1. Am ersten (und letzten) April schickt man die Narren wohin man will. – Wurzbach II, 10; Schambach, 383.
Holl.: Op den eersten April zendt men de gekken, waar men wil. (Harrebomée, I, 18.)
2. Am 15. April der Kukuk singen soll, und müsst er singen aus einem Baum, der hohl.
It.: A cinque d'Aprile il cucco de venire; e se non viene ai sette o agli otto, o che è presso o che è morto.
3. April däöt wat he will. (Münster.)
4. Aprilen Blut' thut selten gut.
5. April frisst der Lämmer viel.
6. April hat sin egen Will. (Ostfries.)
7. April ist bos, darum gehe nicht bloss!
8. April kalt und nass füllt Scheuer und Fass.
9. April, Kau still. (Westf.)
Im April muss man die Kühe nicht auf die Weide treiben.
10. April thut, was er will. – Simrock, 397.
11. April und Mai sind die Schlüssel zum ganzen Jahre.
12. April und Weiberwill ändert sich sehr bald und viel.
13. April warm, Mai kühl, Juni nass, füllt dem Bauer Scheuer und Fass.
14. Auf nassen April folgt ein trockener Juni. – Körte, S. 556.
Wie unsicher solche Witterungsregeln sind, braucht kaum erinnert zu werden, da uns bisjetzt fast noch jede feste Grundlage einer Witterungskunde fehlt.
15. De April is de Lämmer ür Fill un de Allen (der Alten) ür Däud. (Driburg.) – Firmenich, I, 362.
Die Zeit des April ist für Lämmer und Mutterschafe eine gefährliche.
16. De April iss der Schape fill. – Schambach, 367.
Der April bringt viel Schafe um, ein für sie gefährlicher Monat. Auch: De April is den Lämmern öhre fill.
17. De April settet en Koaren, äs he will. (Münster.) – Hochdeutsch bei Simrock, 401.
18. Der April kommt wie ein Reh, befreit das Wasser vom Eise und das Land vom Schnee.
19. Der April macht die Blumen und der Mai hat den Dank dafür.
20. Der April mak sin wie a will, he bringet Lôb (Laub) und Gras, un is ôch noch so gut, dass er den Bauer setzt en'n weissen Hut. (Dessau.)
21. Der April soll dem Mai halb Laub und Gras geben.
Soll weder zu kalt, noch zu trocken sein.
Dän.: April er aldrig saa bös han giver jo løv og græs.
22. Der April thuat wiare will. (Innsbruck.)
23. Drüge (trockener) April ist Landmanns Will. (Münster.) – Firmenich, I, 298.
24. Dürrer April ist nicht des Bauern Will.
25. Ein feuchter April füllt Trog und Kasten. (Brusiothal in der Schweiz.)
26. En drüigen April is der Biauern Will. (Marsberg.) – Firmenich, I, 320.
27. Es ist kein Aprile so gut, er macht no jedem Zunstecke e Hut. (Oberaargau.)
28. Ies de April kald un nât, dann wässet dät Grâs. (Büren.)
29. Is kein April sau gaud, hei sett' den Zaunstaken (Zaunpfahl) en'n Haut (Hut). – Schambach, 112.
Nämlich von Schnee.
[113] 30. Ist der April auch noch so gut, er schneit dem Bauer auf den Hut. – Simrock, 398.
31. Je früher im April der Schlehdorn blüht, desto eher vor Jacobi die Ernte glüht.
32. Kalter April bringt Brot und Wein viel.
33. Man mot den April nämen as he kämt. – Schambach, 112.
34. Nasser April gibt blumigen Mai.
35. 'N fruchtboarn April moakt 'n Aust (Augusternte) nich hill (eilig, rasch). (Altmark.) – Firmenich, III, 123.
Ein fruchtbarer April bringt keine gute Ernte.
36. Sei der April auch noch so gut, er schickt dem Schäfer Schnee auf den Hut (oder: macht dem Ackersmann einen weissen Hut).
37. Trockner April ist nicht der Bauern Will'; Aprilregen ist ihm gelegen. – Blum, 252.
Die Saatzeit des Sommergetreides mag sie wol hierzu bestimmen.
38. Was der April nicht mag, steckt der Mai in den Sack.
39. Wenn der April bläst in sein Horn, so steht es gut um Heu und Korn. – Simrock, 402.
Holl.: Als April blaast op zijn' hoorn, is het goed voor gras en koorn. (Harrebomée, I, IV.)
40. Wenn der April Spectakel macht, gibt's Heu und Korn in voller Pracht.
41. Wenn der April wie ein Löwe kommt, so geht er wie ein Lamm.
42. Wer im April geboren ist, verbrennt sich im August den Kopf.
43. Wer im April zum Esel wird geboren, dem wachsen auch im Mai noch die Ohren.
*44. Jemanden in den April schicken. – Lendroy, 96; Wurzbach II, 8.
Ihn einen unnützen Gang thun lassen, um Gelegenheit zu bekommen, über ihn zu lachen. Der 1. April wird seit alter Zeit als der Tag betrachtet, dazu bestimmt, Einfaltige zu äffen, jemand zu hänseln und Scherze auszuführen. Die Franzosen leiten die Entstehung aus einer geschichtlichen Anekdote ab. Ein lothringischer, bei Ludwig XIII. in Ungnade gefallener Prinz sass auf dem Schlosse zu Nancy gefangen und entging seiner Haft dadurch, dass er die Wache täuschte und am 1. April durch die Meurthe schwimmend sich glücklich in Freiheit setzte. Der Breslauer Erzähler (1803, S. 259) erzählt die Begebenheit sehr ausführlich, aber abweichend und verlegt sie ins Jahr 1634. Unter den englischen Schriftstellern findet man sie zuerst 1711 bei Addison (Englischer Zuschauer, 46. und 47. Stück) erwähnt. Swift schickt seine Stella wirklich schriftlich April (Swift's Works, London 1784, vol. 13, Journal to Stella, S. 8.). Brauchen wir die Redensart: Er wurde in den April geschickt, in dem Sinne: seine Mühe, sein Gang, sein Unternehmen u.s.w. war erfolglos, so entspricht ihr die ägyptische: Er ging zu Khirt Birt, oder: Er ging zu Hersch Mersch (Ausdrücke, die blos ihres ähnlichen Lautes wegen gebraucht werden), d.h. es wollte nicht fort mit seinem Geschäft, oder er befand sich in einem Zustande der Demüthigung und Beschimpfung, was sich vielleicht durch das englische Sprichwort ausdrücken lassen dürfte: Er wurde nach Coventry geschickt. Die sonderbare Gewohnheit, durch eine falsche Nachricht jemand zu täuschen, zu machen, dass er vergeblich irgendwohin geht, findet man, Portugal und Spanien ausgenommen, durch ganz Europa. In Russland ist sie unter den dortigen Deutschen üblich; die russische Sprache hat keinen Ausdruck dafür. In einigen Gegenden Polens ist das Aprilschicken gemein. Im Deutschen heisst man eine auf diese Weise geneckte Person einen Aprilnarr, ebenso im Englischen an April fool. Das vergebliche Wegschicken wird a sleeveless errand (eine ärmellose Verschickung) und a Tom fool's errand genannt; in Frankreich hingegen un message borgue (eine einäugige Botschaft), im Italienischen far Calandrino, zum Calandrino machen, nach dem Namen eines zu Boccaccio's Zeiten bekannten einfältigen Malers. Doch sind diese letztern Ausdrücke eigentlich nicht vom Aprilschicken zu verstehen. In Frankreich und Italien sagt man dafür: Einem den Aprilfisch schenken, zu essen geben (Donner le poisson d'avril, faire manger du poisson d'avril). Dieser Aprilfisch ist die Makrele, die in diesem Monat frisch gegessen und in jenen Ländern für eine grosse Delicatesse gehalten wird. Sie heisst so, weil sie sich mit dem April an den französischen Küsten einfindet. (Ueber das Aprilschicken vgl. Breslauer Erzähler, 1803, S. 258 fg.) Mühlhausen (Urreligion, Kassel 1860, S. 141) versucht den Ursprung des Aprilnarren mythologisch zu erklären.
Frz.: On lui a donné un poisson d'avril.
zu1.
Für Henneberg: Frommann, II, 408, 20. – In Holland, wo man den Befreiungskampf vom spanischen Joche von jener Frühlingsnacht herdatirt, wo am 1. April 1572 die Meergeusen den Soldaten Alba's die kleine Feste Briel entrissen, singen die Kinder den geschichtlichen Vers: Oop den eersten Aprijl verloor Alba zijn bril. – An 'n irsten April schickt man de Narren wohen man will, un de Kinner nach de Apteik, dat sei Müggenfett, Puckelblau oder Krewtblaut halen. (Mecklenburger Kalender, Rostock 1865.)
zu2.
An 'n 15. Awril de Kukuk singen sull, un wier 't ut 'n Bom, de hull. (Schlingmann, 913.) – In Luxemburg: De fofzengten Aprel muss de Gukuck sangen. (Dicks, I, 5.)
zu3.
Für Strelitz: Firmenich, III, 73, 119.
zu5.
Frz.: L'ouaille (brebis) et l'abeille en apvril ont leur deuil. (Leroux, I, 63.)
zu8.
In Bezug auf den Wein sagt der Franzose: Bourgeon qui pousse en avril mel peu de vins au baril. (Leroux, I, 62.)
zu9.
Dän.: April med sin pig jager dean ind tilig. (Prov. dan., 32.)
zu11.
Engl.: April and May are the keys of the year. (Bohn II, 33.)
zu19.
Der April macht die Blum und der Mai hat den Ruhm.
It.: Aprile fa il fiore, e maggio ha l' onore. (Giani, 119.)
zu30.
In Luxemburg: 'T as kên Abrel esô gutt, 't schneit dem Schêfer op den Hutt. (Dicks, I, 5.)
zu32.
It.: Aprile freddo, molto pane e poco vino. (Giani, 123.)
zu34.
Frz.: En avril nuée, en mai rosée. (Leroux, I, 63.)
zu37.
Engl.: April cling good for nothing. (Bohn II, 33.)
zu39.
Engl.: When April blows his horn, it's good both for hay and corn. (Bohn II, 33.)
zu44.
Die Versuche, den Ursprung der Sitte des Aprilschickens zu erklären, die bis zur Mythologie des Alterthums zurückgehen, würden einen Band füllen. Neulich (1876) hat der Fopp-Sport es mit einem Krach (Finanzkrise) im Mittelalter in Verbindung gebracht. Auf dem Reichstage in Augsburg 1530, auf dem die protestantischen [787] Fürsten dem Kaiser Karl V. ihr Glaubensbekenntniss überreichten, sollte ausser dem Religionsstreit auch das Münzwesen geregelt werden. Der Reichstag fand jedoch nicht die nöthige Zeit; und es wurde deshalb für den 1. April ein besonderer Münztag ausgeschrieben. Dieser Termin war nun das Ziel zahlreicher und grossartiger Gewinnpläne (Spekulationen). Der 1. April kam, aber der verheissene Münztag wurde nicht abgehalten. Infolge dessen entstand eine finanzielle Krise. Die Mehrzahl der Spekulanten, die dadurch ihr Geld verloren, wurden auch noch als »angeführte Narren« ausgelacht. Davon leiten nun einige die Sitte des Aprilschickens ab.
45. Am dretta Abarella mos der Gugger grüena Haber schnella. – Tobler, 246.
46. Am ersten April schickt man d' Narren, wo man will; am ersten Mai schickt man's wieder hei. – Kirchhofer, 238.
47. Aprell ist auch ein Winterg'sell. – Kirchhofer, 361.
48. April, April, ich kann dich narren, wie ich will. – Frischbier, I, 96.
49. April kommt auf den März.
»O trawrigkeit dess Hertzen, wan wirstu nemmen ab? Aprill kombt auff den Mertzen, der winter geht zu grab.« (Trutz-Nachtigall von Fr. Spee, 1649.)
50. April, nass und kalt, gibt Roggen wie ein Wald. – Boebel, 90.
51. April ohne tüchtig Graupeln zwingt oft, Rinden zu knaupeln. – Payne, 21.
52. April soll dem Mai halb Laub und halb Gras bringen. – Boebel, 89.
53. April trocken macht die Keime stocken. – Payne, 21.
54. April und Herbst hat hinter jedem Hag ein Regen. – Kirchhofer, 313.
55. April und Mai machen fürs Jahr den Brei.
Frz.: Avril et Mai de l'année font tous seuls la destinée. (Leroux, I, 62.)
56. Aprilen ziert das Erdreich fein, Mit schönen Kraütern und Blümelein. Spatzier in Lufft, halt mässig dich, Jag, Impf, Säe, das Erdreich brich. Jetzt erhizt vnd mehrt sich das Blut, Drumb Aderlassen ist sehr gut. – Egerbote, 1877, April.
57. April's Gewalt wird nicht gar alt. – Gerlach, 130.
58. Auf trocken April nasser Sommer folgen will. – Boebel, 89.
59. Bis zum achten April muss der Gügger schreien, und wäre ihn das Nest verfroren. (Luzern.)
60. Bleibt der April recht sonnig warm, macht es den Bauer auch nicht arm. – Payne, 21.
61. Dar Aprül zöht ön Pfluag va da Dül. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 47.
62. De April dät, wät he will. (Westf.) – Boebel, 88; für Köln: Weyden, I, 1.
63. De April fillt und füllt.
Er macht mager und fett.
64. De April stellt den Roggen es he will. – Boebel, 90; Simrock, 40.
65. De Pröll dröwt (treibt) de Su vom Föll (Feld). – Frischbier, I, 97.
66. Der Apräl dit noch, wat hu wäl, drift de Kälwer än de Schtäl. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 12.
67. Der April die Blume macht und Mai gibt ihr die Farbenpracht.
It.: Aprile fa il fiore e Maggio si fa il colore. (Giani, 120.)
68. Der April ist ein Schalk. – Boebel, 86.
Frz.: April le doux, quand il se fâche le pire de tous. (Leroux, I, 62.)
Poln.: Kwiecien – plecien.
69. Der April ist keck, er lockt die Alten vom Bette (Ofen) weg.
It.: Aprile cava la vecchia dal covile. (Giani, 117.)
70. Der April lacht und weint und hat der Blumen viel.
It.: Aprile – ogni giorno un barole. (Giani, 121.) – Aprile or piange or ride. (Giani, 118.)
71. Der April macht (setzt) das Wetter, wie er will.
72. Der April treibt sein Spiel, wie er will. – Gartenlaube 1875, 466.
[788] 73. Der Aprill sellet den Roggen, und der Mai den Waitzen. (Sauerland.)
74. Der Aprill war nie so gut, er macht dem Ackermann ein weissen Hut. – Latendorf II, 8; Henisch, 93, 22; Petri, II, 11; Curtze, 361.
75. Der dürre Aprill ist nicht der Bauern Will, sondern dass Prillen regen ist ihnen gelegen. – Oec. rur., 50.
76. Dürrer April stellt die Mühle still. – Payne, 21.
77. Ed öss kann Abbröl essu gud, e beschnied dem Schiefer den Hûd. (Trier.) – Laven, 179, 35; für Köln: Weyden, 1, 1; für Trier: Laven, 179, 35 u. Firmenich, III, 546, 24.
78. Es ist kein April so gut, er schneit dem Stecken auch ein Hut. – Kirchhofer, 313.
79. Es nimmt der April, wen der März nicht will. – Boebel, 89.
80. Gemässigter April ist des Bauern Will.
It.: Aprile temperato non è mai ingrato. (Giani, 122.)
81. Im April ein tiefer Schnee, keinem Dinge thut er weh. – Weckstimmen, I.
82. Im April wächst das Gras ganz still (die Füll). – Boebel, 90.
83. Ist der April schön und rein, wird der Mai dann wilder sein. – Prager Kalender 1877.
84. Je mehr im April die Regen strömen, desto mehr wirst du vom Felde nehmen. – Weckstimmen, I.
85. Lässt der April feuern, so füllen sich die Scheuern.
Wenn es so kalt ist, dass man heizen muss, so soll eine gute Ernte folgen.
Engl.: A cold April the barn will fill. (Bohn II, 33.)
86. Legst mi im April, komm' i, wenn i will; legst mi im Mai, komm' i glei.
Lässt man im Frankenwald die Kartoffel sagen.
87. Nasser Aprell, guter Grasgesell. (Rottenburg.) – Birlinger, 577.
88. Nasser April und kühler Mai füllt die Speicher und macht viel Heu. – Prager Kalender 1877.
89. Nasser April und windiger Mai bringen ein fruchtbar Jahr herbei.
It.: Aprile piovoso, Maggio ventoso, anno fruttuoso. (Giani, 124.)
90. Nasser April, trockner Juni. (Luzern.)
91. Nasser April verspricht der Früchte viel. – Boebel, 90.
92. Wächst der April, steht der Mai still. – Boebel, 91.
93. Wenn de April is no so gôd, gift he doch den 'n Tûnpâl 'n hôt. (Mecklenburg.)
94. Wenn der April feucht und nass, füllt er Scheuer und Fass. – Boebel, 89.
95. Wenn im April die Maikäfer fliegen, bleiben die meisten im Schmuze liegen. – Baierischer Hauskalender.
96. Wenn im April die Schlehen früh blühen, so wird man früh in die Ernte ziehen.
97. Wenn sich im April ein Rabe im Korn (Weizen) verbergen kann, gibt's viel Frucht. – Boebel, 89.
98. Wenn's im April donnert, gibt's kein Reifen mehr.
99. Wer im April erst den Weinstock will binden, wird wenig Wein im Herbste finden.
Die Reben werden in der Regel um die Frühlings-Tag- und Nachtgleiche an Pfähle gebunden und gegen die Herbst-Tag- und Nachtgleiche wieder gelöst.
It.: Se d' Aprile a potar vai, o contadine – molt' acqua beverai e poco vino. (Giani, 126.)
100. Wie's im April und im Maien war, so schliesst man auf's Wetter im ganzen Jahr.
It.: Aprile e Maggio son la chiave di tutto l' anno. (Giani, 125.)
*101. Bei der ist noch April im Kalender. – Gartenlaube 1875, 466.
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