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1892. Ulm.
1892. Ulm.

[886⇒] Ulm, Hauptstadt des württemb. Donaukreises, Oberamtsstadt, Reichsfestung, l. an der Donau (zwei Steinbrücken), Neuulm (s.d.) gegenüber, (1900) 42.982 (1905: 51.680) E., Garnison, Land-, Amtsgericht, Reichsbankhauptstelle, Handels-, Gewerbe- und Handwerkskammer, Hauptzollamt, evang. Münster (spätgot.; 1377 begonnen, 1844-90 ausgebaut, mit 161 m hohem Turm), nächst dem Kölner Dom größte Kirche Deutschlands, Rathaus (15. Jahrh.), Gymnasium, Realgymnasium, Gewerbeschule, Krematorium; Leinwandbleicherei, Messinggießerei, Fabrikation von Werkzeugen, Hüten, Feuerspritzen, Maschinen, Tabak, »Ulmer Pfeifenköpfen« etc. – Bis 1803 Freie Reichsstadt, 1803 bayrisch, 1810 württembergisch; 17. Okt. 1805 Kapitulation des österr. Generals Mack; seit 1871 Reichsfestung. – Vgl. Geschichte von Fischer (1863), Löffler (2. Aufl. 1883), Schultes (1881 u. 1886); zum Münster: Pfleiderer (1890); Rübling, »U.s Handel und Gewerbe im Mittelalter« (1892 fg.). [⇐886]

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 886.
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[881⇒] Ulm, Hauptstadt des württemberg. Donaukreises, am linken Ufer der Donau, die hier links die Blau, rechts die Iller aufnimmt und schiffbar wird, 476 m ü. M., ist mit der gegenüber auf bayrischem Gebiet liegenden Stadt Neuulm (s. d.) eine Reichsfestung ersten Ranges (bis 1866 deutsche Bundesfestung).

Wappen von Ulm.
Wappen von Ulm.

Die Werke, 1842–66 angelegt und neuerdings verstärkt, bilden einen kaum in 5 Stunden zu umschreitenden Gürtel von Mauern. Gräben, Wällen und Türmen, um die sich wieder ein Kranz von Vorwerken lagert. Die innere Umwallung ist jetzt gefallen, dagegen die Außenwerke bedeutend verstärkt. Den Kernpunkt bildet die Zitadelle Wilhelmsburg. Die merkwürdigsten Bauwerke der eng und unregelmäßig gebauten Stadt sind: das Rathaus, ein imposanter Bau aus dem 15. und Anfang des 16. Jahrh., neuerdings restauriert (vgl. Ebner, »Das Rathaus in U.«, 1905), mit Malereien an der Fassade, einer großen, kunstreichen Uhr aus dem 16. Jahrh. und wichtigem Archiv, vor dem Rathause der Marktbrunnen (sogen. Fischkasten) von Jörg Syrlin dem Ältern (s. Tafel »Bildhauerkunst VIII«, Fig. 5), die ehemalige Komturei des Deutichen Ordens (jetzt Kaserne), das Kornhaus, der schiefe Metzgerturm etc., besonders aber das prot. Münster, ein großartiger, gotischer Bau in den reinsten Verhältnissen, 1377–1494 erbaut, von 1844–90 restauriert. Es bedeckt einen Flächenraum von 7039 qm. Das fünfschiffige Innere ist 124 m lang und 49 m breit und enthält das 26 m hohe Sakramentshäuschen, ausgezeichnete Holzschnitzereien (Chorstühle von Jörg Syrlin dem Ältern), Glasmalereien etc. und eine berühmte Orgel. Das Mittelschiff erreicht eine Höhe von 41 m, die vier Seitenschiffe von se 23 m, das Chor von 29 m. Der Ausbau des über dem prachtvollen Westportal sich erhebenden Hauptturmes, früher nur bis zu einer Höhe von 99 m fertig und drei Jahrhunderte lang mit einem Schutzdach versehen, begann 1885 und wurde 1890 beendigt. Mit seiner Höhe von 161 m überragt er die Türme des Kölner Doms um 5 m und ist somit der höchste und auch wohl der schönste Kirchturm der Erde. Die oberste, 143 m über dem Erdboden befindliche Galerie gewährt einen herrlichen Ausblick. (Vgl. Pfleiderer, »Das Münster zu U.«, 48 Tafeln etc. mit Text, Stuttg. 1905.) Außer dem Münster hat U. noch 3 evangelische und 4 kath. Kirchen und eine Synagoge. Von neuern Bauwerken sind noch die 1832 vollendete Donaubrücke (Wilhelm Ludwigs-Brücke), die Eisenbahnbrücke und der Saalbau zu nennen. Die Stadt hat ein Denkmal Kaiser Wilhelms I. und ein Kriegerdenkmal. Die Bevölkerung betrug 1905 mit der Garnison (ein Grenadierregiment Nr. 123, zwei Infanterieregimenter Nr. 120 und Nr. 127,3 Eskadrons Ulanen Nr. 19, ein Feldartillerieregiment Nr. 49, eine Abteilung Feldartillerie Nr. 13, ein Bataillon Fußartillerie Nr. 13 und ein Pionierbataillon Nr. 13) 51,820 Seelen, davon 18,425 Katholiken und 613 Juden. U. hat Messing- und Eisengießereien, eine große Hutfabrik, Zementwerke, Baumwollspinnerei und -Weberei, ferner Fabriken für Asphalt, Feuerwehrrequisiten, Turmuhren, Dachpappe, Maschinen, Werkzeuge, musikalische Instrumente (Harmoniums, Orgeln und Pianinos), Korb- und Holzwaren (Ulmer Pfeifenköpfe), Malz etc. Außerdem hat U. bedeutende Bierbrauereien, Gerbereien, Färbereien, Eisen- und Kupferhämmer, Messingwerke, Schiffbau etc., Obst- und Gemüsebau (Ulmer Spargel). Der Handel, unterstützt durch eine Handels- und Gewerbekammer, durch eine Reichsbankstelle (Umsatz 1906: 688,4 Mill. Mk.) und mehrere Bankinstitute, ist sehr lebhaft in Landesprodukten etc. Unter den Märkten sind die Tuch- und Ledermesse, die Frucht-, Vieh- und Pferdemärkte von Bedeutung. Dem Verkehr in der Stadt dient eine elektrische Straßenbahn. Für den Eisenbahnverkehr ist U. Knotenpunkt der bayrischen, bez. württemberg. Staatsbahnlinien Kempten-U. und U.-München-Simbach sowie Bretten-Friedrichshafen, Aalen-U. und U.-Tuttlingen. An Bildungs- und andern öffentlichen Anstalten befinden sich dort: ein Gymnasium, ein Realgymnasium, eine Oberrealschule, eine landwirtschaftliche Winterschule, ein Verein für Kunst und Altertum, eine Stadtbibliothek von 30,000 Bänden, ein Stadttheater, ein Witwen- und Waisenhaus etc. U. ist Sitz der Kreisregierung, eines Oberamts, eines Landgerichts, eines Hauptzollamts, eines Forstamts, eines Generalsuperintendenten, eines Festungsgouverneurs und -Kommandanten sowie des Stabes der 27. Division, der 53. und 54. Infanterie-, der 27. Kavallerie- und der 27. Feldartilleriebrigade. Die städtischen Behörden zählen 22 Magistratsmitglieder und 23 Stadtverordnete. Zum Landgerichtsbezirk U. gehören die acht Amtsgerichte zu Blaubeuren, Chingen, Geislingen, Göppingen, Kirchheim, Laupheim, Münsingen und U.

Geschichte. U., in der Karolingerzeit ein königliches Hofgut mit Pfalz, zuerst 854 erwähnt, unter Ludwig dem Deutschen und seinen Nachfolgern mehrfach Schauplatz von Reichsversammlungen, wird 1027 als Stadt bezeichnet und galt als Hauptstadt des Herzogtums Schwaben. Wegen seiner Anhänglichkeit an die Hohenstaufen 1134 von Heinrich dem Stolzen von Bayern niedergebrannt, erstand U. neu, blühte auf, wurde 1155 reichsunmittelbar und erhielt 1274 dieselben Freiheiten wie Eßlingen. 1247 widerstand U. heldenmütig dem Gegenkönig Heinrich Raspe, trat 1331 in den Schwäbischen Städtebund und beteiligte sich 1376 an der Einung der schwäbischen Städte. An dem Kriege von 1388 war U. als Vorort des Städtebundes beteiligt; auch entbrannten in U. besonders früh und heftig die Kämpfe zwischen den Geschlechtern und den Zünften. Die Grundlage des Ulmer Wohlstandes bildete die Leinwand- und Barchentweberei [⇐881][882⇒] und der Handel mit ihren Erzeugnissen; die Blütezeit fällt in das 15. Jahrh. Von andern Reichsstädten unterschied sich U. durch den Besitz eines ziemlich großen Landgebiets (von 926 qkm = 17 QM.). Die Reformation fand früh in U. Eingang; 1526 trat die Stadt dem Torgauer, 1530 dem Schmalkaldischen Bund bei, mußte sich aber 1546 Karl V. unterwerfen und nahm 1548 das Augsburger Interim an. Der Vertrag von U. (3. Juli 1620) stellte den Frieden zwischen der Union und Liga her; 14. März 1647 schlossen hier Bayern, Frankreich und Schweden einen Waffenstillstand. 1803 verlor U. die Reichsfreiheit und ward Hauptstadt des bayrischen Oberdonaukreises. 1805 von den Österreichern unter General Mack besetzt, wurde es von Napoleon I. eingeschlossen und kapitulierte 17. Okt. mit 23,300 Mann. Infolge des Wiener Friedens 14. Okt. 1809 kam U. von Bayern an Württemberg, wurde 1842 Bundesfestung ersten Ranges und ist seit 1871 deutsche Reichsfestung. Vgl. G. Fischer, Geschichte der Stadt U. (Stuttg. 1863); Pressel, Ulmisches Urkundenbuch (das. 1873) und U. und sein Münster (Ulm 1877); Schultes, Chronik von U. (Stuttg. 1881, Nachtrag 1886); Haßler, Ulms Kunstgeschichte im Mittelalter (das. 1872); Nübling, Ulms Handel und Gewerbe im Mittelalter (das. 1892–1900, 5 Hefte; kleine Ausg. 1900, 2 Hefte); »Das rote Buch der Stadt U.« (hrsg. von C. Mollwo, das. 1904); Gurlitt, Historische Städtebilder, Bd. 6: Ulm (28 Tafeln mit Text, Berl. 1905); v. Löffler, Geschichte der Festung U. (Stuttg. 1900); Furse, A hundred years ago: battles by land and sea (Lond. 1905); »Beschreibung des Oberamts U.« (hrsg. vom statist. Landesamt, Stuttg. 1897, 2 Bde.); »Verhandlungen des Vereins für Kunst und Altertum in U. und Oberschwaben« (Ulm 1843 ff.). [⇐882]

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 881-882.
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[138⇒] Ulm, 1) Oberamt im württembergischen Donaukreise, 7,54 QM., zwischen den Oberämtern Heidenheim, Geislingen, Blaubeuren, Ehingen u. Laupheim u. Baiern, auf der Abdachung der Schwäbischen Alp gegen die Donauebene; 1861: 44,055 Ew.; 2) Hauptstadt hier u. des Kreises, an der Donau, welche hier die Blau u. 1/4 Stunde oberhalb der Stadt die Iller aufnimmt u. schiffbar wird, ist Knotenpunkt der Württembergischen Staatsbahn (Linie Stuttgart-Friedrichshafen) u. der Eisenbahnen nach Augsburg u. Lindau. Ulm, an einem höchst wichtigen strategischen Punkte gelegen, wurde zur deutschen Bundesfestung ersten Ranges bestimmt u. seit 1842 unter der Leitung des preußischen Generals v. Prittwitz befestigt. Die Stadt Ulm, sowie Neu-Ulm, sind umwallt u. hierbei bei ersterer die alten, 1805 gesprengten Wälle benutzt; die Hauptbefestigung besteht aber in großen abgerückten Forts, bes. das auf dem Michaelsberge (Wilhelmsburg, mit dem casemattirten Reduit Wilhelmsfeste), welches, durch Werke mit der Stadt [⇐138][139⇒] verbunden ist, denen vorwärts eine starke Schanze, rechts am Alpeker Steig ein starkes Fort u. ein Fort an der Donau links, eins auf dem Galgenberge u. zwei am obern u. untern Kuhberg, letzteres mit starkem Reduit, liegen. Am rechten Donauufer vor Neu-Ulm sind drei starke Forts vorgeschoben u. die Dörfer Offenhausen an der Donau u. Wiblingen jenseit der Iller stark befestigt. Ulm ist mit Neu-Ulm durch drei Brücken verbunden, Sitz einer Handels- u. Gewerbekammer, hat Kreisbehörden, Generalsuperintendent, Decan, 1832 vollendete Donaubrücke (Wilhelms-Ludwigsbrücke), 4 Kirchen, darunter den protestantischen, im Gothischen Styl aufgeführten Münster zu U. L. F. (486 Fuß lang, 205 Fuß breit, 152 Fuß hoch, der Thurm, welcher 475 Fuß hoch u. eine gothische Pyramide werden sollte, ist bei 337 Fuß Höhe unvollendet geblieben), er ist 1377 bis 1494 erbaut worden, wird gegenwärtig restaurirt u. hat ausgezeichnet in Holz geschnitzte Chorstühle von Syrien, eine 1856 erbaute Orgel (mit 100 Registern), eine der größten in Deutschland, u. Glasmalereien; altertümliches Nachhaus mit dem sogen. Fischkasten, einem schönen Brunnen von Syrien, davor, Cameralgebäude (Kaisersheimer Hof), Gouvernement (Salmansweiler Hof), Zeughaus, Komthurei (jetzt Artilleriekaserne), Theater, Kasernen, Militärspital etc.; Stadtbibliothek, Landwirthschaftlichen Verein, Gymnasium mit Realanstalt im ehemaligen Barfüßerkloster, Industrie- u. Sonntagsgewerbsschule, Privattöchterschule, Katharinenstift (Erziehungshaus), Waisenhaus, Hospital, Militärstrafanstalt, Badeanstalt Griesbad, Oberschwäbischen Verein für Kunst u. Alterthum, Freimaurerloge Karl zu den drei Ulmen. Unter den Erzeugnissen der Stadt sind bekannt: Muter Mehl, Ulmer Gerste, Ulmer Zuckerbrod, Ulmer Pfeifenköpfe (s.d.), Ulmer Spargel, außerdem wird gefertigt Leinwand, Messing u. Messingwaaren, Tabak, Leder, Feuerschwamm, Felbel, Karten, chirurgische Instrumente, Nähmaschinen, Uhren, Glocken, Runkelrübenzucker, chemische Feuerzeuge, Papier, Schiffe; es gibt mehre Buchdruckereien u. Lithographische Anstalten, Kupfer- u. Messinghammer, es wird Schifffahrt, Viehzucht, Gemüsebau, starke Bierbrauerei, Holzhandel u. Speditionshandel getrieben. In Bezug auf den Handel, welcher in mancher Beziehung nicht mehr so stark ist als sonst, wo Ulm der Mittelpunkt des schwäbischen Leinwandhandels war, ist doch Ulm einer der bedeutendsten Handelsplätze des Landes. Ulm hat auch starke Jahr-, Korn- u. Pferdemärkte, Leder- u. Tuchmessen; 1861: 22,736 Ew. Wappen: ein quer getheilter Schild, oben schwarz, unten silbern. Jenseit der Donau liegt die baierische Stadt Neu-Ulm, s. Puten 4). – Nach Einigen soll das Alcimoennis bei Ptolemäus das heutige Ulm sein. Unter Karl dem Gr. war es eine Villa regia u. wurde daher sonst irrthümlich von Vielen zu den Reichsdörfern gezählt; Karl der Dicke bestätigte Ulm 883 seine Privilegien als Stadt; 1134 wurde es Reichsstadt u. war eine der vier ausschreibenden Reichsstädte. Hier 1245 Sieg des Herzogs Konrad IV. von Schwaben über den Landgrafen Heinrich Raspe III. von Thüringen u. 1331 Abschluß des Landfriedenbundes zwischen den Landherren u. Städten Schwabens u. Baierns. 1372 fehdete Ulm mit Eberhard von Württemberg u. wurde von demselben erobert, aber nach Kurzem wieder geräumt. Im 15. Jahrh. stieg die Macht Ulms sehr u. sie war eins der Hauptmitglieder der Bündnisse in Schwaben (s.u. Schwaben S. 494). In der Reformation wurde Ulm lutherisch u. trat 1531 zum Schmalkaldischen Bunde, mußte sich aber in dem Religionskriege dem Kaiser Karl V. 1546 unterwerfen. 1552 wollte der Markgraf von Baden Ulm zum Bündniß zwingen u. belagerte es, jedoch vergebens. 1564 u. 1606 wurden die Werke verstärkt. Im Juni 1620 hier Vergleich zwischen der Evangelischen Union u. der Katholischen Ligue (s. Dreißigjähriger Krieg S. 309). Am 14. März 1647 wurde hier der Separatwaffenstillstand zwischen Frankreich, Schweden u. Baiern geschlossen (s. ebd. S. 327) 1702 wurde es vom Kurfürsten von Baiern durch Überrumpelung genommen (s. Spanischer Erbfolgekrieg S. 428), aber 1704 durch den kaiserlichen General v. Thüngen zurückerobert. Hier 26. Sept. 1796 Gefecht zwischen den Österreichern u. der französischen Arrieregarde (s. Französischer Revolutionskrieg S. 643). Durch den Reichsdeputationsreceß von 1803 verlor U. (damals 14 QM. Gebiet mit 38,000 Ew. u. mit 300,000 Fl. Einkünfte) die Reichsfreiheit u. wurde baierisch u. Hauptstadt des Ober-Donaureises; 1805 ward es von den Österreichern besetzt, der General Mack aber von den Franzosen unter Napoleon eingeschlossen u. mußte sich am 17. October mit 23,800 M. zu Kriegsgefangenen ergeben (s.u. Österreichischer Krieg von 1805 S. 482). 1809 wurde Ulm von Baiern an Württemberg abgetreten; war einige Zeit Hauptstadt der Landvogtei an der Donau, jetzt des württembergischen Oberamts Ulm im Donaukreis. 1839 löste sich die Meistersängerzunft in Ulm, die letzte in Deutschland, auf u. übergab ihre Fahne der dortigen Liedertafel. Vgl. Haid, Ulm mit seinem Gebiet, Ulm 1786, 2 Bde.; Dietrich, Beschreibung der Stadt Ulm, ebd. 1825; Jäger, Ulm im Mittelalter, Heilbr. 1831, 3 Hefte; Reichard, Geschichte der Kriege Ulms, Mm 1832; Grüneisen u. Manch, Ulms Künstlerleben im Mittelalter, Stuttg. 1840; Wanderung durch Ulm u. auf die Schwäbische Alp, ebd. 1850; Fischer, Geschichte von Ulm, 1863. 3) (Neu-Ulm), Verwaltungsdistrict, Bezirksamt u. Landgericht im baierschen Kreise Schwaben, 1,8 QM., 11,700 Ew.; 4) Stadt darin, rechts an der Donau, Ulm gegenüber, in dessen Festungsrayon es eingeschlossen ist, chemische Fabrik, Kasernen; 1500 Ew.; 5) Pfarrdorf im Bezirksamte Oberkirch des badischen Mittelrheinkreises, Weinbau; 1440 Ew.; dabei die Ruine des Schlosses Ullenburg od. Ulmburg, welches den Herzögen von Zähringen gehörte. [⇐139]

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 138-139.
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[548⇒] Ulm, Hauptstadt des württemberg. Donaukreises, an der Donau und Blau am Fuße der Alb, an der Stuttgart-Friedrichshafener und Ulm-Augsburger Eisenbahn gelegen, der strategisch wichtigste Punkt des südwestlichen Deutschlands, seit 1842 nach der neuen Methode befestigt und zur Aufnahme eines ganzen Heeres geeignet, hat ohne das jenseits der Donau gelegene bayerische [⇐548][549⇒] Neu-U. und ohne die Besatzung 20000 E., mannigfaltige Industrie, großartigen Verkehr besonders mit Landeserzeugnissen, für die es der oberschwäb. Hauptmarkt ist. Merkwürdig ist das goth. Münster, Deutschlands größte u. höchste Kirche (432' lang, 170' breit, 141' im Mittelschiffe hoch), mit einem 337' hohen, nicht ausgebauten Thurme. Ueber die Donau führen nach dem starkbefestigten Brückenkopfe Neu-U. 2 steinerne Brücken, 1832 und 1854 aufgeführt. U. kommt als kaiserliches Dorf unter Karl d. Gr. vor, erhielt bald darauf Stadtrechte und wurde 1134 Reichsstadt, sprichwörtlich reich, mit einem Gebiet von 17 QM. Größe; 1803 wurde es bayer., 1810 württemberg. Macks Capitulation 17. Oct. 1805. [⇐549]

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 548-549.
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Ulm

[512⇒] Ulm, die ehemalige freie Reichsstadt mit 12,000 Einw., liegt im Königreiche Würtemberg dicht an der bair. Grenze in einer fruchtbaren Ebene am linken Ufer der Donau, welche hier schon gegen 100 Schritte breit und 12 Fuß tief ist, unterhalb der Stadt schiffbar wird und Güterschiffe von 500 Ctr. trägt.

Sie nimmt hier die Flüsse Blau und Iller auf und eine steinerne, 1829 erbaute Brücke führt zu dem U. gegenüberliegenden bair. Orte Neu-Ulm. Als Kreishauptstadt ist U. der Sitz der obersten Kreisbehörden, hat aber außerordentlich gegen seinen frühern, sprüchwörtlich gewordenen Wohlstand verloren, zu dem es im 15. Jahrh. besonders durch ausgebreiteten Handel und mehre andere einträgliche Erwerbsquellen gelangt war, damals aber auch gegen 40,000 Einw. zahlte. Es ist jedoch immer noch der Sitz einer ansehnlichen Leinwandfabrikation, wenngleich die Leinwandbleichen vor seinen Thoren nicht mehr so zahlreich sind, daß sie die Stadt mitten im Sommer gleich einem Schneefelde umgeben, wie ältere Reisende behauptet haben. Außerdem wird hauptsächlich die Fabrikation von Rauch- und Schnupftaback, von Graupen, hölzernen (Maser-) Pfeifenköpfen, sowie Schiffahrt und Schiffbau betrieben, indem die des Jahres von U. nach Wien mit Gütern und Reisenden abgehenden, ungefähr 50 Kähne, welche Plätten und Schwaben heißen, stets in Wien auseinander genommen und als Nutzholz verkauft werden. Auch mit dem hier gebauten vortrefflichen Gemüse und mit Schnecken wird einträglicher Handel getrieben. Gebaut ist U. alterthümlich und unregelmäßig; sein ausgezeichnetstes Gebäude ist der 416 F. lange und 466 F. breite, 152 F. hohe Dom oder Münster, welcher zu den wichtigsten Denkmalen altdeutscher Baukunst gehört und eine der größten, sowie vermuthlich die höchste Kirche in Deutschland ist. Der Grundstein wurde zu Ende Jun. 1377 gelegt und binnen 130 Jahren blos auf Kosten der Stadt der Bau bis zu seiner jetzigen Vollendung fortgeführt, die namentlich dem bis zur Galerie nur 237 F., bis zur Dachspitze 337 F. hohen Thurme abgeht, welcher höher als alle andere werden sollte. Schöne Glasmalereien und eine sehr große Orgel gehören zu den Merkwürdigkeiten des Doms, neben welchem noch das ehemalige Deutschordenshaus, das Rathhaus mit einer künstlichen Uhr, das Zeughaus mit seiner Waffensammlung, und das Theater anzuführen sind. In sehr früher Zeit schon lag ein Ort (Alcimonum) an der Stelle von U., das 883 bereits von Karl dem Dicken seine städtischen Privilegien bestätigt erhielt, seit Anfang des 14. Jahrh. stärker als es bis dahin der Fall gewesen war, befestigt wurde und unter den schwäb. Reichsstädten das größte Ansehen erlangte. Im 15. Jahrh. war es so mächtig, daß es von den Grafen von Werdenberg die Grafschaft Albeck einlösen, die Stadt und Schloß Leipheim und mehre holffersteinsche Güter erwerben konnte. Auch im schwäb. Bunde war U. eines der vorzüglichsten Mitglieder und nahm sich zur Zeit der Reformation derselben entschieden an, mußte sich aber Karl V. 1546 unterwerfen, der ihm eine Contribution von 100,000 Thlrn. und 12 Kanonen auflegte. Im J. 1552 wurde es aber vom Markgrafen von Baden vergeblich belagert. Noch im 17. und 18. Jahrh. wurden die Festungswerke verstärkt (von denen jetzt nur wenige Überreste vorhanden sind) und die Stadt während des span. Erbfolgekriegs 1702 von den Baiern durch Überrumpelung, 1704 von den Östreichern eingenommen. Durch den Reichsdeputationsreceß von 1803 hörte auch U. auf, freie Reichsstadt zu sein und kam zunächst an Baiern, ward im Kriege von 1805 von den Östreichern besetzt, aber ohne Gegenwehr vom General Mack (s.d.) an die Franzosen übergeben, kam in Folge des Friedens von Presburg an Würtemberg und soll jetzt zu einer deutschen Bundesfestung gemacht werden. [⇐512]

Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 512-514.
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[254⇒] Ulm. Für immer werth bleibt uns die Stunde, wo wir zum ersten Mal die jugendlichen Schwingen wachsen fühlten, und uns eine neue Welt von Hoffen und Wagen aufging. Mit inniger Freude begrüßen wir daher bei U. die jugendkräftige Donau. Dumpfselig hat sie ihre Kinderjahre verträumt am Fuße des Schwarzwaldes; hier aber, wo sich die Iller und Blau mit ihr vereint, wird sie sich plötzlich ihrer höheren Bestimmung bewußt. Freudig ahnt sie ihre einstige Majestät, deren Zeugen Vindobona's und Ofens Mauern, Belgrad's Zinnen sind, und beugt willig wie ein edles Roß zum ersten Mal den stolzen Nacken unter der Schiffe Last. Eine schöne, 1829 erbauete Brücke wölbt sich über dieselbe, welche zu dem bairischen Dorfe Neuum führt Das alterthümliche U. selbst, ehemals eine berühmte freie Reichsstadt, jetzt die Hauptstadt des Donaukreises im Königreiche Würtemberg, zählt zwar noch eine Bevölkerung von 15,000 Ew., doch sind die sonst so blühenden Woll- und Leinwandwebereien, sowie die Gewerbe überhaupt, [⇐254][255⇒] im Verhältniß gegen Hüher sehr gesunken. Doch sind die Bleichen, Tabaksfabriken, der Gartenbau und Samenhandel, der Schiffbau, die Schfffahrt und Spedition, deßgleichen die Verfertigung von Pfeifenköpfen, Graupen, Mehl, Zuckerbrod etc. nicht ohne Bedeutung. Auch mästet man in der Umgegend Schnecken, deren in manchen Jahren schon bis vier Millionen ausgeführt wurden. Die Festungswerke sind jetzt geschleift worden. Unter den Gebäuden sind außer dem ehemaligen deutschen Hause, dem Zeughaus, dem ehemaligen Wengenkloster und dem Theater, vorzüglich das Rathhaus mit seinem künstlichen Uhrwerke und der alte Münster bemerkenswerth. Die höchste Kirche in Deutschland, ist derselbe 416 F lang, 152 F. hoch und von ungeheuerem Umfange. Viele alte Gemälde schmücken seine innern Hallen; die Orgel von 45 Registern und 2925 Zinnpfeifen braust mit melodischer Donnerstimme den Choral zum Himmel empor; und stolz strebt der meisterhafte, 237 F. hohe Thurm über die Wolken hinan. Im ehemaligen Reichsgebiete der Stadt liegt auch in einer höchst romantischen Gegend das alte Bergschloß Albeck am Fuße der rauhen Alp.

–i– [⇐255]

Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 254-255.
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[268⇒] Ulm, vorher eine freie Reichsstadt in Schwaben, jetzt zu Bayern gehörig, faßt etwa 13 bis 14,000 Einwohner in 1632 Häusern. An der Donau sehr vortheilhaft gelegen – auf der einen Uferseite eine Reihe von Bergen (der Fuß der Schwäbischen Alpen), auf der andern eine schöne, weite, angebaute Ebene verschönern die Gegend und die ganze Lage der Stadt außerordentlich, welche sieben hieher zusammenstoßende Heerstraßen beherrscht. Sie hatte ehedem eben wegen dieser Lage viel Gewerbe und Handlung. Ihr Gebiet erstreckt sich fast auf 5 Meilen umher; und besonders groß war ihr Handel mit Leinwand und Barchent (im 15. Jahrhundert wurden von letzterem allein jährlich 60,000 Stück hier gebleicht). Ihre alten Festungswerke, welche seit 1796 drei Mahl vergrößert und eben so oft demolirt wurden, machten aber freilich auch diese Stadt bei ausbrechendem Kriege immer zum Angriffspunkt, so wie die Umgebungen derselben zum Schauplatz der schrecklichsten Verwüstungen. Davon machte leider diese unglückliche Stadt in den neuesten Zeiten die traurigsten Erfahrungen: und in dem 1805 ausgebrochenen Kriege wurde das von dem bekannten Oestreichischen General Mak besetzte Ulm von den Franzosen eingeschlossen, und, nachdem die Stadt und ihre Gegend aufs schrecklichste mitgenommen worden – binnen Zeit von 5 Wochen wurden 347,415 Soldaten, 15,877 Officier und 41,739 Pferde in der bejammernswürdigen Stadt einquartiert! – am 20. October übergeben, und Mak mit 25 bis 30,000 Mann zu Kriegsgefangenen gemacht. – Lange würde diese, freilich wohl mit ziemlich alten reichsstädtischen Gebäuden noch versehene, Stadt die schrecklichen Folgen aller jener Verheerungen tragen müssen, wenn nicht Bayerns weiser Regent jetzt alles für die Wiederherstellung und Verschönerung derselben thät. Statt der bisherigen Bollwerke werden nun schöne fruchtbare Gärten und öffentliche mit Alleen versehene Spazirgänge angelegt. Auch ist hier der Sitz der Landesdirection und aller Dicasterien der Bayerisch-Schwäbischen Provinzen. – Eine der ersten Deutschen Zeitungen, die allgemeine Zeitung, kommt hier auch heraus. [⇐268]

Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 6. Amsterdam 1809, S. 268-269.
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[791⇒] Ulm, eine freye Reichsstadt in Schwaben. Daher der Ulmer, Fämin. die Ulmerinn, eine Person, welche aus Ulm gebürtig ist; ingleichen das unabänderliche Beywort Ulmer, daher gebürtig. Das Ulmer Brot, in den Küchen, eine Art Gebackenes, welches aus feinem Mehl, Rahm, Eyerdottern, Zucker u.s.f. in Gestalt kleiner Brote gebacken wird. Die Ulmer Gerste, die feinste Art Perlen Graupen, weil sie besonders in Ulm vorzüglich gut bereitet werden. [⇐791]

Quelle: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 791.
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