesem auch bedingungsweise angenommen; bald aber, als er in den Grenzbestimmungen, welche für G. nachtheilig waren, keine Abänderung erwirken konnte, wieder aufgegeben. Die zahlreichen Gegner des bisherigen Präsidenten griffen ihn, der allerdings vielfache Blößen gab, seitdem um so heftiger und schonungsloser an; die republikanische Partei in Morea und die Mainoten erregten Unruhen gegen ihn. Die Erhöhung und gewaltsame Beitreibung der Abgaben vermehrten den Unwillen und erregten überall Misvergnügen, zumal da die Nachricht von den inhaltschweren Ereignissen im übrigen Europa, namentlich von der franz. Julirevolution, alle Gemüther aufs äußerste gespannt hielten. Dazu kam eine drückende Geldnoth, welche weder erhöhete Zölle, noch die Geldsendungen des Philhellenen Eynard zu heben vermochten. Auch mit der Art und Weise, wie Kapodistrias die Rechtspflege ausüben ließ, war Jedermann unzufrieden; nicht minder mit der geringen Beachtung, welche er gegen die Municipalfreiheiten zeigte, die doch selbst von den Türken respectirt worden waren. Die große Masse des Volks hegte gegen die Regierung des Präsidenten entschiedene Feindseligkeit und namentlich sagten sich die Inseln Hydra und Psara, deren Beispiel mehre andere folgten, von derselben gänzlich los. Dasselbe thaten auch die kräftigen Mainoten, welche ein Heer gegen Kapodistrias ins Feld stellten, während sich zu derselben Zeit auch die rumeliot. Truppen gegen ihn empörten, der Admiral Miaulis mit hydriot. Schiffen[274] gegen die Flotille der Regierung kämpfte und sogar 28 seiner eignen Fahrzeuge bei Poros verbrannte. Überall herrschte Verwirrung, als am 9. Oct. der Präsident, da er eben zur Kirche gehen wollte, von Konstantin und Georg Mauromichalis, deren Familie er aufs bitterste gekränkt und beleidigt hatte, ermordet ward. Nach diesem blutigen Ereignisse waren die Inseln geneigt, sich mit dem Senate, der zu Nauplia seinen Sitz, und gleich nach des Präsidenten Tode dessen Bruder Augustin, Theodor Kolokotronis und Kolettis zu Mitgliedern einer provisorischen Regierung ernannt hatte, wieder auszusöhnen und Maurokordatos und Miaulis thaten von Seite der Hydrioten in dieser Hinsicht die geeigneten Schritte. Aber es kam zu keiner Versöhnung, da die Regierung ganz in der willkürlichen Weise des Präsidenten forthandelte. Nun entstand Bürgerkrieg; die Bewohner der Inseln, die Mainoten und Rumelioten drangen auf eine von jedem ungebührlichen Einflusse unabhängige neue Nationalversammlung und auf Entwerfung einer die Rechte jedes Einzelnen sicherstellenden Verfassungsurkunde. Auf alles Das erklärte die Regierung des Augustin Kapodistrias sich nicht einlassen zu können, und es kam daher nochmals zu blutigen Fehden, während die Rumelioten eine eigene Nationalversammlung wählten und Argos besetzten.
Da langte zur rechten Zeit ein Protokoll der Mächte vom 7. März 1832 an, worin den Griechen angezeigt ward, daß der Prinz Otto (s.d.) von Baiern. zu ihrem Souverain ernannt worden sei; eine Nachricht, die von den Rumelioten mit hoher Freude, von der Kapodistrianischen Partei dagegen mit tiefer Betrübniß vernommen ward. Augustin Kapodistrias gab unmittelbar nachher seine Entlassung und schiffte sich nach Korfu ein. Aber noch längere Zeit dauerten die Fehden und Uneinigkeiten, welche meist durch die Kapodistrianer und ihren einflußreichsten Anhänger Kolokotronis entstanden, namentlich im Peloponnes fort. Die drei Mächte hatten indessen bestimmt, daß bis zur Volljährigkeit des Königs Otto, welche am 1. Juni 1835 eintrat, eine Regentschaft die Leitung der griech. Staatsangelegenheiten übernehmen sollte. Diese, aus dem Grafen von Armannsperg (s.d.), dem Obersten von Heidegger und dem Staatsrath von Abel bestehend, ward im Oct. ernannt und in demselben Monat langte eine griech. Deputation, mit Miaulis an der Spitze, in München an und leistete dem König den Huldigungseid. Im Anfange des December, nachdem bestimmt worden war, daß ein Corps bair. Truppen nach G. abgehen sollte und eine in drei Serien zahlbare Anleihe von 60 Mill. Francs von Seiten der drei Mächte garantirt worden war, reiste der junge König von München ab, landete zu Ende Jan. 1833 auf griech. Boden und hielt am 6. Febr. in Nauplia seinen feierlichen Einzug.
Die Regentschaft, welche dem jungen Könige zu Seite stand, hatte eine schwierige Aufgabe zu lösen. Sie sollte ein von mehr als zehnjährigem Kriege erschöpftes, zum großen Theil gänzlich verwüstetes, von erbitterten, einander bis auf den Tod bekämpfenden Parteien zerrüttetes Land beruhigen, das Amt der Vermittlerin und Versöhnerin übernehmen und den Wohlstand heben. Sie hat von Anfang an Hindernisse gefunden, hat mit den mannichfachsten Schwierigkeiten zu kämpfen und Rücksichten nach allen Seiten zu nehmen gehabt. Daß Misgriffe und Fehler in Menge begangen worden sind, wird von vielen Seiten behauptet, kann aber nicht befremden, wenn man bedenkt, daß es Ausländer waren, denen die Leitung der griech. Angelegenheiten anvertraut wurde, daß sie daher mit vielen innern Verhältnissen unmöglich genau bekannt sein konnten. Daher ist die Verwaltung des Grafen Armannsperg häufig sehr scharf getadelt worden; so viel aber ist gewiß und kann von keiner Seite geleugnet werden, daß unter seiner Verwaltung Handel und Ackerbau sich gehoben haben, Landstraßen zu bauen angefangen, Colonien von Chioten und Psarioten im Lande gegründet wurden; ferner ward das Münzwesen neu regulirt, eine Gensdarmerie errichtet, für die Schulen Manches gethan, eine regelmäßige Postenverbindung im Innern und mit dem Auslande organisirt, der Versuch zur Errichtung einer Bank gemacht, für die Aufbewahrung der Alterthümer gesorgt, die ganz im Argen liegende Rechtspflege geordnet und ein regelmäßiger diplomatischer Verkehr mit den europ. Mächten unterhalten. Dank ist der Regentschaft für ihre Verwaltung aber von keiner Seite her geworden, und Graf Armannsperg hat im Anfange des Jahres 1837 G. verlassen. Im Jahre 1836 machte König Otto, welcher bereits im März 1834 den Grundstein zu seinem Residenzschlosse in Athen, das jetzt Hauptstadt G.'s ist, gelegt hatte, eine Reise durch Deutschland, vermählte sich mit einer oldenburg. Prinzessin und kehrte dann nach G. zurück, begleitet von dem als Abgeordneten zur bair. Ständeversammlung bekannten Herrn von Rudhardt (s.d.), der ihm fortan als Rathgeber zur Seite stehen wird und dem das allerdings schwierige Geschäft überlassen bleibt, die verschiedenen, G. noch immer theilenden Interessen zu befriedigen und auszugleichen, die Ruhe dauernd zu begründen und die Verfassung zu entwerfen, welche ein großer Kheil der Griechen als den Schlußstein des neuen Staatsgebäudes ansieht.
Solchergestalt ist nun wenigstens ein Theil des alten G.'s, nachdem es länger als 300 Jahre unter dem Sklavenjoche von Eroberern geseufzt, welche nicht einmal die Religion mit ihm gemein haben, ein selbständiges Königreich geworden. Das neue G. besteht aus dem vormaligen türk. Paschalik Morea, dem Sandschak Livadien, der Insel Egribos (Euböa), einem Theile von Karlilli und Lepanto, den Kykladen und mehren Sporaden, zusammen etwa 800 ! M. mit etwa 700,000 Einw., die sich meistens zur griech. Kirche bekennen. Es zerfällt geographisch in drei Haupttheile: das alte Hellas nämlich oder Livadien, Morea oder den Peloponnes und die Inseln. Das ganze Land hat ein mildes, heiteres Klima, ist zumeist fruchtbar und hat großen Productenreichthum, der ihm bei sorgfältigem Anbaue einen bedeutenden Handel sichern würde, selbst wenn seine Lage zu einem solchen weniger geeignet wäre. Im Süden, besonders in Attika, gedeiht der Ölbaum vortrefflich; der Honig ist schon seit den Zeiten des Alterthums berühmt, die Rosinen und Korinthen liefern einen nicht unwichtigen Ausfuhrartikel und die Wolle wird gesucht sein, wenn die Schafherden erst mehr veredelt sind. Auch Getreide, Baumwolle, Taback und Südfrüchte sind vortrefflich. Im Allgemeinen ist das Land gebirgig, erhebt sich aber nicht einmal im Taygetus in Morea bis zur Schneegrenze. Die wichtigsten Ströme sind der Aspropotamos im N., der Rusia (Alpheus) und der Iri (Eurotas) im Süden. Die Gebirge enthalten Eisen, Blei, Zink, Quecksilber, Kobalt, [275] Kupfer, Stein-und Braunkohlen und werden, sobald der Bergbau, dem Plane der Regierung zufolge, erst schwunghafter betrieben werden kann, reichen Ertrag, besonders an Eisen und Blei, liefern. – Gegenwärtig ist G. in zehn Nomen oder Kreise getheilt, an deren Spitze ein Nomarch steht; die Nomen zerfallen in Eparchien oder Bezirke (mit einem Eparchen) und diese in Demoi, Gemeinden, (mit einem Demogeronten.) Hauptstadt und Residenz ist Athen (s.d.). Die Nomen sind: Argolis mit der Hauptstadt Nauplia; Achaja und Elis, wo Patras; Messenien, wo Arkadia; Arkadien, wo Tripolizza; Lakonien, wo Mistra; Akarnanien und Ätolien, wo Wrachori; Locris und Phocis, wo Salona; Attika und Böotien, wo Athen; Negroponte und die Kykladen. Euböa oder Negroponte ist durch den Euripus vom Festlande getrennt, etwa 60 ! M. groß, ungemein fruchtbar und hat etwa 66,000 Einw. Die Insel Psara oder Ipsara, welche sich im Befreiungskampfe so heldenmüthig bewies, ist in der Gewalt der Türken geblieben; Syra dagegen mit der blühenden Handelsstadt Hermopolis gehört zu G. Auf dem Festlande liegen die meisten Städte im ehemaligen Hellas; am wichtigsten und volkreichsten sind: Nauplia, mit 10,000 Einw.; Tripolizza mit 5000, Modon in Messenien mit 7000 und Koron mit 5000 Einw.
Brockhaus-1809: Griechenland · Griechenland
DamenConvLex-1834: Griechenland (Literatur) · Griechenland (Moden) · Griechenland (v Geschichte) · Griechenland (Frauen) · Griechenland (Geographie) · Griechenland (Kunst)
Meyers-1905: Griechenland [2] · Griechenland [1]
Pierer-1857: Griechenland [4] · Griechenland [5] · Griechenland [3] · Griechenland [1] · Griechenland [2]
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