Vereinigten Staaten von Nordamerika

Vereinigten Staaten von Nordamerika

[575] Vereinigten Staaten von Nordamerika (die), auch nordamerik. Union und nordamerik. Freistaaten genannt, umfassen in Nordamerika ein Gebiet von mehr als 112,000 ! M., welches zwischen 24°55′ und 52°20′ nördl. Breite liegt und östl. an das atlantische Meer, nördl. an die großbrit. Besitzungen, westl. an das stille Meer, südl. an Mexico und den mexic. Meerbusen grenzt.

An Umfang wird dasselbe nur vom chines. und vom russ. Reiche übertroffen, hat jedoch blos eine Bevölkerung von 16 Mill. Einw., welche aber schneller als in irgend einem andern Lande zu dieser Zahl angewachsen ist und damit ebenso fortzufahren verspricht. Die erste europ. Niederlassung wurde an der Ostküste 1585 durch Sir Walter Raleigh (s.d.) gegründet, der auch 1586 einen ausgedehnten Küstenstrich förmlich für England in Besitz nahm und der jungfräulichen Königin Elisabeth zu Ehren Virginia nannte. Indessen vermochten weder jene ersten, noch spätere Ansiedler sich gegen die im Lande einheimischen Indianer lange zu behaupten, sondern kehrten bald wieder nach England zurück. Erst seit dem ersten Jahrzehnt des 17. Jahrh. gelang es, dauernde Niederlassungen anzulegen, was zunächst von zwei durch König Jakob I. mit besondern Handelsprivilegien bekleidete Gesellschaften in London und Plymouth ausgeführt wurde. Die erste Versammlung von Abgeordneten der einzelnen Ortschaften fand 1619 statt und begann die eigne Leitung der zeither von England aus angeordneten Colonialangelegenheiten. Um den meist unverheiratheten Ansiedlern Frauen zu verschaffen, wurden von der Gesellschaft in London etwa 150 arme, aber unbescholtene Mädchen angeworben und den Meistbietenden für 100–150 Pf. Taback überlassen. Auch Holländer hatten sich am Hudson seit 1618 angebaut, wurden indeß bald von den Engländern verdrängt, die Franzosen aber siedelten sich um dieselbe Zeit in Canada, schwed. Colonisten im nachmaligen Pennsylvanien an. Indessen erneuerten sich die verderblichen Kämpfe mit den Eingeborenen, wobei die größere Zahl der Colonisten umkam oder Hab und Gut verlor und die londoner Gesellschaft löste sich 1624 auf, weshalb die Regierung nun die Verwaltung der Ansiedelung in Virginien übernahm. Dasselbe erfolgte 1635 auch mit der in Massachusetts 1628 gestifteten, welche der eigentliche Kern der nachher Neuengland genannten Colonien wurde und sich frühzeitig eine Art republikanischer Einrichtung gab. Die bürgerlichen Unruhen in England ließen der Regierung keine Zeit, Das sorgfältig zu beachten, was sich hier zutrug, wol aber führten sie Amerika neue und zum Theil wohlhabende Einwohner zu, die den Beschränkungen bürgerlicher und religiöser Freiheit im Mutterlande sich entzogen und keineswegs gesonnen waren, Ähnliches hier von neuem zu ertragen. Puritaner, Katholiken, Quäker fanden hier Glaubensfreiheit und ihre von W. Penn (s.d.) organisirte Niederlassung wurde das Vorbild für die andern. In Nordcarolina ließen sich 1710 auch pfälzer Auswanderer, in Georgien über 100 ausgewanderte Salzburger und schot. Hochländer nieder, die vom Parlamente unterstützt wurden, welche den Anbau des Landes sehr in die Höhe bringen halfen. Die Bevölkerung nahm an Zahl bedeutend durch die fortwährende Einwanderung zu und nachdem die schwed. Ansiedler schon früher den Engländern untergeordnet, die Holländer 1664 ganz entfernt, endlich 1763 auch Canada (s.d.) an die Erstern abgetreten worden, waren diese alleinige Gebieter in diesen Regionen. In der Stellung der Colonien zum Mutterlande machte es besonders einen Unterschied, ob dieselben unmittelbar von der Krone abhingen, wie Virginien, Neuyork, nachher Nord- und Südcarolina und endlich auch Neujersey, oder kön. Freibriefe erhalten hatten, durch welche den Bewohnern alle Rechte engl. Unterthanen verbürgt, die Wahl der Regierungsmitglieder und die gesetzgebende Gewalt mit der Bedingung überlassen war, nichts wider die Gesetze Englands anzuordnen, oder ob sie endlich Eigenthümer- und Grundherrncolonien, waren, wie Maryland, Pennsylvanien und anfänglich auch die beiden Carolina und Neujersey, wo Denen, welchen jene Ländereien verliehen wurden, auch das Recht eingeräumt worden war, mit gewissen Vorbehalten der Krone die Gesetzgebung und die Regierung zu ordnen. In allen diesen Colonien äußerte aber die Bevölkerung von Anfang an das beharrliche Bestreben, sich die Rechte freier Staatsbürger in Beziehung auf innere Gesetzgebung, Steuerbewilligung, Geschworenengerichte zu behaupten und nicht selten ward den beschränkenden Verordnungen des engl. Parlaments neben Gegenvorstellungen auch bestimmter Widerstand entgegengestellt. Große Unzufriedenheit erregten namentlich die zu Gunsten des Mutterlandes angeordneten willkürlichen Beschränkungen der gewohnten Handelsfreiheit und des Fabrikwesens, indem man die Producte der Colonien ausschließlich mittels engl. oder amerik. Schiffe auf brit. Märkte gebracht und die Herstellung eigner Fabrikwaaren unterdrückt wissen wollte, um den Absatz engl. zu begünstigen. Als nun nach dem die engl. Alleinherrschaft in Nordamerika herbeiführenden Kriege von 1755–63 mit Frankreich, in welchem die Colonien wesentliche Opfer gebracht hatten, England nicht blos die strengere Beobachtung der den Handel beschränkenden ältern Gesetze durchführen, sondern auch durch eigenmächtige Einführung einer Stempelabgabe (1765) und als es diese bei dem allgemeinen Widerstreben nicht durchzusetzen sich getraute, sondern 1766 zurückgenommen hatte, durch Zölle auf Glas, Papier, Farben und Thee die Colonien (1767) zum Vortheil des Mutterlandes zu besteuern versuchte, entwickelte sich rasch der entschiedenste Widerstand. Es bildeten sich patriotische Vereine gegen den Verbrauch und die Einfuhr der mit [575] Zöllen belegten Waaren und zu Gunsten der inländischen Industrie wurden 1770 auch diese Abgaben, mit Ausnahme der auf Thee, wieder abgeschafft, welche drei Pence vom Pfd. betrug. Allein die Bürger der nordamerik. Colonien wollten die Beeinträchtigung ihres Steuerbewilligungsrechtes auch im Geringsten nicht der Folgen wegen dulden, welche daraus hervorgehen könnten, und nahmen dessen Behauptung laut und allgemein in Anspruch. Man verbündete sich feierlich, den engl. Kaufleuten keinen Thee abzukaufen und da derselbe von dän. und holländ. Ostindienfahrern auf dem Wege des Schleichhandels wohlfeiler geliefert werden konnte, bewilligte man den engl. Theehändlern Begünstigungen, daß sie in Amerika noch billiger verkaufen konnten. Allein in Neuyork und Philadelphia durften die mit Thee aus England ankommenden Schiffe nicht ausladen, an andern Orten hielt man den Thee in den Niederlagen zurück und im Hafen von Boston wurden von einem englischen Schiffe mehre hundert Kisten Thee vom Volke ins Meer geworfen. Als hierauf 1774 engl. Truppen in Boston einzogen, der Hafen dieser wichtigen Handelsstadt gesperrt und die bisherige Verfassung von Massachusetts umgestoßen wurde, vereinigten sich die übrigen Colonien mit dieser und alle 13 erließen durch die Versammlung ihrer Abgeordneten in Philadelphia im Sept. 1774 eine Darstellung ihrer Rechte und die Erklärung, dieselben behaupten zu wollen gegen alle Eingriffe. Man vereinigte sich zur Abbrechung alles Handelsverkehrs mit England bis zur Abstellung der Beschwerden, und da diese nicht erfolgte, vielmehr die engl. Regierung ihre Anmaßungen mit Gewalt durchsetzen wollte, singen die Colonisten an, sich zu bewaffnen. Der in Boston commandirende General Gage suchte im Apr. 1775 die Provinzialversammlung von Massachusetts zu Lexington aufzuheben, bei welcher Veranlassung das erste Bürgerblut floß; allein nun erhob sich auch Alles zum Kampfe und im Jun. fand bei Bunkershill (s. Boston) das erste Treffen zwischen 1000 Amerikanern und den Engländern statt, die zwar siegten, aber 1100 M., die Amerikaner 500, verloren. Von dem in Philadelphia versammelten zweiten allgemeinen Congresse ward im Jun. Georg Washington zum Oberfeldherrn erwählt und einmüthig beschlossen, daß man lieber frei sterben, als wie Sklave leben wolle. Hierauf erfolgte nach der Rückkehr Franklin's (s.d.) aus England, welcher von der Unmöglichkeit der Ausgleichung überzeugt war, am 4. Jul. 1776 auf Antrag des Generals Lee, Thomas Jefferson's, John Adams', B. Franklin's die feierliche Unabhängigkeitserklärung der sieben Colonien Neuhampshire, Massachusetts, Rhode Island, Connecticut, Pennsylvanien, Virginien und Südcarolina, welcher die andern sechs, nämlich Neuyork, Neujersey, Delaware, Georgia, Nordcarolina und Maryland, erst später beitraten, die eigentliche Stiftung des Bundes oder der Union der 13 vereinigten Staaten von Nordamerika kam aber erst am 4. Oct. 1776 zu Stande.

England bot inzwischen große Mittel auf und miethete von Kurhessen, Braunschweig, Waldeck, Anspach und Anhalt-Zerbst gegen 15,000 M. Truppen, welche mit einen ansehnlichen engl. Corps und einer starken Flotte die empörten Colonien wieder unterwerfen sollten. Diesen war dagegen von Frankreich aus Lafayette (s.d.), welcher ihrem Freiheitskampfe so wichtige Dienste leisten sollte, mit andern franz. Freiwilligen und schätzbaren Kriegsvorräthen zu Hülfe gekommen und eröffnete die Aussicht auf noch ansehnlichern Beistand von Seiten der Franzosen. Der Krieg selbst ließ sich jedoch nachtheilig für die an Zahl und Kriegserfahrung minder starken Amerikaner an und nur die eiserne Beharrlichkeit und das Vertrauen zur guten Sache, welche Washington Allen einzuflößen verstand und mit denen er einen wohlberechneten Vertheidigungskrieg organisirte, bereiteten die günstigen Erfolge vor, welche schon zu Ende 1777 Eng, land nachgiebiger und zum Frieden geneigt machten. Seine Anträge kamen nun aber zu spät, Frankreich wurde 1778, Spanien 1779 offener Bundesgenosse des neuen Freistaats, welcher endlich vollständig über die mit Unterjochung drohenden Engländer triumphirte und dessen Unabhängigkeit am 30. Nov. 1782 von Großbritannien anerkannt ward, worauf 1783 der allgemeine Friede zu Paris abgeschlossen wurde. Eine neue, verbesserte Bundesverfassung, auf die wir unten zurückkommen, wurde 1787 berathen und trat 1789 in Wirksamkeit, wo zugleich Washington einstimmig zum ersten Präsidenten der Union auf vier Jahre, John Adams zum Vicepräsidenten gewählt ward, welche Wahlen auch bei Ablauf der Periode erneuert (1793) wurden. Die Organisation im Innern und die politischen Beziehungen nach außen hatten jetzt einen gedeihlichen Fortgang und vortheilhafte Handelsverträge erleichterten die Ausbreitung amerik. Unternehmungen über die ganze Erde. Während der franz. Revolution behauptete die Union eine neutrale Haltung, bis über das Visitationsrecht und Blockadesystem der kriegführenden Mächte gegen neutrale unter der Präsidentschaft des 1797 zu Washington's Nachfolger gewählten Adams' (s.d.) mit dem franz. Directorium ernste Misverständnisse entstanden, welche jedoch 1800 durch den Consul Bonaparte ausgeglichen wurden. Sie drohten sich 1802 zu erneuern, als die Abtretung von Luisiana an Frankreich bekannt wurde, welches aber 1803 gegen 15 Mill. Dollars an die V. St. überlassen ward. Thomas Jefferson wurde 1801 und 1805 zweimal nach einander zum Präsidenten erwählt und hatte bei Gelegenheit erneuter Beeinträchtigungen des Seehandels und Beleidigungen der amerik. Flagge durch Napoleon wie durch England Gelegenheit, die Rechte und die Würde des Freistaats gegen Beide nachdrücklich zu vertreten, was auch sein Nachfolger, der 1809 gewählte Madison, durch Rüstungen und kriegerische Maßregeln und die 1812 erlassene Kriegserklärung an England that. Der Krieg wurde zur See und zu Lande, in Canada und an mehren Punkten, wo die Engländer in den V. St. Landungen bewirkten, mit großer Erbitterung und mit wechselndem Glücke geführt; in dem im Dec. 1814 zu Gent geschlossenen Frieden ward indessen über zwei Hauptpunkte, welche den Krieg mit veranlaßt hatten, nämlich über das von Großbritannien behauptete Recht, Matrosen engl. Herkunft auf amerik. Schiffen zu pressen, obgleich sie amerik. Bürger geworden, und den von den V. St. aufgestellten Grundsatz, daß frei Schiff frei Gut mache oder die Flagge die Ladung decke, keine Bestimmung getroffen. Auch Madison war 1813 zum zweiten Male mit der Präsidentenwürde bekleidet worden, in welcher ihm 1817 James Monroe folgte. Der Handel und Verkehr hatte sich in kurzem wieder so belebt, daß im Dec. 1817 alle directen Abgaben im ganzen Bereich der Vereinsstaaten abgeschafft und die Kosten der Bundesregierung und Verzinsung der Staatsschuld blos von den indirecten Einnahmen, den Zöllen und[576] Verkauf von Staatsländereien bestritten werden konnten. Alte Irrungen mit Spanien wurden 1821 durch einen Vertrag beigelegt, zufolge dessen beide Floridas den V. St. überlassen wurden, welche dafür 5 Mill. Dollars gewährten. Monroe's Verwaltung ist auch durch bestimmt ausgesprochene Grundsätze der amerik. Politik merkwürdig, indem er sich z.B. entschieden wider das sogenannte Interventionsrecht eines oder mehrer Staaten in die Angelegenheiten des andern erklärte, das Recht der Griechen anerkannte, sich von der osman. Oberherrschaft frei zu machen und ausdrücklich erklärte, daß die V. St. die Ausdehnung des Systems der h. Allianz auf Amerika als gefährlich für ihre eigne Sicherheit und ihren Frieden ansehen würden. Auch gehört Monroe's Verwaltung der große Entwurf der Verbindung des stillen Oceans mit dem atlantischen an. Im März 1825 gelangte John Quincy Adams (s.d.) zur Präsidentschaft, von welchem 1828 ein neuer Zolltarif eingeführt wurde, dessen erhöhte Einfuhrabgaben aber viel Misvergnügen in den südl. mehr ackerbautreibenden Staaten erregte, welche darin eine Bevorzugung der nördl. Manufacturdistricte sahen. Auch ward er 1829 nicht von neuem zum Präsidenten gewählt, so wohlthätig auch im Allgemeinen seine Verwaltung gewesen war, sondern der General Andrew Jackson (s.d.) zu dieser Würde berufen. Dieser gehörte der demokratischen Partei an, welche eine größere Unabhängigkeit der einzelnen Staaten von der Centralregierung foderte, während die Föderativen der letztern gern einen größern Einfluß zuwenden mochten. Die südl. Staaten erhoben jetzt die lautesten Widersprüche gegen die erhöhten Einfuhrzölle und beruhigten sich keineswegs durch ein vom Congresse 1832 berathenes neues Zollgesetz mit verminderten Zollsätzen; ja in Südcarolina wurde ernstlich beabsichtigt, die Erhebung der neuen Zölle geradezu abzulehnen und eine Volksversammlung drohte sogar mit Trennung von der Union, wenn die Bundesregierung Zwangsmaßregeln nehmen sollte. Diese zeigte den Wunsch zur Beilegung der Sache gleichzeitig mit dem Entschlusse, nöthigenfalls dem Gesetz Achtung zu verschaffen und gewann dadurch bald die meisten Stimmen für sich. Allein auch noch im Dec. 1832 ward die Berathung eines neuen Zollgesetzes vorgenommen und im Febr. 1833 zu Stande gebracht, das die Herabsetzung aller Einfuhrzölle von 1842 an auf 20 Proc. und die allmälige Verminderung der höhern, schon von 1833 an, sowie andere Erleichterungen anordnete. Die Überreste der eingeborenen Indianer, welche diesseit des Missisippi durch Kriege unter sich und mit den Weißen, die sich freilich wenig menschenfreundlich gegen dieselben benommen, durch Annahme europ. Laster, Krankheiten und Mangel sehr an Zahl abgenommen haben (es gab 1830 180,000), waren des ungeheuren Gebiets ungeachtet den immer weiter westl. sich ansiedelnden Weißen wiederholt im Wege. Obgleich ihnen nun zum Theil durch Verträge die von ihnen bewohnten Landstriche und Jagdgebiete zugesichert waren, suchte man sie doch zur Auswanderung auf das westl. Ufer des Missisippi zu bringen und der Congreß ermächtigte 1830 den Präsidenten, ihnen dort Landgebiete anzuweisen. Mehre Stämme fügten sich, andere aber setzten den besonders von einigen Staaten (Georgia, Alabama, Florida) gegen sie angewendeten Gewaltthätigkeiten offenen Widerstand entgegen und nur nach verheerenden und blutigen Kämpfen, die zum Theil noch fortwähren, konnten manche Stämme aus ihren Wohnsitzen verdrängt werden. Eine andere Frage von großer Wichtigkeit für die Union ist die wegen Abschaffung der Sklaverei, in der die Neger in mehren Staaten leben, welche Abkömmlinge von bis 1808, wo es verboten wurde, aus Afrika eingeführten Sklaven sind. In den südl. Staaten und namentlich in Südcarolina, Georgia, Alabama, Missisippi, Luisiana werden sie zu den Feldarbeiten verwendet, in den nördl. aber, wo die Sklaverei noch besteht, hauptsächlich zum Verkauf nach den südl. aufgezogen und heerdenweise dahin verhandelt, was besonders von Virginien, Maryland, Kentucky und Tennessee aus geschieht. Die Bemühungen der andern Staaten, wo die Sklaverei überhaupt nie bestand oder doch abgeschafft ist, dies allgemein zu bewirken, welche menschenfreundliche Bestrebung vorzugsweise Abolition (ihre Anhänger Abolitionisten) genannt wird, haben aber bei den Sklavenbesitzern außerordentliche Erbitterung hervorgerufen und das Loos der Neger fürs erste verschlimmert. Hin und wieder ist es bei Lebensstrafe verboten worden, den Negern Lesen und Schreiben zu lehren, während in den nördl. Staaten die allerdings freien Schwarzen den Unterricht der Weißen theilen. Missionare selbst, die sich der Sklaven angenommen und viele Personen, welche die Befreiung derselben betrieben oder sich nur dafür aussprachen, sind in den Sklavenstaaten vertrieben, ja auf die empörendste Weise gemishandelt (z.B. vom Pöbel entkleidet, mit Theer bestrichen, in Federn gewälzt und so ausgestellt und aus den Ortschaften hinausgetrieben) worden, was man das Lynchgesetz üben nennt. Gleichwol hegt man wegen der starken Vermehrung der Schwarzen in mehren südl. Staaten für die Zukunft große Besorgnisse und sucht die Auswanderung der freien Neger zu befördern, zu welchem Zwecke 1821 die Colonie Liberia an der afrik. Westküste (s. Guinea) gestiftet worden ist. Von den wichtigsten Folgen waren die ebenfalls unter der Präsidentschaft Jackson's, der 1833 zum zweiten Male gewählt wurde, wegen der 1816 gegründeten Nationalbank ergriffenen Maßregeln, deren Privilegium 1836 ablief und hauptsächlich auf des Präsidenten Betrieb nicht wieder erneuert wurde. Obgleich nun die Bank als die des Staates Pennsylvanien fortbestand, erlitten doch ihre Verhältnisse eine große Umgestaltung schon dadurch, daß die Regierung ihre darin angelegten Fonds zurückzog und sie mit den Überschüssen aus den Staatseinkünften nicht mehr ausschließlich bei dieser Bank, sondern bei 25 Banken der verschiedenen Staaten niederlegte. Eine Folge davon war die Beschränkung des in ungeheuren Summen umlaufenden Papiergeldes der Bank, welches die Regierung durch Metallgeld zu ersetzen sachte. Gleichwol gingen daraus große Störungen im Verkehre hervor, deren Wirkungen auch in Europa empfunden wurden und durch hinzugekommene Handelsconjuncturen in den letzten Jahren große Verluste, den Bankrott vieler Banken und wiederholte Einstellung der Baareinlösung der Noten anderer, auch der von Pennsylvanien, zur Folge hatten. Unter Jackson's Verwaltung wurden endlich alte Ansprüche der V. St. für Verluste, welche sie unter Napoleon's Herrschaft durch Frankreich erlitten hatten, mittels einer von Frankreich vertragsmäßig gewährten Entschädigung von 25 Mill. Francs ausgeglichen. Im J. 1837 wurde der bisherige Staatssecretair [577] Martin van Buren, gebürtig aus Neuyork, welcher ganz in Jackson's Ansichten eingegangen und von diesem dazu angelegentlich empfohlen worden war, zum Präsidenten gewählt. Während seiner Verwaltung (4. März 1837 bis 4. März 1841) blieb er in allen wesentlichen Punkten, namentlich in Hinsicht der Finanzangelegenheiten, dem System seines Vorgängers treu. Dabei scheint aber der wankende Credit des nordamerik. Handels sich nicht haben wieder befestigen zu können; die Verlegenheiten der Banken nahmen vielmehr zu und auch die von Pennsylvanien (früher Vereinigte-Staaten-Bank) scheint nach wiederholter Einstellung der Baareinlösung ihrer Noten (4. Febr. 1841) so gut wie bankrott. Die Finanzen der Bundesregierung wie der einzelnen Staaten sind durch alle jene, natürlich auch aus den unsinnigen, gewagten Unternehmungen des amerik. Handels folgenden Unfälle ebenfalls erschöpft und in Bedrängniß. Die daraus hervorgehenden Verlegenheiten wurden noch durch die drohende Wendung gesteigert, welche die seit 1783 sich herschreibenden Streitigkeiten mit Großbritannien über die Grenze gegen Canada im Staate Maine, und die Verhandlungen über das von den Engländern am amerik. Ufer des Niagara bei Schlosser im Dec. 1837 des Nachts verbrannte Dampfboot Carolina nahmen, welches den damals empörten Bewohnern von Canada Kriegsbedarf zuführte. Der Engländer M'Leod ward nämlich bei Anwesenheit auf dem Gebiete von Neuyork der Verbrennung jenes Dampfbootes und dabei vorgefallener Ermordung amerik. Bürger beschuldigt, verhaftet und auch dann nicht freigelassen, als die großbritannische Regierung die Zerstörung jenes Dampfbootes als auf ihren Befehl vollzogen erklärte.

Die Ausgleichung dieser schwierigen Fragen schien dem zu van Buren's Nachfolger als Präsident gewählten General William Henry Harrison vorbehalten, der 1773 in Virginien geboren, sich wider Indianer und Engländer militairischen Ruhm und in den westl. Staaten der Union das größte Ansehen und Vertrauen in der Civilverwaltung erworben hatte. Aber schon einen Monat nach seiner Übernahme der Präsidentenwürde (4. März 1841) starb Harrison in der Nacht vom 3. auf den 4. Apr. nach kurzer Krankheit, und zum ersten Male trat dadurch der in der Verfassung vorgesehene Fall ein, daß der Vicepräsident John Tyler aus Virginien die durch Todesfall erledigte Präsidentenwürde antreten mußte.

Das weite Gebiet der V. St. wird ungefähr in der Mitte, meist 200 M. von der Westküste entfernt, von S. nach N. vom Oregon- oder Felsgebirge (Rocky Mountains) durchschnitten, von welchem mehre Gipfel sich gegen 12,000 F. erheben und beständig mit Schnee bedeckt sind. In westl. Richtung ist das Land zwischen ihnen und der steilen und felsigen Küste am stillen Meere von nicht unbedeutenden Gebirgszweigen durchzogen, zwischen denen Hochebenen, fruchtbare Thäler und weite Urwälder abwechseln; dicht an der Küste selbst streicht auch noch ein aus Kalifornien sich nördl. verbreitender, niedriger Gebirgszweig. Die Ostküste wird nach innen 12–42 M. vom Meere von dem in mehren Reihen von Südw. nach Nordost sich ziehenden, 6200 F. (die der Zuckerhut- oder Washingtonberg oder Agiocochook in Neuhampshire erreicht,) nicht überragenden Alleghany bergen abgegrenzt, welche 18–25 M. breit sind, im S. die Apalachen heißen und für einzelne Strecken noch andere Namen (Green Mountains oder grüne Berge in Vermont, White Mountains oder weiße in Newhampshire, blaue und Tuskaroraberge in Pennsylvanien u.s.w.) tragen. Das atlantische Küstenland ist in seiner nördl. Abtheilung fast durchaus bergig, mit hohen, steilen Küsten und Felsenriffen, in der südl. von Long-Island an flach und sandig. Dichte und zum Theil noch vorhandene Wälder deckten ursprünglich fast den ganzen Landstrich, dessen zahlreiche Baien und Buchten, Landzungen, vorliegende Inseln und breite Strommündungen zahlreiche sichere Häfen und Ankerplätze, sowie Wasserstraßen nach dem Innern darbieten. Zwischen beiden Gebirgen liegt das nach S. sich senkende Flußgebiet des Missisippi und Missuri (s. Missisippi) zum Theil Hügelland, zum Theil wellenförmige, unabsehbare nur von wenig Wald unterbrochene Ebenen, sogenannte Savannen oder Prairies, aber mit außerordentlich fruchtbarem Boden, theilweise auch steinig und sumpfig. Es hat dieser von den zahlreichen und zum Theil schiffbaren Zuflüssen des Missisippi bewässerte Landstrich an beiden Ufern desselben eine Breite von 270 M. und ist der weite Sammelplatz aller Auswanderer der östl. Staaten der Union und aus Europa geworden, westl. vom Hauptstrome aber nur an wenig Punkten angebaut. Zu den vornehmsten Baien und Sunden der Küste gehören am stillen Ocean die Whitebybai und der Pagets- oder Possessionssund, am atlantischen Meere die Passamaquoddy-, Pascotaqua-, Massachusetts-, Delaware-, Chesapeake-, Mobilebai, der Longisland-, Albemarle- und Pamticosund. Von großen Landseen sind die Lorenzoseen, durch welche zum Theil die Grenze gegen die brit. Besitzungen geht (Obere- oder Superior-, Huron-, Erie-, Ontariosee) (s. Canada), der 744 ! M. große Michigansee, welcher durch die Straße Michillimakinak mit dem Huronsee in Verbindung steht, die wichtigsten. Von großen Flüssen gehen ins atlantische Meer: der auf den weißen Bergen in Canada entspringende, einige 100 M. lange und an der Mündung 4 M. breite Connecticut; der in die Neuyorkbai sich ergießende Hudson; der Potowmak, welcher in die Chesapeakbai sich ergießt und 300 engl. M. weit schiffbar ist; der 150 M. lange Savannah; der Alatamaha oder St. Georgfluß; der Jamesfluß und der Susquehannah. In den Meerbusen von Mexico strömen der Apalachicola, der Missisippi (s.d.), mit welchem sich der 700 deutsche M. schiffbare Missuri, Ohio, aus Mexico kommende Arkansas und der rothe Fluß, der Tennessee vereinigt haben. Ins stille Meer strömt der Columbia, auf welchem 40 deutsche M. von der Mündung noch Ebbe und Flut wechseln. Die außerordentlichen Vortheile, welche von den zahlreichen, schiffbaren Strömen für den Verkehr erwachsen, sind noch durch zahlreiche Kanäle erweitert worden, von welchen folgende zu den wichtigern gehören: der 79 deutsche M. lange, 1823 eröffnete West- oder Eriekanal aus dem Eriesee in den Hudsonfluß; der 19 M. lange Morriskanal aus dem Hudson in den Delaware; der Middlesexkanal vom Hafen zu Boston in den 28 M. entfernten Merrimakfluß; der Chesapeak-Ohiokanal von Georgetown bei Washington am Potowmak bis Pittsburg am Ohio in Pennsylvanien, eine Entfernung von 74 M. und quer über die Alleghanyberge; der Miamikanal von Cincinnati am Ohio zu dem in den Eriesee gehenden Miamiflusse, einige 50 M. lang; der Pennsylvaniakanal von einigen 60 M. Länge aus dem Delaware [578] nach dem Ohio u.a.m. Viele Anlagen dieser Art sind noch im Bau begriffen; ebenso sind in der jüngsten Zeit eine Menge Landstraßen, deren eine von der Bundesstadt Washington bis ans stille Meer fortgesetzt werden soll und den Missisippi schon erreicht hat, und sehr viele Eisenbahnen gebaut worden, theils noch im Entstehen begriffen. Nimmt man dazu die auf den Strömen und Kanälen sich fortwährend vermehrenden Dampfboote, so möchte in der Mannichfaltigkeit und Leichtigkeit der Transportverbindungen nur Großbritannien den Vergleich mit den V. St. bestehen können. Die neuesten Handelsbedrängnisse haben jedoch auch auf diese Unternehmungen hemmend eingewirkt.

Das Klima muß auf einem so ausgedehnten Gebiete sehr verschieden sein, kann jedoch für Eingeborene und Eingewohnte im Allgemeinen als der Gesundheit zuträglich bezeichnet werden, obgleich es namentlich Europäern oft verderblich wird und auch ein auffallend frühzeitiges Altern der Frauen verursacht, deren Ansehen schon mit 25 Jahren sehr verfällt. Im N. jenseit des Hudson dauern die strengen Winter bis in den Apr. und die Sommer bringen im Aug. drückende Hitze; in den mittlern Regionen südl. bis zum Potowmak fallen besonders die plötzlichen Wechsel von Hitze und Kälte auf, in den südl. Gebieten hören endlich Schnee und Frost ganz auf und in Georgien wird es im Sommer so heiß, daß man Eier an der Sonne im Sande sieden kann. In den östl. Gegenden fällt dreimal so viel Regen als in Europa, und hier, namentlich in den südl. Staaten, wüthet häufig das aus Westindien eingeschleppte gelbe Fieber. Die heiße Jahreszeit bringt fürchterliche Gewitterstürme und manche Gegenden sind auch von Erderschütterungen heimgesucht. Der Anbau und die Ausrottung großer Waldstrecken haben auch in Amerika schon mildernden Einfluß auf das Klima ausgeübt, das jedoch, mit dem in gleicher Breite in Europa verglichen, im Ganzen wesentlich rauher ist.

Von nutzbaren Landesproducten aus dem Pflanzenreiche sind außer den Waldbäumen und Sträuchern vorzüglich der Taback, die Kartoffel, süße Batate, der Mais und herrliche Futtergräser anzuführen; die Mannichfaltigkeit der Waldbäume ist sehr groß und man kennt allein 26 Eichen-, 10 Fichten-, 4 Tannen-, mehre Ahorn-, Birken- und Pappelarten; außerdem gibt es Sykamore- oder Platanenbäume, Nußbäume, in den Sumpfgegenden des S. schöne Cypressen, Tulpenbäume, Magnolien, sehr viele auch durch ihre Blüten ausgezeichnete Gesträuche, welche in Menge nach Europa verpflanzt worden sind. Von einheimischen Fruchtbäumen ist. der Papaw oder ind. Feige mit einer gurkenähnlichen, süßen und nahrhaften Frucht zu bemerken; auch gedeihen alle europ. Obstarten, besitzen aber einen geringern Geschmack, die Äpfel und die Pfirschen ausgenommen, von denen die erstern viel zu Cider benutzt und die andern in manchen Gegenden in solcher Menge geerntet werden, daß man sie dem Vieh verfüttert. Aus dem Zuckerahorn wird viel Zucker gewonnen (s. Ahorn), Maulbeerbäume werden des in mehren Gegenden lebhaft betriebenen Seidenbaues wegen angepflanzt; in den südl. Staaten werden Baumwolle, Taback, Reis, Zuckerrohr, Indigo umfänglich producirt, Hanf und Flachs, alle europ. Getreidearten gedeihen in den nördl., Hopfen, Mais und auch Weizen werden in den mittlern und westl. Staaten in großer Menge gewonnen und sind meist wichtige Gegenstände der Ausfuhr, bei welcher überhaupt der Ackerbau am meisten betheiligt ist. Der Weinbau wird in mehren Gegenden betrieben, doch liefern die Trauben kein vorzügliches Getränk. Europ. Gemüse arten leicht aus und müssen aus europ. Sämereien gezogen werden. Von wilden Thieren sind der Bison (s.d.), das Elen (Moosethier), das Reh, die Antilope, das Argali oder in den Felsengebirgen einheimische Schaf, Beutelthiere, Hirsche, Biber, Fischottern, mehre Arten des Bärs (s.d.), allerhand kleine Pelzthiere, ferner der Kuguar oder Puma (s.d.), Wölfe, Füchse, von Geflügel wilde Truthähne, wilde Tauben anzumerken, welche letztere in ungeheuren, den Himmel verdunkelnden Zügen vorkommen und zu Tausenden erlegt werden. Singvögel gibt es wenige und nur eine Singdrossel (der Spottvogel) zeichnet sich durch ihre Stimme aus; in Carolina ist eine Papagaienart heimisch. Von europ. Hausthieren kommen die meisten trefflich fort. Fische, Schildkröten, Austern geben Flüsse und Meer; auch kommen Klapperschlangen und einige andere giftige Schlangen, Alligatoren, ungeheure Frösche mit Stimmen wie ein Stier vor. An Producten des Mineralreichs finden sich: Gold, in Nord- und Südcarolina und Georgia; Eisen und Blei in unerschöpflicher Menge; Silber nur wenig; Quecksilber gediegen in Kentucky; Kupfer an mehren Orten; ebenso reiche Steinkohlenlager; Graphit in Neuyork; Stein- und Quellsalz; Bergöl; Marmor u.a. nützliche Steinarten.

Die Bevölkerung theilt sich ihrer Abstammung nach in Europäer und deren Nachkommen (über 13 Mill., wovon mehr als zwei Drittel brit., 1 Mill. deutscher, 150,000 franz. Abkunft sind) und in Farbige, wozu über 11/2 Mill. Negersklaven, gegen 1/2 Mill. freie Neger und Farbige und etwa 300,000 Indianer gehören, von denen jetzt nur ein sehr kleiner Theil noch westl. vom Missisippi lebt. Von den jährlich einwandernden 50–60,000 Menschen kommt der größere Theil immer noch aus großbrit. Besitzungen und die engl. Sprache ist daher die allgemeine; Deutsche haben sich vorzüglich in Pennsylvanien (wo gegen 30 deutsche Wochenblätter herauskommen), Neuyork, Maryland, Ohio, Illinois, Missuri niedergelassen. Die freieste Betriebsamkeit und die entschiedenste Richtung auf das praktische Leben, Unabhängigkeit und Gewinn sind hervorstechende Züge des amerik. Charakters, der freilich oft bloße Geldmacherei zum Ziele seiner Bestrebungen macht. Die Amerikaner sind unermüdliche Anbauer des Bodens, Kaufleute, Fabrikanten und sehr geschickt, ihre Bedürfnisse alle durch eigne Arbeit zu befriedigen. Kein Innungszwang, keine Vorurtheile von Rang und Herkunft, keine den Gesichtskreis beschränkende örtliche Anhänglichkeit hemmen ihre Unternehmungen und Jeder wechselt seinen Beruf und Aufenthalt, scheut keine achtbare Beschäftigung, sobald er es seinem Vortheil angemessen findet. Nur gegen freie Neger und Farbige wird noch an vielen Orten ein zurücksetzendes Benehmen beobachtet. Im Handel sind die Nordamerikaner schon ziemlich die Ersten nach den Engländern und ihre Schiffe besuchen alle Meere; sie treiben Stockfischfang, Walfisch- und Seehundfang selbst in den südl. Polargegenden; im Brücken-, Kanal-, Schiffbau überbieten sie England. Fabriken aller Art gewinnen immer mehr an Ausdehnung, obgleich ihnen die hohen Arbeitslöhne und daß über die Hälfte der Bevölkerung sich und ihre [579] Capitalien dem Ackerbau zuwendet, sehr hinderlich sind. Die nördl. und östl. Staaten am atlant. Meere sind am meisten auf Fabrikwesen, die westl. und südl. mehr auf Landbau angewiesen; auch der Bergbau gewinnt fortwährend an Bedeutung. Die Einfuhr ausländischer Fabrikate konnte jedoch selbst durch Schutzzölle nicht verdrängt werden. Gegenstände der Ausfuhr sind hauptsächlich Getreide, Reis, Mais, Holz, Baumwolle, Taback, Pelzwerk, Pech, Theer, Eisen, Pökel- und Rauchfleisch, Fische, Thran, Walrath, Fischbein, Häute u.s.w. Die Verbindung mit Europa ist seit 1839 durch regelmäßig zwischen Liverpool und Neuyork gehende Dampfschiffe, welche die Reise in 14 Tagen zurücklegen, außerordentlich beschleunigt worden. In Hinsicht der religiösen Verhältnisse herrscht die vollkommenste Glaubensfreiheit und der Staat überläßt gänzlich den Bekennern der verschiedenen Meinungen, sich deshalb mit ihren Gewissen abzufinden und für die Bedürfnisse ihres Gottesdienstes (Geistlichkeit, Kirchen) zu sorgen, zu deren Erhaltung er nichts beiträgt. Darum herrscht aber keine religiöse Gleichgültigkeit, sondern im Gegentheil artet die Frömmigkeit häufig in starren Pietismus, mitunter selbst in Fanatismus aus und ist fast durchgängig mehr eine äußerliche. Die Geistlichen selbst sind voller Sektenhaß und entbehren meist Dessen, was wir in Europa für eine theologische Bildung halten. Am zahlreichsten sind die Anhänger der engl. Kirche und der in England heimischen Sekten, und der Sonntag wird von ihnen hier noch strenger gehalten als in England und selbst in Schottland. Katholiken gibt es ungefähr 1 Mill. und ihre vornehmsten Bildungsanstalten, die Universitäten zu Washington und in Maryland, werden von Jesuiten geleitet, von denen eine Congregation in Georgetown besteht. Zahlreiche Bibelgesellschaften sorgen für die Verbreitung der christlichen Religionsurkunden. Dem Aufblühen von Wissenschaft und Kunst ist zwar die vorwaltende Richtung auf raschen Gewinn nicht günstig, doch machen auch sie langsame Fortschritte. Freilich werden die Lehrer noch sehr gering besoldet und die sogenannten Universitäten und hohen Schulen der V. St. sind noch sehr wenig von Dem, was in Europa so heißt, und das unmittelbar Nützliche und Brauchbare wird überall vorzugsweise beachtet; für Bibliotheken und wissenschaftliche Sammlungen ist noch wenig geschehen, um europ. Ansprüche zu befriedigen. Indessen mangelt es keineswegs an Volksschulen und Erziehungsanstalten für allgemeine Bildung, wie für besondere Zwecke, so namentlich für Rechtsgelehrsamkeit, Medicin und Theologie der verschiedenen christlichen Bekenntnisse, und die Einwanderung europ., besonders deutscher Gelehrter hat in neuester Zeit vielen dieser Anstalten eine höhere wissenschaftliche Richtung gegeben. Literarische Thätigkeit äußert sich hauptsächlich in der außerordentlichen Zahl von Zeitschriften (über 1200), welche die beim Volke beliebteste Form der Lectüre sind. Die engl. Literatur, mit der sie auch die Sprache gemein hat, ist noch immer das Muster der nordamerik., welche erst in neuerer Zeit in manchen Zweigen eine selbständigere Richtung angenommen hat. Mehre engl. Zeitschriften und die bessern engl. Unterhaltungsschriften werden regelmäßig nachgedruckt. Unter den ersten amerik. Schriftstellern glänzt noch immer B. Franklin (s.d.); Channing, Edward und A. H. Everett, Marshall, Sparks, sind Namen von Männern, welche durch geschichtliche, politische, biographische Werke auch in Europa rühmlich bekannt sind. In der schönen Literatur haben besonders Cooper und Washington Irving auch den Beifall der europ. Lesewelt. Ein ausgezeichneter Schriftsteller im Fache der Romane ist ferner James Paulding, und auch Schriftstellerinnen sind vorhanden (Miß Sedgwick, Miß Segurney, Mistreß Child, Mistreß Francis u. A.).

Gegenwärtig zählt die Union der V. St. 26 Staaten und vier Gebiete, deren Vereinigung als republikanischer Staatenbund auf dem 1787 gegebenen Grundgesetze beruht. Dieses überläßt jedem Staate die unabhängige Leitung seiner innern Angelegenheiten und behält nur gewisse allgemeine, bei denen das Wohl des ganzen Bundes in Frage kommt, dem Congresse vor. Dahin gehören Krieg und Friede, das Abschließen von Verträgen, gleichförmige Handelsgesetze, Bestimmungen über Geld, Maß und Gewicht, die Verwaltung der Finanzen, Organisirung der See- und Landmacht, Einsetzung der Gerichtshöfe, die Anordnung von Abgaben zu allgemeinen Bedürfnissen. Der Congreß der V. St. versammelt sich jährlich im Dec. in der Bundesstadt Washington und besteht aus dem Senat und dem Hause der Repräsentanten. Die letztern müssen seit sieben Jahren amerik. Bürger, 25 Jahre alt und Bewohner des Staates sein, von welchem sie (einer auf je 50,000 Einw. und mit fast allgemeinem Stimmrecht) alle zwei Jahre gewählt werden. Auch die Gebiete senden Abgeordnete, die an den Berathungen Theil nehmen, aber keine Stimmen abgeben. Das Haus der Repräsentanten wählt seinen Sprecher (Vorsitzenden) und kann allein gegen untreue Staatsdiener Anklagen beim Senat anhängig machen. Dieser besteht aus je zwei Senatoren, welche von der gesetzgebenden Versammlung jedes Staates immer auf sechs Jahre so gewählt sind, daß alle zwei Jahre 1/3 derselben abgeht und ergänzt wird. Jeder muß 30 Jahre alt und 9 Jahre amerik. Bürger und Bewohner des wählenden Staates sein; den Vorsitz führt hier der Vicepräsident der Union. Jedes Mitglied des Congresses bezieht täglich sechs Dollars aus der Bundeskasse. Wer ein Staatsamt bekleidet, ist nicht wahlfähig; Dasselbe gilt als Gesetz in manchen Staaten, in andern als Grundsatz der Volksmeinung von den Geistlichen. Die gesetzgebende Gewalt ruht ausschließlich im Congresse, die vollziehende aber ist einem Präsidenten übertragen, der jedoch mehre seiner amtlichen Handlungen nur unter Beirath und Zustimmung des Senats gesetzlich ausführen kann, wie z.B. den Abschluß von Verträgen, die Ernennung von Gesandten, Consuln, Mitgliedern des Obergerichts u.a. Beamten. Gewählt wird der Präsident immer auf vier Jahre und Niemand kann mehr als zweimal diese Würde bekleiden. Er muß 35 Jahre alt und 14 Jahre Bürger der V. St. sein und wird in jedem Staate durch so viel Wähler ernannt, als der Staat Repräsentanten und Senatoren zum Congresse schickt; es darf jedoch unter den Wählern selbst kein Senator, Repräsentant oder Beamter sein. Sie ernennen für jeden Staat zwei Personen, von denen aber eine aus einem andern Staate sein muß, und ihre Wahlen werden versiegelt an den Präsidenten eingeschickt, von diesem in Gegenwart des Senats und der Repräsentanten eröffnet und wer die meisten Stimmen hat, zum Präsidenten, wer nachher die größte Anzahl besitzt, zum Vicepräsidenten ernannt. Der Präsident vertritt die Union nach außen und ist Oberbefehlshaber des Heers, der Miliz und der Flotte; von beiden Häusern des Congresses[580] angenommene Gesetzentwürfe erhalten durch seine Unterschrift Gesetzeskraft, doch kann er sie auch mit seinen Einwürfen zurückgeben; erfolgt aber die nochmalige Annahme mit 2/3 der Stimmen jedes Hauses, so bedarf es der Zustimmung des Präsidenten nicht mehr. Dieser residirt in einem eignen Palaste (dem sogenannten weißen Hause) in der Bundesstadt Washington, hat den Titel Excellenz, aber blos 25,000, der Vicepräsident 10,000 Dollars Besoldung. Die Justizverfassung ist im Allgemeinen die engl. und alle Processe wegen Verbrechen, die gegen die Staatsverwaltung ausgenommen, werden öffentlich verhandelt und durch Geschworene entschieden. Dem Präsidenten stehen vier von ihm angestellte und absetzbare, der Nation verantwortliche Vorstände (Minister) der verschiedenen Verwaltungszweige zur Seite, nämlich ein Staatssecretair der äußern und innern Angelegenheiten, ein Secretair des Schatzamts, des Kriegs und der Marine. Das stehende Heer betrug zeither im Frieden ungefähr 8000 M., schließt jedoch Offiziere für eine weit größere Anzahl ein, und wird zur Besatzung zahlreicher Forts an den Grenzen, neun befestigter Casernen und der Arsenale und Kriegsmagazine verwendet, wurde aber 1838 auf 15,000 M. gebracht und ein Beschluß von 1839 verfügte noch weitere Vermehrung desselben, wozu Misverständnisse mit England wegen Theilnahme amerik. Unterthanen an Aufruhrbewegungen in Canada, wegen Grenzstreitigkeiten und andere polit. Umstände die Veranlassung waren. Die Seemacht zählte 15 Linienschiffe, 32 Fregatten, 10 Kriegsdampfschiffe und viele kleinere bewaffnete Fahrzeuge; es bestanden sieben große Marinearsenale und in der neuern Zeit sind auch 2300 M. Seetruppen organisirt worden. Außerdem ist jeder Bürger von 18–45 Jahren verpflichtet, bei der Miliz oder Landwehr zu dienen, welche jährliche Übungen hat, gegen 11/2 Mill. zählt und in Friedenszeiten keinen Sold erhält; ausgenommen sind Mitglieder des Congresses, Staats- und Kirchendiener, Lehrer, Studenten, Ärzte, Schiffscapitaine, Müller, Indianer, Neger und Quäker, welche Letzten aber zu den Ausrüstungskosten beitragen. Die Bundesschulden, Ende 1831 noch 25 Mill. Dollars, waren 1835 völlig bezahlt und der 1836 vorhandene Überschuß wurde zur Vertheilung an die einzelnen Staaten bestimmt, von denen jeder noch sein besonderes Finanzwesen mit mehr und weniger Schulden hat. Indessen machten es die Umstände nöthig, schon den Präsident van Buren zu einer Anleihe von 10 Mill. Dollars zu einmächtigen, bei der es wol nicht bleiben wird. Jedem einzelnen Staate verbürgt die Union eine republikanische Verfassung und nur ein Beschluß von 2/3 der Stimmen beider Häuser des Congresses kann Verbesserungen derselben vorschlagen. Das Wappen der Union besteht in so vielen weißen Sternen in Blau, als sie Staaten zählt, die Flagge in gleich vielen rothen und weißen Streifen.

Von den dermaligen 26 Staaten der Union sind 13 sogenannte alte (Massachusetts, Newhampshire, Rhode Island, Connecticut, welche vier sonst zusammen Neuengland hießen, Neujersey, Neuyork, Pennsylvanien, Delaware, Maryland, Virginien, Nordcarolina, Südcarolina, Georgien), deren Unabhängigkeit schon 1783 im Frieden von Paris von Großbritannien anerkannt wurde, und ebenso viele, die später in die Union aufgenommen worden sind, nämlich: Vermont 1790, Kentucky 1796, Tennessee 1797, Ohio 1804, Luisiana 1816, Maine 1820, Indiana 1816, Missisippi 1817, Missuri und Alabama 1820, Illinois 1828, Michigan 1836, Arkansas 1836. Jeder Staat ist in Counties oder Grafschaften, was aber hier nur die Bedeutung von Kreis oder District hat, und in Townships oder Stadtgebiete eingetheilt und von N. nach S. folgen am atlantischen Meere (Staaten der Ostküste oder östl.) und mexican. Meerbusen (Staaten an der Südküste):

1) Maine, 38,230 engl. oder 1530 deutsche ! M. mit 486,000 Einw., ist der nordöstlichste Staat von allen, soll seinen Namen von Henriette Marie, Gemahlin Karl I., Prinzessin von Frankreich, erhalten haben, welche in der franz. Provinz Maine Besitzungen hatte, und war bis 1820 ein Theil von Massachusetts. Das ausgedehnte Gebiet dieses Staates hat viel Wald, zahlreiche Weiden, aber wenig Ackerland; die zerrissene Küste ist voller Häfen, Busen und Baien, darunter die Passamaquoddi- und die Penobscotbai, und längs derselben liegen gewerbfleißige Schiffer-und Fischerorte. Die Hauptstadt ist Portland mit 14,000 Einw. am südl. Theil der Cascobai, mit einem guten Hafen, wichtigem Handel und Schiffbau. An der Penobscotbai ist Thomaston mit 3000 Einw., an der Passamaquoddibai Lübeck mit 1500 Einw. zu merken, welcher letztere Ort 1815 von einem Lübecker gegründet worden ist, einen guten Hafen besitzt und starken Holzhandel und Fischerei betreibt.

2) Newhampshire, 9280 engl. oder 375 deutsche ! M., mit 300,000 Einw., war bis 1679 ein Theil von Massachusetts, stand nachher unmittelbar unter der engl. Regierung und hat von seinem felsigen Boden den Beinamen des Granitstaates bekommen. Im Innern erheben sich die weißen Berge mit dem Washington bis 6000 F.; von Binnenseen ist der Winnipiscogisee der bedeutendste. Ackerbau wird besonders im südl. Theile getrieben; Leinwandfabrikation ist bedeutend. Bei der Hauptstadt Portsmouth mit 9500 Einw. an der Mündung des Piscataqua befindet sich der einzige gute Hafen und hier ist daher der Mittelpunkt des im Ganzen nicht sehr bedeutenden Seehandels des Staates, dessen bedeutendster Fluß der von N. nach S. strömende Merrimak ist.

3) Vermont, 10,200 engl. oder 400 deutsche ! M. mit 300,000 Einw., kommt mit dem Meere nicht in Berührung und hat seinen Namen von den schön begrünten Höhen, die es als grünes Gebirge und nicht über 3500 F hoch durchziehen. An der nordwestl. Grenze gegen Canada und Neuyork liegt der Champlainsee und der Connecticut scheidet das Land von Neuhampshire. Landwirthschaft und besonders Viehzucht gehört zu den vorherrschenden Gewerben der unermüdlichen Bewohner dieses Staates, welcher der erste war, der nach erstrittener Unabhängigkeit 1791 in die Union aufgenommen wurde. Alle Lebensverhältnisse, sowie die Regierungsformen, sind hier ungemein einfach und man begegnet hier weniger der Alles hintenansetzenden Gewinnjagd der Nordamerikaner. Hauptstadt ist das im Mittelpunkte des Landes gelegene Montpellier am Onion mit 3000 Einw.; in Vergennes am Otterkrik ist 1828 ein Arsenal der Union angelegt worden.

4) Massachusetts, in der Sprache der Indianer das Land jenseit der Berge, 8750 engl. oder 340 deutsche ! M., mit 650,000 Einw., darunter über 7000 freie Farbige, gehört zu den am frühesten (seit 1643) eine provinzielle Einrichtung [581] besitzenden Staaten der Union. Die felsige Küste hat zahlreiche Baien und Buchten, namentlich die Cap-Codsbai, Massachusettsbai (von welcher sich sonst die Bewohner gern Baimänner nennen ließen), und das Gebiet wird von Zweigen der Apalachen, unter denen die blauen Berge, durchzogen, sowie vom Merrimak, Charles, Neponset, Housatonik, Connecticut bewässert. Die Bevölkerung zeichnete sich immer durch ihre Betriebsamkeit aus und Massachusetts hat die meisten Fabriken, betreibt den wichtigsten Makrelen-, Stockfisch-und Walfischfang, hat zahlreiche Landstraßen und Kanäle und die meisten öffentlichen Bildungsanstalten. Die Hauptstadt ist das zuerst von den drei Anhöhen, welche es umschließt, Trimontaine oder Tremont geheißene Boston (s.d.), eine der ältesten und nach Philadelphia und Neuyork die volkreichste Stadt der Union (1830 85,500 Einw.). Die auf einer Landzunge gelegene Stadt Salem hat 15,000 Einw., zwei Häfen und treibt wichtigen Handel nach Ostindien. Mit Boston durch eine 3433 F. lange Brücke über den Charlesfluß verbunden ist Cambridge mit 6000 Einw. und dem 1698 gestifteten Harvards-College, der ältesten Hochschule der V. St., desgleichen Charlestown mit 9000 Einw., wo sich ein Seearsenal und Seehospitäler der V. St. befinden. In Springfield mit 8000 Einw. am Connecticut ist die größte Waffenfabrik und ein Zeughaus der Union.

5) Rhode-Island besteht aus drei größern und einigen kleinern Inseln und einem schmalen Küstenlandstrich in der Bai von Narraganset und hat auf 1360 engl. oder 50 deutschen ! M. gegen 100,000 Einw. Der Patuket und Pacatuk münden im Gebiete dieses Staates, welcher aus zwei Ansiedelungen entstand, daher auch noch den amtlichen Namen Rhode-Island und Providence Colonien führt und 1652 einen besondern Freiheitsbrief von England erhielt, der noch sein Grundgesetz bildet. Schon 1652 verbot seine gesetzgebende Versammlung zuerst in Amerika das Halten von Sklaven. Handel und Fabriken sind die Haupterwerbsquellen dieses kleinen, aber am dichtesten bevölkerten Staates der V. St.; die Hauptstadt Newport mit 8000 Einw. auf Rhode-Island, welche Insel wegen ihrer gefunden Luft von vielen Kranken besucht wird, hat einen guten Hafen und eine Akademie. Auf dem Festlande liegt Providence mit 18,000 Einw., vielen Fabriken, einem großen Hafen und einer der ältesten gelehrten Anstalten der Union, der 1764 gegründeten Browns-Universität.

6) Connecticut, 5010 engl. oder 200 deutsche ! M. mit 320,000 Einw., unter welchen sich über 6000 freie Farbige befinden, wird vom Connecticut (d.h. der lange Fluß in ind. Sprache) durchströmt, ist vortrefflich angebaut und hat noch seine alte 1674 durch den Freibrief Karl II. erhaltene Verfassung. Für den öffentlichen Unterricht und gemeinnützige Anstalten ist hier vorzüglich gut gesorgt und schon 1817 ein Fonds von beinahe zwei Mill. Dollars vom Staate für solche Zwecke angewiesen worden. In der Hauptstadt Hartford mit 10,000 Einw. werden viel Fabriken und ansehnlicher Handel getrieben, auch besteht daselbst eine Taubstummenanstalt. Newhaven mit 11,000 Einw. an der Newgatebai, hat eine berühmte Universität (Yalscollege), eine Akademie, ein theologisches Seminar und ist sehr wichtig als Manufactur-und Handelsplatz. In Cornwall besteht eine Missionsschule, wo junge Leute aus allen Theilen der Erde zu Missionaren und zugleich zu Arzten und Dolmetschern gebildet werden.

7) Neuyork, 49,000 engl. oder 1900 deutsche ! M. mit mehr als zwei Mill. Einw., unter denen 40,000 freie Farbige sind, wird von Zweigen der Apalachen durch, zogen, welche sich indeß nicht über 8200 F. erheben, grenzt an den Erie-, Ontario- und Champlainsee, wird vom Lorenzstrome, vom Susquehannah, Delaware und vom Hudson bewässert, welcher letztere seiner reizenden Ufer wegen in Amerika so berühmt ist, wie der Rhein in Europa. An ihm ließen sich hier zu Anfang des 17. Jahrh. zuerst Holländer nieder und in den an Weideland und Weizenboden reichen Thälern des Hudson und des in denselben mündenden Mohawk hat sich von ihrer angestammten Sitte und Sprache noch viel erhalten. Ackerbau, Fabriken, Handel stehen hier im höchsten Schwunge und der letztere führte von 1790–1820 die Verdreifachung der Einwohnerzahl des Staats und aller 20 Jahre die Verdoppelung der Bevölkerung der Stadt Neuyork (s.d.) herbei, wo 1836 allein 60,000 Einwanderer landeten und für 119 Mill. Dollars Waaren anlangten. Bergbau wird auf Eisen getrieben und mehre Salzwerke, z.B. am Oneidasee, sind im Gange. Eigentliche Hauptstadt ist Albany mit 30,000 Einw. am Hudson, wo der Gouverneur residirt und die seit Eröffnung des hier beginnenden Eriekanals (1825) nach den großen westl. Seen im raschen Wachsthum begriffen ist. In dem kleinen Orte Westpoint am Hudson befindet sich die einzige Militairakademie der Union. Saratoga am gleichnamigen See hat 3500 Einw. und in der Nähe berühmte Stahlquellen, die jährlich gegen 1500 Badegäste herführen; auch ist der Ort durch die 1777 hier erfolgte Gefangennehmung des engl. General Bourgoyne mit 6000 M. geschichtlich merkwürdig. In Auburn mit 10,000 Einw. ist eine große Strafanstalt; in der Nachbarschaft dieser Stadt führt eine drei M. lange Brücke über den Senecafluß und die daran liegenden Marschländer. Rochester am Eriekanal mit 10,000 Einw. war 1815 noch ein kleines Dorf; Buffalo mit 8000 Einw. am Ausfluß des Niagara aus dem Eriesee, in welchen hier auch der Eriekanal und der Buffalofluß münden, hat für Handel und Schifffahrt eine höchst günstige Lage.

8) Neu-Jersey, 7500 engl. oder 300 deutsche ! M. mit 350,000 Einw., hat westl. den Delaware zur Grenze und bildet zwischen diesem und dem Ocean eine Art Erdzunge, mit der Raritonbai, in welche der Hudson mündet, an der einen und der Delawarebai an der andern Seite. Auch hier waren die ersten Ansiedler Holländer. Der Boden ist der Landwirthschaft nicht günstig, gleichwol hat man erst in neuerer Zeit angefangen, Manufacturen und Fabriken von Bedeutung zu betreiben, für deren Producte die benachbarten großen Handelsplätze Philadelphia und Neuyork vortheilhafte Märkte darbieten. Bergbau wird auf Eisen, Kupfer und Steinkohlen getrieben. Der Hauptort Trenton hat 9000 Einw. und liegt am Einflusse des Sapping in den Delaware, über welchen eine 500 Schritt lange, hölzerne Brücke führt, welche in acht großen, 135 F. weiten und 36 F. breiten, das Dach der Brücke zugleich tragenden Bogen hängt. In New-Brunswick mit 8000 Einw. ist eine Universität (Queenscollege) und ein theologisches Seminar, desgleichen in Princetown am Windsor Creek, welche Nassaucollegium heißt. [582] 9) Pennsylvanien, 44,950 engl. oder 1800 deutsche ! M. mit 11/2 Mill. Einw., von welchen der dritte Theil Deutsche, 30,000 freie Farbige sind, hat seinen Namen von seinem Begründer William Penn (s.d.), dessen auf frühern Reisen in Deutschland angeknüpfte Verbindungen gleich von Anfang zahlreiche Deutsche dahin zog und Stiftungen von Ansiedelungsvereinen für Pennsylvanien in Frankfurt a. M. Duisburg, Bremen und Lübeck veranlaßten. Denn nicht blos die meisten deutschen Quäker, sondern auch zahlreiche Mitglieder anderer Sekten (würtemberg. Separatisten, schles. Schwenkfeldianer, Herrnhuter u.a.) zogen aus religiösen Beweggründen über das atlantische Meer und haben ihre Nachkommen und Nachfolger zum Theil bis jetzt die freilich sehr verunstaltete Muttersprache beibehalten. Selbst neue Sekten sind dort unter ihnen entstanden, wie z.B. die Tunker, welche bei der Taufe untertauchen, und die Siebentäger, welche Ehelosigkeit fodern. Durch Eroberung erweiterte der Staat sein Gebiet bis jenseit der dasselbe durchziehenden Alleghanyberge und an den Ohio, womit nicht nur die schönste Wasserstraße nach dem Missisippithale, sondern auch unermeßliche Kohlenlager erworben wurden, welche nun das zu allen großartigen Fabrikunternehmungen unentbehrliche Brennmaterial liefern. Hauptstadt ist Philadelphia (s.d.), an Größe die zweite, an schöner Bauart die erste Stadt der V. St.; Germantown mit 6000 meist deutschen Einw., Kutschen-, Leinwand-, Lederfabriken und Strumpfwirkern, wurde 1684 von Ansiedlern aus Griesheim in der Pfalz und aus der Reichsstadt Windsheim in Franken unter Anführung des Licentiaten Pastorius gegründet. Bethlehem mit 1800 Einw. am Lehigh ist der Hauptort der Herrnhuter in den V. St. und Sitz ihres Bischofs und eines Erziehungsinstituts für Töchter; in der Manufacturstadt Lancaster mit 9000 Einw. besteht ein Franklincollegium; das gewerbfleißige Cocalico mit 5000 Einw. ist Hauptsitz der Tunker; der Sitz der Regierung des Staates ist Harrisburgh mit 5000 Einw., einem Arsenal und einer Akademie. Die wichtigste Stadt des Staates nach Philadelphia ist Pittsburgh mit 20,000 Einw., an der Vereinigung der Monongahela und Alleghany, welche den Ohio bilden, wodurch die westl. vom Gebirge gelegene Stadt mit dem Missisippi, außerdem durch Kanäle mit Philadelphia und Washington in Verbindung steht. Der Ort ist sehr regelmäßig gebaut, dient als Niederlage der auf dem Ohio und Missisippi bis an den mexican. Meerbusen zu verschiffenden Waaren und landwirthschaftlichen Producte aus einem weiten Umkreise, sowie der aus gleicher Quelle nach Philadelphia bestimmten Frachten; auch ist Pittsburgh eine der wichtigsten Fabrikstädte der V. St., wo sich mehre Glashütten, eine Kanonengießerei, Maschinenbauwerkstätten und vielerlei Manufacturen befinden. Eine Stunde davon liegt ein Zeughaus der Union und 31/2 deutsche M. ist bis zu dem 1825 von dem Würtemberger Rapp angelegten Orte Economy am rechten Ufer des Ohio, wozu der Begründer, welcher jetzt ein Siebziger ist und eine früher am Wabash gestiftete Niederlassung in Indiana (Newharmony) an Robert Owen verkauft hatte, die Ansiedler theils unter würtemb. Separatisten theils in Pennsylvanien warb. Die auf mehr als 700 Köpfe angewachsene Gemeinde lebt in Gütergemeinschaft, jede Familie bewohnt ein hübsches Häuschen mit einem Gärtchen dahinter und täglich werden zu landwirthschaftlichen oder Fabrikarbeiten im Sommer 12, im Winter 14 St. verwendet, Frauen und Kinder aber mit der Seidenwürmerzucht beschäftigt. Rapp ist Regent und Hoherpriester der Gemeinde, vor der er sonntäglich in einer großen hölzernen Kirche predigt, welche nebst seiner stattlichen Wohnung mitten im Orte liegt. An Wahlen und an öffentlichen Angelegenheiten des Staats nimmt Niemand Theil und mit Pittsburgh wird blos zum Behufe des Absatzes der erbauten und fabrizirten Producte und Waaren eine Verbindung unterhalten.

10) Delaware, 2200 engl. oder 88 deutsche ! M. mit 80,000 Einw., von denen 13,000 freie Farbige und 4000 schwarze Sklaven sind, ist nebst Rhode-Is land der kleinste der Bundesstaaten und liegt auf der Landzunge zwischen dem Delaware und der Chesapeakbai. Von 1627–55 ließen schwed. und finnische Kaufleute und Colonisten hier sich nieder, welche dann sich den Holländern unterordnen mußten, mit diesen aber 1664 unter großbrit. Botmäßigkeit kamen. Das Land wurde längere Zeit mit Pennsylvanien vereint und erst 1704 in eine besondere königl. Provinz verwandelt. Das Klima machen die Ausdünstungen des meist sumpfigen, aus altem Meeresboden bestehenden Gebietes ziemlich ungesund; nur der obere Theil ist Hochland, aber ohne Berge. Die Hauptstadt Dover hat kaum 1000 Einw., wichtiger ist Wilmington mit 12,000 Einw. an der Mündung des Christiana und Brandywine, mit einer Akademie, vielen Fabriken, bedeutendem Mehlhandel, Schiffbau; bei dem Dorfe Brandywine sind viele Mehl-, Säge-und Walkmühlen.

11) Maryland, 10,800 engl. oder 436 deutsche ! M. mit 450,000 Einw., wobei über 100,000 Negersklaven und 50,000 freie Farbige, liegt an beiden Ufern der Chesapeakbai, in welche hier der Susquehannah, Potowmak, Patuxent und Patabsco münden. Gründer dieses Staates war Sir George Calvert, nachheriger Lord Baltimore, der 1624 zur katholischen, in England damals verfolgten Kirche übertrat und hier eine Freistätte für seine neuen Glaubensgenossen stiften wollte. König Karl I. bewilligte ihm über das zur Niederlassung bestimmte Gebiet, welches der Königin Henriette Marie zu Ehren Maryland geheißen wurde, einen sehr umfassenden Freibrief, der namentlich für alle christliche Glaubensparteien vollkommene Freiheit und Gleichheit der bürgerlichen Rechte bestimmte. Das mildere Klima erlaubt hier schon den Anbau von Baumwolle, Mais und Taback; im Westen streichen Zweige der Apalachen durch das Land. Das an der Ostküste der Bai gelegene Gebiet machen Sümpfe der Gesundheit nachtheilig. Die wichtigste Stadt ist Baltimore (s.d.), der zweite Handelsplatz der V. St.; eigentliche Hauptstadt ist Annapolis an der Mündung der Severn, mit 3000 Einw., einem Hafen und einem Collegium. In Frederiktown mit 6000 Einw. leben viel deutsche Professionisten.

12) Virginien, 66,624 engl. oder 2665 deutsche ! M. mit 1,250,000 Einw., von welchen 40,000 freie Farbige und 400,000 Sklaven sind, war die erste großbrit. Besitzung in Nordamerika und hat seinen Namen zu Ehren der jungfräulichen Königin Elisabeth; auch führt es eine Jungfrau (engl. virgin) im Wappen. Nach mislungenen Versuchen des Walter Raleigh (s.d.) und John Smith legte erst im J. 1610 Lord Delaware den bleibenden Grund dieses Staates, wo 1620 durch Holländer die ersten Neger eingeführt [583] wurden und der noch vorzugsweise Pflanzerstaat ist. Kleinere Ortschaften und Dörfer sind auf dem platten Lande ziemlich selten, dagegen findet man große Gehöfte und Güter, wo in alterthümlichen, im Style des 17. Jahrh. aufgeführten Herrenhäusern die Nachkommen der Cavaliers oder doch des im östl. Virginien rein erhaltenen engl. Stammes, ihren Hof in der Mitte zahlreicher hölzerner Hütten ihrer Sklaven und farbigen Dienstleute halten, deren Arbeit mit Ausnahme von Wein, Zucker und Kaffee alle Bedürfnisse des großen Haushaltes erzielt. Das zwar unbeständige aber milde Klima läßt nicht blos Taback, Mais, Baumwolle, Reis, sondern auch Feigen, Mandeln, Granatäpfel gedeihen; der Bergbau auf Kupfer, Eisen, Blei, Steinkohlen ist kürzlich durch Entdeckung goldhaltiger Sandlager am östl. Abhange der Alleghanyberge erweitert worden, auf deren Westseite sich noch dichte Waldungen ausbreiten. Das Thal zwischen den Alleghanys und den blauen Bergen, welche sich ungefähr 20 M. von der äußerst zerrissenen, niedrigen Küste hinziehen, ist zwar theilweise rauh, hat aber große, gut angebaute Landstriche. Virginien ist vor manchem andern Staate der Union durch schöne Landschaften ausgezeichnet und einer der größten und volkreichsten. Bis 1800 machte seine Bevölkerung den fünften Theil der ganzen Volksmenge aus und für das Übergewicht politischer Bildung scheint zu sprechen, daß in den 36 Jahren von 1789–1825 mit Ausnahme von vier Jahren, lauter Virginier die Würde des Präsidenten der V. St. bekleidet haben; auch der Präsident Harrison war ein Virginier. Hauptflüsse sind der Ohio, der Potowmak, Rappahannok, James und Roanoke. Die wichtigsten Orte sind: die Hauptstadt Richmond am James mit 21,000 Einw., Waffen- u.a. Fabriken und einer Marmorbildsäule Washington's (s.d.) auf dem Platze vor dem Capitol oder Regierungsgebäude; Petersborough hat 8500, Williamsburg 1500 Einw. und ein Collegium für höhere Wissenschaften (William und Marycollege); Norfolk mit 13,000 Einw. und einem Hafen ist der wichtigste Handelsplatz von Virginien; in Charlotteville und Lexington sind Universitäten; im raschen Aufblühen begriffen ist die neubegründete Stadt Wheeling am Ohio mit bereits 8000 Einw.; die Landsitze Bridge Creek (als Geburtsort) und Mount Vernon am Potowmak (als Todesstätte) sind durch Washington merkwürdig. In der Nähe von Lexington führt über die steilen, eine 150 F. tiefe Kluft bildenden Ufer des Cedarbachs eine 60 F. breite und 90 F. lange natürliche Brücke, die aus einem 50 F. starken, mit Waldbäumen bewachsenen Felsenstück besteht. Als Naturmerkwürdigkeiten sehenswerth sind auch die Durchbrüche der Flüsse Potowmak und James durch die blauen Berge. An der südl. Grenze liegt eine weitläufige sumpfige Wildniß, Dismal Swamp, wo sich zahlreiche wilde Thiere, auch Bären und Wölfe aufhalten und die entlaufenen Negern zum Versteck und Aufenthalt dient.

Im J. 1791 wurden als ein Quadrat von 10 engl. M. Länge und Breite von dem Gebiete der Staaten Maryland und Virginien 100 engl. ! M. als Bundesgebiet und zur Anlegung einer Bundesstadt abgegrenzt. Sie bilden seitdem den unter dem Gesetz des Congresses stehenden District Columbia mit 40,000 Einw., wovon 5000 Sklaven sind, und der am linken Ufer des Potowmak gelegenen, vom Tiber durchflossenen Haupt- und Bundesstadt der V. St., Washington mit 20000 Einw. Die Anlage der Stadt, welche einen fast zwei Stunden langen und halb so breiten Raum einnehmen soll und lauter einander rechtwinklich schneidende, 90–160 F. breite Straßen bekommt, welche die Namen der Staaten führen und an den Kreuzwegen Plätze bilden, die zu Denkmälern bestimmt sind, ist aber noch sehr wenig ausgeführt. Das nach Zerstörung der Engländer im J. 1814, prächtiger 1827 vollendete, nebenstehend abgebildete Sitzungshaus für den Congreß, Capitol geheißen, besteht aus weißem Marmor, hat drei Kuppeln und eine geräumige Säulenhalle. Für den Präsidenten und die vier Staatssecretaire mit ihren Bureaux sind besondere Paläste erbaut; auch das höchste Bundesgericht, welches aus sieben Richtern besteht, hat hier seinen Sitz, wo die fremden Gesandten ebenfalls residiren. Der östl. Arm des Potowmak ist für große und schwerbeladene Schiffe bis Georgetown mit 9000 Einw. fahrbar, welches dicht bei Washington liegt und für dessen Vorstadt und Hafen gilt, obgleich 280 engl. M. vom Meere entfernt; ein großer Kanal nach Pittsburg am Ohio, der 22 Mill. Dollars kosten wird, ist noch im Werke. Am rechten Ufer des Potowmak liegt der lebhafte Handelsort Alexandria mit 10,000 Einw.

13) Nordcarolina, 49,500 engl. oder 1980 deutsche ! M. mit 750,000 Einw., von denen ein Drittel Negersklaven sind, erhielt mit Südcarolina im 16. Jahrh. seinen Namen von franz. Seefahrern zu Ehren König Karl IX., und beide waren bis 1729 vereint. Nach W. Raleigh's misglückten ersten Niederlassungsversuchen auf den zu Nordcarolina jetzt gehörenden Inseln des Pontico- und Albemarlesundes, erhielt es seine ersten Pflanzer aus Massachusetts (1662), später jedoch fast ausschließlich aus Virginien und nach längerer Zeit erst fanden sich Einwanderer aus Großbritannien, sowie einige Deutsche, namentlich Pfälzer, hier ein. Als einer der am dünnsten bevölkerten Staaten der Union, mit wenigen und nur mittelmäßigen Häfen, keiner großen Stadt und bei dem von der schwülen Temperatur mit bedingten trägen Charakter seiner auf vereinzelten Pflanzergehosten lebenden Einw., hat dieser Staat niemals wesentlichen Einfluß auf die Union ausgeübt. In neuester Zeit hat er für dieselbe doch erhöhte Wichtigkeit durch die Eröffnung reicher Goldgruben erhalten, welche im Innern zu beiden Seiten der blauen Berge liegen und mit denen in Südcarolina und Georgien jährlich mehre Mill. Dollars Ausbeute geben, weshalb auch seit 1835 hier zu Charlotte eine Bundesmünze angelegt worden ist. Der flache, sandige und sumpfige Küstenstrich ist ungesund; an demselben liegen der Albemarle- und Ponticosund, zwischen beiden aber der ungeheure Alligatorsumpf. Der Hauptort Raleigh hat 7000 Einw.; Newbern am Einflusse des Trent in den Neuß hat 4000 Einw., die viel Handel treiben und von denen die Hälfte Neger sind.

14) Südcarolina, 31,700 engl. oder 1308 deutsche ! M. mit 600,000 Einw., darunter 260,000 Negersklaven und 7000 freie Farbige, ist an der flachen Küste ungesund, im W. aber von den Apalachen durchzogenes Hochland, wo der Tafelberg bis 4300 F. sich erhebt; der Pedi, Santri und Savannah sind die Hauptflüsse. Baumwolle, Reis seit 1694, Indigo, Taback, Mais, das auch hier in neuerer Zeit entdeckte Gold sind die wichtigsten Producte. Die Bevölkerung zeichnet eine gewisse höhere Selbständigkeit des Geistes aus, welche sich durch ihre Abgeordneten beim Congresse [584] bei Gelegenheit der Berathung über das Zollgesetz und in Vertheidigung der Rechte des einzelnen Staates gegenüber der Bundesregierung geltend machte. Hauptstadt ist Columbia mit 5000 Einw. und einer Universität (Südcarolina College); wichtiger ist das 1672 gegründete Charlestown mit 30,000 Einw., wovon die Hälfte Neger sind, einem Hafen, über welchen die gesammte Ausfuhr des Staates geht und wo im Febr. und März die Pflanzer sich der Verwerthung ihrer Producte wegen auf einige Zeit einfinden. Es gibt hier mehre reiche Waisenhäuser, Hospitäler u.a. milde Stiftungen und die Juden haben eine Synagoge, stellen auch unter der freiwilligen Miliz eine Compagnie. Von dem Holsteiner Namens Jakob Schulz wurde 1821 am Savannah der Ort Hamburg gegründet, welcher schon 3000 Einw. hat und für den Baumwollenhandel wichtig zu werden scheint.

15) Georgien, 61,000 engl. oder 2440 deutsche ! M. mit 550,000 Einw., von denen 150,000 Neger und 2000 freie Farbige sind, wurde 1732 durch eine von James Oglethorpe zusammengebrachte Gesellschaft Engländer gestiftet und Georg II. zu Ehren Georgien genannt. Später wurden auch Salzburger u.a. Deutsche hier angesiedelt; als aber die Colonisten, von dem Verbot der Einführung von Negersklaven gereizt, sich gegen die Anordnungen der die Niederlassung besitzenden Gesellschaft auflehnten, gab diese der Regierung ihren Freibrief zurück und Georgien wurde 1752 königl. Provinz und in Folge dessen ein Sklavenstaat. Allerdings hat seitdem und besonders nach Einführung der Baumwollenpflanzung (1787) der Flor desselben rasch zugenommen, allein Herrsch- und Gewinnsucht kennen auch keine Grenze und achten weder Verträge noch Gesetze. Am auffallendsten hat sich das bei dem ehrlosen Benehmen des Staates wider die Indianer und namentlich wider die angesiedelten und theilweise zum Christenthum übergegangenen Cherokesen herausgestellt, die große Fortschritte in der Civilisation machten und deren Wohnsitze ihnen durch eine ganze Reihe von Verträgen gesichert waren. Allein weder diese noch der Ausspruch des höchsten Bundesgerichts gewährten ihnen Schutz, denn der letztere ward in Georgien nicht beachtet und der damalige Präsident Jackson unterließ pflichtvergessen dessen Vollstreckung. Auch hier wird in dem gebirgigen Nordw. des Gebiets viel Gold neuerdings gefunden und in Dahlonegha ist deshalb eine Bundesmünzstätte angelegt worden; die niedrige, sandige und sumpfige Küste wird durch eine Reihe vorliegender Inseln vor dem Andrange des Meeres geschützt. Das Klima ist heiß und an der Küste herrscht häufig das gelbe Fieber. Hauptorte sind: Milledgeville am Oconce mit 6500 Einw.; Augusta am Savannah mit 5000 sehr betriebsamen und meist aus den nördl. Staaten stammenden Einw.; die Hauptstadt Savannah mit 12,000 Einw. am gleichnamigen Flusse hat einen Hafen und ist der wichtigste Handelsplatz des Staates.

Das Gebiet Florida, 55,680 engl. oder 2227 deutsche ! M. mit kaum 40,000 Einw., darunter 15,000 Sklaven, besteht aus einer großen, vom mexic. Meerbusen und vom atlantischen Meere umflossenen flachen und sandigen Halbinsel. [585] welche der Apalachicola in O.-und W.-Florida theilt. Nur gegen die Mitte des Gebiets erheben sich unbedeutende Hügel; die Binnenseen, von welchen der vom St.-Johnsflusse durchflossene Georgssee der ansehnlichste ist, und umfängliche Cypressensümpfe machen mit dem heißen Klima diesen Landstrich sehr ungesund. Die Spanier gründeten hier 1565 die erste Niederlassung, mußten die Colonie 1763 an England abtreten, von welchem sie jedoch 1783 zurückgegeben wurde und überließen dieselbe 1821 als Entschädigung für zum Theil sehr zweifelhafte Foderungen an die V. St. Die meisten Spanier verließen damals das jetzt in der Mehrzahl von eingewanderten Amerikanern bevölkerte Land, die seit 1837 mit dem hier noch lebenden indian. Stamme der Seminolen (10,000) zur Vertreibung derselben einen grausamen Krieg führen, dessen Verwüstungen auch die benachbarten Staaten Georgien und Alabama mit treffen. Bis jetzt sind nur wenige Punkte dieses Gebiets angebaut und es wird beinahe nur Baumwolle ausgeführt. In Ostflorida liegt die 1565 von den Spaniern gegründete Stadt St.-Augustino mit 4000 Einw., die älteste in Nordamerika, mit dem Fort St.-John und einem Hafen, der aber nur geringe Tiefe besitzt. Seit 1824 ist der am St.-John gelegene, von den Seminolen angelegte Ort Talahasothe oder Talahassee zum beständigen Sitz der Regierung gewählt worden; er hat eine gesunde Lage und in der Umgegend viele Zuckerrohrpflanzungen. In Westflorida ist Pensacola mit 4000 Einw. im Besitz eines vortrefflichen Hafens.

16) Alabama, 52,900 engl. oder 2116 deutsche ! M. mit 315,000 Einw., von welchen 100,000 Sklaven, 600 freie Farbige sind und einer indian. Bevölkerung von nur noch einigen 1000 Köpfen, da seit 1832 mehre Stämme in die westl. Gegend übergesiedelt worden sind, gehört zu den jüngsten und am schnellsten aufgeblühten Staaten der Union. Sein überaus fruchtbares, trefflich bewässertes Gebiet erhebt sich vom mexican. Meerbusen, in welchen der Hauptfluß, der Alabama, mündet und die schöne Mobilebai bildet, allmälig bis zu 3000 F. und wird nordwestl. von Zweigen der Apalachen durchzogen. Zu den anfänglich aus Carolina und Georgien hierher einwandernden Pflanzern gesellten sich später Deutsche, Schweizer und Franzosen und vielleicht rührt von dieser Beimischung ein großer Theil des Eifers für Erziehung und Bildung her, welcher die Bewohner charakterisirt. Noch 1810 wohnten hier keine 20,000 Menschen; allein 1820 zählte man schon 144,000 und seitdem hat sich die Einwohnerschaft mehr als verdoppelt. Baumwolle, Mais und Reis sind Haupterzeugnisse und werden durch Wasserverbindungen nach dem atlant. Meere und mexican. Meerbusen ausgeführt. Hauptstadt ist Tuscaloosa mit 2000 Einw. und einer 1828 gestifteten Universität, der wichtigste Handelsplatz aber Mobile mit 10,000 Einw. an der gleichnamigen Bai, mit einem guten Hafen.

17) Missisippi, 47,660 engl. oder 1907 deutsche ! M. mit 140000 Einw., von welchen 40,000 Sklaven sind, wird vom Missisippi westl. begrenzt und die hier den Überschwemmungen desselben ausgesetzten Landstriche sind der Gesundheit weniger günstig als die höhern im O. und im N., wo starke Viehzucht getrieben wird. Sonst gleichen die Verhältnisse hier denen im vorhergehenden Alabama. Auch hier hat man angefangen, die Indianer (12,000 Köpfe) seit 1832 zur Übersiedelung im W. des Missisippi anzuhalten. Der einzige ältere, 1718 von den Franzosen angelegte Ort, die jetzige Hauptstadt Natchez am Missisippi hat gegen 4000 Einw. und zerfällt in die Unterstadt, welche dicht am Flusse liegt, oft vom gelben Fieber heimgesucht wird und wegen der Unsittlichkeit, Spielwuth und Ausgelassenheit ihrer Bewohner in ganz Amerika berüchtigt ist, während die höher gelegene Oberstadt, wo gesündere Luft herrscht, eine weit achtbarere Bevölkerung besitzt.

18) Mit Luisiana, 49,200 engl. oder 1966 deutsche ! M. mit 220,000 Einw., wovon 100,000 Sklaven, 10,000 freie Farbige sind, schließt die Reihe der an der Küste gelegnen Staaten. Die Franzosen gründeten hier 1685 die erste, nach Ludwig XIV. benannte Niederlassung, überließen ihr Gebiet aber nach dem Verlust von Canada an Spanien, von welchem sie es 1803 zurückerhielten, bei dem mit England ausbrechenden Krieg aber 1803 um 15 Mill. Dollars an die V. St. verkauften. Der Sabine macht die Grenze gegen den jetzigen Freistaat Texas und das ganze Land ist eine unabsehbare, sehr sumpfige Ebene, vom Missisippi durchströmt, welcher sich gegen seine Mündung hier in mehre Arme theilt und jährlich große Überschwemmungen verursacht. Bei der großen Wärme des Klimas ist die Luft daher der Gesundheit wenig zuträglich und hat vorzüglich auf die einwandernden weißen Nordländer einen mörderischen Einfluß. Die Anpflanzung von Reis, Mais, Zuckerrohr, Indigo, Baumwolle, Taback wird mit großem Gewinn betrieben. Der alte Stamm der Einw. ist franz. und theilweise span. Herkunft, daher auch katholisch, wird aber bereits der Zahl nach von engl.-amerikan. und europ. Einwanderern übertroffen. Die Hauptstadt Neuorleans wurde 1717 von den Franzosen am östl. flachen Gestade des 16–18 M. breiten Missisippi 22 M. oberhalb seiner Mündung in den mexican. Meerbusen gegründet und hat über 50,000 Einw., ist sehr gut gebaut und durch ihre Lage der Stapelplatz des Ein- und Ausfuhrhandels nach und von dem weiten Binnenlande. Sittenverderbniß und Luxus herrschen hier aber in einem hohen Grade. Von 10 M. unterhalb der Stadt bis ans Meer sind die Gestade des Stromes eine unwegsame, mit Schilf und Wald bedeckte Wüste; in der Nähe von Neuorleans liegen auch zwei deutsche Colonien. Der Sitz der Regierung ist seit 1829 in der neuen Stadt Donaldsonville mit etwa 4000 Einw. am Missisippi.

Hinter diesen bisher aufgezählten Staaten und Gebieten an der Küste reihen sich nun folgende acht im Innern gelegene oder Binnenstaaten an. – 19) Arkansas, 60,703 engl. oder 4228 deutsche ! M. mit 80,000 Einw., wovon mehre 1000 Sklaven sind und außerdem 12–14,000 Indianern. Der erst 1836 in die Union aufgenommene Staat hat seinen Namen von dem in den Missisippi, welcher an der Ostgrenze fließt, mündenden Arkansas, an dessen Ufern wie am Missisippi und an den in diesen gleichfalls mündenden Flüssen White und St.-Francis, große Sümpfe den Aufenthalt sehr ungesund machen. Die nordwestl. Gegenden durchzieht das Ozarkgebirge. An Stein- und Quellsalz ist großer Überfluß und während der heißen Jahreszeit überziehen sich viele Ebenen am Arkansas mit einer Salzkruste von mehren Zollen. Von Canada aus kamen schon 1685 zu Wasser franz. Ansiedler hierher, aber erst in der neuesten Zeit fanden zahlreichere Einwanderungen statt. Die Bevölkerung treibt meist Baumwollenpflanzung und eigentliche [586] Städte sind noch gar nicht vorhanden, denn Arkopolis am Missisippi, der Hauptort, sowie Arkansas und Lawrenceville haben keine 1000 Einw.

20) Tennessee, 40200 engl. oder 1608 deutsche ! M. mit 700,000 Einw., von welchen 80,000 Sklaven sind, hat seinen Namen von dem gleichbenannten Strome, welcher wie dem Cumberland dem die Westgrenze bildenden Missisippi zufließt, und ist seit 1760 hauptsächlich durch Einwanderer aus Nordcarolina angebaut worden. Das Cumberlandgebirge scheidet das Gebiet in eine östl., mit fruchtbarem Hügellande und schönen Wäldern und die zum Missisippi sich senkende westl. Abdachung. Das milde Klima zeichnet sich durch große Beständigkeit vor dem der Küstenstaaten aus und alle Getreidearten, Baumwolle, Taback, Indigo, Reis gedeihen trefflich; der Bergbau liefert Eisen, Blei und Steinkohlen. Das zur Hauptstadt ausersehene Murfreesborough hat noch keine 2000 Einw.; Mittelpunkt besonders des Baumwollhandels dieses Staates ist Nashville am Cumberland mit 9000 Einw., einigen Fabriken und einer hohen Schule. Von Joseph Bonaparte gestiftet ist Josephstadt mit 3000 Einw.; gegen 4000 Cherokesen haben sich im südöstl. Theile des Staates auf einem ihnen vorbehaltenen Gebiete angesiedelt und große Fortschritte in der Civilisation gemacht.

21) Kentuchy, 40,500 engl. oder 1520 deutsche ! M. mit 700,000 Einw., wovon 130,000 Sklaven sind, wird gegen W. vom Missisippi, nördl. vom Ohio begrenzt und vom Kentucky, Cumberland, Licking und ihren Nebenflüssen im Innern bewässert. Dieses nach Virginien unter allen nordamerik. Bundesstaaten an Naturschönheiten reichste Gebiet bietet den anmuthigsten Wechsel schön bewaldeter Berge (besonders im O.) und Hügel mit dazwischen sich ausbreitenden, reichlich bewässerten, wellenförmigen Ebenen, zum Theil mit herrlichen Bäumen ohne Unterholz bestanden und hat ein gemäßigtes, sehr gesundes Klima. Die Indianer gaben ihm den Namen Kan-tuck-ee, d.h. dunkler, blutiger Grund, weil eo durch Übereinkommen der nördl. und südl. Stämme ein seit langer Zeit unbewohntes, gemeinsames Jagdgebiet derselben geblieben war. Kühne und Abenteuer suchende Jäger aus Virginien kamen zuerst um 1750 in diese damals von zahllosen Heerden von Bison, Elen, Hirschen u.a. Wild bewohnte Landschaft, wo sich ihnen im Kampfe mit den Thieren und den ihr Jagdrevier eifersüchtig bewachenden Indianern ein erwünschter Schauplatz für ihre Kraft, Tapferkeit und Schlauheit eröffnete. Allein erst nach 1775 gesellten sich ihnen zu bleibender Niederlassung Gleichgesinnte aus Nordcarolina und Westpennsylvanien bei, worauf indessen die Bevölkerung sehr rasch wuchs, sodaß der Staat 1792 schon in die Union treten konnte. Landwirthschaft ist der wichtigste Erwerbszweig und außer Getreide wird viel Hanf und auch Taback gebaut und der Weinbau ist durch Schweizer eingeführt worden. Der freundliche Hauptort Frankfort am Kentucky mit einigen Fabriken hat über 6000 Einw.; das reizend gelegene Lexington zählt über 8000 Einw. und hat Baumwoll-, Papier-, Hanf- u.a. Fabriken. Gewerbfleiß und Handel beleben Louisville mit 6000 Einw. am Ohio; in Newport an der Mündung des Licking in den Ohio ist ein großes Zeughaus der V. St. Boonesborough am Kentucky ist das erste Dorf, welches 1769 von dem Obersten Daniel Boon, einem der kühnsten und leidenschaftlichsten Jäger aus Virginien, gegründet wurde, der von hier später in die Wildnisse von Missuri auswanderte und als er zur Jagd zu alt wurde, das Wild noch an den von ihm besuchten Quellen belauerte und erlegte und 1818 in einem Alter von mehr als 90 Jahren gestorben ist.

22) Missuri, 65,000 engl. oder 2600 deutsche ! M. mit 160,000 Einw., unter denen über 10000 Sklaven sind, ist nach seinem Hauptflusse benannt, welcher in den die östl. Grenze bildenden Missisippi fällt; im W. stößt es an den Osagedistrict und den südl. Theil berührt das Ozarkgebirge. Ehemals ein Theil des franz. Luisiana, allein erst nach dessen Abtretung an Spanien (1763) das Ziel einzelner Ansiedler von europ. Abkunft, wurde hier, nachdem Canada an Großbritannien gekommen, von canadischen Ausgewanderten am Einfluß des Missuri in den Missisippi St.-Louis oder Pancore gegründet, welches jetzt 10,000 Einw., eine gute Akademie und bedeutenden Handel hat. Der nördl. Theil ist eben und hat ungeheure, von Waldungen umsäumte Grasflächen (Prairien). Die Winter sind nur selten streng und alle Getreidearten gedeihen trefflich; im Gebirge wird Blei und Eisen gewonnen und reiche Kohlenlager sichern den Bedarf an Feuerung; auch an Salz ist Überfluß. Nach Einverleibung in das Gebiet der V. St. strömten aus diesen zahlreiche Ansiedler herbei, zu denen auch viele Deutsche (die besonders den Landstrich zwischen Missuri und Missisippi bewohnen) sich gesellt haben. Die eigentliche Hauptstadt Jefferson ist noch im Entstehen und zählt keine 2600 Einw.; Dasselbe gilt von mehren andern Orten, wie z.B. Columbia und Franklin.

23) Illinois, 27,900 engl. oder 1116 deutsche ! M. mit 200,000 Einw., unter denen zahlreiche Deutsche (der zehnte Theil), 4000 freie Indier und keine Sklaven sind, bildet eine fruchtbare Hochebene, welche westl. der Missisippi, südl. der Ohio, nordwestl. der Michichausee begrenzt, von welchem die Illinoiskette zum Missisippi streicht; der Illinois, Desplains, Chicago u.a. Flüsse bewässern das Land reichlich und bieten zugleich die vortheilhaftesten Wasserstraßen dar. Das Klima ist im N. schon ziemlich rauh, im S. aber sind die Sommer drückend heiß und Baumwolle, Mais, Hanf, Taback gedeihen sehr gut; Viehzucht wird umfänglich betrieben und im N. hat man unerschöpfliche Bleigruben entdeckt, welche bereits eine Bevölkerung von mehr als 10,000 Menschen dorthin gezogen haben. Die Hauptstadt Vandalia mit 1500 meist deutschen Einw. ist erst 1813 angelegt worden und wie mehre andere noch im Entstehen begriffen.

24) Indiana, 36,500 engl. oder 1460 deutsche ! M. mit 400,000 Einw., ohne 4000 freie Indier, wird vom Ohio gegen S., vom Wabash im W., vom Michigansee nordwestl. begrenzt, bildet eine von wenig Höhen unterbrochene Hochebene, ist sehr feucht und für Ackerbau und Viehzucht trefflich geeignet. Salz und Steinkohlen sind reichlich vorhanden. Die Hauptstadt Indianopolis am Ohio ist noch im Werden und hat kaum 2000 Einw.; Vincennes am Wabash wurde schon 1690 von franz. Ansiedlern gegründet und hat 2500 Einw. und eine gelehrte Schule. New-Harmony am Wabash wurde 1819 von dem in der Schilderung von Pennsylvanien mehrerwähnten Rapp aus Würtemberg angelegt, 1824 an den Schotten Owen verkauft, [587] der hier eine Colonie von 1000 Personen vereinigte, die sich aber 1827 schon auflöste. Im südöstl. Winkel haben Schweizer einen Ort Vevay am Ohio gegründet und treiben vorzüglich Weinbau.

25) Ohio, 39,700 engl. oder 1580 deutsche ! M. mit mehr als einer Mill. Einw., zwischen Indiana und Pennsylvanien, nördl. vom Eriesee und südl. vom Ohio begrenzt, ein ebenes und fruchtbares Land, zum Theil noch mit schönen Waldungen bedeckt und mit einem gefunden, gemäßigten Klima. In den Eriesee münden hier der Manui, Sandeski und Huron, in den Ohio der Scioto, aus welchem ein Kanal zum Eriesee geht, der große Miami und Muskingum; mehre Eisenbahnen befördern den Verkehr. Die Bevölkerung ist in Bezug auf Religionsbekenntnisse gemischter, als in irgend einem andern Staate der Union, zeichnet sich aber durch Gesittung und Bildung vortheilhaft aus. Der Anbau des Landes hat unter wesentlichem Einflusse deutscher Ansiedler große Fortschritte gemacht und schon sind auch Manufacturen und Fabriken im Entstehen; für Unterrichtsanstalten und Schulen wird eifrig gesorgt. Die neue Hauptstadt Columbus am Scioto zählt schon mehre 1000 Einw., die bedeutendste ist jedoch Cincinnati am Ohio mit 40,000 Einw., der wichtigste Handelsort des Staates mit guten Schulanstalten, mehren Fabriken, Buchdruckereien und der Sammelplatz aller Reisenden, welche aus den westl. in die östl. Staaten und umgekehrt sich begeben wollen. Als ein Beispiel, welcher Umsatz in Producten der Landwirthschaft hier stattfindet, wird angeführt, daß allein jährlich 130,000 Schweine hier geschlachtet und mit den zahlreichen Dampfschiffen versendet werden, deren 30–40 gleichzeitig hier vor Anker liegen. New-Lisbon und Canton, jedes mit 2000 Einw., sind meist von Deutschen bewohnt; am Ohio- und Eriekanäle hat ein gewisser Bäumler aus Ulm auf 40,000 von ihm erkauften Ackern Land 1818 eine, der bei Pennsylvanien erwähnten Rapp'schen Niederlassung ähnliche, auf Gütergemeinschaft begründete errichtet, deren Regent und Hoherpriester er gleichzeitig ist. Während der ersten sieben Jahre durften seine mit Urbarmachung des Bodens beschäftigten Genossen nicht heirathen, was ihnen erst seit 1825 erlaubt wurde. Jetzt sind ihrer mehr als 500 und die Gesellschaft befindet sich in sehr günstigen Verhältnissen.

26) Michigan, 38,000 engl. oder 1520 deutsche ! M. mit mehr als 150,000 Einw., unter denen viele Deutsche, ist eine vom Michigan-, Huron- und Eriesee umgebene Halbinsel mit hügeligem, theilweise bewaldetem und sandigem, reichlich bewässertem Boden. Das Klima gleicht dem von Obercanada und die Winter sind streng, ist aber dem Getreidebau nicht hinderlich. Die Bevölkerung ist in neuester Zeit erst sehr schnell gestiegen und der Staat nur seit 1836 in die Union aufgenommen. Die Hauptstadt Detroit mit 3000 Einw. an den reizenden Ufern des St.-Clairflusses und Sees ist schon 1670 durch franz. Ansiedler gegründet worden. Der nördlichste hier von den Weißen besetzte Punkt ist das sogenannte amerik. Gibraltar, das Fort Michillimackinack auf der gleichnamigen Insel zwischen dem Michigan- und Huronsee, wo ein starker Pelzhandel mit den Indiern stattfindet.

Zu diesen 26 Staaten kommen außer den schon erwähnten Gebieten Columbia und Florida das erst 1836 gebildete Gebiet Wisconsin westl. vom Michigansee bis zum obern Laufe des Missisippi; ferner die sogenannten Westerndistricte oder alles Land westl. vom obern Missisippi, vom Missuri und Arkansas bis zum stillen Meere. Dieses an Flächenraum dem übrigen Gebiete der Union wenigstens gleiche Gebiet ist ihr zwar durch Verträge abgetreten, von ihr indeß, bis auf einzelne daselbst zum Pelzhandel eingerichtete Militairposten, nicht eigentlich in Besitz genommen worden. Unter diesen stehen mehre östl. von dem Felsengebirge (Rocky Mountains) abgetheilte, wie das ganze Gebiet der von Indianern bewohnten Districte (der Huron-, Sioux-, Mandan-, Osage-, Ozarkdistrict), welche über eine Mill. engl. ! M. enthalten und von ungefähr 300,000 Indianern und 15,000 Weißen bewohnt werden. Die Erstern zerfallen in viele, in häufiger Feindschaft lebende Stämme und nur einige neuerdings aus W. hieher verpflanzte (die Cherkees, Creeks, theilweise auch die Osagen) legen sich auf Ackerbau und wohnen in Dörfern. Die dort verweilenden Weißen betreiben hauptsächlich die Jagd auf Pelzthiere und heißen im Allgemeinen Trapper (Fallen- und Schlingensteller oder Jäger). Viele von ihnen sind entlaufene Verbrecher und Verbannte und im Allgemeinen sind diese Trapper eine ebenso verwegene als rohe und auch ruchlose Art Menschen. Die jenseit der Felsengebirge hausenden Indianer werden sehr wild und gefährlich geschildert, doch treiben mehre Stämme derselben Handel mit den Weißen; dieses ganze Gebiet heißt Oregandistrict und nur eine Niederlassung ist hier an der Mündung des Oregan oder Columbia gestiftet worden, die Astoria heißt und einen guten Hafen hat.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 575-588.
Lizenz:
Faksimiles:
575 | 576 | 577 | 578 | 579 | 580 | 581 | 582 | 583 | 584 | 585 | 586 | 587 | 588
Kategorien:

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Reigen

Reigen

Die 1897 entstandene Komödie ließ Arthur Schnitzler 1900 in einer auf 200 Exemplare begrenzten Privatauflage drucken, das öffentliche Erscheinen hielt er für vorläufig ausgeschlossen. Und in der Tat verursachte die Uraufführung, die 1920 auf Drängen von Max Reinhardt im Berliner Kleinen Schauspielhaus stattfand, den größten Theaterskandal des 20. Jahrhunderts. Es kam zu öffentlichen Krawallen und zum Prozess gegen die Schauspieler. Schnitzler untersagte weitere Aufführungen und erst nach dem Tode seines Sohnes und Erben Heinrich kam das Stück 1982 wieder auf die Bühne. Der Reigen besteht aus zehn aneinander gereihten Dialogen zwischen einer Frau und einem Mann, die jeweils mit ihrer sexuellen Vereinigung schließen. Für den nächsten Dialog wird ein Partner ausgetauscht indem die verbleibende Figur der neuen die Hand reicht. So entsteht ein Reigen durch die gesamte Gesellschaft, der sich schließt als die letzte Figur mit der ersten in Kontakt tritt.

62 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon