1. Auch der Weise ist ein Schüler gewesen.
Die Russen: Auch der Weise ist's nicht durch sich selbst. (Altmann, VI, 451.)
2. Auch des Weisen Hand wird nass, wenn er sie ins Wasser steckt. – Altmann, VI, 486.
3. Ain weiser gewinnt die Statt der starcken, vnd stürtzt jre macht durch jre sicherheit. – Agricola II, 253.
4. Auf einen Weisen kommen viel Narren.
Bei den Türken wenigstens zwei. (Cahier, 2628.)
5. Als des Weisen Haus abgebrannt war, sott er sich Eier in der Asche. – Altmann, VI, 440.
6. Bei Weisen weise, bei Narren ein Narr.
7. Bei weisen wirt man weiss. – Franck, I, 157a.
Mhd.: Swer volget wîsen, der muoz mit êren grîsen. (Hohenfels.) (Zingerle, 171.)
8. Besser der weisen schelten als der Narren gesang. – Henisch, 1529, 8; Petri, II, 34.
9. Besser mit den Weisen im Gefängniss, denn mit den Narren im Paradiese. – Bohn II, 23.
10. Besser mit den Weisen weinen als mit Narren lachen.
Kroat.: Volim s mudrim plakati, nego sludim pĕvati.
Lat.: Diuturna virtutis simulatio difficilis. (Binder I, 347; II, 813; Buchler, 152.)
[130] 11. Das sind die Weisen, die durch Irrthum zur Wahrheit reisen; die im Irrthum verharren, das sind die Narren.
12. De sîn Wîser wat lêrt un sîn Rîker (Reichmacher) wat gift, de is in de Sottheit verkêrt. (Oldenburg.)
13. Dem Weisen gebührt ein zwiefach Theil.
Ill.: Tko umije, tomu dvije. (Čelakovsky, 207.)
14. Dem Weisen genügt ein Wink, der Narr verlangt den Stock.
Die Araber sagen: Der Weise lässt sich weisen durch einen Wink, der Thor durch einen Fusstritt. (Burckhardt, 64.)
Böhm.: Chytrému napovĕz, hloupému dopovĕz. – Moudrému napovĕz, hloupému dolož (vylož). – Na chytrého mrkni, hlaupého trkni. – Napovĕz moudrému, dovtípí se všemu. (Čelakovsky, 206.)
Engl.: A word is enough to the wise. (Bohn II, 404.) – Send a wise man of an errand, and say nothing to him. (Bohn II, 143.)
It.: Accenna al savio e lascia far a lui. (Bohn II, 143.)
Poln.: Mądrego nie wiele trzeba uczyć. – Mądréj głowie dość na słowie. – Mądremu dosyć namienić. – Mądremu nie wiele trzeba mówić.
15. Dem Weisen sind wenig Worte genug.
Engl.: A word is enough to the wise. (Gaal, 912.)
Lat.: Sapienti pauca. (Gaal, 912.)
Ung.: Az okosnak nem sokat kell a' szájába rágni. (Gaal, 912.)
16. Dem Weisen widerfährt keine kleine Thorheit. – Simrock, 11502; Körte, 6667.
Frz.: A grand pêcheur échappe anguille. – Les plus sages faillent souvent en beau chemin.
17. Den Weisen macht des Nachbars Thorheit weiser und fremde Armuth reich.
Lat.: Felix, alieno periculo quisquis sapit. (Sailer, Sprüche, 52, 121.)
18. Den Weisen regiert Vernunft, den Narren der Stock.
Frz.: Le sage se régit par raison. (Kritzinger, 630a.)
19. Der ist ein Weiser und gelehrt, der Glück und Unglück (alle Dinge) zum besten kehrt.
20. Der unbekannte Weise ist das Gold in seiner Grube.
Inschrift im ägyptischen Palast der wiener Weltausstellung 1873.
21. Der Weise ändert seine Meinung, wenn er irrt, der Narr steht auf seinen Kopf.
Span.: El sabio muda consejo; el necio, no. (Cahier, 3336.)
22. Der Weise baut aus den verkohlten Balken seines Hauses eine neue Hütte. – Altmann VI, 441.
23. Der Weise gehet keine Staffel sonder Weg.
Lat.: Discite, qui vultis, prodest sapientia multis. (Chaos, 825.)
