1. A gute Red find a guate Statt. – Nefflen, 450.
2. A Red is kan Pfeil, a Forz is kan Donnerkeil. (Wien.)
3. An der Red' erkennt man den Thoren wie den Esel an den Ohren. – Simrock, 8262.
Lat.: Ex verbis fatuos, ex aure tenemus asellos. (Eiselein, 523; Loci comm., 188.)
4. An der Rede erkennt man den Mann. – Pred. Sal. 27, 18; Petri, II, 15; Lehmann, II, 28, 54; H. Sachs, III, CXLIII, 2; Simrock, 8261; Körte, 4981; Schulze, 165; Seybold, 422.
Man erkennt an der Sprache nicht blos Bildung und Charakter eines Menschen, sondern auch an seinen Dialekten die Provinz oder Stadt, in der er geboren oder erzogen worden ist. Die Chinesen sprechen dieselbe Erfahrung sprichwörtlich aus: Ein Mensch, in den Ländern Tsi oder Tsu geboren oder erzogen, behält unfehlbar seinen Accent (Reinsberg VI, 103); sowie man in Deutschland den Berliner, den Sachsen, Schlesier u.s.w. sofort erkennt.
Böhm.: Po chodu a po řeči poznáš človĕka. – Poznáš po vřavĕ (řeči), co ve hlavĕ. (Čelakovský, 69.)
It.: Al canto l'uccello, al parlare il cervello. (Marin, 4.) – Al parlar si scorge l'uomo. (Gaal, 1294.) – Dal discorso si conosce di qual tempera sia il cuor dell' uomo.
Kroat.: Covĕk se po bešedi poznaje.
[1547] Poln.: Poznać wnet z mowy, jakiéj kto głowy. (Čelakovský, 69.)
Schwed.: Af ljudet kännes malmen, af talet pröfwas mannen. (Marin, 4.)
Ung.: Embert a' szaváról jobban meg ösmérheted, mint sem a' nyomáról. – Ki-tetszik szavából, ha tehén-e vagy fülemile. (Gaal, 1294.)
5. Auf närrische Rede gehört keine weise Antwort.
Die Spanier sagen: Für dumme Worte gehören taube Ohren.
Böhm.: Bláznivá řeč nemá moudré odpovĕdi. (Čelakovský, 70.)
Poln.: Błazeńska rzecz niema odpowiedzi. – Głupie słysząc pytanie, nieodpowiadaj na nie. (Čelakovský, 70.)
6. Auf närrische Rede muss man nicht hören.
7. Auf unnütze (tölpische) Reden gehören taube Ohren. – Chaos, 921 u. 948.
Frz.: A paroles folles oreilles sourdes. (Kritzinger, 509b.)
It.: A parole lorde, orecchie sorde.
8. Aus der Rede erkennt man das Leben.
Mhd.: Rede âne got sint toren spel. (Spervogel.) (Zingerle, 118.)
Holl.: Uit de reden kent men de zeden. (Harrebomée, II, 211b.)
Lat.: Oratio est index animi. – Nemo suis verbis praestantior. (Gaal, 1294.)
9. Auss den reden wird der Mensch erkand. – Lehmann, 643, 1.
It.: La parola è il ritratto della mente. (Pazzaglia, 264, 22.)
Lat.: Sermo animi est imago. (Publ. Syr.) (Binder II, 3089.) – Sermo animi index. (Binder I, 1618; Seybold, 553.)
10. Auss der Red kent man den Thoren, wie die Esel bei den Ohren. – Henisch, 942, 19; Petri, II, 128.
Lat.: Plurima edens, permulta bibens, mala plurima dicens. (Chaos, 946.)
11. Auss vnnützer Rede entspringt kein Nutz. – Petri, II, 30.
Mhd.: Waz hilfet daz man rede tut vnn wort ane tat. (Herbart's von Fritslar liet von Troye ed. K.G. Frommann, Quedlinburg 1827, V. 3792.)
12. Böse Red' und Peitschenknall vernimmt man überall.
Frz.: Meschante parolle gettée va partout à la vollée. (Leroux, II, 261.)
13. Böse Red vnd böse That nimmer ein gut Gerüchte hat.
»Drum wiltu haben ein gut Gerücht, so bring in Reden gute Frücht.« (Dietrich, 91.)
14. Böse Rede niemand schadt, wer nur ein gut Gewissen hat. – Müller, 28, 2.
15. Böse Rede schneidet mehr als ein schneydendes Schwert. – Lehmann, II, 531, 26.
16. Böse Rede soll man vertagen. – Eiselein, 523.
17. Das ist eine gute Rede, die ein gut Schweigen verbessert. – Schottel, 1133b.
18. De Red' is god, sä' Rutenbarg, wenn ik't Geld heff, krieg ik ok wol Schoh. – Hoefer, 964c; Diermissen, 347.
19. De Red' sön got, häst Göld, kröggst Fösch. (Samland.) – Frischbier2, 3102.
20. De Rede sönd got, seggt de Foss, awer na'm Dörp gah öck nich. (Pillkallen.) – Frischbier2, 3103.
21. De Reden sünd gôd, segt Rûtenberg, wenn de Dâten ôk man dôrnâ wîern. (Mecklenburg.) – Hoefer, 881.
22. Die red ist des gemüts bildnuss. – Franck, I, 70a; Lehmann, II, 72, 59.
It.: Il parlar fa conoscere l'uomo. – Parla se vuoi esser conosciuto.
Lat.: Imago animi sermo est. (Franck, I, 70a.)
23. Die red ist des gemüts bot. – Franck, I, 153b; Simrock, 8265; Körte, 4979.
Die Russen: Lass jede deiner Reden eine Antwort sein, die deine Zunge zuvor an dein Herz gethan hat. (Altmann VI, 465.)
24. Die Red ist des Gewissens Spiegel. – Eyering, I, 721.
25. Die red ist ein spiegel dess hertzens. – Franck, I, 155b; Petri, II, 141.
Harsdörffer fügt hinzu: »Sie ist die Abbildung menschlichen Sinns, der Herold des Willens, das Band der Freundschafft, die Erklärerin des Gemüths, der Schlüssel der Gedächtnuss, das Pfand menschlicher Gemeinschaft, die Trösterin der Betrübten, die Botschafterin Leyd und Freudes, die Regiererin der Völker, die Rathgeberin der Bedrängten, der Schirm und Schild der [1548] Unschuld, die Meisterin aller Lehren, die Staffel zu Ehren, die Gnade aller Gnaden, eine Eröffnung der verborgenen Gedanken, die Stillung der Aufrührer, die Einigkeit der Furchtsamen, ein Zaum der Unterthanen u.s.w.« ( Chaos, 485.)
26. Die red verreth das hertz. – Franck, I, 112b; Gruter, I, 21; Petri, II, 141; Sailer, 182; Simrock, 8267.
Lat.: Esse solent vitae consona verba. (Anonius.) (Binder II, 972.)
27. Die Rede geht oft von der Palme und die Dattel wird gemeint.
28. Die Rede ist der Dolmetscher der Gedanken. – Chaos, 485.
Die Polen nennen sie das Fuhrwerk der Gedanken.
29. Die Rede ist der Spiegel des Herzens, darum reden die Kapuziner so schön. – Klosterspiegel, 15, 13.
30. Die rede ist dess Mannes Bild. – Petri, II, 141; Henisch, 380, 9; Lehmann, II, 531, 21; Körte, 4978; Simrock, 8264; Günther, 84.
31. Die Rede sei ja, ja; nein, nein.
Lat.: Veritatis oratio simplex. (Seneca.) (Philippi, II, 246.)
32. Die Rede vertreibt, der Buchstabe bleibt.
Frz.: La parole vole et l'écriture demeure.
33. Die Rede von einem ist die Rede von keinem.
Frz.: Qui n'entend qu'une partie, n'entend rien. (Lendroy, 1158.)
34. Die Rede zeigt den Mann, den Löwen die Klaue an.
Lat.: Arguitur dictis vir, velut ungue leo. (Tscherning, 9; Binder II, 234.)
35. Die Reden des Morgens und des Abends sind sich nicht gleich.
Frz.: Les paroles du soir ne ressemblent pas à celles du soir. (Kritzinger, 510a.)
36. Die redt ist das aug des gemüts. – Franck, I, 155b; Simrock, 8266; Körte, 4980; Körte2, 6233.
37. Diu Rede hilfet niht ein ei. – Um das Jahr 1280.
38. Ein gute red find ein gut stet. – Ayrer, V, 2941, 26.
39. Ein jeder ist seiner Reden der beste Dolmetscher.
»Es sey gleich etwas böss oder gut, nur alles am Deuter ligen thut.« (M. Zeiller, Handbuch I, 34.)
40. Ein kurtze red, vnd solche gut, viel geschwetz weit fürtreffen thut.
Lat.: Est sermo tanto melior breuior scio quanto. (Loci comm., 182.)
41. Ein zweiffelhaffte Red ist wie ein Watsack vnd oraculisch auff alle Sättel gerecht. – Lehmann, 938, 33.
42. Eine birkene Rede versteht jedes Ohr. – Altmann VI, 392.
43. Eine kluge Rede beweiset den Mann. – Petri, II, 209.
44. Eine lose Rede schläft in dummen Ohren.
45. Eine Red' ist kein Pfidschipfal (Pfeil). (Steiermark.) – Sonntag.
46. Eine Rede gibt die andere. – Parömiakon, 1311.
Mhd.: Ain' red pringt die andere. (Clara Hätzlerin, Liederbuch, Ausgabe von Haltaus, II, 22, 1.)
It.: Il discorrere fa discorrere. – Una parola tira l'altra.
47. Eine törichte red bedarff keine weise antwort. – Henisch, 230, 46; Petri, II, 229.
48. Eine unbesonnene Rede richtet viel Unheil an.
It.: Trascorso di lingua mal adoperato può costarci libertà e vita.
49. Eines Rede ist eine halbe Rede. – Mayer, I, 170a.
50. Ernste Rede ist kein Spass.
It.: Parlar arditamente è mezzo combattere. (Pazzaglia, 264, 39.)
51. Es gehen viel Reden in ein fuderig Fass. – Sailer, 282; Simrock, 8281.
52. Es gehn vil red (Anschläg, Bitt) in einn wollsack. – Franck, I, 50a u. 77a; II, 155b; Henisch, 1436, 5; Gruter, I, 30; Petri, II, 246; Latendorf II, 13; Schottel, 1127a; Simrock, 8280.
Lat.: Bursa manet vacua, vox licet ampla tua. – Fert, ut plebs fatur, saccus, quod quisque precatur. – Multae preces intrant saccum. (Binder II, 1920.) – Si credere fas est. (Philippi, II, 183; Sutor, 483.)
Schwed.: Mång ord gå i en lång säck. (Grubb, 548.)
[1549] 53. Es gehört nicht auff all Red ein antwort. – Lehmann, 36, 19.
54. Es gönd vil Rede in e fuedrig Fass. – Sutermeister, 138.
55. Es ist nicht alle Red' ein Evangelium. – Sailer, 227; Dove, 689.
Die Finnen: Alle Reden halten sich nicht auf dem Wasser. (Bertram, 47.)
Frz.: Ce n'est pas tout évangile, ce que l'on dit par la ville. (Cahier, 538.)
56. Es sind vergebene Reden, sagte der Wolf, da man ihn wollte ins Dorf locken. – Hoefer, 1140.
57. Freche Rede, zage That. – Simrock, 8271; Körte, 4983; Körte2, 6236.
Mhd.: Es ist noch und was ie: swer ez an der rede hat, daz er geswichet an der tat. (Herbort.) (Zingerle, 119.)
Frz.: Au parler ange, au faire change.
58. Freie Rede ist des Mannes Recht.
Mhd.: Rede nieman verbieten kan. (Boner.) (Zingerle, 118.)
59. Freundliche Rede macht ein bekümmert Herz leicht.
Dän.: Sorg formindskes af venlig tale. (Prov. dan., 519.)
60. Freundliche reden thun nimmer kein schaden. – Lehmann, 360, 21.
Böhm.: Vlídnou řečí více získáš nežli sečí. (Čelakovský, 85.)
It.: Onor di bocca assai giova, e poca costa. (Bohn I, 118.)
Poln.: Zhołdujesz každego swoją rychléj wymową niż zbroją. (Čelakovský, 85.)
61. Freundliche Reden und wenig Worte zieren die Weiber an jedem Orte.
62. Für schlechte Reden taube Ohren.
It.: A parole lorde orecchie sorde. (Pazzaglia, 358, 2.)
63. Gib deiner red ein eben zil, nicht allzeit schweig, nicht red zu uil. – Henisch, 784, 15; Petri, II, 338.
Böhm.: Netoliko moudrost moudře mluviti; leš vĕdĕti, kdy nemluviti a smlčeti. (Čelakovský, 76.)
Lat.: Non sis uerbosus, nec in omni famine mutus. (Loci comm., 119; Sutor, 907.)
Poln.: Nie sama mądroćś mądrze mówić; ale wiedzieć kiedy niemówić, lecz zamilczeć. (Čelakovský, 76.)
64. Gute red vint ein gut stat. – Hofmann, 27, 10.
65. Heilige Reden sind keine heiligen Werke.
66. Hochtrabende Rede vnd prechtige wort sind allzeit in der Kirchen Christi verdechtig gewesen. – Henisch, 599, 27.
67. Ist deine Rede noch nicht ganz reif, so pfeif'! – Gaal, 1655.
68. Je klarer Red', je schöner Red'.
It.: Il parlar è più bel quanto è più chiaro.
69. Je kürtzer red, je besser. – Henisch, 319, 64.
Bei Tunnicius (626): Jo korter rede, jo beter. (Quo brevior sermo tanto incundior ipse.) »Es gibt lange und kurze, breite und schmale, trockene und nasse, klare und dunkle, einfache und geschmückte, matte und gewürzte, derbe und magere, gehaltvolle und hohle Reden. Ist eine Rede nicht reich an Ideen, so zieht man überall mit Recht die kurzen, klaren und derben Reden allen andern vor.« (Welt und Zeit, III, 70, 26.)
70. Klingende Reden sind die beste Zahlung.
Holl.: Klinkende redenen zijn goed payement. (Harrebomée, II, 211b.)
Mhd.: Rede mit wîstuom vrumt. (Krone.) (Zingerle, 119.)
72. Kurze Rede, gute Rede. – Simrock, 8252; Körte, 4977.
»Befleisse dich, wo noth, in reden kurtz zu seyn; wo kürtzlich wird geredt, macht einer Red Schein.« (Gryphius, 38.) Der kurfürstliche Rath Dr. Lingelsheim wurde einst gefragt, welche von den Reden Cicero's die beste sei; »die längste«, antwortete er; »denn es ist alles gut darin.« (Einfälle, 252.) Unsers Redens beste Würze besteht in beflissener Kürze. (Hlawatsch, 239.)
Holl.: Corte saghe, goede saghe. (Tunn., 16, 13.)
Lat.: Est sermo tanto melior, brevior scio quanto. (Fallersleben, 446.)
73. Kurze Rede ist wie der Blitz, der stark scheint, bei dem man aber nichts sieht.
74. Kurze Reden, lange Bratwürste.
75. Kurze Reden sind bei grossen Herren gut.
Böhm.: Krátká řeč a pékné slovo vymůze u pánův mnoho. (Čelakovský, 84.)
Holl.: Korte redenen, daar lange bedenkingen uit voortspruiten zijn dienstig voor hen, die den tijd achten. (Harrebomée, II, 211b.)
»Was ist der langen Rede kurzer Sinn?« (Schiller's Piccolomini, 1. Act, 2. Scene.)
[1550] 77. Lange Reden machen kurze Tage.
Mhd.: Lengen red stêt ubel an. (Ring.) (Zingerle, 119.)
Frz.: Les longs propos font les courts jours. (Leroux, I, 69.)
78. Lass red vor ohren gan, wiltu seyn ein weiser Mann. – Zinkgref, IV, 400.
79. Leere Reden und Anschläge gehen viel in Einen Sack.
80. Mit'n Redn macht man d' Händl aus. (Oberösterreich.)
81. Nicht jede Rede verdient eine Antwort.
Holl.: Op alle reden dient geen antwoord. (Harrebomée, II, 211b.)
82. Red macht etwa lüg zur warheyt. – Franck, I, 160b; Lehmann, II, 531, 22.
83. Red ohn zeit vnd statt hat kein fug noch gnad. – Gruter, I, 63; Schottel, 1141a; Körte, 4984; Körte2, 6237.
84. Red von Hörensagen ist sobald erlogen als wahr. – Petri, II, 510.
85. Rede kompt von innen. – Gruter, I, 63.
86. Rede nach der That ist zu spat. – Petri, II, 514.
87. Rede ohne Verstand ist eitel Tand.
Mhd.: Ein wise man gesprochen hât, daz diu rede missestât, diu âne witze geschiht. (Krone.) (Zingerle, 119.)
88. Rede und Sitte verachten das Land. – Simrock, 8268; Körte, 4976.
Sie machen es verächtlich, wenn beide danach sind.
89. Reden, die der Mensch im Zorne führt, muss man nicht auflesen, sondern liegen lassen.
90. Reden und Federn treibt der Wind weg.
91. Sanfte Rede stillt (besänftigt, mässigt) den Zorn.
Mhd.: Süeziu rede senftet zorn. (Freidank.)
92. Spitz'ge Rede sticht tiefer als eine Heugabel.
Böhm.: Seče řeč jako meč. (Čelakovský, 72.)
93. Süsse Rede aus falschem Muot manchem dicke Schaden tuot. – Ringgenberg.
94. Süsse Rede ein Seil von Honig strickt, das einem leicht das Hertz erdrückt. – Petri, II, 543.
95. Süsse Rede und falscher Sinn, da steckt der Teufel drin.
Mhd.: Einvaltiu rede, zwîvalter muot, diu machent übel dunken guot. – Wande über elliu übel ist guotiu rede mit boesem list. (Welscher Gast.) (Zingerle, 119.)
96. Ueble Rede macht Verdruss.
Böhm.: Zbytečné řeči škodí, a mrzutost plodi. (Čelakovský, 81.)
97. Verständige Rede schützt vor (vieler) Fehde.
It.: Un parlar saggio è scudo d'ogni offesa. (Pazzaglia, 264, 47.)
98. Vnzüchtige reden seynd ein fürbereitschafft zu vnzüchtigen wercken. – Lehmann, 698, 17.
Mhd.: Unsaubre wort wüsten guete sit.
99. Von Rede kommt Rede. – Frischbier2, 3104.
100. Von Reden und Tafelgerichten sind die einfachsten und ungewürzten die besten.
101. Wann die Rede heraus ist, so ist sie eines andern und nit mehr dein. – Chaos, 921.
102. Weise Red' ist Goldes werth.
Mhd.: Guot rede ist ûf der erde im aller hoehsten werde. (Freidank.) (Zingerle, 119.)
103. Wenig red ziert ein weib. – Franck, II, 183b; Lehmann, II, 838, 222.
104. Wer dem andern in die red felt, ist wie ein Hun, dass dem andern den Wurm aussm maul reist, wie ein Hund, der belt, wenn die Thür vffgeht vnnd nicht weiss, ob freund oder feind kompt. – Lehmann, 647, 82.
105. Wer einem in die red felt, der ist so klug als der, (welcher) mit dem Priester (Pfaffen) bey der mess singt. – Lehmann, 647, 82.
106. Wer einem in die Rede fällt, der will sich selbst hören.
107. Wer mit Reden die Leute kann wenden, der hat das Spiel in seinen Händen.
»Denn alle müssen ihm sein unterthan, er ist's, der sie regieren kann.«
108. Wer närrischen Reden widerspricht, der gibt sich für einen Narren auss. – Lehmann, 531, 37.
[1551] 109. Wer rechte Rede verkehren will, der hält das Unrecht lang. – Graf, 418, 152.
Durch allerhand Rechtskniffe kann die Entscheidung einer Sache lange verzögert werden.
Mhd.: Wer rechte rede vorkernn will, halt lange das vnrecht. (Weichbild, Vorr. 34.)
110. Wer seine red nicht sparen kann, der wirdt genannt ein närrisch Mann.
Lat.: Qui nimium fatur, stultissimus esse probatur. (Sutor, 480; Loci comm., 76.)
111. Wer sich durch Reden in Schlaf lässt wiegen, der ist leicht zu betrügen.
Holl.: Wie zich door praat in slaap laat wiegen, dien kan men wonder gaauw bedriegen. (Harrebomée, II, 199a.)
112. Wie die Red, so ist das Gemüth. – Petri, II, 788.
113. Wie die red, so seind die Ohren. – Lehmann, 792, 22.
114. Wie die Rede klingt, so ist das Hertz gesinnt. – Sax, Zeitvertreib, Vorr. 2a.
115. Wie die Rede, so der Mann.
Lat.: Consonat oratio moribus. (Gaal, 1294.) – Oratio index mentis. (Seybold, 421.)
116. Wie die Rede, so die Antwort.
Frz.: Autant de trous autant de chevilles. (Kritzinger, 138a.)
117. Wie rede, so hass. – Henisch, 1011, 38.
118. Witzge Rede und dumme Werk' sind daheim in Affenberg.
Mhd.: Ob daz nû got gefüeget hât, daz ich der werlde missetôt unt daz lob erkenne: missetuon ich selbe denne sô volge ich den von Affenberc, der wort sint wîse, tump ir werc. (Docen, Misc.) – Wîsiu wort und tumbiu werc habent die von Gouchesberc. (Freidank.) – Wîsiu wort und tumbiu werc trîbent die von Gouchesberc. (Boner.) (Zingerle, 180.)
119. Wo man leise Reden führt, da ist der Freude 's Herz verschnürt.
Böhm.: Zlá tam odtucha, kde šepcí do ucha. (Čelakovský, 288.)
Poln.: Zła tam otucha, gdzie szepcą do ucha. (Čelakovský, 288.)
120. Wo nit gute Red hilft, do muss man schleg zu thun. – Hofmann, 38, 162.
121. Wüste Reden, wüste Ohren. – Lehmann, 792, 22; Simrock, 8276; Körte, 4990.
Frz.: A paroles lourdes oreilles sourdes.
122. Zeitige red kompt wol, vnd thut ein wort mehr dann sonst zehen tausent. – Franck, II, 167a.
123. Zeitige Rede kompt wol. – Petri, II, 810; Sailer, 88.
Die zur rechten Zeit kommt.
124. Zu tölpischen Reden gehören taube Ohren.
*125. An sîne Rede ess weder Klack noch Schmack. (Lippe.)
*126. Das ist eine goldene (klingende) Rede.
Holl.: Dat zijn klinkende (gouden) redenen. (Harrebomée, II, 211a.)
*127. Dem sind viel Reden befohlen. (Oberösterreich.) – Baumgarten.
Um zu sagen: er redet mehr als nothwendig ist.
*128. Der Rede freien Lauf lassen.
Lat.: Pandere vela orationis. (Cicero.) (Philippi, II, 80.)
*129. Die Rede bleibt ihm aus, wie das Röhrenwasser.
Lat.: Mutus Hipparchion. (Philippi, I, 266.)
*130. Die Rede geht von Mund zu Mund.
*131. Die rede hat bein. – Henisch, 260, 14.
Sie hat Nachdruck.
*132. Die Rede hat Hände und Füsse.
Lat.: Os inest orationi. (Binder I, 1311; II, 2446; Erasmus, 563; Philippi, II, 3589.)
*133. Die Rede (jüdisch-deutsch: die Schmur) hot nit Hand un nit Fuss. – Tendlau, 84.
*134. Die Reden über einander werffen wie der Schumacher die Leisten. – Simplic., I, 696.
*135. Ea hod de Red af d' laichdi Oxl gnoumman. (Steiermark.) – Firmenich, II, 769, 120.
*136. Einem in die Rede fallen.
Holl.: Hij is uit zijne reden gevallen. (Harrebomée, II, 211b.)
*137. Einen zur Rede setzen.
Zur Verantwortung ziehen.
*138. Er blîbt bi siner Red, wie der Has bi der Trumme. – Sutermeister, 85; hochdeutsch bei Philippi, I, 121.
[1552] *139. Er darf die Rede blos aus dem Aermel schütteln.
Holl.: Hij is zoo vol reden als een ei voll zuivel. (Harrebomée, II, 211b.)
*140. Er füert Rede, me chönnt eim vergeh dermit. – Sutermeister, 85.
*141. Er hat für jede Rede eine Antwort.
*142. Er steht nicht Rede.
*143. Es het em uf d' Red gschlage. – Sutermeister, 64.
Er hat zu viel getrunken, sodass er eine schwere Zunge hat.
*144. Es ist eine altfränkische Rede.
Lat.: Osce (Volsce) loqui. (Gellius.) (Binder II, 2451.)
*145. Es ist eine appenzeller Rede. – Kirchhofer, 51, 6; Sutermeister, 49.
D.h. wie Kirchhofer sagt: »eine witzige, oft beissende, mit der man es aber nicht so genau nehmen muss, weil der Witz dem appenzellischen Volke angeboren ist.«
*146. Es ist eine Red, die man als mit einer Schnur aus dem Munde zeucht. – Henisch, 1073, 27.
D.i. eine Rede, »die fertig auff einander folgt.«
*147. Es ist eine Rede, die weder Hände noch Füsse hat.
Holl.: Dat is eene blaauwe reden. ( Harrebomée, II, 211a.)
*148. I thu di g'scheidsten Reden, wenn sie mir einfallen. (Franken.)
Selbstironie.
*149. Mir hat's d' Red' valegt (verlegt). (Oberösterreich.)
Vor Erstaunen, Schrecken habe ich die Sprache verloren.
*150. Red vnd Antwort geben. – Dietrich, II, 186.
*151. 'S isch kei Red. – Sutermeister, 16.
Um zu sagen: Es ist nicht zu bezweifeln, die Sache ist gewiss.
*152. Seine Rede bemänteln.
*153. Seine Rede geht auf Stelzen.
Mhd.: Dâ ist rede ein wint, ein slac, ein biule. (M. Haupt, Neidhardt von Reuenthal, Leipzig 1858, XVIII, 5.)
Lat.: Tragice loqui. (Tappius, 159b.)
*154. Seine Rede hängt zusammen wie eine Kette von Kuhdreck. – Körte, 4997b.
*155. Seine Rede hängt zusammen wie Sand.
Lat.: Arena sine calce. (Seybold, 35.)
*156. Seine Rede ist wie das Büchlein in der Offenbarung Johannes.
Es schmeckte dies im Munde süss, erregte aber Bauchgrimmen. (Offenb. Joh. 20, 2 fg.)
*157. Seine Rede kann man sogar auf einen Wagen nicht aufladen.
*158. Seine Rede prasselt, als wenn ein Gewölbe einfällt.
*159. Seine Rede sprengt mit verhängten Zügeln herum, dass sie kaum einzuholen ist. – Rank, Dorfbrutus, II, 182.
*160. Seine Reden haben keine Heimat. – Mayer, II, 106.
*161. Seine Reden rochen wie Salat nach Oel.
Waren nicht frei, sondern mühsam einstudirt.
*162. Solcher Reden gehen viel in ein fuderig Fass.
*163. Von all deinen Reden versteh' ich vom Simri kein Mässle. – B. Auerbach, Dorfgeschichten, V, 29.
*164. Was ist der langen Rede kurzer Sinn?
Jüdisch-deutsch sagt man dafür in Warschau: Wus lasst mich der Tanne vün der Mischne hören? Tanne, Tanaïm heissen die ersten Talmudgelehrten, welche die Mischna verfassten. Mischna ist der Haupttext des Talmud.
*165. Wenn seine Reden Geld wären, kriegte er die Schuhe.
Frz.: Vous parlez trop, vous n'aurez paz ma toile. (Leroux, II, 131.)
166. Die Rede gehet jhm ab, wie Pech von den Ermeln. – Herberger, Ib, 227.
167. Die Rede zeigt den Mann, nicht Bart und Mantel zeigt ihn an.
Lat.: Oratione hominem aestimo, non pallio. (Sailer, Sprüche, 98.)
168. Eine Rede ohne Anfang oder ohne Ende ist nur eine halbe (oder ist gar keine Rede).
169. Hat die Rede Ernst und Scherz, so erfreuet sie das Herz.
170. Lange Rede, schiefe Rede. (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4592.
171. Rede lässt sich reden, gut Bier lasset sich trinken; rechte Thaten sind die beste Antwort. – Herberger, II, 438.
172. Rede macht Rede.
It.: Il dir fa dire. (Giani, 500.)
*173. Ear setzt d' Rêd wia da-r Es'l d' Schoass. (Niederösterr.)
Gespreizt und geziert.
Adelung-1793: Rede (2), die · Rede (1), die
Brockhaus-1911: Gebundene Rede · Eines Mannes Rede ist keines Mannes Rede
Meyers-1905: Gebundene Rede · Rede · Eines Mannes Rede ist keines Mannes Rede · Carrick a Rede · Direkte Rede
Pierer-1857: Rede [2] · Ungebundene Rede · Gebundene Rede · Rede [1]
Sulzer-1771: Rührende Rede · Unterhaltende Rede · Lehrende Rede · Rede
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