Darwinismus

[531] Darwinismus (Darwinsche Theorie, hierzu Tafel »Darwinisums« mit Textbeilage), auch Zuchtwahl- (Selektions-)theorie genannt, diejenige Form der Abstammungslehre (Deszendenztheorie, s.d.), die Charles Darwin zur Erklärung des Naturlebens in seinem Zusammenhang aufgestellt hat, und die, obwohl es an Widerspruch nicht fehlt, den meisten Naturforschern mit einigen leichten Veränderungen noch immer als die beste bisher gegebene Erklärung der Rätsel des Lebens gilt. Die erste Veröffentlichung der schon 1839 niedergeschriebenen Gedanken geschah gleichzeitig mit einer Arbeit gleicher Tendenz von Wallace im August 1858. Im nächsten Jahr (1859) erfolgte dann die ausführlichere Begründung.

Die Grundlagen des D. bilden die drei Erfahrungstatsachen der Veränderlichkeit, Vererbungsfähigkeit und Überproduktion der Lebewesen. Gegenüber dem Linné-Cuvierschen Dogma der Artbeständigkeit (s. Art) zeigte Darwin zunächst durch sein auf der Reise um die Welt und durch langjährige Beobachtung auf dem Gebiete der Tier- und Pflanzenzüchtung gewonnenes und außerordentlich reichhaltiges Material, daß die Veränderlichkeit oder das Variationsvermögen der Pflanzen und Tiere viel weiter gehe, als man bisher geglaubt. Schon die Möglichkeit der Bildung neuer Formen durch Bastardiedung (Hybridation), die uns viele wichtige oder schöne Haustiere und Gartenpflanzen geliefert hat, spricht gegen das Dogma der Artbeständigkeit, und manche Naturforscher, wie z. B. Kerner, hielten viele Arten für so entstanden. Auch die Beobachtung wild lebender Pflanzen und Tiere bestätigt die Veränderlichkeit: in allen systematischen Übersichten werden klimatische, lokale etc. Spielarten ausgeführt. Die Erfahrungen der Tier- und Pflanzenzüchter erweitern diese Beobachtungen durch den Nachweis, daß kaum ein Organsystem des lebenden Körpers von dieser Variationsfähigkeit frei ist. Die ungeheure Mannigfaltigkeit unsrer Kulturpflanzen und Haustiere (man denke z. B. an die Spielarten der Gartenblumen, Gemüsearten und Obstsorten, an Hunde-, Pferde- und Taubenrassen)[531] bietet das ausgiebigste Beweismaterial gegen das Dogma von der Artunveränderlichkeit. Die Varietäten aber sind nach Darwins Auffassung nichts andres als beginnende Arten, die, wenn sie sich weit genug von der Stammform entfernen, als selbständige, neue Arten gelten. Es geschieht dies namentlich dadurch, daß die Abänderung ihre Geschlechtsorgane oder deren Reifezeit, bei den Pflanzen die Blütezeit, derartig beeinflußt, daß eine geschlechtliche Vermischung (Inzucht) der Stammform und der beginnenden Art nicht mehr von Erfolg ist, ein von Romanes als physiologische Auslese bezeichneter Vorgang. Die Ursache der meisten Abänderungen wurde von Darwin nach Art Lamarcks hauptsächlich in äußern Einwirkungen gesucht, in Veränderungen der Nahrung, des Klimas, der Lebensweise etc, auf die jeder Organismus in bestimmter, eigentümlicher Weise reagiert, wie dies schon Etienne Geoffroy de Saint-Hilaire in seinen Darlegungen über den Einfluß der Umgebung (monde ambiant) behauptet hatte (vgl. Textblatt zur Tafel). Die meisten Abänderungen beschränken sich nicht auf ein Organ oder Organsystem, sondern sind mit andern verknüpft, wie die Farbe der Haare und der Augen oder die Geweihbildung mit dem Fehlen der obern Eck- und Schneidezähne. Man nennt dieses noch vielfach dunkle Verhalten das Gesetz von den Wechselbeziehungen oder der Korrelation der Organe. Als einer der wichtigsten Faktoren galt die schon von Erasmus Darwin und Lamarck betonte Wirkung des Gebrauchs und Nichtgebrauchs von Körperteilen (s. Anpassung). Am stärksten werden solche äußere umwandelnde Umstände einwirken, wenn eine Art in eine völlig neue Umgebung mit sehr veränderten Lebensverhältnissen gebracht wird oder in ein fernes Land auswandert. Daher hat auch Moritz Wagner der Darwinschen Theorie eine besondere Migrations- oder Separationstheorie entgegengestellt, welche die Mannigfaltigkeit der Tier- und Pflanzenformen aus der räumlichen Trennung der Varietäten oder aus einer direkten Anpassung an überall verschiedene Lebensbedingungen erklären will, so daß jedes Wesen seinen besondern Schöpfungs- oder besser Entstehungsmittelpunkt habe. Das letztere mag richtig sein, aber jedenfalls genügt diese Theorie nicht, um die zweckmäßige Anpassung der Organisation und Ausrüstung der Lebewesen für die neuen Lebensbedingungen zu erklären. Man kann vernunftgemäß weder annehmen, daß die Kälte der Polarzone weiß gefärbte und dickpelzige Tiere direkt erzeugt habe, noch daß solche Tiere etwa, weil sie aus andern Gründen eine weiße Farbe und einen dicken Pelz erhalten haben, nach der Polarzone ausgewandert wären; die Migration kann nur als förderliches, nicht als bedingendes Moment für die Entstehung neuer Arten gelten.

Als zweites Hauptprinzip galt für Darwin und seine ältern Anhänger die Vererbungsfähigkeit der neuerworbenen Eigentümlichkeiten, welche die Akkumulation derselben, das Fortschreiten der Abänderung in bestimmten Richtungen, die Steigerung der körperlichen und geistigen Kräfte am besten zu erklären schien. Die gesamte Praxis der Tier- und Pflanzenzüchter gründet sich auf die Anwendung gewisser Gesetze der Erblichkeit (s.d.), indem sie gleichgerichtete männliche und weibliche Abarten paaren. Im übrigen wird aber der Umfang der Erblichkeit von einer neuern Richtung des D. stark eingeschränkt, insofern nur die im Keimstoff liegenden Tendenzen erblich sein sollen, nicht aber die rein von äußern Einflüssen erzeugten Abänderungen und Anpassungen. Die Ursache der Variation wird von dieser Schule ausschließlich in innern Veränderungen des Keimstoffes gesucht (s. Neodarwinismus).

Wie dem auch sei, Variabilität und Erblichkeit sind in irgend einem Umfang als Erfahrungstatsachen nicht zu bestreiten, aber aus ihrem Zusammenwirken ist man noch nicht imstande, die Zweckmäßigkeit und gesteigerte Vollkommenheit der Organisation, die uns in der Stufenleiter der Wesen entgegentreten, wenn wir die heute lebenden Wesen mit den ausgestorbenen Verwandten vergleichen, zu erklären. Von den wunderbaren Erfolgen der künstlichen Züchtung überrascht, fragte sich Darwin, ob nicht auch in der freien Natur ein Vorgang in Wirksamkeit wäre, der eine der auswählenden Tätigkeit des Züchters entsprechende Wirkung äußern könnte, indem er die Entstehung bestimmter Varietäten begünstigt. Durch das Studium eines Buches des Nationalökonomen Malthus über die Mißverhältnisse, die in der menschlichen Gesellschaft durch die starke Bevölkerungszunahme im Gegensatze zu der beschränkten Anzahl der Nährstellen entstehen, wurde er zu der Erkenntnis geführt, daß ein ähnlicher Wettbewerb, der keineswegs immer einen wirklichen Kampf einschließende sogen. Kampf ums Dasein (struggle for life), wie im Menschenleben auch unter Tieren und Pflanzen, wegen ihrer z. T. ungeheuern Vermehrungsfähigkeit sogar noch im verstärkten Maßstab entbrennen und die Folge haben müßte, daß nur die den jeweilig obwaltenden Lebensverhältnissen am besten entsprechenden Varietäten erhalten werden. Dies Prinzip der sogen. natürlichen Auslese (natural selection) oder natürlichen Züchtung wurde gleichzeitig mit Darwin von Wallace zur Erklärung der Wesenmannigfaltigkeit und der Zweckmäßigkeit ihres Baues angewendet (Zuchtwahl- oder Selektionstheorie).

Man muß sich erinnern, daß die Mitbewerbung unter den Angehörigen derselben Art am stärksten ist, so daß geringe körperliche Vorzüge nach irgend einer Richtung, z. B. auf einem trocknen Boden und in einer trocknen Jahreszeit das Vermögen, mit etwas weniger Feuchtigkeit auszukommen, oder die Fähigkeit, durch eine bestimmte Färbung den Feinden besser zu entgehen, zum Siege führen können, d. h. das Überleben des Passendsten, wie Herbert Spencer den Vorgang genannt hat. Die Zweckmäßigteit des Baues und die vollkommene Anpassung bestimmter Organismen für ihre Lebensverhältnisse sind in Darwins Auffassung nichts andres als die Endergebnisse eines allseitigen Variierens im Konkurrenzkampf; nur das unter den gegebenen Verhältnissen Zweckmäßigste kann Fortdauer erringen. Überzeugende Beispiele für diesen Vorgang geben die genauen Anpassungen der Farben und Zeichnungen der Tiere an Färbung und Beschaffenheit des Hintergrundes, vor dem sie sich gewöhnlich bewegen, oder auf dem sie ruhen, die vorwiegend weiße Farbe der Polartiere, die gelbe der Wüstenbewohner, die Glasdurchsichtigkeit vieler Wassertiere (s. Schutzeinrichtungen, Textbeilage), ferner die genaue Nachahmung gewisser gemiedener oder gefürchteter Tiere, die sich durch auffallende Farbe und Zeichnung weithin bemerklich machen, durch andere (s. Mimikry).

Das hier in Bezug auf die äußere Erscheinung der Tiere Angedeutete gilt aber auch für den innern Bau, für die Gesamtorganisation, ja für alle Geistesfähigkeiten der Tiere; überall muß die natürliche Auslese das für die bestimmte Lebensweise Zweckmäßigste auswählen[532] und erhalten. Hierher gehören natürlich auch Waffen und Panzer, Veränderungen des Gebisses für besondere Ernährungsweisen, Umgestaltungen der Füße zu Lauf-, Scharr-, Greif- und Ruderfüßen, bei den Pflanzen Keimungs-, Bestäubungs- und Aussäungsvorrichtungen, welche die möglichste Verbreitung einer Pflanze sichern, etc. Die erlangte Zweckmäßigkeit ist in allen Einzelfällen eine relative, denn eine allen Vorteilen der einen Lebensweise (z. B. dem Wasserleben) angepaßte Tierart wird in den meisten Fällen für andre Verhältnisse (z. B. für das Land- oder Baumleben) sehr unzweckmäßig organisiert erscheinen. Indessen läßt sich unschwer verstehen, wie die Auslese als ein die vollkommnere Einrichtung begünstigendes Moment auch zu Steigerungen der allgemeinen Leistungsfähigkeit führen, d. h. eine Vervollkommnung der Lebewesen von niedern Stufen zu höhern bewirken konnte. Das hierfür von der Auslese in Bewegung erhaltene Prinzip ist hauptsächlich das der Arbeitsteilung (s.d.). Die Höhenstufe eines Lebewesens prägt sich stets am einfachsten dadurch aus, daß sein Körper zur Ausführung der verschiedenen Leistungen besondere, den Anforderungen sich immer enger anschließende Organe ausgebildet hat. An die Stelle des alle Lebenstätigkeiten ausführenden gleichartigen Protoplasmaleibes der niedersten Urwesen treten in aufsteigender Organisation allmählich Organe, die durch ihre Ausbildung besondern Leistungen angepaßt sind. Sie entstehen meist durch Funktionswechsel (s.d.) aus vorhandenen Teilen, z. B. die Lunge der Luftwirbeltiere aus der früher nur nebenbei den Gasaustausch vermittelnden Schwimmblase der Fische. Es liegt aber auf der Hand, daß solche Sonderanpassungen von der Auslese begünstigt werden müssen, da durch sie immer mehr Wesen zum Genuß besonderer Nährstellen im Naturhaushalt befähigt wurden. Wenn aber in der Wesenentwickelung der Fortschritt überwiegt, so treten doch auch zahllose Rückschritte und häufig ein tiefes Herabsinken von bereits erlangten Stufen höherer Organisation unter Tieren und Pflanzen ein, z. B. bei den Schmarotzern und Höhlentieren; aber für sie war ein morphologischer und anderweiter Rückschritt vorteilhafter als der Fortschritt, und so haben auf ozeanischen Inseln Käfer und sonstige Insekten, die Flügel und Flugvermögen ganz eingebüßt haben, über ihre geflügelten Kollegen offenbar das Übergewicht erlangt, weil die flugbegabten immer wieder in Gefahr gerieten, bei heftigem Wind ins Meer geweht zu werden.

Darwin erklärte sich dieses Schwinden nicht gebrauchter Organe mit Lamarck und Roux durch die Begünstigung der stärker in Anspruch genommenen Teile, bei der Ernährung, auf Kosten der schwindenden, während Weismann und seine Schule in ihr die Kehrseite der neue Organe züchtenden Auslese sieht, die das Unnütze durch allgemeine Kreuzung (Panmixie oder Amphimixis) zum Verschwinden bringt (s. Neodarwinismus). Im allgemeinen einfacher, bietet letztere Anschauungsweise indessen dem Verständnis große Schwierigkeiten und Klippen.

Die meisten Veränderungen und namentlich auch die Rückschritte der Lebewesen lassen Spuren des ehemaligen Zustandes sowohl in der Entwickelungsgeschichte als auch oft im vollendeten Wesen zurück. Bei den Fliegen und ihren Verwandten (Dipteren) sieht man, daß sie nicht, wie die meisten Insekten, vier, sondern nur zwei Flügel haben; aber bei genauerm Hinschauen gewahrt man an der Stelle der beiden verschwundenen Hinterflügel zwei kleine Stummel, ihre Überreste (sogen. rudimentäre Organe). Solchen Beweisen eines in irgend einer Richtung stattgehabten Rückschrittes begegnet der aufmerksame Naturbeobachter sowohl bei Pflanzen als bei Tieren häufig. Dahin gehören z. B. die verkümmerten Staubfäden weiblicher Blüten, die unter der Oberhaut liegenden Augäpfel völlig blinder Erd-, Tiefsee- oder Höhlentiere, die Zähne junger Wale, die Schwanzwirbel und Muskeln schwanzloser Wirbeltiere, die Bein- und Beckenstummel fußloser Seerinder, Schlangen und Eidechsen etc. Solche Rudimente sind dem Inhaber meist völlig unnütz, mitunter sogar schädlich durch leichtes Erkranken, wie z. B. der Blinddarmfortsatz des Menschen.

Eine Reihe von organischen Entwickelungen fallen aber nicht, wie die bisher erörterten, unmittelbar unter den Gesichtspunkt der Zweckmäßigkeit, und hier läßt sich alles das zusammenfassen, was die ästhetische Seite der Natur angeht, auf die Schönheit oder Unschönheit der äußern Erscheinung, Farbenpracht, Formenreiz, Duft und Geschmack, Bezug hat. Auch hierfür hat Darwin zuerst die Wege des nähern Verständnisses eröffnet, und zwar durch seine Theorie der geschlechtlichen Zuchtwahl oder Auslese, indem er zeigte, daß auch eine zufällig erlangte äußere Schönheitszunahme einem Tier von Nutzen werden könne, sofern bei der Paarung schönere Tiere augenfällig bevorzugt werden und zuerst, bez. allein unter ihresgleichen dazu gelangen, sich fortzupflanzen. In der Regel ist es das Männchen, das auffallende äußere Zieraten, Gesangsfähigkeit etc. erlangt und damit kokettiert, wie z. B. der männliche Pfau, Paradiesvogel, Fasan, viele Schmetterlinge und andre Insekten einerseits und die Singvögel anderseits. Die meist weniger auffällig gefärbt erscheinenden Weibchen üben eine Wahl aus und verhalten sich der Konkurrenz der Männchen gegenüber wie Preisrichter, die sich selbst als Preis hergeben. Darwin schließt daraus, daß das unscheinbare Weibchen der Stammform am meisten gleiche, und daß die Schönheit der Männchen allmählich durch geschlechtliche Zuchtwahl entwickelt worden ist, mit um so größerer Wahrscheinlichkeit, weil die geschlechtlichen Merkmale sich als ungemein variabel darstellen. Das Weibchen nimmt wahrscheinlich darum keinen Anteil an dieser Verschönerung, weil ihm beim Brüten die größte Unscheinbarkeit zum Schutz gegen seine Feinde nützlich ist. Auch die schutzbedürftigen Jungen gleichen zuerst stets der Mutter, und die männlichen erlangen erst im Lauf ihrer fernern Entwickelung ihren Schmuck. Gegen diese Erklärung sind zwar von Wallace u. a. beachtenswerte Einwände erhoben worden, doch waren sie außerstande, eine wahrscheinlichere Theorie an deren Stelle zu setzen.

Durch eine verwandte Betrachtungsweise ließ sich auch Schönheit und Wohlgeruch der Blumen aus einem Züchtungsprozeß herleiten, wobei die dem Blumenstaub und dem Honig nachgehenden Insekten als die Züchter anzusehen sind, welche die durch Größe, Farbenschönheit oder Wohlgeruch ausgezeichneten Spielarten, weil sich dieselben ihnen schon aus einiger Entfernung kennbar machen, bevorzugten und, indem sie zu ihrer Befruchtung und Fortpflanzung beitrugen, die Steigerung ihrer Anziehungskraft bewirken konnten (s. Blütenbestäubung, S. 90). Auch auf diesem von teleologischem Standpunkt schon im 18. Jahrh. durch Kölreuter und Sprengel bearbeiteten Felde wirkten Darwins Arbeiten bahnbrechend, und er zeigte zunächst an den Orchideen, daß[533] sich hierbei die innigsten Wechselbeziehungen zwischen Blumen und Insekten herausgebildet haben, und später, daß die Kreuzung der Blüten mit fremden Pollen, wie sie die Insekten bewirken, für die Nachkommenschaft von Vorteil ist, weil die Samen kräftiger ausfallen als bei Selbstbefruchtung. Kann man sich nun erklären, wie sich aus den ältern Gewächsen mit unscheinbaren Blüten, die der Wind befruchtete, solche mit farbenreichen und duftenden Blüten entwickelt haben, so haben Darwins Arbeiten auch den Schlüssel für viele andre Umbildungen des Pflanzenreiches gegeben, z. B. für die Entstehung der besondern Wachstumsart der Kletterpflanzen, die Ausbildung von Schutzstoffen und Schutzeinrichtungen (s.d.) sowie der abnormen Ernährungsweise der insektenfressenden Pflanzen.

Erst durch alle diese Erkenntnisse wurde das natürliche System der Pflanzen und Tiere, bei denen man schon längst von Verwandtschaftsbeziehungen und natürlichen Familien sprach, verständlicher und ließ sich durch Einordnung der ausgestorbenen, fossilen Formen als ein genealogisches hinstellen, wobei die heute lebenden Arten sich als die letzten grünenden Verzweigungen von Ästen verstehen lassen, deren Stämme in der grauesten Vorzeit wurzeln. Die Gattungen lassen sich dann ebenso den Zweigen, die Familien und Ordnungen den Nebenästen und die Klassen den Hauptästen am Stamm des Lebens vergleichen, und so wird die immer empfundene Formenverwandtschaft der einzelnen Gruppen verständlicher, als sie jemals war. Bei der Aufsuchung dieser Verwandtschaften ist vor allem die Gleichwertigkeit (Homologie) der Teile blutsverwandter Tiere maßgebend, und man darf sich nicht von bloßen, durch konvergente Züchtung erzeugten Analogien täuschen lassen (s. Ähnlichkeit).

Die Stärke und der Wert des D. beruht in der schon von Kant geforderten mechanischen Erklärung der organischen Natur, durch die gezeigt werden soll, wie alle Organismen und ihr zweckmäßiger Bau im Laufe einer langen Entwickelung allmählich geworden sein können, also in dem Ersatz der vorher geplanten Zweckmäßigkeit durch die gewordene Zweckmäßigkeit, weil sich nur das unter den gegebenen Verhältnissen Zweckmäßigste erhalten kann. Der hierin gegebenen Bekämpfung des teleologischen Prinzips verdankt der D. einerseits seine Bedeutung für die Philosophie, anderseits die vielfachen Angriffe von seiten der Theologen und teleologisch denkenden Naturforscher. Und nicht weniger wichtig war die Erklärung des Unzweckmäßigen und Bösen in der Natur, deren Dasein man sonst nur durch viele Winkelzüge, oder indem man sie einem bösen Prinzip zuschrieb, erklären konnte, durch die Erwägung, daß sich die durch die natürliche Auslese erlangte Zweckmäßigkeit immer nur auf das betreffende Wesen und seine Lebensweise selbst beziehen kann, also unter Umständen dahin drängen wird, dasselbe den übrigen Lebewesen möglichst gefährlich zumachen. Das Raubtiergebiß, der Giftzahn der Schlangen, die Gifte vieler Pflanzen sind solche Errungenschaften. Dadurch, daß er aus demselben Prinzip die relative Zweckmäßigkeit und Unzweckmäßigkeit, also z. B. auch die der rudimentären Organe, erklärte, wurde Darwin jener Newton der organischen Welt, den noch Kant erwartete. Zur Erklärung unzweckmäßiger Bildungen hat sich eine besondere Lehre (Dysteleologie) ausgebildet.

Eine so erfolgreiche Naturdeutung mußte bald eine Menge wissenschaftlicher Gebiete in Mitgenuß ziehen. Ein festeres Gefüge empfing der D. zuerst durch das organisatorische Talent Haeckels, der ihm die Gestalt eines abgerundeten naturphilosophischen Systems gab. Während Darwin zunächst mehrere erschaffene niedere Formen angenommen und den Menschen vorläufig außer Betracht gelassen, behandelte Haeckel in seiner »Generellen Morphologie« (1866) bereits alle Organismen von demselben Gesichtspunkt, indem er den niedersten Urwesen oder Protisten freiwillige Entstehung (generatio aequivoca) zuschrieb und von ihnen, als gemeinsamer Wurzel, einerseits das Pflanzenreich und anderseits das Tierreich ableitete und das Menschengeschlecht als einen besonders weit entwickelten Zweig des letztern hinstellte. Infolge dieser genealogischen Betrachtungsweise der lebenden Natur wurde Haeckel zum Entwerfen von sogen. Stammbäumen sowohl für die Gesamtheit als für die einzelnen Abteilungen veranlaßt, die zunächst nichts als Forschungsprogramme waren, deren Bestätigung oder Berichtigung der Weiterforschung anheimgestellt wird. Ferner stützte er den D. durch den Hinweis auf die Entwickelung des Einzelwesens, weil sich hier oftmals der Parallelismus mit der Entwickelung der Klasse, Gattung und Art aufdrängt. Durch Huxley, Fritz Müller und Haeckel wurde der Nachweis geführt, daß die individuelle Entwickelung einer Art (Ontogenese) ein mehr oder weniger verändertes Nachbild der Geschichte ihres Stammes (Phylogenese) sei, und Haeckel stellte danach als sogen. biogenetisches Grundgesetz den Satz auf, daß jedes Lebewesen in seiner persönlichen Entwickelung die Stufen seiner Stammesentwickelung in abgekürzter und zusammengezogener Form zu durchlaufen hat. Das Studium der Entwickelungsgeschichte wurde so zum Beweismittel der Darwinschen Theorie und konnte in gewissen Fällen sogar als Wegweiser zur Ermittelung der natürlichen Verwandtschaften und der Abstammung dienen.

Eine ähnliche Befruchtung erfuhren vergleichende Anatomie und Paläontologie. Auf dem Gebiete der erstern haben insbes. die Arbeiten von Gegenbaur, Huxley, Kowalewsky u. a. die Erkenntnis der natürlichen Verwandtschaft und der Beziehungen der einzelnen Gruppen zueinander gefördert; die klassischen Untersuchungen des erstern erwiesen die Homologie der Teile aller zu einer und derselben Abteilung gehörigen Tiere, zumal der Knochen des Schädels, Rumpfes und der Extremitäten aller höhern und niedern Wirbeltiere. Huxley wies unter anderm die Übereinstimmung des Körperbaues bei Affen und Menschen bis in die kleinsten Details des Gehirn- und Gliederbaues nach und arbeitete so den Werken Darwins und Haeckels über die Abstammung des Menschen vor, deren Erscheinung die Theorie krönte, aber natürlich einen großen Sturm hervorrief. Beiläufig mag hier bemerkt werden, das von keinem unterrichteten Darwinisten jemals die ihnen so oft zugeschriebene Ansicht ausgesprochen wurde, der Mensch stamme vom Gorilla oder sonst einem heute lebenden anthropoiden Affen ab; es wurde vielmehr oft und nachdrücklich von ihnen hervorgehoben, daß Mensch und Affen nur als Spitzen divergierender Zweige eines gemeinschaftlichen Stammes zu betrachten seien. Es handle sich um Vetterschaft, nicht um Ahnenschaft.

Sehr wichtige Unterstützungen erhielt der D. durch die Ausfindung sogen. Zwischen- und Übergangsformen, die jetzt getrennt erscheinende Tier- und Pflanzenabteilungen verbinden, wie z. B. die Archaeopteryx, die Reptilien und Vögel einander näherte, und den Amphioxus, der die Lücke zwischen [534] Wirbeltieren und Wirbellosen füllte. Anderseits förderte die paläontologische Forschung von vielen Geschlechtern ganze Reihen ineinander übergehender und der Zeitfolge entsprechend nacheinander auftretender Tiere mit dem wichtigen Nachweise zutage, daß in allen Abteilungen einfacher organisierte Lebensformen den höher stehenden in strenger Stufenfolge vorausgegangen sind. So erschienen unter den Gefäßpflanzen zuerst Farne, Schafthalme und Lykopodiazeen, d. h. Pflanzen ohne Blüten- und Samenbildung, es folgten die Ursamenpflanzen (Nadelhölzer, Zykadeen etc.), und erst dann traten die eigentlichen Blüten- und Samenpflanzen auf; im Tierreich erschienen nacheinander wirbellose Tiere, Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere. Auch in jeder Unterabteilung gingen, soweit es sich irgend übersehen läßt, einfacher gebaute Formen den höher stehenden voraus, so unter den Säugern die den niedern Wirbeltieren ähnlichen Kloakentiere, während der Mensch sich erst in den jüngsten Schichten fossil findet. Bei einzelnen Tieren konnte die Umwandlung durch fast lückenlose Formenreihen verfolgt werden, wie z. B. bei einer Süßwasserschnecke (Planorbis multiformis), von der Hilgendorf 1866 einen vollständigen Stammbaum mit mehreren divergierenden Ästen im Steinheimer Süßwasserkalk nachwies. Ähnliche zusammenhängende Reihen sind von andern Forschern bei Trilobiten, Brachiopoden, Ammoniten und andern Tieren beschrieben worden, bei andern hindern freilich die so leicht erklärlichen Lücken der versteinerten Überreste die Übersicht. Das größte Aufsehen in dieser Richtung haben die Untersuchungen über fossile Säugetiere, namentlich fossile Pferde und andre Huftiere, von Rütimeyer, Kowalewsky, Huxley, Marsh u. a. erregt, wobei sich durch mehr als ein halbes Hundert Arten der Stammbaum des Pferdes bis in die früheste Eocänzeit zurückverfolgen ließ. Schritt für Schritt gab sich die Entstehung des Einhufers aus dem Fünfhufer und die allmähliche Umbildung aller Fuß- und Armknochen, des Schädels und Gehirns, des Gebisses etc. zu erkennen (s. Einhufer), und ähnlich gelang es bei andern Huftieren, so namentlich bei Nashörnern, Schweinen, Hirschen, Kamelen, Raubtieren u. a.

Eine der nächsten Folgen der Erstarkung des D. war, daß er eine Reihe andrer Wissenschaften in seine Kreise zog. In der Geologie hatte Lyell bereits das Prinzip der allmählichen Entwickelung gegenüber der Katastrophentheorie zur vollsten Geltung gebracht. Für die Medizin und namentlich für die Ansteckungs- und Immunitätslehre wurde das Studium der Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit niederster Lebensformen von Bedeutung. Der folgenschwerste und bedeutungsvollste Akt dieser Übertragung der allgemeinen Naturgesetze auf die Entwickelungserscheinungen des Alls bestand aber offenbar darin, daß, wie einst die Erde durch Kopernikus aus ihrer Mittelpunktsstellung geworfen wurde, nunmehr der Mensch selbst, der bisher eine Ausnahmestellung einzunehmen gewillt war, sich als über der Natur stehend namentlich in seinem geistigen Leben betrachtete und die Natur nur um seinetwillen erschaffen ansah (Anthropozentrismus), als ein zugehöriger Teil des Ganzen reklamiert und mitten in die Natur hinein versetzt wurde. Damit zog der D. auch die Geisteswissenschaften in seine Kreise, und es begann nun eine nie vorher dagewesene Wechselwirkung zwischen Natur-, Geist- und Geschichtsforschung; alle Wissenschaften boten in dieser Anschauung Berührungspunkte, und ihre Bearbeitung vom entwickelungsgeschichtlichen Standpunkt hat auf manche derselben ein ganz überraschendes Licht geworfen. Die Menschenhistorie ergab sich mit allen ihren Verzweigungen als ein Glied der allgemeinen Naturhistorie und mußte durch eine »Vorgeschichte des Menschen« (Prähistorie, s.d.) ergänzt werden, wobei immer dieselben treibenden Kräfte und dieselben regelnden Gesetze der Entwickelung zu Grunde gelegt wurden.

Nachdem das höhere Alter des menschlichen Geschlechts durch die prähistorischen Funde bewiesen und namentlich unter ihnen niedere, in mancher Beziehung pithekoide Rassen nachgewiesen waren, nachdem auch in betreff des Ursprungs der Sprache und der Gefühlsäußerungen, der Sitten und Gebräuche, der Gesetze und Religionssysteme, der Gesellschaftsbildungen und Verträge, der Fähigkeiten und Kunstfertigkeiten der Entwickelungsgedanke überraschende Aufschlüsse gegeben, ist der Widerspruch gegen die Einbeziehung des Menschen mehr und mehr verstummt. Was den Ausdruck der menschlichen Gemütsbewegungen durch Mienenspiel und Gesten betrifft, so hatte auch auf diesem Gebiete Darwin 1872 einen guten Grund gelegt, indem er zeigte, daß schon unter den höhern Tieren eine übereinstimmende Physiognomik entwickelt ist, um die Grundempfindungen, wie Freude, Schmerz, Anhänglichkeit, Furcht, Schrecken, Zorn etc., auszudrücken. Auf dieser Grundlage haben dann Preyer, Romanes u. a. weitergebaut und den Grund zu einer Lehre von einer Entstehung der Instinkte (s.d.) und des Geistes (Psychogenesis, s.d.) gelegt. Die Bildung der Begriffe und die Weiterentwickelung der Sprache im mehr oder weniger entschieden darwinistischen Sinne haben besonders Pictet, Geiger, Steinthal, Noiré, Schleicher, Bleek, Whitney u. a. zu ihrer Aufgabe gemacht und dabei gezeigt, daß sich die Wortformen sowohl als die verschiedenen Sprachen vielfach ganz ähnlich entwickelt, verbreitet und verdrängt haben wie die lebendigen Organismen. Für eine entsprechende Behandlung der Psychologie ist eine materielle Unterlage geschaffen worden, seitdem Hitzig, Fritsch, Ferriar, Munck u. a. die Übereinstimmung der menschlichen mit den tierischen Gehirnfunktionen experimentell nachgewiesen haben, und wie es im menschlichen Gehirn ein besonderes Organ für die Sprache gibt, so nehmen die meisten neuern Psychologen an, daß sich das Denkvermögen und die Fähigkeit, abstrakte Vorstellungen und Begriffe zu bilden, Hand in Hand mit der Sprache entwickelt haben müssen. Das Verhältnis zu den Sinneseindrücken ist namentlich durch Helmholtz, die Funktion des Gedächtnisses durch Hering, die vergleichende Psychologie durch Lubbock, Romanes und Spencer bearbeitet worden. Hinsichtlich des Verhaltens von Philosophie und Ethik zum D. hat man auf Spinoza zurückgegriffen, und die hier auftretenden Fragen haben Haeckel, Carneri, Noiré, Caspari u. a. im monistischen Sinne zu lösen gesucht. Die Kulturgeschichte vom darwinistischen Standpunkt ist zuerst von Lubbock und Spencer, die vom ethnologischen Standpunkt ausgingen und die Zustände der wilden Völker zur lehrreichen Vergleichung heranziehen, dann mehr auf psychologischer Grundlage und mit besonderer Rücksicht auf Mythologie und Entwickelung der religiösen Vorstellungen von Tylor, Höffding u. a. behandelt worden. Die Gesellschaftswissenschaften und Politik haben unter andern Bachofen, Bagehot, Spencer, Lilienfeld, Ratzel in gleichem Sinne betrachtet, die Rechtswissenschaften Post, Fick, Ihering,[535] so daß beinahe kein Gebiet des menschlichen Forschens und Denkens unberührt geblieben ist. Den einenden Mittelpunkt aber, in dem sich alle diese Wissenschaften und Bestrebungen zusammenfinden, bildet der befruchtende Gedanke, daß der Mensch mit allem seinen Denken und Empfinden, mit allem seinen Können und seinen Einrichtungen ein Gewordenes ist, wie die gesamte Natur.

Die Gegnerschaft der Wissenschaft und die Reformbestrebungen richteten sich zuerst unter der Führung von Wallace gegen die Einbeziehung des Menschen, der eine gesonderte Stellung einnehmen sollte, und gegen die geschlechtliche Zuchtwahl, worin ihm der Herzog von Argyll, Beccari u. a. Nachfolge leisteten. Spätere Naturforscher suchten den Lamarckschen Grundsätzen (die eigentlich schon von Erasmus Darwin aufgestellt waren) einen größern Anteil an der Naturerklärung, als ihnen Darwin zugestehen wollte, einzuräumen, diese in Deutschland von Roux, in Amerika besonders von Cope ausgebaute Richtung wird auch als Diplogenesistheorie bezeichnet. Danach kamen andre, welche die Lamarckschen Grundsätze für allein zur Naturerklärung ausreichend erachteten (s. Neolamarckismus), während Weismann diese Theorien als ganz verfehlt und die natürliche Zuchtwahl als das allein wirksame Prinzip hinstellte (s. Neodarwinismus). Eine vermittelnde Stellung nimmt Baldwins Orthoplasie (s. Neodarwinismus) ein. Einige Naturforscher wollen an die Stelle der allmählichen Fortbildung eine sprungweise setzen, wie Kölliker in seiner Heterogenesi s- und H. de Vries in seiner Mutationstheorie (s.d.). Endlich hat sich eine absolute Gegnerschaft der mechanischen Weltanschauung ausgebildet, die wieder zu führenden, nicht in den Dingen selbst liegenden Kräften ihre Zuflucht nimmt (s. Neovitalismus und das Textblatt zu beifolgender Tafel).

Vgl. Ch. Darwin, Gesammelte Werke (deutsch von Carns, Stuttg. 1875–88, 16 Bde.); Derselbe, Kleinere Schriften (deutsch, hrsg. von Krause, Leipz. 1886); Wallace, Der D. (deutsch von Brauns, Braunschw. 1891); Derselbe, Beiträge zur Theorie der natürlichen Zuchtwahl (1870; deutsch von A. B. Meyer, Erlang. 1870); Haeckel, Systematische Phylogenie (Berl. 1894–96, 3 Bde.); Fritz Müller, Für Darwin (Leipz. 1864); Weismann, Studien zur Deszendenztheorie (das. 1875–76, 2 Tle.); Derselbe, Vorträge über Deszendenztheorie (Jena 1902, 2 Bde.); Koken, Die Vorwelt und ihre Entwickelungsgeschichte (das. 1893). Mehr darstellend sind: Haeckel, Schöpfungsgeschichte (10. Aufl., Berl. 1902, 2 Bde.); G. Jäger, Die Darwinsche Theorie und ihre Stellung zu Moral und Religion (Stuttg. 1869); Carneri, Sittlichkeit und D. (Wien 1871); Seidlitz, Die Darwinsche Theorie (2. Aufl., Leipz. 1875); O. Schmidt, Deszendenztheorie und D. (2. Aufl., das. 1874); Romanes, Darwin and after Darwin (Lond. 1892–1897; deutsch, Leipz. 1892–97, 3 Bde.); Cope, The primary factors of evolution (Chicago 1896). Ganz populär gehalten sind: Büchner, Sechs Vorlesungen über die Darwinsche Theorie (5. Aufl., Leipz. 1890); Carus Sterne, Werden und Vergehen (4. Aufl., Berl. 1901); Bölsche, Entwickelungsgeschichte der Natur (Neudamm 1896, 2 Bde.); Haacke, Die Schöpfung der Tierwelt (Leipz. 1893): Zacharias, Katechisums des D. (das. 1892). Über die Stellung des Menschen in naturhistorischer Beziehung handeln insbesondere: Huxley, Zeugnisse für die Stellung des Menschen (deutsch von Carus, Braunschw. 1863); Haeckel, Anthropogenie (4. Aufl., Leipz. 1891, 2 Bde.); Derselbe, Die Welträtsel (Bonn 1899 u. öfter); Vetter, Die moderne Weltanschauung und der Mensch (3. Aufl., Jena 1901); Lyell, Das Alter des Menschengeschlechts (deutsch von Büchner, 2. Aufl., Leipz. 1874). Von den gegnerischen Schriften seien hervorgehoben. Eimer, Die Entstehung der Arten (Bd. 1, Jena 1888; Bd. 2 u. 3, Leipz. 1897–1901); Fleischmann, Die Darwinsche Theorie (das. 1903); Wigand, Der D. (Braunschw. 1873–76, 3 Bde.), und v. Baer, Studien aus dem Gebiete der Naturwissenschaften (Petersburg 1876). Die Einwürfe des erstern sind von Jäger (»In Sachen Darwins contra Wigand«, Stuttg. 1874), die des letztern von SeidlitzBeiträge zur Deszendenztheorie«, Leipz. 1876) zurückgewiesen worden. Vielfach abweichende Ansichten brachten C. v. Nägeli, Mechanisch-physiologische Theorie der Abstammungslehre (Münch. 1883); M. Wagner, Die Entstehung der Arten durch räumliche Sonderung (Basel 1889); ferner die Schriften von Eimer, Driesch, Haacke, Reinke u. a. (s. Neolamarckismus und Neovitalismus). In den Jahren 1877–86 widmete sich eine besondere Monatsschrift. »Kosmos« (Stuttg.), dem Ausbau des D.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 531-536.
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