Artikel in der Wikipedia: Darmstadt
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398. Darmstadt.
398. Darmstadt.

[394⇒] Darmstadt, Hauptstadt des Großhzgt. Hessen und der Prov. Starkenburg, (1900) 72.381 E., Garnison, Oberlandes-, Land-, 2 Amtsgerichte, Oberpostdirektion, Reichsbankstelle, Handelskammer, Techn. Hochschule, 2 Gymnasien, Realgymnasium, Oberreal-, Schutzmannsschule, Lehrerinnenseminar, Residenzschloß (15. Jahrh.) mit Hofbibliothek (600.000 Bände), Sammlungen und Gemäldegalerie; bedeutende Eisenindustrie u.a. D. zuerst im 11. Jahrh. urkundlich erwähnt, im 14. Jahrh. im Besitz der Grafen von Katzenelnbogen, kam 1479 durch Heirat an Hessen. – Vgl. Zernin und Wörner (1890). [⇐394]

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 394.
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[524⇒] Darmstadt, Haupt- und Residenzstadt des Großherzogtums Hessen (s. den Plan), liegt zwischen Rhein und Main, am Übergang des Odenwaldes und der Bergstraße in die Ebene, 146 m ü. M. Sie besteht aus der Altstadt, mit engen und winkeligen Straßen, und der Neustadt, die durch das großherzogliche Schloß und den Paradeplatz voneinander getrennt werden. Die Neustadt enthält breite, schöne Straßen, die z. T. mit Alleen bepflanzt sind, sowie zahlreiche, mit hübschen Anlagen geschmückte Plätze und mehrere große, parkähnliche Gärten. Hauptverkehrsader der Stadt ist die Rheinstraße, die vom Bahnhof, dem gegenüber das Bankgebäude sich befindet und die Bronzebüste des Chemikers Justus v. Liebig steht, nach dem schönsten Platze der Stadt, dem Luisenplatz, und zum großherzoglichen Schloß führt.

Wappen von Darmstadt.
Wappen von Darmstadt.

An dem Luisenplatz liegen das Postgebäude, das Kollegiengebäude (seit 1780), das Ständehaus und das Alte Palais; auf dem Platz erhebt sich das Ludwigsdenkmal, eine 43 m hohe Sandsteinsäule mit dem 7 m hohen, nach Schwanthalers Entwurf von Stiglmayr aus Erz gegossenen Standbild Ludwigs I., des ersten Großherzogs von Hessen. Von dem Luisenplatz nach S. führt die breite Wilhelminenstraße zur Rotunde der katholischen Kirche; in der Nähe liegt das Palais des Prinzen Karl, in dem sich das Original der von Holbein d. jüngern gemalten Madonna des Bürgermeisters Meyer befindet. Nach N. zu gelangt man auf den Mathildenplatz mit dem Denkmal des Tonkünstlers Abt Vogler, dem Neuen Kollegiengebäude, dem Justizgebäude und dem Marstall. Von hier nach NW. liegt einer der neuesten Stadtteile, das sogen Blumenthalviertel, in dem die evangelische Johanniskirche steht. Vom Luisenplatz nach O. schreitend, gelangt man zum großherzoglichen Schloß, einem aus verschiedenen Jahrhunderten stammenden Komplex von Bauten, der von einem tiefen, jetzt in Gartenanlagen verwandelten Graben umgeben ist. Die ältesten Teile gehören noch dem Mittelalter an. Die andern entstammen der Regierung Georgs I. (1567–1596). Der Glockenspielbau wurde von Ludwig VI. (gest. 1678) errichtet, die neuern Schloßteile von 1717 an durch Landgraf Ernst Ludwig. Das Schloß enthält die dem Land gehörigen wissenschaftlichen und Kunstsammlungen. Solche sind: 1) die Hofbibliothek mit über 600,000 Bänden, darunter 1700 Inkunabeln, und vielen Holzschnittwerken; 2) das Alte Museum, ägyptische, römische und germanische Altertümer, eine Münzsammlung sowie kunstgewerbliche und ethnographische Gegenstände enthaltend; 3) das Kupferstichkabinett; 4) die Gemäldegalerie, besonders ausgezeichnet durch Werke der altdeutschen und niederländischen Schulen; 5) die naturwissenschaftlichen Sammlungen, darunter die paläontologische von besonderer Bedeutung; 6) der Antikensaal. Auch das Staatsarchiv befindet sich im Schloß.

