1. Alle Thier' ein Paar sind miteinander, drum auch der Mensch will sein selbander.
2. Alle Thiere folgen der Natur.
Bei Tunnicius (1530): Alle deirte volgen der natûr. (Omnia naturae parent animantia passim.)
Mhd.: Ein adelig tier, en edeler boum die habent von art ouch edelen zoum. (H. von Meissen, Leiche, Quedlinburg 1843, 6, 13-14.)
[1149] 3. Alle Thiere fressen die Cassaba, aber das Kaninchen allein bekommt die Schuld. – Wullschlägel.
Wer einmal einen schlimmen Ruf hat, dem wird alles Böse nachgesagt, er muss stets der Sündenbock sein.
4. Allen Thieren ist Frieden gesetzt, ausser Bären und Wölfen. – Eisenhart, 194; Pistor., I, 7; Hillebrand, 63, 90; Blum, 729; Grimm, Rechtsalt., 733; Simrock, 721; Gaal, 541; Graf, 131, 389; Sachsenspiegel, II, 61, 2.
Bären und Wölfe, zu welchem alle andern Arten von Raubthieren zu rechnen sind, können als allgemein schädlich von jedermann frei getödtet werden. Auf diese Thiere, wenn man nicht etwa Fliegen, Maikäfer u. dgl. hinzurechnen wollte, beschränkt sich jetzt die ursprünglich allgemeine Jagdfreiheit der Deutschen.
Mhd.: Allen tieren ist friede gasezet, âne wolven und beren. (Schwabenspiegel, 197, 2.)
Frz.: Tout le monde est armé contre les méchans. (Gaal, 541.)
5. An bösen Thieren ist nichts zu verdienen. – Petri, II, 14.
6. Andere Thiere, andere Köder (Lockspeise).
Den einen gewinnt man durch Lob, den andern durch Geschenke.
7. Besser unter wilden Thieren wohnen, als bei argdächtigen Leuten. – Luther, 411.
8. Das beste Thier im Stall kommt meist zuerst zu Fall.
Holl.: Het beste beest van stal sterft meest tijds 't eerst. (Harrebomée, I, 41b.)
9. Das ist ein wunderbares Thier, sagte Hans, als er einen Affen auf Stelzen gehen sah.
Holl.: Dat is een schepsel met langen beenen, zei Teeuwes de boer, en hij zag een' rap op stelten loopen. (Harrebomée, I, 39.)
10. Das Thier geht auf Schaden des Herrn. – Graf, 291, 52.
Einige deutsche Rechte forderten vom Herrn für den Frevel, den sein Thier anrichtete, halbe Busse: »Was der Zahn thut oder der Hund, oder Hahn und Hahnensporn, oder ein unjährig Kind, oder eines Mannes Weib, büsst man mit halber Busse.« (Vgl. Hettema, Wetten, II, 89, 11.) Andere germanische Rechte haben den Herrn des Thieres von der Verpflichtung, eine Busse zu erlegen, gänzlich befreit (s. ⇒ Vieh); nur das Thier selbst sollte dem Beschädigten ausgeliefert werden. »Vor Horn und Huf«, sagt die Graugans, »helfe sich jeder selbst.« In andern norwegischen Gesetzen heisst es: Wenn jemand ein Pferd schlägt, ein Hund beisst, ein Rind stösst, ein Eber haut, da soll es der Herr von sich thun. Bissige Hunde, zahme Wölfe, Affen und ähnliche Thiere mussten beschlossen sein. Ausser des Herrn Gewalt sind sie völlig friedlos. Haust und hoft er sie noch nach begangener Unthat, so muss er des Thieres Unthat büssen; denn dann geht das Thier auf Schaden des Herrn. (Vgl. Graf, 295.) In Friesland; Dat beest geyt up schade des herren. (Richthofen; Westerwald, VI, 118.)
11. Das Thier hat kein andern Herrn als den Menschen. – Veith, Anfänge der Menschenwelt (Wien 1865).
Sagen die Grönländer.
12. Das Thier ist nicht mehr als eine Peitsche werth. – Burckhardt, 243.
Was sehr wenig Werth hat.
13. Das Thier schreit auch, ist eine Kuh, ihr Kind heisst Kalb, ihr Mann heisst Stier, Ochs heisst ihr Bruder, zusammen vier. – Eiselein, 400.
14. Das Thier, so zöpf hat, soll man fliehen.
Lat.: Mulier ante parvum onerosa, in portu dolorosa, post partum laboriosa. (Chaos, 514.)
15. Das Thier, was die Borsten eigen hat, kämmt sich am wenigsten.
16. Das wildeste Thier scheut sich vor seinesgleichen.
17. Dem stärksten Thiere die stärkste Last.
18. Die Thiere haben schon Gras gelesen, als der Mensch noch Erdenkloss gewesen.
19. Die Thiere sind nicht von Holz. – Mayer, II, 127.
20. Die trägsten Thiere haben das zäheste Leben.
21. E Thier weisst au, wenn 's gnueg het. – Sutermeister, 62.
22. Ein böses Thier muss man schrecken, ehe es uns schreckt.
23. Ein erschrecktes Thier flieht.
24. Ein gut Thier erwärmt sich beim Fressen.
Frz.: Bonne bête s'échauffe en mangeant. (Bohn I, 9.)
[1150] 25. Ein hungrig Thier beisst scharf.
Frz.: De maigre poil âpre morsure. (Bohn I, 15.)
26. Ein jedes Thier gesellet sich zu seines gleichen. – Henisch, 1645, 69; Petri, II, 204.
27. Ein jedes Thier kennt seines gleichen. – Henisch, 1645, 67.
Lat.: Bestia bestiam novit. (Henisch, 1645, 68.)
28. Ein lützel Thier zeuget ein Lützel. – Petri, II, 213.
29. Ein schäbig Thier verdirbt die ganze Heerde.
30. Ein Thier ist oft klüger als ein Mensch.
Dän.: Dyvrene overvinde os i mange stykker. (Prov. dan., 131.)
31. Ein Thier sucht das andere.
Holl.: Het eene beest zoekt het andere op. (Harrebomée, I, 41b.)
32. Ein Thier versteht seinesgleichen.
Es unterliegt wol keinem Zweifel, dass die Thiere sich untereinander so gut verstehen als die Menschen. Jede Thiergattung hat ihre eigene Sprache, die sich wol aber schwerlich in die menschliche wird übersetzen lassen, obgleich schon der Philosoph Demokritos behauptete, die geheimnissvolle Sprache aller Vögel, den Gesang der Nachtigall, das Girren der Tauben und das Geschnatter der Gänse verstanden zu haben. Der Rector Grosser in Görlitz beschäftigte sich die letzten neun Jahre seines Lebens sogar mit dem Studium der Gänsesprache, die er so reizend fand, dass er gesonnen war, ein Wörterbuch derselben erscheinen zu lassen, weshalb er sich in Stammbüchern nie anders als Lexicographus anserinus unterschrieb. Der französische Naturforscher Dupont de Nemours beschäftigte sich mit den Sprachen aller Thiere. Er kannte bereits 11 Worte aus der Sprache der Katzen, 14 aus jener der Pferde, 17 aus der Sprache der Hühner, 22 aus der der Rinder und 33 aus der der Hunde, die ihm, wie er sagte, am geläufigsten war. Noch kurz vor seinem Tode war er mit einem Dictionnaire der Rabensprache beschäftigt.
Holl.: Het eene beest kent het andere wel. (Harrebomée, I, 41b.)
33. Ein Thier weiss auch, wenn es genug hat.
34. Ein verwundetes Thier klagt.
35. Einem Thiere, das an Disteln gewöhnt ist, wirf keine Datteln vor. (Aegypt.)
36. Einem Thiere, das zum Schwimmen geboren ist, fällt das Klettern schwer.
37. Es folgen alle Thiere der Natur. – Henisch, 1171, 39.
38. Es gibt kein schöner Thier für den Esel als die Eselin. – Altmann VI, 410.
39. Es gibt wilde Thiere, aber auch wilde Jäger. (Surinam.)
Schlechte Knechte und schlechte Herren, schlechte Leute auf beiden Seiten.
40. Es ist besser mit einem wilden Thiere umgehen, als mit einem unbändigen Knaben.
Lat.: Puer quavis bestia intractabilior. (Seybold, 464.)
41. Es ist ein getrew thier vmb ein hundt. – Agricola I, 688; Petri, II, 261; Blum, 104.
Lat.: Canis fidele animal. (Nota fides canis est: dominum comitatur euntem.) (Glandorp, 84, 165.)
42. Es ist kein böser Thier als ein böser Mönch. – Zinkgref, IV, 96.
43. Es ist kein lebend Thier, das nicht ausgibt, worin die Hühner gern picken.
Holl.: Geen levend dier, dat niet uitlegt, waurin de hoenders gaarne pikken. (Harrebomée, I, 132b.)
44. Es ist kein Thier bekant, das nicht kam in Menschen hand. – Henisch, 269, 14.
45. Es ist kein Thier dem Menschen so ehnlich, als ein Aff. – Lehmann, 425, 47.
46. Es ist kein Thier so klein, es muss eines grössern Beute sein.
In China sagt man: Das Thierlein Tan lebt von Luft und Thau. Kann wol eine Creatur unabhängiger sein, und doch wird es wegen seines Geschreies dem Tanglang zur Beute.
47. Es ist kein Thier so klein, es scheint, es kennet seinen Feind.
Frz.: Nature a produit a toute beste son ennemy.
Lat.: Cuilibet animali suum natura hostem prodidit. (Bovill, I, 190.)
48. Es ist kein Thier so wild, es wird bei seinem Weibchen mild.
Span.: No hay bestia fiera que no se huegue con su compañera. (Bohn I, 236.)
[1151] 49. Es ist kein Thier so wildt, wann man jhm kräwet, so wird es mild. – Gruter, III, 34; Lehmann, II, 155, 144.
Dän.: Intet dyyr saa vildt ut jægeren kand jo fælde det. – Vilde heste tæmmes og. (Prov. dan., 133.)
Schwed.: Intet djur så wildt, at jägaren kan ju fällat. (Grubb, 400.)
50. Es ist kein unbändigeres Thier als der Mensch.
Lat.: Nullum morosius est animal, majorique arte tractandum, quam homo. (Seybold, 392.)
51. Es kommen mehr thier vmb, jhres balgs vnd gefiders, dann jhres leibs halb. – Gruter, I, 36.
52. Es seynd kein stoltzer Thier auff Erden, alss wenn Bettler Herren werden.
It.: Non v' è fierezza alla fierezza uguale d'un homo vil, quando ch' in alto sale. ( Pazzaglia, 131, 1.)
53. Es sind auch andere Thiere im Busch als Wölfe.
54. Es sind nicht alle kleinen Thiere Ungeziefer.
55. Es sind zwey thiere, die dem menschen hold sind, ein hundt vnd ein pferdt. – Agricola I, 673; Petri, II, 296; Blum, 103.
Holl.: Er zijn twee dieren, die den mensch lief zijn: een hond en een paard. (Harrebomée, I, 132b.)
Lat.: Canis et equus homini fideles. Inter quadrupedes homini iumentaque nota et canis imprimis perque fidelis equus. (Glandorp, 55.)
56. Es thut kein wild Thier so grossen schaden denn ein falsch Zung. – Petri, II, 301.
57. Es wechset allen bösen Thieren in die Hörner. – Petri, II, 303.
58. Es wird kein Thier so wild, es bleibt noch eine Ader mild.
Mhd.: Ich wene ney deir so zam enwart, it enzoinde bywilen sinen art. (Groote, Köln. Reimchronik, 1788.)
59. Fremde Thiere bedeuten fremde Gäste. – Eiselein, 594.
60. Hüte dich vor dem Thier, das Zöpff hat. – Lehmann, II, 271, 142; Parömiakon, 982.
61. Ist das ein Thier, sagte Hans, ohne Kopf und ohne Schwanz.
Frz.: C'est une laide beste qui n'a queue ne teste. (Leroux, I, 93.)
62. Ist das Thier todt, so ist die Sache auch todt. – Graf, 292, 54.
Einige germanische Rechte bestimmten, dass der das Thier, welches einen Schaden angerichtet hatte, dem Beschädigten ausantwortete oder selber tödten liess, womit die Klage gegen ihn erledigt war. (S. ⇒ Thier 11.) In Ostfriesland: Is dat Beest doet, so is de Saeke mit doet. (Wicht, I, 84 [184].)
Frz.: Morte la bête, morte le venin. (Bohn I, 39.)
It.: Morta la bestia, morto il veleno. (Bohn I, 110.)
63. Je furchtsamer das Thier, je schneller läuft es.
64. Jedes Thier hält sich zu seinesgleichen. – Pred. Sal. 13, 19; Schulze, 153; Zehner, 373; Agricola II, 157; Tappius, 223a; Egenolff, 41a.
Frz.: Il n'y a beste tant soit fière, qui ne se délecte de sa pareille. (Leroux, I, 93.)
Lat.: Omne animal diligit simile sibi, sic et omnis homo proximum sibi. (Schulze, 153.)
65. Jedes Thier ist am liebsten bei seinesgleichen.
66. Jedes Thier wehrt sich seiner Haut.
Frz.: Toutes bestes craignent la mort. (Leroux, I, 94.)
67. Junge Thiere muss man vergumpen1 lassen. – (Allgäu.) – Birlinger, 506.
1) D.h. austoben.
68. Kain stoltzer thier auff der Erd, dann ain Weib vnd ain Pferd. – Agricola I, 288; Petri, II, 270; Lehmann, 312, 23; Blum, 100.
Lat.: Nil superbius muliere et equo. (Nullum animal peperit natura superbius, ac sunt haec duo praedives femina, fortis equus.) (Glandorp, 113, 285.)
69. Kein böser Thier auff erd man find, denn alt vnd bôse Weiber sind. – Eyering, III, 125.
70. Kein hochfertiger thier, dann so ein magt ein fraw wirt. – Tappius, 136a; Gruter, I, 52; Eyering, III, 140; Petri, II, 288; Simrock, 4848; Braun, I, 4484; Körte, 5938; Masson, 35.
Engl.: Set a beggar on horsebakk, and he'll ride a gallop.
It.: Quando la merda monta in scagno, ò che la puzzo ò che la damno.
71. Kein hoffertiger thier, dann so ein magt herfür kompt. – Franck, II, 93b.
72. Kein Thier lebt vberall, es hat sein feind vnd vnfall. – Henisch, 1053, 51.
[1152] 73. Kein Thier so gross, man legt ihm Schlingen.
74. Liebes Thier, es gilt dir; lieb kuh, mir zu; halb als ein Kalb; ich warth sein als ein Schwein; gar aus, so wird ein voller bruder drauss. – Lehmann, 758, 46.
75. Man kann wilde Thiere zähmen, aber kein bös Weib.
Dän.: Mand temmer vilt dyvr, og ikke ond kone. (Prov. dan., 546.)
76. Man quält oft Thiere ohne Noth, die uns erwerben unser Brot.
Dän.: Ofte beder man dyvr hvor man mindst venter. (Prov. dan., 131.)
77. Man stellt viel Thieren nach vmbs balgs vnnd nicht vmbs fleisch willen. – Lehmann, 510, 16.
78. Niemand soll die Thier hegen vnd die Vnterthanen beleydigen. – Lehmann, 402, 14.
Gegen den Jagdunfug auf Kosten des Landmanns.
79. Reine Thiere käuen wieder. – Luther, 402.
»Wiederkäuen bedeutet hier, Gottes Wort mit rechtem Ernst annehmen, im Herzen bewahren.«
80. Schädliche Thiere sind schwer zu vertilgen.
Frz.: Il n'y a point de coup mortet, sur une méchante bête. (Cahier, 455.)
81. Schädliche Thiere soll man nicht aufziehen.
Lat.: Quae uncis sunt unguibus, ne metrius. (Seybold, 471.)
82. Thier, so viel geschrey haben, haben wenig Wolle. – Petri, II, 546.
83. Thier' und Vögel sind so weis', sie ruh'n ein Stündlein auf ihr Speis'. – Simrock, 9688.
84. Thiere nimmt man bei den Hörnern und die Menschen beim Worte.
85. Thiere sind auch unsers Herrgotts Kostgänger. – Simrock, 10260; Mayer, II, 127.
86. Thiere sind unsere Lehrer und Führer.
Dän.: Dyvrene lære os meget. (Spr. Sal. 6, 6; Prov. dan., 131.)
87. Viel thier haben scharpffe sinn; Menschenvernunfft schwebt doch ob jhn.
Lat.: Nos aper audita praecillit, aranea tactu: vultur odoratu, lynx uisu, simia gusta. (Loci comm., 83.)
88. Vier klaine thier seind auff erden, vnd seind doch kluger, dann alle Weysen: Amaissen, Caninchen, Hewschrecken vnd die Spinne. – Agricola II, 210.
89. Vier Thier reith man in der Welt: Esel, den falben Hengst, den armen Man vnd mancher sich selbst. – Gruter, III, 90; Lehmann, II, 801, 88.
90. Vier Thiere machen einen Bauer.
Holl.: Vier dieren maken één boer. (Harrebomée, I, 132b.)
91. Vnter wilden thieren seynd am schädlichsten die Tyrannen, vnter den heimischen zahmen die schmaichler. – Gruter, III, 92; Lehmann, II, 804, 125; Simrock, 10571.
Dän.: Blant vilde dyvr er intet skade ligere end en tyran, blant de tamme end hyklere. (Prov. dan., 131.)
92. Wenn das Thier todt ist, wirft ihm jeder einen Stein nach.
93. Wenn mich ein Thier erwürgen soll, so rufe den Tiger und nicht eine Heerde Füchse. (Aegypt.)
94. Wer das Thier erhält, kann's auch reiten.
Frz.: Qui bâte la bête, monte. (Kritzinger, 60b.)
95. Wer Thiere quält, quält auch Menschen. – Altmann VI, 508.
96. Wo die giftigsten Thiere wohnen, da wachsen die kräftigsten Kräuter.
Dän.: De lande som give de giftigste dyr, de avle og de sundeste urter. (Prov. dan., 376.)
97. Zu wilden Thieren gehört ein wilder Waidmann.
98. Zwei Thiere hängen dem Menschen an: Hund und Pferd.
Dän.: To dyvr ere menneskene huldest: hest og hund. (Prov. dan., 131.)
*99. Das arme Thier hat geheckt und vierzehn Junge geworfen. (Altenburg.)
Eine starke Familie und wenig Einkommen; viel Esser und kein Brot. In einem Artikel über Stichelnamen (Zeitung für die eleg. Welt, 1824) auf dem unter »Eselfresser« und »Meissner« verwiesen ist, wird eine Stelle aus Kanzler Ludwig's Giovanni Germania Princeps (ulmer Ausgabe, S. 486) zur Schilderung der Thüringer [1153] angeführt, welche behauptet: »die Sitten auf dem Lande in Thüringen seien schrecklich (horriferi)«. Seine Charakteristik des Thüringerlandes enthält viel Widersprechendes; auf der einen Seite das Bild von Böotien und des Sinnes, den man durch das Sprichwort ausdrückt: Das arme Thier hat Junge geheckt.
*100. Des Thiers mit zwei Rücken spielen. – Fischart, Gesch.
». ... Es gab auch so fein Kiefferwerk, dass sie einander den Speck dapffer einsaltzen, vnnd spielten der faulen Brucken, vnd dess Thiers mit zweyen Rucken, also, dass sie nachgehends anfieng, sich gegen den Mann auffzuplähen vnd sehr schwermütig vnd schwerleibig zu Bauch tragen mit mannigfaltigen schwindeln, Stirnweh, Erbrechen, Brustwachsen u.s.w.« (Kloster, VIII, 132.)
Frz.: Faire la beste à deux dos. (Eiselein, 594.)
*101. Ein Thier mit Hörnern angreifen.
Wer den reizt, der stark genug ist, Beleidigungen zu rächen.
*102. Er hat sich zum wilden Thier gemacht.
Lat.: Exuto homine, in feram transire. (Faselius, 82.)
*103. Er ist wie die Thiere in der Offenbarung.
Er hat hinten und vorn Augen.
*104. Hier hat das arme Thier gejungt.
Beim Kartenspiel.
*105. 'S Thier ist los.
106. Das Thier, welches man einen guten Montag nennt, hat sechs Füsse (sechs Tage), Eberwachsen oder Zähne im Maul, damit zerbeisst es viel Beutel und jaget manchen aus der Stadt, hat einen langen räudigen Schwantz. – Harssdörffer, 2341.
107. Es ist kein Thier so grimm und wild, man könnt' es machen zahm und mild.
108. Jedes Thier lebt auf seine Weise; die Henne scharrt, der Löwe raubt.
109. Vier thier seind, die andern mehr nutz schaffen als jnen selbst mit jrer arbait: der vögel nistung; der bienlein honigmachen; das der ochs ackert, die schaff woll tragen. – Rasch, 93.
110. Vier thier seind die nit sehen: scheer, maulwuerff; blindter; thoricht, narr; bueler. – Rasch, 234.
111. Vier thier seind schwärlich zu hüeten: saw vnd gaiss bey kreutern, ross vnd oxen bey der ansaat, schaff in dikken wäldern, jung vnzüchtigs weib. – Rasch, 226.
112. Vier thier treten dapffer vnd muetig herein in fraidigen gang: junger lew, jaghund, hausshan, bokh oder Wider. – Rasch, 17.
113. Wer seine Thiere pflegt und hütet, dem wird es reichlich stets vergütet. – Wunderlich, 9.
Buchempfehlung
Von einem Felsgipfel im Teutoburger Wald im Jahre 9 n.Chr. beobachten Barden die entscheidende Schlacht, in der Arminius der Cheruskerfürst das römische Heer vernichtet. Klopstock schrieb dieses - für ihn bezeichnende - vaterländische Weihespiel in den Jahren 1766 und 1767 in Kopenhagen, wo ihm der dänische König eine Pension gewährt hatte.
76 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.
430 Seiten, 19.80 Euro