[339] Karte nennt man jede Darstellung der Oderfläche der Erde, des Meeres u. des Himmels im Ganzen od. einzelner Theile durch Zeichnung auf einer Fläche; daher Kartographie die Lehre von der Entwerfung u. die Ausführung solcher Karten. Man unterscheidet Erd- od. Landkarten, Seekarten u. Himmels- od. Sternkarten. I. Landkarten. Die Karten sind eins der wichtigsten Hülfsmittel der Erdkunde Ihre höhere Ausbildung ist hauptsächlich abhängig von dem Stande specieller Vermessungen der einzelnen Theile der Erde. Die Kunst, welche sowohl diese Vermessungen als auch die zeichnende Darstellung ihrer Ergebnisse umfaßt, nennt man Mappirung. Je nach dem bei der Zeichnung einer K. verwendeten Maßstabe u. der in Folge dessen gewählten Darstellungsweise, unterscheidet man topographische, chorographische u. geographische K-n. Bei der topographischen K. liegt der Maßstab gewöhnlich zwischen 1/25000 u. 1/150000 der natürlichen Länge, u. alle Gegenstände auf ihr sind möglichst treu der Wirklichkeit im Grundrisse nachgebildet; die chorographischen K-n haben meist einen Maßstab von 1/150000, bis 1/1000000 u. die Gegenstände auf ihnen sind theils nach ihrem Umfang, theils (die unbedeutenderen) nur symbolisch angegeben; die geographischen K-n sind meist in einem Maßstabe von 1/1000000 u. kleiner angelegt, u. alle Gegenstände auf ihnen sind nur symbolisch ausgedrückt. Wenn der Maßstab ein noch größerer ist, als bei der topographischen K., so nennt man sie eine Situationskarte od. einen Plan. Je kleiner der Maßstab einer K., ein desto größeres Gebiet kann sie bei gleichem Umfange enthalten, desto weniger Gegenstände kann sie aber auch geben, u. desto allgemeiner ist der Überblick nur, den sie gewährt. Umgekehrt verhält es sich, je größer der Maßstab ist. Je nach dem Umfange des auf einer K. zur [339] Darstellung gebrachten Theiles der Erdoberfläche unterscheidet man: Universal- od. Weltkarten (Mappes mondes), welche die ganze Erde als eine Ebene aufgerollt darstellen; Planiglobien od. Planisphären, welche eine Halbkugel der Erde umfassen; Generalkarten, welche einen Erdtheil od. doch ein ganzes Land zur Anschauung bringen; u. endlich Specialkarten, welche mit größter Ausführlichkeit kleinere Gebiete behandeln. Während daher die Universalkarten u. Planiglobien immer, die Generalkarten aber meist geographische K-n sind, sind die Specialkarten entweder chorographische, od. am häufigsten topographische K-n. Wenn die Specialkarten sich nur auf einen Theil eines Landes erstrecken, so nennt man sie auch wohl Provinz-, Departement-, District-, Gouvernement-, Bezirk-, Amtkarten etc. Nach dem besonderen Zweck u. Gebrauch, den eine K. haben od. finden soll, unterscheidet man endlich: hypsometrische, orographische u. hydrographische, physikalische, geologische u. mineralogische, ethnographische u. zoologische, botanische, meteorologische, statistische, historische, See-, Fluß-, Post-, Eisenbahn-, Reise-, Industrie-, Cultur-, Handels-, Militär-, Sprach-, Sanitätskarten u.a. m., bei denen sämmtlich eine Darstellungsweise gewählt wird, welche dem besonderen Zwecke, der in dem vorgesetzten Beiwort ausgedrückt ist, entspricht. Eine größere od. kleinere Anzahl von K-n zu einem Ganzen vereinigt (in einen Band), nennt man Atlas (s.d.).
Da auf jeder K. die Oberfläche der kugelförmigen Erde auf eine Ebene dargestellt (projicirt) werden muß, so kann man sich, je nachdem von verschiedenen Annahmen ausgegangen wird, auch verschiedener Entwurfsarten (Projectionen) bedienen. Die Lehre von der Projection bietet gewissermassen der bildlichen Darstellung der Erd- u. Himmelsräume den festen Rahmen, ist daher einer der wichtigsten Zweige der Mappirungskunst. Genau u. ohne Fehler die Oberfläche der Kugel od. auch nur eines Theiles derselben auf eine Ebene zu projiciren, ist unmöglich. Je größer der darzustellende Theil der Kugelfläche ist, desto bemerkbarer werden auch die Mängel der Construction, am beträchtlichsten also bei Darstellung der Kugelhälfte od. der