24. Der Weise geht an den Bach, wenn er sich bespiegeln will, der Narr zum Sumpfe. – Altmann VI, 470.
25. Der Weise geht die Mittelstrasse.
Frz.: Les sages tiennent l'entre-deux. (Kritzinger, 630a.)
26. Der Weise geht nicht an der Nase des Zufalls.
Poln.: Mądry szczescin niepodlega. – Mądrym gwiazdy nierządzą. (Čelakovsky, 206.)
27. Der Weise hält den Narren nur für ungesund, der Narr hält den Weisen aber für krank. – Altmann VI, 453.
28. Der Weise hängt seine Weisheit nicht an den Nagel.
Holl.: De wijze hangt zijne wijsheid niet aan eene houten pen. (Harrebomée, II, 464a.)
29. Der Weise hat seine Augen im Kopfe, der Narr auf dem Rücken. – Winckler, XIX, 24.
Die Chinesen sagen: Der Weise verirrt sich, indem er seine Gedanken bekämpft; der Thor, indem er ihnen folgt. Andere Sprichwörter und Sprüche setzen die Vergleichungen fort, enthalten andere Vergleichungen oder schildern den Weisen in seinem Verhalten; als: Der Weise sagt nicht, was er thut; aber er thut nichts, was nicht gesagt werden kann. Die Weisen gleichen sich im Herzen, die Gottlosen im Verstande. Der Weise ist gross in den kleinsten Dingen, der Böse klein in den grössten. Der Weise vergisst die Beleidigungen, wie ein Undankbarer die Wohlthaten. Des Weisen Herz ist dem Laster verschlossen, aber dem Lasterhaften geöffnet. Der Weise fürchtet den »Tien« und vergisst die Menschen; der Gottlose fürchtet die [131] Menschen und vergisst den »Tien«. Der Weise beugt sich, weil er aufsteigt; der Gottlose brüstet sich, weil er herabsteigt. Der Weise thut das Gute, wie er athmet, es ist sein Leben. Des Weisen beide Flügel sind Bescheidenheit und Wohlthun. Die Weisen und Gelehrten sagen viel Dinge in wenig Worten. Je weniger wahre Weise es gibt, desto mehr gibt es, die den Namen derselben erhalten. Der Weise mag immer reisen, er verändert seine Wohnung nicht. Wer Einen Weisen oft besucht, kennt sie alle. Alles am Weisen ist die Verdammung des Lasters. Der Weise kann alles vergessen, ausgenommen seine Fehler und seine Wohlthäter. Der Weise versteht es, sein Schweigen den grausamsten Tyrannen fürchten zu lassen und sein Lob den bewundertsten Fürsten wünschenswerth zu machen. Der Weise sieht, um sehen zu lassen, fragt, um zu antworten, empfängt, um zu geben, verzeiht, um zu verbessern, erzürnt sich, um zu beruhigen. Des Weisen Ansichten leitet die Religion, sein Gefühl die Redlichkeit und Wohlthun seine Handlungen. Wenn man so weit ein Philosoph ist, um den Gewöhnlichen ein Dummkopf zu scheinen, ist das Schwerste gethan, um ein Weiser zu werden. (Cibot, 152.) Die Araber: Der Weise denkt vor der That nach, nachher ist's zu spät. Ein Weiser, der übermässig lacht, wird für einen Narren gehalten. (Cahier, 2389 u. 2443) Dem Weisen genügt ein Wink, dem Narren kaum der Stock. (Cahier, 2476.) Ein hebräisches Sprichwort sagt: Viererlei Weise sind: Der Schwamm, die Tonne, der Trichter und das Sieb; der Schwamm erfasst das Ganze, die Tonne lässt unten aus, was oben hineingeht; der Trichter lässt den reinen Saft hindurch und hält den Schaum zurück, das Sieb scheidet die Spreu vom Weizen. (Cahier, 2524.)
30. Der Weise hat seine Augen im Kopfe, der Narr in den Füssen. – Winckler, XIV, 24.
Er stellt in seinem Handeln den Gegensatz zum Weisen dar; die Engländer lassen ihn daher unter der Brücke gehen, während der Weise darüber geht: London bridge was made for wise men to pass over, and for fools to pass under. (Bohn II, 13.)
