1. Am besten geräth uns immer die stinkende Hoffart, sprach der Hofnarr, als eine Frau den Flor im Klostergarten rühmte. – Klosterspiegel, 63, 7.
2. An arme hoffart wischt der teifel den ars. – Manl., 183; Körte, 2902; Braun, I, 1425.
»Wo hoffart ist beim armen man, wischt der Teuffel den hindern an.« (Waldis, II, 28.) »An solche Hoffart saget man, wischet der Teufel seinen Hindern; denn es ist in der Warheit alles eine arme elende, stinkende Bettelhoffart.« (Luther, Hauspostille, F. visit. Con. 1.)
Mhd.: Armiu hôchvart deist ein spot. (Spervogel.) – Armiu hôchvart ist ein spot rîche dêmuot minnet got. (Freidank.) – Mich wundert armiu hôchvart, und ist alter man unwîs. (Murner.) (Zingerle, 70.)
Holl.: Aan arme lieden hoovaardij vaagt de duivel zijn' aars. (Harrebomée, I, 333.)
3. An Hoffart wischet der Teuffel den Hindern. – Pauli, Postilla, III, 236a.
4. Arm Hoffart soll Eyer legen.
»Wann einer will hoffertig seyn vnd nicht mehr hat zu brocken eyn, den trifft das gemeine Sprichwort dergegen die arm Hoffart soll eyer legen.« – »Fand man doch anderes nichts zuletzt, denn dass sie geschissen hett ins Nest.« (Kirchhof, Wend Vnmuth, 1602.)
5. Arme Hoffart ist ein Spott, reiche Demuth liebet Gott. – Bacmeister, 18.
6. Auff hoffart kommet grosse plage nach gschrifft vnd aller weisen sage.
Lat.: Est verum verbum, frangit Deus omne superbum. (Loci comm., 191.)
7. Aus Hoffart macht der Teufel Hoffars. – Fischart, Gesch.
Holl.: Eens armen mans hoovaardij is niets waard. (Harrebomée, I, 333.)
8. Die Hoffart der lieben Christenheit ist braun vnd blaw vnd ein blutiger kopff. – Mathesius, Historia Jesu, XXIb.
9. Die Hoffart geht in Himmel, wie einer, der mit vberzwercher stang in die Kirch geht. – Lehmann, 394, 35.
It.: La superbia non stà bene nè in cielo, nò in terra. (Pazzaglia, 366, 1.)
10. Die Hoffart ist den Menschen angeboren.
Und sie sitzt nicht blos in der Haut, sondern tiefer. Die Holländer sagen: De hoovaardij is in den mensch; was het in het varken, men zou het er uit snijden. (Harrebomée, I, 333.)
11. Die Hoffart ist so hoch erkorn, das sie alle Ketzer geborn. – Schütz, 321b.
[712] 12. Die Hoffart misst sich nach der langen Elle. – Simrock, 4845.
Wähnt Hohes von sich. – »Der grosse Mann bleibt Mensch, selbst wenn er Ausserordentliches geleistet hat; und gerade sein Menschsein macht ihn erhaben in Hoheit und Hehrheit.« (L. Jahn.)
13. Die Hoffart muss viel leiden. – Mayer, I, 214.
14. Die Hoffart sieht nicht auf den Fuss, darum sie öfters fallen mnss. – Bacmeister, 19.
15. Die Hoffart steiget in die Höh', damit man ihren Hintern seh'.
»Die Hoffart steiget manchen Tag, bis sie nicht höher kommen mag; so muss sie wieder fallen; die Lehre sag' ich allen.« (Bacmeister, 18.)
16. Hauffarth mot Twank lîen. – Lyra, 135; hochdeutsch bei Braun, I, 1427.
17. Hochfart ist die muter aller sünde. – Agricola II, 277.
»Die Hoffart stand, so viel mir kund, nie mit dem heil'gen Geist im Bund.« (Bacmeister, 19.)
18. Hochfart ist in vilen stücken, da mans nicht mainet. – Agricula II, 303.
19. Hochfart kundt im himel nit bleiben. – Agricola II, 304.
20. Hochfart wirdt allweg gerochen. – Agricola II, 313.
21. Hoffart altet vnd stirbt auch nicht. – Lehmann, 392, 1.
22. Hoffart baut an die Gassen. – Hoffartsteuffel im Theatrum Diabolorum, 391a.
23. Hoffart besudelt alle Tugend.
24. Hoffart betrügt allezeit ihren Herrn.
Frz.: Orgueil deçoit toûjours son maître. (Kritzinger, 494a.)
25. Hoffart bringt Armuth. – Luther's Werke, XXIV, 139.
26. Hoffart denckt stets vber sich, obenauss vnd nirgend an. – Lehmann, 393, 20.
27. Hoffart fället sich selbst. – Lehmann, 394, 27.
Die Russen: Wer auf der Schaukel der Hoffart sitzt, kann leicht herabfallen und sich Arm und Beine brechen. (Altmann VI, 387.)
Lat.: Magna cadunt, inflata crepant, tumefacta premuntur.
28. Hoffart, Frechmuth, Stolz und Pracht hat nie gutes End' gebracht.
»Hoffart war der erste Fall von Himmelshöhn ins Erdenthal.« (Bacmeister, 19.) Bezieht sich auf den Sturz Lucifer's.
29. Hoffart führt allein das grosse Wort und höret nicht.
30. Hoffart geht voran, Schimpf tritt (Schande kommt) nach. – Winckler, XV, 55.
Mhd.: Wer sich von hôchvart übertreit wirt der ze spot, wem is daz leit. (Boner.) – Ich sach ie, swer ze hôhe strebt, daz er dar nâch mit schanden saz. (Spervogel.) (Zingerle, 70.)
31. Hoffart geht vorm fal her. – Lehmann, 393, 15; Lehmann, II, 256, 60; Petri, II, 381; Gruter, III, 50; Henisch, 988, 45; Mayer, I, 214.
»Salomon spricht, die hoffart schwer geht vor dem Verderben her.« (H. Sachs, V, CCCXXV, 1.)
Mhd.: Hôchvart stîget manegen tac, unz si niht hocher komen mac; so muoz si nider vallen. (Freidank.) – Durch hôchvart maneger vellet, der sich zuo ir gesellet. (Freidank.) – Hoffart dem mentschen angesiget, des kumpt er zuo dem vallen. (Muscatblut.) (Zingerle, 69.)
32. Hoffart guckt aus Werch wie aus Seide.
»Die Hoffart manche List erfand; sie schlüpft in ärmliches Gewand und lauert dann darinne gar ohne Gottesminne.« (Bacmeister, 19.)
Holl.: De hoovaardij schuilt zoowel in wollen laken als in zijden stoffen; maar schaamte moet deksel hebben. (Harrebomée, I, 333.)
33. Hoffart hat arbeit. – Petri, II, 382.
34. Hoffart hat des Kranichs Schritt. – Eiselein, 314.
35. Hoffart hat kein gut Auge.
Frz.: Orgueil n'a bon oeil. (Kritzinger, 494a.)
36. Hoffart hat viel Beschwerniss.
37. Hoffart hilfft nicht für die Straff. – Petri, II, 382.
38. Hoffart ist allenthalb sünd, sie hab dann ein helmlin auff vnd trag ein fornen (Fähnlein). – Franck, I, 83a; Petri, II, 382; Gruter, I, 48; Henisch, 997, 5; Lehmann, II, 267, 80; Sailer, 55; Eiselein, 314; Simrock, 4844; Körte, 2901.
»Als Otto von Vohenstein gefragt wurde, wann Hoffart ein Ehr sey, antwortete er: wann Fahnen im Feld fliegen.« (Zinkgref, I, 167.)
[713] 39. Hoffart ist allenthalben Sünde, aber in Augsburg ist sie Wohlstand. – Körte, 2900; Simrock, 4843; Braun, I, 1426.
40. Hoffart ist auserkoren, Geduld hat den Streit verloren.
41. Hoffart ist bald zur Hellen gebracht. – Petri, II, 382.
42. Hoffart ist der Edelleute Erbsünde.
Dän.: Hoffart er adels arve-sygdom. (Prov. dan., 6.)
43. Hoffart ist der Vernunfft Geschwulst vnd Wassersucht. – Lehmann, 393, 9.
44. Hoffart ist der Weiber täglich Brot. – Parömiakon, 982.
45. Hoffart ist des Dünkels Wassersucht. – Sailer, 175; Simrock, 4846; Körte, 2904 u. 3610.
Ist windig.
Dän.: Hoffart er fornuftens vatteraot. (Prov. dan., 294.)
It.: La superbia è figlia dell' ignoranza. (Gaal, 898.)
46. Hoffart ist des Reichthums Motte. – Winckler, XVIII, 74.
47. Hoffart ist dess Teuffels Äff (oder Malzeichen). – Lehmann, 392, 4.
»Des Teufels liebstes ist allezeit die Hoffart, Buhlerei und Neid; die Demuth, die Geduld, die Treue, die sind des Teufels grösste Reue.« (Bacmeister, 18.)
48. Hoffart ist die erste vnd gröst Sünd. – Lehmann, 392, 2.
Dän.: Det hoffærdighed er for lasterne er ydmyghed for dyderne. (Prov. dan., 294.) – Hoffart første og største syud. (Prov. dan., 303.)
49. Hoffart ist die Tochter der Unwissenheit.
Die Russen: Wenn Hoffart eine Tochter hat, so heisst sie Verachtung. (Altmann VI, 466.)
Dän.: Hoffart er uvidenheds dotter. (Prov. dan., 294.)
50. Hoffart ist dreyerlei: ein Geistliche, kindische, bäwrische. – Lehmann, 394, 39; Eiselein, 314.
»Hoffart ist ein gemein Laster und regiert in allen Ständen. Ein Tagelöhner weiss nicht, wie er sich soll beschissen genug machen, wenn man sein darff.« (Luther, Hauspostille.) »Es mag wol sein, dass ein Betler in einem grauen Filz und langem Barte einen hoffertigern Geist haben kan, denn etwa zehn Fürsten in güldenen Kleidern.« (Luther's Werke, I, 403b.)
51. Hoffart ist ein Bärenstecher.
52. Hoffart ist ein süsses Leben. – Lehmann, II, 256, 62; Simrock, 4834.
53. Hoffart ist ein Ungewisses Gut.
54. Hoffart ist Höllenfahrt.
55. Hoffart ist im Himmel geboren, aber herabgestürzt worden.
Darum hängt sie sich an die, welche aus Hochmuth wieder in die Höhe steigen wollen.
56. Hoffart ist leicht gelernt, aber schwer vergessen.
57. Hoffart ist leicht gelernt, kostet aber viel zu unterhalten. – Müller, 31, 6; Winckler, VIII, 29; Simrock, 4839; Körte, 2903; Braun, I, 1424.
Holl.: Hoovaardij is ligt aan te leeren, het kost achter veel, haar te onderhouden. (Harrebomée, I, 333.)
58. Hoffart ist leicht zu fassen, sie pflegt den Schwanz übers Nest hängen zu lassen.
59. Hoffart ist nur eine Ehr', wenn Fahnen im Felde fliegen.
Nach Zinkgref, I, 167 ein Wort des Otto von Vohenstein.
60. Hoffart ist überall Sünde, sie hab' denn ein Helmlein auf oder trag' ein Fähnlein.
Denn wer sich im Kriege am meisten hervorthut, am meisten nach Auszeichnung strebt, der wird am meisten geehrt.
61. Hoffart kann grosse Bäume ausreissen.
62. Hoffart kauft noch grosse Schüsseln, auch wenn sie nichts zu essen hat.
»Hoffart wird gar leicht gelernt, aber schwer vergessen; grosse Schüsseln kauft sie noch, hat sie nichts zu essen.« (W. Müller, 43.)
63. Hoffart kommt vor dem Fall. – Zeiller, 499; Parömiakon, 3177; Sailer, 175; Eiselein, 314.
Engl.: Pride goes before, and shame follows after. – Pride goes before the fall. (Eiselein, 314.)
It.: Quando la superbia comincia adalzarsi, comincia ad abbassarsi la fortuna. (Pazzaglia, 366, 2.)
64. Hoffart lässt vor der Nase den Kopf nicht sehen.
65. Hoffart leidet Gewalt.
Mag man sich noch so beengt um Kopf, Hals, Brust Leib, Füsse fühlen, wenn nur alles hübsch nett ist.
[714] 66. Hoffart löscht das Feuer in der Küche aus. – Simrock, 4841; Körte, 2906; Braun, I, 1422.
It.: Verme delle ricchezze è la superbia. (Pazzaglia, 366, 4.)
67. Hoffart macht auss engel Teuffel. – Petri, II, 382; Henisch, 896.
68. Hoffart macht Menschen zu teuffeln, demuth zu Engeln. – Lehmann, 392, 5.
Dän.: Hoffærdighed giør menneskene til dievle, ydmyghed til engle. (Prov. dan., 294.)
69. Hoffart macht mürrisch.
70. Hoffart meint, jhr rauch sey heller, als eines andern fewer. – Leitmann, 393, 20.
71. Hoffart meint, Stüel vnd Benck sollen vor jhr auffstehen. – Lehmann, 393, 20; Sailer, 175; Simrock, 4836.
72. Hoffart misset sich nach der langen Elen. – Lehmann, 392, 1; Sailer, 174.
73. Hoffart mott Pinn liën. (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 375; für Köln: Firmenich, I, 473, 75; für Waldeck: Curtze, 338, 300; für Oldenburg: Firmenich, I, 232, 31; für Altmark: Danneil, 155; ostfriesisch bei Eichwald, 785; Stürenburg, 178a; Hauskalender, I.
In Bedburg: Hufat leck Peng. (Bueren, 511.)
74. Hoffart muss Noth leiden.
Frz.: Le fastueux est sujet à la gêne, à manquer quelquefois du nécessaire. (Starschedel, 408.)
75. Hoffart muss Pein haben. – Simrock, 4833.
Holl.: Hoovaardij moet pijn lijden. (Harrebomée, I, 333.)
76. Hoffart muss vntergehn. – Petri, II, 382.
77. Hoffart muss Zwang leiden. – Hollenberg, I, 63; Bücking, 252; Müller, 31, 9; Sailer, 175; Eiselein, 314.
Der Hoffärtige huldigt einem tyrannischen Götzen, der ihn oft nur mit Armuth und Noth belohnt.
78. Hoffart muss Zwang leiden, sagte Lips (Trine), als er (sie) mit einem Ring um den Arm an der Schandsäule stand.
Holl.: Hoc kwelt mij dat harnas, zei de boer, en hij had eene malie op zijne mouw. (Harrebomée, I, 286.)
79. Hoffart mut (will) Pîn (Twang) lîden. (Holst.) – Schütze, II, 140; für Altmark: Danneil, 83; für Hannover: Schambach, I, 146; für Oesterr.-Schlesien: Peter, I, 447; hochdeutsch bei Körte, 2908; Simrock, 4832.
Von denen, die aus Eitelkeit sich selbst Zwang auflegen, z.B. unbequeme Kleider anziehen. Auch um Klagen über zu enge Kleider, Schuhe u.s.w. zurückzuweisen.
80. Hoffart, Neid und Hass geben manchem Ding ein Das.
81. Hoffart nimmer gut ward. – Herberger, I, 740; II, 142.
82. Hoffart nimpt ein böss end. – Petri, II, 382.
83. Hoffart ohn rente ist weise potente. – Petri, II, 382.
84. Hoffart ohne Mittel – Winter ohne Kittel.
Holl.: Hoovaardij zonder goed is een ligcham zonder voet. (Harrebomée, I, 333.)
85. Hoffart stinkt.
86. Hoffart stürtzet das Hohe. – Petri, II, 382.
87. Hoffart streckt den Hals und geht auf den Zehen.
»Manch kleiner Mann den sie gefangen, kommt auf den Zeh'n dahergegangen.« (Bacmeister, 19.)
88. Hoffart streckt den Schwanz vbers Nest. – Lehmann, 394, 26; Sailer, 175; Simrock, 4837.
89. Hoffart thet nye kein gut. – Agricola I, 50; Franck, I, 141b; II, 92; Egenolff, 30b; Eyering, III, 29; Gruter, I, 48.
90. Hoffart thet weder auff erd noch im himel gut. – Franck, I, 127; Gruter, I, 48.
Dän.: Hoffart fordærver alle dyder, og sig selv med. (Prov. dan., 293.)
Holl.: Hoovaardij mag in hemel noch op aarde. (Harrebomée, I, 333.)
91. Hoffart trägt oft auch einen groben Rock.
92. Hoffart und Armuth (Kleinmuth) halten übel Haus. – Müller, 31, 10; Sailer, 175; Simrock, 4838; Körte, 2905.
Engl.: A proud mind and a beggar's purse agree not well together, (Gaal, 899.)
Frz.: L'orgueil et la pauvreté font mauvais ménage ensemble. (Starschedel, 408.)
It.: Superbia senza avere, mala via suole tenere.
[715] 93. Hoffart und Armuth reimen sich übel zusammen.
Dän.: Slet hoffart naar man ei kand sove for hunger. (Prov. dan., 37 u. 293.)
Frz.: L'orgueil et la pauvreté font mauvais ménage ensemble. (Kritzinger, 494a.)
94. Hoffart und Motten bekommen nur Flügel, um sich desto eher zu verbrennen.
Lat.: Vnde superbimus? Nescirnus quando primus. (Loci comm., 85.)
95. Hoffart vnd ehrgeitz ist ein Zünder alles vbels. – Petri, II, 382; Henisch, 809, 24.
96. Hoffart vnd ehrsucht ist ein Mutter aller ketzereien. – Petri, II, 844; Henisch, 810, 68.
97. Hoffart vnd Geck kennet sich nicht. – Petri, II, 382; Schottel, 1120b.
98. Hoffart vnd Lassdünckl ist aller Ketzer Mutter. – Schütz, 321b.
99. Hoffart vnd Müssiggang sind vieler Sünd anfang. – Petri, II, 382.
100. Hoffart vnd Vermessenheit ist der alten Schlangen haupt. – Petri, II, 382.
101. Hoffart war nie guter Art. – Eiselein, 314; Simrock, 4831.
Lat.: Nihil aliud est insolentia quam species magnitudinis falsa. (Seybold, 347.)
102. Hoffart weret die lenge nicht. – Mathesy, Sarepta, XLIX.
Lat.: Culta puella nimis, casta puella minus. (Mathesius, Sarepta, XLIX.) – Cur non praua sinis? puluis es atque cinis. (Loci comm., 82.)
103. Hoffart wil ungemeistert sin.
Aus dem Jahr 1521. (Schade, III, 65, 13.)
104. Hoffart will Pein haben. – Simrock, 4833; Körte, 2908.
105. Hoffart wird drumb erhöhet, dass er dess härter fallen sol. – Westphal, Hoffartsteuffel im Theatrum Diabolorum, 365a.
106. Hoffart zieret ein Weib wie ein Bernhaut. – Lehmann, 392, 3.
»Einer klagt über seiner Fraw hoffarth beym Pfarrherr; der gab jhm zur Antwort, wenn Hoffart vnd andere Laster in eine gewohnheit kommen, so darff man sie nicht mehr straffen.« (Lehmann, 320, 82.)
107. Hoffart zwingt den kleinen Mann, dass er muss auf den Zehen stahn. – Körte2, 3605.
Mhd.: Hôchvart twinget kurzen man, daz er muoz ûf den zehen gân. (Freidank.) (Zingerle, 70.)
108. Hoffarth ist ein Aussruffen eygener Thorheit. – Gruter, III, 50; Lehmann, II, 256, 61.
109. Hollen mot noch von Hoffart undergân, se(de) de Paster, as dar all wêr1 ên Bûr mit nêe Holsken2 in de Karke quam (kêm). (Ostfries.) – Frommann, IV, 282.
1) Schon wieder.
2) Neuen Holzschuhen.
110. Huffat koss Ping. (Köln.) – Weyden, III, 11; für Aachen: Firmenich, I, 493, 83.
Hoffart kostet Pein.
111. Ich kann einmal die Hoffart nicht leiden, sagte der Soldat zum Hauptmann, als dieser ihm vorhielt, dass seine Kleidung nicht so sauber sei, wie die seiner Kameraden.
112. In Hoffart sich rühmen bekommt vbel. – Petri, II, 405.
113. Je grösser Hoffart, je grösser Narr. – Petri, II, 391.
114. Man darff hoffart nit pflantzen, sie wechst von jr selber. – Der blinde Fürer (Strasburg 1526), 2a.
115. Newe Hoffart, newe Schande. – Herberger, I, 162.
116. Röche Hoffart wohl, er wäre lauter Bisam. – Petri, II, 658; Schottel, 1121b; Eiselein, 314; Sailer, 203; Simrock, 4850.
117. Schmeckete Hoffarth wol, so were dieser eytel Bisse (Bisam). – Lehmann, II, 566, 34.
118. Steckt Hoffarth nicht im Gut, so steckt sie doch im Muth. – Petri, II, 540.
119. Thet Hoffart wol riechen, wer der bisam nit so thewer. – Gruter, III, 84.
Dän.: Lugtede hoffærdighed vel, da var dæsmer ei saa dyr. (Prov. dan., 294.)
120. Vebrige Hoffart wehret nicht lang vnd gewinnt einen bösen Nachklang. – Petri, II, 554.
[716] 121. Wann Hoffart ein Kunst wäre, was würden wir für Doctores haben. – Petri, II, 658; Lehmann, II, 862, 28; Henisch, 722, 32; Winckler, XVI, 52; Eiselein, 314; Körte, 2908a.
122. Wann Hoffart ein Kunst wer, so wer mancher ein Doctor. – Gruter, III, 96; Simrock, 4849.
123. Wäre Hoffart eine Kunst, so wäre die Welt voll Doctoren. – Petri, II, 658.
Dän.: Var hoffærdighed en kunst, var der mange doctere. (Prov. dan., 294.)
It.: Se la superbia fosse un arte, molti vi sarebbero Dottori. (Pazzaglia, 366, 8.)
124. Wenn die Hoffart in Seide stirbt, steht sie in Wolle wieder auf.
125. Wenn Hoffart aufgeht, geht Freundschaft unter.
126. Wenn Hoffart aufgeht, so geht das Glück unter. – Sailer, 175; Simrock, 4840.
Sie macht blind und bereitet den Sturz vor.
Holl.: Als de hoovaardij aanwagt, dan vermindert het geluk. (Harrebomée, I, 333.)
127. Wenn Hoffart eine Krankheit wäre, würde man viel Leichen haben (oder: so raffte sie mehr Menschen weg als die Pest). – Lehmann, II, 862, 28; Winckler, X, 64.
128. Wenn hoffart kompt ins Regiment, so lenckt sich alles zum bösen end. – Lehmann, 393, 19.
129. Wenn Hoffart und Dummheit einander heirathen, so haben sie ein Töchterlein, das heisst Narrheit.
130. Wenn Hoffart wohl röche, so wären alle Dörfer und Städte voll Geruch.
131. Wenn man hoffart veracht, so hengt sie die Flügel. – Lehmann, 394, 33.
Dän.: Foragter man hoffart, saa hænger den strax med vingerne. (Prov. dan., 293.)
132. Wer auff Hoffart borgt, der tregt zuletzt geflickte Schuh. – Petri, II, 685; Körte, 2907; Simrock, 4842; Braun, I, 1423.
133. Wer die Hoffart tödten will, muss sie verachten.
»Verachtung ist der Hoffart Tod.«
134. Wer Hoffart ein Krankheit, so weren schon viel todt. – Petri, II, 658; Schottel, 1121b; Gruter, III, 96; Körte, 2908b.
Dän.: Var hoffærdighed en sygdom, vare faa sund. (Prov. dan., 294.)
135. Wer in Hoffart galopirt, Schande hinterm Sattel führt.
It.: Quando la superbia cavalca, la rovina e la vergogna le vanno in groppa. (Pazzaglia, 366, 5.)
136. Wer sich der Hoffart nur befleist, (den) der Fuchs in keiner arbeit beist. – Henisch, 266, 51.
137. Wer sich vor Hoffart hüten mag, versetzt dem Teufel einen schweren Schlag. – Bacmeister, 19.
138. Wer über sich mit Hoffart will, der verfehlet gar sein Spiel.
139. Wo Hoffart aufgeht, geht Glück unter.
140. Wo hoffarth ist, da ist auch schmach. – Eyering, III, 29.
*141. Er weiss nicht, wie er vor Hoffart einhergehen soll. – Mayer, I, 214.
*142. Er weiss vor Hoffart nicht, wo jm der Ars stehet. – Westphal, Hoffartsteuffel im Theatrum Diabolorum, 379b.
*143. Es ist stinkende Hoffahrt. (Oberösterreich.)
D. L sehr grosse.
*144. Wäre Hoffart ein Wohlgeruch, er wäre eitel Bisam. – Körte, 2908c; Braun, I, 1428.
*145. Wäre Hoffart eine Kunst, so wär' er längst Doctor. – Schottel, 1121a; Sailer, 303; Körte, 2908a.
»Wir schelmen, so bald einer ein Griechisch Vocabel kan, wissen wir vor Hoffart nicht, wo wir bleiben sollen.« (Luther, Hauspostille.)
146. Hoffart auf allen Wegen, zwei Pfennig mein Vermögen.
147. Hoffart fällt zuletzt über die eigenen Beine. – Storch, Freiknecht, I, 340.
148. Hoffart kommt mit Busenkraus und hat kein Bissen Brot im Haus.
Dän.: Arm hoomod at skreppe og svelte. (Prov. dan., 35.)
149. Hoffart kostet mehr als Hunger und Durst.
150. Hoffart lernt sich leicht und vergisst sich schwer.
Buchempfehlung
Die vordergründig glückliche Ehe von Albertine und Fridolin verbirgt die ungestillten erotischen Begierden der beiden Partner, die sich in nächtlichen Eskapaden entladen. Schnitzlers Ergriffenheit von der Triebnatur des Menschen begleitet ihn seit seiner frühen Bekanntschaft mit Sigmund Freud, dessen Lehre er in seinem Werk literarisch spiegelt. Die Traumnovelle wurde 1999 unter dem Titel »Eyes Wide Shut« von Stanley Kubrick verfilmt.
64 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro