1. Ans Nehmen ist so viel Freude gehängt, als wenn vom Mann das Weib empfängt; doch Wiedergeben thut beschweren, als sollten wir ein Kind gebären.
2. Besser nehmen als brennen.
Lat.: Melius est nubere, quam uri. (Binder II, 1827; Eiselein, 466.)
3. Das Nehmen ist Allerwelts Kunst.
4. Der wus hot lieb zü nemen, hot feind zü geben. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
5. E jêder nit, wat hie bekit. (Siebenbürg.- sächs.) – Schuster, 966.
[980] 6. Eck nehme nix, eck nehme nix, segt de Beddelvagt von Alfeld, un hält de Hand hinnen ût. (Hildesheim.) – Hoefer, 61; Schlingmann, 86.
7. Em mess nien, dô ässt äs. (Siebenbürg.- sächs.) – Schuster, 992.
8. Es hat sich nie keyner müd genommen. – Franck, I, 74a; Gruter, I, 31; Egenolff, 334; Petri, II, 247.
Auch der Mildeste und Reichste lässt sich nicht ungern etwas schenken. In den Sprüchen des Hanamal wird es sogar zum Erwerben der Freundschaft gerechnet.
9. Es heisst nemmen vnd nicht widergeben. – Theatrum Diabolorum, 436a.
10. Es ist nicht gut nehmen, wo nichts ist.
11. Hast du mich genommen, so musst du mich behalten. – Petri, II, 373; Henisch, 800, 44; Pistor., II, 68; Estor, I, 347; Eisenhart, 118; Gaal, 313; Hillebrand, 119, 163; Graf, 550, 118; Simrock, 7462.
Von Verlobten und Eheleuten. Ist die Verlobung gesetzmässig geschehen, so findet keine Reue statt. Die Verbindlichkeit der Ehegatten ist noch weit stärker. Die Ehe ist ein unauflösliches Band, mit Ausnahme dessen, was die Gesetze über Ehescheidungen festsetzen. »Die Frauen legen erst ihren Buhlen ans Bett und sagen nach der Heirath: ›Ich hab' ihn genommen, dass ich seiner abkäme.‹« (Pauli.) »Nisus buhlte stark um Nisa; dieses gab ihr viel Beschwerden, wollt' ihn nicht; sie nahm ihn aber, seiner dadurch los zu werden.« (Logau.)
Böhm.: Vzal jsi mĕ, mĕj si mĕ, bud ti libo nebo žel. (Čelakovský, 384.)
It.: O bella, o brutta, che la moglie sia, bisogna, che la tenga in compagnia. (Gaal, 313.)
Wend.: Gaž si mnjo wozeł ga derbiš mnjo mĕś, daśi jo tebĕ libo abo lito. (Čelakovský, 384.)
12. Ich nehm's, wo ich's finde, sagte der schwarze Peter und holte den Kelch aus der Kirche.
Frz.: Il ressemble le baillif, il prent derrière et devant. (Leroux, II, 57.)
13. Immer nehmen und niemals geben, macht ein unfreundlich Leben.
14. Ist am besta, ma nimmt's überhaupt, wie der Teufel d' Baura. (Ertingen.) – Birlinger, 58.
15. Man kan demjenigen nichts nemen, der nichts hat. – Lehmann, II, 428, 125.
16. Man muss es nehmen, wie es der Markt gibt.
Lat.: Quod adest boni consule. (Binder I, 1505; II, 2865; Erasm., 788; Philippi, II, 141; Tappius, 124a.)
17. Man muss es nehmen, wo's ist, wo nichts ist, kann man nichts nehmen. – Theatrum Diabolorum, 339a.
18. Man muss jeden nehmen, wie er ist.
»Wir müssen uns einander nehmen, wie wir nun einmal sind, und uns ein wenig rechts und links bequemen, man schifft umsonst stracks gegen Flut und Wind.« Die Russen sagen: Deine Geradheit gefällt mir, mag dir auch mein Buckel gefallen. (Altmann VI, 406.)
19. Man muss nehmen, wenn der Beutel offen ist.
Um auszudrücken, dass man die sich darbietende Gelegenheit ergreifen, Zeit und Umstände, den günstigen Augenblick benutzen müsse, haben die Dänen eine Anzahl sprichwörtlicher Redensarten; sie sagen: Mal mens vandet løber. – Nyt den soel som nu skinner. – Nyt vinden mens hun er god. – Seyl mens børen blæser. – Sliib mens steenen gaaer om. – Smed jernet mens det er heed. – Tag mens posen er aaben. – Varm dig mens du sidder ved ilden. (Prov. dan., 92.)
20. Man muss nemen, wie es der Löffel gibt. – Gruter, III, 66; Lehmann, II, 409, 27; Simrock, 6590.
21. Man muss nemen, wies kompt. – Egenolff, 106b; Eyering, III, 202; Simrock, 7456a.
Frz.: Il faut prendre le temps comme il vient. (Masson, 267.)
Lat.: Non semper erit aestas. (Sutor, 972; Philippi, II, 44.) – Praesentem fortunam boni consule. (Egeria, 106b; Hauer, 219; Philippi, II, 104; Schonheim, P, 19.) – Praesentem mulge, quid fugientem insequeris. (Sutor, 422.)
22. Man muss nicht alles nehmen, was man uns bietet.
Dän.: Tag ikke alt, eller altid, eller af alle. (Prov. dan., 23.)
23. Man muss nicht mehr nehmen, als man kriegen kann.
24. Mancher nimmt mit Scheffeln und gibt mit Löffeln. – Körte, 4055; Braun, I, 2515.
In Brandenburg: Mancher nimmt't met Schöäpel un gewt't met Löäpel. (Schlingmann, 998.)
[981] 25. Mann nimt kein Schaff ohne Wolle. – Lehmann, 547, 18.
26. Mannich ên nimt mit Schäpeln un givt mit Läpeln. (Lübeck.) – Deecke, 11.
27. Mit dem, der nehmen kann, was er will, ist übel theilen.
Dän.: Det er ondt, at deele med dommeren, og drikke med skienkeren, og spille med dobleren. (Prov. dan., 108.)
28. Musst jeden nehmen, wie er ist, nicht, wie dein Gedunken ihn misst.
29. Näh, wo ist; gä, wo brist. – Sutermeister, 146; hochdeutsch bei Eiselein, 492; Simrock, 7456.
30. Nahmst du mich, so hast du mich, mag dir's lieb sein oder nicht.
Sagt die Niederlausitzerin zu ihrem Manne.
31. Nehmen armet nicht.
Sagen besonders diejenigen, welche lieber nehmen als geben.
32. Nehmen ist seliger als Geben, sagen die Klosterherren. – Klosterspiegel, 74, 11.
33. Nehmen kann man einem wol mit Gewalt etwas, aber nicht geben.
34. Nehmen und verheissen ist adelisch, Geben und Halten ist bäuerisch. – Körte, 4501; Braun, I, 2997.
35. Nemen ist besser (leichter) als geben. – Lehmann, 547, 17.
It.: E più facile prendere, chè rendere. (Pazzaglia, 321, 2.)
36. Nemen ist ein süssest Handwerck. (S. ⇒ Essig 14.) – Lehmann, 548, 38; Lehmann, II, 426, 74; Körte, 4503; Simrock, 7455; Braun, I, 2998.
Frz.: Il n'y a de plus bel acquit que le don. (Masson, 300.)
Poln.: Bog dał ręce, zeby brać. – Mądry lierze, a głupi daje. (Masson, 300.)
37. Nemmen vnd geben stehet in verträgen wol beysammen. – Lehmann, 784, 50.
38. Nim, was dir werden mag, vnd lass das ander faren. – Franck, II, 114a; Tappius, 123a; Lehmann, II, 426, 79; Simrock, 7457; Körte, 4572; Braun, I, 3052.
In Warschau lautet eine jüdisch-deutsche Redensart in demselben Sinne: Le-Ojlem (immerhin) tikkech (nimm). Oft mit dem Zusatz: derweil kück ich, d.h. den Vortheil stets im Auge behalten.
39. Nimb es für gut, auff ein andermal wollen wirs verbessern. – Lehmann, II, 426, 80.
40. Nimb nichts, bitt wenig, gib vil hin, so hastu vil freund zu gewin. – Henisch, 400, 51.
41. Nimb, weil du kannst. – Mathesy, I, 22a.
»Schneide die beste Pfeiffe, weil du im Rohr sitzest.« »Als die Klöster gegründet worden, nahmen die Einsiedler die Wälder, die Benedictiner die Berge, die Cistercienser die Thalgründe, die Prämonstratenser das Flachland u.s.w. Alles war schon vertheilt, als der heilige Franciscus erschien, den man betteln gehen hiess. Zuletzt kam Ignaz Loyola, der den Bescheid erhielt: ›Nimm, was du kannst.‹«
Poln.: Łap co moźesz! (Wurzbach I, 279, 261.)
42. Nimbs, die Haut ist danckenswerth. – Lehmann, II, 434, 72; Körte, 2690.
Lat.: Donum rejicere haudquaquam decet.
43. Nimbs, wies kombt. – Sutor, 276.
44. Nimm es umsonst! »Nein«, sagte er, »mein Sack ist nicht gross genug.« – Burckhardt, 254.
Von dem grossen Glück eines Menschen, dem mehr angeboten wird, als er annehmen kann.
45. Nimm für gut, wie dir die Welt thut. – Petri, I, 74.
46. Nimm mich, verdiene mich, oder ich verdamme dich, spricht der Almosen. – Petri, II, 499.
47. Nimm, was dein vnd lass dem andern was sein. – Petri, II, 500.
48. Nimm, was Sanct-Paulus von den Griechen nahm. – Tappius, 124a.
49. Nömet mi, wo ji willt, un wann ji mi auk Pott hêtet, man blîwet mi met'n Liepel ût'n Mêse. – Lyra, 143.
50. 'S ist ölles no wia me 's nimmt. (Ulm.)
51. To sick nehmen, fackelt nich. (Bremen.) – Köster, 254.
52. Vom Nehmen wird man nicht arm. – Blass, 19.
53. Was eines ist, das kan jm niemand nemen. – Franck, I, 145a.
[982] 54. Was man nehmen darf, hat man nicht gestohlen.
It.: Quel ch'è di patto non è d'inganno. (Pazzaglia, 177, 7.)
55. Wer alles nehmen kann, dem muss man geben, was er verlangt.
It.: A chi ti può torre ciò che hai, dagli ciò che ti chiede. (Bohn I, 67.)
56. Wer kan nemen, wo Gott nicht gibt. – Henisch, 1708, 26; Petri, II, 727.
57. Wer mehr nimmt, als er soll, der spinnt sich selbst ein Seil zum Hangen. – Sailer, 160; Simrock, 7458.
58. Wer nehmen kann, braucht nicht zu bitten.
Span.: No pidas de grado lo que puedes tomar por fuerza. (Don Quixote.)
59. Wer nicht nehmen will, soll (braucht) auch nicht (zu) geben. – Simrock, 7451; Körte, 4502; Körte2, 6758; Graf, 251, 144; Braun, I, 2999.
Wer nicht Waare nimmt, braucht keine zu bezahlen.
Holl.: Die niet nemen en will, en derf niet gheven. (Tunn., 12, 4.)
60. Wer nichts nimbt, darff nichts wiedergeben; wer nicht gern nimbt, schenckt auch nichts eben.
Lat.: Nolens accipere, non solet ille dare. (Sutor, 78; Loci comm., 140; Fallersleben, 305.)
61. Wer nichts nimmt, darf nichts geben. – Graf, 251, 145; Henisch, 1382, 20.
Drückt den Grundsatz, der alle Kauf- und Vertragsverhältnisse beherrscht, aus, Werth nur gegen Werth zu vergeben. (S. ⇒ Geben 206.)
62. Wer nichts nimpt, der darff nichts widergeben. – Petri, II, 743.
63. Wer nimmt, verpfändet (verkauft) sich.
Frz.: Qui d'autrui prend, sujet se rend. (Kritzinger, 50.)
64. Wer nimpt, der muss geben. – Lehmann, 29.
Span.: Quien quiere tomar, conviénele dar. (Bohn I, 252.)
65. Wer nur des nemens gewont ist, der kompt gar schwer zum geben. – Lehmann, 548, 39.
66. Wer viel nimbt vnnd nichts gibt, zusagt vnnd nichts helt, borgt vnnd nicht zahlt, der gehet den rechten Weg zum reichen Mann. – Lehmann, 681, 9.
67. Wer von einem andern nimmt, verkauft seine Freiheit.
68. Wer zuerst nimmt, hat die Auswahl.
Frz.: Qui premier prend, ne s'en repent. (Kritzinger, 559b.)
Port.: Melhor he prevenir, que ser prevenido. (Bohn I, 283.)
69. Wo man nur nimpt vnd nichts will geben, da mag nicht sein ein freundlich leben.
70. Wo man uns nichts nimmt, wollen wir auch nichts nehmen. – Graf, 530, 357; Mohr, 33.
71. Woher nehmen und nicht stehlen! – Eiselein, 492.
72. Woher nien und net schtiélen? (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 445.
73. Wus män nemmt sich nit allein, dus hot män nit. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Meint, es gebe Fälle, in denen man energisch zugreifen und nicht auf die Grossmuth anderer warten müsse.
74. Zu sich nehmen fackelt nicht. – Lohrengel, I, 919.
75. Zu viel nehmen bringt an den Galgen.
Frz.: Trop prendre fait pendre. (Kritzinger, 560a.)
*76. Das nimmt er so gern wie einen bösen Groschen.
Holl.: Hij is ermede te paaijen als een Jood met de billen van een zwijn. (Harrebomée, I, 365b.)
*77. Dat is so as: Nimm mich man.
*78. Dem einem nimmt er's, dem andern gibt er's.
*79. Dü könst ham eg muar nem üüs't Skan. (Amrum.) – Haupt, VIII, 353, 50.
Du kannst ihm nicht mehr nehmen als das Fell.
*80. Du nimbst nit sie, sonder jr gelt. – Franck, II, 52b.
*81. Du nimmst die deinstige, ich nehme die meinige, und doch gehn wir miteinander aufs Gelana. – Westermann, Jahrb., XXV, 616.
Mit dieser Redensart neckt man die Einwohner von Ulten (Kreis Bozen in Tirol), die in gewissem Sinne für die Schildbürger des Burggrafenamtes gelten, weil die Procession zur Feier von Mariä Geburt in Lana fast die gesammte Bevölkerung des ultner Thals herbeilockt und namentlich die Jugend beiderlei Geschlechts in der Regel paarweis nach Lana zieht.
[983] *82. Er denkt: vom Nehmen werd me nit arm. – Tendlau, 281.
Graf Wartensleben in der Sitzung des preussischen Abgeordnetenhauses vom 16. März 1865 zur Linken gewandt: »Wenn einer von Ihnen Finanzminister würde, so würde er auch vom Stamme Nimm sein.« (Bresl. Zeitung, Nr. 130.)
*84. Er nähme bis an die Hölle zu, und wenn ihm die Haare und die Beine brennten, so nähm' er doch. – Simrock, 7459.
*85. Er neme den pfaffen zur kirchen, wers jm nur geb. – Franck, II, 87b.
*86. Er neme es eim hund auss dem maul. – Franck, II, 45a.
»Die so nahe suchen, wo vnd wie sie gelt erobern, dz sie auch den todten gern einn zinnss oder schatzung auflegten, dise gelthungerigen geitzwürm sticht mann mit disen sprichworten,« sagt Franck mit Bezug auf die vorstehende Redensart, und fügt noch folgende verwandte bei: Er sucht nahe. Er zöche einem Dieb die hosen vom galgen auss wie Contzzwerg. Er veracht nicht, das gelt tregt. Er zündet eim nit ein liecht vergebens an. Er zeyget eim nit den weg. Er thet eim nit ein thür auff. Er zöhe es dem kind auss dem maul. Er neme sich zu tod. Er ist pfaffengeschlecht.
*87. Er neme es Gott vom altar. (S. ⇒ Geben 250.) – Franck, II, 45a u. 112a.
*88. Er neme es Gott von den füssen. – Franck, II, 45a; Sailer, 362.
Jüd.-deutsch: Der nemmt vom Misbach herunter. (Tendlau, 280.)
*89. Er neme es von den todten. – Franck, II, 45a.
*90. Er neme sich zu todt. – Franck, II, 87b; Egenolff, 53a.
Lat.: Atticus vel moriens porrigit manum. (Egeria, 53a; Binder II, 274; Philippi, I, 47; Seybold, 44; Sutor, 30; Steinmeyer, 55b.) – Largitio non habet fundam. (Sutor, 66.) – Non satiatur donis.
*91. Er nemmet wie a Frost. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Besonders, wenn man im Spiel viel Stiche macht.
*92. Er nemmt mit Scheffeln ün git mit Löffeln. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Vom Geizigen und Habsüchtigen.
*93. Er nemmt wie a blind Ferd. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Von bestechlichen Beamten.
*94. Er nimmet vors mehr das weniger, vors gross das klein. – Lehmann, 787, 2.
Der es nicht besser kennt oder weiss.
*95. Er nimmt alles für baar Geld (baare Münze).
*96. Er nimmt alles, nur nicht glühendes Eisen. – Frischbier2, 2764.
*97. Er nimmt alles, was er bekommt, wie eine Zehntscheuer.
Böhm.: Všecko béře jako desátková stodůlka. (Čelakovský, 336.)
Poln.: Jak dziesięcinny brog wszystko przyjmuje. (Čelakovský, 336.)
*98. Er nimmt alles, was nicht niet- und nagelfest ist. – Frischbier2, 2765.
*99. Er nimmt alles, was nicht reden kann. – Frischbier2, 2765.
*100. Er nimmt dir das Weisse aus den Augen.
Der Habsüchtige, Hartherzige.
*101. Er nimmt lieber als er gibt. – Tendlau, 282.
*102. Er nimmt nicht zehn Geisskügelchen dafür. – Blass, 10.
*103. Er nimmt sich derweil wie ein alter Esel.
*104. Er nimmt, wo er's kriegen kann und wär's vom Altar.
*105. Er nimmt's einem mit den Augen aus dem Mund. – Frischbier2, 2766.
*106. Er nimmt's paarweis, wie der Teufel die Bauern. (Rottenburg.)
*107. Er nimmt's überhaupt, wie der Teufel die Bauern. – Eiselein, 592; Simrock, 10212; Braun, I, 4459.
In der Schweiz: Er nimmts überhopp wie der Teufel d' Bûrn. (Sutermeister, 70.)
*108. Er nimmt's unbesehen wie der Stier die Kuh.
*109. Er nimmt's und wenn Blut daranhängt.
Lat.: A mortuo tributum exigere. (Binder II, 11; Philippi, I, 29; Seybold, 25; Tappius, 38b.) – Vel a mortuo tributum aufert. (Apostol., XI; Binder II, 3476.)
[984] *110. Er nimmt's, wo er's findet, wie Bismarck.
Bezieht sich auf eine angebliche Aeusserung des Fürsten, die er in der Conflictsperiode im Abgeordnetenhause, wo man der Regierung beanspruchte Geldmittel verweigern wollte, dahin gethan haben soll: »Ich werde das Geld nehmen, wo ich's finde.«
*111. Er nimmt's, wo er's nicht hingelegt.
»Nehmens, da sies nit han gelegt.« (Waldis, III, 93, 208.)
*112. Er würde sie (es) nicht nehmen und wenn sie (es) goldene Eier legte. (Lit.)
*113. Es nimmt en am Ringe. – Sutermeister, 106.
*114. Es wird e woll neh. – Sutermeister, 106.
Von einem Kranken, an dessen Aufkommen gezweifelt wird. In Bezug auf Personen, deren Tod man erwartet, zu deren Genesung wenig Hoffnung ist, finden sich a.a.O. noch folgende schweizer Redensarten: Er treit de Todtenschii im Sacke noche. Da Hueste muess Grund träge (Wortspiel). Dä Hueste heuscht Härd. So en Wueste muess Brod han oder Herd. Sis Oergerli ist am Ûslüte. Es hüt en am Bändel. Es gaht em um de Bundriemen. Es putzt e. Me muess em der Aser drucke. Er mues ge d' Schêra hüeta (Sanct-Gallen). Er muess über's Stäckli springe. Er wird müesse d' Bei i d' Hêchi stitze. Er hät de letscht Zwick a der Geisle. Er hät's Letscht im Ofe. Er hät's Letscht Räf. Er hät's Letz im Häfeli (letzte Oelung). 'S git bald en Aenderig. Mit ihm hät's g'schället. Es het em's Anger g'lütet, 's lütet em glî z'säme. Er het nücht 's Todtenührli g'hört. De Nachtheuel hät em nächt den ebig Abschied g'holet. Er g'hört am Ustag du Gugger nimm schrijn. Er will ufgeiste. Es staht en herte Bot u sim Bett. Er kratzet a der Decki. Es schlot em is End. Si hend (nämlich die Nachbarn) zum End grüeft. Er ist verwahrt (mit dem Sterbesakramente versehen). Es goht em übers Herz. Es nimmt en am Ringge. Er ist am Abwäbe.
*115. He nimmt et, wor he 't kriegen kann. (Lippe.)
*116. He nömmt em, wie de Wachmeister1 de Worscht. (Ostpreuss.)
1) Hier Executor.
*117. Hei nömmt em, dat em de Oge äwergahne. – Frischbier2, 2767.
*118. Hei nömmt möt fîf Fingre on e Gröff. – Frischbier2, 2768.
*119. Hei nimmt von de Lebend'ge, von de Dodge kröggt hei nuscht. – Frischbier2, 2769.
*120. Ich nahm's wî's d' Goarwe gett. – Peter, 447.
Ich bin nicht wählerisch.
*121. Ich nem, was mir werden mag. – Petri, II, 398.
*122. Ich neme es, wie es der wurff gibt. – Lehmann, 548, 20.
*123. Ich neme es, wie es geng vnd geb ist. – Lehmann, 548, 20.
*124. Nehmen, wo's ist, und hinthun, wo's fehlt.
*125. Nims zu dir, so warm du es kannst leiden. – Herberger, I, 713.
In dem Sinne: merke dir's und beherzige es.
*126. Sie nimmt, was Hosen trägt.
Von einer feilen Dirne, der jeder Mann recht ist. (S. ⇒ Thür.)
*127. Vom Nehmen, denkt er, wird mer nit arm. – Tendlau, 281.
*128. Willst noch einen nemen1 vor'n olen Pres? (Hannover.)
1) Nämlich noch einen Schnaps.
*129. Zum Nehmen hat er viel Hände; doch fehlt zum Geben ihm die Hand.
*130. Zum Nehmen Multimanus, zum Geben Nullimanus.
Lat.: Ne mea quid faciet dextra, sinistra sciat. – Sive quid accipio, seu do, cur porrigo dextram? (Chaos, 233.)
131. Man muss es nehmen, wie's ist, und nicht, wie's sein sollte.
132. Nimm ist ein gar seltnes Wort; gib her, das hört man fort und fort. – Schuller, 45.
133. Wer mehr nimmt, als ihm gebührt, den Strick zum Galgen mit sich führt.
It.: Chi più che non deve prende, fila la corda che poi l' appende. (Giani, 1408.)
*134. Er nemmt nit var mir (für mich) kein Sack mit Borschtsch1.
1) Poln. Barszcz = Suppe aus rothen Rüben. – Ich stehe bei ihm in grossen Gunsten. Der Volkswitz lässt den flüssigen Barszcz in einem Sacke messen.
[1632] *135. Nim d'r doas und schmier d'r jen's. (Hirschberg.)
Wenn etwas gesagt wird, das jemand auf sich beziehen zu können meint, dann pflegt man die obige Redensart anzuwenden.
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