1. Besser hören als fühlen.
Dän.: Bedre udi tiden at høre, end efter tiden at erfare. (Prov. dan., 57.)
2. Besser viel hören als viel reden.
Wenn ich höre, sagen die Araber, hab' ich Nutzen davon; wenn ich spreche, haben ihn im besten Falle andere. (Cahier, 2404.)
3. Besser zehnmal hören, als einmal sprechen.
4. Das lässt sich hören, sagte der Taube, da kriegte er eine Ohrfeige. – Horn, Spinnstube, 1852, S. 23; Hoefer, 1018.
Holl.: Dat staat mij heel schoon, zei de filozoof, en hij zou een' klap voor zijne koon krijgen. (Harrebomée, I, 434a.)
5. Das lässt sich hören, sagte der taube Lieb, als eine Kanone neben ihm abgeschossen wurde.
6. Dat hebbe ik hört, see de dove Geerd. (Holst.)
Ich höre wol, sagte der taube Gerhard. Wird gesagt, wenn einer auf das Gesagte nicht achtet.
7. Dat lett sich hören, säd Jenner, ôn krêg fert Ohr. (Danziger Nehrung.) – Frischbier2, 1664.
8. Den man nicht gern hört, dem nutzt sein wollreden nichts. – Lehmann, 644, 21.
9. Du horest vbel, ich muss dich einmal zum bade führen. – Agricola I, 177.
»Also straffen die herren yhre diener, wenn sie vnfleissig sind zu horen, was yhn befohlen wirt. Zum bade furen heisst straffen vnd zuchtigen.«
10. Erst höre, dann rede.
Oft auch: Erst höre und dann rede – nicht.
Dän.: Vær talmodig udi høren, og fornuftig udi svaren. (Prov. dan., 541.)
Frz.: Ecoute avant de parler, et peut-être verras-tu qu'il faut te taire. (Cahier, 1266.)
It.: Sì pronto ad udire, e tardo a parlare.
Span.: Entienda primero, y habla postrero. (Bohn I, 222.)
11. Es gibt viel zu hören, aber wenig zum Weitererzählen. (Lit.)
12. Es hören nicht alle, die Ohren haben.
13. Es hören nicht alle, die Ohren haben, sagte der taube Kunz.
14. Es ist nicht gnug, wer höret viel, wers thut, der trifft das rechte Ziel. – Petri, II, 274.
15. Hör, biss nit tawb, doch langsam glaub. – Franck, I, 105b; Petri, II, 384; Eiselein, 321.
Dän.: Vær snart hørende, men ei snart troende. (Prov. dan., 307.)
16. Hör und schweig. – Schottel, 1125b.
Dän.: Brug heller ørene end tungen. – Hør meget, tæl lidet. (Prov. dan., 306.)
17. Hör vil, red wenig, traw noch weniger. – Franck, I, 105b; Petri, I, 385; Gruter, I, 49; Henisch, 1636, 65; Simrock, 4943.
Ein hebräisches Sprichwort: Höre tausendmal, sprich nur einmal! (Cahier, 2598.)
Böhm.: Mnoho slyšeti – vĕc bezpečná; mnoho mluviti – vĕc všetečná. (Čelakovsky, 77.)
Engl.: Wide ears and short tongue is best. (Gaal, 907.)
Frz.: Entend premier, parle le dernier. – Escoute beaucoup, parle peu. (Leroux, II, 221 u. 222.) – Oi, voi, parle poi (peu), se tu parles garde-toi de qui tu parles, et de quoi. (Cahier, 1258.)
Lat.: Multa audi; dic pauca, tege abdita, disce minori parcere; majori cedere, ferre parem. (Gaal, 907; Seybold, 315.)
Poln.: Wiele słuchać rzecz bezpieczna; wicle mówić rzecz wszeteczna. (Čelakovsky, 77.)
Ung.: Sokat hally, de keveset szólly. (Gaal, 907.)
18. Höre alles vnd vrteyl. – Franck, II, 117b.
Lat.: Audi multa, loquere tempestiva. ( Philippi, I, 71.)
[776] 19. Höre, biss nicht taub, doch langsamb glaub; dein glaub' sey taub. – Gruter, III, 50; Henisch, 1636, 64; Lehmann, II, 266, 70.
Frz.: Qui croit quanque il ot (tout ce qu'il entend), il est musart et sot. (Leroux, II, 294.)
Lat.: Ausculta et perpende. (Faselius, 25.)
20. Höre den, der vier ohrn hat. – Franck, II, 94a. Franck bemerkt: »Apollo, des oracul für allen warhafftig ward erkent, was bei den alten mit vier henden vnd vier orn gemalt, drumb dass er alles höret vnd thet was ye alle geredt vnnd thon haben.«
21. Höre, lerne, schweig, nicht streite, also lieben dich die Leute.
22. Höre nicht allein, überleg' auch fein!
23. Höre, schaw, schweig und leid, so hastu fried allzeit. – Petri, II, 385; Mathesy, 26a.
Lat.: Audi, vide, tace, si vis vivere in pace. (Mathesy, 26a u. 114a.)
24. Höre, sieh' und schweig', so bleibst du frei vom Streich. – Eiselein, 321.
Dän.: Hør, see og tie, saa bliver du for trætte fri. (Prov. dan., 306.)
Lat.: Audi, vide, sile. (Faselius, 24.)
25. Höre, sihe vnd schweig dazu, wiltu anders haben ruh. – Petri; II, 384; Mathesy, 114a.
Frz.: Ouyr, voir, et se taire de tous, fait l'homme estre bien venu partout. (Leroux, II, 277.) – Oy, voy, et te tay, si veux vivre en paix. (Bohn I, 44.)
Port.: Ouve, ve, e calla, se queres viver em paz. (Bohn I, 290.)
Span.: Oir, ver, y callar; recias cosas son de obrar. (Cahier, 3269.)
26. Höre wol, rede wol. – Petri, II, 385.
27. Hören, sehen, schweigen muss der man, der auff erden will frid han.
Lat.: Audi, cerne, tace, si cum uis uiuere pace. (Loci comm., 161.)
28. Hören, sehen und schweigen ist nicht jedermann eigen.
29. Hören, Sehen und Schweigen sind drei schwere Dinge.
30. Hören, sehen und schweigen verhütet manchen Krieg.
Engl.: He that hears much and speaks not all, shall be welcome both in bower and hall.
It.: Odi, vedi et ace, se voi viver in pace. (Eiselein, 321.)
31. Höret, sehet, schweiget vnd vertraget, so weiss niemand, was jhr jaget. – Petri, II, 385.
32. Hörst du schon viel, doch wenig schwatz; dess G'ringern schon, gib Grösserm Platz; was heimlich ist, bring nicht an Tag; mit deins gleichen dich vertrag. – Seybold, 315.
33. Hört da von grossem Wunder sagen, man hat der Elster ein Ei enttragen.
34. Ich hab's gehört, sagt Marie Wasch.
Von einer Schwätzerin.
35. Ich hab's gehört, sagte der taube Johann, als er den Krug zerschlagen.
Holl.: Dat hoor ik, zei doove Jan, en hij smeet zijn moeders porselein aan stukken. (Harrebomée, I, 352b.)
36. Künn ick hüren, künn ick seen, bîten wull ick dörch 'n Flintenstên.
Diese Drohung legt das Volk der Blindschleiche in den Mund, die bei ihm in einem übeln Rufe steht. Man sagt ihr nach, dass sie blind, taub und giftig sei, mit der Zunge, in der sich Gift befinden soll, steche, dass man schon durch ihre blosse Berührung vergiftet werde, dass ihr Schwanz einen Stachel habe, womit sie steche, dass die zerbrochenen Stücke wieder zusammenwachsen u.s.w.: alles Dinge, welche zeigen, wie wenig richtige Kenntnisse von der Natur im Volke verbreitet sind. Ueber den in Bezug auf die Blindschleiche (Anguis fragilis, die auch Hartwurm, Blennling, in Mecklenburg Sünndrang, d.i. die an die Sonne Dringende heisst) herrschenden Volksglauben und die bezügliche Literatur vgl. K. Schiller, I, 2.
37. Kurz hören und abschlagen ist der Richter Morgenimbiss. – Binder, II, 1866.
Lat.: Minus decipitur, cui cito negatur. (Publ. Syr.) (Binder II, 1866.)
38. Man höret oft an Einem Tag, was man das ganze Jahr nicht sagen (wissen) mag.
Dän.: Undertiden hører du det i een dag du ønskede ei at vide et heelt aar. (Prov. dan., 308.)
39. Man hört gar bald, wenn einer ein Schwab oder ein Baier ist. – Simrock, 9317.
[777] 40. Man muss auch hören, was der andere sagt.
Engl.: One tale is good, till an other is told. (Gaal, 910.)
41. Man muss erst hören, ehe man antwortet (urtheilt).
Dän.: Hør en mand før du svarer, hør flere før du dømmer. (Bohn I, 375; Prov. dan., 306.)
42. Man muss hören und nicht hören. – Simrock, 4941; Frischbier2, 1660.
Dän.: At høre ilde eller vel, staaer til dig selv. (Prov. dan., 307.)
43. Man muss nur hören, was aus dem Herzen kommt.
Die Rede der Schmeichler und Heuchler hat ihren Sitz nur im Munde.
44. Man muss (kann) viel hören, ehe ein Ohr abfällt. – Simrock, 4942.
Wer ein gutes Gewissen hat, kann des Verleumders Geschwätz ruhig und lange anhören, ohne dass er viel für seine Ehre fürchten wird.
Dän.: Man skal meget høre før ørene falde af. (Prov. dan., 307.)
It.: Un pajo d'orecchj straccherebbero mille lingue. (Gaal, 908.)
45. Man soll alles hören, dann bewähren. – Mayer, II, 650.
46. Me kann viel haeren, är iäm en Ar affällt. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 186, 45; Woeste, 70, 133; hochdeutsch bei Körte, 4657.
47. Mer muss der Ên hürn un og der Angre. (Bedburg.)
Nicht einseitig urtheilen.
48. Sei schnell zu hören und langsam zu reden.
Die Basken sagen: Sei der erste beim Hören, der letzte beim Sprechen. Die Serben: Rasch sei zum Hören und sachte zum Sprechen. (Reinsberg III, 80.)
Böhm.: Rychlý bud' k slyšení, ale zpozdilý k mluvení. (Čelakovsky, 77.)
49. Viel hören, viel sehen und wenig sagen, ist gut und nützt zu allen Tagen.
It.: Parla poco, ascolta assai, e non fallerai. (Gaal, 907.)
50. Viel hören vnd nicht mercke sind verlorene Wercke. – Petri, II, 573.
51. Viel hören vnd sehen vnd wenig sagen, das gehört zu guten Tagen. – Petri, II, 573.
52. Viel soll man hören, aber wenig nachsagen (reden).
Lat.: Audi, sile. (Seybold, 45.)
53. Vil hîren, winich glîwen. – Schuster, 1087.
54. Vom Hören lernt man lügen. (Posen.)
55. Vom Hören und Sagen wird mancher aufs Maul geschlagen. – Eisenhart, 491; Volckmar, 359, 313; Eiselein, 321; Sailer, 252; Frischbier2, 1659.
Engl.: They say, or I heard say, is half a lie. (Eiselein, 321; Gaal, 911.)
56. Vyll horen vnd wenigk sagen, nicht verantwort alle fragen, borg wenigk, bezal bar, gered wenigk vnd halts gar. – Latendorf, Neue Jahrb., 1867, II, 263.
»Auch in den Köpfen sollen sich Einnahme und Ausgabe wenigstens das Gleic hgewicht halten. Wer viel spricht und wenig hört, ist ein Verschwender; wer mehr hört als er spricht, ein guter Wirth.« (Welt und Zeit, I, 117, 86.)
57. Was man gern hört, glaubt man gern.
Böhm.: Co lidé rádi slyší, tomu snadno vĕří. (Celakovsky, 102.)
Dän.: Det man gierne hører, troer man snart, og tvert imod. (Prov. dan., 308.)
Poln.: Co ludzie radzi słyszą temu łacno wierzą. (Čelakovsky, 102.)
58. Was man nicht alles hört!
59. Was nützt das Hören, wenn man's nicht versteht!
It.: Tanto è non intendere, come non udire. (Pazzaglia, 184, 4.)
60. Was nützt das Hören, wenn man's nicht versteht, sagte die taube Frau, als sie aus der Kirche kam.
61. Wass man gern hört, dass thut man gern. – Lehmann, 644, 19.
62. Wat mot man nich alle hören, see dôwe Jakob. (Ostfries.) – Hoefer, 457; Hauskalender, II, 673; Bueren, 1289.
[778] 63. Wat skal'm hiire, wen'ne sleept? (Amrum.) – Haupt, VIII, 374, 2.
Was kann man hören, wenn man schläft.
64. Wen man nicht gern höret, dem nützt sein Wohlreden nichts.
65. Wenn du gut hören willst, so verstopfe dir die Ohren.
66. Wenn du hörst, was einer klagt, so hör' auch, was der andere sagt. – Simrock, 5709; Graf, 433, 269.
It.: Non giudicar per legge, nè per carte, se non ascolti l'un e l'altra parte.
67. Wenn man einen gern hört, soll er bald aufhören.
68. Wenn man wat hören will, so mot man na'n hamborger Stintmarkte gahn. (Winsen an der Luhe.)
69. Wer auf jeden hört, ist ein geplagter Mann, wer auf niemand hört, noch übler dran.
Böhm.: Kdo každeho posloachá, zle činí, a kdo nikoho, ještĕ hůře. (Čelakovsky, 116.)
70. Wer einen hört, weiss ein Ding halb; wer zweie hört, weiss es ganz. – Winckler, VIII, 60.
Lat.: Qui statuit aliquid parte inaudita altera, aequum licet statuerit, haud aequus fuerit.
71. Wer gern hören will, dem ist jeder Eingang zu lang.
Lat.: Longum prooemium audiendi cupido. (Philippi, II, 228.)
72. Wer gern hört, dem ist leicht rufen. – Körte, 6730.
73. Wer gern viel hört, der hört viel, das er nicht gern hört. – Petri, II, 712.
74. Wer gut hört, braucht nur ein Wort.
Engl.: A word is enough to the wise.
Frz.: C'est assez dit à qui entend. (Leroux, I, 192.)
Lat.: Sapienti pauca.
75. Wer hört es nicht gern, dass man ihn lobt.
76. Wer nicht gut hört, reimt gut. (Niederösterreich.)
77. Wer nicht gut hört, ruft herein, wenn's donnert. – Schles. Provinzialbl., 1862, 570.
78. Wer nicht hören will, muss fühlen. – Neus, 7; Bücking, 341; Müller, 22, 3; Eiselein, 321; Sprichwörterschatz, 2952; Ramann, Unterr., II, 10; Simrock, 4939; Braun, I, 1476; Mayer, II, 222; für Hannover: Schambach, I, 164; für Euskirchen: Firmenich, I, 509, 3; für Waldeck: Curtze, 318, 57.
»Aber, wenn man die Vorschriften der Vernunft wie Ruthen zusammenbinden und die Thoren damit täglich blutig peitschen könnte, so würden sie doch um kein Haar klüger.« – »Viele Thoren begreifen so lange nicht, dass es Stöcke und Peitschen in der Welt gibt, bis sie Prügel und Hiebe damit bekommen.« – »Menschen und Völker, welche weder lieben noch hassen können, dürfen sich nicht wundern, wenn sie mit Fusstritten regiert werden.« – »Nur der Platzregen und Hagel auf dem Rücken kann die Beschränktheit überzeugen, dass ein Gewitter im Anzuge ist.« (Welt und Zeit.)
Böhm.: Kdo nechce slyšeti, musí číti. (Čelakovsky, 292.)
Frz.: Celui qui ne veut écouter les conseils de personne, s'instruira à ses dépens. (Gaal, 909; Starschedel, 409.) – Qui n'écoute la raison, doit se conduire au bâton. (Cahier, 1507.)
It.: Chi non vuol ascoltare, deve provare; ...gli converra provare. (Gaal, 909; Cahier, 2812.)
Lat.: Mens est in tergoribus. – Ubi vivos homines mortui incursant boves. (Eiselein, 321.)
Poln.: Kto nie chce słuchać, niechźe czuje. (Lompa, 17.)
Wend.: Chtož ňoco słušaś, ten dej cuś. (Čelakovsky, 292.)
79. Wer nicht hören will, wenn Gott schreyet, der wirdt einmal schreien, das Gott wider nicht wirdt hören. – Petri, I, 107; Henisch, 1710, 66.
80. Wer nicht rechtmessig gehört ist, der wird sehr unrechtmessig verdampt. – Lehmann, 569, 45; Simrock, 4945; Körte, 6786.
81. Wer nicht wohl hört, der reimet wohl.
Böhm.: Kdo nedosléchá, nech se domyslí. (Čelakovsky, 288.)
82. Wer recht hört, wird belehrt.
Engl.: From hearing comes wisdom, from speaking repentance. (Bohn II, 359.)
83. Wer schlecht hört, reimt leicht. – Körte, 6778; Simrock, 4944.
Der Schwerhörige geht, versteht und deutet nach dem Gleichklange; wobei er denn zuweilen auf sehr schwierige Reime kommt.
[779] 84. Wer schnell hören und langsam sprechen kann ist auf dem Wege zum weisen Mann.
85. Wer sich lest hören, so er was gethan, der wolt es gern wider han. – Gruter, III, 110; Lehmann, II, 877, 238.
86. Wer vbel höret, dem sol man ein Ding zweymal sagen vnd starck einschreyen. – Petri, II, 770.
87. Wer was nicht hören wollt, hör' hernach. – Kirchhof, Wendunmuth, VI, 88.
88. Wer wohl hören kann, wird ein weiser Mann.
»Das Gehör weckt aus dem körperlichen wie geistigen Schlafe, und mit der Fähigkeit zu hören, hält auch die Ausbildung der Sprache gleichen Schritt. Das Wort erschliesst das Reich der Geister. Mehr als das, was wir sehen, äussert das, was wir hören, einen nicht zu ermessenden Einfluss auf den innern Menschen.« (Clemens, Ueber stellvertretende Thätigkeit der Sinne in Gutzkow's Unterhaltungen am häuslichen Herd, 1856, Neue Folge, I, 706.)
89. Wer zu hören weiss, dem genügen wenig Worte.
Frz.: A bon entendeur il ne faut qu'une parole. – Qui n'entend qu'une partie, n'instruit pas les procès. (Cahier, 624.)
90. Wer zu viel will hören, kann sich der Lügen nicht erwehren.
Holl.: Die veel hoort, hoort veel liegen. (Bohn I, 311.)
91. Willst du nicht hören, wer du bist, so sag' nicht, wer dein Nachbar ist.
Lat.: Audit quod non vult, qui pergit dicere quod vult. (Binder II, 283; Seybold, 46.)
92. Wo einer nicht hören will, da ist alles Reden (Rufen) umsonst.
Frz.: Il n'est pire sourd que celui qui ne veut pas entendre. (Starschedel, 409; Bohn I, 24.)
*93. A hiert hoite mit Hee-Littern. – Robinson, 524; Gomolcke, 510.
Mit Heuleitern, die sehr weite Sprossen haben, also viel hindurchlassen.
*94. A hiert nicht, a hôt die Schnuppe. – Gomolcke, 64.
*95. As sik hört un bört. – Eichwald, 822.
*96. Das hört er gern.
Frz.: On lui bout du lait, quand on lui dit cela. (Lendroy, 209.)
*97. Das lässt sich hören. – Eiselein, 321; Braun, I, 1478.
*98. Der hört'n hüpen to't Soltfatt. (Ostfries.) – Hauskalender, I.
*99. Dir koon 'm hiire dat hem dê Sküüre knippe. (Nordmarschen.) – Haupt, VIII, 375, 21.
Da kann man hören, dass ihn die Schuhe drücken.
*100. Du hörst wol heut mit dem linken Bein nicht gut. (Kamnitz.)
*101. Er hats von jm selbs gehört. – Franck, I, 52b; Mayer, II, 42.
Umschreibung für: Es ist nicht wahr, die Sache ist von ihm erfunden. (S. ⇒ Gramanzen.) Feine Art, jemand der Unwahrheit zu beschuldigen; es ist eine Lüge oder, wie die Franzosen artig sagen, eine freiwillige Ungenauigkeit.
*102. Er hört, als hätt' er sich erst die Ohren ausgewaschen.
Sehr fein; denn der Schmuz in den Ohren verhindert das scharfe Hören.
*103. Er hört gern mit der Sauglocke läuten. – Simrock, 8748.
*104. Er hört gern von jm selbs. – Franck, II, 36a.
*105. Er hört gut, aber behält schlecht.
Dän.: Hans hierte er fuldt af huller, kand nok tage i mod, men ei beholde hvad han hører. (Prov. dan., 158.)
Lat.: Audio, haud ausculto. (Faselius, 26.)
*106. Er hört ihn, wie den vorjährigen Schrei. (Jüd.-deutsch. Brody.)
*107. Er hört mit Scheunthüren. – Frischbier2, 1663.
*108. Er hört sich sein blaues Wunder daran.
*109. Er hört wie ein Esel auf die Leier. (Altröm.)
Von denen, die wegen Mangels an entsprechender Bildung kein Urtheil haben.
*110. Er kann nicht hören. (Westf.)
Er thut, als ob er das Mahnen nicht hörte, weil er kein Geld hat.
*111. Er lässt sich hören wie die Glocke im See. (Lit.)
Die Entstehung der Redensart wird von Wurzbach (I, 47) auf folgende Weise erzählt: »Man führte einst im Winter neu gegossene Glocken nach Warna und schlug den Weg über den zugefrorenen See Zukspa ein. Das zu schwache Eis brach aber an einer Stelle [780] und eine der Glocken versank«. Nach der Sage lässt sich nun, wenn die eine geläutet wird, die andere am Grunde des Sees auch hören. Besonders soll man beim abendlichen Läuten den Zuruf »Bruder, Bruder« vernehmen.
*112. Es vergeht einem Hören und Sehen.
Die Hoffart »thut die leut so gar betören, das jn vergeht beid sehn vnd hören.« (Waldis, II, 54, 29.) »Ich hoa mich iber sie a su geargert, doss mer hiren und soahen vergangen ist.« (Keller, 166a.)
*113. He hört de Hehner fîste. – Frischbier2, 1665.
*114. Hei hirt möt Schulte Schîndähre. – Frischbier2, 1663.
Mit Schulzens Scheunthor. Er hört ungenau, falsch.
*115. Ich höre es nicht gern, es ist mir nicht lieb. – Agricola I, 580.
Zu Agricola's Zeiten der Ausdruck des Bedauerns, wenn jemand etwas Trauriges begegnet war, besonders von einem der Angehörigen des Bedauernden.
*116. Ich höre, wie viel der Zeiger geschlagen hat. – Herberger, I, 572.
*117. Ma hîrd âwa mit nischt mê, wi mid a Ûrn. – Peter, 455.
Ausdruck der Verwunderung.
*118. Me kann viel hären, eh'r em en Ahr awfällt. (Büren.)
*119. Nu hör na em, he is so klôk as än Minsch. – Biernatzki, Volksbuch.
*120. Se hîren1 wä de Schweng2 äm Rênwädder3. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 175, 170.
1) Folgen. 2) Schweine. 3) Regenwetter. – Sie folgen sehr schlecht.
*121. Was man alles hört! – Eiselein, 628.
*122. Weder hören noch sehen. – Eiselein, 321; Braun, I, 1477.
Lat.: Nec aures habeo, nec tango. – Neque audio, neque video. (Eiselein, 321.)
123. A so wie er hört nit, a so soll es ihm nit schaden. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Wenn man die Gesundheit u.s.w. eines Dritten rühmt, wird der Wunsch hinzugefügt, dass die Abwesenheit ihn vor dem »Berufen« schützen möge.
124. Du hörst nit ehe auf, es gang dir dann ein rath übers bein. – Schade, Satiren, III, 279.
125. Gilt's zu hören, sei der erste; der letzte, wenn's zu reden gilt. – Merx, 304.
126. Hör' alle Ding' und sag' nicht; iss und trink und frag' nicht. – Storch, Freiknecht, II, 38.
127. Ich habe davon gehört, sagte der Lehrbub, als ihm der Meister ein paar Ohrfeigen gegeben hatte.
Holl.: Hij is ervan gehard, als of hij met een' vaatdoek om de ooren was geslagen. (Harrebomée, II, 148b.)
128. Me schal horen, wen de ollen hunde bleken. – Freybe, Redentiner Spiel, 1886.
Auf alter Leute Rath und Warnung soll man achten.
129. Wenn ich nur das nöt g'hört hätt! (Wien.)
[1449] 130. Wenn ich sie hörte, wie ward mir so heiss; wenn ich sie sehe, fort war der Schweiss. – Sanders, 36.
131. Wenn ma dean heîrt, so hat koi Mensch Recht als er. (Ulm.)
132. Wer hören kann und schweigen, bekommt grosse Sachen zu eigen.
Holl.: Die kann hooren en zwijgen, groote zaken kan hij krijgen. (Harrebomée, II, 485b.)
*133. Das hört er so gern, als ein Dieb sein Urtel.
Holl.: Dat hoor ik al zoo gaarne als een dief zijne sententie. (Harrebomée, I, 129.)
*134. Er hört es, wie Humen1 dem Gragger2. (Jüd.-deutsch.)
1) Haman.
2) Eine Art Schnarre oder Klapper.
*135. Er will nicht hören.
Lat.: Ceram auribus obdis. (Philippi, I, 79.)
*136. Hôst de haira trappa? – Michel, 269.
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