Rauch (Subst).
1. Auch kleiner Rauch beisst das Auge.
It.: Fumo cava gli occhi.
2. Auf den Rauch folgt bald das Feuer.
Lat.: Flamma fumo est proxima. (Faselius, 91.)
3. Besser ein warmer Rauch als ein kalter Nebel. (Eifel.) – Schulfreund, 89, 179.
4. Dem Rauch entgeht man nicht, auch wenn man in der Dachkammer wohnt.
5. Dem Rauch und Feuer, dem Wasser und den Bauernstreichen muss man so schnell wie möglich weichen.
Holl.: Rook, water en vuur maakt men haast plaats. (Harrebomée, II, 229b.)
6. Dem schadet kein Rauch mehr, der im Feuer umgekommen ist.
7. Den Rauch leidet man nur des Feuers wegen.
8. Der dess Rauchs gewohnt ist, der lest sich ein kleinen rauch nicht beissen oder vertreiben. – Lehmann, 81, 45.
9. Der muss über den Rauch nicht schmälen, der sich selbst in die Esse gehängt.
10. Der Rauch beisst nur die Schönsten.
11. Der Rauch daheim ist mehr werth als Feuer in der Fremde.
12. Der Rauch dempfft das Fewer, böse Wort die Lieb. – Lehmann, 464, 24.
13. Der rauch dempfft das fewer vnnd das Creutz die gedult. – Lehmann, 832, 63; Grubb, 811.
14. Der Rauch des Nachbars beisst mehr in die Augen als der eigene.
15. Der Rauch, ein bös Weib und der Regen sind einem Hause überlegen.
16. Der Rauch folgt dem Luftzuge, aber nicht der Feuerherd.
17. Der Rauch geht vorm Fewer her. – Lehmann, 5, 32. Vgl. Sirach 22, 30 und Schulze, 161.
Dän.: Der gaaer røg for ild og skelds-ord for nære-hug. (Prov. dan., 504.)
18. Der Rauch in meinem Hause ist mir lieber als des Nachbars Feuer. – Simrock, 8147.
19. Der Rauch ist beschwerlich, aber er frisst niemand.
20. Der Rauch jagt oft den Herrn aus dem Hause.
21. Der Rauch schadet den Augen mehr als das Feuer den Haaren.
Die Russen: Der Rauch zerbeisst mehr Augen als die Flamme Haare versengt. (Altmann VI, 427.)
22. Der Rauch schwärzt am meisten die weissesten Wände.
Holl.: De zwarte rook zoekt altijd het blankste (de schoonste) vel. (Harrebomée, II, 229a.)
[1498] 23. Der Rauch thut, als wolle er die Sonne verblinden vnd den Himmel stürmen; vnd kompt ein kleines Windlein, so verschwindet er, dass niemand weiss, wo er bleibt. – Petri, II, 104.
24. Der Rauch vom eignen Haus' ist besser als das Feuer draus. – Winckler, XIII, 89.
25. Der Rauch zeigt den Brand. – Parömiakon, 2094.
Die Russen: Wo Rauch ist, kann das Feuer nicht verborgen bleiben. (Altmann VI, 425.)
Dän.: Røgen kommer gjerne af brandene. (Prov. dan., 481.)
26. Die mit Rauch handeln, kommen im Rauch um.
27. Eigen rauch ist heller, denn frembd fewr. – Henisch, 830, 47; Petri, II, 162.
Engl.: The smoke of a man's own house is better than the fire of anothers. (Bohn II, 16.)
28. Eigener Rauch wärmt mehr als des Nachbars Feuer.
Aehnlich russisch Altmann VI, 496.
29. Ein wenig Rauch beisst wol auch.
30. Erst Rauch, dann Feuer. – Eiselein, 520.
Lat.: De fumo ad flammam. – Ex fumo dare lucem. (Eiselein, 520.)
31. Es ist ein böser Rauch, der den Herrn aus dem Hause beisst. – Petri, II, 257.
32. Es ist übler Rauch, da kein Feuer ist.
Holl.: Het is een kwade rook, daar geen vuur is. (Harrebomée, II, 229a.)
33. Es kommt nicht jeder Rauch, der aus der Esse steigt, aus dem Bratofen.
Aehnlich russisch Altmann VI, 479.
34. Es steigt offt ein Rauch oder Nebel so hoch, als wann er die Sonn deckt, vnnd verschwindt vom kleinen Wind. – Lehmann, 306, 34.
35. Eygen rauch vnnd gut haussgemach ist vber alle sach. – Franck, I, 144b; Petri, II, 162; Henisch, 830, 44; Latendorf II, 9.
36. Feiner Rauch macht auch schwarz.
37. Fremder Rauch beisst die Augen.
38. Heimischer Rauch ist besser als fremdes Feuer.
Auch gegen die Einführung fremder Sitten gerichtet. Der Spanier sagt ebenfalls: Der Rauch in meinem Hause ist mir lieber als des Nachbars Feuer.
Holl.: De rook van het vaderland is aangenamer dan een vreemd vuur. (Harrebomée, II, 229a.)
39. I mehr der rauch auffsteigt, i mehr zergeht er. – Gruter, I, 50; Petri, II, 394; Simrock, 8152; Eiselein, 520; Körte, 4928.
40. Kein rauch beist so scharff die augen, als die Verachtung dem hochmuth wehe thut. – Lehmann, 771, 1; Parömiakon, 2354.
Dän.: Ingen røg bider saa skarp i øyne, som foragt i den stoltes hierte. (Prov. dan., 481.)
41. Kein Rauch ohne Feuer. – Simrock, 8140; Eiselein, 520; Körte, 4926.
Jedes schlimme Gerücht hat gewöhnlich einigen Grund. Auch der Höhenrauch, über dessen Entstehung man früher in Unkenntniss war, dem man einen atmosphärischen Ursprung gab, ihn für ein »zersetztes Gewitter« oder für ein ähnliches undenkbares Ding hielt, entsteht aus Feuer, und zwar aus einem, das Unwissenheit und eine völlig blödsinnige Landwirthschaft anzündet; der deutsche Höhenrauch ist Moorrauch, der aus dem Lande Muffrika kommt, wie im Volksmunde der dünnbevölkerte, halb öde Landstrich südlich von Ostfriesland heisst, wo die Torfbauern, die man in Bremen Jan vom Moor nennt, ihr Ackerfeld, anstatt es ordentlich zu düngen, abbrennen. Wenn es einzelnen gebildeten Männern bisher nicht gelungen ist, an die Stelle dieses Unfugs eine vernünftige Landwirthschaft zu setzen, so ist dies erklärlich; aber erklärlich ist es nicht, wie die Behörden nicht auf dem Wege der Bildung und einer angemessenen Gesetzgebung diesen Unfug, der, anstatt eine wohlhabende Bevölkerung zu schaffen, Bettler erzeugt, beseitigen. (Vgl. Lammers, Wie werden wir den Höhenrauch los? im Salon, Leipzig 1870, VI, 475.) Jüdisch- deutsch in Warschau: Uhn Feuer is kein Rojch nit.
Mhd.: Der rouch tuot kunt des viurs wesen. (H. von Meissen, Leiche, Quedlinburg 1843, 65, 12.)
Engl.: There is no smoke without some fire.
Frz.: Point de fumée sans feu. (Marin, 17.)
Holl.: Daar is geen rook zonder vuur. (Harrebomée, II, 229a.)
It.: Dal fummo fuoco s'argomenta. – E' non si grida mai al lupo ch' e' non sia in paese. – Non si dà fummo senza fuoco.
Lat.: Flamma fumo est proxuma. (Plautus.) – Non est fumus absque igne. (Faselius, 91.)
Schwed.: Ingen rök utan eld. (Marin, 17.)
[1499] 42. Kein Rauch ohne Feuer, ohne Mäuse keine Scheuer. – Simrock, 8143.
43. Kleiner Rauch beisst auch.
Lat.: Fumus oculis. (Bovill, I, 55.)
44. Kleiner Rauch beisst mich nicht. – Bücking, 63; Simrock, 8151.
Ein kleines Uebel lässt sich schon ertragen, eine kleine Widerwärtigkeit soll nicht aus der Fassung bringen.
45. Lass dich nicht von jedem Rauche beissen. – Simrock, 8150.
Nimm nicht jede Unannehmlichkeit zu sehr zu Herzen.
46. Man leidet den Rauch des Feuers wegen. – Simrock, 8145; Körte, 4924.
47. Man mot de Rôk em de Wamd halwe lüde. (Jeremtowitz.)
Man muss den Rauch leiden der Wärme wegen.
Böhm.: Musí se dým pro teplo trpĕti. (Čelakovský, 187.)
Dän.: Man lider røgen for ildens skyld. (Prov. dan., 481.)
Ill.: Ko se dima ne nadimi, on se ognja ne nagrija. (Čelakovský, 187.)
48. Mancher will lieber den Rauch als das Gebratene, sorgt mehr für den Arm als den Darm, ist klein von Leibe und will doch einen grossen Schatten machen.
49. Mit Rauch lockt man keinen Bienenschwarm herbei. – Altmann VI, 411.
50. Nach dem rauch kompt fewr, nach schmehen blutvergiessen. – Henisch, 432, 8.
51. Nach dem rauch schlegt das fewer auss. – Lehmann, 692, 22.
52. Offt fleucht einer den rauch vnnd kompt gar ins feur. – Petri, II, 449; Lehmann, 80, 19.
Schwed.: Mången flyr røken och råkar i elden. (Grubb, 555.)
53. Ohne Rauch kein Feuer, ohne Mäuse keine Scheuer. – Gaal, 1285.
Engl.: No smoke without some fire. (Bohn II, 132; Gaal, 1284.)
It.: Nessun granajo senza sorci. (Gaal, 1285.)
54. Rauch, bös Weib und Regen sind einem Haus überlegen. – Simrock, 8155; Parömiakon, 1801.
In Betreff der Zusammenstellung von Rauch, bös Weib u.s.w. (vgl. Liebrecht in den Heidelberger Jahrbüchern, IV, 110, und Dunlop- Liebrecht, S. 515.)
55. Rauch, bös Weib und übel Dach sind drei grosse Ungemach.
56. Rauch, bös Weib und Zwiebel bekommen den Augen übel.
Dän.: Røg, løg og en ond qvinde komme øjne til at rinde. (Prov. dan., 446.)
Schwed.: Rök, lök och ond qwinna få at bäde mine ögon rinna. (Törning, 80.) – Rök, lök och ond qwinna komme bondens ögon til rinna. (Grubb, 704.)
57. Rauch gehet vorm Fewer her vnnd Scheltwort vor der Faust. – Lehmann, 700, 30; Pred. Sal. 22, 30; Schulze, 161; Simrock, 8142; Zehner, 387.
58. Rauch genug, aber keine Wärme.
Dän.: Det skeer ofte at man røger og ikke varmer sig. (Prov. dan., 481.)
59. Rauch ist beschwerlich, frist aber niemand. – Lehmann, 81, 44.
60. Rauch ist in allen Küchen.
62. Rauch ist Rauch und wenn er von Weihrauch kommt.
Dän.: Røg af vellugtende urter gjør tiger-dyret rasende. (Prov. dan., 481.)
63. Rauch, schlimm Dach und böse Weiber können den Mann aus dem Hause treiben.
64. Rauch, Stanck vnd böse Weiber sinds, die den Mann aus dem Haus treiben. – Petri, II, 589.
Holl.: Rook, stank en een kwaad wijf drijven den man uit zijn huis. (Harrebomée, II, 229b.)
65. Rauch und eine böse Frau vertreiben den Mann aus Haus und Gau.
66. Rauch und Wanzen machen die Leut' im Hause tanzen.
67. Rauch vertreibt die Bienen, Sünde die Engel. – Simrock, 8154.
[1500] 68. Rauch vnd Dampff gehet vorher, wenn ein fewer brennen wil. – Petri, II, 509. Vgl. Sirach 22, 30 und Schulze, 161.
69. Sieht man Rauch, so sieht man bald das Feuer auch.
70. So mancher Rauch im Grund, so manches Fastnachtshuhn. (S. ⇒ Eigenrauch und ⇒ Spliess.) – Graf, 51, 188.
Mit den Hühnern waren auch die Familien gezählt, und der Name Huhn bezeichnete auch den Hörigen. Das Rauchhuhn bewies zwar die Handlohnpflichtigkeit des Gutes, bildete aber keine Steuer; es war daher auch für dasselbe nirgends eine bestimmte Güte vorgeschrieben. Ist das Huhn so kräftig, dass es auf einen dreibeinigen Stuhl oder den Wassereimer zu fliegen vermag, so zahlt es den Gutsherrn; überdies braucht der arme Mann, dessen Frau zu Kemnaten geht, nur den Kopf des Huhns zu geben, den Rumpf soll er seiner Wöchnerin zurichten. »So de höner so grot sieht, dat se up den emmer hüppen können, dar können de huisgenoten den guitherren oick met betalen.« (Grimm, Weisth., III, 199 u. I, 242, 287.)
Mhd.: So manch rauch im grund, so manch fastnahts huen. (Grimm, Wb., III, 330.)
71. So mancher Rauch, so manch Kormut. – Graf, 51, 179.
Die unter dem Namen Kormut (Todfall, Besthaupt) bekannte Abgabe, wurde nach der Anzahl der Herdstätten erhoben. Ein nicht völlig freier Grundbesitz war kormutig und war er so klein, dass ein dreibeiniger Stuhl überall die Grenzen streifte (Grimm, Weisth., I, 521); ja »wenn ein Bettler stirbt, legt man den Bettelsack und Stab aufs Grab, und ein Stück nimmt der Vogt als Kormut weg, das andere bildet den Rücklass.« (Grimm, Weisth., I, 290.) (S. ⇒ Fall 6, ⇒ Gut 301; ⇒ Hand 508; ⇒ Hof 94; ⇒ Lehn 23.)
Mhd.: So mannicher rauch, so mannich kor. (Grimm, Wb., II, 766.)
72. Um dem Rauche zu entgehen, muss man nicht ins Feuer springen. – Schlechta, 187.
73. Viel Rauch in der Küche, aber wenig Braten.
Böhm.: Vĕtśí dým nežli pečenka. (Čelakovský, 103.)
It.: Molto fummo e poco arrosto. (Gaal, 686.)
In Hannover: Väl Râk un wänig Füer.
75. Vnser Rauch ist heisser, denn eines andern. – Lehmann, II, 792, 109; Simrock, 8146; Körte, 4930.
76. War Rôk is, is ôk Füer, hadde de Junge segt, as he 'n frisken Pêrdekötel upnehmen sull. (Ostfries.) – Bueren, 1219; Hoefer, 535; Kern, 210.
77. War Rôk is, is ôk Für. – Hauskalender, I.
78. Was den meisten Rauch macht, (brennt am schlechtesten und) wärmt am wenigsten.
79. Was Rauch den Augen und Essig den Zähnen, ist Wahrheit den Ohren.
Dän.: Som edike for tænderne, og røg for øynene, er sandhed for ørene. (Prov. dan., 491.)
80. Wenig Rauch beisst nicht jeden.
Holl.: Een weinig rook bijt hem niet. (Harrebomée, II, 229a.)
81. Weniger Rauch und mehr Feuer.
Weniger Worte und Redensarten, dafür mehr Handlung.
It.: Manco fummo e più brace. – Meno apparenza e più sostanza.
82. Wenn der Rauch noch so stolz steigt, ein kleiner Wind vertreibt ihn.
83. Wenn der Rauch zum Brennen kommt, so stinkt er. – Felner.
Von der entflammenden Liebe.
84. Wenn Rauch im Haus, lass ihn nicht hinaus.
Verdriesslichkeiten im Hause soll man nicht ausserhalb bekannt werden lassen.
Holl.: Wanneer het rookt, zorg, dat de rook binnen's huis blijft. (Harrebomée, II, 229b.)
85. Wenn (der) Rauch nicht aus dem Hause (der Esse) will, so ist vorhanden Regen viel. – Simrock, 8153; Körte, 4927.
86. Wer dem Rauch entlaufen will, fällt oft gar ins Feuer. – Winckler, XII, 4; Gaal, 1286; Petri, 690.
It.: Spesso chi crede fuggire il fummo, cade nel fuoco. (Gaal, 1286.)
Poln.: Uchodząc, przed wilkiem trafił na niedźwiedzia.
87. Wer den Rauch fängt, wird selbst schwarz.
88. Wer den Rauch förcht (fleucht), der kompt nit zum Fewer. – Lehmann, 227, 33 u. 693, 34.
Dän.: Den frukter for røgen kommer ei til ilden. (Prov. dan., 203.)
[1501] 89. Wer den Rauch hat, soll die Gerichte haben. – Graf, 278.
Isl.: Sä som hefir reykinn, skal og lofa rettin. (Jonssyni, 294.)
90. Wer den Rauch nicht will leiden, der mag auch das Feuer meiden.
Die Russen: Wer den Rauch schilt, der schmähe auch das Feuer. (Altmann VI, 469.)
91. Wer eigenen Rauch hat, gibt ein Huhn. – Hillebrand, 18; Grimm, Rechtsalt., 874.
In manchen Dörfern musste von jedem Hause, aus dem Rauch aufstieg, ein Huhn entrichtet werden. Diese Abgabe soll ungeachtet der beseitigten Leibeigenschaft, wie Hillebrand a.a.O. bemerkt, noch hier und da bestehen.
92. Wer einen Rauch von Affekten im Kopff hat, dem ist die Vernunfft vernebelt. – Lehmann, 4, 22; Schrader, 75.
93. Wer flieht den Rauch der Ehe, fällt in die Flammen ärgerer Wehe.
94. Wer im Rauch ist, der siehet nichts als den Rauch. – Lehmann, 5, 31.
So geht es auch denen, die in Vorurtheilen befangen sind, oder in Leidenschaften handeln.
95. Wer immer vil rauchs hat, dess fewr brennt selten wol. – Henisch, 1089, 27; Petri, III, 14.
96. Wer mit Rauch handelt, wird mit Dampf bezahlt.
Lat.: Fumo pereat, qui fumum vendidit. (Gaal, 1591.)
97. Wer Rauch verkaufft, der erstickt auch billig im Rauch. – Petri, II, 748.
98. Wer sich hütet für dem rauch, der fellt offt in das fewer. – Henisch, 1089, 29; Petri, II, 759.
99. Wie der Rauch den Augen, so der Faule, die ihn senden. – Spr. Sal. 10, 26; Schulze, 55.
100. Wie der Rauch nach dem Winde, so geht des Diebes Auge aufs Stehlen. (Wend. Lausitz.)
101. Wo a Rach ist, ist au a Fuir, hot der oberinntaler Tiroler g'sagt, und hot sein Pfeiff am a frisch Rossbolla anzunda. – Birlinger, 422.
102. Wo Rauch aufgeht, da ist Feuer nicht fern. – Simrock, 8144; Lohrengel, I, 902.
Frz.: Point de fumée sans feu. (Gaal, 1284; Lendroy, 735.)
Holl.: Waar rook is, is ook vuur. ( Harrebomée, II, 229b.)
Ung.: A' hol füst vagyon, tüz is vagyon ott. (Gaal, 1284.)
103. Wo Rauch ist, muss auch Feuer sein. – Simrock, 2416; Graf, 453, 446.
In Bezug auf Gerüchte.
104. Wo Rôk is, is ôk Füer, harr de Jung seggt, as he 'n frisch'n Pärkötel upnehmen schult. – Peik, 210, 179.
105. Wo Rôk is, is ôk Füer, säd de Voss, un kakt (schit) up 't Îs. (Mecklenburg.) – Hagen, 97, 10; Firmenich, I, 73, 13; Hoefer, 353; Mussäus, 120, 8.
Engl.: Fire, quoth the fox, when he pissed op the ice. (Bohn II, 95.)
106. Wo Rôk öss, da öss ok Füer, säd de Ulespegel, on klaud mank e Hupe Pêrdreck. – Frischbier2, 3069.
107. Wo viel Rauch, ist wenig Feuer.
Bei viel Lob wenig Wahrheit.
