[203] Ägypten (hebr. Mizraim, arab. Masr, koptisch Khemi nach Cham, Noahs Sohne], türk. Gipt, welches eine Verstümmelung aus dem griech. Aigyptos ist, n. Geogr.), Land in NOAfrika, unterm 2432° nördlicher Breite u. 4552 od. 55° östlicher Länge, begrenzt vom Mittelmeere, von Barka, der großen Libyschen Wüste, Nubien u. dem Rothen Meer, u. durch die Landenge von Suez mit Asien zusammenhängend, bildet das untere Nilthal, u. zwar von den ersten Katarakten an, u. ist in seinem nördlichen Theil angeschwemmtes Land. Größe: 6000, nach Andern 2700 QM., je nachdem man seine Grenzen mehr od. weniger über die Gebirge ausdehnt; bewohnbar u. angebaut sind nur 756 (860) QM., welche von dem Nil, dem einzigen Flusse, vermöge der Überschwemmungen, bewässert werden. Diese Nilüberschwemmungen kehren regelmäßig wieder u. bewässern, mittelst der geöffneten Kanäle (z.B. des Josephskanal), Ober- u. Mittel-Ä. u. überschwemmen das Delta. Der Grund derselben ist der in Hochafrika im April fallende Regen, im Juli sind sie am höchsten. Von ihnen hängt die Fruchtbarkeit des Jahres ab. Große Bauten, Kanäle, z.B. der Mamudiehkanal, u. ein Damm am Anfang des Delta sind von dem Vicekönig Mehemed Ali angelegt, um sie zu beherrschen. Das eigentliche Nijthal ist sehr fruchtbar, aber von der Südgränze Ä-s an bis nach Theben oft nur 3000 Fuß breit; von dort treten die den Nil umgebenden Bergzüge weiter zurück u. das Thal wird durchschnittlich 2 Meilen breit, bis nach Kairo, wo sich der Nil in 2 Arme theilt. Es ist von Kalk-, Sandstein- u. Granitbergen beengt, die auf der Ostseite (Arabisches Gebirg, Dschebel Mokkatem, Abuseda od. Abussodde, am Rothen Meere hinlaufend, mit Grotten u. Kapellen, voll Bergöden, von vielen Querthälern [Wadis] durchschnitten) sich nach Asien zuwenden, auf der Westseite (Libysches Gebirg [Dschebel Tailamum od. Dsche Sisseli]) am Mittelmeere endigen. Die Felsen bei Assuan (Südgrenze von Ä.) haben das Material zu allen großen monolithischen Monumenten Ä-s geliefert. Von dort erstreckt sich die Sandsteinformation bis zum 25°19' nördlicher Breite, u. aus diesem Sandstein sind die Bauwerke Thebens u. die meisten Tempel Ä-s erbaut. Vom 25°14' nördlicher Breite an beginnt die Kalksteinformation, doch findet man in der östlichen Wüste schon Marmorarten. Wenige Meilen östlich von Kairo findet man einen ausgedehnten Strich mit versteinerten Bäumen; dasselbe Phänomen eines versteinerten Waldes zeigt sich auch in der Wüste bei den Natrumseen u. im Süden Nubiens. Auch der übrige, mehr ebene Theil des Landes ist, bis auf 2 Oasen (El Wah u. El Wah el Purbi) im Westen, unfruchtbar. Außer mehreren Seen, als dem Birket-el Kerun (Charons See, Möris), Mariut (Mareotis), in einem Querthale gegen Osten, u. a., hat Ä. noch mineralische, Salz- u. Natrumseen. Das Klima ist verschieden; in Ober-Ä. herrscht ein ewig trockener, heißer Sommer, während in Mittel-Ä. es eine kühle (von October bis Ende März) u. eine heiße Jahreszeit gibt. An der Nordküste regnet es oft in der kühlen Jahreszeit, in der heißes fast nie. Der Samum (Khamsin) macht alle Gewächse verdorren u. das Thermometer plötzlich auf 1218° steigen; er herrscht bes. in Süd-Ä.; der von ihm aufgeregte klare Sand erzeugt Augenkrankheiten. Das Klima ist im Ganzen gesund, die jetzt