31. Der Weise hat seine Gedanken in sich, der Narr sucht sie bei andern. – Altmann VI, 432.
32. Der Weise hat seinen Mund im Herzen und der Narr das Herz im Munde. – Venedey, 47; Simrock, 11516.
Mhd.: Tôren herze lit im munde, der wîsen munt in herzen grunde. (Renner.) (Zingerle, 104.)
Frz.: Les sages ont la bouche dans le cœur, les fous le cœur dans la bouche. (Venedey, 44.)
33. Der Weise hat Vortheil in allen Landen. – Simrock, 11509; Körte, 6664.
34. Der Weise herrscht über das Gestirn. – Geiler.
Lat.: Sapiens dominabitur astris. (Eiselein, 638.)
35. Der Weise hört (auf Worte), der Narr fühlt (Prügel).
Holl.: De wijze gelooft de redenen, de dwaas gelooft den stok. (Harrebomée, II, 464a.)
36. Der Weise hört mit Einem Ohr mehr als der Narr mit zweien.
Die Russen: Des Weisen Ohr ist eine offene Pforte für die Reden des Klugen und ein erhobener Schild wider die Worte des Narren. – (Altmann VI, 462.)
It.: Il savio udendo, più savio diventa. (Cahier, 3097.)
37. Der Weise ist allein reich. – Simrock, 11508; Venedey, 46; Körte, 6670.
38. Der Weise ist bei den Narren geächtet. – Altmann VI, 436.
39. Der Weise ist Herr seiner Worte, der Narr ihr Sklave.
Aehnlich russisch. (Altmann VI, 447.)
40. Der Weise ist mit dem Glück gespannt.
Die Russen: Der Weise schämt sich an der Brust des Glücks zu saugen. (Altmann VI, 504.)
41. Der Weise ist über die Wahrsager.
Er erräth das, was man will, was geschehen soll, eher als ein anderer es voraussagt.
Poln.: Mądry bez wrožka zgadnie. – Mądry za wrožka stoji. (Čelakovsky, 206.)
42. Der Weise ist unter dem Tropf, wie der Hut über dem Kopf.
Weil du hoch stehst neben dem Fürsten, dünkst du dich was Hohes, o Tropf; dann darf sich noch Höheres dünken jener Filz auf des Fürsten Kopf.
43. Der Weise kann vom Narren lernen.
Holl.: Een wijze kan van een' gek leeren. (Harrebomée, II, 464b.)
44. Der Weise kommt der Reue zuvor.
D.h. er unterlässt jede Handlung, die er später zu bereuen hätte.
Lat.: Ne feceris, quod factum nolis. (Sailer, Sprüche, 132, 119.)
[132] 45. Der Weise kostet die Rübe und weiss, wie der Spargel schmeckt. – Altmann VI, 510.
46. Der Weise lebt allein lang. – Petri, II, 113; Gruter, I, 18; Egenolff, 234a.
Auch noch nach seinem Tode. Die Russen sagen: Wenn der Weise schon hundert Jahre todt ist, redet sein Mund noch grosse Worte. (Altmann VI, 436.)
47. Der Weise legt sich stets zwei Fragen vor; zuerst: Was soll ich thun? und dann: Ist's wohl gethan?
Lat.: Agenda meditare, acta mox examina. (Sailer, Sprüche, 66, 163.)
48. Der Weise lernt, so lange er lebt.
Span.: Aunque seas prudente y viejo, no desdeñes el conséjo. (Cahier, 3333.)
49. Der Weise lernt unter den Narren der Thorheit entsagen. – Altmann VI, 436.
50. Der Weise meidet Fehd' und Zank; Gewinn ist hier Verlust und macht das Leben krank.
Lat.: Lite abstine, nam vincens, multum amiseris. (Sailer, Sprüche, 60, 148.)
51. Der Weise meidet nicht nur das Böse, sondern auch den Schein desselben.
Lat.: Nec malum faciendum, nec simile malo. (Sailer, Sprüche, 154, 21.)
52. Der Weise misst sich nach dem Sein, des Narren Mass ist Schein.
Lat.: Tanti aestima te, quantus es, nisi desipis. (Sailer, Sprüche, 40, 82.)
53. Der Weise muss den Narren tragen. – Winckler, IX, 87.
Frz.: Il faut que le sage porte le fou sur ses épaules. (Kritzinger, 630a.)
Holl.: Het is wel noodig, dat de wijze den zot op zijne schouderen draagt. (Harrebomée, II, 464b.)
It.: E bisogna, che 'l savio porti il pazzo in spalla. (Gaal, 1196.)
Lat.: Stultitiam aliorum exsorbere oportet. (Gaal, 1196.)
54. Der Weise niemals schärfer wacht, als wenn das Glück ihm lacht.
Lat.: Fortuna quo arridet magis, magis time. (Sailer, Sprüche, 58, 135.)
55. Der Weise sagt, der Dumme gilt nicht viel.
Böhm.: Moudrý neodsoudí, a hloupý nerozsoudí. (Čelakovsky, 207.)
56. Der Weise sagt nicht alles, was er denkt, aber er denkt alles, was er sagt.
Frz.: L'homme sage ne dit pas tout ce qu'il pense, mais il pense tout ce qu'il dit. ( Cahier, 1329.)
57. Der Weise schickt sich in die Zeit.
Lat.: Tempori cedere, semper sapientis est habitum. (Cicero.) (Philippi, II, 215.)
58. Der Weise setzt nicht alles auf Eine Karte.
Böhm.: Moudrý nezavírá všeho na jedné hlavĕ. (Čelakovsky, 207.)
59. Der Weise sieht die Sache vorher, der Thor wundert sich, wenn sie gekommen ist.
Aehnlich die Araber. (Cahier, 2390.)
60. Der Weise sitzt im Winkel und der Narr auf dem Stuhl.
Die unwissendsten Menschen streben nicht selten am meisten nach Ehrenplätzen und Aemtern.
Poln.: Nie miejsce szuka głowy, ale głowa miejsca. (Čelakovsky, 207.)
61. Der Weise spart Zeit und Worte.
Frz.: Le sage est ménager du temps et des paroles. (Cahier, 1073.)
62. Der Weise stösst sich an (bemerkt, beobachtet) alles. – Tendlau, 130.
63. Der Weise sucht die Weisheit, der Narr hat sie gefunden.
Behauptet sie gefunden zu haben. Aehnlich russisch. (Altmann VI, 460.)
64. Der Weise thut das am Anfang, was der Narr am Ende thut. – Simrock, 11504.
65. Der Weise thut, was recht, der Böse ist seiner Lüste Knecht.
Lat.: Sapienti honesta lex est, libido lex est malis. (Sailer, Sprüche, 24, 31.)
66. Der Weise trägt all sein Glück bei jhm. – Lehmann, II, 68, 209; Simrock, 11512; Körte, 6666; Venedey, 46.
67. Der Weise trägt seinen Reichthum bei sich.
Lat.: Sapiens sua bona secum fert. (Philippi, II, 165.)
[133] 68. Der Weise überlegt eine Stunde, was er sagen, und einen Tag, was er thun will.
Dän.: En viis betænken sig ofte en time, hvad han vil giøre. (Prov. dan., 67.)
69. Der Weise vberhebt sich nicht, wenn er gelobt wird. – Henisch, 1462, 37.
70. Der Weise verachtet nicht die, so unter ihm, und hasst nicht die, welche über ihm sind.
Aehnlich die Araber. (Cahier, 2351.)
71. Der Weise vertraut keinem unbekannten Manne.
Frz.: De tout homme inconnu, le sage se méfie. (Cahier, 878.)
72. Der Weise wagt ein Ei, um eine Henne zu gewinnen; der Narr eine Henne, um ein Ei zu erlangen. – Altmann VI, 470.
73. Der Weise wägt seine Worte auf der Goldwage.
Holl.: De wijze weegt zijne woorden met het goudgewigt. (Harrebomée, II, 464a.)
74. Der Weise wählt unter zwei Uebeln das kleinste.
Holl.: Die wijs is, zoekt de kortste pijn. (Harrebomée, II, 464a.)
75. Der Weise weicht den Händeln aus.
Böhm.: Moudrý v hádce ustoupí. (Čelakovsky, 112.)
76. Der Weise weiss, dass er nichts weiss.
Holl.: De wijze weet, dat hij niet weet. (Harrebomée, II, 464a.)
77. Der Weise, welcher Narren regieren kann, ist gross wie ein König.
Aehnlich russisch. (Altmann VI, 468.)
78. Der Weise wird durch fremden Schaden klug.
Böhm.: Blaze tomu, kdo se cizím neštĕstím kaje. – Pád přihoda bláznivého, jestit' výstraha moudrého. (Čelakovsky, 207.)
Lat.: Casus dementis correctio fit sapientis. – Ex vitiis alterius sapiens emendat suum. (Philippi, I, 75, 147.)
79. Der Weise wird nur Einmal betrogen.
Holl.: De wijze wordt maar eens bedrogen. (Harrebomée, II, 464a.)
80. Der Weise zehrt, wie's sein Gut gewährt.
Holl.: De wijze teert, naardat zijn landshap groot is. (Harrebomée, II, 464a.)
81. Der Weisen Feindschaft ist mehr werth als der Thoren dickste Freundschaft.
82. Der Weisen wort gelten mehr bey den stillen, denn der Herren schreien bey den Narren. – Henisch, 1479, 34.
83. Der Weiss kein kleine Thorheit begeht. – Eyering, III, 377.
84. Der weiss kompt selten aber wol. – Franck, I, 112b; Petri, II, 113; Gruter, I, 118; Schottel, 1141a.
85. Der weiss versieht sein seel vor allen dingen. – Wachter.
»Der vnfrum mensch mag nicht weyss seyn.«
86. Des Weisen Glück hat Bescheidenheit zur Tochter, des Narren – Anmassung. – Altmann VI, 471.
87. Des Weisen Rath führt rechten Pfad.
It.: Chi segue il prudente, mai se ne pente. (Pazzaglia, 312, 1.)
88. Des Weisen Scherz ist ernste Rede.
Dän.: Viis skemte er alvors tale. (Prov. dan., 505.)
89. Des Weisen Worte gehören der Welt.
Aehnlich russisch. (Altmann VI, 468.)
90. Des Weisen Zunge ist ein Schild aber kein Schwert.
Die Russen: Wenn der Weise seine Zunge zur Waffe macht, so macht er sie zum Schilde, nicht zum Schwert. (Altmann VI, 467.)
91. Dess Weisen Mund ist in seinem Hertzen. – Petri, II, 121.
Frz.: Les plus saiges se faignent le moins ilz disent ou escripuent.
Lat.: Sapientiores pauciora dicunt aut scribunt. (Bovill, II, 132.)
92. Die Weisen, die Vnweisen. – Petri, II, 148.
93. Die Weisen sind das Licht der Welt.
Böhm.: Na moudrých lidech svĕt (svĕtlo) stojí, a na bláznech tma. (Čelakovsky, 206.)
94. Die Weisen sind Gottes Schoskinder.
Böhm.: Moudrý jest i bohu svat. (Čelakovsky, 206.)
95. Die Weisen sind oft die Thoren selber.
Lat.: Res secundae sapientum animos fatigant. (Heuseler, 380.)
[134] 96. Ein kranker Weiser ist besser als ein gesunder Narr.
97. Ein neuer Weiser (Philosoph) braucht eine neue Narrenkappe.
98. Ein Weiser, der nicht danach handelt, ist eine Wolke ohne Regen.
Inschrift im ägyptischen Palast der wiener Weltausstellung 1873.
99. Ein Weiser, der seinen Schatz verbirgt, ist nicht klüger als ein Narr.
Aehnlich die Russen. (Altmann VI, 460.)
100. Ein Weiser fängt mit den Augen mehr als ein Narr mit zehn Schlingen.
101. Ein Weiser fängt nicht eher an zu reden, bis sein Widerpart aufhöret. – Wirth, II, 480.
102. Ein Weiser fürchtet auch geringe Feinde.
Lat.: Inimicum quamvis humilem docti est metuere. (Philippi, I, 198.)
103. Ein Weiser gewinnt die Stadt der Starken. – Schulze, 125.
104. Ein Weiser ist daheim, wohin der Wind ihn führt (weht). – Gaal, 1701; Simrock, 1481.
Frz.: Ici et ailleurs il fait bon. – La terre est notre patrie à tous. – Le pays est là où l'on peut vivre. – L'homme habile trouve son pain partout. (Masson, 351.)
It.: Al sapiente ogni paese è stanza. (Gaal, 1701.)
Lat.: Quaevis terra patria. (Masson, 351.) – Sapienti ubique patria. (Gaal, 1701.)
Span.: Todo el mondo es pais. (Masson, 351.)
Ung.: As okos ember mindenütt otthon vagyon. (Gaal, 1701.)
105. Ein weiser ist gelind vnd scharff, wie er sihet, dass die sach bedarff. – Henisch, 1460, 55.
106. Ein Weiser kan auch ein Thorheit thun. – Petri, II, 236.
107. Ein Weiser kan reden vnnd rhaten, das glück kan rhaten vnnd thaten. – Lehmann, 343, 15.
108. Ein Weiser kann ohn' Schrecken sogar an Wolfsmilch lecken. (Böhm.)
109. Ein Weiser kleidet sich nicht in gemeines Tuch. – Winckler, XV, 47.
110. Ein Weiser lässt sich mit dem Gegenwärtigen begnügen.
Lat.: Sapiens fruitur praesentibus. (Seybold, 537.)
111. Ein Weiser ohne Erfahrung ist ein Baum ohne Frucht. – Wirth, II, 483.
112. Ein Weiser ohne Werk ist wie eine Biene ohne Honig. – Wirth, II, 484.
113. Ein Weiser redet nicht gern unter Narren.
Böhm.: Tĕžko moudrému mezi blázny mluviti. (Čelakovsky, 70.)
114. Ein Weiser sagt nicht alles, was er meint, und ein Heuchler (Falscher) meint nicht alles, was er sagt.
Dän.: En viis-mand siger ei alt det hand meener, en falsk-mand meener ei alt det hand siger. (Prov. dan., 563.)
115. Ein Weiser sieht am Abend schon, wie's am Morgen sein wird.
116. Ein Weiser trägt des Schicksals Schläge, denn sie führen bessre Wege.
Lat.: Caede, modo doce. (Sailer, Sprüche, 144, 139.)
117. Ein Weiser traut seinen Feinden nie. – Wirth, II, 487.
118. Ein Weiser übersieht zehn Narren.
Mhd.: Die wîsen kunnen manegen list, der vremede tumben liuten ist. (Freidank.) – Er ist ein vil wîser man, der tumbe gedanke verdenken kan mit wîslîchen tat. (Iwein.) (Zingerle, 170.)
119. Ein Weiser und ein Narr wissen mehr als ein Weiser allein.
Holl.: Een wijze en een dwaas weten meer dan een wijze alleen. (Harrebomée, II, 464b.)
120. Ein Weiser weiss Zeit und Weile.
121. Ein Weiser wird nur einmal betrogen, ein Narr oft. – Winckler, XII, 99.
122. Ein weisser hab mit fleiss in hutt, syn sel, syn leib, syn ehr, syn gutt. – Weinsberg, 85.
123. Einem Weisen gehet nicht alles, wie er will, aber doch offtermal, wie er gedenckt. – Lehmann, 887, 79.
[135] 124. Einem Weisen stehet nicht wohl an, zu sagen: das hätte ich nicht gedacht.
Lat.: Sapientis non est dicere: non putaram. (Seybold, 538.)
125. Einem Weisen steht nicht wohl an, zweimal sich gröblich zu verstossen.
Lat.: Bis ad eundem lapidem impingere non est sapientis. (Seybold, 54.)
126. Einen weisen erschreckt frembder schad. – Petri, II, 180.
127. Einen Weisen fragen, ist der Anfang zur Weisheit.
Sagen auch die Araber. (Cahier, 2346.)
128. Einen Weisen kann man nicht vertreiben.
129. Eines Weisen Muth ist besser als eines Narren Gut.
130. Es ist nicht not, den weisen viel zu befehlen.
»Als man spricht.« (Theatr. Diabolorum, 284b.)
131. Es thut keyn weiser ein kleyne torheyt. – Franck, I, 101a; Lehmann, II, 140, 121; Petri, II, 300; Eyering, I, 42; Latendorf II, 9; Symmict., III, 129.
Lat.: Clericus edoctus semper non est sale coctus.
132. Für den Weisen (jüdisch: Chochem) is e Wort genug. – Tendlau, 853.
133. Haben die Weisen den Wein, so saufen die Narren die Hefe.
134. Jeder Weise hat einen Narren zum Bruder.
135. Man wird kein Weiser über Nacht.
Die Russen: Es gehört viel dazu, ein Weiser zu werden. (Altmann VI, 458.)
136. Mit Weisen ist gut rathen, mit Narren übel spielen und thaten.
Böhm.: S moudrými se rad', a s bláznem se o palici nevad'. (Čelakovsky, 207.)
137. So ein weiser misshandeln thut, nimpt er die warnung auff für gut; ein narr aber nicht leiden kann, dass man ihm zeig sein thorheit an.
Lat.: Argue consultum, te diligit, argue stultum, auertet uultum, nec te dimittet inultum. (Loci comm., 187.)
138. Während sich der Weise besinnt, besinnt sich der Narr auch. – Blass, 22.
139. Was bei dem Weisen die Vernunft, das thut bei dem Narren der Prügel. – Winckler, XV, 46.
140. Was der Weise in der Nähe findet, das sucht der Narr in der Ferne.
Die Russen: Der Narr sucht die Gerechten am jenseitigen Ufer des Flusses, der Weise findet sie am diesseitigen. (Altmann VI, 430.)
141. Was ein Weiser weiss, ist besser als was ein Narr hat. – Winckler, XVI, 82.
142. Was in der Weisen Gedanken ist, das ist in der Narren Munde. – Simrock, 11503; Körte, 6668; Gaal, 1200; Venedey, 47.
It.: I saggi hanno la bocca nel cuore ed i matti il cuore in bocca. (Gaal, 1200.)
143. Weise und Narren machen eine Stadt.
Holl.: Wijzen en gekken te zamen zijn noodig om eene stad te maken. (Harrebomée, II, 464b.)
144. Weise vnd Narren haben beide gern gab. – Henisch, 1329, 39; Petri, II, 618.
145. Weise wachsen wie Hafer, Schelme wie Lolch.
146. Weisen begegnet keine kleine Thorheit; wenn sie fallen, so fallen sie mit Händen und Füssen vber vnnd vber. – Lehmann, 882, 24.
147. Wenn dem Weisen das Brot entgleitet, so fällt's in den Essigtopf; wenn es dem Narren entsinkt, so fällt es in den Honignapf. – Altmann VI, 446.
148. Wenn der Weise einen Tag verliert, so gewinnt er dadurch ein Jahr; wenn der Narr ein Jahr verliert, so hat er keinen Tag gewonnen. – Altmann VI, 462.
149. Wenn der Weise (Chochem) kreiet (irrt), so kreit er stark. – Tendlau, 829.
D.h. wenn er fehlerhafte Schlüsse, überhaupt Fehler macht, irrt, so geschieht's in grossem Masse.
150. Wenn der Weise unter Narren für klug gelten will, muss er ein Narr mit ihnen sein. – Altmann VI, 432.
[136] 151. Wenn der Weisen vil, das ist der Welt Heyl. – Petri, II, 640.
152. Wenn du den Weisen nach Saneen bringst, er wird zufrieden sein; führst du den Narren nach Sihna, er wird klagen. (Abessinien.)
153. Wenn ein Weiser und ein Narr streiten, so behält der Narr jedesmal recht.
154. Wenn es an Weisen fehlt, muss man sich mit Narren behelfen.
Holl.: Het gebrek van wijzen doet de zotten rijzen. (Harrebomée, II, 464b.)
155. Wer den Weisen gehorcht, lernt herrschen. – Winckler, XI, 22.
156. Wer den Weisen will betrügen, muss ein Meister sein im Lügen.
Holl.: Die den wijze wil bedriegen, moet wel dapper kunnen liegen. (Harrebomée, II, 464a.)
157. Wer mit Weisen umgeht, wird weise. – Spr. Sal. 13, 20; Schulze, 61.
Ein talmudisches Sprichwort sagt: Wälze dich im Fussstaube der Weisen und trinke ihre Worte mit Durst. (Aboth.)
Jüd.-deutsch: Wer mit Chochemim (Weisen) umgeht, wird selbst Chochem (Weiser). (Tendlau, 827.)
Holl.: Die met wijzen omgaat, wordt wijs. (Harrebomée, II, 464a.)
158. Wo der Weise erscheint, wird es Tag. (Abessinien.)
159. Wo der Weise sein Brot isst, da verbröckelt auch der Narr seine Krumen.
160. Wo die Weisen narren, haben die Thoren keine Schuld.
161. Wo Weise sind, da finden sich auch Thoren. – Simrock, 11500.
162. Womit der Weise den Anfang gemacht, das hat der Narr zuletzt vollbracht.
163. Zween Weise reissen kein Haar entzwei. – Pers. Rosenthal von Olearius.
Verständige Leute zanken sich nicht.
*164. Da fragt der Weise den Narren um Rath.
Holl.: De wijze vraagt den zot om raad. (Harrebomée, II, 464a.)
*165. Der Weise von ⇒ Meissen (s.d. 1).
*166. Er ist der achte von den sieben Weisen.
Lat.: Sapientum octavus. (Horaz.) (Philippi, II, 166.)
167. Das sind die rechten Weisen, die wenig sprechen, viel wissen und mehr noch thun.
Lat.: Plus scire quam loqui enitere, quisquis sapit. (Sailer, Sprüche, 105.)
168. Der Weise fängt nicht eher an zu blasen, bis er seine Pfeife gestimmt hat. – Wahl, Jahresbericht (Erfurt 1879), S. 18.
169. Der Weise folgt dem Zügel und der Narr dem Prügel.
It.: Il savio si governa con la ragione, ed il pazzo col bastone. (Giani, 1301.)
170. Der Weise macht nicht viel Worte.
Jüd.-deutsch: A Chuchem (Weiser) schweigt still. Er spricht wenig, beobachtet aber um so mehr.
171. Der Weise ohne Gefahr und Schrecken kann selbst an gift'ger Wolfsmilch lecken. – Wenzig, 77.
172. Der Weise schweigt, doch nur der Narr vergisst. – Neue illustrirte Zeitung, V, 25.
173. Die Weisen essen langsam, die Frommen, bis sie halb satt seynd, die geistlichen Mönche, dass sie sich des Hungers erwehren, junge Leute, so lange die Schüssel vor ihnen steht, ein alter Mann, dass er schwitze (weil ihm wegen Zähnemangels das Kauen schwer fällt), [1809] ein Bettler, so lange er noch Raum im Magen hat und was in der Schüssel ist. – Pers. Rosenthal, 302.
174. Die Weisen lernen mehr von den Narren, als die Narren von den Weisen. – Harssdörffer, 658.
175. Die Weisen träumen bei Nacht, die Narren auch am Tage. – Harssdörffer, 1657.
176. Ein Weiser ohne Rath nützet so viel als eine Fackel dem Blinden. – Wirth, I, 540.
177. Ein Weiser unter den Thoren ist schön unter den Blinden. – Harssdörffer, 589.
*178. Er ist über die sieben Weisen.
Von einem, der sich klüger dünkt als alle andern.
Lat.: Malleus manubrio sapientior. (Plautus.)
Adelung-1793: Weise, der · Weise, die · Weiße, die · -Weise · Weise · Weiße, das
Brockhaus-1809: Die weiße und rothe Rose · Die rothe und weiße Rose
Brockhaus-1911: Weiße Rübe · Weiße Substanz · Weiße Rose · Weiße Nächte · Weiße Neger · Weise [2] · Weiße [2] · Weiße Woche · Weiße Tinktur · Weiße Väter · Weiße · Weiße Ameisen · Weise · Sieben Weise · Sieben weise Meister · Weiße Kanoniker · Weiße Linie · Weiße Gelenkgeschwulst · Weiße Berge · Weiße Frau
Goetzinger-1885: Meister, sieben weise
Herder-1854: Weiße Berge · Weiße Frau · Weiße · Sieben Weise · Weise
Meyers-1905: Sämund der Weise · Gildas der Weise · Weiße Elster · Weiße Frau [1] · Weiße Frau [2] · Weiße Koralle · Weiße Karpathen · Weiße Gelenkgeschwulst · Linie, weiße · Kniegeschwulst, weiße · Ameisen, weiße · Weiße Ameisen · Weiße · Pappel, weiße
Pierer-1857: Weiße Streifen der Brüste u. des Bauches · Weiße Schenkelgeschwulst der Wöchnerinnen
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