1. Auch aus einer blühenden Blume kann man leicht Asche machen.
Flüchtigkeit des menschlichen Lebens. Heute roth – morgen todt.
2. Auch aus einer grossen Blume flicht man keinen Kranz.
3. Auch eine schöne Blume wird welk und verliert ihren Geruch.
It.: Ogni fiore al fin perde l'odore. (Pazzaglia, 124.)
4. Aus der Blume, aus der die Biene Honig saugt, saugt die Spinne Gift.
Holl.: De bloem daar de bij honig uit zuigt, zuigt de spin venijn uit. (Sprenger II, 10; Harrebomée, I, 56.)
5. Blaue Blumen sind schön im Korn, aber dem Landmann sind sie ein Dorn.
Rednerische Blumen in ernsthaften Vorträgen gleichen den blauen und rothen Blumen im Kornfelde.
6. Blum het en fülk stirmi. (Nordfries.) – Firmenich, III, 7.
Blumen heissen und hässlich riechen.
7. Blumen, die nicht wohl riechen, mögen sich verkriechen. – Henisch, 430.
Lat.: Non laudo florem, qui nullum praebet odorem. (Sutor, 313.)
8. Blumen, die stark duften, muss man nicht zu nahe vor die Nase halten.
9. Blumen im Korn gibt es sieben Wochen, und wer gut rechnet, findet ihrer zwei Monate.
10. Bunte Blumen riechen nicht. – Körte, 657.
Wider die Putznärrinnen.
11. Die Blume riecht gar stark, sprach der Narr, als ihm die Jungfrau den Besen unter die Nase gerieben. – Der baiersche Hofnarr Kunz 1565; Eiselein, 84.
12. Die Blume zieht die Biene, die Anmuth den Menschen. (Russ.)
13. Die Blumen riechen dem Armen wie dem Reichen.
14. Die schönste Blume verliert zuletzt ihren Geruch.
Holl.: Elke bloem verliest eindelijk haar' geur en kleur. (Harrebomée, I, 63.)
It.: Qualunque fiore alla fin perde l'odore.
15. Eine abgebrochene Blume ist bald verwelkt.
16. Eine alte Blume hat kein Geruch noch Geschmack. – Lehmann, 9, 58.
17. Eine Blume macht keinen Kranz. – Winckler, XX, 64; Körte, 656; Simrock, 1164.
It.: Un sol fiore non fa primavera. (Pazzaglia, 124.)
18. Eine schöne Blume bewacht man umsonst.
19. Eine schöne Blume steht nicht lange am Wege. – Körte, 654; Eiselein, 84; Scheidemünze, I, 178.
20. Eine schöne Blume wird welk und verliert auch ihren Geruch.
21. Frische Blumen hat man gern (lieber als dürre).
Lob der Jungfrauschaft.
22. Gefüllte Blumen und grosse Namen (berühmte Männer) bringen selten guten Samen.
23. Gemalte Blumen riechen nicht. (S. ⇒ Bunt.) – Simrock, 3378; Winckler, IV, 6; Eiselein, 84; Tunn., 13, 1, Warnung vor Falschheit.
Holl.: Geteekende bloemen rieken niet. (Harrebomée, I, 63.)
It.: Chi pinge il fiore non gli può dar l'odore. (Pazzaglia, 124.)
Lat.: Flos in pictura non est nisi sola figura. (Eiselein, 84; Binder II, 1161.) – Narcissus nulli reddit depictus odorem. (Sutor, 397; Seybold, 327; Philippi, II, 5; Binder I, 1057; II, 1970; Eiselein, 84.)
24. Heute Blume, morgen Heu. – Henisch, 430.
25. Ist die Blume noch so schön, 's kann eine Schlange darunter gehn.
Frz.: Le serpent est caché sous les fleurs. (Starschedel, 350.)
26. Jede Blume hat ihren Duft.
Engl.: Every flower has its perfume.
27. Jede Blume muss den Bienen zu ihrem Honig dienen.
[408] 28. Man kann nicht aus allen Blumen Sträusslein machen. – Sailer, 148.
29. Man kann wol eine Blume malen, aber nicht den Geruch ihr geben. – Sailer, 124.
Von Falschheit und Heuchelei.
30. Man muss die Blumen pflücken, wenn sie blühen.
Holl.: Men moet het bloempje plukken, terwijl het bloeijend is. (Harrebomée, I, 64.)
31. Man schätzt die Blumen nach der Farbe.
It.: Tal è il fiore qual è il colore. (Pazzaglia, 124.)
32. Manch schöne Blumen haben bittere Wurzeln. – Eiselein, 84.
33. Mit Blumen weckt der Arzt keinen Todten auf.
34. Nicht alle Blumen taugen zum Sträusschen. – Körte, 655; Simrock, 1163.
It.: Ogni fior piace, eccetto quello della botte. (Mit »fior della botte« wird der Kahm bezeichnet, der sich auf dem Wein ablagert.) (Pazzaglia, 124.)
35. Ohne Blumen kann die geschickteste Biene keinen Honig machen.
Holl.: Geene bij maakt honig zonder bloem. (Harrebomée, I, 56.)
36. Schöne Blumen sind auf dem Stengel am üppigsten. – Eiselein, 84.
37. Schöne Blumen stehen nicht lange am Wege. – Simrock, 1162.
38. Schönen Blumen und Frauen darf man nicht bis morgen trauen.
Holl.: Op schoone bloemen en vrouwen is niet te rekenen, beider eer is teêr. (Harrebomée, I, 64.)
39. So manche Blum' im Felde steht, so manches Leid die Lieb' angeht. – Körte, 3902, 4907.
40. Was kann die Blume davor, dass eine Spinne Gift aus ihr saugt. – Fischart, Gesch.
41. Was sollen die Blumen, die niemand bricht!
42. Weisse Blumen stehen schön auf einem jungen Haupte.
43. Wenn die Blume verblüht ist, verschwindet ihre Pracht.
44. Wenn die Blumen welken beim Fronleichnamstag, so das Gras bei der Heuernte.
45. Wenn eine Blume verblüht, knospet eine andere.
Holl.: Daar ontluiken zoo schoone bloemen, als er vergaan. (Harrebomée, I, 63.)
46. Wer Blumen auf die Wiese säet, mag das Gras im Garten pflanzen. (Russ.)
47. Wer will Blumen pflücken (gohn), hüte sich vorm Stachel des Skorpion.
48. Wie die Blume, so der Duft.
49. Wie die Blume, so die Frucht. – Winckler, XX, 50.
50. Wie manig schöne Blume stat, die gar bitter Wurzel hat. – Freidank.
51. Zwei Blumen sind dem Zufriedenen mehr, als dem Hohlauge ein ganzer Garten voll.
*52. Den Blumen im Finstern streichen. – Körte, 657; Eiselein, 84.
*53. Die Plumen streychen. (S. Ohren melken.) – Tappius, 18a; Sutor, 717.
Lat.: Demulcere caput. (Tappius, 18a.)
*54. Diese Blume gehört nicht zu deinem Sträusslein.
Lat.: Patrocli occasio. (Erasm., 862.)
*56. Durch die nordhäuser Blume reden. (Ilefeld.) – Körte, 657.
Jemand seine Meinung derb, grob zu verstehen geben.
Frz.: Une finesse, cousue de fil blanc. (Starschedel, 183.)
*57. Einem den Blumen oder Kauzen streichen. – Eiselein, 84.
*58. Er flattert von einer Blume zur andern, wie ein Schmetterling.
Holl.: Hij is zoo wispelturig als een vlinder, die van de eene bloem op de andere vliegt. (Harrebomée, I, 63.)
*59. Er steht wie eine Blume auf dem Miste. (Ostpreuss.)
*60. Es ist eine Blume, die im Dunkeln blüht.
Holl.: Het is eene bloem, die in het duister bloeit. (Harrebomée, I, 63.)
zu4.
Die Armenier: Aus derselben Blume zieht die Schlange Gift und die Bienen Honig. (Ausland 1871, 404b.)
zu7.
Dän.: Jeg holder ikke deert af der blomster der leegter ikke. (Prov. dan., 75.)
zu14.
Die Armenier: Die Blume fällt unter den Strauch. (Ausland 1871, 404b.)
zu17.
Dän.: Eet blomster giör ingen krand. (Prov. dan., 75.)
It.: Un sol fiore non fa ghirlanda. (Giani, 685.)
Lat.: Non flos, sed flores faciunt ex arte corallam. (Binder II, 2173; Seybold, 337.)
zu21.
Dän.: Friske blomster ere bedn end de visn. (Prov. dan., 75.)
zu23.
»Ein gmolte Blum schön mannigfalt, ist nichts dan nur ein läre gstalt.« (Loci comm., 88.) – Bei Tunnicius (500): Gemälde blomen en ruken nîcht. (Narcissus reddit nulli depictus odorem.)
zu26.
zu34.
Dän.: Alle blomster dae ikke til urtekost. (Prov. dan., 75.)
zu41.
Dän.: Hoortil-blomster, som ingen plukker. (Prov. dan., 75.)
zu48.
It.: Qual è il fiore tal è l' odore. (Gaal, 415.)
zu55.
Lat.: Schemate dubio loqui. (Martial.) (Binder II, 3035.)
61. Blumen, die man für Bienen spart, werden oft eine Beute der Spinnen.
Dän.: Der blomster som spares for bien, bliver tit tit Cod for edderkoppen. (Prov. dan., 75.)
62. Blumen im März machen alten Leuten Schmerz.
Lat.: Corda senum ledit cum flores marcius edit. (Reuterdahl, 153.)
Schwed.: Ae gratha karla thords manadha grödha. (Reuterdahl, 153.)
63. Blumen malen ist gemein; aber den Geruch zu geben, das gehöret Gott allein. – Hertz, 72.
In einem gemalten Blumenkranze, Oberhessen.
64. Blumen muss man besprengen, nicht vberschütten. – Lehmann, 409, 20.
65. Die Blum' im Garten lehrt, wie lange Schönheit währt.
66. Den schönsten Blumen fehlt oft der Duft.
Dän.: Akeley er vel en smukker urt, han haver dog ingen lugt. (Prov. dan., 20.)
[1018] 67. Eine Blume heute, morgen schon des Todes Beute.
It.: Oggi è fiore, domani si muore. (Giani, 1188.)
68. Eine Blume ist angenehm, nur die nicht auf dem Wein (Rahm).
It.: Ogni fiore piace fuorchè quello della botte. (Giani, 686.)
69. Eine Blume macht heinen Sommer. – Schlechta, 146.
70. Eine schön Blum im Garten auffm stengel ist unnütig; ist sie abgebrochen vnnd verwelkt, so ist die Schön dahin. – Lehmann, 706, 37.
71. Eine schöne Blum wird welk und verliehret auch jhren geruch. – Lehmann, 505, 31 u. 708, 65.
72. Eine verwelckte Blume und eine verschrumpfte Wurst haben einander nichts vorzuwerfen.
73. Jede Blume verliert ihren Geruch.
It.: Al fine ogni fiore perde l' odore. (Giani, 687.)
74. Vnter schönen Blumen vnd grünem Grass verschleichen sich offt die Schlangen. – Petri, II, 564.
Engl.: Look before you leap, for shakes among sweet flowers do creep. (Marin, 23.)
Frz.: Le serpent est caché sous les fleurs.
It.: Ne' fiori cova la serpe.
Lat.: Latet anguis in herba.
Schwed.: Ormen lurar under blomstren. ( Marin, 23.)
75. Was Blumen isst, zahlt Blumen. – Graf, 116, 294.
Wenn der Pfandschuldner die Zinsen nicht zahlte, fiel nach strengem Rechte die Liegenschaft dem Gläubiger zu. Doch wurde meist bedungen, dass zunächst der Blumen, d.i. der Jahresnutzen des Unterpfandes und nur wenn dieser nicht vorhanden war, das Grundstück selbst für den Zins haften solle, was allgemach in den meisten Ländern der Schweiz gemeines Recht wurde, jedoch mit der Erwartung, dass statt des Blumen auch das Vieh, das ihn ätzte, gepfändet wurde, gleichviel, wem das Vieh gehörte; denn: Die Gülten haben das Recht auf den Blumen, oder was den Blumen gesessen, zu greifen. (Blumer, III, 94.)
76. Wat belêwt de Blôm op sîne Sicke, nuscht als lûter Gîster. (Alt-Pillau.) – Frischbier, II, 337.
In engem Kreise kann nicht viel Grosses erlebt werden.
77. Wenn't in de Blaumen wedderlüchtet, sau fallet de Blaumen af. – Schambach, II, 669.
Wenn es in die Baumblüten wetterleuchtet, so sollen sie abfallen, also keine Frucht ansetzen. (S. ⇒ Blitzen 3.)
78. Wer Blumen trägt, ist von Liebe bewegt.
It.: Chi porta il fiore sente d' amore. – Chi porta il mazzo, sente di pazzo. (Bazar 1876, Nr. 2.)
79. Zuletzt verliert jede Blume ihren Duft.
It.: Al fin ogni fiore perde l' odore. (Cahier, 2426.)
*80. Dôr de Blumm kallen (sprechen). (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 176.
*81. Ein Anderer hat die beste (erste) Blume gepflückt.
Das Mädchen entjungfert. (Grimmelshausen, Vogelnest, II.)
*82. Einem eine Blume zu riechen geben.
Unter der Blume einen (milden) Verweis.
Lat.: Molli brachio aliquem objurgare. (Cicero.) (Philippi, I, 254.)
*83. Er hat auch an eine Blume aus Rübezahls Garten gerochen. (Schles.) – Schles. Provinzial-Blätter 1868, S. 431-432.
*84. Er spricht durch die Blume, wie die Greifenhagener.
Wie dies gemacht wird, ist in verschiedenen Geschichten veranschaulicht. So wurde z.B. ein Handlungsreisender in Greifenhagen von seinem Kunden mit auf die Kegelbahn genommen. Die Stammgäste haben ihre Freude darüber, weil sie hoffen, dem Fremden das Geld abzugewinnen. Als dieser aber gut und immer besser schiebt, wären sie ihn gern los geworden, weil sie nicht Lust zu bezahlen hatten; aber keiner wusste, wie das anzufangen sei. Endlich erbot sich einer, es durch die Blume anzudeuten, was dadurch geschah, dass er einen Schwamm nahm, die Rechnung von der Tafel wegzuwischen, indem er schrie: »Mit Judenjungen spul' mei nich.« Das heisst in Greifenhagen durch die Blume sprechen. Für in verblümter Sprache reden sagt eine jüdische Redensart: Beluschen sagi – Noër.
[1019] *85. Etwas durch die emmerstedter Blume zu verstehen geben.
Eine in Niedersachsen übliche Redensart, die mit dem helmstedter Studentenleben zusammenhängt, und in folgender Weise entstanden sein soll. Zu den von den helmstedter Studenten häufig besuchten Vergnügungsörtern gehörte auch der »Krug« in dem 3/4 Stunden entfernten Dorfe Emmerstedt, ein Wirthshaus von einfachster Form und Einrichtung, aber immerdar von biederen Wirthen regiert; diese Eigenschaft war eben erblich in der langjährigen Wirthsfamilie Kennecke. Als nun einst an einem schönen Sonntag-Nachmittage eine Gesellschaft Musensöhne bei dem braven Kennecke eintraf und dort Kegel schieben wollte, war die Bahn von Söhnen des Dorfes, robusten Bauern, besetzt, die sich den Kukuk um die Studiosen kümmerten. Auf deren Beschwerde sprach Kennecke das gelassene Wort: Ich werde es ihnen mal durch die Blume zu verstehen geben, ging mit ihnen nach der Bahn, ergriff dort ein auf dem Tische stehendes Glas voll Branntwein und fragte den gerade zum Werfen der Kugel bereiten Bauer: »Wem hört düsse Schnapps?« Auf seine Antwort: »Dat is mien«, befahl Kennecke: »Denn supst'n ut un scherst dick hrut!« – »Wem hört düsse?« fuhr er fort, ein anderes Glas ergreifend – ein Anderer meldete sich, dem der gleiche Bescheid wurde, und so fort, bis alle Gläser geleert waren und die Bauern sich sämmtlich abzuziehen anschickten, wozu Kennecke sie schliesslich mit folgender Strafpredigt ermunterte: »Jü Schlingels, jü Essels, jü Flegels, jü dickdreveschen Bengels, seiht jü denn nich, dat de Herrens kegeln willt!« Und so hatte es ihnen der Emmerstedter »durch die Blume« zu verstehen gegeben. (Blätter für Handel, Gewerbe und sociales Leben, Beiblatt zur Magdeburger Zeitung, Nr. 38 vom 18. September 1876.)
Adelung-1793: Muskaten-Blume, die · Marien-Blume, die · Margarethen-Blume, die · Urin-Blume, die · Studenten-Blume, die · Passions-Blume, die · Cardinals-Blume, die · Blume, die · Adonis-Blume, die · Jupiters-Blume, die · Johannis-Blume, die · Jacobs-Blume, die
Brockhaus-1911: Blume [2] · Blume · Blaue Blume
Goetzinger-1885: Blume der Tugend
Buchempfehlung
Diese Ausgabe gibt das lyrische Werk der Autorin wieder, die 1868 auf Vermittlung ihres guten Freundes Ferdinand v. Saar ihren ersten Gedichtband »Lieder einer Verlorenen« bei Hoffmann & Campe unterbringen konnte. Über den letzten der vier Bände, »Aus der Tiefe« schrieb Theodor Storm: »Es ist ein sehr ernstes, auch oft bittres Buch; aber es ist kein faselicher Weltschmerz, man fühlt, es steht ein Lebendiges dahinter.«
142 Seiten, 8.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.
390 Seiten, 19.80 Euro