seltener u. milder auftretende Pest herrscht blos in Unter-Ä., nie in Ober-Ä. Ä. ist durch seine Producte vor fast allen Ländern unserer Erde ausgezeichnet. Das Thierreich bringt Kameele, Pferde, fettschwänzige Schafe, Rindvieh, Büffel, Ziegen, Schweine, Hafen, Hunde, Katzen, Esel (das Nilpferd hat sich jetzt fast ganz aus Ä. zurückgezogen), Hühner (zu Millionen in eigens eingerichteten Öfen ausgebrütet), Tauben u. a., die Wüste Hyänen, Füchse, Ichneumon, Schakals, selten Löwen, Gazellen, Antilopen, der Nil Krokodile, sehr zahlreiche u. wohlschmeckende Fische, Schlangen, Schildkröten; dann Störche, der sonst häufige Ibis, durch Aufzehren des von den Überschwemmungen zurückbleibenden Ungeziefers nützlich, ist jetzt selten, Aasgeier, durch Aufzehren des Aases wohlthätig, Flamingos, Strauße, Bienen; Moskitos, Frösche u. Feldmäuse bilden eine Landplage. Das Gewächsreich, getheilt in das des Flußthals u. der Wüste, u. auch ins südliche u. nördliche, gibt, bei Mangel an Bau- u. Brennholz, Reis (mit 50100fältigem Ertrag), Mais, Roggen, Hafer, Gerste, Weizen (mit 2550fältigem Ertrag), Hirse (Durrah, Hauptnahrung), Zuckerrohr, Hülsenfrüchte (Bohnen, Linsen, Erbsen), Ölpflanzen (als: Sesam, Oliven), Hanf, Flachs, Datteln, Lotus, Sennesblätter, Johannisbrod, Südfrüchte, Obst, Bananen Saflor, Indigo, Pfeffer etc.;[203] ferner Akazienbäume, Baumwolle, Gummipflanzen, Balsam, viel Rosen, Sykomoren, Tamarinden etc.; die Papyrusstaude ist fast ganz verschwunden. Von Mineralien findet man im Süden Granit u. Syenit in großen Massen, nördlicher Porphyr u. ein großes Sandsteinlager, ferner Salpeter, Natrum, Alabaster, Marmor, Smaragde, Serpentin u. a. Einwohner höchstens 21/2 Mill. in 2500 Ortschaften (im Alterthum 7 Mill. in 20,000 Orten); es sind hauptsächlich eingeborene Muhamedaner, aus Fellahs (Landbewohnern) u. Beduinen (Wüstenbewohnern) bestehend, außerdem 150,000 Kopten (Stammvolk), 12,000 Osmanen, 2000 Armenier, 5000 Griechen, 5000 Juden, 70,000 Neger u. Europäer verschiedener Nationen, bes. Franzosen in den Handelsstädten, Italiener u. Briten. Landessprache ist die arabische; die alte Landessprache, die koptische, ist. noch die Sprache der heiligen u. kirchlichen Schriften der Kopten; die Europäer bedienen sich häufig der Lingua franca. Landesreligion der Islam, mit Duldung christlicher Parteien, auch des Judaismus. Die Sitten u. Gebräuche der Einwohner sind die der Araber, aber durch das Streben der Vicekönige, europäische Cultur einzuführen, ist die Bevölkerung wenigstens in den großen Städten den Europäern etwas näher gebracht. An die alte hochstehende Cultur Ä-s erinnern noch alte Bauwerke, die Ruinen von Tempeln u. Palästen, Pyramiden, Obelisken. Alleen von Sphinxen u. Widdern, die Todtenstätten von Theben u. von Memphis, mit unzähligen Mumien, die Ruinen des Labyrinths etc.; seit der Herrschaft der Araber ist sie aus dem Lande gewichen, u. die Bestrebungen der neuesten Regenten, die Wissenschaften wieder zu heben, sind meist mißlungen. Um wissenschaftliche Bildung zu fördern, hatte nämlich Mehemed Ali allenthalben Schulen errichtet. In einer größeren, militärisch organisirten Anstalt zu Kasr el Ain, zwischen Bulack u. Kairo, erhielten 1200 612jährige Knaben Unterricht im Türkischen u. Arabischen, zur Vorbereitung für höhere Schulen; in allen größeren Städten ward in eigenen Hauptschulen unentgeltlich Unterricht ertheilt; in Abuzabel bei Kairo ward eine Art medicinische Akademie errichtet, worin Militärärzte gebildet werden sollten; in Turla war eine auf europäischen Fuß eingerichtete Artillerie- u. Marineschule, zu Damiette eine Infanterie-, zu Ghizeh eine Cavallerieschule, zu Kairo eine Schule für Infanterieoffiziere, dann zu Dschickah Abad eine Generalstabsschule für Offiziere, die allmälig in die Regimenter treten u. die europäischen Instructoren ersetzen sollten; alle diese Schulen sind bis auf die polytechnische u. medicinische wieder eingegangen. Die Hauptbeschäftigung der Einwohner ist Ackerbau, der stark, aber ganz auf Rechnung des Vicekönigs betrieben wird. In der türkischen Zeit war das ganze Grundeigenthum an gewisse Generalpächter (Multazins) od. an die Moscheen u. frommen Stiftungen als Legate (Wakuf) vertheilt. Diese hatten die Grundstücke wieder an einzelne Fellahs in Erbpacht ausgegeben. Der Vicekönig Mehemed Ali zog sie sämmtlich ein u. vertheilte die Ländereien an die Fellahs od. arabischen Bauern (meist 610 Feddans), wofür sie eine Steuer (Miry) zahlten. Das Land ist in 3 Klassen getheilt, in der 1. kann Durrah zur Nahrung für die Familie des Fellah gebaut werden; in der 2. alle Getreide- u. Hülsenfrüchte, von denen so viel an den Vicekönig abgeliefert werden, als die Abgaben der Fellahs betragen; u. in der 3. Reis, Indigo, Zuckerrohr, Baumwolle (erst seit 1821 angebaut), Krapp, Mohn zu Opium, die nach einem gewissen Tarife, der jedoch 2/3 des Marktpreises nicht erreicht, dem Vicekönig eingeliefert werden müssen. Ackerwerkzeuge, Vieh, Saatkorn u. Kleidung erhält der Fellah zu fixirten Preisen aus den königl. Magazinen. Das Land, welches Niemand pachtet, vertheilt der Vicekönig an Beamte, die es nach Belieben benutzen, großentheils aber Baumpflanzungen darauf anlegen. Ibrahim Pascha, der Adoptivsohn Mehemed Alis, hatte in Unter-Ä. allein 25 Mill. Baumstämme in 24 Arten anpflanzen lassen; außerdem sind Maulbeerbäume, zur Hebung der Seidenzucht, u. Ölbäume zum besseren Ölgewinn angepflanzt. Viehzucht wird nur theilweise betrieben; selbst das Zugvieh ist hoch besteuert u. von dem geschlachteten gehören Hörner u. Haut dem Vicekönig. Es wird wenig Rindfleisch, mehr Schaffleisch gegessen; Hühner werden durch die Brütöfen in Menge gezogen. Für Pferdezucht ist unter Mehemed Ali ein Gestüt bei Schubra, unweit Kairo, errichtet u. dahin die Thierarzneischule von Abuzabel verlegt worden. Der Bergbau liegt ganz darnieder, neuerdings sind Eisenlager aufgefunden, auch in den ägyptischen Nebenprovinzen Bleierz u. Gold entdeckt worden. Wichtig waren bei den Alten die Smaragdgruben, welche Franzosen am Rothen Meere wieder aufgefunden haben wollen; doch ist bis jetzt ihr Ertrag nicht sehr bedeutend gewesen. Die Gewerbe suchte Mehemed Ali zu heben, er ließ Baumwollen- u. Seidenspinnereien, Tuch-, Pulver- u. Gewehrfabriken, Salmiak-, Salpeter- u. Zuckersiedereien, Gußwerke etc. anlegen, aber viele derselben, bes. die großartigen u. kostbaren Baumwollenspinnereien, ließ Abbas Pascha wieder eingehen. Für den Handel hat A. wichtige Plätze zu Alexandrien (nach Europa), Damiette (nach Syrien) u. Suez (nach dem südlichen Asien). Auch der Handel hob sich, obschon Mehemed Ali ihn für die Hauptgegenstände als Monopol behandelte, u. die gewonnenen ersten Erzeugnisse den Ausländern für selbst gemachte Preise verkaufte. Der Binnenhandel, bes. durch den Nil u. seine Kanäle unterstützt, war mit Zöllen überladen, u. auch die eingehenden Waaren wurden hoch besteuert. Die Einfuhr (bes. von England) betrug in den Jahren 1842 u. 1843 zwischen 16 u. 12 Mill. Thaler, die Ausfuhr (bes. nach Österreich) gegen 12 Mill. Thaler, nahm aber hauptsächlich durch die Monopolisirung wieder ab; erst seitdem der neue Vicekönig, Said Pascha, das Monopol des Getreide- u. Baumwollenhandels abgeschafft hat u. am Rothen Meere, zu Suez u. Kosseir, Handelsfreiheit eingeführt ist, beginnt sich der ägyptische Handel zu heben. Eine Eisenbahn führt seit 1856 von Alexandrien nach Kairo, von da nach Suez ist eine im Bau begriffen; der Kanalbau durch die Landenge von Suez ist beschlossen, aber noch nicht begonnen. 2 Telegraphenlinien, welche Alexandrien, Suez, Rosette u. Damiette verbinden sollen, sind begonnen. Seiner Staatsverfassung nach ist[204] Ä. eigentlich ein türkisches Paschalik u. der Vicekönig nur ein von der Pforte eingesetzter Beamter (s. unten, Gesch. IX.), aber der Pascha Mehemed Ali hatte sich nach u. nach ganz unabhängig gemacht, so daß er schon seit Jahren keinen Tribut mehr zahlte, bis dieser in Folge des am 15. Juli 1840 zwischen England, Rußland, Preußen u. Österreich abgeschlossenen Vertrags, durch einen Hattischerif des Sultans vom 13. Febr. 1851 auf 1,333,000 span. Thaler festgestellt, unter Abbas Pascha aber um 150,000 Beutel erhöht wurde, wogegen der Sultan versprach, stets einen Vicekönig aus der Familie Mehemeds auf Zeitlebens zu ernennen. Der jetzige Vicekönig ist Said Pascha, der Nachfolger von Abbas Pascha, dem Enkel Mehemeds, dem auch die Verwaltung von Nubien u. Kordofan übertragen ist. Die Regierungsform ist despotisch, u. erst der Vicekönig Abbas Pascha nahm 1852 den Tansimat (s.d.) an, wodurch eine Gesetzlichkeit in die Regierung kommen sollte. Residenz ist Kairo; Hauptstädte: Kairo u. Alexandrien. Der Staatsrath, früher zu Kairo u. aus 7 Ministern bestehend, ist durch Said Pascha in einen aus 5 Mitgliedern zusammengesetzten Ausschuß verwandelt, welcher immer in der Umgebung des Vicekönigs sich befinden soll. Richter sind die Scheik el Belet (Dorfrichter) in unbedeutenden Fällen, in wichtigeren der Kadi, ein Rechtskundiger, der von rechtskundigen Unterbeamten unterstützt, nach dem Koran u. dem Herkommen entscheidet. Seit 1826 hat die Regierung den Code Napoléon ins Türkische u. Arabische übersetzen lassen u. dem Code de commerce Gesetzeskraft in Handelsstreitigkeiten gegeben. Das Land ist eingetheilt: in 5 Gouvernements od. Paschaliks, Unter-Ä. (Bahari), Mittel-A. (Wostani), Ober-Ä. (Said), die Städte Kairo, Alt-Kairo u. Bonlak, u. die A. tributären Oasen, deren jedem ein Mudir vorsteht; jedes Gouvernement zerfällt in Provinzen, deren jeder ein Mamur (Präfect), jede Provinz in Kreise, deren jeder ein Nazir (Districtsvorsteher) vorsteht, die wieder 7 Cantons (Kascheflicks), deren jeder von einem Kaschess (Cantonvorsteher) regiert wird, unter sich haben, die von 78 Kaimakans (Stellvertreter, Lieutenants) unterstützt