1. A Toda is no net z'ruck kema. (Wien.)
2. A Todten trugt män nit zurück. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Nämlich vom Friedhof.
3. An einem Todten muss man ein Schwert nicht versuchen.
Abwesende und Todte nicht in verleumderischer Weise angreifen.
Böhm.: Meče na mrtvém nezkoušej. (Čelakovsky, 89.)
4. De Dode let sîn Kîk'n. (Süderdithmarschen.)
5. De Dodge öm Graw, de Lebendge op de Staw. (Samland.)
Zu einem, der in einer fröhlichen Gesellschaft seine Trauer um Verstorbene zeigt.
6. Dem Todten thut kein Zahn mehr wehe. – Binder III, 3726.
7. Den Todten bei die Todten, den Lebendigen bei die Lebendigen. – Petri, II, 80.
8. Den Todten nützen unsere Thränen nichts.
It.: Chi piange il morto, indarno s'affatica. (Pazzaglia, 234, 4.)
9. Den Todten setzt man Marmorstein, den Lebenden gab man kein Brot hinein.
Goethe (Sprichwörtliches): »Was räucherst du nun deinen Todten? Hätt'st du's ihnen so im Leben geboten!« Die Russen: Wenn die Heiligen verhungert sind, legt man ihre Leichen in goldene Särge. (Altmann V, 104.)
10. Den Todten soll man allzeit im Besten gedenken.
11. Den Todten soll man nicht fluchen. – Lehmann, II, 60, 72.
12. Den Todten thut kein Zahn mehr wehe.
Lat.: Mortui non dolent. (Binder I, 1012; II, 1819; Seybold, 314; Sutor, 504.) – Mortuis mala nulla sunt. (Binder II, 1901.)
13. Den Todten vbel nachreden ist vberall grosse Schand. – Petri, II, 80.
14. Der Todte bedarf keines Wächters. – Bertram, 50.
In gewissen Fällen können sie doch nothwendig sein; so verlangten z.B. die Ankläger Jesu, dass dessen Grab bewacht werde. (Vgl. Matth. 27, 64.)
15. Der todte einem kein schart bist, wo eim der lebendige nicht beschmeisst. – Henisch, 266, 42.
16. Der Todte erbt den Lebendigen. – Eisenhart, 328; Estor, II, 37, 110; III, 1081; Eiselein, 147; Hassl., 47; Hertius, I, 79; Hillebrand, 134, 196; Runde, 687; Simrock, 10395; Reyscher, V, 205; Graf, 205, 161; Grimm, Rechtsalt., 206 u. 481; Savigny, Zeitschrift für geschichtl. Rechtswissenschaft (Berlin 1841), VII, 6.
Will sagen, dass der Vorstorbene den lebenden nächsten Anverwandten in den Besitz seiner Verlassenschaft setzt, oder der Besitz sofort auf denselben fällt, ohne dass es, wie dies in allen andern Fällen erforderlich ist, einer besondern Besitzergreifung bedürfe. Reyscher a.a.O. macht auf den doppelten Widerspruch des Sprichworts aufmerksam, der darin liegt, dass ein Todter ebenso wenig erben wie ein Lebender beerbt werden kann und führt aus, dass das Sprichwort danach wirklich zu verstehen ist. Die deutsche Form dieses Sprichworts kommt zuerst in einem Weisthum des holsteinischen Gödings vom Jahre 1418 vor: »Wente man also sagt: de dodde ervet den Levenden.« (Dreyer, Nebenstunden, 65.)
Frz.: Le mort saisit le vif. (Loysel, 317.)
Lat.: Mortuus aperit oculos viventis. (Siegel, Deutsches Erbrecht, 149.) – Mortuus saisit vivum. (Walter, Deutsche Rechtsgeschichte, 586, 2.) – Saisina facit stipitem. (Blackstone, Commentaries of the Laws of the England, II, 209.)
17. Der Todte erbt und weret den Lebenden. – Graf, 205, 162.
Holl.: De doode erft ende saisert de levenden. (Harrebomée, I, 146b.)
18. Der Todte erschreckt vor dem Geköpften.
Span.: Espantóse la muerta de la degollada. (Don Quixote.)
19. Der Todte hat keinen Freund, der Kranke nur halbe.
Holl.: De doode heeft geen' vriend, de zieke eenen halven. (Harrebomée, I, 146b.)
20. Der Todt ist blindt, er sicht niemandts. – Pauli, Schimpff, LXIIIIa.
[1253] 21. Der Todte legt den Lebenden aufs Stroh.
Holl.: De doode legt den levende op het stroo. (Harrebomée, I, 146b.)
22. Der Todten Freunde sind auch todt.
Span.: A muertos y a idos no hay mas amigos. (Cahier, 3555.)
23. Der todten vnd der geitzigen ist gut müssig gehn. – Henisch, 1449, 11.
24. Der todten wucher ist im Himmel verbotten. – Lehmann, 237, 86.
25. Die rechten Todten muss man nicht in den Gräbern suchen. – Sailer, 90; Simrock, 1388.
Denn der Tod des Geistes ist der rechte Tod.
26. Die Todten beissen nicht mehr, sagte die Frau, als sie zwei Flöhe auf einmal fing und tödtete. – Fischart, Flohh.
27. Die Todten beissen niemand mehr. – Eiselein, 599.
Lat.: Id etiam hac, tempestate vulgo dictitam. (Eiselein, 599.) – Mortui non mordent.
28. Die Todten beweinen und fürs Wetter sorgen sind unnütze Dinge. – Eiselein, 600.
Die Türken: Man soll nicht über einen Todten, nur über einen Thoren weinen. (Nordmann.)
29. Die todten gehören vntern Boden, die Lebendigen zur Schüssel. – Lehmann, 748, 27.
Die Basken sagen: Die Todten in die Grube, die Lebenden in die Trinkstube. (Westermann's Monatsschrift, IV, 587.)
30. Die Todten gibt das Grab nicht zurück.
Wird gezagt, wenn etwas als verloren betrachtet wird. Was gegessen ist, kann man nicht wieder zurückerhalten.
Böhm.: Mrtvého hrob nevracuje. (Čelakovsky, 192.)
It.: Uomo morto non fa piu guerra. (Gaal, 933.)
31. Die Todten haben immer unrecht.
Man schiebt die Schuld auf sie, weil sie sich nicht vertheidigen können.
Frz.: Les morts ont toûjours tort. (Kritzinger, 467a; Lendroy, 1434.)
It.: I morti hanno sempre torto.
32. Die Todten holen die Lebendigen bei den Beinen. – Bücking, 73.
Es ist von todtgeborenen Kindern die Rede, von denen man sagt, dass sie die Lebendigen, d.h. ein bald nachfolgendes, lebendes gleichsam bei den Beinen holten. Der Grund ist der, dass die Mutter, die von einem todten Kinde entbunden wird, nicht nöthig hat, wegen des sonst nothwendigen Ernährens und Wartens eine neue Schwangerschaft aufzuschieben. Man wendet das Sprichwort aber auch an, wenn den Aeltern kleine Kinder sterben, um zu sagen, dass bald wieder Ersatz da sein werde.
33. Die Todten können nicht mehr schaden. (S. ⇒ Hund 971.) – Suringar, CXX, 20.
34. Die Todten kümmert keine Rede. – Petri, II, 145.
35. Die Todten lehren die Lebendigen, was recht ist. – Lehmann, 457, 47.
Entweder die Gestorbenen sagen den Hinterbliebenen, dass sie auch sterben müssen, oder die hinterlassenen gelehrten Werke sind die Bildungsschule für die Lebenden.
It.: I morti aprono gl' occhi a vivi. (Pazzaglia, 234, 3.)
36. Die Todten müssen sich immer vor's Loch stecken lassen. – Kritzinger, 467a.
Müssen die Schuld auf sich nehmen, weil sie sich nicht verantworten können.
37. Die Todten müssen von sich reden lassen.
Lat.: Linguis mortui non imperant. (Seybold, 279.)
38. Die Todten öffnen den Lebenden die Augen.
Port.: Os mortos aos vivos abrem os olhos. (Bohn I, 290.)
39. Die Todten reiten schnell.
Es ist dies der sprichwörtlich gewordene 6. Vers der 20. Strophe aus Bürger's Leonore, der mehrmals darin wiederholt wird. Nach Büchmann's (8. Aufl. S. 54) Ermittelung ist diese Stelle aber nicht Bürger's Erfindung, sondern (nach Althof, Leben Bürger's, Göttingen 1798, S. 37) aus dem Munde eines Bauernmädchens entnommen, das er einst im Mondschein singen hörte: »Der Mond, der scheint so helle, die Todten reiten so schnelle, fein Liebchen, graut dir nicht?« Diese wenigen Worte hätten ihn nie wieder aus dem Sinn gewollt und aus ihnen hätte sich nach und nach das gewaltige Lied Leonore gestaltet. Herder (Bd. 20) in seiner Beurtheilung des Althof'schen Buchs sagt, dass er selbst in einer Ecke Ostpreussens oft habe ein Zaubermärchen erzählen hören, in dem die Kehrzeile (Refrain) und zwar mit einer Antwort vermehrt, gerade die Strophe war, die Bürger singen hörte. Der Geliebte nämlich reitet mit den Geliebten in einer kalten, mondhellen Winternacht und spricht, je weiter sie kommen, wiederholt sie an: »Der Mond scheint hell, der Todte [1254] reit't schnell, Feinsliebchen, grauet dir?« worauf sie antwortet: »Und warum sollte mir grauen, ist doch Feinslieb mit mir.« – Edm. About in Le Cas de M. Guérin führt im letzten Kapitel das Wort in folgender Fassung an: »Les morts vont vite comme dit le poëte allemand. « In den Witzfunken (IIIa, 3) findet sich das Wort auf flüchtige und geistliche Arbeiter angewandt.
40. Die Todten sagen nichts aus.
41. Die Todten sind bald vergessen.
Frz.: Les morts sont bientôt oublies. (Bohn I, 35.)
42. Die Todten sind nicht zu beklagen, die einen guten (grossen) Namen tragen.
Lat.: Non est lugenda mors, quam immortaletas consequitur. (Philippi, II, 53.)
43. Die Todten sind verschwiegen. – Simrock, 10379.
44. Die todten soll man rwen lassen. – Agricola I, 524; Petri, II, 145; Lehmann, II, 72, 70; Gaal, 1539; Schottel, 1137b; Dove, 128.
Frz.: Il ne faut pas remuer les cendres des morts. (Gaal, 1539.)
Lat.: Cum larvis (umbris) luctari non decet. (Binder I, 260; Seybold, 101.) – Cum mortuis non nisi larvae luctantur. (Binder II, 649; Gaal, 1539.) – Pax adsit vivis, requies aeterna sepultis.
Ung.: Haded nyúgodni a' holtakat. (Gaal, 1539.)
45. Die Todten tragen weisse Kleider. (Surinam.)
Ein jeder, wie sich's für ihn schickt.
46. Die Todten und Abwesenden haben allzeit Unrecht. – Oesterr. Volksfreund, 1872, Nr. 295.
47. Die Todten, welche man am wenigsten vergisst, sind die, mit denen man sich am meisten vergessen hat. – Cibot, 167.
48. Die Todten werden begraben.
Böhm.: Mrtvý bez hrobu, a živý bez mista nezůstává. (Čelakovsky, 196.)
49. Eim todten thut es gleich wol schmecken, er lig im beth oder in dornhecken. – Henisch, 343, 10.
50. Ein todter beist niemand. – Lehmann, 748, 25.
51. Ein Todter darf nicht forzen. (Ostpreuss.)
52. Einem Todten darf man die Wahrheit nachsagen. – Blass, 12.
53. Einem Todten nützt die Messe nichts.
Lat.: Mortuo qui mittit munus, nil dat illi denut sibi. (Philippi, I, 258.)
54. Einem Todten wird der Weg nicht lang.
Die Russen: Wenn der Scheintodte auch sieben Werst zum Grabe gefahren wird, der Weg hat ihm nicht die Länge eines Fadens.
55. Einem zeitigen Todten regnets ins Grab. – Henisch, 1723, 22; Petri, II, 178.
56. Einen Todten beneidet man nicht.
Holl.: De nijd is groot, maar neemt een einde met den dood. (Harrebomée, II, 127a.)
57. Einen Todten schlagen, ist nicht schwer, bringt aber keine Ehr'.
Abwesende zu verleumden und übel von Todten zu reden.
Böhm.: Umrlého snadno bíti (jazykem). (Čelakovsky 90.)
Poln.: Mówie o tych, niesłyscą głupi a rzecz. – Ob mawiné nieprzytomnego równo jak bičumałego. (Čelakovsky, 90.)
58. Ên Dôde unn e' Brut, de moeten to 't Hûs hennûth, – Bueren, 926; Goldschmidt, 162; Stürenburg, 153a; Hauskalender, III.
Der ostfriesische Bauer kennt wenig andere Veranlassungen seine Söhne und Töchter aus dem Hause zu thun als Tod und Heirath. (Kern, 179.)
59. Es gilt nicht immer dem Todten, was man dem Sarge thut. – Altmann VI, 502.
60. Gegen Todte zieht man nicht zu Felde.
Die Russen: Gegen Leichen braucht man nicht in den Kampf zu ziehen. (Altmann VI, 420.)
61. Je mehr Todte, je weniger Feinde. – Kritzinger, 273b.
62. Lass die Todten begraben und die Lebendigen sich laben.
Span.: Váyase el muerto a la sepuitura y el vivo a la hoyaza. (Don Quixote.)
63. Lass die Todten ihre Todten begraben. – Matth. 8, 22; Schulze, 200; Zehner, 443.
Die Chinesen: Es ist besser einen Sterbenden zu retten, als hundert Todte zu begraben. (Cahier, 2162; Cibot, 169.)
Dän.: Døde er død mands venner. (Prov. dan., 113.)
Holl.: Laat de dooden hunne dooden begraven. (Harrebomée, I, 147a.)
[1255] 64. Lass die Todten ruhen. – Simrock, 10381; Tendlau, 776.
Sagt man, wenn von Todten überhaupt, besonders wenn von ihnen nichts Gutes gesprochen wird; auch wol, wenn man erlittener Verluste und Widerwärtigkeiten gedenkt.
Frz.: Il ne faut pas troubler le repos des morts. (Cahier, 1534.) – Ne fouilez pas les cendres des morts. (Masson, 333.)
Lat.: Mortuis non conviciandum. (Binder II, 1902; Philippi, I, 257; Sutor, 504.)
65. Lass die Todten ruhen, sagte der Adler zum Geier, und verschlang eine lebende Taube.
Holl.: Laat de dooden rusten, zei de arend tot de raaf en hij verslond eene leevende duif. (Harrebomée, I, 147a.)
66. Lass die Todten unbestichelt. – Simrock, 10383.
Holl.: Het is schande voor een' wijs man, den doode iste lasteren, die zich niet verantwoorden kan. (Harrebomée, I, 146b.)
Lat.: Cum mortui non mordent, iniquum est, ut mordeantur. (Gaal, 1541.)
67. Man kan dem Todten keine zwo Messen lesen. – Petri, II, 455.
68. Man trägt keine Todten zurück. – Blass, 15.
69. Mancher hat Todte im eigenen Hause und geht in andere Häuser weinen.
Hat Unglück genug daheim und beladet sich noch mit fremdem Kreuz.
It.: Taluno hà 'l morto inasta sua, che và a piangere quello d'un altro. (Pazzaglia, 288, 6.)
70. Mit den Todten kann man nicht zürnen. – Simrock, 10384a.
71. Nur die Todten hoffen nicht.
Dän.: Døden alleene uden haabet. (Prov. dan., 113.)
72. Nur die Todten kehren nicht zurück.
Nach Büchmann (8. Aufl., S. 248) Barère's, den man den »Anakreon der Guillotine« genannt hat. Im Jahre 1794 sagte er im Convent: » ...Wenn im vergangenen Jahre den englischen Soldaten der Pardon, um den sie kniefällig baten, verweigert worden wäre, wenn unsere Truppen sie sammt und sonders vernichtet hätten, anstatt zu erlauben, dass sie unsere Festungen durch ihre Nähe beunruhigen, so hätte die englische Regierung ihren Angriff auf unsere Grenzen dieses Jahr nicht erneuert. Nur die Todten kehren nicht zurück.« Il n'y a que les morts qui ne reviennent pas. Einige Tage später wiederholte er das Wort, dessen Spitze im reviennent liegt, das »zurückkehren« und »spuken« heisst. (Vgl. Macaulay, Bertrand Barère.)
73. Selig sind die Todten, denn sie ruhen von ihrer Arbeit und ihre Werke folgen ihnen nach, sagte der Doctor, der zu einem Töpfer gerufen wurde, über den der Ofen eingefallen war, den er eben gesetzt hatte. – Witzfunken, VIIb, 57.
74. Todte und Abwesende haben keine Freunde.
Port.: A mórtos e a idos, não ha amigas. (Bohn I, 265.)
75. Vber einen Todten kiert kein Han. – Petri, II, 550; Simrock, 10384.
Frz.: Plus de morts, moins d'ennemis. (Kritzinger, 273b.)
77. Vier hübscher Todten seyn in der Welt: ein todter gesottener Krebs, ein todte geschabenn Saw, ein tod gebrüter Jud vnd ein toder schwartzer Bawer in eim weissen Leinlachen vernäht. – Gruter, III, 89; Lehmann, II, 800, 79.
78. Von dem Todten bleibt nichts als die Bêne.
Dann gilt das Sprichwort: Von dem Todten bleibt nichts als die Bêne. (Schles. Zeitung, 1867, Nr. 524.)
79. Von den Todten soll man nichts Uebles reden. – Braun, I, 4542.
Gotthelf Rosa, Diss. de trito illo: De mortuis non nisi bene, deren Todten soll man allzeit am besten gedenken, Jena 1715, 36. (Nopitsch, 54.) Die Chinesen: Ehrt die Todten ebenso, als wenn sie noch am Leben wären. (Hlawatsch, 11.)
Dän.: Det er ubilligt at skelde paa den levendes men synd paa den døde. (Prov. dan., 504.)
Lat.: Quidquid in monasterio devolvitur, sepelitur inter manus mortuas. (Chaos, 70.)
80. Von den Todten soll man nur Gutes reden. – Eiselein, 599; Pistor., VI, 50; Nieter, 73; Schulze, 7.
Insofern man nämlich etwas Gutes von ihnen weiss. Eine jüdisch-deutsche Redensart: Achrej-Mojs-Kedojschim in Warschau sagt: Nach dem Tode der Heiligen, und pflegt dann angewandt zu werden, wenn man einem Verstorbenen Gutes nachsagen hört, was er bei Lebzeiten nicht gethan oder besessen hat. Bei Tendlau (911) lautet die Redensart: Achare Moos Kedooschim. [1256] Acharemooth und Kedooschim sind Anfänger und daher auch die Namen zweier sich folgenden Abschnitte aus den wöchentlichen Vorlesungen des Pentateuchs (4 Mos. 16, 1 u. 19.)
Dän.: Bedre at være brænde paa gløde end at lyve paa den døde. – Om den fraværende og døde tael intet uden godt. (Prov. dan., 88 u. 193.) – Tæl ei paa den døde og fraværende. (Prov. dan., 113.)
Engl.: Speak well af the dead. (Bohn II, 84; Gaal, 1540.)
Frz.: Au mort et à l'absent injure ni tourment. (Masson, 333.) – Il faut laisser les morts en paix. – Il ne faut pas parler mal des morts.
Holl.: Van de dooden niets dan goed. (Harrebomée, I, 147a.)
It.: All' assente e al morte non si dee far torto. – De' morti o parlar bene a taci. (Gaal, 1540.) – De' grandi e de' morti o parla bene, a taci. (Masson, 333.)
Lat.: De mortuis nil nisi bene. (Binder I, 297; II, 710; Eiselein, 599; Egeria, 44; Faselius, 60; Seybold, 118; Gaal, 1540; Philippi, I, 115; Wiegand, 833; Schamelius, I, 7.) – Ein Todtengräber, der dem fremden Besucher seines Leichenhofs auch das dabei befindliche Leichenhaus zeigte, welches das vorstehende lateinische Sprichwort zur Aufschrift hatte, verdeutschte diese dahin: »Hier von den Todten nichts als die Bêne.« (Witzfunken, Va, 124.) – Litis mortuae non sunt suscitandae. – Litis praeteritae noli maledictu referre. (Masson, 333.)
Schwed.: Mán bör inte tala illa om de döda. (Marin, 19.) – Om de frånvaranda mä man tala hvad sand är, och om de döde hvad god är. (Törning, 119.) – Småd icke på de döda. (Grubb.)
81. Von den Todten soll man nur Gutes reden, sagte der Bauer, als man ihn fragte, wie er mit seinem (geschlachteten) Schweine zufrieden sei.
82. Von den Todten soll man nur Gutes reden, sagte der Fleischer. – Klix, 108.
83. Von einem todten soll man kein gespräch begeren vnd keine Wolthat von einem geitzigen. – Henisch, 1568, 32; Petri, II, 580.
84. Von Todten ist leicht lügen.
Das grösste Glück der Geschichtsschreiber ist, dass die Todten nicht gegen ihre Ansichten protestiren können.
85. Wann me den Dauen1 annen grauten Tähen2 packt, ssiô kümmet he nit wiêr. (Thüle.) – Firmenich, I, 361, 2.
1) Den Todten.
86. Was gehen mich die Todten an, ich halt's mit den Lebendigen. – Tendlau, 777.
87. Was von Todten kommt, riecht nicht nach Weihrauch.
Holl.: Het stinkt al, wat van dooden komt. (Harrebomée, I, 146b.)
88. Wenn der Todte beklagt wird, müssen die Erben darauf antworten. – Graf, 221, 257.
Wenn ein Gläubiger wegen einer Forderung an den Erblasser klagbar wird, so muss der Erbe, sobald er die Erbschaft ohne entsprechenden Vorbehalt angetreten hat, bezahlen oder sich gegen die Klage vertheidigen.
Holl.: Hweer dij dada om byclaged wirth, deer moten, da eerffnamen ffoer anderda. (Hettema, Landrecht, I, 142.)
89. Wenn die Todten nicht beissen, so ist's Unrecht, wenn sie gebissen werden.
90. Wer auf eines Todten Schuhe wartet, mag lange barfuss gehen.
Dän.: Den der venter paa død mands skoe, kommer længe til at go long barefoot. (Bohn I, 352.)
Holl.: Die op eens doeden schoenen hoopt, heeft nood dat hij lang bloots voets loopt. (Harrebomée, I, 146b.)
91. Wer der Todten Wort nicht achtet, ist selbst ein Todter. – Schlechta, 98.
92. Wozu der Todte Recht hatte, dazu hat auch der Erbe Recht. – Graf, 221, 254.
Die vermögensrechtlichen Beziehungen erlöschen mit dem Tode des Erblassers nicht, der Erbe folgt vielmehr in dessen Recht, aber auch in dessen Pflicht bis zu einer gewissen Grenze. (S. ⇒ Erbe 4, ⇒ Gut 190, ⇒ Mage 2 ⇒ Schuld 33.) »Vorzu der todte Recht hatte, darzu hat auch der erve Recht.« (Glosse zum Sachsenspiegel, I, 5.)
*93. A werd êgen hoite vîl tûdte uferwecken. (Schles.) – Gomolcke, 271; Frommann, III, 408, 317.
Um zu sagen, dass er den Tag nicht viel leisten werde. Man sagt jetzt aber mehr: A wird hoite ne vil Tùte ûfwecke. Das »egen« was bei Gomolcke wie in der Pfeifer'schen Sammlung (Frommann, III, 241 fg. u. 408 fg.) so häufig vorkommt, scheint in jener Verbindung, so weit ich die schlesischen Mundarten kenne, zurückgetreten zu sein.
[1257] *94. Da möchten die Todten über die Lebenden weinen.
Dän.: Ofte græder den døde over den levende. (Prov. dan., 113.)
*95. Dei hewwt dem Dodge ömm Ohrsch gekrawwelt. (Ostpreuss.)
Wenn jemand eine kalte Hand hat.
*96. Den Doden sîn Hût vertêren. – Germania, XI, 3.
Nach altdeutschem Rechtsverhältniss durfte der Ueberlebende so lange nicht sich in den Besitz der Erbschaft setzen, bis nicht Erbrecht und Erbtrunk (altnordisch Arföl, das Erbe Ale) feierlich abgehalten und damit des Verstorbenen Gedächtniss (minne) getrunken war. Der Brauch des Leichtrunks besteht in diesem rechtsgültigen Sinne des Erbbiers jetzt noch. Der Schleswig-Holsteiner umschreibt den Namen Grabbier mit der Redensart: den Doden sên hût vertêren; denn eben die Haut und Bedeckung (Hut und Hütte) aus welcher der Todte gefahren ist, verbleibt nun seinen Erben. (Vgl. Rochholz, Deutscher Glaube und Brauch, S. 302.)
*97. Den Todten im Hause haben und zu einer andern Leiche gehen. – Winckler, XVIII, 70.
*98. Den Todten lügt er nach und die Lebendigen lästert er ins Gesicht. – Burckhardt, 757.
*99. Den Todten Steuer abfordern.
Lat.: A mortuis tributum exigit. (Junker und Pfaffen, 18, 142.)
*100. Der wird nicht viel Todte auferwecken. – Klix, 108.
»Ich denke, ein solcher wird in der Welt nicht viel Todte auferwecken.« (Keller, 161a.)
*101. Die Todten noch einmal tödten.
Lat.: Mortus rursus occidere. (Eiselein, 590.)
*102. Du kannst eher aus den Todten einen Schoass1 'rausnöthen als aus dem a Geld. (Rott-Thal.)
1) Einen Wind, in Franken mundartlich einen Schiess.
*103. Einen Todten erdrosseln.
Wenn jemand eine Meinung bekämpft, die längst verworfen ist, oder tadelt, was allgemein verworfen ist.
Lat.: Jugulare mortuos. (Laertius.) (Erasm., 18.)
*104. Einen Todten geisseln. – Schottel, 1123b.
Etwas zu spät oder etwas Ueberflüssiges, Zweckloses thun, was wol auch die folgende lateinische Redensart sagen will. Die Russen: Einen Todten ermorden wollen. (Altmann VI, 512.)
Engl.: He chastises the dead. (Bohn II, 65.)
Lat.: Mortuum unguento perungis. (Erasm., 19.)
*105. Einen Todten schlagen.
Einen schlagen, der nichts drauf gibt.
Lat.: Mortuum flagellare. (Seybold, 314.)
*106. Er nehme es von den Todten.
*107. Er sieht einem Todten ähnlicher als einem Lebendigen.
*108. Es müssen jm auch die todten Tribut geben. – Eyering, II, 574.
*109. Mit den todten fechten (kriegen).
Hauer (Kiij) für: Cum larvis luctari.
Lat.: Bellum gerere cum mortuo protogene. (Seybold, 52.)
*110. Wer wird den Todten auf den Nachtstuhl setzen.
»Es ist verlor'niu arbeit, iwer dem tôten schîssen treit, auf den Nachtstuhl setzt.« (Myller, Sammlung, 37, 280.) Bei Tunnicius (721): We vil den doden schyten dragen? (Excessum vita portabit nemo cacatum).
111. Den Todten beweint man an seinem Tage. – Merx, 25.
112. Man muss alles auf den Todten schieben, der kann nicht antworten.
113. Wenn die Todten auferstehn, werden wir den Grund ersehn.
Müllner's Schuld schliesst mit den Worten: »Das Warum wird offenbar, wann die Todten auferstehn.«
*114. Die Todten ausgraben.
Wenn man Uebles von Verstorbenen spricht.
Span.: Dessenterrar los muertos.
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