ganzen Sphäre, während bei einem Stück von 4 bis 5 Graden in Länge u. Breite, der Fehler 1/800 des Ganzen beträgt, also bei kleinem Maßstabe fast nicht bemerkbar ist. Diese unvermeidlichen Abweichungen durch Vertheilung zu verringern od. von einem bestimmten Gesichtspunkte aus zu regeln u. je nach dem Zwecke des zu entwerfenden Erdbildes die eine od. die andere Eigenschaft des Kugelnetzes (entweder die rechtwinkelige Stellung der Meridiane u. Parallelen, die Kreisgestalt derselben, Gleichheit u. verhältnißmäßige Größe ihrer Theile od. richtiges Verhältniß der Flächenräume), u. da nicht alle zugleich berücksichtigt werden können, möglichst viele dieser Eigenschaften hervorzuheben, ist die wesentlichste Aufgabe der Mappirungskunde. Am vollständigsten entspricht den angeführten Bedingungen die Entwurfsart von Bonne, welche sich ohne merkliche Fehler über fast ganz Asien ausbreiten läßt. Doch sie ist auf Planiglobien nicht anwendbar u. ergibt auch nicht ein der äußeren Kugelgestalt ähnliches Bild. Andere Entwurfsarten sind die Flamsteeds u. die Constructionen durch Abwickelung auf eine Kegelfläche (Murdochs Projection) od. die cylinderische Adwickelung von Mercator mit gleichen Längen u. wachsenden Breitengraden. Wird die Halbkugelfläche als von ein u. demselben festen Punkte aus betrachtet angenommen, so regeln sich beim Entwurf derselben in die Ebene die Abweichungen von der wirklichen Gestalt nach den Gesetzen der Perspective, es erscheinen also bei der gekrümmten Oberfläche der Kugel nur die der mittleren Gesichtslinie näheren Theile in einem annähernd richtigen Verhältniß, auf Kosten der je mehr von derselben entfernten, um so mehr verschobenen Theile. Je nachdem der angenommene Gesichtspunkt dieser perspectivischen Entwurfsarten entweder an der Oberfläche der Kugel od. in unendlich weiter Ferne außerhalb od. im Mittelpunkte derselben befindlich gedacht wird, theilen sich die häufiger angewendeten Entwurfsarten in eine stereographische, orthographische od. Centralprojection. Da nun die mittlere Gesichtslinie entweder auf den Äquator od. den Pol od. irgend einen Punkt außer denselben senkrecht auffallend angenommen werden kann, so sind für jede der genannten Projectionen wieder drei Entwurfsarten möglich, eine Äquatorial-, eine Polar- u. eine Horizontalprojection, was neun verschiedene perspectivische Darstellungen der Kugel ergibt. Die älteste derselben, die stereographische Projection (schon von Hipparch 200 v. Chr. angewendet), ist noch gegenwärtig die für Erd- u. Himmelskarten am meisten angewendete. Sie zeichnet von einem an der Kugelfläche angenommenen Augenpunkte die Linien der diesem Punke gegenüberliegenden Hälfte der als hohl u. durchsichtig gedachten Sphäre auf die Ebene des auf der mittleren Gesichtslinie senkrecht stehenden größten Kreises. Die Abstände der Meridiane u. Parallelen, welche bei der Äquatorial- u. Horizontalansicht wirkliche Kreisbogen sind, während bei der Polaransicht erstere gerade Linien, letztere ganze Kreise bilden, wachsen daher bei gleicher Eintheilung des äußeren Umfanges von der Mitte nach der Peripherie zu, wodurch nach dem Rande zu die Theile so auseinander gezogen werden, daß die äußersten Theile viermal so groß erscheinen, als die mittleren. Sie sind unter allen perspectivischen Entwurfsarten am leichtesten zu construiren u. in deutschen u. französischen Atlanten bis zur Gegenwart fast ausschließlich gebraucht worden. Den Gegensatz zu der stereographischen bildet die orthographische Projection, welche den Gesichtspunkt in unendlicher Entfernung von der Kugel annimmt, so daß sämmtliche Gesichtslinien als parallel u. senkrecht auf die Projectionsebene fallend betrachtet werden. Bei der orthographischen Äquatorialprojection erscheinen die Breitenkreise als Parallellinien, die Meridiane als Ellipsen, bei der Polaransicht erstere als Kreise, letztere als convergirende gerade Linien u. in der Horizontalprojection beide als Ellipsen. Die orthographische Entwurfsart gewährt von allen am meisten den Eindruck der Kugelgestalt, zieht aber an den Rändern die Figuren übermäßig zusammen, so daß sie für Erdkarten wenig, besser für astronomische Zwecke geeignet erscheint, namentlich zur Darstellung der Mondoberfläche. Die Centralprojection, bei welcher das Auge im Mittelpunkt der Kugel gedacht wird, ist zur Darstellung von Erdräumen ebenfalls wenig geeignet, da sie nicht nur die Dimensionen von der Mitte nach dem Rande zu noch mehr als die stereographische wachsen läßt, sondern auch nicht die Darstellung der halben Kugel gestattet; auch ist sie schwierig[340] zu construiren, da ihre Parallelkreise als Hyperbeln, ihre Meridiane als gerade Linien erscheinen. Mit mehr Vortheil wird sie für Himmelskarten angewendet. Der stereographischen Projection verwandt u. als eine Modification derselben zu betrachten, ist die Entwurfsart von de la Hire od. die Globularprojection, bei welcher der Gesichtspunkt nicht, wie bei jener, an der Oberfläche der Kugel, sondern außerhalb derselben in der Verlängerung des Halbmessers so weit von der Oberfläche entfernt angenommen wird, daß die gleichen Abstände des Äquators u. Mittelmeridians der Kugel auch in der Projectionsebene des größten Kreises gleich erscheinen. Bei gleicher Graduirung der Peripherie sind daher auch in der Äquatorialprojection die Längengrade auf den einzelnen Parallelen gleich, wogegen die Breitengrade vom Mittelmeridian nach beiden Seiten hin zunehmen. Meridiane u. Parallelen bilden elliptische Bogen. Diese Entwurfsart bildet den Mittelweg zwischen der stereo- u. orthographischen u. hat auch vor der ersteren den Vorzug, daß die Verzerrungen der Räume nach dem Rande hin bei ihr geringer sind, als bei jener. Die Äquatorialprojection von de la Hire, zuerst von Arrowsmith zu einer Weltkarte angewendet, findet sich meist in englischen Atlanten benutzt; die Polarprojection eignet sich bes. zu Sternkarten.
Während bei den perspectivischen Entwurfsarten die Hauptsache ist, die Kugel als Ganzes betrachtet wiederzugeben, u. wegen des einen Gesichtspunktes das Verhältniß der einzelnen Theile weniger in Betracht kommen kann, so suchen die zum Unterschiede von den ersteren sogenannten nicht-perspectivischen Projectionen, da bei ihnen die Voraussetzung der Veränderlichkeit des Gesichtspunktes gilt, wonach das Auge sich senkrecht über jedem Punkte der zu projicirenden Fläche befinden könne, auf verschiedenen Wegen jener Bedingung mehr zu genügen, mit Ausnahme von Mercators Projection, welche, ungeachtet ihres Nutzens für die Schifffahrt u. für allgemeine physikalisch-geographische Darstellungen, wegen gänzlicher Abweichung von der Kreisgestalt mit den übrigen Planiglobien nicht wohl verglichen werden kann. Die einfachste nichtperspectivische Entwurfsart beruht auf dem Princip gleicher Abschnitte auf den Parallelen u. Meridianen, hat aber vor der Globularprojection den Vorzug, daß, während die Meridiane gewisse, nach außen hin immer stärker gekrümmte Curven sind, die Breiten, ähnlich der Flamsteedschen Projection, gerade Parallellinien bilden, u. dadurch die Flächen innerhalb je einer Zone gleich bleiben, obgleich hierdurch die gleiche Eintheilung der Peripherie eingebüßt wird u. die Flächenräume nach den Polen zu progressiv bedeutender ausgedehnt werden. Obgleich diese Entwurfsart wegen der geradlinigen Parallelen der stereographischen immerhin vorzuziehen wäre, da sie auch ein leidlich der Kugelgestalt ähnliches Bild gibt u. leicht zu construiren ist, so hat sie doch bis jetzt sehr wenig Anwendung gefunden. Die Lambertsche Projection hat zwar nicht, wie die vorige u. die von Flamsteed, den Vortheil der gleichen Eintheilung der Meridiane u. Parallelen, zeichnet sich dagegen vor allen bisher genannten dadurch aus, daß die Flächenräume derselben unter einander im richtigen Verhältniß stehen, gleiche Flächen also gleichen Arealen auf der Kugel entsprechen. Die Peripherie ist gleich graduirt, der Äquator u. Mittelmeridian erscheinen als gerade Linien, die übrigen Parallelen u. Meridiane bilden krumme Linien besonderer Art u. sind etwas mühsam zu construiren Die nach dem Rande zu entstehende Zusammenziehung der Räume ist, obschon noch beträchtlich, doch geringer als bei der orthographischen Projection, u. der Anblick des Planiglobs ist immer noch kugelähnlicher, als bei allen übrigen, da die Formen an den Rändern fast wie perspectivisch verkürzt erscheinen. Die Lambertsche Entwurfsart ist von mühsamer Construction u. selten angewendet worden, obschon sie vor der üblichen stereographischen den Vorzug verdient. Den Rahmen der Hemisphäre zu überschreiten, gestatten nur die stereographische u. Globularprojection, daher wurden deren Polar- u. Horizontalansicht vorzugsweise zur Darstellung von Himmelshorizonten angewendet. Allein bei Erweiterung der Horizontalprojection über die Kugelhälfte, od. bei der Polarprojection über den Äquator hinaus steigert sich die Zunahme der Flächenvergrößerung bei der stereographischen Projection so sehr, daß die Polaransicht der Globularprojection hierin den Vorzug verdient, da sie bei der Gleichheit der Abstände auf den Meridianen sich besser über den Äquator hinaus ausdehnen läßt. Ganz bes. eignet sich hierzu aber die perspectivische Entwurfsart von James, dem Chef des britischen Vermessungswesens, indem dieselbe, bei verhältnißmäßig geringer Verzerrung der Flächen an den Rändern, nahezu zwei Drittheile der Kugelfläche umfaßt. Die geringere Verzerrung der äußeren Theile erreicht James dadurch, daß er, wie de la Hire, den Gesichtspunkt statt an der Oberfläche der Sphäre selbst, in der Entfernung des halben Radius der Projection außerhalb derselben angenommen u. die Projectionsebene nicht, wie bei der stereographischen u. Globularprojection, in den senkrecht auf der mittleren Gesichtslinie stehenden größten Kreis, sondern parallel mit dem letzteren, um 20 Grade dem Gesichtspunkte näher legt. Die in die gegenüberliegende Halbkugelfläche gerichteten Gesichtslinien werden dadurch länger, daher die äußeren gegen die der Mitte näheren weit weniger auseinanderfallen u. die Abstände nicht in dem Grade nach dem Rande zu wachsen, als bei der gewöhnlichen stereographischen Projection, denn gleiche Längen der Sphäre sind am Rande hier nur um ein Sechstheil größer, als in der Mitte, während bei der letzteren Entwurfsart um das Doppelte. Die Entwurfsart von James eignet sich bes. für physikalische Erdbilder, bei denen es darauf ankommt, möglich große Landmassen zur Anschauung zu bringen, so wie für Sternkarten. Bis zum 47° nördl. Breite abwärts enthält sie die Parallelen vollständig, zudem gibt sie durch die wachsende Krümmung der nach dem Rande zu liegenden Meridiane ein gutes Kugelbild; da jedoch die Breitenkreise Ellipsen bilden, so ist sie schwierig zu construiren. Wenn von allen bisher angewendeten Entwurfsarten für Flachkugelnetze die von Lambert als die zweckmäßigste galt, weil sie die einzige war, welche alle Theile der Erde im richtigen Verhältniß ihres Flächeninhaltes darzustellen gestattet, so ist dieselbe nun durch die homalographische Projection von I. Babinet, Mitglied des Instituts von Frankreich, übertroffen, weil diese ebenfalls gestattet, die Räume ihrem Flächengehalt gemäß wiederzugeben,[341] dabei aber zugleich die Verkürzung der Formen nach den Rändern zu (nach der einen Richtung hin) vermeidet u. zudem viel leichter zu construiren ist. Die Meridiane stellen sich in der homalographischen Projection als gleich weit von einander entfernte elliptische Bogen dar, welche durch Verbindung ihrer Durchschnittspunkte auf den Parallelen leicht ausgezogen werden können. Die Breitenkreise erscheinen als gerade Parallellinien u. theilen die Prosectionsebene in Streifen, deren Flächeninhalte sich unter einander verhalten, wie die entsprechenden Zonen auf der Halbkugel. Da die Streifen der Kreisebene nicht wie die Kugelzonen von gleicher Breite sein können, um dieser Bedingung zu genügen, so sind die Abstände derselben auf dem Projectionskreise zu bestimmen. Dadurch daß in dieser Projection die Breitengrade nach den Polen zu allmälig an Größe verlieren, in der Nähe des Äquators aber beträchtlich größer sind, als sie der Wirklichkeit entsprechend am Äquator selbst sein können, entsteht zwar eine Verzerrung der Länder von geringer Polhöhe, u. nach den Polen zu tritt eine Verkürzung ein, u. zwar letztere bedeutender als bei Lambert, im Ganzen aber viel geringer als die Verzerrungen aller übrigen Projectionen. Zudem wird dieser Nachtheil auch dadurch einigermaßen wieder ausgeglichen, daß durch die Verkürzung der vom Mittelpunkte entfernteren Theile die Projection der Hemisphäre mehr als alle anderen ein kugelähnliches Ansehen bekommt. Dabei hat die homalographische Entwurfsart noch den Vorzug, daß die Trapeze zwischen den Parallelen, wegen deren geradliniger Richtung, die gleiche Höhe behalten, während sie bei Lambert nach dem Rande zu in dem Maße an Höhe zunehmen, als sie an Länge verlieren. Hierdurch werden die für das Augenmaß wenigstens möglichen Täuschungen über die Dimensionen der Erdtheile vermieden. So vereinigt denn die homalographische Projection gewissermaßen die Vorzüge der von Lambert u. Flamsteed u. vermindert deren Mängel. Die geradlinigen Parallelen lassen die Polhöhe jedes Punktes leicht genau erkennen u. gestatten, daß die genaue Richtung der Magnetnadel an jedem Orte, die Stärke der Strömungen u. die sorgfältigsten Nachweise über alle Meteore verzeichnet werden können. Dabei ist die homalographische Projection, wie die nach Flamsteed, zur Ausdehnung des Netzes über die ganze Erde geeignet, wobei die äußersten Meridiane zwar ebenfalls eine sehr starke Krümmung erleiden, aber die Flächenräume dennoch ihr richtiges Verhältniß behalten. Wenn endlich eine solche Darstellung der Erde, welche in ihrer zwiebelartigen Form noch eher an die sphäroidische Gestalt der Erde erinnert als Mercators Plattkarte, sich bes. zur Veranschaulichung physikalischer Erscheinungen, der Hauptwindrichtungen, der Vertheilung der organischen Naturerzeugnisse, mehr aber noch zur graphischen Darstellung statistischer Thatsachen (bei denen das Flächenverhältniß in den Vordergrund tritt) eignet, so dürfte Alles das genügen, um darzu thun, daß die homalographische Entwurfsart alle vorgenannten übertrifft. Die größten Sammlungen von Landkarten sind im Depôt de guerre in Paris u. in der königlichen Plankammer in Berlin; von Privatsammlungen ist die Kartensammlung des Erzherzogs Karl in Wien u. die Adelungsche in Dresden ausgezeichnet.
II. Seekarten (Hydrographische K-n), K-n, welche das Meer od. einen Theil desselben u. die daran stoßenden Meeresufer darstellen u. auf welchen bes. die Meerbusen, Häfen, Rheden, Leuchtthürme, Ankergründe, Mündungen der Flüsse, Vorgebirge, Inseln, Klippen (welche man mit einem Kreuz bezeichnet), Sandbänke (welche man durch viele Punkte bezeichnet), Untiefen, Meerströme, Strudel, u. bes. die Meerestiefen nach beigesetzten Zahlen, Zeit des Eintrittes des hohen Wassers am Neu- u. Vollmondstage an verschiedenen Punkten etc. verzeichnet sind. Das Wasser ist auf ihnen nicht wie auf gewöhnlichen Landkarten durch Schraffirungen angegeben; dagegen hat das Land an den Ufern solche Schraffirungen, ist übrigens ganz weiß gelassen, es sind weder Terrain noch Städte im Innern, sondern höchstens Häfen u. Flußmündungen, so wie besonders wichtige Punkte der Küste angezeichnet. Die Längen- u. Breitenzirkel sind genau angegeben, u. zwar so, daß die Meridiane u. Parallelen einander in rechten Winkeln durchschneiden, damit die Schiffer leichter den Winkel auffinden können, in dessen Richtung sie steuern. Um bei Berechnung der durchschifften Strecke nicht zu irren, indem die Längengrade nach dem Pole zu immer näher an einander rücken, u. z.B. unter dem 60. Grade nur 7. Meilen, unter dem Äquator dagegen 15 Meilen von einander entfernt sind, so hat man zu diesen Seekarten besondere Reductionstafeln. Platte K-n (Plankarten) sind solche, auf denen die Parallelkreise u. Meridiane durch senkrecht auf einander stehende gerade Linien dargestellt werden. Ihre einfache Verzeichnungsweise macht sie für die Seeleute sehr bequem, um den durch die Beobachtungen auf der See gefundenen jedesmaligen Ort, wo sich das Schiff eben befindet, nach seiner geographischen Länge u. Breite einzutragen. Die gerade, zwei Punkte auf der K. verbindende Linie ist die Loxodromische, deren Kompaßstrich aus dem Winkel gefunden wird, welchen sie mit den Meridianen der K. macht, auf welcher sich an irgend einem schicklichen Orte ein in 32 Theile eingetheilter Kreis (die Windrose) befindet. Weil jedoch auf diesen K-n, bei ihrem leichten Gebrauch, die Grade der Parallelen nicht in richtigem Verhältniß mit den der Meridiane stehen, so geben sie nur unrichtige Resultate, die durch eine angemessene Berechnung od. durch ein geographisches Verfahren berichtigt werden müssen. Gerh. Mercator gab deshalb 1569 zuerst Seekarten mit zunehmenden Breitegraden heraus, auf denen sich, mit Hülfe besonderer Tabellen, die wirkliche geographische Länge u. Breite nebst dem richtigen Kompaßstrich finden läßt. In neuerer Zeit sind daher die Plankarten gänzlich aufgegeben worden u. man gebraucht ausschließlich Mercatorkarten. Auf denselben sind die Längengrade alle gleich, somit die Meridiane parallel gezeichnet u. nicht am Pole zusammenlaufend, die Breitengrade hingegen wachsen gegen die Pole zu um so viel als die Längengrade kleiner werden sollten. Die Proportion zur Berechnung der wachsenden Breiten ist folgende: ein Grad des Paralleles verhält sich zum entsprechenden Grade des Äquators wie der Radius zur Secante der Breite jenes Paralleles; wenn man also den Grad des Paralleles gleich annimmt dem Grade des Äquators, so erhält man zur graphischen Ausführung Minute des Paralleles multiplicirt mit der Secante ihrer Breite u. das Product getheilt[342] durch den Radius. Die Vortheile dieser für den Schiffer höchst wichtigen Erfindung sind klare Darstellung der Erdoberfläche, auch im kleinsten Maßstabe parallele Meridiane u. somit gleiche Winkel, in denen die Loxodromische Linie die Meridiane schneidet. Die letzte Verbesserung der Seekarten besteht in den sogen. Isobatenschichtenkarten, welche vom Fregattencapitän Littrow in der österreichischen Marine eingeführt wurden, die Tiefen des Wassers durch Farbentöne derselben Farbe bezeichnen u. hierdurch die anderen nöthigen Angaben auf den K-n klar hinzustellen gestatten. Diese Verbesserung wurde von vielen anderen Hydrographen angenommen. Das großartigste Seekartenwerk sind die von dem amerikanischen Marineoffizier Maury entworfenen Wind and Current Charts (Wind- u. Stromkarten), welche von der Nationalsternwarte in Washington herausgegeben u., wenn vollendet, mehr als 100 K-n über alle fünf Oceane umfassen werden, welche außer den oben genannten Angaben noch die Wind- u. Stromrichtungen in den verschiedenen Meeren u. Meerestheilen, die Verbreitung des Wallfisches etc. enthalten.
III. Sternkarten, K-n, welche den gestirnten Himmel (d. h. sämmtliche Fixsterne bis zu einer gewissen Größe) darstellen; sie sind theilweis Planiglobien für die gesammte nördliche od. südliche Hemisphäre; doch gibt es auch K-n über nur einzelne Theile des Himmels. Eigenthümlich ist hier die Centralprojection, nach welcher man das Auge im Mittelpunkte der Himmelskugel denkt u. die Sterne geradlinig auf eine die Kugel berührende Ebene bezieht u. vorzeichnet. Doch werden auch andere Projectionen bei Sternkarten angewendet (s. oben I.). Die älteste größere Sternkartensammlung ist die von Johann Baier, Uranometria, Augsb. 1603, 51 Bl., welche auch einen Katalog von 1706 Sternen enthält; Planiglobien hat man von Habrecht u. Sturm, Bartsch, Harris; Specialkarten u. Atlanten von Hebel, Firmamentum Sobiescianum, 1690, 54 Bl.; Flamsteed, Atlas coelestis, Lond. 1729, 28 Bl. (kleinere Ausg. von Fortin, Paris 1776), neue vermehrte Aufl., Paris 1796; Doppelmayr, Astronomischer Atlas, Nürnb. 1742; Bode, Beschreibung u. Gebrauch einer allgemeinen Himmelskarte, Berl. 1786; Derselbe, Réprésentation des astres sur 34 planches, ebd. 1784; Derselbe, Uranographie, 1801, 20 Bl.; Harding, Atlas novus coelestis, Gött. 180922, 27 Bl.; Littrow, Atlas des gestirnten Himmels, Stuttg. 1839, 18 Bl., neue Ausg. 1853; Argelander, Uranographie, Berl. 1843. Die ausgezeichnetste Sammlung sind die Sternkarten der Berliner Akademie der Wissenschaften, Berl. 1830 ff.; sie werden 24 Blätter umfassen, von denen bis 185823 Blätter erschienen sind; an denselben arbeitet ein großer Theil der bedeutendsten Astronomen der Gegenwart; sie enthalten die Fixsterne von der ersten bis zur zehnten Größe, von 15 Grad südlicher bis 15 Grad nördlicher Declination. Hierher gehören die Stern- od. Himmelskegel, s.u. Erdkegel.
IV. Bei den Ägyptiern finden sich Spuren von K-n zu Zeiten des Sesostris 2620 v. Chr., welcher seine Länder u. Eroberungen auf Tafeln vorstellen ließ Auch Josua (Buch 8, 9) scheint bei den Hebräern schon K-n gekannt zu haben. Unter den Griechen soll zuerst Anaximander Verfertiger von K-n gewesen sein, Dikäarchos, Skylax, Eratosthenes u. Hipparchos folgten ihm nach. Sichere Nachrichten von K-n finden sich zu Zeiten des Aristagoras von Milet u. des Sokrates, welcher den stolzen Alkibiades auf einer K. seine Besitzungen suchen ließ. Die Römer ließen sich bei ihren Triumphen Gemälde der eroberten Provinzen vortragen u. hatten nach Varro Zeichnungen ihrer Länder in ihren Archiven. Cäsar nahm selbst an den Ausmessungen verschiedener Länder Theil. Ptolemäos zeichnete bereits (70 n.Chr.) mit mathematischer Grundlage u. entwarf K-n nach der stereographischen Projection. Agathodämon, Mechaniker aus Alexandrien, zeichnete 26 K-n zur Geographie des Ptolemäos. Vielleicht aus Diocletians, gewiß aber aus Theodosius Zeit ist uns noch eine K. übrig geblieben, s. Peutingersche Tafel. Eine verbesserte Art K-n zu entwerfen fand Marinus Tyrius. Während des Mittelalters finden sich schon bei Roger I. von Sicilien ein metallener Globus; Karl der Große besaß eine K. von Silber; auch mögen die Araber, bei ihren sonst so genauen mathematischen Kenntnissen, schon K-n besessen haben. Aus der Mitte des 13. Jahrh. hat man eine auf 12 Pergamenthäute gezeichnete K. der damals bekannten Welt. Alle diese K-n konnten bei der so unvollständigen geographischen Kenntniß, so wie bei einer nicht ausreichend wissenschaftlichen Grundlage, nur sehrmangelhaft sein. Die K-n von Gervasius, Girald u.a. sind verloren gegangen, Sanuto verfertigte 1321 eine chorographische K. von Asien, der Venetianer Pizigano eine 1367 mit der Feder gezeichnete Weltkarte. Nic. Tedescho 1466 neue K-n zu Ptolemäos, Fra Mauro in Venedig 1459 eine berühmte Weltkarte. Sweynheyn u. Buckink vervielfältigten 1478 die K-n zuerst durch Metalldruck u. Holl 1482 durch Holzschnitt; Martin Behaim verfertigte neben mehreren K-n 1492 den ersten Erdglobus, welcher auch die portugiesischen Entdeckungen angab. Auch Seekarten waren in dieser Zeit schon entworfen worden, wie die des Pietro Visconti 1318, u. andere von Gratioso Benincasa. Der von dem Nürnberger Martin Behaim gegebene Anstoß zur Vervollkommnung der K-n bewirkte nun große Verbesserungen, so in der Weltkarte der Brüder Apianus (1513), auf welcher Amerika mit enthalten war. Werner theilte die Erde in vier Erdtheile. Gemma Frisius arbeitete 1595 zuerst eine K. nach der jetzigen Methode u. fügte die Entdeckungen in Ostindien u. Amerika hinzu. Bes. Verdienst hatten A. Ortelius, G. Mercator (der die nach ihm genannte Projectionsmethode erfand), Wilh. u. Joh. Bläu (welche 616 K-n lieferten), Janson, Schenk, Vilscher, de Witt, Hond, Münster, Cassini, Ferrari, Zanoni, Rizzi Nach ihnen erwarb sich Joh. Bapt. Homann einen Namen, der Astronomen u. Mathematiker bei Verfertigung seiner K-n zu Rathe zog, u. gegen 200 Stück neue K-n fertigte, welche er nach Hübner sorgfältig illuminiren ließ. In England zeichnete sich Hermann Woll, in Frankreich N. Sanson aus. Delisle führte die stereographische Projectionsmethode nach astronomischen Beobachtungen ein, welche Tob. Mayer vervollkommnete; Doppelmayr erwarb sich durch sorgfältige Kritik Verdienst um Deutschland, Robert um Frankreich, obgleich schon Picard 1681 trigonometrische Messungen zum Behuf der K-n vorgeschlagen hatte u. J. M. Haas in Wittenberg nach mathematischen Grundsätzen sie in Deutschland zuerst bearbeitete. In neueren Zeiten wurden die Kartenzeichnungen, welche früher unverhältnißmäßig plump, zum Theil auch unrichtig[343] gewesen waren, netter reinlicher, man kam über zweckmäßige Zeichen, wenigstens bei einigen Nationen, überein (vgl. Lehmann), u. bes. machten sich unter den Deutschen Sotzmann, Güssefeld, Streit, Stieler, Reichard, Kruse, Weiland, Berghaus, Fr. Mar von Traux, Oberreit, Wörl, Grimm, von Stülpnagel, von Sydow, Kiepert, Handtke, Sohr u.a., so wie die Officinen Homann, Weigel, das Geographische Institut in Weimar, Perthes in Gotha, Schropp in Berlin, Schneider u. Weigel in Nürnberg, Schrämbl u. Molle in Wien, Herder in Freiburg, Blume in Magdeburg, Flemming in Glogau u.a.; unter den Franzosen d'Anville, Freycinet, Brué, Lapie, Bugge, Tardieu, Malte-Brun, Vuillemin, Babinet, Dufour u.a., unter den Briten Jeffery, Arrowsmith, Carrey, I. Wild, Harris, Cooley u. Findlay, unter den Italienern Mangini, Legnani, Mano u. Zannoni, unter den Russen Schubert verdient. Für die Specialkartographie leisteten die Topographischen Büreaus der verschiedenen Staaten ungemein viel, die hydrosraphischen Institute ließen gute Seekarten anfertigen. Die physikalischen K-n fanden in Berghaus den vorzüglichsten Bearbeiter, historische K-n lieferten ehemals d'Anville, Reichard u.a., bessere in der Neuzeit Spruner, Kiepert, Lelewel u. Wedell. Sowohl durch das Material der Specialtopographie, gewonnen theils im Interesse des Krieges od. der Steuererhebung, theils durch die Arbeiten von Wasser- u. Wegebaubehörden, als auch durch die astronomischen Arbeiten der Gradmessungen u. Ortsbestimmungen, ferner durch alle jene wissenschaftlichen u. technischen Arbeiten, welche, im Interesse unseres Zeitalters unternommen, die einzelnen Elemente zur näheren Kenntniß unserer Erde von allen Seiten herbeitragen, sowie endlich die dem verfeinerten Geschmacke entgegenkommende höhere Leistungsfähigkeit der Technik der Kartenherstellung, ist die Kartographie auf eine hohe Stufe der Vollkommenheit gehoben worden. Die Vervielfältigung der K-n erfolgt zumeist durch Kupferstich od. Lithographie, doch hat man wohl auch versucht sie in Zinn zu stechen od. in Holz zu schneiden od. durch Zusammensetzung beweglicher Lettern, wie die Druckschrift, herzustellen. Die letztere Art, mit beweglichen Lettern, wurde schon bald nach Erfindung der Buchdruckerkunst durch Sweynheyn, später durch Buckink 1478 angewendet, dann von Breitkopf in Leipzig 1777 wieder aufgenommen u. ebenso von Haas in Basel u. von Bauerkeller, hat jedoch keinen ausgedehnteren Gebrauch gefunden. Am geeignetsten erscheint zur Kartenherstellung der von Freycinet 1815 zuerst angewendete Kupferstich. Vgl. Hauber, Versuch einer umständlichen Geschichte der Landkarten, Ulm 1724; Hübner, Museum geographicum; Mayer, Anweisung zur Verzeichnung der Land-, See- u. Himmelskarten etc., Erlang. 1794, 4. Aufl. 1828; Raupach, Theorie der geographischen Netze od. der Projection der Kugelfläche, Liegnitz 1816; Kritischer Wegweiser im Gebiet der Landkartenkunde, Berl. 1829 ff., 7 Bde.; Littrow, Chorographie od. Anleitung alle Arten von Land-, See- u. Himmelskarten zu verfertigen, Wien 1833; Ösfeld, Der Kartenfreund, Berl. 184042; Klöden, Übersicht der neueren Wandkarten u. Atlanten, ebd. 1847; Koner, Übersicht der seit 1852 erschienenen etc. Karten, ebd. 1854 u. s.; Sydow, Der kartographische Standpunkt Europas, Gotha 1857; Steinhauser, Grundzüge der mathematischen Geographie u. der Landkartenprojection, Wien 1857; Engelmann, Bibliotheca geographica, Lpz. 1858.
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