Leo [2]

[274] Leo. I. Fürsten. A) Griechische Kaiser: 1) L. I. der Große, Thracier von Geburt, war Anfangs Tribun des Kaisers Marcian, folgte diesem 457 als Kaiser des Byzantinischen Reichs u. soll zuerst kirchlich gekrönt worden sein; er hatte fortwährend Kämpfe mit den Gothen, verlor seine Flotte, welche er gegen die Vandalen in Afrika geschickt hatte, u. war ein Gegner der Eutychianer; er st. im Januar 474. Seine Gemahlin war Älia Verina, von welcher er zwei Töchter, Ariadne u. Leontia, hinterließ. 2) L. II., Enkel des Vorigen, Sohn Ariadnes u. des Zeno Isauricus, folgte 474,3 Jahre alt, auf Leo I. unter der Vormundschaft seines Vaters, starb aber schon 10 Monate darauf, von seinem Vater vergiftet. 3) L. III. der Isaurier, der Sohn eines Schuhmachers aus Seleucia in Isaurien, war in seiner Jugend Krämer, wurde dann Soldat u. schwang sich unter Anastasius II. zum Befehlshaber der orientalischen Truppen auf; er wurde 717 nach Theodosius III. zum Kaiser erwählt, verbot den Bilderdienst, weshalb sich die Griechen u. Insulaner der Cycladen empörten, ihn absetzten u. Kosmos als Gegenkaiser wählten, welcher mit einer Flotte vor Constantinopel erschien, aber gefangen u. enthauptet wurde; die Kämpfe in der Bilderangelegenheit dauerten während seiner ganzen Regierung; er st. im Juni 741; von seiner Gemahlin Maria hinterließ er einen Sohn, Constantin, welcher ihm folgte. 4) L. IV. Chazaras (weil seine Mutter die. Tochter eines Chazarenkhans war), Enkel des Vorigen, Sohn Constantins IV., an Geist u. Körper schwach, folgte seinem Vater 775 u. st. 780; er war vermählt mit Irene u. hatte zum Nachfolger seinen Sohn Constantin V. 5) L. V. der Armenier, Sohn Bedas, Feldherr des Kaisers Michael Rhangabes u. 813 dessen Nachfolger, führte Kriege mit den Bulgaren, verfolgte die Bilderverehrer. u. wurde 24. Dec. 820 beim Gottesdienste ermordet; seine Gemahlin Theodosia gebar ihm vier Söhne, welche nicht zur Regierung kamen;[274] ihm folgte Michael. 6) L. VI. der Philosoph od. der Weise, Sohn des Basilius Makedo, geb. 866, folgte 886 seinem Vater; er verlor Samos an die Türken u. die letzten Besitzungen in Italien an die Longobarden; dann rief er die Türken zum Schutze gegen die Bulgaren herbei u. gab den Serviern u. Kroaten Sitze in seinem Reiche u. st. im Mai 911. Seine vierte Gemahlin war Zoe, welche ihm den Constantinus Porphyrogenetes gebar; dieser folgte ihm auf dem Throne. L. schr.: Τακτικά, herausgegeben von Meursius, Leyd. 1612; auch Gedichte. Unter ihm wurde auch die Ἐκλογὴ νόμων herausgegeben. B) Könige von Kleinarmenien: 7) L. I., Sohn Constantins I., regierte seit 1123 u. st. 1141 in der Gefangenschaft in Constantinopel, s. Armenien (Gesch.) II. B) b). 8) L. II. der Große, Enkel des Vorigen, Sohn Theodors II., regierte 1185–1219, Anfangs nur als König des Kilikischen Armenien, s. ebd. II. B) c). 9) L. III., Sohn Haytons I., geb. um 1243, regierte 1269–1289 f. ebd. 10) L. IV., Sohn Theodors III., regierte 1305–1308, wo er ermordet wurde, s. ebd. 11) L. V., Sohn Oschins I., st. 1342, s. ebd. 12) L. VI., cyprischer Prinz regierte 1365–1374, wo er von den Ägyptiern gefangen wurde; 1381 wieder befreit, st. er 1393, s. ebd. C) Fürst von Galizien: 13) L., Sohn Daniels, erst Fürst von Kiew, dann bis 1311 von Galizien, s.d. (Gesch.). D) Könige von Georgien 14) L., regierte zu Ende des 16. Jahrh. in Imerethi, s. Georgien (Gesch.) VI. A). 15) Didi L. (d.i. L. der Große), Sohn Georgs II., regierte seit 1520 über Kakhethi, s. ebd. VI. B).

II. Päpste: 16) St. L. I. der Große, der Heilige, aus Rom gebürtig, Sohn des Quintian von Tuscien, ging 418 als päpstlicher Gesandter gegen die Pelagianer nach Afrika, wurde dann Diakon in Rom u. zeichnete sich durch Charakterfestigkeit, Klugheit u. wissenschaftliche Tüchtigkeit aus. Während er in Gallien war, um den Streit der Feldherrn Aëlus u. Albinus zu schlichten, wurde er 440 zum römischen Bischof gewählt. Mit L. beginnt das eigentliche Papstthum, er wollte die Idee des römischen Primats verwirklichen u. begründete die Größe des Römischen Stuhles dadurch, daß er festsetzte: die römischen Bischöfe sind die Nachfolger des Petrus, welchen Christus zu seinem Statthalter auf Erden gemacht hat; die übrigen Bischöfe haben zwar dieselbe Würde, aber nicht die gleiche Macht. L. bekämpfte die Manichäer, stellte in der Afrikanischen Kirche die Ordnung wieder her, welche durch Erhebung von Laien zu geistlichen Ämtern gestört worden war (443), verfolgte die Pelagianer u. brachte Ost-Illyrien unter den Apostolischen Stuhl. In Gallien suchte er durch ein Edict des Kaisers Valentinian III. (445), welches den römischen Bischofsstuhl für die höchste gesetzgebende u. richterliche Gewalt der ganzen Kirche erklärte, die Streitigkeiten zwischen den Bischöfen Hilarius u. Calidonius von Arles zu schlichten. Im Eutychianischen Streite studirte er in seiner Epistola dogmatica ad Flavianum, die Verschiedenheit des Göttlichen u. Menschlichen in Jesu Leben, aber die Wirksamkeit einer jeden Natur in Gemeinschaft mit der andern. Sein Versuch, auch die Morgenländische Kirche unter seinen Primat zu bringen, mißlang. Bei der Annäherung Attila's an Rom (451) bewog L. jenen zum Rückzug über die Donau, aber Genserich drang 455 mit seinen Horden plündernd in Rom ein. Leo st. 4. od. 5. Nov. 461, wurde canonisirt u. von Benedict XIV. zum Doctor ecclesiae promovirt; sein Tag ist der 11. April. Seine Opera (Reden, 96 echte, über die vornehmsten Feste des Jahres, Abhandlungen, 141 Briefe) gesammelt von Quesnel, Lyon 1700, 2 Bde.; von Cacciari, Rom 1753–55, 3 Bde., von P. u. H. Ballerini, Vened. 1755–1757, 3 Bde., Fol.; die Sermones et opuscula, Rom 1470, Fol., italienisch von Ph. Corsini, Flor. 1485; vgl. W. A. Arendt, L. der Große u. seine Zeit, Mainz 1835; E. Perthel, Papst Leo's I. Leben u. Lehren, Jena 1843; Alexandre de S. Cheron, Histoire du pontificat de St. Leon, Par. 1846, 2 Bde. 17) St. L. II., Sicilianer, war erst regulirter Chorherr, dann Cardinalpriester in der Römischen Kirche u. folgte im August 682 dem Agathon auf dem päpstlichen Thron. Er bestätigte die Acten des sechsten allgemeinen Concils u. übersetzte sie aus dem Griechischen ins Lateinische, um sie den spanischen Bischöfen zu senden; er war Kenner der Musik u. verbesserte den Gregorianischen Gesang; auch soll er den Friedenskußbe. der Messe u. die Besprengung des Volkes mit Weihwasser eingeführt haben. Er st. am 3. Juli 683. Man schreibt ihm 6 Briefe zu. Tag der 28. Juni. 18) St. L. III., ein Römer, war erst Chorherr von St. Johann im Lateran, dann Benedictinermönch, hierauf Cardinalpriester u. folgte 26. Dec. 795 auf Hadrian I. als Papst; vor den Nachstellungen einer römischen Faction, deren Häupter ihn 25. April 799 auf der Straße überfallen hatten, floh er zu Karl dem Großen nach Paderborn; dieser ließ ihn 800 wieder nach Rom geleiten, traf am 24. Nov. selbst in Rom ein, berief eine Synode in die Peterskirche, nach deren Ausspruch ein Papst von keinem menschlichen Gericht gerichtet werden könne, setzte L. wieder ein u. bestätigte u. vermehrte ihm die Pipinsche Schenkung; dafür krönte er Karl den Großen am 25. Dec. 800 in der Peterskirche zum römischen Kaiser. In der Streitigkeit über das Ausgehen des Heiligen Geistes vom Sohne verbot er die Aufnahme der Formel Filioque ins Symbol u. ließ in der Peterskirche zwei silberne Tafeln mit dem Symbol ohne den Zusatz aufstellen. Eine 814 wiederum gegen ihn ausgebrochene Verschwörung dämpfte er u. st. 11. Juli 816; sein Tag der 12. Juni. Er soll sich zuerst der Monogramme in den Bullen bedient haben; von ihm rührt auch die Einrichtungder Bittgänge während der drei Tage vor dem Feste der Himmelfahrt Christi her (s. Bußtage). Man hat 13 Briefe von ihm, von denen die an Karl den Großen H. Conring, Helmst. 1647 u. 1655, herausgab. 19) St. L. IV., stammte aus einer römischen Familie, war erst Benedictinermönch, wurde dann Cardinalpriester u. 27. Jan. 847 als Nachfolger des Sergius zum Papste gewählt; gegen die Einfälle der Sarazenen befestigte er Rom, erbaute deshalb jenseits des Tiber eine neue mit Mauern umgebene Vorstadt (Civitas Leonina) u. gründete an der Stelle der von den Sarazenen ausgeplünderten Stadt Centumcellä eine ueue befestigte Stadt (Leopolis). Er besiegte 849 die Sarazenen zur See bei Ostia u. st. 17. Juli 855; sein Tag der 17. Juli. L. war der erste Papst, welcher nach Jahren seines Pontificats rechnete. Zwischen ihm u. seinem Nachfolger Benedict III. soll die Päpstin Johanna (s.d.) regiert haben. Seine Briefe u. Predigten stehen in den größeren Sammlungen. 20) L. V.,[275] geb. in Priapi bei Ardea (nach Anderen in Arezzo), war erst Benedictiner zu Brandallo, wurde dann Cardinal u. 28. Oct. 903 Papst. Von dem Cardinalpriester Christoph verdrängt, starb er 6. Dec. 903 im Gefängniß. 21) L. VI., ein Römer, war Papst 928 bis 3. Febr. 929; seine u. Leo's VII. Regierung fällt in die Zeit der Theodora u. Marozia. 22) L. VII., ein Römer, 936 bis 18. Juli 939. Er beauftragte den Abt Odo von Clugny, welchen er zu sich berief, mit Verbesserung der römischen Klöster u. ernannte Gerhard von Passau zum apostolischen Stellvertreter für Deutschland. 23) L. VIII., ein Römer, vorher römischer Erzkanzler, wurde 963 vom Kaiser Otto I. statt Johanns XII. zum Papst erhoben. Johann machte eine Empörung gegen ihn, u. L. floh aus Rom in das kaiserliche Lager nach Camerino; ein römisches Concil (25. Febr. 964) sprach den Bann über L. aus, ja nach Johanns Tode (14. Mai desselben Jahres) wählten die Römer Benedict V. zum Papst. Allein Otto rückte vor Rom u. setzte L. wieder ein; Leo starb im März 965. Bei Antritt seiner Regierung hatte er in einer Urkunde den Kaisern allein auf ewige Zeiten das Recht zugestanden, die Päpste u. Bischöfe einzusetzen. Diese Urkunde halten die Katholischen für untergeschoben, od. sie erkennen L. VIII. nicht als rechmäßigen Papst an. 24) L. IX., vorher Bruno, Erzbischof von Toul, Sohn des Grafen Hugo von Egisheim u. Dachsburg, geb. im Elsaß 21. Juni 1002, Verwandter der Kaiser Konrad II. u. Heinrich III., wurde durch des Letzteren Vermittelung 1048 in Worms gewählt u. 12. Febr. 1049 geweiht. Sein Bisthum Toul behielt er bis 1051 bei. Er wandte alle seine Thätigkeit gegen die Simonie u. Priesterehe, welche letztere er auf einer Synode zu Rom (1049) verbot, reiste dann nach Deutschland u. hielt in Rheims u. Mainz Synoden wegen der Simonie, ungesetzlichen Ehen u. Ehescheidung, Rücktritt der Mönche von ihren Gelübden, Kriegsdienste der Geistlichen etc.; nach Italien zurückgekehrt, eröffnete er 1050 in Rom das Concil, welches den Berengar verdammte u. gegen Simonie u. Concubinat einschritt, u. ging dann nach Apulien, wo er mehre Fürsten u. Städte unterwarf. Er unternahm wiederholt Reisen nach Deutschland, theils um auf Synoden die kirchlichen Angelegenheiten zu ordnen, theils um vom Kaiser Hülfe gegen die andringenden Normannen zu erhalten; da er seine Absicht nicht erreichte, so nahm er dem Kaiser zu Trotz den Cleriker Friedrich, Bruder des Herzogs Gottfried von Lothringen, mit nach Italien, erhob denselben zu den höchsten Kirchenwürden u. legte hierdurch Grund zu dem Bunde der Guelfen mitden Päpsten. Durch seine Thätigkeit hob L. das gesunkene Ansehen des Päpstlichen Stuhls; bei seiner Anwesenheit 1052 in Deutschland trat er in Worms dem Kaiser das Bisthum Bamberg nebst der Abtei Fulda ab, wogegen der Kaiser auf Benevent u. andere italische Städte verzichtete u. dem Papste Hilfe gegen die Normannen versprach; indeß folgte nur eine Schaar von 700 Freiwilligen dem Papste, u. derselbe wurde bei Civitella in Capitanata am 18. Juni 1053 von den Normannen geschlagen, gefangen u. in Benevent in Hast gehalten. Während dieser Zeit soll er den Normannen die eroberten Länder geschenkt u. so das erste Beispiel der später oft ausgeübten Gewalt der Päpste, über Länder zu verfügen, gegeben haben. 12. März 1054 wieder in Freiheit gesetzt, starb er kurz darauf am 19. April in Rom. Seine Predigten, Briefe u. Decretalen stehen in den gewöhnlichen Sammlungen. Vgl. Hunkler, L. IX. u. seine Zeit, Mainz 1851. 25) L. X., eigentlich Giovanni v. Medici, Sohn Lorenzos des Prächtigen von Medici, geb. in Florenz am 11. Dec. 1475, empfing schon im 7. Jahre die Tonsur, 1482 vom König Ludwig XI. von Frankreich die Abtei Font douce, bald darauf von Sixtus VI. das Stift Passignano; er erhielt einevorzügliche Erziehung (seine Lehrer waren Petrus Äginetes, Demetrios Chalkondylas, Angelus Politianus u. A.) u. wurde von Innocenz VIII. schon 1488 zum Cardinal ernannt. Er studirte darauf drei Jahre in Pisa. Seit 1492 in Rom, kehrte er nach dem Tode seines Vaters (8. April 1492) nach Florenz zurück. Als seine Familie hier vertrieben wurde, ging er nach Bologna, 1499 nach Venedig, Frankreich, den Niederlanden u. Deutschland, wo er Freund Erasmus' wurde. Von Julius II. zum Statthalter von Perugia 1505 ernannt, war er meist bei dessen Heere, stand 1511 als päpstlicher Feldmarschall unter dem Titel eines Legaten von Bologna an der Spitze desselben, wurde 1512 bei Ravenna von den Franzosengefangen, entkam aber nach Bologna, trug viel zur Wiederherstellung seines Hauses in Florenz bei u. wurde nach Julius II. Tode 1513 zum Papst gewählt. Er restituirte die Universität Rom, berief die ausgezeichnetsten Gelehrten dahin u. gründeteein Collegium zur Herausgabe griechischer Schriftsteller, welches unter Janos Laskaris' Leitung stand., Ludwig XII. bewog er 1513, dem Lateranconcil beizutreten, u. schloß, bei drohendem Ausbruch eines Krieges mit Frankreich, 1515 mit Ludwigs Ngchsolger Franz I. zu Viterbo Frieden, bewog diesen auch 1516 bei einer Zusammenkunft in Bologna zur Aufhebung der Pragmatischen Sanction u. zur Abschließung eines Concordates, durch welches die Französische Kirche ganz unter die Gewalt des Königs u. des Papstes kam, entsetzte den Herzog von Urbino u. gab das Herzogthum seinem Neffen Lorenzo, dämpfte 1517 eine gegen sein Leben gerichtete Verschwörung durch Hinrichtung des Cardinals Petrucci u. durch Verweisung Anderer. Zur Vollendung des Baues der Peterskirche schrieb L. für die ganze Christenheit einen Ablaß aus, wodurch die erste äußerliche Veranlassung zur Reformation gegeben wurde. Das begonnene Reformationswerk hielt er Anfangs für einen Mönchsstreit, vermochte aber dessen Vorschreiten nicht durch seine Bannbullen u. seine Legaten zu hemmen (s. Reformation). Nach dem Tode seines Neffen Lorenzo (1519) vereinigte er das Herzogthum Urbino nebst Sinigaglia u. Pesaro mit dem Kirchenstaate, bemühte sich vergeblich, die christlichen Nationen zu einem Kreuzzuge gegen den Sultan Selim II. zu bewegen, u. schloß 1521 mit Karl V. ein Bündniß zur Vertreibung der Franzosen aus Italien u. zur Wiedereinsetzung der Familie Sforza in Mailand. In dem darauf folgenden Kriege gewann er Parma, Piacenza u. Mailand, starb aber plötzlich 1. Dec. 1521. L. X. war einer der gelehrtesten Päpste u. trug durch seine Freigebigkeit gegen Gelehrte viel zur Beförderung der klassischen Bildung bei; so wie die Malerei, Bildhauer- u. Baukunst unter ihm ihre noch nicht übertroffene Höhe erreichten. Seine Bullen u. Briefe stehen in den gewöhnlichen Sammlungen, italienisch die letzteren als Lettere durch I. B. Catena, Rom 1752. Seine Lebensheschreibung außer von Jovius noch von Will. Roscoe, [276] The lite and pontificate of L. X., Liverp. 1805, 4 Bde., Lond. 1806, 6 Bde. (deutsch von Glaser, Lpz. 1806 ff. 3 Bde.; ital. von Bossi, Mail. 1818, 12 Bde.); Audin, Histoire de L. X., Par. 1844, 2 Bde. (deutsch von Brug, Augsb. 1845 f., 2 Bde.). 26) L. XI., zuvor Alexander Octavian von Medici, geb. 1553 in Florenz, wurde als Erzbischof u. Cardinal von Florenz den 1. April 1605 zum Papst gewählt, starb aber schon den 27. desselben Monats. 27) L. XII., vorher Annibale della Genga, geb. 1760 in Genua (n. A. auf dem Schlosse della Genga im Gebiete von Spoleto) aus einer adligen Familie, wurde seit 1773 im Collegium Campano d'Qsimo erzogen, kam 1778 in das Collegium Piceno, bald darauf in die Academia pontificia, wurde 1782 Subdiakon u. Diakon, 1783 Priester, dann Geheimer Kämmerer Pius' VI., 1793 Prälat u. Erzbischof von Tyrus, 1794 päpstlicher Nuntius beim Kurfürsten von Baiern u. den Staaten zweiten Ranges in Deutschland, wo er zu Augsburg u. Köln residirte. 1805 als außerordentlicher Nuntius bei dem Deutschen Reichstage zu Regensburg accreditirt, wurde er, um mit Napoleon zu unterhandeln, nach Paris gesandt u. ging 1814 zu Ludwig XVIII. als Gesandter, die Gratulation des Papstes zur Restauration zu überbringen. 1816 wurde er Cardinalpriester u. Bischof von Sinigaglia, 1820 Vicar des Papstes u. 28. Septbr. 1823 zum Papst gewählt. L. stellte sich ganz auf die Seite der Zelanti; er verdammte in einem Rundschreiben vom 3. Mai 1824 die Bibelgesellschaften, begünstigte die Jesuiten u. Klöster u. übergab Ersteren das Römische Collegium mit der Kirche des St. Ignatius, das Oratorium, Museum, Bibliothek etc., ertheilte ihnen mehrere Rechte u. das Privilegium, die philosophische u. theologische Doctorwürde ertheilen zu dürfen. Er schrieb 1825 ein Jubeljahr mit Ablaß aus, zum Preise Gottes für den Sieg über die Verschwörung des Jahrhunderts wider menschliches u. göttliches Recht u. zum Gebet um Ausrottung der Ketzereien u. erklärte sich in einem Erlaß vom 13. März 1825 entschieden gegen die Freimaurer u. Carbonari. In der Bulle Ad dominici gregis custodiam vom 11. April 1827 schrieb L. für die Oberrheinische Kirchenprovinz Bestimmungen über die künftigen Wahlacte, den Informationsproceß, Constituirung der Kapitel, über Seminarien, Ausübung der bischöflichen Rechte etc. vor, besetzte auch in den spanischen Provinzen Amerikas die erledigten Bischofsstühle u. schickte Legaten dahin u. bahnte die Emancipation der Katholischen Kirche Englands an. Im Kirchenstaate selbst führte er eine zweckmäßige Reform der Staatsverwaltung, des Civilrechtsganges u. der Gerichtstaxen ein, erließ mehrere Abgaben, errichtete Hospitäler u. reformirte durch die Bulle vom 28. August 1824 das Erziehungswesen, war selbst ausgezeichnet durch Frömmigkeit u. Wissenschaft, aber durch seine strenge u. unduldsame Regierung bei Volk u. Clerus sehr verhaßt. Er st. 10. Febr. 1829. Für ihn wurde ein marmornes Denkmal in der Peterskirche, von Thorwaldsen gefertigt, errichtet. Er wurde auch im Dec. 1830 in dieser Kirche beigesetzt, obgleich er sich in der Abtei bei la Genga ein Grab bestellt hatte u. dort bereits ein Grabstein von ihm bei Lebzeiten gesetzt war. Vgl. Artaud de Montor, Histoire du P. Leon XII, Par. 1843, bearbeitet durch Ch. Scherer, Schaffh. 1844; I. G. Köberle, L. XII. u. der Geist der röm. Hierarchie, Lpz. 1846.

III. Gelehrte u. Künstler: 28) L. Grammatĭkos, byzantinischer Geschichtsschreiber des 10. Jahrh.; von seiner Κρονογραφία war früher blos der zweite Theil (τὰ τῶν νέων βασιλέων περιέχουσα, die Geschichte bis Romanus u. dessen Sohn Constantin) bekannt, herausgegeben von Combesis 1655, den ersten Theil (welcher mit Erschaffung der Welt beginnt) gab Cramer als Chronographie des Theodosios Melitenos heraus; beide sind identisch; ganz herausgeg. zuerst von Im. Bekker 1842, vollständiger (nach dem Münchner Codex) von Tafel in den Monumenta saecularia, Münch. 1859. 29) L. Diakŏnos, aus Ionien, lebte zu Constantinopel, schrieb die byzantinische Geschichte von 959–975, herausgegeben von Hase, Par. 1819, Fol., Bonn 1828. 30) So v.w. Leonius. 31) L. Afrikanus, eigentlich El Hassan Ebn Muhammed el Wasan, Maure, begab sich nach der Einnahme von Cordova, seinem Geburtsort, 1492 nach Afrika, wurde, nachdem er lange in Asien u. Afrika gereist war, von Seeräubern gefangen u. dem Papste Leo X. geschenkt, auf dessen Zureden Christ, bald aber wieder Muhammedaner u. st. 1526. In Afrika schrieb er arabisch eine Beschreibung von Afrika, welche er selbst später auch italienisch herausgab; ferner: Tractatus de vitis philosophorum arabum, herausgegeben von Hottinger, Zür. 1664. 32) L. Judäa, s. Judä. 33) L. Mutinensis, venetianischer Rabbiner, Director der Synagoge im 17. Jahrh.; Verfasser der Storia de' riti hebraici, Vened. 1638. 34) L. Pilatus, s. Leontios 5).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 274-277.
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