[927⇒] Kanārische Inseln, span. Islas Canarĭas, span. Provinz, im Atlant. Ozean, an der Westküste von Nordafrika [Karte: Spanien und Portugal I, 8], 7273 qkm, (1900) 358.564 E.; davon sieben größer und bewohnt: Teneriffa, Gran Canaria, Palma, Lanzarote, Fuerteventura, Gomera, Ferro. Sämtlich vulkanischen Ursprungs und gebirgig; höchster Gipfel der 3716 m hohe Pico de Teyde auf Teneriffa; sehr fruchtbar, Klima herrlich, deshalb im Altertum Fortunatae Insulae (Glückliche Inseln) genannt. Hauptausfuhrartikel: früher Wein (Kanariensekt, s.d.), Jetzt Cochenille, Zwiebeln, Kartoffeln. Älteste Bewohner der Guanchen (s.d.); seit Ende des 15. Jahrh. spanisch. [⇐927]
[552⇒] Kanārische Inseln (Islas Canarias), eine Provinz Spaniens bildende Inselgruppe an der Westküste von Afrika, zwischen 27°30'29°30' nördl. Br. und 13°17'18°10' westl. L., die sich in einem 556 km langen Bogen von der Küste 90 km (Fuerteventura) bis 300 km (Palma) entfernt hinzieht, aus fünf kleinern unbewohnten Felseninseln (s. das Textkärtchen): Graciosa, Alegranza, Santa Clara, Lobos, Rocca, und sieben größern: Hierro oder Ferro, Palma, Gomera, Tenerife, Gran Canaria, Fuerteventura und Lanzarote (s. d.) besteht und 7624 qkm groß ist. Die Inseln erheben sich aus tiefem Meer (zwischen mehreren Inseln bis 1000 m) in steilen vulkanischen Massen bei selten sandiger Strandbildung zu bedeutender Höhe. Die westlich von 15° gelegenen Inseln Gran Canaria, Tenerife, Gomera, Palma und Ferro sind jüngern vulkanischen Ursprungs (die fast kreisrunden Inseln Gomera und Gran Canaria werden fast ganz von alten Vulkanen eingenommen); der Pico de Teyde auf Tenerife erreicht 3730, der Pico de la Cruz auf Palma 2358 m. Sie sind sämtlich dicht bewaldet und bergen in ihren radial eingeschnittenen Erosionstälern die ganze Fülle subtropischer Vegetation. Die östlichen Inseln Fuerteventura und Lanzarote sind dagegen dürr und baumlos, von der afrikanischen Küste herübergewehter Sand bedeckt in Dünen weite Landstriche; doch sind die Inseln für Viehzucht wohlgeeignet. Sie sind weit niedriger als die westlichen Inseln; Fuerteventura erreicht nur 844 m, Lanzarote 684 m. Die Laven sind vorwiegend basaltischer, andesitischer und phonolithischer Natur. Sie wechsellagern mit Tuffschichten (Toscalos), die leicht verwittern und Anlaß zu interessanten Höhlenbildungen geben. Auf Palma, Fuerteventura und Lanzarote, welch letztere Insel eine lange Reihe von Kratern aus den Jahren 173037 trägt, sind unter den vulkanischen Gebilden auch ältere Gesteine, zumal Diabase, beobachtet worden. Besonders groß ist die Zahl der erloschenen Aschenkegel mit weiten Kratermündungen und der Lavafelder (Malpais oder Volcanos), die oft reich bewässert und unvergleichlich fruchtbar sind, wenn starke Schichten vulkanischer Asche sich darüberlagern. Vulkanische Ausbrüche und Erdbeben, welche die Inseln mehrfach heimsuchten und besonders Lanzarote von 173037 in schrecklichster Weise zerstörten, sind jetzt seltener geworden; Palma mit der berühmten Caldera und dem Barranco (s. d.) hatte die letzte Eruption 1677 und 1678, Tenerife 1798, Lanzarote mit dem noch schwach tätigen Montana de Fuego (533 m) 1824. Der Pik von Tenerife hat nur noch eine schwache Solsatara. Gomera und Gran Canaria gelten für die wasserreichsten Inseln. Die Täler werden von Bächen durchflossen, die im Sommer nicht das Meer erreichen und nur durch ein künstliches System von meilenweit an den Gebirgen hinziehenden Wasserleitungen nutzbar gemacht werden. Die Landschaft dieser »glücklichen Inseln« (Insulae fortunatae der Alten) ist überreich an Schönheiten. Ihr Charakter beruht auf einer wunderbar gezackten Form der Bergkämme, auf dem Gegensatze pflanzenloser roter und schwarzer Felsenmassen mit der Üppigkeit einer subtropischen Vegetation sowie endlich auf dem feuchten Schmelz der immergrünen Lorbeerförsten, bei der Durchsichtigkeit der Atmosphäre, der Umschau auf das Meer und einer fast überall zerstreut auftretenden ländlichen Kultur.
Das Klima ist mild und gesund, namentlich für Brust- und Nervenleidende sehr wohltuend; es gehört zu den gleichmäßigsten der Erde. Seewinde kühlen die Hitze, Schnee und Eis sind in den bewohnten Tälern unbekannt. Vom November bis März fällt gelinder Regen; im März steht der herrlichste Frühling in vollem Flor; im April wird in den Küstengegenden das Korn geerntet. Sommer und Herbst sind völlig trocken und wolkenlos. Regenmenge auf Tenerife (Laguna) 55 cm, davon von Oktober bis April 52 cm. Juni bis September fast regenlos. September und Oktober sind mit durchschnittlich 30° die heißesten Monate; niedrigste Temperatur im Winter etwa 10° Mittlere Temperatur zu Tenerife (Santa Cruz) Jahr [⇐552][553⇒] 21,6°, Januar 17,6°, April 19,6°, Juli 25,4°, Oktober 23,7°. Vor Eintritt der Winterregen wehen öfters aus der Sahara die schwülen, dicke Nebel erzeugenden Levante- oder Südostwinde, die auch oft Heuschrecken mitführen. Die Inseln besitzen eine reiche endemische Flora, die zwar durch Erikazeen und andre immergrüne Gesträuche einen westeuropäischen Charakter erhält, zugleich aber durch waldbildende, immergrüne Laurazeen und afrikanische Florenelemente ein eigenarnges Gepräge zeigt. Die untere Strauch- oder Sukkulentenregion, die je nach der Nord- oder Südlage bis 500 oder 800 m hinaufsteigt, zeigt neben der Dattelpalme (Phoenix canariensis) die Tamariske (Tamarix canariensis) und zahlreiche, den Kakteen gleichende Euphorbia-Arten. Daneben ist ebenso häufig die die Kapkolonie bewohnende Komposite Kleinia neriifolia, und mehr als 20 endemische Krassulazeen-Arten kennzeichnen diesen Gürtel, in dem namentlich Opuntien zur Kochenillegewinnung angebaut sind. In der immergrünen Lorbeerwaldregion, bis etwa 1200 m, sind die wichtigsten Bäume: Laurus canariensis, Persea indica, Oreodaphne foetens und der der Vegetation ihren eignen Charakter ausdrückende Drachenbaum (Dracaena Draco). Die Region der Nadelhölzer und Erica-Sträucher folgt bis etwa 1800 m. Pinus canariensis mit Untergesträuch von Cistus- und Daphne-Arten sowie Juniperus Cedrus und J. brevifolia gehören hierher.
Unter den Erikazeen wiegen Erica scoparia und E. arborea vor. Die weiße Retama (Spartocytisus nubigenus), ein fast blattloser Ginsterstrauch, bezeichnet auf Tenerife, oberhalb der Baumgrenze, auf den trocknen Bimssteingeröllhalden eine charakteristische subalpine Region. Ein Cytisus und wenige Stauden gesellen sich ihm bei.
Mit ihrer Tierwelt bilden die Inseln einen Teil der mittelländischen Subregion der paläarktischen Region. Die einzigen einheimischen Säugetiere sind zwei europäische Arten Fledermäuse. Die Landvögel, etwa 50 Arten, tragen ganz europäischen Charakter, nur einige Arten sind den Inseln eigen, andre diesen und andern atlantischen Inselgruppen gemeinsam. Der wilde Kanarienvogel mit gelblichgrünem Gefieder lebt in großen Flügen auf allen baumreichen Inseln. Reptilien, Amphibien und Süßwasserfische treten völlig zurück. Die Mollusken und die Insektenfauna, unter der allein 1000 Arten Käfer bekannt sind, enthalten manche eigne Arten.
Die Bevölkerung (1900: 358,564, davon 166,505 männlich, 192,059 weiblich) besteht aus Mischlingen von Spaniern mit den ursprünglichen Bewohnern, den Guanchen (s. unten), sowie mit normannischen, flandrischen und arabischen Einwanderern. Die weiße Farbe herrscht durchweg, nur auf Gran Canaria gibt es einige Negerdörfer. Die Kanarier sind ehrlich, mäßig, zuverlässig, arbeitsam, voll Pietät für das Alter und von unbegrenzter Gastfreundschaft. Auch ihre natürliche Begabung ist groß. Die Gruppe ist geteilt in Bistümer: Las Palmas und San Cristobal de la Laguna, die beide unter dem Erzbischof von Sevilla stehen. Für die höhern Stände bestehen gute [⇐553] [554⇒] Schulen; die Volksbildung ist aber so gering, daß etwa 80 Proz. der Bevölkerung nicht lesen können. Hauptbeschäftigung der Einwohner bilden Ackerbau, Viehzucht und Schiffahrt; doch herrscht im allgemeinen Armut, da große Majorate bestehen, die Felder meist von Pächtern bebaut und schwere Steuern erhoben werden. Von der anbaufähigen Fläche werden 32,270 Hektar bewässert, 11,814 Hektar sind Gärten u. a., 4981 Hektar sind mit Getreide bestellt, 4747 Hektar Weinberge, 3785 Hektar Obstpflanzungen. Nicht bewässerbar sind 113,866 Hektar Getreidefelder, 6346 Hektar Weinberge, 3785 Hektar Obstpflanzungen. 144,290 Hektar sind von Wald bedeckt. Früher war Wein (Kanariensekt) eins der Hauptprodukte der Inseln, doch vernichtete seit 1852 die Traubenkrankheit den Weinbau fast vollständig; seit 1870 hat man ihn wieder aufgenommen. Die früher blühende Kochenillezucht betrug 1895 nur noch 1,883,320 Mk. (1869: 15,800,000 Mk.). Bedeutend ist der Anbau von Zwiebeln u. Kartoffeln, die nach Westindien ausgeführt werden, sowie von Weizen, Gerste, Roggen, Mais, Tabak, Orangen, Bananen etc. Auch die Soda liefernde Barillo (Mesembryanthemum crystallinum) sowie Maulbeerbäume für die Seidenraupenzucht werden gebaut. Die geringe Industrie erzeugt nur seidene und wollene Stoffe sowie grobes Leinen. Der Handel (meist in englischen Händen) hat sich sehr gehoben, seitdem 1852 die Inseln (Ferro ausgenommen) zu Freihäfen erklärt wurden. Zwischen den einzelnen Inseln besteht ein reger Verkehr durch Segelschiffe. Mit Cadiz und Puerto Rico ist Tenerife durch spanische Postdampfer verbunden, Tenerife, Gran Canaria und Lanzarote durch englische Dampfer mit Liverpool und Gibraltar. Haupthäfen sind Santa Cruz de Tenerife und Las Palmas. Ein spanisches Staatskabel führt von Cadiz nach Tenerife (Landungspunkt Jurada) und von da (Landungspunkt Tejita) ein französisches Staatskabel nach Saint-Louis in Senegal. Tenerife ist außerdem über Gran Canaria mit Lanzarote sowie mit Las Palmas durch Staatskabel verbunden. Der Gouverneur sowie der Kommandant der kleinen spanischen Truppenabteilung residiert in Santa Cruz de Tenerife. Zu Verwaltungszwecken besteht eine Einteilung in zwei Divisionen, jede zu drei Distrikten. Außer der Garnison gibt es noch eine einheimische Miliz; Santa Cruz de Tenerife und Las Palmas sind Festungen.
Die Kanarischen Inseln waren wahrscheinlich schon den Phönikern bekannt; die Alten verlegten (seit Plinius, der den Namen »Canaria« von der Menge großer Hunde herleitet) auf die »glücklichen« oder »seligen« Inseln (vorher nannte man Madeira so) ihre elysäischen Gefilde. Daß die Karthager zu ihnen gelangt waren, zeigt die Gesandtschaft, die der mauretanische König Juba 40 v. Chr. hierher sandte. Im 12. Jahrh. sahen die Araber den Archipel; 1341 unternahmen die Portugiesen eine Fahrt hierher, infolge deren Luis de la Cerda, ein Urenkel Alfons' X. von Kastilien, sich 1344 von Papst Clemens VI. zu Avignon zum König der Kanarischen Inseln krönen ließ. Doch betrat er seinen Besitz niemals, und der Admiral Robert von Bracamonte, dem Heinrich III. von Kastilien die Inseln geschenkt hatte, besuchte zwar Lanzarote, übertrug aber seine Rechte bald auf Johann von Béthencourt. Dieser landete 1402 mit einigen Abenteurern auf Lanzarote und eroberte bis 1405 dieses sowie Fuerteventura, Gomera und Ferro. Des noch nicht eroberten Tenerife suchte sich Portugal, obschon vergeblich, zu bemächtigen. Ferdinand der Katholische kaufte die genannten Inseln von Didaco Herrera für 15,000 Dukaten, und bis 1496 wurden auch Gran Canaria, Palma und Tenerife ihren ursprünglichen tapfern Bewohnern, den Guanchen, entrissen, die dabei bis auf wenige Reste, die sich mit den Spaniern vermischten, zugrunde gingen. Im März 1902 veranlaßte eine autonomistische Bewegung das Einschreiten der spanischen Regierung.
Vgl. L. v. Buch, Physikalische Beschreibung der Kanarischen Inseln (Berl. 1825); Barker-Webb und Berthelot, Histoire naturelle des îles Canaries (Par. 183650, 3 Bde.); v. Fritsch, Reisebilder von den Kanarischen Inseln (Gotha 1867); »Les îles Fortunées, ou l'archipel des Canaries« (Par. 1869, 2 Bde.); F. v. Löher, Nach den Glücklichen Inseln, kanarische Reisetage (Bielef. 1876); Berthelot, Antiquités canariennes (Par. 1879); Millares, Historia general de las islas Canarias (Las Palmas 188295, 8 Bde.); Christ, Eine Frühlingsfahrt nach den Kanarischen Inseln (Basel 1886); Stone, Tenerife and the Canary Islands (2. Aufl., Lond. 1889); Verneau, Cinq années de séjour aux îles canariens (Par. 1890); Whitford, The canary Islands as a winter resort (Lond. 1890); Taylor, Health resorts of the Canary Islands (das. 1893); V. Meyer, Märztage im Kanarischen Archipel (Leipz. 1893); Hans Meyer, Die Insel Tenerife (das. 1896); Kurt Müller, Die Kanarischen Inseln, in der Festschrift für den 18. deutschen Geographentag in Breslau 1901); Margry, La conquête et les conquérants des Îles Canaries (Par. 1896); Reisehandbücher von Ellerbeck (Lond. 1892), Browne (7. Aufl., das. 1903) u. a.; Karte von M. Pérez y Rodriguez (4 Blatt, Madr. 189698). [⇐554]
[625⇒] Canarische Inseln (spanisch Las Canarias), eine Inselgruppe des nordwestlichen Afrika, im Westen der marokkanischen Küste, nur 15 Meilen vom Cap Bojadorentfernt, von 27°37' bis 29°30' nördl. Breite u. 0°30' westl. Länge bis 5° östl. Länge, haben ein Areal von 152,56 QM. u. bestehen aus 7 größeren bewohnten u. 5 kleineren unbewohnten Inseln. Sämmtlich bergig, erheben sie sich zu sehr bedeutenden Höhen; der höchste Punkt ist der Pico de Teyde auf Teneriffa, 11,430 Fuß, nebst der Felsenkette von Guajara, 10,400 Fuß, die Sierra de Palma auf Palma, 67000 Fuß, u. auf Gran-Canaria der Pico des Pozo de las Nieves, Nueblo u. Sancillo, 45000 Fuß; die ganze Gruppe ist durchaus vulkanisch, die meisten Krater jedoch erloschen; auf Palma erfolgten noch 1677 Lavaergüsse, auf Lancerote noch 173036 u. 1824. Das beständig milde Klima ist eins der trefflichsten auf Erden; Schnee beständig nur auf den höchsten Theilen von Teneriffa u. Palma. Im Winter verursachen die heftigen Regengüsse oft verwüstende Überschwemmungen; auf einigen Inseln ist aber auch wiederum der Regen Jahre lang ausgeblieben. Die Vegetation, begünstigt durch Klima u. fruchtbaren Boden, ist nach dem verschiedenen Niveau sehr verschieden, hat aber in Folge der Colonisation einen ganz anderen Charakter angenommen, als vor der Entdeckung von Amerika, wie denn z.B. die großen Drachenblutwälder fast ganz ausgerodet sind. Hauptproducte sind Öl, Getreide, europäische Baumfrüchte, Zucker (bes. früher), Wein (bes. auf Teneriffa) u. Orseille; aus der Thierwelt Ziegen u. Esel, sowie Hirsche (auf Gomera); das Dromedar ist seit Jahrhunderten eingeführt. Unter den Vögeln erscheint der Canarienvogel in ganzen Banden; Bienen in der Retamagegend; Seidenraupen, Cochenille auf Teneriffa. Die Bevölkerung von 257,700 Seelen ist katholisch u. trägt wesentlich spanischen Charakter; die Urbewohner, die Guanches, von berberischem Stamme, sind in ihr vollständig aufgegangen. Hauptbeschäftigung ist Acker- u. Weinbau, doch ist nur etwa 1/7 des Bodens cultivirt; ansehnlicher Fischfang, bes. auf Stockfisch, wird an der gegenüberliegenden afrikanischen Küste betrieben. Industrie fehlt fast ganz; Seidenstoffe werden auf Palma u. Branntwein auf Fuerteventura u. Gomera, beides für den Export nach der Havanna, fabricirt. Der Handel steht in keinem Verhältniß zu der günstigen Lage des Archipels; Hauptexporte sind Wein, Getreide, Branntwein, Barilla (natürliche Soda), Orseille; dann Cochenille, Ziegenhäute, Harze, Honig u. Wachs, Salz u. etwas Seide. Der Handelsverkehr ist am bedeutendsten mit England, wie denn auch vorzugsweise Engländer den Handel auf den C. I. selbst betreiben; von Spanien finden sich jährlich höchstens 1820 kleine Schiffe ein. Doch scheint sich seit der Erklärung der C. I. zu Freihäfen (1852) der Handel etwas zu heben. Die C. I. bilden eine besondere Provinz des Königreichs Spanien; sie stehen unter einem Generalgouverneur, der zu Santa-Cruz auf Teneriffa residirt, u. zerfallen in 3 Verwaltungs- u. 8 Gerichtsdistricte. Die Einkünfte (4,650,000 Realen) decken die Verwaltungskosten nicht. Die Geistlichkeit steht unter einem Bischof; der Schulunterricht ist sehr vernachlässigt; höhere Schulen gibt es gar nicht. Die Miliz zählt in 8 Bataillonen 11,600 Mann. Über die 7 größeren Inseln Hierro (Ferro), Gomera, Palma, Teneriffa, Canaria, Fuerteventura u. Lancerote s.d. a. Vgl. L. von Buch, Beschreibung der Canarischen Inseln, Berl. 1825, mit Atlas; Mac-Gregor, Die Canarischen Inseln nach ihrem gegenwärtigen Zustande, Hannov. 1831; Parker, Webb u. Berthelot, Hist. naturelle des Isles Canaries, Par. 183649, Bd. 19, mit Atlas. Die C. I. wurden im Alterthum Insulae Atlanticae (I. fortunatae, I. Hesperidum), später Planariae u. Canariae genannt; nach Ptolemäos u. Plinius hießen sie: Ombrios (Pluvialia), Junonia, Capraria (Casperia) u. Canaria (Planavia, Nivaria, Convallis). Im 12. Jahrh. landeten Araber (wahrscheinlich auf den östlichen Inseln der Gruppe Fuerteventura u. Lancerote) u. fanden röthliche u. schwarzbraune, langhaarige Leute [⇐625][626⇒] mit schönen Frauen, die Ackerbau trieben u. gastfrei waren (Guanches); ihre Häuptlinge hießen Menzeys. Nachdem im 13. Jahrh. die Genuesen unter Tedisio Doria u. Ugolino Vivaldi u. 1341 der Florentiner Angiolino del Tegghia wirklich die Inselgruppe gesehen u. besucht hatten, schenkte Papst Clemens VI. 1344 dieselbe dem spanischen Prinzen Ludwig de la Cerda, der jedoch nie in den Besitz derselben kam. 1400 (1402) landete der normannische Baron Jean Bethencourt an den C. J., mit denen ihn Heinrich III. von Castilien belehnt hatte u. zu deren Eroberung ihn derselbe auch unterstützte; er eroberte Ferro u. zwei andere Inseln, aber sein Neffe Marciot de Betyencourt mußte diese Inseln dem Infanten Heinrich von Portugal 1424 überlassen. 1455 besuchte Cadamosto auf dessen Befehl jene Inseln; damals waren die drei bedeutendsten, Canaria, Teneriffa u. Palma, noch nicht unterworfen; erst seit 1478 eroberte sie Fernandez de Lugo für Castilien, aber nicht ohne den kräftigsten Widerstand der Guanches, u. wohl nur durch ein friedliches Übereinkommen wurden die Spanier Herren, denn Lugo gab einem der Häuptlinge seine Tochter in die Ehe. Sieger u. Besiegte verschmolzen zu Einem Volke, doch tritt in Sitten u. Gebräuchen der afrikanische Typus noch sichtbar hervor, wenn auch die Besiegten Christen geworden sind u. ihre Sprache bis auf wenige Spuren vergessen haben; 2) Gruppe meist unbewohnter molukkischer Inseln; bringen Gewürze u. Hölzer. [⇐626]
[776⇒] Canarische Inseln, Canarias, span. Inselgruppe im atlantischen Ocean, der Westküste von Afrika gegenüber, besteht aus 7 bewohnten und 13 unbewohnten Inseln, mit einer Oberfläche von 151 QM. und 258000 E. Die bewohnten heißen: Teneriffa, Gran Canaria, Palma, Lanzarote, Fuertadventura, Gomera, Ferro. Die C. sind sämmtlich vulkanischen Ursprungs; auf Teneriffa befindet sich der berühmte Vulkan Pic de Teyde, der jedoch seit 1704 zu den ruhenden gehört; er ist 11850' hoch und für die Geologie durch die Untersuchungen Al. von Humboldt u. Leop. von Buch wichtig geworden; Lanzarote hat 3 thätige Vulkane. Flüsse haben die C. keine, die hohen Berge aber geben zahlreichen Quellen den Ursprung; das Klima ist vortrefflich, durch die Seeluft gekühlt u. die Inseln liefern die Producte der warmen und gemäßigten Zonen bis zu den Alpenpflanzen; bekannt ist in dieser Hinsicht die natürliche Gruppirung der Pflanzen in aufsteigender Linie am Pic sowie in dem Garten des span. Statthalters nach künstlicher Anordnung: Pisang, Dattelpalme, Drachenblut, Zuckerrohr. Olive, Kastanie. Weinrebe, Mais, Weizen, Lorbeer, Fichte, Farrenkräuter, Cedernwachholder, Alpenpflanze (Arabis alpina). Gegenstände der Ausfuhr sind: Südfrüchte, Wein. Seide, Orseille, besonders aber Soda. Der Hauptpunkt für den Handel ist Teneriffa, das als Haltstation zwischen Europa und Südamerika den Seefahrer einladet (Häfen Orotava und Santa Cruz). Die Inseln bilden eine eigene span. Provinz mit der festen Hauptstadt Santa Cruz de Teneriffa. Den Alten waren sie als die »glücklichen Inseln« bereits bekannt; in späteren Zeiten mußten Spanier und Portugiesen sie wieder entdecken und im 15. Jahrh. wurden sie von Spanien nach langem Widerstande erobert; die Einwohner, Guanchen, wahrscheinlich ein maurischer Stamm, verschmolzen mit den Spaniern, so daß auch von ihrer Sprache keine oder nur unbedeutende Reste übrig sind. [⇐776]
[58⇒] Kanarische Inseln. 12 Eilande an der Westküste von Afrika, den Europäern bekannt durch ihre Erzeugnisse und manche wunderbare Sagen, haben einen Flächenraum von 150 Quadrat M. und 200,000 Ew. Teneriffa, Fortaventura, Kanaria, Palma, Gomera, Lancerotto und Ferro sind bewohnt. Was die nördliche und südliche Zone an Früchten aufzuweisen hat, findet man dort, der Wein, das Getreide, das köstlichste Obst, die trefflichen Palmensorten wachsen mit Orangen und Lorbeeren verschwistert auf diesen Bruchstücken der glücklichen Atlantis, deren Bewohner leider so untergegangen sind, wie das Land, welches sie bewohnten, und von welchem nur diese letzten Spuren noch übrig blieben. Dieses Volk (die Guanches), gehörte zu den kultivirtesten, welche der alten Zeit bekannt waren. Die Spanier und Portugiesen, damals, als sie mit [⇐58][59⇒] den Mauren zugleich die pyrenäische Halbinsel bewohnten, ritterlich und gebildet, rühmen es als ein kenntnißreiches, ehrliebendes, kühnes Volk, dessen höchster Ruhm in der Achtung des schönen Geschlechtes und in seinen Sitten gelegen. Leider wissen wir von dieser verschwundenen Bevölkerung wenig mehr, nur Mumien reden noch zu uns, die man in Felsenspalten und Höhlen findet.
V. [⇐59]
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