[81⇒] Buddhismus, die Lehre Buddhas (um 500 v. Chr). = Eine Metaphysik [⇐81][82⇒] enthält der B. nicht, wohl aber eine Ethik auf Grundlage des Pessimismus, da nach Buddha alles individuelle Sein nichtig und mit Schmerzen behaftet ist. Das Ich ist aber nichts Reales, Dauerndes; wenn die Begierde zum Leben gänzlich erlischt, dann hört alle Seelenwanderung auf und wir treten aus der nichtigen Welt der »Sansara« in das »Nirwana«, wo alle Individualität erlischt.
SCHRIFTEN: Vgl. T. W. Rhys DAVIDS, Buddhism, 1878; deutsch in der Univers.-Bibl. – H. OLDENBERG, Buddha, 5. A. 1906. – H. KERN, Der Buddhismus, 1882-84. – Buddhas Reden, deutsch von K. E. NEUMANN, 1896 ff. [⇐82]
[283⇒] Buddhismus, ind. Religion, gestiftet im 6. Jahrh. v. Chr. Sein Begründer ist Siddhattha, der Sohn des Suddhadana, aus dem reichen Adelsgeschlechte der Sakya. Sein kirchlicher Name ist Buddha (»der Erwachte«, »der Erleuchtete«), auch Sakyamuni (»der Weise der Sakya«), und nach dem Familienzweige, aus dem er stammte, auch samano Gotamo (»der Aszet Gotama«) genannt. Er starb um 480 v. Chr., 80 J. alt. Buddha verwarf alle Aszese, die Autorität der Veden und die Kasten, soweit sie ein Hindernis waren, um ein Schüler des Buddha zu werden. Endziel seiner Lehre war die Befreiung von der Seelenwanderung, der Eingang ins Nirwana, worunter Buddha selbst die Vernichtung aller Existenz verstand. Er verlangte ein streng sittliches Leben, weitgehende Nächstenliebe und unbegrenzte Freigebigkeit und beförderte das Mönchswesen. Im 3. Jahrh. wurde der B. unter König Açoka Staatskirche, und von da an begann seine ausgebreitete Missionstätigkeit nach außerind. Ländern. In Indien selbst ging er allmählich durch Verfolgungen und Spaltungen in Sekten ganz zugrunde; am reinsten erhielt er sich in Ceylon und Hinterindien (südl. [⇐283][284⇒] B.), während er im N., d.h. den Ländern am Himalaja, bes. Nepal, Tibet, China, Japan, Korea, Mongolei (nördl. B.), durch fremde Einflüsse sehr entartete. Ursprünglich ohne allen Kultus, da er keinen Gott kennt, hat er im Norden zahlreiche Götter und einen pomphaften Kultus erhalten [Tafel: Religionen II]. – Vgl. Oldenberg (4. Aufl. 1903), Grünwedel (1900), Hardy (1903; Neudr. 1905). [⇐284]
[563⇒] Buddhismus (Buddhaismus), eine Religionsform, die, vom nördlichen Indien ausgehend, sich dem Brahmanismus (s.d.) entgegensetzte. Der Name B. kommt her von dem Sanskritwort Buddha (»der Erweckte«), worunter man einen versteht, der durch die Erkenntnis der Wahrheit und Überwindung aller Sünde zur vollständigen Erlösung von den Banden der Existenz gelangt ist. Man unterscheidet »Pratjekabuddhas«, die diese Erlösung nur für sich selbst erwerben, und »Samjaksambuddhas«, die vor ihrem gänzlichen Entschwinden aus der Welt die zu solcher Erlösung führenden Lehren der Welt mitteilen. Die Zahl der Buddhas, die diese vollkommene Erkenntnis (Bôdhi) erlangt haben, als vollkommene Lehrer aufgetreten sind und noch auftreten werden, ist nach dem Dogma der Buddhisten unendlich. Der historische Buddha, der wirkliche Begründer des B., ist der Adlige (nach späterer Vorstellung Prinz) Siddhârtha aus dem Geschlechte der Çàkja, dem im 6. Jahrh. v. Chr. ein kleines Reich am Fuße des Himalaja untertan war; die Hauptstadt war Kapilavastu; sie ist am 1. Dez. 1896 durch A. A. Führer (s.d.) bei dem nepalesischen Dorf Paderia wiedergefunden worden. Nach der Legende wurde B. auf unbefleckte Weise empfangen, indem er sich als weißer Elefant aus der Götterregion herabsenkte und in den Leib seiner Mutter einging. Schon in frühester Jugend gab er Proben seiner außerordentlichen Begabung; Hang zu einsamer Meditation zeichnete ihn von jeher aus, daher auch sein Name Çâkjamuni (»Einsiedler der Çakja«). Er heißt auch Gautama, nach dem Namen eines vedischen Sängergeschlechts, den die Çâkja angenommen hatten. Nachdenken über die Hinfälligkeit des menschlichen Körpers und Lebens soll ihn dazu bestimmt haben, dem Thron zu entsagen, Weib und hohe Umgebung zu verlassen. Nachdem er sieben Jahre lang als Schüler zweier damals angesehener Lehrer und in harten Kasteiungen der erlösenden Erkenntnis vergeblich nachgetrachtet, soll ihm diese in einer Nacht, wie er zu Uruvela unter dem Bodhibaum (Baum der Erkenntnis) saß, in plötzlicher Erleuchtung zu teil geworden sein. Von da an trat er lehrend auf. Die Sûtra- u. Vinajatexte (s. unten) schildern, wie er, von seinen Jüngern begleitet, das Land durchzog, predigend, disputierend, dem von ihm gestifteten Mönchs- und Nonnenorden die Lebensregeln vorschreibend. Er ist um 560 v. Chr. geboren, um 480 gestorben. Die in dem Werke Köppens (s. unten) gegebene Darstellung seiner Lehre, auf den nordindischen, in Sanskrit geschriebenen Quellen beruhend, ist seit der Bekanntschaft mit den im Pâlidialekt geschriebenen, namentlich in Ceylon erhaltenen Quellen wesentlich modifiziert worden.
Die älteste uns bekannte Lehre des B. spricht sich am kürzesten und klarsten in den »vier heiligen Wahrheiten« aus. Diese sind: 1) Das Leiden. Alles Leben ist Leiden. 2) Die Entstehung des Leidens durch den Durst nach Luft; dieser Durst verstrickt das Wesen in die Seelenwanderung. 3) Die Aufhebung des Leidens durch Aufhebung dieses Durstes. 4) Der achtteilige Weg zur Aufhebung des Leidens: rechtes Glauben, rechtes Entschließen, rechtes Wort, rechte Tat, rechtes Leben, rechtes Streben, rechtes Gedenken, rechtes Sichversenken. Das höchste und letzte Ziel alles geistlichen Trachtens ist das Nirvâna (»Erlöschen«), die Befreiung von Wiedergeburt, das Aufhören alles Leidens. Ob das Nirvana als Eingehen in das Nichts zu denken ist, hierüber soll Buddha die Antwort verweigert haben; die Ausdrucksweise einzelner unter den alten Texten nähert sich bald mehr der Bejahung, bald der Verneinung dieser Frage. Der Weg zu dieser höchsten Erlösung geht durch die drei Gebiete von »Rechtschaffenheit, Sichversenken, Weisheit«. Die Forderungen der »Rechtschaffenheit« haben einen überwiegend negativen Charakter; besonders tritt ein Komplex von fünf Ordnungen in den Vordergrund: kein Wesen des Lebens berauben, nicht fremdes Eigentum, nicht die Gattin eines andern berühren, Enthaltung von Unwahrheit, von geistigen Getränken. Das »Sichversenken« bedeutet die planmäßige Übung einer förmlichen Technik von Konzentration und Ekstase; auch Selbsthypnose spielt hier mit. Die »Weisheit« ist die Erkenntnis der vornehmlich in den vier heiligen Wahrheiten niedergelegten Lehre. Die Übung von Kasteiungen verwirft der B. Es scheint, daß die theoretische Spekulation des B. von der Philosophie des Sânkhjasystems (s. Indische Philosophie), die Praxis seiner Übungen der Konzentration vom Joga (s. ebendaselbst) beeinflußt ist: wobei freilich an ältere Formen von Sânkhja und Joga als die uns vorliegenden zu denken sein wird. Die Anhänger des Buddha schlossen sich zu einem Mönchs- und Nonnenorden zusammen (»Bhikkhu«, »Bhikkhunî«, d. h. Bettler, Bettlerin) und übten streng die Pflichten von Armut und Keuschheit.
Kurz nach Buddhas Tode soll auf einem (offenbar der Legende angehörigen) Konzil der Kanon der heiligen Schriften festgestellt sein. Diese zerfallen in drei »Pitaka« (»Körbe«): 1) Vinaja, d. h. die Texte der Gemeindeordnung. 2) Sutta (Sûtra), die Predigten Buddhas, auch Sammlungen metrischer Sentenzen lyrischen oder didaktischen Inhalts. Hierher gehört die berühmte Spruchsammlung Dhammapada (engl. von M. Müller in den »Sacred Books of the East«, Bd. 10, deutsch von L. v. Schröder: »Worte der Wahrheit«, 1892; von K. E. Neumann: »Der Wahrheitspfad«, 1893). Zu dieser Abteilung werden auch Erzählungssammlungen gestellt, vornehmlich die berühmte Sammlung Dschâtaka, »Geburtsgeschichten«, d. h. Geschichten aus Buddhas frühern Existenzen, eine reiche, für das Studium der Volkskunde höchst wichtige Sammlung von Fabeln, Märchen, Erzählungen (hrsg. von Fausböll, Lond. 187796, 6 Bde.; engl. »The Jâtaka or stories of the Buddha's former births, transl. under the editorship of Prof. Cowell«, Cambridge 1895ff., bis jetzt 4 Bde.). 3) Abhidhamma (Abhidharma), systematische Aufzählung und Diskussion dogmatischer Kategorien. Der heilige Kanon ist am authentischsten im Pâlidialekt auf Ceylon und in Hinterindien erhalten (Übersetzungen: Warren, Buddhism in translations, Cambridge [Nordamerikas] 1896; von Vinajatexten: Rh. Davids und Oldenberg in den »Sacred Books of the East«, Bd. 13, 17,20; von Suttas: Rh. Davids, ebenda, Bd. 11, und in den »Sacred Books of the Buddhists«, Bd. 2, Lond. 1899; ferner K. E. Neumann, Buddhistische Anthologie, Leiden 1892; Derselbe, Reden Gotamo Buddhos, Leipz. 1896ff.). Die nordbuddhistische Literatur von Nepal in Sanskrit und dem sogen. Gâthâdialekt ist an legendarischem Inhalt viel reicher, steht aber an Altertümlichkeit hinter den Pâlitexten zurück. Die Übersetzungen buddhistischer Texte in außerindische Sprachen, vor allem in das Tibetische und Chinesische, gewinnen für die Forschung immer größere Bedeutung.
Glanzperioden des B. werden durch die Namen der Könige Açoka (um die Mitte des 3. Jahrh. v. Chr.) und Kanishka (gegen Ende des 1. Jahrh. n. Chr.) [⇐563][564⇒] bezeichnet. Der erstere soll zahlreiche Missionen nach den angrenzenden Ländern ausgesandt haben; die Bekehrung Ceylons zum B. wird auf eine derselben zurückgeführt. Die spätere Geschichte des indischen B. steht unter dem Zeichen des Kampfes der alten Richtung (»Hînajâna«, d. h. das »geringere Fahrzeug«) mit der jüngern, von Nâgârdschuna (lebte um die Mitte oder in der zweiten Hälfte des 2. Jahrh. n. Chr.) begründeten Schule des »Mahâjâna« (»großes Fahrzeug«). Das Mahâjâna wird auf theoretischem Gebiete durch die Formel »Alles ist nichtig« charakterisiert, auf dem des kirchlichen Lebens durch die Verehrung der Bodhisattvas, d. h. zu künftiger Buddhaschaft bestimmter Wesen (so Mandschuçrî, Avalokiteçvara). Die letzte Phase des verfallenden indischen B. wird durch den Einfluß des »Tantrismus« (etwa vom 8. Jahrh. ab) bezeichnet, wüsten Aberglauben und Zauberpraktiken, in denen sich der B. mit der Religion des Çiva berührt und von dieser stärkste Einflüsse erfährt. Um das 13. Jahrh. ist der B. in Indien (abgesehen von den Grenzländern, einigen Punkten in Dekhan etc.) im wesentlichen erloschen. Der Hauptzufluchtsort der indischen Buddhisten war Nepal.
Wohl schon in recht alter Zeit setzte sich der B. in Afghanistan und Turkistan fest, Länder, deren Bewohner sich jetzt dem Islam zugewendet haben. Über Ceylon s. oben; von dieser Insel aus wurde der B. nach Birma (um 450 n. Chr.) und Siam (638 n. Chr.) verbreitet, während Java seine ersten Missionen vom südlichen Indien aus (6. oder 7. Jahrh.) erhalten zu haben scheint: von der einstigen weiten Verbreitung des B. dort zeugen noch alte Bauwerke, wieder Tempel von Boro Budor. In China fand der B. 65 n. Chr. Eingang; in Tibet verbreiteten ihn die Könige seit dem 7. Jahrh. (über den B. Tibets s. Lamaismus); von China aus wurde er (um das 6. Jahrh.) in Japan eingeführt. Er wurde bei den Mongolen, den Kalmücken an der untern Wolga und bei den Burjäten des südlichen Sibirien bekannt, sogar nach Amerika vorübergehend getragen. Buddhisten finden wir gegenwärtig von Ceylon bis zum Baikalsee, vom Kaukasus bis nach Japan. Ausschließlich zum B. bekennen sich nur Ceylon, Tibet, die Mongolei und einzelne Himalajadistrikte. E. Schlagintweit hat 1862 die Zahl der Bekenner des B. zu 341 Mill. berechnet, Rh. Davids zu 500 Mill., er rechnet aber alle Chinesen und Japaner als Buddhisten, eine überaus bedenkliche Berechnungsweise. Vgl. die »Religions- und Missionskarte der Erde«, mit statistischer Tabelle, die Tafeln »Asiatische Kultur 11«, Fig. 5; »Japanische Kultur I«, Fig. 2 u. 9.
Vgl. Burnouf, Introduction à l'histoire du Bouddhisme indien (2. Aufl., Par. 1876); Derselbe, Lotus de la bonne loi (das. 1852); Stan. Julien, Voyages des pélerins bouddhistes (das. 185357, 2 Bde.); Sp. Hardy, Eastern monachism (Lond. 1860); Derselbe, Manual of Buddhism (2. Aufl., das. 1880); Köppen, Die Religion des Buddha und ihre Entstehung (Berl. 1857); Derselbe, Die Lamaische Hierarchie und Kirche (das. 1859); Wassiljew, Der B., seine Dogmen, Geschichte und Literatur (Petersb. 1860); Târanâtha, Geschichte des B. in Indien (deutsch von Schiefner, das. 1869); Eitel, Handbook of Chinese Buddhism (2. Aufl., Hongkong 1888); Beal: Travels of Fah Hian and Sung-Yun, Buddhist pilgrims from China to India (400 und 518 n. Chr.), translated from the Chinese (Lond. 1869); Hiuen Tsiang, translated from the Chinese (das. 188488, 3 Bde.) und Buddhism in China (das. 1884); Senart, Essai sur la légende du Buddha (2. Aufl., Par. 1882); Edkins, Chinese Buddhism (Lond. 1880); Rockhill, The life of the Buddha (das. 1884, nach tibetan. Quellen); Oldenberg, Buddha (3. Aufl., Berl. 1897); Kern, Der B. und seine Geschichte (deutsch von Jacobi, Leipz. 188284, 2 Bde.); Derselbe, Manual of Indian Buddhism (in Bühlers »Grundriß der indo-arischen Philologie«, Straßb. 1896); Seydel, Die Buddhalegende und das Leben Jesu (2. Aufl., Weimar 1897); Rhys Davids, The Buddhism (Lond. 1878; nach der 17. Aufl. deutsch von A. Pfungst, in Reclams Universal-Bibliothek); M. Williams, Buddhism in its connection with Brahmanism (Lond. 1889); E. Hardy, Der B. nach den ältern Pâliwerken (Münst. 1890); I. Dahlmann, Nirvâna (Berl. 1896); Derselbe, Buddha (das. 1898); Waddell, Buddhism of Tibet (Lond. 1895); Pavolini, Buddismo (Mail. 1898); Grünwedel, Buddhistische Kunst in Indien (2. Aufl., Berl. 1900); Foucher, Etude sur l'iconographie bouddhique de l'Inde (Par. 1900). [⇐564]
[159⇒] Buddhismus: die Lehre BUDDHAS (des »Wissenden, Erleuchteten«). Principien: Einheit des Alls, Nichtigkeit und Unwirklichkeit des individuellen Daseins, der Außenwelt (»Schleier der Mâja«), Wiedergeburt, Seelenläuterung, Askese, Mitleidsmoral, Nirvana (s. d.). [⇐159]
[424⇒] Buddhismus, die von Buddha (s.d.) gestiftete Religion, welche sich in Ceylon, der Mongolei, dem Birmanischen Reiche, Siam, Annam, Tibet (s. Lamaismus), Japan (s. Budsdo) u. China verbreitet hat u. gegen 300 Mill. Gläubige zählt. Buddha hat keine geschriebenen Lehren hinterlassen; auf seinem Schüler Mahakadscha u. von diesem wieder auf andere Schüler mündlich fortgepflanzt, wurden seine Lehren erst im Sanskrit gesammelt, namentlich 300 Jahre nach seinem Tode auf dem Concil in dem Klostertempel Dschalandari in Kaschmir. Der B. war in den ältesten Zeiten auf Vorderindien, wo jetzt nur wenig Spuren davon übrig sind, weit verbreitet; das Mittelreich Indiens, Magadha, war die Wiege desselben. Im 3. Jahrh. v. Chr. verbreitete er sich noch nördlich nach Tibet u. südlich nach Ceylon u. Java. Im 1. Jahrh. der christlichen Zeitrechnung zogen sich die Buddhisten vor den Verfolgungen der Brahmanen aus Vorder- nach Hinterindien u. verbreiteten sich in Japan, China, unter den Mongolen u. Kirgisen bis nach Sibirien. I. Das Glaubenssystemdes B.: A) Theologie. Es gibt Ein höchstes Wesen, welches die Welt cegiert; es ist körperlos, daher durch kein Bild darstellbar, allmächtig, weise, gerecht, gütig u. barmherzig; die würdigste Verehrung erhält es von den Menschen durch schweigende Betrachtung. Der B. ließ die meisten untern Götter der Indischen Religion bestehen, bes. die Incarnationen des Wischnu, ohne ihnen besondere Verehrung zu widmen. B) Kosmgonie, Pneumatologie u. Anthropologie. Die Weltmasse, Loga, ist aus dem leeren Raume nach unabänderlichen Naturgesetzen entstanden. Daraus als Niederschlag die Materie (das Übel des Jirtintschü), aus welcher der beständige Geburtswechsel nach unabänderlichen, durch jenes Übel begründeten Gesetzen entstanden ist. Nun entwickelten sich die Keime des Guten u. Bösen; jedes fand seine Belohnung od. Bestrafung in einem Kreislauf von unzähligen Geburten, welche nach der vollendeten Entwickelung, wie sie jetzt ist, in 6 Reiche od. Geburtsstufen sich theilten, nämlich in das Reich der reinen Geister (Essrün, Tägri, deren Oberhaupt Chormusda ist); in das. der unreinen (Assuri, deren größter Bimatschi Dahri ist), in das der Menschen, Thiere, Vorhöllenungeheuer u. der Höllengeschöpfe; jede dieser Hauptklassen hat wieder Unterabtheilungen, welche alle Wesen bis zur Vereinigung in die Ureinheit durchwandern müssen (Seelenwanderung). Die höchste 7. Stufe ist die Buddha- (Burchan-) Würde, erhaben über allen Geburtswechsel. Die durch diese Entwickelung gestörte Einheit des leeren Raumes wieder herzustellen u. alle Wesen von den Tägri bis zu den Höllengeschöpfen herab auf die Buddha-Stufe zu erheben, ist Zweck der Erscheinung Buddhas. Dann ist alles Getrennte vereinigt, selbst Buddha ist in die große Einheit zusammengeflossen, was aber erst nach vielen Millionen Jahren geschehen wird. Die über der Erde Erhobnen heißen Nat; sie haben 3 Abtheilungen: Dschama, haben gröbere Körper mit Geschlechtsunterschied u. Fortpflanzung; Rupa, haben feinere Körper, ohne Geschlechtsunterschied u. Fortpflanzung; Arupa, körperlose Wesen. Über der Erde befinden sich 26 Himmel, die mit der Erdscheibeparallel u. mit ihr von gleicher Größe sind. Die unterste dieser Welten, 130,000 Meilen über der Erde, in der Mitte der Höhe des Weltberges Mienmo, u. enthält Sonne, Mond u. Sterne. Hier wohnen die Nat Zatamaharit, in viele Zwischenstufen getheilt u. von verschiedenem Grade der Glückseligkeit; ihre Lebensdauer ist 9 Mill. Jahre. Ihr Himmel ist in 4 Reiche getheilt, jedes mit einem Könige. Diese Könige sind die 4 Schutzgötter der Welt. In gleichem Abstande folgt auf dem Gipfel des Mienmo der Himmel der Tawateinza, sie haben einen Lichtkörper, leben 4mal so lange als die vorigen u. sind doppelt so glücklich. Ihr König ist Buddha unter dem Namen Sakreia, seine Hauptstadt, auf dem Gipfel des Mienmo, Maha-Sudassana; in der Mitte der Thron Buddhas u. im Kreise herum 32 Throne der Natfürsten u. dahinter die Sitze der anderen Nat. Nun folgen die Himmel der Dschama, der Dusfida, der Neinmanati u. der Para Neinmatavassanti. Die Glückseligkeit u. die Lebensdauer steigt immer um das Doppelte, so wie ein Himmel höher liegt, als der andere. Dann folgen 16 Himmelder Rupa, jeder 1,700,000 Meilen über dem andern. Dann die 4 Himmel der Arupa über einander. Menschen, welche nach dem Moralgesetz (s. unten) leben, kommen zu den Nats in den untersten Himmel der Zatamaharil u. können nun immer weiter aufsteigen, bis sie zur Vereinigung mit den höchsten Wesen gelangen (Nirwana, d.i. Ruhe, Seligkeit). Die Seelen der schlechten Menschen werden in Thierkörpern wiedergeboren. Aber [⇐424][425⇒] auch die körperlichen Nats müssen nach Vollendung ihres Lebens auf die Erde zurück, um ewige Seligkeit zu verdienen. Ein Theil der Tawateinza unterlag dem Weintrinken, wurden Assuri u. aus ihrem Himmel gestoßen; für sie bildete sich unter dem Mienmo eine neue Welt, wo sie eine geringere Seligkeit genossen. Sie sind die Richter der abgeschiedenen Seelen u. sitzen zu dem Ende an den Pforten der Hölle Niria. Endlich hängt doch alle Herrlichkeit der Nats von dem Bestehen des Weltgebäudes ab. Dies ahnen sie vorher, u. ein höherer Nat steigt dann trauernd auf die Erde herab, um den Menschen den Untergang zu verkünden. Das Ergründen des höchsten Wesens u. seiner selbst ist das eifrigste Streben der Buddhisten, das sie durch gradweise Entsagung bis zur Ertödtung der Sinne durch beständige Contemplation zu erreichen hoffen. Der Anfang geschieht durch Eintritt in den geistlichen Stand. der viele Entbehrungen, strengen Cölibat u. Verzichtleistung auf allen eignen Besitz erfordert u. den Lebensunterhalt auf die Gaben u. Almosen der Gläubigen anweist. II. Das Moralsystem B. begreift 5 Gebote: man soll kein lebendiges Wesen tödten u. keine Rache ausüben; nicht stehlen; züchtig u. mäßig leben; nicht lügen, verleumden u. schwören; Almosen geben; die 10 Hauptsünden, deren man sich nach jenen Geboten enthalten soll, sind wieder in 3 Klassen getheilt. III. In ihrem Cultus haben sie viele Ceremonien des Brahmaismus beibehalten, aber die Vorschriften der Vedas erkennen sie nicht an. Das Heiligthum in den Tempeln der Buddhisten in Indien heißt Dagop (s.d.). Gebete werden an Buddha, an den Einsiedler Gautama od. an Andere gerichtet, welche die Buddha- od. Burchanwürde erlangt haben. Opfer, bestehend in Blumen u. Früchten, wie in getödteten Thieren, bringen sie den Buddha's u. Untergöttern. Heilig ist das mystische Wort Om (s.d.). Die Priester heißen bei den Mongolen Lamen, in Japan Bonzen, in Birma Rahanen, in Siam Talapoinen; ihre Würde ist nicht erblich; sie haben die Tonsur, leben ehelos u. oft klösterlich in Gemeinschaft mit einander. Das sichtbare Oberhaupt des B. lebte früher in China, jetzt seit dem 14. Jahrh. in Tibet, wo er Dalai-Lama heißt (s. Lamaismus). Die heiligen Bücher des B. sind kosmogonische, dogmatische, moralische, asketische u. liturgische Schriften; sie sind sehr zahlreich: der Gandsur (d.i. mündliche Lehre) besteht aus 116 u. mit den Commentaren (Dandsur) aus 238 Bänden, waren ursprünglich im Sanskrit verfaßt u. wurden später in die Sprachen der Völker, welche sich zum B. bekannten, übertragen. Die heiligen Bücher in Tibet sind ausschließlich in der Lañdshaschrift aufbewahrt; die der Ceylaner, Birmanen u. Singalesen im Pali geschrieben. Eine abweichende Secte von den Buddhisten, die Dschena's in Vorderindien, verwerfen ebenfalls die Veda's, haben aber die Kasteneintheilung beibehalten; ihre Götzen werden sämmtlich unbekleidet dargestellt, der 2. Grad der Heiligkeit ihrer Priester gestattet nur eine geringe Bedeckung, u. der letzte erfordert völlige Nacktheit. IV. Quellen: Bohlen, De Buddaismi origine et aetate, Königsb. 1827; I. I. Schmidt, Über die Verwandtschaft der gnostisch-theosophischen mit den Religionssystemen des Orient, bes. des B., Lpz. 1827; Hodgson, Sketch of Buddhism, in den Trans act. of the Royal Asiat. Soc. II, 1. p. 232 ff; Uphams, History and doctrines of Buddhism. Lond. 1829, Fol.; The laws of the priesthood of Buddha in China, aus dem Chinesischen von K. Fr. Neumann, Lond. 1831; Schmidt, Dsanglun, Petersb. 1843; E. Burnouf, Introduction à l'histoire du Buddhisme indien, Par. 1844; Schiefner, Die tibetanische Lebensbeschreibung des Cakyamun, Petersb. 1849; Spence Hardy, Eastern monachism, Lond. 1850; Derselbe, A manuel of Buddhism, ebd. 1853; St. Julien, Hist. de la vie de Hiouen Thsang, Par. 1853; Derselbe, Mémoires sur les contrées occidentales par Hiouen Thsang, ebd. 1857; Köppen, Die Religion des Buddha, Berl. 1857. [⇐425]
Buchempfehlung
Demea, ein orthodox Gläubiger, der Skeptiker Philo und der Deist Cleanthes diskutieren den physiko-teleologischen Gottesbeweis, also die Frage, ob aus der Existenz von Ordnung und Zweck in der Welt auf einen intelligenten Schöpfer oder Baumeister zu schließen ist.
88 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro