Gregor [1]

[572] Gregor (v. gr. Gregorĭos, d.i. der Wachsame, männlicher Name). I. Fürsten. A) Herzog von Benevent: 1) G., Neffe des longobardischen Königs Luitprand, folgte 733 auf Andelas u. regierte bis 740, s. Benevent (Gesch.). B) Hospodare [572] der Moldau: 2) G. I. Ghika, regierte 1726–33, worauf er bis 1752 abwechselnd Hospodar der Walachei (hier als G. II.) u. Moldau war, s. Moldau (Gesch.). 3) G. II., wurde 1769 enthauptet, s. Moldau (Gesch.). 4) G. III. Ghika, so v.w. G. 10). C) Herzöge von Neapel: 5) G. I., Sohn von Sergius I., regierte 862–872, s. Neapel (Gesch.). 6) G. II., regierte 895–916, s. ebd. D) König von Schottland: 7) G. der Große, regierte 880–892, s. Schottland (Gesch.). E) Hospodare der Walachei: 8) G. I. Ghika, regierte 1662–73, wo er zum zweiten Mal abgesetzt wurde, s. Walachei. 9) G. II., so v.w. G. 2). 10) G. III. Ghika, regierte 1767–69, wurde dann entsetzt, 1774 Hospodar der Moldau u. 1777 ermordet.

II. Päpste. 11) St. G. I. der Große, stammte aus einer Senatorischen Familie in Rom, geb. um 540; wurde nach 570 Praetor urbanus, verwendete aber nach dem Tode seines Vaters sein Erbe zur Stiftung von Klöstern in Sicilien u. Rom u. trat in das in Rom selbst als Mönch. Unter Pelagius II. wurde er Diakon, ging 578 (579) als päpstlicher Gesandter nach Constantinopel, wurde nach seiner Rückkehr nach Rom, 585 (586) Abt des Klosters St. Andreä u. 589 römischer Bischof; er st. 12. März 604. In den politischen Händeln seiner Zeit, welche durch den Einfall der Longodarden ziemlich schwierig wurden, benahm er sich klug u. fest, machte das Recht der Suprematie des Römischen Bischofs in der ganzen Kirche geltend, wirkte eifrig für die Verbreitung des Christenthums, bes. in England, u. begründete die sinnliche Gestaltung des Cultus, indem er namentlich den Heiligen- u. Reliquiendienst sehr förderte; von ihm rührt die noch in der Katholischen Kirche gebrauchte Abendmahlsliturgie her; er gründete in Rom eine Gesangschule, worin er selbst lehrte, u. der Kirchengesang, daher Gregorianischer Gesang (s.u. Choral) wurde von ihm wesentlich verbessert. Ihm zu Ehren wurde später das Gregoriusfest (s.d.) gefeiert. Seine Abneigung gegen die alten Klassiker hat den Grund zu der Sage gegeben, daß er die Palatinische Bibliothek habe verbrennen lassen. Die Kirche hat ihn canonisirt u. feiert als seine Tage den 12. März u. 3. Septbr. Er gilt als der vierte lateinische Kirchenvater; seine Schriften sind: Expositio in Jobum s. Moralia; Homiliae in Evangelia; Hom. in Ezechielem (zum Theil von ihm gehalten); Regula pastoralis; Dialogi de vita et miraculis patrum italicorum et de aeternitate animi (ins Griechische u. Arabische übersetzt); Epistolae; Liber sacramentorum; Benedictionale; Liber antiphonarius; Liber responsalis; Hymnen; Opera, gesammelt u. herausgegeben, Par. 1705, 4 Bde., Fol. Lebensbeschreibung von Paulus Diaconus u. von vielen Andern; von den Neuern schrieben über ihn Wiggers, De Gregorio M., Rost. 1838–40,2 Abtheil.; Margraff, De Gregorii I. vita, Berl. 1845; Lau, G. I., Lpz. 1845; Pfahler, G. der Große u. seine Zeit, Frkft. 1852 f., 2 Bde. 12) St. G. II., ein Römer u. vorher Sergius geheißen, wurde 715 der Nachfolger Constantins als Papst; er bewog den Longobardenkönig Liutprand, welcher schon am Tiber stand, zur Umkehr, machte durch Bonifacius die Kirche in Deutschland Von dem Römischen Stuhl abhängig u. verwendete sich, gegen des Kaisers Leo Isauricus Bilderverbot, für die Bilderverehrung; er st. 10. Febr 731 u. wurde canonisirt; sein Tag: 13. Febr. 13) St. G. III., ein Syrer von Geburt, folgte dem Vorigen 731 u. wandelte in dessen Fußtapfen, suchte Hülfe gegen die Longobarden bei den Franken, sanctionirte 732 auf dem Concil in Rom die Bilderverehrung u. erhob Bonifacius zum Erzbischof von Deutschland; er starb 28. Nov. 741 u. wurde canonisirt; sein Tag: 28. Nov. 14) G. IV., wurde 827 Nachfolger Valentins, er ging 833 persönlich nach Frankreich, um den Streit Ludwigs des Frommen mit dessen Söhnen zu schlichten, aber seine Absicht mißlang so, daß dadurch der Abfall der Fränkischen Kirche von der Römischen begründet wurde; er ernannte Ansgar zum Apostolischen Legate für den Norden u. st. 25. (11.) Jan. 844. 15) G. V., hieß eigentlich Bruno, war der Sohn des Herzogs Otto von Kärnten, war Hofcaplan bei seinem Vetter, dem Kaiser Otto III., u. mit demselben in Italien; auf des Kaisers Veranlassung wurde er 996 von dem Volk u. Clerus in Rom zum Papst gewählt, aber nach des Kaisers Abzug von den römischen Nobili im Sept. d.i. vertrieben, welche an seine Stelle Johann XVI. einsetzten. Doch setzte der Kaiser seinen Vetter G. wieder auf den Päpstlichen Stuhl, welcher nun ein strenges Regiment führte u. selbst den fränkischen Clerus beugte; er st. 18. Febr. 999 16) G. (VI.), 1012 von einer Partei der Nobili als Gegenpapst Benedicts VIII. gewählt, wurde aber vom Kaiser Heinrich II. nicht anerkannt u. resignirte. 17) G. VI., hieß vorher Giovanni Gratianin. war Erzpriester in Rom, er kaufte 1044 Benedict IX. die päpstliche Würde ab, aber dem römischen Adel verhaßt, mußte er seinem Vorgänger 1046 wieder weichen; Kaiser Heinrich III nahm ihn 1047 mit nach Deutschland, hier wohnte G. in Köln u. st. 1048. 18) G. VII., vorher Hildebrand, von niedern Eltern, geb. um 1020 in Siena od. Rom, war früher G-s VI Caplan u. begleitete denselben nach Deutschland; nach dessen Tode ging er in das Kloster Clugny, bis ihn Leo IX. nach Rom rief u. zum Subdiaconus u. Cardinal machte; er leitete von nun an diesen u. dessen Nachfolger bis Alexander II. u. wurde nach des Letztern Tode 1073 selbst am 22. April d.i. zum Papst gewählt. Er ist der eigentliche Begründer der päpstlichen Macht, was er namentlich dadurch wurde, daß er den Einfluß sowohl des römischen Adels als des deutschen Königs auf die Papstwahl vernichtete (s.u. Papst), dann, daß er den Cölibat (s.d.) der Geistlichen durchsetzte u. die Freiheit der Kirche bei der Investitur (s.d.) der Bischöfe u. Äbte herstellte Seine Pläne, 1074, einen großen Kreuzzug ins Gelobte Land zu unternehmen u. dem König Philipp I. von Frankreich die Krone zu entreißen, wurden vereitelt durch den Streit, in welchen er mit dem Kaiser Heinrich IV. kam. Dieser nämlich hatte die deutschen Bischöfe, welche von G. abgesetzt worden waren, weil sie ihre Investitur von Laien angenommen hatten, in seinen Schutz genommen u. den Papst selbst absetzen lassen, war aber deshalb von G. in den Bann gethan worden. Von einer Partei in Deutschland gedrängt, mußte sich Heinrich in Canossa 1077 vor G. demüthigen, s. Deutschland (Gesch.,) VI. Als sich aber Heinrich in Deutschland wieder befestigt hatte, ließ er G. 1080 auf der Synode in Brixen abermals absetzen, ernannte Clemens III. zum Papst u. zog 1081 vor Rom, konnte diese Stadt[573] aber erst 1084 einnehmen. G. war in der Engelsburg eingeschlossen; der Herzog Robert Guiscard befreite ihn u. nahm ihn mit nach Salerno, wo er 25. Mai 1085 starb. Um das Innere der Kirche bekümmerte sich G. wenig, das Schisma ließ er bestehen, nur für das Klosterwesen interessirte er sich u. gab für dasselbe die als Religio quadrata (Quadriga, Quadratura) bekannte Verfassung. Von ihm gibt es Registri s. Epistolarum libri XI.; die XXVII dictatus sind nicht von ihm. Lebensbeschreibungen von Paul von Bernried, Pandulf von Pisa, Nicolaus von Aragonien, Cardinal Bruno, Onufrio Panvini, Muzzarelli; Joh. Voigt, Weim. 1815, 2. Aufl. 1846; Griesley, Lond. 1832; De Vidaillan, Par. 1837, 2 Bde.; Bowden, Lond. 1840, 2 Bde.; G. Cassander, Darmstadt 1842; Söltl, Lpz. 1847. 19) G. (VIII.), vorher Moritz Bourdin (s.d.), 1118 Gegenpapst von Gelasius II., s. Päpste (Gesch.). 20) G. VIII., vorher Albero, aus Benevent, war Cardinal, wurde 20. Octbr. 1187 Urbans III. Nachfolger, starb aber schon am 17. Dec. d.i. 21) G. IX., vorher Ugolino, Graf von Segni, ein Verwandter Innocens' III, stammte aus Anagni u. war vorher Bischof von Ostia u. seit 1200 Cardinal, er bestieg 20. März 1227 nach Honorius III. in hohem Alter den Päpstlichen Stuhl u. erbte den Kampf der Guelfen gegen die Ghibellinen, welchen er gegen Kaiser Friedrich II. fortsetzte, er that 1227 den Kaiser in den Bann, weil er den gelobten Kreuzzug nicht unternahm, wurde aber deshalb von den römischen Ghibellinen vertrieben u. floh nach Viterbo u. Perugia; obgleich er sich mit dem Kaiser 1230 versöhnte, brachen doch wieder Streitigkeiten aus, u. als Friedrich gegen ihn vor Rom zog, starb G. 21. Aug. 1241 fast. 100 Jahre alt. 22) G. X., vorher Tebaldo von Visconti, aus Plasencia, war Canonicus in Lyon u. Archidiakonus in Lüttich; er war auf einer Pilgerfahrt begriffen in Acre, als er am 1. Sept. 1271 nach Clemens IV. zum Papst gewählt wurde; er betrieb 1274 die Union mit der Griechischen Kirche u. die Unternehmung eines neuen Kreuzzugs, aber beides vergebens; in Deutschland förderte er die Wahl der Hohenstaufen zur Königswürde u. st. 10. Jan. 1276 in Arezzo; Lebensbeschreibung von Bonacci, Rom 1711. 23) G. XI., vorher Pierre Roger aus Maumont, Sohn Wilhelms Herrn von Beaufort, Neffe Clemens' VI., geb. 1330, wurde bereits 1348 Cardinal u. nach Urban V. am 30. Dec. 1370 in Avignon zum Papst gewählt; er bekämpfte Wicleff u. zog 1377 in Rom ein, ohne seine Rechte als Papst in Italien geltend machen zu können, u. st. 28. März 1378. 24) G. XII., hieß Angelo Corrario, war ein Venetianer u. geb. 1326; er wurde während des Schisma 30 Nov. 1406, nach Innocens VII., von den römischen Cardinälen gegen Benedict XIII. gewählt; von dem Concil in Pisa 1409 entsetzt, abdicirte er erst 1415 auf dem Concil in Constanz, wurde Cardinalbischof von Porto u. Legat der Mark Ancona u. st. 18. Oct. 1417 in Rimini. 25) G. XIII., hieß Ugo Buoncompagno, geb. 1502 in Bologna, lehrte Anfangs das Canonische Recht daselbst, war auf dem Concil zu Trident thätig u. wurde 1565 Cardinal u. nach Pius V. am 13. Mai 1572 zum Papst gewählt; er unterstützte Heinrich III. gegen die Hugenotten, förderte die Jesuitencollegien, machte einen vergeblichen Versuch die Russische Kirche mit der Römischen zu versöhnen, veranstaltete eine neue Ausgabe des Corpus juris canonici u. verbesserte den Julianischen Kalender 1582, welcher nun nach ihm der Gregorianische Kalender heißt; alle seine Unternehmungen kosteten viel Geld u. brachten dadurch die päpstlichen Finanzen in große Verwirrung; er st. 10. April 1585; seine Schriften stehen in Egg's Pontificium doctum; Lebensbeschreibungen von Ciappi, 1591; Bomplani, 1685; Maffei, 1742. 26) G. XIV., vorher Nicolo Sfondrati, geb. 1535 in Cremona, war Bischof in seiner Vaterstadt, wurde 1583 Cardinal u. 5. Dec. 1590 nach Urban VII. Papst; er unterstützte die französische Ligue mit Subsidien u. Truppen u. starb bereits 15. Oct. 1591. 27) G. XV., vorher Alessandro Ludovisi, geb. 1554 in Bologna, war hier Erzbischof, wurde 166 Cardinal u. 9. Febr. 1621, nach Paul V., Papst; er wirkte durch die Jesuiten gegen die Reformation in Böhmen u. für die Restauration des Romanismus in Frankreich, stiftete 1022 die Congregatio de Propaganda fide u. gab die noch jetzt giltige Constitution bei der Papstwahl, namentlich mit dem geheimen Scrutinium; er st. 18. Juli 1623. 28) G. XVI, hieß Bartolommeo Alberto Capellari, geb. 18. Sept. 1765 in Belluno im Venetianischen, trat unter dem Namen Mauro 1783 in den Camaldulenserorden auf S. Michele bei Venedig, wurde 1800 Mitglied der Academica ecclesiastica in Rom, 1801 Abt des Camaldulenserklosters S. Gregorio, 1823 General seines Ordens, 1826 Cardinal u. bald darauf Präfect der Propaganda; unter Pius VIII. leitete er die Verhandlungen über die Gemischten Ehen mit der Preußischen Regierung u. verfaßte das Breve vom 25. März 1830 in dieser Angelegenheit; am 2. Febr. 1831 wurde er, nach Pius VIII., zum Papst gewählt. Sogleich nach seiner Inthronisation brachen Aufstände im Kirchenstaate aus, welche durch französische u. österreichische Waffen unterdrückt wurden; obgleich er Reformen in der Staatsverfassung verheißen hatte, so fand er sich doch auf den Rath der Cardinäle Bernetti u. Albani bewogen, es beim Alten zu lassen u. den Äußerungen einer freieren Richtung durch harte Strasedicte zu begegnen; mit der Kirche in Spanien u. Portugal kam es 1833 zu Zerwürsnisseu, mit Preußen wegen der Angelegenheiten der Erzbischöfe Droste von Vischering u. Dunin, mit Rußland wegen der Rückkehr von 3 Mill Unirten zur Griechischen Kirche u. mit der Schweiz wegen Aufhebung der Aargauer Klöster zu Collisionen. Dabei hielt G. fest bei den gewohnten Ansprüchen der Hierarchie, bekämpfte die freiere Wissenschaft durch die Vergrößerung des In lex expurgatorius u. das Verfahren gegen die Hermesianer, sprach sich energisch gegen die Bibelgesellschaften aus, begünstigte die Jesuiten, führte in Baiern die Benedictiner wieder ein etc., s.u. Kirchenstaat. Er st. 1. Juni 1846, u. im Kloster der Mechitari stencongregation auf S. Lazzaro wurde ihm eine Bildsäule aufgestellt; er schr. italienisch: Der Triumph des H. Stuhls u. der Kirche, Rom 1799 (deutsch 2. Aufl. 1848). Über seine Regierungshandlungen s. den 32. Bd. von Gaet. Moroni's Dizionario di erudizione storico-ecclesiastica; Farini, La stato Romano dell'anno 1815, Tur. 1841, 3 Bde.[574]

III. Kirchenväter, Geistlichen. Gelehrte. 29) St. G. der Thaumaturg (der Wunderthäter), hieß eigentlich Theodoros u. war geb. in Neocäsarea von vornehmen heidnischen Eltern; er trat nach dem frühen Tode seiner Eltern zum Christenthum über u. ging 231 nach Cäsarea, wo er bei Origenes studirte, welchen er erst 239 wieder verließ; er wurde 244 Bischof in Neocäsarea, that eine große Menge Wunder u. st. 270; sein Tag: 17. Nov. Schriften griechisch u. lateinisch, herausgegeben von G. Vossius, Mainz 1604, u. im 3. Bande von Gallands Bibliotheca patrum; die Lobrede auf Origenes einzeln von Bengel, Stuttg. 1722; Lebensbeschreibungen von N. M. Pallavicini, Rom 1644, u. Boye, Jena 1703. 30) St. G. der Erleuchter (gr. Phoster, latein. Illuminator, armen. Lusarowitsch), Sohn des Partherfürsten Anakus, geb. 257, wurde zu Cäsarea in Kappadocien christlich erzogen, bekehrte den König Tiridates von Armenien u. wurde 302 Patriarch der Armenischen Kirche; er st. um 325 u. wird als der Stifter des Christenthums in Armenien u. Begründer der Armenischen Kirche verehrt; sein Tag der 30. Septbr. Er schr.: Homilien, herausgegeben Constant. 1737. 31) St. G. von Nazianz (genannt Theologos), geb. zwischen 326 u. 330 in Azianz bei Nazianz in Kappadocien; studirte in Cäsarea u. Alexandrien, ging dann mit Basilius nach Athen u. zog sich dann mit ihm in die Wüste zurück, wurde 371 durch Basilius Bischof von Sasima, dann Coadjutor seines Vaters, des Bischofs von Nazianz, zog sich nach dessen Tode 374 nach Seleukia zurück u. ging dann nach Constantinopel. Hier wurde er einer der treusten Anhänger des Anastasius u. einer der heftigsten Gegner der Arianer u. 380 Patriarch von Constantinopel. Er fand indeß auf dem 381 daselbst gehaltnen Concil so viel Widerstand, daß er seine Würde niederlegte; er ging deshalb in die Wüsten von Kappadocien, wo er sich bes. mit der Dichtkunst beschäftigte u. 390 starb. Er ist einer der ausgezeichnetsten Redner der Griechischen Kirche u. wirkte ebenso kräftig für das praktische Christenthum, wie für den Sieg der Orthodoxie. Sein Tag ist in der Griechischen Kirche der 25. u. 30. Jan., in der Lateinischen der 9. Mai; er schr.: Briefe u. Reden; Gedichte, bes. 254 Epigramme (die das 8. Buch der Anthologie des Konstantinos Kephalos ausmachen); Elegien, eine poetische Lebensbeschreibung in Jamben (bis zur Abreise von Constantinopel); das christliche Schauspiel Χριστὸς πάσχων (der leidende Christus), scheint einem andern Verfasser zu gehören. Seine Werke, herausgegeben von Hervagius, Basel 1550; Jac. Billius, Par. 1609–11; Morell, Par. 1630, 2 Thle., Fol., Lpz. 1690, Ven. 1753, 2 Bde., Fol. Von der Benedictinischen Ausgabe durch Clemencet, Par. 1778, 1. Th., fortgesetzt von Caillau, ebd. 1840; die Gedichte allein, Venedig 1504, von Tollius, Utr. 1696; von Muratori, Anecdota graeca, Pad. 1709. 32) St. G. Nyssenus (G. von Nyssa), geb. um 332 in Nyssa, Sohn des Rhetors Basilius u. der Emmelina, jüngrer Bruder Basilius' des Großen u. der Makrina, war schon Anagnost, als er die Kirche wieder verlassen u. Rhetor werden wollte; aber durch die Vorstellungen G-s von Nazianz bewogen blieb er Geistlicher u. wurde 371 Bischof von Nyssa. Er war ein eifriger Vertheidiger des Nicäischen Glaubensbekenntnisses, bes. 381 auf dem 2. Ökumenischen Concil; dabei ausgezeichnet durch gründliche wissenschaftliche Bildung; er st. 396. Sein Tag ist in der Griechischen Kirche der 10. Jan, in der Lateinischen der 9. März. Seine Werke, bestehend aus Homilien, Streitschriften gegen Eunomius u. Apollinaris, über die Schöpfung, ascetischen Schriften u. Briefen, herausgegeben von Fronto Ducäus, Par. 1615, 2 Bde., dazu Anhang von Gretser, Par. 1618, u. Aufl., ebd. 1638, 3 Bde., Fol.; die Rede gegen Arius u. Sabellius u. die gegen die Macedonianier in Mai's Scriptorum vett. nova collectio, 8. Bd. u. im 4. Bd. der Nova Patrum bibliotheca, Rom 1847; Oratio catechetica etc., griechisch u. lateinisch, herausgegeben von J. G. Krabinger, Münch. 1835, 2. Aufl. 1838; De anima et resurrectione, von ebendems., Lpz. 1837; De precatione orationes V, von demselben, Landsh. 1840. Vgl. Rupp, G-s von Nyssa Leben u. Meinungen, Lpz. 1834; Heyns, De Gregorio Nyss., Leyd. 1835; Müller, Gregorii Nyss. doctrina de hominis natura, Halle 1854. 33) G. von Tours, geb. um 540 in Augustonometum (Clermont), aus adligem Geschlechte u. hieß eigentlich Gregorius Florentius, wurde bei seinem Oheim, dem Bischof Gallus von Clermont, erzogen, siedelte nachher mit seiner Mutter nach Burgund über u. wurde 573 Bischof von Tours; er stand bei den Königen Sigbert, Guntram u. Childebert II. in hoher Gunst u. vertheidigte nicht nur die Interessen der Kirche gegen Chilperich u. Fredegunde, sondern schützte auch seine Bischofsstadt gegen die Willkür der königlichen Beamteten u. trug wesentlich zu ihrem Wohlstande bei; er starb 17. Nov. 594 u. schr.: Historia miraculorum St. Martini (576–594); Miraculorum libri VII; Vitae patrum; Hauptwerk: Historia eccles. Francorum, bis 595 (das einzige Geschichtswerk u. Quelle dieser Zeit), herausgegeben Par. 1511 f.; im 2. Bd. von Boucqnets Recueil des historiens des Gaules et de la France, u. in Pertz Monumenta Germaniae histor.; französisch von Cl. Bonnet 1610, von M. de Marolles, 1668, 2 Bde.; deutsch Würzb. 1847–49, u. von Gieselbrecht, Berl. 1849–51, 2 Bde.; den Geschichtlichen Stoff verarbeitete Aug. Thierry in Recits des temps Merovingiens, Par. 1840 (deutsch, Elberf. 1855); die Werke G-s gab heraus Ruinart, Par. 1699; vgl. Loebell, G. von Tours u. seine Zeit, Lpz. 1839. 34) G. von Utrecht, stammte aus dem königlichen Geschlecht der Merovinger, geb. um 707, war der Sohn des Albricius u. der Fastrade u. war am Hofe gebildet worden, 722 lernte ihn Bonifacius bei seiner Großmutter, Addula, Äbtissin des Klosters Pfalzel bei Trier, kennen u. kettete den jungen G. so an sich, daß derselbe ihn auf seiner Missionsreise begleitete u. bes. in Friesland thätig war; nach Eoban versah er das Bisthum Utrecht u. legte daselbst eine Schule für Missionäre an; einer seiner berühmten Schüler ist Ludger, welcher sein Leben schrieb; er st. 781. 35) Metropolit in Korinth, daher G. Corinthius mit dem Beinamen Pardos, um 1150; er schr.: Περὶ διαλέκτων (Compilation aus Scholien u. Glossarien), herausgegeben in Aldus Cornu copiae, Ven. 1496, Fol., von Koen, Leyd. 1766, von Schäfer, Lpz. 1811; u. einen Commentar über des Hermogenes Περὶ μεϑόδου δεινότητος (im 8. Bd. von Reiskes griechischen Rednern), u. andere grammatische u. theologische Schriften. 36) [575] G. von Cypern, so v.w. Georg 104. 37) G. von Heimburg, s. Heimburg. 38) G. de St. Vincent, geb. 1584 in Brügge, trat in den Jesuitenorden, wurde Professor der Mathematik in Rom, später von Ferdinand II. nach Prag berufen, trat dann in spanische Dienste u. wurde unter Philipp IV. Lehrer des Don Juan d'Austria; er st. 1667 in Gent. Sein Hauptwerk (Opus geometricum quadraturae circuli, Antwerp. 1647, 2 Bde.) hatte zum Zweck, die Quadratur des Kreises zu finden. 39) G., geb. 1739, erzogen in Dimitzana auf Morea; studirte in mehrern Klöstern, lebte dann als Einsiedler, wurde Erzbischof in Smyrna u. 1797 Patriarch in Constantinopel. Als 1798 die Franzosen sich Ägyptens bemächtigten, gaben die Türken den Griechen geheime Verbindungen mit den Franzosen Schuld u. forderten die Hinrichtung des Patriarchen, der aber von Selim III. nur auf den Berg Athos verwiesen wurde. Nach dem Frieden wurde er 1807 wieder Patriarch u. richtete bes. seine Aufmerksamkeit auf Gründung u. Erhaltung der Schulen, schrieb Predigten u. übersetzte die Briefe des Apostel Paulus ins Neugriechische; nach Mahmuds Thronbesteigung wurde er wieder verbannt u. erst 1819 zurückberufen. Als aber 1821 der Aufstand der Griechen in Morea ausbrach, wurde er der Pforte verdächtig, u. obgleich er über die Führer der Revolution den Bann ausgesprochen hatte, doch am ersten Ostertag an der Hauptpforte seiner Kirche, in welcher er das Hochamt eben gehalten hatte, aufgeknüpft. Sein Leichnam wurde in das Meer geworfen, aber von Schiffern ans Land gebracht u. in Odessa bestattet. Von seinem Wörterbuche der Griechischen Sprache erschienen nur 2 Bde., Constant. 1819–21.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 572-576.
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