Nördlich vom Schlosse steht das nach dem Brande von 1871 neuerbaute Hoftheater, westlich von demselben erheben sich die Standbilder Philipps des Großmütigen und Georgs I., während weiter westlich das Monumentalgebäude des Neuen Museums entsteht, das nach seiner Fertigstellung (1905) die jetzt im Schlosse befindlichen Sammlungen aufnehmen soll. Südlich davon zieht sich an der Westseite des Schlosses entlang der Paradeplatz, auf der einen Seite mit dem 1879 enthüllten Kriegerdenkmal, auf der andern mit dem 1898 enthüllten, von F. Schaper modellierten Reiterstandbilde des Großherzogs Ludwig IV. Nördlich vom Hoftheater und Neuen Museum dehnt sich der Schloßgarten oder Herrengarten aus, ein Park in englischem Geschmack. Rechts vom Eingang am Hoftheaterplatz befindet sich das Grab der »großen Landgräfin« Karoline Henriette, Gemahlin des Landgrafen Ludwig IX. (gest. 1774), das die von Friedrich d. Gr. gestiftete Marmorurne mit der Inschrift: »Femina sexu, ingenio vir« trägt. Hier hat auch (seit 1903) das Denkmal des jungen Goethe (nach dem Entwurfe von Habich und Zeller) seinen Platz. Ostlich am Herrengarten ist (1903–1905) der Monumentalbau der Technischen Hochschule im Entstehen begriffen, nach dem südlichen Teile des Parkes wurde das früher auf dem Marienplatz befindliche Denkmal der in den Napoleonischen und Befreiungskriegen gefallenen hessischen Krieger versetzt. Östlich an die Stadt grenzt die Mathildenhöhe, früher eine große Gartenanlage, jetzt zu einer Villenkolonie in Umwandlung begriffen. Hier befinden sich das Diakonissenmutterhaus Elisabethenstift mit schöner Kirche, das Alicehospital, die vom Kaiser Nikolaus II. von Rußland 1898–99 erbaute russische Kapelle, zum Gedächtnis der Kaiserin Maria von Rußland (Gemahlin Alexanders II.) errichtet, und die vom Großherzog Ludwig ins Leben gerufene Künstlerkolonie.

Auf der Südseite des Schlosses liegt der Marktplatz mit dem Rathaus, der neuerdings erweitert wird und den Namen Schillerplatz erhalten soll. Unweit davon erhebt sich die evang. Stadtkirche aus dem 15. Jahrh., im 17. Jahrh. umgebaut, mit dem Renaissancegrabmal von Georg I. (gest. 1596). Von den sieben evang. Kirchen sind noch erwähnenswert: die Bessunger- und Martinskirche. Die schon erwähnte kath. Kirche enthält die Grabmäler der Großherzogin Mathilde und des Prinzen Friedrich. An gottesdienstlichen Gebäuden hat die Stadt noch zwei Synagogen. Auf dem mit Anlagen gezierten Platze bei der kath. Kirche, dem Wilhelminenplatz, wurde 1902 der verstorbenen [⇐524][525⇒] Großherzogin Alice, Gemahlin Ludwigs IV., ein Denkmal errichtet. In der Nähe befindet sich das Neue Palais, die Wohnung des Großherzogs. Eine Zierde der Stadt sind auch die schönen und wohleingerichteten Schulbauten. Als Vergnügungslokale sind der Saalbau, der Saal der Turngemeinde und der Kaisersaal zu nennen.