108. Wo's Rauch gibt, da ist's Feuer nicht weit. – Spindler, Bastard (Stuttgart 1839), I, 171.
109. Zu viel Rauch in der Küche beisst zum Haus den Herrn hinaus. – Neumeister, Neueste Worte der Weisen.
Folge eines den Wohlstand zerrüttenden Wohllebens.
*110. Aus dem Rauch in den Dampf (in die Flammen) kommen.
Die Römer sagten: Aus dem Kalk in die Köhlerhütte kommen, oder aus einem Kalkbrenner ein Köhler werden. Die Russen sagen: Aus dem Moder in den Sumpf gerathen. (Altmann VI, 524.)
Lat.: De calcaria in carbonariam decurrere. (Philippi, I, 111; Faselius, 58.) – De fumo ad flammam. – Fumum fugiens in ignem incidit. (Frob., 316; Hanzely, 172; Seybold, 196; Philippi, I, 113 u. 165; Binder I, 604; II, 1216.)
*111. Aus dem Rauch ins Feuer laufen. – Altmann VI, 513.
Holl.: Uit den rook in het vuur loopen. (Harrebomée, II, 229b.)
[1502] *112. Bis das die growen röck (rök) vergahn.
Das wird dauern, wird so sein oder bleiben, so lange es Rauch gibt, so lange der Rauch grau ist, d.h. immer. »Drumb sieht man auch die spinnen bei den armen bleiben, die reichen thun jr zeit vertreiben mit de podagra auff weichen ethen; mögens auch meinethalb wol han, biss das die growen röck vergahn.« (Waldis, II, 31, 195.)
*113. De Rôk treckt achter em up. – Richey, 216; Schütze, III, 305.
Der Rauch zieht hinter ihm auf. Es ist nicht die Wahrheit, was er redet.
*114. De rôk1 trift em ut dem huse. – Lübben.
1) Womit hier das böse Weib bezeichnet wird.
*115. Den Rauch fliehen und ins Feuer fallen. – Simrock, 8149; Körte, 4929.
Aus einem schlimmen Zustande in einen noch schlimmern kommen. (S. ⇒ Regen.)
Frz.: De mal en pis. – Se jeter dans l'eau de peur de la pluie. (Hanzely, 172; Masson, 289; Philippi, I, 82.)
Lat.: Cinerem vitans in ignem incidit. (Seybold, 75.) – Dum alterum evitant, in alterum incidunt. (Faselius, 69.) – Leonem vitans, ursae unguibus occurrit. (Binder II, 1645; Novarin, 25.)
Poln.: Trafił z pod deszczu pod rynnę. – Uciekając od wilka, trafił na niedźwiedzia. (Masson, 289.)
*116. Der Rauch beisst nicht.
*117. Der Rauch beisst übel in die Augen.
Frz.: La fumée nuit aux yeulx. (Leroux, I, 49.)
*118. Der Rauch wird euch noch beissen bas. – Rebhûs, 101, 194.
Bei 116-118 liegt der Ton auf der.
*119. Doa hat 's en Rach (Verdruss) gaben. – Frommann, VI, 322, 316.
*120. Einem einen bösen Rauch machen. – Simplic., III, 221.
*121. Einem Rauch verkaufen.
Jemand grosse Hoffnungen erregen, die nicht erfüllt werden, Versprechungen machen, hinter denen nichts ist.
Lat.: Fumum (fumos) vendere. (Faselius, 96; Binder II, 3483.)
*122. Einen dicken Rauch haben. (S. ⇒ Palme.)
In Heribert von Salurn's Dominicale (1693, I, 432) heisst es von den Trinkern: »Dass sie fast alle Tage blind voll seynd, oder wenigist einen dicken Rauch haben.« (Vgl. Hueber, 17.)
*123. En lütjen Rôk bitt em nig. (Holst.) – Schütze, III, 305.
Er kann einen Puff vertragen.
*124. Er bekommt den Rauch des Feindes in die Augen.
Holl.: Hij krijgt den rook van den vijand in de oogen. (Harrebomée, II, 229b.)
*125. Er gibt seinen Rauch so theuer, wie ein anderer sein Feuer.
*126. Er sieht den Rauch und weiss nicht, wo das Feuer brennt. – Körte, 4925; Simrock, 8148.
*127. Er spricht lauter Rauch und Knall. – Eiselein, 520.
Engl.: What a deal of smoke! (Bohn II, 178.)
It.: Che spezie!
*128. Es beisst jhn ein rauch in die Augen. – Lehmann, 80, 24.
*129. Es ist alles in Rauch aufgegangen. – Eiselein, 520.
Frz.: Cela s'en va en fumée.
Lat.: Abiit in fumum. (Philippi, I, 2.)
*130. Es ist nur Rauch, was von ihm kommt.
Es sind nur leere Versprechungen.
*131. Es soll nit gehen kein Rojch vün dein Kojmen.
Es soll kein Rauch aus deinem Kamin gehen. Jüdisch-deutscher Fluch in Krakau.
*132. In Rauch aufgehen.
Lat.: In fumum abire. (Faselius, 97.)
*133. Kleiner Rauch beisst ihn nicht. – Körte, 4932.
Er kann etwas vertragen.
*134. Mach' mir keinen Rauch in die Küche. – Klix, 76.
*135. Man hat jhm ein rauch ins hauss gemacht. – Lehmann, 80, 24.
Verwandt mit: Einen Floh ins Ohr setzen.
*136. Rauch feyle tragen (verkaufen). – Tappius, 141a; Gryphius, 49; Suringar, LXXX, 2; Körte, 4931.
Der Windbeutel, der mit Versprechung zahlt.
Frz.: C'est un vendeur de fumée. (Lendroy, 794.)
Lat.: Fumos vendere. (Erasm., 939; Tappius, 140b.)
[1503] *137. Rauch und Flamme sein.
*138. Rauch verkaufen. (S. ⇒ Flausen 1.)
Lat.: Fumos vendere. (Martial.) (Erasm., 930; Binder II, 1215.)
*139. Rauch zu Markt tragen. – Eyering, I, 794.
*140. Sein Rauch ist grösser als sein Feuer (Braten).
Von jemand, der mehr aus sich macht, als wirklich an ihm ist. Die Russen: Nach dem Rauche den Braten beurtheilen. (Altmann VI, 521.)
*141. Sich aus dem Rauche machen. (S. ⇒ Staub.) – Schottel, 1117b; Frischbier2, 3068.
»Der Bischof von Heilsberg, sagten die einen, ist im Bann, und wusste kein besseres Mittel, den Bann los zu werden, als dieses, dass er sich an den Kaiserhof schicken liess, und hat sich so aus dem Rauch gemacht.« (Voigt, Gesch. der Eidechsengesellschaft, in den Beiträgen zur Kunde Preussens, V, 222.)
*142. Sich mit Rauch speisen.
Sich mit eitler Ehre abfinden, mit leeren Hoffnungen speisen lassen.
*143. Sich Rauch (Qualm) um die Nase gehen lassen.
*144. Sich um Rauch streiten.
Von Gelehrten, die über nutzlose Dinge disputiren.
*145. Sie wollten dem Rauch entfliehen und fielen ins Feuer.
Holl.: Uit vrees voor den rook sprongen de zotten in't vuur. (Harrebomée, II, 229b.)
*146. Vmb den rauch zancken. – Franck, II, 101b.
Auch: um des Esels Schatten, um Geisswoll, um einen Taubendreck.
*147. Vom Rauch ins Feuer kommen.
148. Alles ist Rauch und Wind in der Welt, ausgenommen Gold und Geld.
It.: Tutto è fumo e vento, fuorchè l' oro e l' argento. (Giani, 1209.)
149. De het lang genog in 'n Rok hungen, sä de Foss, un bêt de Ko den Steert af. – Plattd. Klenner.
150. Der Rauch will eine Ursach haben.
151. Entsteiget Rauch gefrornen Flüssen, so ist auf strenge Kälte zu schliessen. – Wunderlich, 35.
152. Lêvst do kên Röök, so bliw ut r' Köök. – Schlingmann, 1195.
[1670] 153. Mancher meint, sein Rauch sei heller, als anderer Leute Feuer. – Storch, Freiknecht, I, 62.
154. Wo Rauch ist, da wohnen Menschen, sagte der Teufel, als er einen Misthaufen dampfen sah.
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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro