1. Auch süsse Nüsse haben herbe Schalen (Rinden).
2. Bann die Nöss' geroëte, geroëte die Hôrn. (Henneberg.)
Wenn die Nüsse gerathen, sollen auch die Huren gerathen.
3. Braune Nüsse haben süsse kerne. – Petri, II, 51; Henisch, 485, 39; Körte, 4609.
Soll auch von Brünetten gelten. Das wenig empfehlende Aeussere eines Menschen verbirgt oft einen sehr edeln, liebenswürdigen Charakter.
Dän.: Den brune nød haver den søde kierne. (Prov. dan., 429.)
Schwed.: Bruna nötter ha söta kiärnar. (Grubb, 56.)
4. Das war eine harte Nuss, sagte Luther, als er an einem Tage in der Schule funfzehn mal die Ruthe und dann daheim wegen einer Nuss noch den Stock bekam und denselben Abend noch ins Kloster lief. – Klosterspiegel, 46, 9.
5. Der muss keine Nüsse knacken, der hohle Zähne hat.
Holl.: Waarom wil hij noten kraken, als hij geene kiezen meer heeft. (Harrebomée, II, 131b.)
6. Die beste Nuss ist keines Zahnes werth.
Die Russen: Die Nuss ist eines schönen Kernes werth, an der man sich den besten Zahn herausbeisst. (Altmann VI, 502.)
7. Die erste Nuss ist nützlich, die andere schädlich, die dritte tödtlich. – Simrock, 7611a.
Die Muskatennuss, die wälsche, die bleierne. (Vgl. Moller's De nuce, tintinnabulo conscientius.)
Lat.: Unica nux prodest, nocet altera, tertia mors est. (Witzfunken, IVa, 178.)
8. Die kleinen Nüsse, merk' mit Fleiss, die geben nicht gesunde Speis'. – Florini, IV, 824.
9. Die Nuss ist nur äusserlich bitter.
[1072] 10. Die Nüsse sagen, dass sie von den Mandeln abstammen.
11. Die Nüsse sind jetzt nicht mehr so gut wie vor funfzig Jahren, sagte der alte Mann, der keine Zähne hatte.
Jeder sucht seine Schwächen zu verbergen und so gut zu entschuldigen als möglich. Die englischen Neger in Surinam sagen in demselben Sinne: Wenn das alte Mütterchen Taja (eine dortige Erdfrucht) essen soll, so macht sie den Mund auf und sagt, er sei so heiss; aber es ist nicht wahr, sie hat keine Zähne. (Wullschlägel.)
12. Die schlechtesten Nüsse knackt man zuletzt.
Holl.: De slechtste nooten kraakt men't laatst. (Harrebomée, II, 131a.)
13. Die schönste Nuss hat oft einen wurmstichigen Kern. – Parömiakon, 1218.
14. E frische Nuss lässt sich gut schäle'. – Sprichwort, 19, 18; Tendlau, 727.
15. E Nûss im Soack klappert nît. (Franken.) – Frommann, VI, 321, 299.
16. Ein harte Nuss vnd stumper Zan, ein junges Weib vnnd ein alter Man zusammen sich nicht reimen woll; seins gleichen ieder nemen sol. – Lehmann, 145, 81; Petri, II, 196; Henisch, 1645, 62; Mathesy, 353b; Pistor., VIII, 37; Eiselein, 497; Braun, I, 3100; Körte, 4073; Frischbier2, 2809.
Dän.: En haard nød og en stumpet tand, en hustrue ung og gammel mand, tilsammen skikke ei kand. (Prov. dan., 429.)
17. Ein Nuss allein ist Artzney, zwen schaden, eytel Gifft sind drey. – Lehmann, II, 125, 85.
Dän.: En nød gnaver, den anden skader, den tredie dræber. (Prov. dan., 429.)
Lat.: Unica nux prodest, nocet altera, tertia mors est. (Loci comm., 27.)
18. Eine lehre Nuss vnd gelerter Philosophus werden beide zu geschefften nicht gebraucht. – Lehmann, 295, 43.
19. Eine Nuss gleicht der andern.
Holl.: Al noten gelijk een ander. (Harrebomée, II, 131a.)
20. Eine Nuss im Sack macht kein geraspel. – Lehmann, 167, 20.
21. Eine nuss ist nichts nutz, sie werde denn zerbrochen. – Lehmann, 560, 38.
22. Eine Nuss ist selten und kostbar: Erbarmnuss. – Körte, 4612.
23. Eine Nuss rappelt (rasselt) nicht im Sacke. – Eiselein, 497; Simrock, 7609; Winckler, XI, 70.
Die Russen: Eine Nuss im Sack klappert nicht und zwei Nüsse im Sack klappern wenig. (Altmann VI, 459.)
Dän.: Een nød i sækken rangler ikke. (Prov. dan., 452.)
It.: Una noce sola non suona (fa rumore) in un sacco. (Gaal, 343.) – Una sola noce non suona nel sacco. (Pazzaglia, 244, 5.)
Lat.: Nusquam denarius auditur clangere solus. (Eiselein, 497.)
24. Es gibt vier schlimme Nüsse: Betrübnuss, Bekümmernuss, Beschwernuss, Aergernuss. – Körte, 4611.
25. Es war kein Nuss so hart, die endlich nit aufbissen ward. – Mone, Anzeiger, 1869, S. 269.
26. Faule Nüsse werden auch verkauft.
Auch solche Mädchen werden an Männer gebracht, deren Charakter nicht rühmlich ist.
It.: Anche le noci pertugiate si vendono. (Pazzaglia, 244, 4.)
27. Hat man nur Nüsse, Schalen machen sich leicht.
Holl.: Heeft hij nootjes, hij zal wel doppen maken. (Harrebomée, II, 131b.)
28. Jede Nuss hat ihre Schale.
Holl.: Elke noot heeft haren dop. ( Harrebomée, II, 131a.)
29. Keine Nuss ohne Schale.
Frz.: Nulle noix sans coque. (Kritzinger, 480b.)
It.: Ogni noce hà la sua guscia. (Gaal, 1035; Pazzaglia, 244, 3.)
30. Kleine Nüsse haben gute (süsse) Kerne.
Dän.: Smaae nødder ere kierne fulde. (Prov. dan., 430.)
Schwed.: Små nötter äre kiärne fulla. (Grubb, 736.)
31. Leere Nüsse schwimmen oben. – Sprichwörtergarten, 114.
32. Man beisst sich auch wol an einer Nuss einen Zahn aus, die keinen Kern hat. – Eiselein, 497.
Lat.: De nuce fieri potest, ut nucleum non habeat, cui tu cum periculo dentem impegeras. (Eiselein, 497.)
[1073] 33. Man beist manche Nuss auff vnd meint, sie sei gut, vnd macht einem das Maul voll Koth. – Petri, III, 846.
34. Man muáss Nuss (Nüsse) boss'n1, so long oan2 d'ron sann. (Niederösterreich.) – Frommann, III, 390, 36.
1) Stossen, klopfen, schlagen.
2) Einige, deren. – Man muss so lange Nüsse schlagen, als deren daran sind. (Vgl. Frommann, III, 394, 36.)
35. Man muss die Nuss besser schwingen. – Lehmann, 22, 14.
36. Man muss die Nuss erst haben, ehe man sie aufbeissen kann.
Frz.: Il faut d'abord la noix pour manger le noyau.
37. Man muss die Nüss mit Stangen schwingen, so sie fallen sollen. – Lehmann, 22, 14.
38. Man muss die Nüsse so knacken, dass man die Kerne bekommt.
Dän.: Knæk saaledes nødden, at du kand faae kiernen. (Prov. dan., 430.)
Engl.: Madam Parnel, crack the nut, and eat the kernel. (Bohn II, 89.)
Frz.: Il faut casser la noix pour manger le noyau. (Bohn I, 22.)
39. Man muss Nüsse abschlagen, so lange deren dran sind. – Marreta, Wörterbuch der österreich. Volkssprache.
40. Mit einer Nuss kann man viel Suppen bestreuen.
Es ist die Muskatennuss gemeint.
41. Nüss' auf Fisch schliesst gut den Tisch.
Holl.: Noten op visch, kaas op vleesch. (Harrebomée, II, 131b.)
42. Nüss, Esel, Weiber thun kein gut, bisweil man auff sie schlagen thut. – Eyering, III, 201.
Lat.: Nux, asinus, mulier, simili sunt lege ligati: haec tria nil recto faciunt, si verbera cessant. (Binder II, 2327; Faselius, 182.)
43. Nuss, Stockfisch, junges Weib kommen darin überein, sie thun nicht gut, ohne geschlagen zu sein.
Ruth.: Orieh, wöt i newista, odnym duchom żyjut, niezoho dobroho ne czyniat, koty ich ne bjat.
44. Nuss und Witz sind ohne Kern nichts nütz.
45. Nüsse schaden der Stimme.
It.: La noce noce alla voce. (Pazzaglia, 244, 2.)
46. Nüsse und Witz sind ohne Kern nichts nütz.
»Die Nüsse und der Witz müssen beide einen tüchtigen Kern haben, wenn sie etwas werth sein sollen.« (Welt und Zeit, V, 358, 73.)
47. Nütte un Frauluie möt schlagen wären.
48. Offene Nüsse sind hohl.
Geschwätzige Menschen auch.
49. Taube Nuss und hohler Zahn, junges Weib und alter Mann.
Die Russen: Eine taube Nuss ist eines hohlen Zahnes werth. (Altmann VI, 480.)
50. Unter viel Nüssen sind auch taube.
Dän.: Hvor mange samles, ere de ei alle gode. (Prov. dan., 254.)
51. Viel Nüsse, viel zu mahlen; bei viel Kastanien die Winzer prahlen. – Herford, 137.
52. Volle Nüsse sind schwer.
53. Wenn die Nuss gespalten, so kompt man desto ehr zum kern. – Lehmann, 144. 65; Eiselein, 497.
Lehmann führt dies Sprichwort auf, um die Vortheile darzuthun, die es hat, eine Wittwe zu heirathen. Ebenso: Besser kann man zur thür eingehen, als zum thürlin. Ehr der Spielman ein newen Geig stimpt, so hat er auf der alten ein Dantz gemacht. (S. Holz ⇒ 49 u. ⇒ 249.)
54. Wenn die Nuss lacht, so ist es ihr Tod. (Aegypt.)
55. Wenn die Nuss sich röthet und die Geren sich bärtet, muss man diese packen und die andere knacken. – Eiselein, 497.
56. Wenn die Nüsse gut gerathen, gibt es viel Hurkinder.
Beim Nüssepflücken soll es unter jungen Leuten nicht immer ganz gemessen zugehen.
57. Wenn es viel Nüsse gibt, gibt es viel Kinder der Liebe.
»Wenn et viel nuete giet, giet et ôk viel hoůr balgen.« (Wolf, Zeitschrift, III, 100.)
[1074] 58. Wer als Nuss geboren ist, muss sich auch das Knacken gefallen lassen.
Aehnlich sagt man in Abyssinien: Wenn du zur Nuss bestimmt bist, wirst du auch zwischen zwei Steine kommen.
59. Wer die Nuss essen will, muss die Schale zerbeissen (oder: mag sie sich aufknacken). – Blum, 626; Müller, 2, 9.
Willst du die Vortheile einer Sache, so übernimm auch die damit verknüpften Mühseligkeiten!
Frz.: Qui veut manger le noyau, casse la noix. (Kritzinger, 480b.)
Holl.: Die noten wil smaken, die moet ze kraken. (Harrebomée, II, 131a.)
Lat.: Qui e nuce nucleum esse vult, frangat nucem oportet. (Plautus.) (Philippi, II, 132.)
60. Wer die Nuss will, biegt den Zweig um; wer die Tochter will, geht um die Mutter herum.
61. Wer die Nüsse gegessen, räume auch die Schalen weg.
It.: Chi ha mangiato le noci spazzi i gusci. (Pazzaglia, 244, 1.)
62. Wer dir Nüsse gibt, dem reiche keine Schalen.
Auch im Gespräch gib nicht leere Redensarten für schwere Gedanken, die du erhalten hast.
63. Wer eine daube (wurmstichige) Nuss vor ein gute auffbeisset, der hat das Maul voll Dreck zu lohn. – Lehmann, 779, 19; Eiselein, 497.
64. Wer eine harte Nuss aufknacken will, zerquetscht sie mit fremden Fingern.
65. Wer kosten will die süsse Nuss, die harte Schal' erst knacken muss. (S. Kern ⇒ 13 u. ⇒ 15.) – Braun, I, 3097.
It.: Bisogna rompere la noce, se si vuol mangiare il nocciuolo. (Marin, 9.)
Schwed.: Den som will ha kärnan, mäste först knäcka nöten. (Marin, 9.)
66. Wer nicht harte Nüsse aufbeissen kann, kommt nicht in den Himmel. – Parömiakon, 2575.
D.h. Kümmernisse, Beschwernisse, Betrübnisse.
67. Wer Nüsse hat zum Essen allein, der findet zum Aufknacken auch einen Stein.
Frz.: Qui a des noix il en casse, qui n'en a il s'en passe. (Leroux, 289.)
68. Wer Nüsse knacken will, muss gute Zähne haben.
Holl.: Notenkrakers moeten jonge tanden hebben. (Harrebomée, II, 131b.)
69. Wer Nüsse kauft, bekommt auch Schalen. – Sprichwörtergarten, 254.
70. Wer Nüsse kauft (sucht) thut es nicht der Schalen wegen.
Die Russen: Wer Nüsse sucht, der sucht den Kern. (Altmann VI, 480.)
71. Wer Nüsse sucht, muss in die Haseln gehen.
Aehnlich die Russen Altmann VI, 451.
72. Will man der nuss geniessen, die schalen brechen, muss nicht verdriessen. (S. ⇒ Kern 13.) – Loci comm., 102.
73. Wo's nusse gît, gît's an bengel. (Elsass.) – Wolf's Zeitschrift, III, 100.
74. Zu harter Nuss (gehört) ein scharffer Zahn. – Lehmann, 147, 104 u. 331, 93.
75. Zuweilen hat die Nuss, an der man sich einen Zahn ausbeisst, keinen Kern.
Lat.: De nuce fieri potest, ut nucleum non habeat, cui tu cum periculo dentem impegeras. (Huttenus.)
*76. Aus der Nuss fahren. – Eiselein, 497.
*77. Da hät de Nöss geschlagen. (Bedburg.)
Seinen Nutzen in der Tasche, sein Schäflein geschoren.
*78. Das ist e Nuss mit eine Löchli. (Luzern.)
*79. Das ist eine harte Nuss. – Lohrengel, I, 175; Braun, I, 3096.
In Pommern: Dat is 'ne harte Nöt to biten. (Dähnert, 330a.) Schwierige, auch wol unangenehme Sache. Zur Bezeichnung derartiger Angelegenheiten hat man auch die verwandten Redensarten: Das lässt sich nicht aus dem ⇒ Aermel (s.d.) schütteln, aus dem ⇒ Boden (s.d.) stampfen, aus den Rippen schneiden, dazu gehört mehr als Brot essen.
Frz.: Cela ne se jette pas en moule. – Cela ne s'enfile pas comme des perles. – Cela ne se prend pas sans mitaines. – Cela ne se trouve pas dans le pas d'un [1075] cheval. – Ce n'est pas de la petite bière. – C'est la mer à boire. – C'est le diable à confesser. (Masson, 267.) – C'est une affaire difficile (dure, désagreable). (Starschedel, 433.)
*80. Das ist keine Nuss für meine Zähne.
Holl.: Dat is de noot niet, die ons staat te kraken. (Harrebomée, II, 131a.)
*81. Das ist nicht eine taube Nuss werth. – Braun, I, 3098; Theatrum Diabolorum, 504a.
Um eine Werthlosigkeit dieser Art zu bezeichnen, haben die Dänen eine Anzahl Redensarten; sie sagen: Det duer ei ved vand. – Er ei et æg værd, agtes ei ved en hegte. – Ei en orm-stukken nød værd. – Et nul. – Saa god tabt som hit. – Saa nyttig som det femte hiul na vognen. – Som agtes ei ved sine gamle skoe. – Som duer hverken at age eller bage med. – Som hielper til at brødet skal ei mulne. – Som man ei skulde tage op paa en veg, om man saae det ligge. – Som man skiøtter ei ved det skarn under eens fødder. – Unyttig jordens byrde. (Prov. dan., 127.)
*82. Das sind alte (vorjährige) Nüsse.
Holl.: Het is eens oude neut. (Harrebomée, II, 131a.)
*83. Das sind taube Nüsse.
*84. Der beist ein nuss durch einen sack, der buhlet, dass jhm nit werden mag. – Lehmann, 464, 34.
*85. Die(se) Nuss hat noch niemand aufgebissen. – Lehmann, 275, 17.
*86. Die(se) Nuss ist zu hart, man kan sie nicht aufbeissen. – Lehmann, 275, 17.
Von einem schweren Geschäft. (S. ⇒ Knopf 19.)
*87. Die Nuss losgehen lassen. – Mathesy, 178a.
*88. Die Nüss sind ihm in die Schuhe gefallen. – Kehrein, VII, 109.
Soviel wie: das Herz ist ihm in die Hosen gefallen, er hat den Muth verloren.
*89. Die Nüsse werden wohlfeil werden.
Androhung von Kopfnüssen.
*90. Eine grosse Nuss und kein Kern darin.
*91. Eine leere Nuss aufbeissen.
*92. Eine Nuss in die Grabsche werfen.
Holl.: Een nootje te grabbel werpen. (Harrebomée, II, 131a.)
*93. Eine taube Nuss beissen. – Luther's Tischr., 92a.
Eine nutzlose Arbeit verrichten.
*94. Einem die Nüsse unterbinden.
Ihm den Muth benehmen, ihn kleinmüthig machen. Von der Castration der Ochsen, Hengste u.s.w. entlehnt. Der Nussbaum ist wegen seiner Frucht fast allgemein erotisches Symbol. Gleich allen eicheltragenden Bäumen war er bei den Alten dem Jupiter heilig. Seine Früchte, die Nüsse, die man unter dem besondern Schutze dieses Gottes glaubte, hatten eine vorzügliche Rolle bei ihren Hochzeiten, indem man in dem Augenblicke, wo die Braut in das hochzeitliche Gemach eingeführt wurde, Nüsse unter die Kinder und anwesenden Gäste vertheilte. Varro sagte, dies Ausstreuen der Nüsse bedeute, dass die Ehe unter dem Beistande Jupiters vollzogen werde. Plinius dagegen betrachtet sie als glückbringend für eine fruchtbare Ehe. Auch sonst ist die Nuss mannichfach geheimnissvoll. In Wolf's Zeitschrift für deutsche Mythologie u.s.w., III, 86, werden eine Menge Beziehungen der Nuss zu Frô und Donar nachgewiesen. Die Nuss ist auch Sinnbild des Lebens überhaupt, ist Symbol der Unsterblichkeit. Daher auch in heidnischen Alemannengräbern Nüsse gefunden wurden. Als Sinnbilder der Fruchtbarkeit und des Lebens in der Natur streut der Niklas Aepfel und Nüsse aus. (Vgl. Baumgarten, Progr., 6.) Den Juden erscheint der Nussbaum in einem weniger günstigen Lichte. Ihre Rabbiner behaupten, dass sich der Teufel besonders gern auf Nussbäumen aufhalte; sie rathen daher, ja unter keinem Nussbaume zu schlafen, denn ein jeder Zweig, sagen sie, habe neun Blätter und auf jedem Blatte wohne ein Teufel. (Vgl. Genlis, I, 116.)
*95. Einem Nüsse anbieten, der keine Zähne mehr hat.
Ihm helfen wollen, wenn es zu spät ist. Oder einem etwas geben, der nicht mehr im Stande ist, es zu geniessen.
Frz.: Donner des noisettes à ceux qui n'ont plus de dents. (Lendroy, 578.)
*96. Einem Nüsse zu knacken aufgeben. – Braun, I, 3095.
Schwierige, verwickelte Aufgaben zu lösen.
*97. Einen (wieder) in die Nuss bringen.
Ihn besänftigen, seinen Zorn stillen. »Ich hab jn wider in die Nüss bracht.« (Eyering, III, 65.)
Lat.: Iram alicujas mitigare. – Regis iro qui erit. (Sutor, 50.)
*98. Er geht in die Nüsse.
Wird sterben.
[1076] *99. Er gibt eine Nuss um eine Pfeife.
*100. Er gibt Nüsse mit Kräueln.
D.h. er verfährt auf verkehrte Weise, thut etwas Vergebliches. Krouwel, Kräuel ist eine dreizinkige Hakengabel (Frisch, II, 544c), mit denen man Fleisch u. dgl., aber keine Nüsse festhalten kann. Bei Tunnicius (964): He gift nötte mit krouwelen. (Vinum cribro tribuit, furca dat aëra bicorni.)
*101. Er hat die Nüsse aufgeklopft und ein anderer die Kerne gegessen.
*102. Er hat die Nüsse (alle, gut) geknackt.
Holl.: Hij heeft zijne nootjes wel gekraakt. (Harrebomée, II, 131a.)
*103. Er hat ein leer Nuss vffgebissen. – Lehmann, 776, 1.
Von vergeblicher Arbeit und Mühe. (S. ⇒ Krebs.)
*104. Er hat eine harte Nuss zu knacken. – Frischbier2, 2810.
In Warschau jüdisch-deutsch: Er hot ihm aufgegeben a schwer Leinen (Pensum).
Dän.: En haard nød at knække (bide). (Prov. dan., 429.)
Holl.: Hij kraakt kwade (harde) noten. (Harrebomée, II, 131a.)
*105. Er ist gar auss der nuss. (S. ⇒ Herz 481.) – Franck, II, 72b; Tappius, 86b; Eyering, II, 350.
Lat.: De gradu dejicere. (Erasm., 742; Philippi, I, 113; Tappius, 86b.)
*106. Er ist wie eine Nuss in der Zange. – Frischbier2, 2811.
*107. Er mag die Nuss einmal knacken.
Holl.: Die noot mag hij nu wel eens kraken. (Harrebomée, II, 131a.)
*108. Er weiss, wie man (solche) Nüsse knackt.
Holl.: Hij weet, wie die noot gekrakt heeft. (Harrebomée, II, 131a.)
*109. Er will die Nuss nicht knacken, aber den Kern möchte er haben.
Böhm.: Nerad ořechy louská, rád však výlapky chroustá. (Čelakovský, 126.)
*110. Er wird die Nuss knacken.
Holl.: Hij wil de noot wel kraken. (Harrebomée, II, 131a.)
*111. Es ist auf einer hohlen Nuss gepfiffen.
*112. Es sind hohle (leere, löcherige) Nüsse.
Holl.: Het zijn nootjes met gaatjes. (Harrebomée, II, 131a.)
*113. Es sind schöne Nüsse; aber wer knackt sie?
Holl.: Het zijn mooije noten, waren ze maar gekraakt. (Harrebomée, II, 131a.)
*114. Harte Nüsse knacken und andern den Kern lassen.
»Harte Nüsse lernst du (deutsches Volk!) knacken und verzichtest auf den Kern, ja, das Brot das du gebacken, überlässt du andern gern.« (A. Th. von Grimm, Wanderungen nach Südosten, Berlin 1855, I, 55.)
*115. Hei hettet um der däuen (tauben) Nütte willen nit dohn. (Sauerland.)
*116. Ich bin nicht tauber Nüsse wegen da.
Holl.: Ik zit hier niet voor doove neuten. (Harrebomée, II, 131b.)
*117. Ich hab meine nüss auffgebissen. – Eyering, III, 65.
*118. Ich werde ihm dafür eine Nuss zum Knacken aufgeben.
Dän.: Han skal bide mig in nød derfor. (Prov. dan., 69.)
*119. Ich wolt nicht ein wurmstichige (löchrige, taube) Nuss drumb geben. – Henisch, 759, 7; Sailer, 117.
Um auszudrücken, dass etwas für uns nicht den geringsten Werth besitze, dass es kein Interesse für uns habe, vielmehr gleichgültig sei. Für diesen Zweck hat Sutermeister (20) noch folgende schweizer Redensarten zusammengestellt: Darum spiwe-n i nit ûs. Darum möcht i nit hinderschi lozu. Darum grîf i nit a ds H. D' Grossmueter ist wäge däm göng no die älteri. Es henkt si kei Bûr drum. G'schäch nüt Bösers. I gäb kei fuli Bire drum. I gäb kei Brîse, kei lêri Nuss drum. I gäb kei Räbeschnitzli drum. I wett der nit drûf gige. I wett der nid gûgge drûf. I kei mi nit drum. I wett nid drum geine. I wett nid d' Kappe lupfe drûf. I wett nid chäse drûf. I wett für das nit der Pumperniggel singe. I pfîf der drî. I pfîf ech i d' Kuchi. I wett wege dem nid ume luege. I liess kin Schnell defür. I wett nid Für schlo drum. Wäge dem binge-n i keis schwarzes Schnüerli um e Huet.
Frz.: Je n'en donnerais pas un fétu (niquet, zest). (Lendroy, 1469; Kritzinger, 245a u. 479b.)
Holl.: Ik geef er geene dove neutom. (Harrebomée, II, 131a.)
Lat.: Cassa nuce non emerim. (Horaz.) (Hanzely, 82; Philippi, I, 74; Sutor, 179; Seybold, 68.) – Vitiosa nuce non emerim. (Plautus.) (Hanzely, 82; Philippi, II, 259; Seybold, 643.)
[1077] *120. Ick gheue nicht ein doue nutt darumme. – Tappius, 105a.
Lat.: Viciosa nuce non emam. (Eiselein, 497; Tappius, 105a.)
*121. In eine harte Nuss beissen. – Parömiakon, 1090.
Sich in etwas Unangenehmes fügen.
*122. Jede Nuss hat ihre Schale.
Frz.: Nulle noix sans coque. (Leroux, I, 53.)
*123. Man hat vns ein harte nuss auffzubeissen geben. – Lehmann, 715, 1.
*124. Man möchte aus der Nuss fahren. – Eiselein, 497.
*125. Man spielt nicht um Nüsse.
Es handelt sich um keine Kleinigkeit, man muss die Sache ernst behandeln.
*126. Mir sind alle meine Nüsse entfallen. (Eifel.)
Mein Muth ist ganz dahin.
*127. Nicht um eine taube Nuss. – Eiselein, 497.
*128. Nüss durch ein Sack beissen. – Murner, Schelm., 29; Eiselein, 497; Körte, 4608.
Welche sich mit Schaum und Schale begnügen, statt Kern, Wahrheit und Wirklichkeit zu begehren und zu erstreben. »Wer da bult ein Closterfrawen, die er mit augen nit kan schawen, zu sehen jm nit werden mag, der beisst die nüss nur durch den sack, der schaum im maul, der Kern ist drinn, ist das kewen nur sein gewinn.« (Kloster, I, 862.)
*129. 'S is e Nuss mit eine Löchli. – Sutermeister, 84.
*130. Sie fressen die Nüsse unaufgeklopft.
*131. Sie ist in die Nüsse gegangen. – Mathesy, 287a.
*132. Sie theben die nüss mit kröheln (s. 100) auss, vnd die dadurch fallen, behalten sie selbst. – Tappius, 121b.
Lat.: Lari sacrificant. (Tappius, 121b.)
*133. Sie weiss eine Nuss mit dem A. aufzubeissen. – Murner, Nb.
So überklug oder durchtrieben ist sie.
*134. Taube Nüsse knacken.
Lat.: Decipimur specie recti. (Horaz.) (Philippi, I, 112.)
*135. Um dofe (taube) Nöten deit he't nêt. (Ostfries.) – Bueren, 1172; Kern, 982; Hauskalender, II.
Er gewährt seine Hülfe und Unterstützung nur gegen gute Belohnung.
*136. Um eine taube Nuss zanken.
Holl.: Om eene hazelnoot zoude hij wel een proces voeren. (Harrebomée, II, 131b.)
*137. Wegen einer tauben Nuss Händel anfangen.
*138. Werff in die Nuss, ob etwas wolt fallen. – Lehmann, 801, 21.
*139. Wir haben noch eine harte Nuss miteinander aufzubeissen.
Einen Streit auszumachen.
Frz.: Nous avons encore quelque chose à démêler ensemble. (Starschedel, 433.)
*140. Wöllst Nät biete? De Hund wât die Karmel schiete. (Natangen.) – Frischbier2, 2812.
*141. Wottst eis uf d' Nuss! (S. ⇒ Nagel 112.) – Sutermeister, 25.
142. Die Nuss ist ein kleines Ding, doch ohne Kern erst gar gering.
143. Er wird eine taube Nuss beissen.
Nichts für seine Mühe haben. »Der Teuffel hat uns den Tod geschworen, ich hoffe aber, er soll eine taube Nuss beissen, wenn er mich schon würget.« (Luther, Tischr., Kap. 9, Bl. 91a.)
[1638] 144. Man sieht's der Nuss nicht an der Schale an, was für ein Kern drin stecken kann. – Storch, Freiknecht, II, 317.
145. Wenn ich nicht vierzig Nüsse sehe, werf' ich keinen Stein. – Merx, 231.
146. Zur Nuss ist die Feige ein guter Genuss.
It.: Della noce il fico è un buon amico. (Giani, 1168.)
*147. Drei Nüsse mit fünf Stiefelziehern multipliciren.
Sinn: Uebertriebene Kraftanstrengung machen, um schliesslich nichts zu erreichen. (Vgl. Satirische Zeitbilder von Ernst Eckstein, 71.)
*148. Einem eine Nuss vom Baum schwätzen.
»Die Grantner (eine Art Bettler) können das Maul wohl brauchen, denn sie schwätzen eim ein Nuss ab dem Baum, der ihnen glauben will.« (Schaltjahr, IV, 240.)
*149. Nüsse auf eine Kugel legen wollen.
»Einen Untüchtigen mit Tugend wollen belegen, ist ebenso viel als auf eine Kugel Nüsse legen.« (Pers. Rosenthal.)
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