Die Zahl der Einwohner betrug Ende des 18. Jahrh. erst 6700; 1816 zählte D. bereits 15,391 und 1900 mit der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 115, zwei Dragonerregimenter Nr. 23 und 24, ein Feldartillerieregiment Nr. 25, eine Abteilung Feldartillerie Nr. 61 und ein Trainbataillon Nr. 18) 72,381 Einw., davon 12,320 Katholiken und 1689 Juden. Die Industrie ist nicht unbedeutend. D. hat Fabriken für Chemikalien, Schokolade, Fayenceöfen, eiserne Herde, Kassenschränke, Kessel, Knöpfe, Lederwaren, Maschinen, Möbel, musikalische Instrumente, Seife, Spielkarten, Strohhüte, Tabak, Tapeten, Wagen etc., große Kunstgärtnereien, Klenganstalten für land- und forstwirtschaftliche Sämereien, geographisch-lithographische Anstalten u. Buchdruckereien. Der Handel ist besonders lebhaft in Landesprodukten und wird unterstützt durch eine Reichsbankstelle (Umsatz 1902: 574,1 Mill. Mk.), die Bank für Handel und Industrie, die Bank für Süddeutschland, die Darmstädter Volksbank, die landwirtschaftliche Genossenschaftsbank, die hessische Hypothekenbank etc. Die Stadt ist Knotenpunkt der preußisch-hessischen Staatsbahnlinien Frankfurt a. M. – Heidelberg, Mainz-Aschaffenburg, D.-Worms und anderer Linien. Zahlreiche elektrische Bahnlinien vermitteln den Verkehr in der Stadt und mit der Umgegend. An Bildungsanstalten besitzt D. außer der Bibliothek und den Sammlungen (s. oben) eine technische Hochschule (Sommersemester 1902: 1740 Studierende), zwei Gymnasien, ein Realgymnasium mit Realschule, eine Oberrealschule, Baugewerkschule, Gewerbeschule, kaufmännische Schule, landwirtschaftliche Winterschule etc., einen botanischen Garten, eine Zentralstelle für Gewerbe und den Gewerbeverein mit technischer Mustersammlung. Von Wohltätigkeitsanstalten sind besonders das städtische und das Landkrankenhaus, das Elisabethenstift, das Haus der Barmherzigen Schwestern, die Idiotenanstalt Alicestift und das Alicehospital zu nennen. D. ist Sitz der obersten Staatsbehörden, der Ministerien, des Oberkonsistoriums, der Oberrechnungskammer, der Regierung für die Provinz Starkenburg, eines Kreisamts, Oberpostamts, Hauptsteueramts, der hessisch-thüringischen Staatslotterie, einer Zentralstelle für Landesstatistik und Gewerbe, eines Oberlandes- und Landgerichts sowie des Stabes der 25. Division, der 49. Infanterie-, 25. Kavallerie- und 25. Feldartilleriebrigade. Die städtischen Behörden zählen 4 Magistratsmitglieder und 42 Stadtverordnete. – In D. sind geboren: H. P. Sturz, Joh. Heinr. Merck (Goethes Freund), die Kupferstecher Heß und Jakob Felsing, der Orientalist F. E. Schul, Justus v. Liebig, General von der Tann u. a. Im benachbarten Oberramstadt ist der Humorist Lichtenberg geboren. – Zum Oberlandesgerichtsbezirk D. gehören die 3 Landgerichte zu D., Gießen und Mainz, zum Landgerichtsbezirk D. die 19 Amtsgerichte zu Beerfelden, Bensheim, D. I und II, Fürth, Gernsheim, Großgerau, Groß-Umstadt, Hirschhorn, Höchst, Langen, Lorsch, Michelstadt, Offenbach a. M., Reinheim, Seligenstadt, Waldmichelbach, Wimpfen und Zwingenberg.

In der waldreichen Umgebung sind besonders bemerkenswert: die Ludwigshöhe (242 m) mit großem Gast- und Pensionshaus und Aussichtsturm, ferner die Ausflugsorte Traisa, Ober- und Niederramstadt (Stationen der Odenwaldbahn), in größerer Nähe der Stadt der Karlshof, das Heilige Kreuz und die Rosenhöhe, letztere mit dem Mausoleum des großherzoglichen Hauses (Grabmal einer jung verstorbenen Prinzessin, von Rauch; Grabmal der Großherzogin Alice, von der Königin Viktoria von England gestiftet, ausgeführt von Böhm) u. einem Schlößchen des Prinzen Wilhelm von Hessen. 6 km westlich von D. liegt der Truppenübungsplatz für das 18. Armeekorps.

Plan von Darmstadt.
Plan von Darmstadt.

Geschichte. In Urkunden des 8.–11. Jahrh. erscheint ein Dorf Darmundestat und war bis 1257 im Lehnsbesitz der Reichsministerialen von Dornberg. Dann vom Grafen Diether III. von Katzenelnbogen eingezogen, erhielt es 1330 Stadtrecht, und bis 1375 war die alte Burg vollendet. Nach dem Erlöschen der männlichen Linie der Grafen von Katzenelnbogen 1479 kam D. durch Heirat an Hessen. 1518 hatte D. eine heftige Belagerung durch Franz v. Sickingen zu bestehen, die durch einen Vergleich endete. Im Schmalkaldischen Kriege (1546) ward die Stadt von einem niederländisch-spanischen Korps unter dem Grafen von Büren mit List eingenommen, geplündert und das Schloß in die Luft gesprengt. Die Stadt erholte sich erst unter dem Landgrafen Georg I. von Hessen, der D. zu seiner Residenz wählte (1567) und Stifter der hessen-darmstädtischen Linie wurde. Ihre glänzendste Zeit begann mit der Regierung Ludwigs X. (als Großherzog Ludwig I., 1790–1830). Die alten Mauern wurden größtenteils abgetragen, die Stadt nach allen Richtungen erweitert, ganze Straßen mit schönen Gebäuden und eine Menge trefflicher Bildungsanstalten gegründet. In D. wurde 1820–22 der sogen. Darmstädter Handelskongreß (zur Beratung über gemeinschaftliche Zölle) von den Bevollmächtigten [⇐525][526⇒] mehrerer süddeutscher Staaten gehalten und 6. April 1852 die sogen. Darmstädter Koalition gegen den preußischen Zollverein (s.d.) geschlossen. Vgl. Walther, Darmstädter Antiquarius (Darmst. 1857); Derselbe, D. wie es war und wie es geworden (das. 1865); Mitzenius, D., seine Wälder und Höhen etc. (Führer, das. 1871); Zernin u. Wörner, D. und seine Umgebung (Zürich 1890). [⇐526]

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 524-526.
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[750⇒] Darmstadt, 1) Großherzogthum, s. Hessen-Darmstadt; 2) Kreis darin, in der Provinz Starkenburg; 54,800 Ew.; 3) Hauptstadt des Großherzogthums Hessen u. der Provinz Starkenburg, im Kreise D., an dem Bache Darm u. dem Anfange der Bergstraße, besteht aus der finsteren u. winkeligen Altstadt, mit der Pankratius-, Dieburger u. Bessungervorstadt, u. der schönen u. regelmäßigen Neustadt, mit der sehr breiten Rhein- u. Neckarstraße u. dem achteckigen Luisenplatz, in dessen Mitte seit 1844 die Denksäule des Großherzogs Ludwig I. sammt dessen ehernem Standbilde zu der Höhe von 120 Fuß sich erhebt; den Theaterplatz zieren seit 1853 die Bildsäulen der Landgrafen Philipp des Großmüthigen u. Georgs I. D. ist Residenz des Großherzogs, Sitz der obersten Landesbehörden, eines Stadt- u. Landgerichtes u. den Behörden der Provinz Starkenburg. Merkwürdige Gebäude: Großherzogliches Residenzschloß, ein weitläufiger Bau, 1568 begonnen, mit einem Glockenspiel auf dem Glockenbau; in dem 1715 abgebrannten, dann wieder aufgebauten südwestlichen Theile ist die Gemäldegallerie, die Antiquitäten-, Münz-, Waffen u. Trachtensammlung, Abgüsse antiker Bildsäulen u. Büsten, phelloplastische Modelle antiker Ruinen, die Naturaliensammlung (bes. wichtig die urweltlichen Petrefacten), das Cabinet mathematischer u. physikalischer Werkzeuge, die Bibliothek von 300,000 Bänden (darunter an 4000 Handschriften u. viele Incunabeln), desgl. das Staatsarchiv u. die Hauptstaatskasse; großherzogliches Palais an dem Luisenplatz, Residenz des verstorbenen Großberzogs Ludwig II.; ferner Hoftheater (1819 erbaut u. 1900 Zuschauer fassend), Marstall, Ständehaus, 2 Collegienhäuser, Zeughaus, früher Exercierhaus, 1771 von Schuhknecht erbaut, 309 Fuß lang, 145 breit u. 86 hoch, mit aus einem Sprengwerk gebauten Dache, im Innern nur einen Saal, den größten in Deutschland bildend, Infanterie-, Artilerie- u. Reitercaserne, Freimaurerloge (St. Johannes der Evangelist zur Eintracht), Casinogebäude etc.; unter den 4 Kirchen die Stadtkirche, mit dem fürstlichen Begräbnißgewölbe unter derselben, u. die katholische Kirche, nach Art der Rotonda in Rom erbaut, mit 28 korinthischen Säulen u. nur einem kolossalem Fenster in der Mitte der Kuppel; die Synagoge. Wissenschaftliche u. Unterrichtsanstalten: Historischer Verein, Geographischer Verein, Botanischer Garten, Gymnasium, Realschule, höhere Gewerbschule, Militärschule. Wohlthätigkeits- u. sonstige Anstalten: Ludwigs- u. Luisenstiftung (Töchterversorgungsanstalt, 1827 bei der 50jährigen Jubelhochzeit des großherzoglichen Paares gestiftet), Wilhelminenstiftung (Privatwittwen- u. Waisenanstalt), Krankenhaus, Militärlazareth, das 1857 erbaute Diakonissenhaus, Bibelgesellschaft, Leihhaus, Correctionshaus, Arresthaus. Industrie: Eisengießerei, Eisenmaschinen-, Tapeten-, chemische, Bijouterie-, Kutschen-, Spielkarten-, Buntpapier-, Tabaks-, Zündhölzer-, Hutfabriken, Schönfärbereien, Bierbrauereien, Buchdruckereien sind 15. Buchhandlungen 7 (die