sind, denen die einzelnen Dörfer u. Stämme, deren jedes einen Scheik el Belet (Dorfrichter) zur Obrigkeit hat, unterworfen sind. Der Kaschef hat außerdem einen Oberaufseher für die Abgaben u. einen christlichen Inspector (Mobasser) unter sich. In Europa ist die alte Eintheilung in Ober-Ä., von den Wasserfällen, od. von der Insel Philoe bis unterhalb Abu Dschrsche; Mittel-Ä., von da bis zur Theilung des Nils; u. Unter-A., von dieser bis zum Meere (das Delta) angenommen. Die Staatseinnahmen betragen in Ä. nach einigen Angaben 20, nach andern 16 Mill. Thaler, wovon die Grundsteuer (Miry) fast die Hälfte ausmacht; die Personensteuer (Ferich urrhus) u. die Kopfsteuer der Christen u. Juden (Kharasch) beträgt über 2 Mill. Thaler; für jeden Kopf werden nach Verhältniß der Beschäftigung u. des Ranges 11/2 bis 50 Thaler gezahlt Einen sehr wichtigen Betrag (mehr als der Gesammteinnahmen) machten sonst die Monopole für den Handel, außerdem die Apalten od. Abgaben für alle mögliche Licenzen, so für das Recht eine Nilbarke zu halten, Getreide zu verführen, andere Gewerbe zu treiben, für die Prostitution (Fantasia) u.s.w., der Zoll an den verschiedenen Plätzen. Von den Staatsausgaben, geringer als die Einnahmen, erforderte am meisten das Heer, welches unter Mehemed Ali geschaffen u. auf europäischem Fuß organisirt worden war. Das Landheer zählte 1838 in 30 Regimentern Infanterie, jedes zu 4 Bataillonen, zusammen 114,000 Mann, darunter 6000 Mann Garde in 2 Regimentern; die Cavallerie in 20 Regimentern, jedes zu 6 Escadrons, 17,000 Pferde, darunter 1 Regiment Garde u. 1 syrisches Regiment; die Artillerie war in 4 Regimenter, 2 zu Fuß u. 2 zu Pferde, formirt u. zählte gegen 5000 Mann. Das Ingenieurcorps, 5000 Mann, war in 4 Bataillone zu 8 (6 Sappeur-, 1 Mineur- u. 1 Pontonier-) Compagnien formirt, u. führt außer dem Bau der Befestigungen, auch den der Kanäle, Straßen, Brücken u. Bergwerke aus. Dieses Heer wurde durch den Hattischerif vom 13. Febr. 1841 auf 18,000 Mann herabgesetzt, die auf türkischen Fuß eingerichtet werden sollten. Wenn auch anfangs dieser Befehl nicht befolgt wurde, so sank doch mit der Zeit die Armee immer tiefer, die Cavallerie wurde fast ganz aufgelöst u. auch die Flotte u. das Kriegsarsenal in Alexandrien gingen ihrem Untergange entgegen. Nach neuesten Nachrichten besteht die Armee jetzt aus 4 Infanterieregimentern, zusammen 12,000 Mann, 1 Tirailleurbataillon von 1000 Mann, 3500 Mann Reiterei, 1500 Mann Artillerie u. 3000 Genietruppen. Die Recrutirung geschieht durch Freiwillige, durch Fellahs, deren Zahl nach der Seelenzahl ausgeschrieben u. zu denen jeder durch eine jährliche Recrutenjagd weggenommen wird, der nur irgend zu finden ist u. gerade paßt, u. wenigstens bis 1837 durch Negerjagden, welche die Schwarzen in Sennaar, Kordofan u.s.w. zusammentrieben. Die Uniform u. Bewaffnung ist der türkischen gleich. Die Flotte bestand 1838 aus 19 Linienschiffen, 11 Fregatten, 9 Briggs, 2 Dampfböten u. 1 Kutter; sie zählte über 2000 Kanonen u. 25,000 Mann Bemannung u. Seesoldaten; jetzt ist sie nur 7 Linienschiffe, 6 Fregatten, 4 Corvetten, 7 Briggs, 2 Dampfpacketboote u. 23 Transportschiffe stark. Münzen: Wegen des veränderlichen Werthes der inländischen Münzen sind hier beim auswärtigen Handel meist spanische Piaster od. deutsche Species (bes. österreichische von Maria Theresia) in Umlauf, so wie spanische Dublonen, venetianische Zechinen, holländische u. ungarische Ducaten; im Lande rechnet man nach Piastern à 40 Paras (Medini) à 3 Asper, 1 Para (Medino) hat 8 Borbi od. 6 Forli, 90 Paras = 1 Patakka, 25,000 Paras =1 Beutel. Die bis 1826 cursirenden neuen Piaster waren ungefähr = 35/6 31/3 Sgr., die späteren kaum = 21/2 Sgr.; als geprägte Münzen cursiren in Gold: Zechinen von Kairo von 1778 = 12/2 1/4 Thlr., Misri (Mahbub-Zechinen) von 1789 = 11/2 6/4 Thlr., halbe Misri von 1818 = 1/2 8/4 Thlr. u. Kairien à 9 u. Arbâa à 4 Piaster (à 221/2 Sgr.); in Silber: 40,20,10,5,1 Parastücke; in Kupfer: Borbi u. Forli; alle sind mit dem Namenszug des türkischen Sultans geprägt. Maße: der Pik od. Draa, die Elle = 3017/100 französischen Linien, 100 = 10246/200, berliner Ellen; Flächenmaß für angebaute Felder: Feddan à 400 QKassabeh od. 59 französische Aren; Fruchtmaße: der Ardeb à 168 Oka = 218 Kilogramme, die Rebebe. = 79935/10 französische KZoll u. der Kisloz = 86626/10 französische KZoll. Gewichte: der Cantaro (Centner) à 100 Rottoli, diese sind aber sehr verschieden, 100 R. Forforo =[205] 90683/1000 berl. Pfund, 100 R. Zaidino = 129533/1000 berl. Pfund, 100 R. Zauro od. Zaro = 200791/1000 berl. Pfund, 100 R. Mina = 161934/1000 berl. Pfund, u. die Oka à 400 Drachmen à 16 Karat à 4 Grän = 1209/1000 Kilogramm od. ungefähr 24 hamb. Pfund. Gold- u. Perlengewicht: der Miskal à 11/2 Drachme. Literatur: Norden, Reise durch Ä. u. Nubien, a. d. Englischen, Bresl. 1779, 2 Thle.; Volney, Reise nach Syrien u. Ä. in den Jahren 17831785, a. d. Französischen, der 3. Theil mit den Beobachtungen durch die französische Expedition von H. E. G. Paulus, Jen. 17881800; Sonnini, Reisen in Ober- u. Nieder-A., a. d. Französischen von Bergk, Gera 1800, 2 Bde; Browne, Reisen in Afrika, Ä. u. Syrien, a. d. Englischen, Lpz. 1800; Scholz, Reise in die. Gegend zwischen Alexandrien u. Parätonium, der Libyschen Wüste, Siwa, Ä. etc., 1820 u. 1821, Lpz. 1822; H. Light, Reisen in Ä., Nubien u. dem Heiligen Lande, a. d. Englischen, Jena 1820; Belzoni, Reisen in Ä. u. Nubien etc., Jena 1821; A. Menu von Minutoli, Reise zum Tempel des Jupiter Ammon in der Libyschen Wüste u. nach Ober-A., 1820 u. 1821, herausgeg. von Tölken, Berl. 1824; Russel, Gemälde von A. in alter u. neuer Zeit, a. d. Englischen, Lpz. 1835, 2 Thle.; G. H. v. Schubert, Reise in das Morgenland in den Jahren 1836 u. 1837, Erl. 1838, 2 Bde.; Clot Bei, Apercu gén. sur l'Egypte, Par. 1840, 2 Bde.; Lane, Manners and Costumes of the modern Egyptians, Lond. 1838 (deutsch von Zenker, Lpz. 1852), 2 Bde.; Wilkinson, Handbook for Travellers in Egypt, Lond. 1847; Pruner, Ä-s Naturgeschichte u. Anthropologie, Münch. 1848.
Pierer-1857: Ober-Ägypten · Ägypten [3] · Ägypten [1]
Buchempfehlung
Beate Heinold lebt seit dem Tode ihres Mannes allein mit ihrem Sohn Hugo in einer Villa am See und versucht, ihn vor möglichen erotischen Abenteuern abzuschirmen. Indes gibt sie selbst dem Werben des jungen Fritz, einem Schulfreund von Hugo, nach und verliert sich zwischen erotischen Wunschvorstellungen, Schuld- und Schamgefühlen.
64 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro