1. A breite Thür herein ün a schmale heraus. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Von anscheinend lockenden Geschäften, die uns später viel Sorge machen.
2. An der Thür des vollen Gewölbes drängen sich Freunde und Verwandte, aber die kalte Küche ist leer.
3. An der Thür solt es geschriben stan, Hurenleben ist zum todt ein ban.
Lat.: Scribatur portis, meretrix est ianua mortis. (Loci comm., 117.)
4. Bei der engen Thür erkennt man den Rang.
Man lässt den Höhergestellten zuerst gehen.
Frz.: Entre deux de pareil estat par l'huys estroict sort le debat.
Lat.: Angustae fores parium distingunt honores. – Angusto parium honores distinguiti anua. (Bovill, III, 66.)
5. Der hinter die Thür thut, hat es ebenso gut, als der es ausfegt.
6. Der Letzte macht die Thür zu.
Bezeichnet als altes Rechtssprichwort den Anfall des ehelichen Gesammtguts an den überlebenden Ehegatten.
7. Der sich zwischen thür vnd Angel legt, der wirdt zerquetscht. – Lehmann, 522, 15.
8. Der soll (muss) hinter der Thür stehen, der ungeladen zu Hofe thut gehen.
9. Die Thür geht auf und zu, im Himmel ist die ewige Ruh'. (Appenzell.) – Aargauer hist. Taschenbuch.
10. Die Thür gut zu, rief die Frau, als sie auf den Flöhfang ging.
Holl.: Doe de deur toe, pas wel op, zei besje tegen haar jongen, en zij ging op de vlooijen-vangst. (Harrebomée, I, 127b.)
11. Die Thür hat das schwerste Amt im Haus.
Dän.: Dørren har meest umage i huuset; saa og huusbond og huusfrue. (Prov. dan., 117.)
12. Die Thür ist am besten verschlossen, die man nicht zu verschliessen braucht.
Auch die Chinesen sagen: Die Thür, die man offen lassen kann, ist am besten verschlossen. (Cahier, 2081.)
13. Die Thür ist der höchste Berg, da kommt man nicht bald vber. (S. Schwelle ⇒ 1 u. ⇒ 3.) – Petri, II, 145.
[1190] 14. Die thür pflegt vngern auff zu gehn, wenn arme leut vorm Hause stehn.
Lat.: Dum pauper clamat, ianua limen amas. (Loci comm., 156.)
15. Die Thür zur Hölle steht immer offen.
Lat.: Noctes atque dies patet atri janua ditis. (Virgil.) (Philippi, II, è9.)
16. Die Thüren thu für'n Bettlern zu; bringt einer was, denselb einlass. – Mathesy, 21b.
»Wie der Welt Lehre vnd Regel lautet.«
17. Durch eine Thür, aus der man gekommen, darf man nicht wieder eingehen. – Eiselein, 596.
Lat.: Portam ingredi nefas, qua exieris. (Eiselein, 596.)
18. Ein jeder find für seiner Thür Vnflats genug, daran er zu kehren hat. – Petri, II, 200.
19. Eine knarrende Thür hängt noch lange in den Angeln.
Ein altes Geräth kann noch lange Dienste thun.
Engl.: A creaking door hangs long on the hinges. (Bohn II, 284.)
20. Eine offene Thür führt auch die Heiligen in Versuchung. – Winckler, XIII, 13.
Holl.: Eene open deur bekoort zelfs den vrome. (Harrebomée, I, 127b.)
21. Eine schöne Thür macht eine schöne Façade.
Ein schöner Mund, ein schönes Gesicht.
22. Eine Thür, die man nicht schmiert, knarrt. – Winckler, XIII, 85.
23. Es fegt mancher vor der Thür seines Nachbars und lässt den Schmuz vor der eigenen liegen.
Dän.: Mangen giør reent for sin nabœs dør og gaaer sin egen forbi. (Prov. dan., 470.)
24. Es ist gut, seine Thür zu verschliessen.
Holl.: Het is goed, een hek voor zijne deur te hebben. (Harrebomée, I, 128a.)
25. Es ist keine Thür so hart verschlossen, die nicht durch geschenck könnte geöffnet werden. – Henisch, 1533, 16; Petri, II, 271.
26. Es mag jeder vor seiner Thür kehren, er wird Besen genug brauchen. – Hermann, III, 17; Waldis, II, 61; Braun, I, 4512.
27. Es mangelt vielen eine Thür fürm Maul. – Petri, II, 287.
28. Grosse Thüren brauchen grosse Klöppel. – Winckler, VII, 94.
29. Henck mir die Thür an, vergiss der Nägel nicht. – Gruter, III, 49.
Lat.: Plus in alieno quam in suo negotio vident homines. (Seneca.) (Philippi, II, 99.) – Sua satius est mala, quam aliena, tractare. (Seneca.) (Binder II, 3218.) – Utere curne, de asimis nihil laborans. (Philippi, II, 236.)
30. Hingerer Dahü(r) stä(i)t e Pöoudel möt Thäiä(r); haol se hää(r), wi wölle de Waoge schma(i)re, wi waare nao Bâor(i)te 't ön a Jaohrnarkt faohre. (Dönhofstädt.)
Um die Aussprache der Einwohner von Gross- Wolfsdorf (Kirchdorf im Kreise Rastenburg) zu verspotten. Die eingeklammerten Buchstaben tönen nur ganz kurz an.
31. Hohe Thüren fallen hart.
32. Je niedriger die Thür, je mehr muss man sich bücken.
33. Jede Thür hat ihren Klöppel. – Winckler, XV, 92.
34. Jeder kehre vor seiner Thür, so bleibet nirgends ein Dreck dafür. (S. ⇒ Waschen.) – Körte, 5973.
In Ostfriesland: Lewwer faage fuar din ein düür. (Hansen, 10.) »Für seiner Thür kehr jeder fein, so wirds in der ganzen Stadt rein.« (Froschm., Jiiiib.) »Wer eim andern denkt zu straffen, der soll fleissig erstlich verschaffen ein newen bäsen scharpff vnd fein, vnd machs vor seiner Thür erst rein.« (Waldis, IV, 33, 45.)
Dän.: Gjør først reent for din egen dør. – Naar hver gjør reent for sin dør, blive gaderne reene. (Prov. dan., 469.)
Engl.: Sweep before your own door.
Frz.: Chacun doit balager devant sa. – Melès-vous de vos affaires. (Kritzinger, 12a.) – Que chacun balaie devant sa porte et les rues seront nettes.
It.: Se ognuno spazzasse da casa sua tutta la citta sarebbe nitta.
Lat.: Aedibus in nostris (propriis) et prava et recta geruntur. (Binder II, 81; Faselius, 7; Lang, 231; Philippi, I, 11; Seybold, 12; Wiegand, 1125.) – Teneas te tuis.
Schwed.: Sopa rent för din egen dörr. (Marin, 25.)
[1191] 35. Jeder kehre vor seiner Thür und werfe den andern den Schutt nicht für.
36. Jetzt stehet einer hinter der Thür, hat er glück, so kommt er wider herfür. – Lehmann, 345, 59; Henisch, 1663, 38.
37. Kehre vor deiner Thür! (S. ⇒ Schüssel 18.) – Sailer, 77.
Lat.: Argi aliis, sibi tathae. (Sutor, 984, 119.)
38. Kehrte jeder vor seiner Thür, so würden alle Gassen rein. – Lehmann, II, 329, 22.
39. Man kann besser zur Thür eingehen als zum thürlin. (S. ⇒ Nuss 53.) – Lehmann, 144, 62; Eiselein, 596.
40. Man kann seine Thür vor Dieben, aber nicht vor Lügnern und Verleumdern verschliessen.
Dän.: Man kan lukke for en tyv, men ikke vor en løgner. (Bohn I, 388.)
41. Man muss die Thür so schliessen, dass man sie wieder öffnen kann.
Dän.: Man skal lukke dørren, at man kand lukke den opigien. (Prov. dan., 398.)
42. Man muss durch die Thür gehen oder durch das Fenster.
Frz.: Il faut passer par la porte on per fenêtre. (Bohn I, 22.)
43. Man muss erst vor der eigenen Thür fegen, ehe man vor des Nachbars kehrt.
Holl.: Men moet niet eens andermans stoep schoon maken, voor dat de onze rein is. (Harrebomée, II, 360b.) – Veeg eerst vor uwe eigene deur, en dan voor die uws buurmans. (Harrebomée, I, 120a; Bohn I, 340.)
44. Man muss nicht an die Thür des Nachbars schlagen, wenn man Ruhe an der eigenen haben will.
Derselben Ansicht sind auch die Türken. (Cahier, 2621.)
45. Man muss keine Thür aufmachen, die man nicht wieder zuschliessen kann. – Winckler, V, 28.
Lat.: Mille alii faciunt, mihi non, ais, ergo licebit. – Mille alii preunt, hoc lubet anne tibi. (Chaos, 926, 36.)
46. Man muss zuvor vor der Thür anklopffen oder schellen, ehe man auffthut. – Lehmann, 800, 3.
47. Man söcht nüms achter de Dör, edder man steit sülvst darvör. – Richey, 36.
Dän.: Den leder ikke gjerne bag døren, som ei selv har staaet der. (Bohn I, 354.)
48. Man soll erst vor der eigenen Thür kehren, ehe man über den Dreck vor des Nachbars judicirt.
Die Russen rufen einem solchen zu: Iwanicka, am hohen Fenster, wie sieht's in deinem kleinen Hofe aus. (Altmann VI, 131.)
It.: Non criticare altri, e trascurare i propri difetti.
49. Mancher fällt mit der Thür ins Hauss, fangt viel an vnd richt nichts auss. – Lehmann, 19, 51.
50. Menge dich nit zwischen thür vnd angel. – Henisch, 80, 19.
Lat.: Ne ingeras te loco medio inter fores et cardinem. (Henisch, 80, 20.)
51. Mer muoss nit mit der Thür ins Haus fall'n. (Nürnberg.) – Frommann, VI, 416, 29.
Man soll nicht mit der Thür ins Haus fallen. Man soll alle Dinge mit Ruhe und Verstand betreiben und nicht unüberlegt vorgehen.
Engl.: Don't blurt out a thing be not overhasty.
52. Offene Thür lockt den Dieb.
Holl.: De open deur roept den dief. (Harrebomée, I, 127b; Bohn I, 306.)
53. Offene Thür und offener Mund bringt manchen auf den Hund.
Holl.: Een open deur een open mond, dat zeilt er menig in den grond. (Harrebomée, I, 127b.)
54. Offene Thür verführt (versucht) einen Heiligen. – Eiselein, 596; Simrock, 10325; Braun, I, 4519.
In dem Sinne: Gelegenheit macht Diebe.
It.: Ad arca aperta gjusto pecca. (Masson, 134.)
Span.: En casa abierta al justo pecca. (Cahier, 3172; Kritzinger, 411a.) – Puerta abierta al santo tienta. (Bohn I, 242; Eiselein, 496; Masson, 134.)
55. Offene Thüren machen heimliche Diebe. – Ameisenkalender, 1865.
[1192] 56. Offene Thüren und Fenster führen auch fromme Leute in Versuchung.
»Augen seynd auch Fenster.« Die Russen: Wo die Thür der Wollust allzu weit offen steht, schlüpft auch wol der Heilige hindurch. (Altmann VI, 472.)
57. So gross und so klein ist keine Thür, es steht ein Kreuz dafür. – Schmitz, 190, 112.
58. Soll die Thür nit kieren, muss man sie gut schmieren.
59. Su grûs on klân öss kân Dîr, ed stîd e Kreizchen derfîr. (Trier.) – Laven, 192, 112; Firmenich, III, 548, 65.
60. 'T es beter ût der dören gân, as ut dem finster to stîgen. – Lübben.
61. Thüren, die von selber zufallen, schliessen nicht lange (oder: schliessen selten lange gut).
Die Chinesen, um zu sagen, dass ein träger Heer schlecht bedient wird: Die von selbst zufallende Thür verbiegt sich. (Cibot, 160.)
62. Thüren sind zu oder offen.
Frz.: Il faut qu'une porte soit ouverte ou fermée. (Bohn I, 445.)
63. Thüren, welche viel Schlüssel öffnen, liebe ich nicht.
64. Ungeschmierte Thür knarrt.
65. Vor der Thür des Paternosterbeters spreite dein Korn nicht in der Sonne aus.
66. Vor der Thür ein Fräulein, hinter der Thür ein Säulein. (Leipzig.)
67. Vor der Thür ist draussen. – Simrock, 10314.
Vor der Thür ist draussen, sagte Sarah, als sie den Ismael hinaustrieb. (Parömiakon, 995.)
68. Vor der Thür und drauss(en) kommt auf eins hinaus.
69. Vor der verschlossenen Thür kehrt der Teufel um.
Doch wol aber nicht sogleich. Wer zu Besuch kommt, will freundlich empfangen sein.
Frz.: Porte fermée, le diable s'en va (s'entétourne). (Bohn I, 46; Kritzinger, 550a.)
70. Vor einer Thür, die mehrere Schlüssel hat, soll sich hüten jedermann.
Port.: Não me upruz porta, que a muitas chaves faz. (Bohn I, 285.)
71. Vor einer Thür gibt man nicht zweimal.
72. Vor einer Thür, wo Brot ausgetheilt wird, fehlen auch die Bettler nicht.
Frz.: A la porte où l'on donne les miches les gueux y vont. (Cahier, 556.)
73. Vor fremden Thüren kehren die Leute am liebsten.
Lat.: Homines plus in alieno negotio vident, quam in suo. (Seneca.) (Binder II, 1317.)
74. Vor grossen Thüren wehen grosse Winde.
Anmassuug, Stolz, Uebermuth der Reichen.
It.: Alle gran porte, soffano i gran vent. (Pazzaglia, 397, 8.)
75. Vor seiner Thür kehr' jeder fein, so werden Strassen (Stege und Wege) rein. – Körte, 5972; Masson, 18.
Engl.: Medelle with your old shoes.
76. Vor Thüren und Thoren gehen Kinder verloren. – Simrock, 10320; Körte, 5975.
Dort spielen sie gern, darum sorgsame Aufsicht.
77. Was hinter die Thür gehört, soll man (sich) nicht vor die Thür stellen.
Mhd.: Daz vorr tür solte stân, daz vinde ich hinderr tür. (Colm.) (Zingerle, 148.)
78. Was man zur Thür hinaus gibt, kommt zum Fenster wieder herein. (Eifel.)
Mildthätigkeit bleibt nicht ohne Segen.
79. Wem die Thür zu niedrig ist, der muss sich bücken. – Altmann V, 126.
80. Wenn die Thür offen steht, laufen die Hunde herein.
81. Wenn du die Thür1 nicht wieder verschliessen kannst, so öffne ihre Riegel nicht. (Türk.)
1) Auch die Thür der Leidenschaften.
82. Wenn eine Thür sich schliesst, thut eine andere sich auf.
Dän.: Først en dør lukkes, da aabnes en anden. (Prov. dan., 117.)
It.: Non si serra mai una porta, che non se n'apra un' altra. (Bohn I, 114.)
Span.: Donde una puerta se cierra, ciento se abre. (Bohn I, 244.)
[1193] 83. Wenn jeder vor seiner Thür kehrt, so werden alle Gassen rein. – Pistor., X, 68; Eiselein, 595; Simrock, 10312; Mayer, II, 174; Winckler, XVIII, 8.
Dasselbe behaupten auch die Chinesen. (Cibot, 158.) Wenn jeder Einzelne besser wird, so hat dies die Vervollkommung des Ganzen zur Folge.
Frz.: Que chacun balaie devant sa porte, et les rues seront nettes. (Cahier, 182.)
Holl.: Ein ieder vege voor zijne eigene deur, zoo zullen alle straten schoon zijn. (Harrebomée, I, 157b.)
84. Wenn man auch die Thür auf- und zumacht, das bringt keine Gäste. – Altmann VI, 419.
85. Wenn man die Thür schmiert, so girrt sie nicht. – Parömiakon, 21.
86. Wer aus der Thür ist, hat einen guten Theil des Wegs zurückgelegt.
87. Wer die Thür mit Golde beschlägt, dem fliegen die Angeln.
88. Wer eine goldene Thür machen will, schlage jeden Tag einen Nagel ein.
Frz.: Qui veut faire une porte d'or, il y met tous les jours un clou. (Bohn I, 54.)
89. Wer eine Thür auffthut, die er nicht kan wieder zumachen, der ist ein Narr. – Petri, II, 705.
90. Wer hinter der Thür horcht, hört selten, was er wünscht.
Frz.: Qui écoute aux portes, entend plus qu'il ne désire. (Bohn, I, 49.)
91. Wer hinter der Thür horcht, kann leicht zu einer Beule kommen. (S. ⇒ Horchen 4, ⇒ Horcher 3, ⇒ Lauschen 1 und ⇒ Lauscher.)
Holl.: Die luistert achter de deur, koms dikwijls in getreur. (Harrebomée, I, 127b.)
92. Wer nicht an der rechten Thür anklopfft, den lest man nicht ein. – Lehmann, 406, 41.
93. Wer nicht durch die Thür eingeht, ist ein Dieb. – Joh. 10, 1.
Holl.: Wie door de deur niet ingaat, is een dief. (Harrebomée, I, 129a.)
94. Wer nicht selbst hinter der Thür gesteckt hat, sucht andere nicht dahinter.
Das Bewusstsein eigener Schuld macht, dass man andere in gleichem Verdacht hat.
95. Wer niedrige Thüren hat, muss sich bücken.
Dän.: Den skal bukke som haver lave dørre. – Man skal lude som lave haver dørre. (Prov. dan., 95 u. 397.)
Engl.: He must stoop hath a low door. (Bohn II, 113.)
It.: Dove luscio è basso, bisogna inchi narsi. (Bohn I, 94.)
96. Wer seine Thüren hält zu, lebt mit seinen Nachbarn in Ruh'.
Port.: Cerra tua porta, farás tua visin ha boa. (Bohn I, 272.)
Span.: Clerra tu puerta, y harás tu vecina buena. (Bohn I, 208.)
97. Wer sich zwischen thur vnd angel legt oder mengt, der clemmet sich gern. – Hofmann, 37, 141; Lehmann, 206, 21; Eyering, III, 563; Petri, II, 765; Henisch, 80, 41; Gaal, 1522.
»Also wer freunden oder Eheleuten zuwider handelt.« »Es gehet den Friedfertigen (die vberall zum Frieden rathen) wol offt nach dem Sprichwort: Der Schneider krieget das meiste; denn wer sich zwischen Thür und Angel menget, der wird grewlich gequetscht.« (Herberger, Hertzpostille, II, 522.)
Lat.: Maxima rixae pars plerumque ad arbitrum redire solet. (Seybold, 300.) – Si videas fratres inter se bella gerentes, neutri confer opem, sed eorum corrige mentes. (Sutor, 58; Henisch, 80, 44.)
Ung.: Az okos nem tartya két ajtó között az lijját. (Gaal, 1523.)
98. Wer zur Thür hinaus ist, hat die Hälfte der Reise gethan.
Dän.: Den første deel overvinde den beste. (Prov. dan., 107.)
99. Wiem em de îrscht Dir verschlesst, diem wird dernô nîrest me afgemâcht. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 778.
100. Wo de Düer huige (niedrig) ist, do well jeder överstuigen. (Sauerland.)
101. Wo keine Thüren sind, dringt das Licht durch Spalten.
102. Wo viel Thüren sind, da gehört eine dem Herrn, die andere dem Diebe.
103. Zwischen Thür und Angel stecke keine Hand. – Mayer, II, 17.
[1194] 104. Zwischen Thür vnd Angel soll sich niemand legen. – Petri, II, 831.
105. Zwischen thür vnd wandt sol niemant legen sein handt. – Franck, I, 88a; II, 131b; Schottel, 1115b; Petri, II, 831; Egenolff, 397a; Sailer, 72; Simrock, 10315; Körte, 5974; Braun, I, 4511.
»Menge sich keiner zwischen Thür vnnd Angel, er muss sonst das Bad ausgieseen.« (Mathesy, 355b.)
Engl.: Burn not thy fingers to snaff another man's candle. (Masson, 360.) – Put not the hand between the bark and the tree.
Frz.: Entre l'enclume et le marteau qui doigt y met est un grand veau. – Il ne faut pas mettre le doigt entre le bois et l'écorce. (Körte, 5974; Cahier, 119; Gaal, 1522; Masson, 360.)
It.: Tra carne e ugna non sin uom che vi pugna.
Lat.: Si cupis pacem, linguam compesce loquacem. (Sutor, 478.)
Schwed.: Den som kryper emellan barken och träät, han blijr klämder. (Grubb, 142.) – Man bör inte tränga sig mellan barken och trädet.
*106. A iess hoite gor hinger der Thiere. – Robinson, 315; Frommann, III, 247, 197.
*107. Alle Thüren verschlossen finden. – Braun, I, 4517.
*108. An allen Thüren anbossen. – Eiselein, 595.
*109. An die unrechte Thür anklopfen (anbossen). – Körte, 5979b; Braun, I, 4510.
*110. Bei der einen Thür aus, bei der andern ein. – Eiselein, 596.
*111. Bei der rechten Thür eingehen. – Eiselein, 596.
*112. Bei offenen Thüren handeln.
Holl.: Met open deuren handelen (wandelen). (Harrebomée, II, 128b.)
*113. Dafür steht eine weite Thür offen (oder: öffnet sich eine weite Thür).
Holl.: Daar staat eene wijde deur voor open. (Harrebomée I, 127a.)
*114. Dar si de Dör vör mit de holten Klinke. – Richey, 31.
D.h. das thue nicht oder: das thue ich nicht.
*115. Dar si de Dör vör un dat hêle Hûs. – Richey, 36.
*116. Das heisst, mit der Thür ins Haus fallen.
Frz.: C'est vouloir prendre des lièvres au son du tambour.
*117. Das ist an die Thür eines Tauben geklopft.
Holl.: Dat is aan eens dooven mans deur geklopt. (Harrebomée, II, 127a.)
*118. Dat geit sou tou vä user Düër, all wenn dei Düwel inn'n Schatstein (Schornstein) wöer. (Ravensberg.) – Firmenich, I, 283, 20.
*119. De fallt mit de Dähr in't Hûs. (Rastede.) – Firmenich, III, 26, 11; für Schlesien: Frommann, III, 414, 581; für Franken: Frommann, VI, 325, 387.
*120. Der sieht durch eine eiserne Thür.
Er weiss und sieht, was er nicht sehen und wissen sollte; oder auch um zu sagen, er will gesehen haben, was er nicht wissen kann.
*121. Die rechte Thür verfehlen. – Egenolff, 294a.
»Ja vnbesehns vnd vbereilt; damit offt wird der Thür gefeihlt.« (Waldis, II, 70, 21.)
*122. Die Thür ist grösser (geworden) als das Haus. – Breslauer Zeitung, 1865, Nr. 587, S. 3343.
*123. Die Thür ist in ihren Angeln geblieben. – Burckhardt, 710.
Jedes Ding ist auf seinem passenden Platz.
*124. Die Thür ist niedrig, mache dich nicht zu hoch.
*125. Die Thür steht immer offen, wie an König Alures Hofe. – Eyering, I, 727.
Lat.: Haud unquam arcet ostium.
*126. Die Thür suchen. – Eiselein, 595.
Sich in der Eile fortmachen. Sich nach dem Loche umsehen, das der Zimmermann gelassen hat.
Frz.: Gagner la porte. (Kritzinger, 550b.)
*127. Die Thür verschliessen, wenn der Stall leer ist.
Lat.: Accepto damno januam claudere. (Faselius, 4; Philippi, I, 5; Wiegand, 1166.)
*128. Die Thür verschlossen finden.
Frz.: Trouver visage de bois. (Kritzinger, 76a.)
*129. Dies wird die Thür zuthun.
Damit wird die Sache zum Abschluss kommen. »Ich habe noch 20000 Dukaten in banco stehen, dies wird die Thür zu thun.« (Köhler, 87, 5.) » ...Da nur das Geld hernach so in allem die Losung sei, die Thür zu thun.« »Das poculum, womit Joseph weissaget, thut auch in etwas die januam zu.« (Köhler, Alam. Techn. Interim, XXXIII.)
[1195] *130. Doa kummt mer zwischen Thür und Ang'l1. (Schles.) – Frommann, III, 414, 571; für Franken: Frommann, VI, 325, 387.
1) D.i. in die Klemme.
*131. Du feelest der thure. (S. ⇒ Weg.) – Agricola I, 372; Eyering, I, 798; Egenolff, 192b; Eiselein, 595; Sailer, 120.
»D.i. du erlangst es nicht vnd kompst auch nicht dazu, du wirst von furuber gehen müssen vnd wirst nichts daran haben; denn der thüre feelen heysst kein glucke zu etwas haben, die thure aber treffen vnd zur rechten thur eingehen, gluck und heyl haben.«
Dän.: At fare vild om dørren. (Prov. dan., 157.)
Lat.: Aberrare a janua. (Binder I, 2; II, 92; Sutor, 738; Faselius, 2; Hanzely, 1; Philippi, I, 2.) – Fortuna moderate quaerenda. (Dum tibi magna petis cursu festinus anhelo, estiolum ne te fallat, amice, cave.) (Glandorp, 80, 51.)
*132. Du gehest (nicht) bei der rechten Thür ein. – Sutor, 273; Eiselein, 596; Körte, 5979c; Braun, I, 4520.
Lat.: Aliam quercum excute. (Eiselein, 595; Tappius, 234a.)
*133. Du hast (nicht) an der rechten Thür anbosst. – Mayer, II, 4.
Lat.: Fas fictile sone, homo sermone probatur. (Sutor, 475.) – Ipsum ostii limen tetigisti. – Res in foro nostro vertitur. – Sed noveris venisse te ipsas ad fores. (Eiselein, 596.)
*134. Du hast die rechte Thür getroffen. – Eiselein, 596.
*135. Du klopfst nicht an die rechte Thür. – Schottel, 1126b.
*136. Eine offene Thür einrennen.
Etwas völlig Ueberflüssiges und Zweckloses thun. Von Siegen ohne Anstrengung. In einem berliner Briefe, der die Absicht der französischen Regierung widerlegt, die süddeutschen Staaten gegen preussische Vergewaltigung zu schützen, heisst es: »Die leitenden Staatsmänner Frankreichs dürften sich schwerlich die lächerliche Blösse geben, öffentlich ein Verfahren einzuschlagen, für welches der Volkswitz den Ausdruck erfunden hat; eine offene Thür einrennen (enfoncer une porte ouverte).« ( Bresl. Zeitung, 1870, Nr. 97, S. 688.) In Bezug auf die Interpellation des Abgeordneten Windthorst-Meppen im preussischen Abgeordnetenhause (November 1873) die Veränderungen im Ministerium betreffend, sagt die Schles. Presse (Nr. 290 vom 20 Nov. 1873); »Nur schade, dass der Abgeordnete für Meppen diese nun grosse Action des Centrums ins Werk setzt, um eine offene Thür einzustossen.«
*137. Eine Thür aufmachen, um ein Fenster zu schliessen.
Eine grössere Schuld machen, um eine kleinere zu tilgen.
Holl.: Eene deur open doen, om een venster te stoppen. (Harrebomée, I, 127b.)
*138. Eine Thür mit Goldleisten an einem Schweinestall.
Holl.: Eene gouden deur aan een varkenskot. (Harrebomée, I, 127b.)
*139. Einem die Thür aufmachen. – Körte, 5979.
*140. Einem die Thür einrennen.
Holl.: Zij loopen de deur bij hem af. (Harrebomée, II, 129a.)
*141. Einem die Thür vor den Hintern schlagen. – Coler, 220a; Mathesy, 234b.
Ihn unsanft hinausbefördern.
*142. Einem die Thür vor der Nase zuschlagen (zuthun, zuwerfen). – Lohrengel, II, 199.
Frz.: Fermer la porte sur soi. (Kritzinger, 309b.)
Holl.: De deur wordt hem voor den neus toegedaan. – Hij krijgt het schuitje. (Harrebomée, II, 127a u. 262a.)
*143. Einem die Thür weisen. – Herberger, Hertzpostille, 644.
Ihn fortgehen heissen. Um verhüllend den Gedanken auszudrücken: einem die Thür weisen, sagt man jüdisch-deutsch: Heissen mojchel sein. Eigentlich heisst mojchel sein, um Verzeihung bitten.
Frz.: Vous n'avés qu'à regarder la porte. (Kritzinger, 593a.)
Holl.: Hij wijst hem het gat van de deur. (Harrebomée, I, 128b.)
*144. Einem dye thür verlauffen. – Wicelius, Vertedigsrede.
»Und zog sein beste Kunst herfür, das er jm einst verlieff die Thür.« (Waldis, IV, 94.)
*145. Einem Thür und Thor öffnen. – Eiselein, 595; Braun, I, 4515.
Lat.: Fores aperire. (Eiselein, 595.)
*146. Einen hinter die thür bey seyt setzen. – Luther's Tischr., 237a.
[1196] *147. Einen hinter die Thür stellen, wenn man ihn gebraucht hat.
*148. Einen mit der Thür vor den Arsch schlagen.
Ihm den Abschied, den Laufzettel geben.
Frz.: Donner du pié au cû à un valet. (Kritzinger, 194b.) – Je iui donnerai de la casse. (Kritzinger, 111a.)
*149. Einen zur Thür führen. – Körte, 5979e.
*150. Einen zur Thür hinaustanzen lassen.
Holl.: Hij doet hem de deur uit dansen. (Harrebomée, I, 128a.)
*151. Er braucht sich vor seiner Thür keine Bahn zu machen. – Parömiakon, 6.
Von grossen Schuldnern, denen die Mahner und Gläubiger den Weg zur Thür bahnen.
*152. Er fällt mit der Thür inss Hauss. – Lehmann, 819, 1; Mayer, II, 156; Eiselein, 595; Körte, 5978; Steiger, 191; Lohrengel, II, 388; Dove, 506.
Etwas plump, ungestüm, ohne Vorsicht, Klugheit, Anstand beginnen. Der Bemerker (Nr. 3, Beiblatt zu Gubitz, Gesellschafter, 1824, Nr. 20) gründet auf diese Redensart den Beweis, dass die Thüren früher einwärts gegangen, und noch heutigen Tags einwärts gehen sollten, und verlangt infolge dessen Abschaffung des Unfugs, dass auf deutschen Bühnen die Thüren auswärts gehen.
Holl.: Hij valt met de deur in huis. (Harrebomée, I, 128b.)
Lat.: In portu impingere. (Hanzely, 6; Philippi, I, 261.)
Schwed.: Han föll med dören i huset. – Han slog bottnen ur fatet. (Grubb, 304 u. 309.) – Han tog på varboldan. (Grubb, 304.)
*153. Er hat hinder der Thüre-n Abschied gno. – Sutermeister, 86.
Ist heimlich, ohne Bezahlung davongegangen.
Frz.: Il a emporté la chat. – Mettre les clefs sous la porte. (Kritzinger, 127b u. 147b.)
*154. Er hat vor seiner Thür genug zu fegen.
Frz.: Il-y-a assés de champ pour fair glane. (Kritzinger, 119a.)
*155. Er hielt die Thür seiner Hütte verschlossen; was beklagt er sich darüber, dass seine Beeren gestohlen sind.
*156. Er ist zur rechten thur eingangen. – Agricola I, 350; Gruter, I, 29; Henisch, 1430, 61; Schottel, 1135a.
Holl.: Hij is ter regter deure ingegaan. (Harrebomée, I, 182b.)
Lat.: De fortunato. (Ingressus rectaque via feliceque porta quas nou sperasset, vivit, adeptus opes.) (Glandorp 69, 108.) – Initia disciplinarum recte incho avit. – Non aberat a janua, recte sentit. – Philosophiae studia ab initiis recte incho avit. (Henisch, 1430, 62.)
*157. Er ist zur unrechten Thür hereingekommen.
Holl.: Hij is de verkeerde deur binnen gekomen. (Harrebomée, I, 128a.)
*158. Er kann die Thür nicht finden.
Wenn jemand das Rechte verfehlt. (S. ⇒ Schlüsselloch 2.)
*159. Er kehrt vor fremder Thür und hält seine eigene nicht rein. – Simrock, 10313.
*160. Er klopfft vor allen thüren an. – Lehmann, 401, 62.
Lehmann hat diese Redensart unter der Ueberschrift Hurerei, und dabei noch folgende sinnverwandte: Mancher säufft aus allen Brunnen. Alle Wasser sind jhm süss.
Dän.: Mange ville klappe paa alde dørre og drikke af alde brønde. (Prov. dan., 21.)
*161. Er lässt die Thür offen, wie Hunde und Edelleute (auch: Pfarrkinder).
Holl.: Het is dominé's kind, daarom laat hij de deuren open. (Harrebomée, I, 142b.)
*162. Er mag vor eine andere Thür gehen (klopfen).
Holl.: Klop aan eens andermans deur. (Harrebomée, I, 128b.)
*163. Er möchte seine Thür verlegen.
Weil sie immer von Gläubigern belagert ist. In Aegypten empfiehlt man die Verlegung der Thür, wenn man die Gefahr einer Behexung abwenden will. Man sagt sprichwörtlich: Bringe die Thür deines Stalls auf eine andere Seite. Der Eigenthümer mauert in einem solchen Falle die Thür zu und macht eine an einer andern Seite, wodurch er hofft, den schädlichen Folgen des bösen Auges seiner Feinde vorzubeugen.
*164. Er muss von Thür zu Thür gehen.
*165. Er soll die Thür von draussen zumachen.
D.h. sich entfernen.
*166. Er steht hinter der Thür aufgeschrieben. (Oberösterreich.)
D.h. er hat Schulden. Aus den Wirthshäusern entlehnt, wo man die Namen derer, die ihre Zeche nicht bezahlen, in solcher Weise erklärt.
[1197] *167. Er thet eim nit ein thür auf. (S. Nehmen ⇒ 86 u. ⇒ 87.) – Franck, II, 73a.
*168. Er thut dir die Thür auf.
Lat.: Idne tu miraris, si patrisset filius. – Si vis esse comes mihi, mores accipe comes. (Sutor, 560.)
*169. Er verfehlt die (rechte) Thür. – Körte, 5979; Steinmeyer, 294a.
Um anzudeuten, dass jemand sich in seiner Meinung oder seinem Urtheil geirrt hat.
Lat.: Aberrare tota via. – Toto coelo errare. (Hanzely, 1.)
Schwed.: Han far vil om dören. (Grubb, 312.)
*170. Er weiss nicht, zu welcher Thür ein, zu welcher aus.
Holl.: Hij weet niet, welke poort in, en welke poort uit. (Harrebomée, II, 193a.)
*171. Es ist eine polirte Thür an einem Schweinestall.
*172. Es ist vor der Thür. – Eiselein, 595.
Lat.: In foribus adesse. (Eiselein, 595.)
*173. Es sind ihm alle Thüren verriegelt. – Eiselein, 596.
*174. Etwas hinter die Thür stecken. – Nassawische Chronik, S. 5.
Wie: unter die Bank.
*175. Gehe vor eine andere Thür.
Holl.: Ga voor eene andere deur, daar geeft men twe brooden. (Harrebomée, I, 128a.)
*176. Gehet für ein ander Thür, da gibt man zwey stück (zweimal). – Henisch, 1379, 51.
Ironische Abweisung.
Lat.: In foramen haud licitum stimulum trudis. (Eiselein, 596.)
*177. Ghae vor ein andre dhör, dar gifft men twei broder. (Westph.) – Tappius, 234a; Eiselein, 595.
*178. He düert mi nêt aver Dör of Drüppel (Schwelle) kamen. – Kern, 1086.
Er darf mir nicht nahe, ins Haus kommen.
*179. He kümt mit de gro Döhr in 't Hûs to fallen. (Mecklenburg.) – Günther, II, 199, 31; für Altmark: Danneil, 206.
Plumpheit oder Grobheit.
*180. Hencke mir die Thür an, vergiss aber der Nägel nicht. – Lehmann, II, 264, 26; Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 247; Sailer, 120.
*181. Hinder der thür vrlaub (Abschied) nemen. – Tappius, 833b; Franck, Zeytbuch, CCXXXVb; Eyering, II, 416; Mathesy, 276b; Moscherosch, 275; Braun, I, 2578.
Lat.: Postico discedere. (Binder II, 2628; Erasm., 864; Tappius, 233b.)
*182. Hinter der Thür gute Nacht geben. – Herberger, Hertzpostille, I b, 97.
*183. Hinter der Thür lachen wie Sarah. – Parömiakon, 1216.
*184. Hinter der Thür stehen.
»Wie will der Weib und Kind versorgen, wenn der Vater nimmer hinter der Thür steet.« (Mathesius, Postilla, I, LXa.)
*185. Hinter die Thür stellen. – Eiselein, 595.
*186. Ich stehe zwischen thür vnnd angel, weyss nit, ob ich auss oder ein sol. – Franck, II, 40b.
Franck hat diese Redensart mit folgenden sinnverwandten zusammengestellt, um eine peinliche Lage zu bezeichnen: Ich hab den wolff bei den ohren, ich weiss nit, ob ich jn sol halten oder lassen. Ich kan nit bleiben vnd weiss nit zu reysen. Er kan weder sterben noch genesen. Ich mags nit han, vnd kans nit lon, um die folgende lateinische dadurch auszudrücken: Ventus neque manere neque navigare sinit. Wir haben dafür auch: Weder aus- noch ein wissen. Sich zwischen zwei Stühlen niedersetzen.
*187. Ik will om de Dör nig düstern. (Holst.) – Schütze, I, 238.
Zu ihm komme ich nicht mehr.
Dän.: Jeg skal ei mørkne hans dør. (Prov. dan., 419.)
*188. Is a hoite doch goar hinger der Thüre. – Gomolcke, 665.
*189. Mack de Döre to, dat dat Kalw nig herut löpe. – Dähnert, 215a.
Scherzhafte Mahnung, die Hosenklappe zu schliessen.
*190. Man könnte Thüren mit ihm aufrennen.
*191. Meine Thür sei weit von meines Herrn Thor.
Ich bin ungern der Nachbar meines Herrn.
Holl.: Mijne deur zij ver van mijn heers deur. (Harrebomée, II, 129a.)
[1198] *192. Mit'r Döre in't Hus fall'n. – Kern, 1087; Eichwald, 286; hochdeutsch bei Braun, I, 4509.
Um den Gedanken des Plötzlichen, Unerwarteten, Unvorbereiteten auszudrücken, bedient man sich in Warschau der jüdisch-deutschen Redensart: Kümm ich herein mit meine Füsselech' klein (blos), die aus einem sogenannten Purimspiel entnommen ist, wo ein Monolog mit diesen Worten anfängt.
Frz.: Vous étes trop chaud pour abbruver. (Kritzinger, 2b.)
*193. Nach der Thür gehen und den Ofen treffen. – Hanzely, 1.
Fehl gehen, irren.
*194. Sich nach der Thür umsehen.
Zu entkommen suchen, weil man sich an dem Orte nicht wohl befindet.
Frz.: Regarder la porte. (Kritzinger, 550b.)
*195. Sich zwischen Thür und Angel legen (stecken).
Z.B. zwischen Eheleuten Streit erregen.
*196. Sie gehen alle durch dieselbe Thür ein.
Holl.: Zij gaan dezelfde deur in. (Harrebomée, II, 129a.)
*197. Sie öffnet jedem die Thür.
*198. Sie verschliesst keinem die Thür.
Von Frauenzimmern, die für jedermann zu haben sind.
Lat.: Dotatim se dare. (Faselius, 57.)
*199. Sind alle Thüren zu?
Holl.: Zijn de poorten al toe? (Harrebomée, II, 193a.)
*200. Thür und Thor öffnen.
Lat.: Fibulam laxare. Tertullian sagt von einem Frauenzimmer: Voluntariis delictis fibulam laxat, sie öffnet der Wollust Thür und Thor. (Faselius, 89.)
*201. Var mein Thür wett auch a muhl die Sünn' scheinen. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Drückt die Hoffnung auf bessere Tage aus.
*202. Vnder der thür grüssen. – Egenolff, 294a; Sutor, 738.
Lat.: A limine salmiare (salutare).
*203. Vnter der Thüren stehen vnnd das fenster stets am Halse haben. – Mathesy, 200b.
*204. Von Thür zu Thür gehen. – Eiselein, 596; Braun, I, 4516.
*205. Vor der eigenen Thür fegen.
Holl.: Hij veegt voor zijne eigene deur. (Harrebomée, II, 128b.)
*206. Vor der Thür eines Tauben singen.
Holl.: Het is al voor eens dooven mans deur gezongen. (Harrebomée, I, 128b.)
*207. Vor der Thür ist draussen. – Eiselein, 595.
Um jemand zu sagen, dass er sich entfernen möge, um nicht hinausbefördert zu werden.
*208. Vor der Thür ist sein. – Braun, I, 4518.
*209. Vor der Thür sein.
In der Nähe.
*210. Vor fremden Thüren kehren und vor der eigenen den Schmuz liegen lassen.
Lat.: Stultum est aliena sic appetere, ut de nostris periodi temur. (Philippi, II, 202.)
*211. Vor fremder Thür kehren und seine eigene nicht rein halten.
Fehler an andern erkennen und rügen, ohne die eigenen zu bemerken.
*212. Vor jemand die Thür schliessen.
Holl.: Voor iemand de deur sluiten. (Harrebomée, I, 129a.)
*213. Wann er die thür zuthut, so ists hauss vbel verwart. – Franck, II, 20b; Eiselein, 596; Körte, 5979g.
Von einem, der starke Neigung zu fremdem Eigenthum hat.
*214. Wenn er die Thür geschlossen hat, so ist das Haus wohl verwahrt.
Holl.: Als hij die deur toedoet, zoo is het huis wel bewaart. (Harrebomée, I, 127.)
*215. Wenn es vor seiner Thür regnet, so meint er, es regne überall.
*216. Wenn man ihn zur Thür1 hinaustreibt, kommt er zum Fenster wieder herein.
1) Bei den Osmanen statt dessen: zum Schornstein. (Schlechta, 343.)
*217. Wo er recht in die Thür sieht, wird die Frau nicht im Kindbett sterben.
Scherzweise von einem Schielenden, weil der eben nicht recht hineinsehen kann.
Holl.: Daar hij regt in de deur ziet, daar zal de vrouw niet van het kind sterven. (Harrebomée, I, 127a.)
*218. Zu derselben Thür eingehen.
*219. Zur andern Thür eingehen.
»Ich schwöre Stein und Bein, zur andern Thür bald einzugehn.« (Keller, 158b.)
[1199] *220. Zur rechten thür eingehen. – Franck, I, 72b; Egenolff, 190a.
Willkommen sein.
*221. Zwischen thür vnd angel kommen (stecken). – Franck, II, 64b; Gruter, I, 89; Lehmann, II, 903, 46; Dür. Chronika, 268; Eiselein, 596; Körte, 5976; Braun, I, 4508; Philippi, I, 14; Lohrengel, II, 525; Sailer, 306; Suringar, 97, 8.
In seinem Entschluss schwanken. Sich in einer peinlichen, verzweifelten Lage, in der Klemme befinden, nicht wissen, welchen Weg man einschlagen, welches von zwei Uebeln man wählen soll u.s.w. »Ein Sprichwort ist lang gesait: wer twischen tür vnd angel stöszt seinen vinger vnvertzagt, der gwint an frewden mangel.« (Suchenwirth's Werke, Wien 1827, XXXII, 89.)
Engl.: He is between too swords. – To be between two fires.
Frz.: Comme un brochet dans le tiroir d'une commode, comme un âne qui aune tête de chardon dans le derière, à qui l'on a attache une fusée aux fesses. – Entre chien et loup. (Leroux, I, 116.) Entre deux feux. – Etre entre l'enclûme et le marteau. (Kritzinger, 269b.) – Il est à l'aise comme le diable dans un bénétier. – Il est comme le poisson, hors de l'eau. (Masson, 342.) – Il est comme un pou entre deux ongles. – Il est comme une carpe sur un grenier. – Je suis la gaufre, dans cette affaire. (Kritzinger, 12b.) – Le voilà dans de beaux draps dans le petrin. – Ne savoir à quelle sauce manger ce poisson. – Ne savoir où donner de la tête. – Ne savoir sur quel piu danser. Tenir le loup par le oreilles. (Marin, 27.)
Holl.: Tusschen de haag en de gracht. (Harrebomée, I, 256.)
It.: Trovarsi tra due fuochi.
Lat.: A fronte praecipitium, a tergo lupi. – Auribus lupum tenet. (Terenz.) (Binder I, 112; II, 292; Philippi, I, 50; Seybold, 47; Hauer, L2.) – De filo, vel e pilo pendet. (Hanzely, 103; Philippi, I, 15.) – In puteo constrictus. (Philippi, I, 202; Seybold, 254.) – In puteo constrictus est. (Binder I, 772; II, 1463; Seybold, 248.) – Inter malleum et incudem esse versari. (Binder II, 1534; Erasm., 239; Lang, 810; Philippi, I, 206; Tappius, 736.) – Inter Orci cancros adhaerere. (Binder 11, 1536.) – Inter spem et desperationem hae sitare. (Binder II, 1540.) – Intra sacrum et saxum stare. (Plautus.) (Binder II, 1546.) – Lupum auribus tenere. (Frob., 421; Philippi, I, 230.)
Schwed.: Han står emellam hammar och städ. (Grubb, 308.) – Wara mellan twänne eldar. (Marin, 27.)
222. Alle Thüren führen ins Haus, aber auch – hinaus. – Horn, Spinnstube, 1849, S. 69.
223. Die Thür muss des Bettlers Zorn ertragen.
224. Die Thür muss entweder offen oder geschlossen sein.
Gegen Halbheit und Unentschlossenheit.
225. Elk feg' vör sîn egen Dör. – Kern, 1088.
226. Es wird oft eine Thür geschlossen und ist einer draus vergessen.
227. Kommt an die Thür ein fremder Mann, den fällt der Hund von unten, der Pförtner oben an. – Pers. Rosenthal, 42.
228. Nahe bei der Thür hat man die kür. – Schade, Monatsblätter, VI, 112.
229. Wenn man die Thür zu hart zuschlägt, so fährt sie wieder auf. – Stumpf, II, 420.
In dem Sinne: Wenn man den Bogen überspannt u.s.w.
[1768] 230. Wer eine niedrige Thür hat, muss sich bücken.
231. Wer seine Thür dem Armen nicht öffnen will, der muss sie dem Arzt öffnen. – Harssdörffer, 367.
*232. D' Thüre goht neiwärts uf. – Michel, 260.
*233. Dat deit hum de Dör to. – Kern, 1090.
Sagt man, wenn sich jemand durch eine schlechte Handlung in Miscredit bringt.
*234. Der Thüra da Ruka kaihra. – Nefflen, 455.
*235. Die Thür flicken. – Buch der Welt, 1848, S. 16a.
Sich davonmachen.
*236. Er hat eine offene Thür eingebrochen. (Köthen.)
*237. Für die rothe Thür gehen. – Mathesius, Historia Jesu, II, LIIIIb.
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