Leskesche verlegt die Kirchen-, Schul- u. Militärzeitung), 10 lithographische Anstalten. Seit 1854 Sitz der Bank für Handel u. Industrie, u. [⇐750][751⇒] seit 1856 der Bank für Süddeutschland (Zettelbank); 27,200 Ew., worunter 2900 Katholiken, 200 Deutschkatholische u. 570 Juden. Als Vorstadt betrachtet man auch das an D. sich anschließende Dorf Bessungen, mit 3800 Ew. u. der großherzoglichen Orangerie, hat aber eigene Bürgermeisterei; es besaß schon 1002 eine Kirche, in welche D. eingepfarrt war. Im Westen der Stadt ist der Bahnhof u. ein sehr großer Exercierplatz, im Osten ein von Georg I. angelegter Teich, der große Woog, u. 3/4 Stunde nordwestlich das Jagdschloß Kranichstein, in welchem Landgraf Ludwig VIII. residirte. Der Karlshof, die Ludwigshöhe etc. sind Vergnügungsörter; der Schloßgarten (Herrengarten) enthält das Grabmal von Karoline, Gemahlin Ludwigs IX., mit einer von Friedrich d. Gr. geweihten Marmorurne. Bes. angenehme Spaziergänge bieten die nahen u. schönen Buchwälder, mit Anlagen auf reizenden Höhepunkten. In D. u. der Umgegend baut man vorzüglichen Spargel. – An der Stelle der Altstadt stand wahrscheinlich schon ein gegen die Alemanen angelegtes Römercastell; für das Dorf D., das im 11. Jahrh. zum ersten Mal genannt wird, erwarb 1330 Graf Wilhelm I. von Katzenelnbogen vom Kaiser Stadtrechte; mit dem Aussterben des Hauses Katzenelnbogen 1479 kam D. durch Heirath an Hessen; 1518 belagerte es Franz von Sickingen u. verheerte die Umgegend; Landgraf Georg I., Stifter der Linie Hessen-D., erwählte 1567 D. zur Residenz u. baute an die Stelle des alten, 1546 von den Kaiserlichen eroberten u. mit Pulver in die Luft gesprengten Schlosses ein neues; 1622 wurde D. von Mansfeld genommen u. Ludwig V. mit seinen 2 Prinzen gefangen; 1647 von den Franzosen erobert. Seit der Landgraf von Hessen-D. zum Großherzog erhoben wurde, wuchs bes. unter Ludwig I. die Stadt ungemein; denn noch 1794 hatte sie nur 6700 Ew., also nicht 1/4 der jetzigen Einwohnerzahl. Hier fanden 1820–22 mehrere Berathungen zwischen Bevollmächtigten der süddeutschen Staaten statt, um ein gemäßigtes Mauthsystem u. gemeinschaftliche Zölle zu besprechen (Darmstädter Handelscongreß), die Ausführung der Pläne stieß sich indessen an die Verschiedenheit des Interesses, u. so ist jener Plan vereitelt worden; doch bildet er die Grundlage zu dem 1828 zuerst vom Großherzogthum Hessen mit Preußen abgeschlossenen Zollverein. Hier im Mai 1845 Versammlung der süddeutschen Forstwirthe; im Sept. 1845 Versammlung der deutschen Philologen u. Orientalisten; am 21. Sept. 1847 Hauptversammlung des Gustav-Adolf-Vereins; im April 1852 Zollconferenzen um eine süddeutsche Coalition zu Stande zu bringen (ohne Resultat); am 18. Sept. 1854 Eröffnung des Zollcongresses; am 31. Aug. 1856 Feier des ersten Mittelrheinischen Musikfestes. Vgl. Adreßbuch u. kurze Geschichte von D., Darmst. 1819 u. 1821; Pauli, Gemälde von D., ebd. 1821; Zehfuß, Alterthümlichkeiten von D., ebd. 1822; Wagner, Geschichte u. Beschreibung von D., ebd. 1945; Walther, Der Darmstädter Antiquarius, ebd. 1997; Plan von D., von Louis. [⇐751]

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 750-751.
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[286⇒] Darmstadt, Haupt- und Residenzstadt des Großherzogthums Hessen, an der Frankfurt-Heidelberger Eisenbahn, mit 30000 E., die Wollenwaaren, Tapeten, Kutschen, Bijouteriewaaren und Wachslichter fabriciren. D. hat eigentlich seine Bedeutung nur als Sitz der Regierung und der damit verbundenen Anstalten gewonnen und ist auch erst nach der Theilung Hessens 1567 als Residenz der Darmstädtischen Linie emporgekommen. [⇐286]

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 286.
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[515⇒] Darmstadt, die Haupt- und Residenzstadt des Großherzogthums Hessen, in der Provinz Starkenburg in einer vom Rhein, Main und den Vorbergen des Odenwaldes begrenzten Ebene gelegen, wurde 1330 vom Kaiser Ludwig dem Baier zur Stadt erhoben und bald darauf der Sitz der Grafen von Katzenelnbogen. Stadt und Land kamen 1479 an das Haus Hessen, jene wurde 1567 der Sitz der noch jetzt hier regierenden Linie und von nun an erweitert und verbessert, am meisten unter Großherzog Ludwig I. (1790–1830), dem die Stadt eigentlich ihre jetzige Schönheit verdankt. Sie hat einen Umfang von fast 11/2 St., etwa 22,000 Einw., zerfällt in die Alt- und Neustadt, die Bessunger-, Dieburger- und die Bangerts- (Pancratius-) Vorstadt. Die Altstadt ist winklig und finster, zum Theil noch mit den alten Stadtmauern und Thürmen versehen, desto freundlicher aber ist die Neustadt mit breiten und geraden, sich rechtwinklig durchschneidenden Straßen. Die Hauptplätze sind: der achteckige Luisenplatz mit einem Springbrunnen; der Marktplatz in der Altstadt mit dem Rathhause und der Hauptseite des zu drei verschiedenen Zeiten erbauten großherzogl. Schlosses, dessen ältester Theil sich aus dem Jahre 1568, der neueste von 1717 herschreibt; der Paradeplatz, gleich daneben, und der mit Bäumen bepflanzte Mainplatz und Neckarplatz. Zu den merkwürdigen Gebäuden gehören: das Palais in der Luisenstraße mit einem Belvedere; das 1818 und 1819 im ital. Geschmacke gebaute Opernhaus, eins der schönsten Theatergebäude Deutschlands; das Cassino oder Gesellschaftshaus, in dessen Saale die zweite Kammer der Landstände sich zu versammeln pflegt; das 1771 gebaute Zeughaus, früher Exercierhaus, welches einen 319 F. langen und 151 F. breiten Saal hat, dessen Decke nur von dem Hängewerke des Dachstuhls gehalten wird; die 1822 erbaute katholische Kirche auf dem Riedeselsberge, deren Kuppel 28 korinthische Säulen tragen und die das einzige Fenster enthält, durch welches die Kirche erhellt wird. Von öffentlichen Bildungsanstalten bestehen in D. ein Gymnasium, eine Realschule, eine höhere Militairschule und viele untergeordnete Schulanstalten. Von Sammlungen sind zu bemerken: die 120,000 Bände starke Hofbibliothek, eine Gemälde- und eine Antikensammlung, ein Münz-, ein Naturaliencabinet, eine Kunstsammlung u.s.w. Handel und Gewerbe erstrecken sich nicht über den unmittelbaren Bedarf. [⇐515]

Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 515.
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[83⇒] Darmstadt, die Hauptstadt des Großherzogthums Hessen (s. d.), liegt am Flüßchen Darm und am Anfang der schönen Bergstraße, die durch die reizendsten Landschaften nach Heidelberg führt. Wer in die süddeutschen Bäder reist, oder nach den anmuthigen Rheingegenden, unterläßt es selten, Heidelberg, die Bergstraße und das elegante Darmstadt mit seinem prächtigen Opernhause, imposanten Schlosse etc. zu besuchen. Hier ist der größte Saal in Europa, 319 Fuß lang, 151 breit und 83 hoch, der jetzt zum Zeughaus dient. Imposant sind die vielen großen Plätze, welche meistens von neuen, regelmäßigen Gebäuden eingeschlossen werden. Die Neustadt zeichnet sich durch eine ganz reguläre Bauart und den Louisenplatz aus. Merkwürdig sind noch die Gemälde-, Antiken-, Naturalien- und Münzsammlungen, so wie auch die Schlösser des Erbprinzen, des Landgrafen Christian, die katholische Kirche, die Bibliothek etc. – Darmstadt ist die Residenz des Großherzogs von Hessen und besaß bis 1830 eine der ersten Operngesellschaften Deutschlands. Hier wurden mit verschwenderischer Pracht die ersten Meisterwerke der Componisten Deutschlands, Frankreichs und Italiens von einem gewählten Sängerpersonale dargestellt und lockten die Bewohner umliegender Städte, z. B. Karlsruhe, Frankfurt, Manheim etc., zu häufigem Besuche, was natürlich ein regeres Leben unter die 25,500 Einwohner dieser Stadt brachte. Die Stadt hat mehrere wissenschaftliche Anstalten und Fabriken in Stärke, Karten und Tabak. In der Umgegend wird sehr viel Spargel gebaut, der von besonderer Güte ist. [⇐83]

Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 3. [o.O.] 1835, S. 83.
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