Artikel in der Wikipedia: Jena
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[895⇒] Jena, Stadt in S.-Weimar-Eisenach, an der Saale, (1900) 20.686 (1905: 26.355) E., Garnison, den thüring. Staaten (außer Schwarzburg-S.) gemeinsame Universität (seit 1558) und Oberlandesgericht, Amtsgericht, Gymnasium, zwei Knabenerziehungsinstitute, Landesirrenanstalt; Glasschleiferei und optische Werkstätte (Carl Zeiß), glastechnisches Laboratorium, Wurstwaren-, Zementfabrikation; 1672-90 Hauptstadt des ehemal. Hzgt. S.-Jena. Bei J. 14. Okt. 1806 Sieg Napoleons I. über die Preußen unter Hohenlohe. Dabei das Dorf Lichtenhain (Lichtenhainer Bier), Kamsdorf, wo 1815 die Deutsche Burschenschaft gegründet wurde, und der Fuchsturm auf dem Hausberg. – Vgl. Schreiber und Färber (1850), Rob. und Rich. Keil (1858, 1883); über die Schlacht: Freiherr von der Goltz (1883), Lettow-Vorbeck (1891), Leidolph (1896). [⇐895]

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 895.
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[223⇒] Jena, Stadt im Großherzogtum Sachsen-Weimar, Verwaltungsbezirk II (Apolda), liegt, rings von hohen Kalkbergen umgeben, am linken Ufer der Saale und mit zwei Bahnhöfen und der Haltestelle Paradies im Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Großheringen-Saalfeld und Weimar-Gera, 165 m ü. M. Außer der spätgotischen Haupt- oder Michaelskirche (aus dem 15. Jahrh.) mit 74 m hohem Turm, der Kollegienkirche mit hochgewölbtem Schiff und dem Bibliotheksgebäude sind hervorzuheben: das Schloß, das von 1672–90 die Residenz der Herzoge von Sachsen-J. war, 1905 aber niedergelegt wird, um einem neuen Universitätsgebäude Platz zu machen, der Gasthof zum Schwarzen Bären, wo Luther auf seiner Flucht von der Wartburg übernachtete, das Kollegiengebäude, das Oberlandesgerichtsgebäude, die Irrenheilanstalt, die neuen naturwissenschaftlichen Universitätsinstitute, das Volkshaus (Ernst Abbe-Haus) mit reich ausgestatteter Volksbibliothek und öffentlicher Lesehalle der Zeiß-Stiftung (s. d.):c. Der Marktplatz ist seit 15. Aug. 1858 mit dem Standbild des Kurfürsten Johann Friedrich des Großmütigen, des Gründers der Universität (von Drake), und dem 1894 enthüllten Bismarckbrunnen geziert. Am Fürstengraben befinden sich die Denkmäler des Physikers Schäffer, des Chemikers Döbereiner, des Pädagogen Stoy, des Philosophen Fries, des Kirchenhistorikers K. v. Hase, des Naturforschers Oken, des Dichters Fritz Reuter und des Nationalökonomen Schulze, im botanischen Garten das Denkmal des Botanikers Schleiden, auf dem Eichplatze das Burschenschaftsdenkmal (von Donndorf).

Wappen von Jena.
Wappen von Jena.

Die Zahl der Einwohner beläuft sich (1900) mit der Garnison (ein Infanteriebataillon Nr. 94) auf 20,686 Seelen, davon 728 Katholiken und 61 Juden. J. besitzt eine weltbekannte optische Werkstätte (Karl Zeiß, s. d.), ein berühmtes glastechnisches Laboratorium (namentlich für optische Gläser), hat Fabrikation von Vaselin, Pianofortes, Seife, Blechemballagen und geräucherten Fleischwaren, eine Dampfziegelei etc. Nennenswert ist auch der lebhafte Buchhandel. Dem geschäftlichen Verkehr in der Stadt dient eine Reichsbanknebenstelle. Das Hauptinteresse für J. liegt in der 1558 gegründeten Universität. Dieselbe zählte im Sommersemester 1904: 112 Dozenten und 1094 Studierende. Mit der Universität sind zahlreiche wissenschaftliche Anstalten verbunden, darunter eine Bibliothek mit 200,000 Bänden, eine Sternwarte, ein meteorologisches Institut, ein botanischer Garten etc. Von andern Bildungsanstalten sind zu nennen: ein Gymnasium, zwei Realschulen mit Alumnaten (Pfeiffersche und Stoysche Erziehungsanstalt) und eine Gewerbeschule. Von Behörden haben in J. ihren Sitz: ein Oberlandesgericht für die thüringischen Staaten mit Ausnahme von Schwarzburg-Sondershausen und ein Amtsgericht. In der Umgegend sind der Hausberg (s. d.) mit dem Fuchsturm, die Dörfer Ziegenhain und Lichtenhain (s. d.), die Lobdaburg, das Forsthaus mit dem Kriegerdenkmal (nicht weit davon die Denkmäler des Agrikulturbotanikers Lengethal und des Juristen Guyot), der Landgrafenberg, der Windknollen (Napoleonstein) und die Kunitzburg vielbesuchte Punkte. – J. wird als Stadt erst im 13. Jahrh. genannt. Es gehörte damals den Herren v. Lobdaburg und Arnshaugk. Von diesen kam es zu Anfang des 14. Jahrh. an die Markgrafen von Meißen, fiel in der Teilung von 1411 an Wilhelm den Reichen und 1423 durch Tausch an dessen Bruder, den Kurfürsten Friedrich den Streitbaren von Sachsen. Es ist seit der Teilung von 1485 im Besitz der Ernestinischen Linie. Die Universität (s. oben) war 1578–79 wegen einer Seuche nach Saalfeld verlegt. Als die Söhne des Herzogs Wilhelm von Weimar (gest. 1662) dessen Lande teilten, ward der jüngste, Bernhard, mit J. abgefunden, und die Stadt wurde 1672 Residenz eines selbständigen Herzogtums, das 1690 erst an Eisenach und 1741 zugleich mit diesem an das weimarische Stammhaus zurückfiel. Vgl. Ritter, Führer durch J. und Um [⇐223][224⇒] gebung (4. Aufl., Jena 1901); Leonhardt, Führer (2. Aufl. 1902); »J. als Universität und Stadt« (2. Aufl. 1902); »J. in Wort und Bild« (5. Aufl. 1904); Schreiber u. Färber, J. von seinem Ursprung bis zur neuesten Zeit (2. Aufl., das. 1858); »Urkundenbuch der Stadt J. und ihrer geistlichen Anstalten« (Bd. 1, hrsg. von Martin, das. 1888 ff.; Bd. 2 von Devrient, 1903); Eichstädt, Annales Academiae Jenensis (Bd. 1, das. 1823); Biedermann, Die Universität J. (das. 1858); Rob. u. Rich. Keil, Geschichte des jenaischen Studentenlebens (Leipz. 1858); Schwarz, Das erste Jahrzehnt der Universität J. (Jena 1858).

[Schlacht bei Jena.] Besonders ist J. geschichtlich denkwürdig durch die mit der von Auerstedt (s. d.) gleichzeitige unglückliche Schlacht 14. Okt. 1806 der Preußen gegen die Franzosen. Das Korps Hohenlohe, das bei Beginn des Krieges von 1806 an der mittlern Saale stand, konzentrierte sich nach dem unglücklichen Gefecht bei Saalfeld (10. Okt.) auf den Höhen zwischen Weimar und J., um der Hauptarmee bei ihrem Linksabmarsch nach der Unstrut die Flanke zu decken und ihr dann zu folgen.

Karte zur Schlacht bei Jena (14 Oktober 1806).
Karte zur Schlacht bei Jena (14 Oktober 1806).

Es waren 43,000 Mann Preußen und Sachsen. Hohenlohe ließ es indessen ruhig geschehen, daß die Franzosen unter Lannes nicht nur 13. Okt. J. besetzten, sondern sich auch des Höhenrandes, des Landgrafenbergs und des sogen. Windknollens, der die preußische Ausstellung beherrschte, bemächtigten, weil er, von Massenbach verleitet, glaubte, aus Rücksicht auf den Befehl des Hauptquartiers eine Schlacht vermeiden zu müssen. Einer solchen gar nicht gewärtig, begab er sich ruhig zur Nachtruhe nach Kapellendorf zurück, während Napoleon, der am Nachmittag in J. eintraf, noch in der Nacht die Geschütze des Lannesschen Korps und der Garden auf die Höhe schaffen ließ und am Morgen des 14. seine Disposition zur Schlacht traf: Lannes im Zentrum sollte den Kampf beginnen, Ney ihm eiligst nachrücken, Augereau mit dem linken Flügel durch das Mühltal, Soult mit dem rechten durch das Rauhtal in die Flanken des Feindes fallen; es waren im ganzen 125,000 Mann. Um 6 Uhr morgens wurden die Dörfer Klosewitz und Lützeroda, die Tauenzien mit 8000 Mann besetzt hielt, von den Franzosen angegriffen und nach zweistündigem Widerstand genommen; Tauenzien zog sich mit Verlust, aber in guter Ordnung auf das Gros nach Vierzehnheiligen und Krippendorf zurück. Das Korps des Generals Holtzendorf (6000 Mann) wurde von Soult seitwärts nach Apolda gedrängt. Hohenlohe hatte inzwischen seine Truppen aufgestellt, die Preußen unter Grawert bei Vierzehnheiligen, die Sachsen bei Isserstädt, und Rüchel, der mit 15,000 Mann bei Weimar stand, zu Hilfe gerufen. Noch am Mittag griff Ney Vierzehnheiligen an und nahm es im ersten Anlauf. Zwar hatte er anfangs Mühe, es gegen die tapfer kämpfende preußische Infanterie zu behaupten; indes erhielt er von allen Seiten Verstärkungen, und Augereau und Soult umklammerten bereits die Flanken des Feindes, so daß trotz heldenmütigen Widerstandes nach Vernichtung der berittenen Artillerie die vom mörderischen Feuer gelichteten Regimenter Hohenlohes wichen; von der französischen Reiterei bedrängt, artete ihr Rückzug bald in wilde Flucht aus. Rüchel, der um 2 Uhr bei Kapellendorf anlangte und vergeblich durch einen mutigen Angriff die Franzosen aufzuhalten suchte, wurde in die allgemeine Flucht mit fortgerissen. Die Trümmer des preußisch-sächsischen Heeres retteten sich teils nach Erfurt, teils nach Kölleda und Buttelstädt und vermischten sich mit denen der bei Auerstedt geschlagenen Hauptarmee. Vgl. Müffling, Darstellung der Schlacht bei J. und des Treffens bei Auerstädt (Weimar 1807); Klopfleisch, Die Schlacht bei J. (Jena 1862); v. d. Goltz, Roßbach und J., kriegsgeschichtliche Studie (Berl. 1883); v. Lettow-Vorbeck, Der Krieg von 1806 und 1807, Bd. 1: H. und Auerstädt (2. Aufl., Berl. 1899); v. Treuenfeld, [⇐224] [225⇒] Auerstedt und J. (Hannov. 1893); Leydolph, Die Schlacht bei J. (2. Aufl., Jena 1901); Foucart, Campagne de Prusse, 1806, Bd. 1: Iéna (Par. 1887). [⇐225]

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 223-225.
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[785⇒] Jena, 1) Amt im Kreise Weimar-Jena (Großherzogthum Weimar), ohne die Stadt J. 8200 Ew.; J. war ehedem, von 1672–90, Herzogthum einer Nebenlinie von Weimar, von Bernhard, Sohn des Herzogs Wilhelm von Sachsen-Weimar, errichtet, mit dessen Sohn Johann Wilhelm ausgestorben, s. Sachsen (Gesch.); vgl. v. Hellfeld, Geschichte der herzoglich Jenaischen Linie, ebd. 1828; 2) Hauptstadt darin, in einem reizenden Thale an der Saale, mit steinerner Brücke über dieselbe; Schloß u. Universität. Die erste Idee zur Gründung derselben faßte Kurfürst Johann Friedrich der Großmüthige 1547, als er nach der Schlacht bei Mühlberg gefangen durch J. gebracht wurde u. hier eine Zusammenkunft mit seinen drei Söhnen hatte, um das verlorene Wittenberg den Protestanten dadurch zu ersetzen. Diese Söhne riefen mehre berühmte Lehrer (Joh. Stigel, Victorin Striegel etc.) dahin, u. bald sammelten sich viele Studenten um dieselben. Kaiser Ferdinand I. gab die lange verweigerte Bestätigung den 15. August 1557 u. am 2. Febr. 1559 wurde J. als Universität feierlich geweiht u. blieb Gesammteigenthum der sächsisch-ernestinischen Häuser. Die Dotation der Universität besteht in der Herrschaft Remda, dem Rittergut Apolda u. den Geldzuschüssen der erhaltenden Höfe, wozu Weimar die eine Hälfte, Gotha-Koburg, Altenburg u. Meiningen die andere gibt In mehreren Perioden zeichnete sich J. dadurch es, daß neben der gründlichsten u. gediegensten Gelehrsamkeit neue Theorien, bes. in der Philosophie, daselbst früh Eingang fanden u. andere von hier ausgingen, so fand Kants Lehre in J. zuerst in Deutschland Anhänger, so lehrten Reinhold, Fichte, Schelling, Hegel hier zuerst. Die Schicksale der Universität seit 1813 hängen mit der Geschichte der allgemeinen Burschenschaft u. der demagogischen Umtriebe eng zusammen, von hier ging eigentlich erstere aus, eben so das Wartburgfest. Auch wurde die Schuld von Kotzebues Ermordung durch Sand auf die Universität geworfen, u. mehre unangenehme Folgen erwuchsen für J. daraus, so das Verbot des Besuchs von J. an preußische Studenten. Die Zahl der Studirenden war in J. sehr ungleich, in der Mitte des 18. Jahrh. soll sie sich oft auf 2–3000 belaufen haben, zu Ende desselben zählte man noch 800–1000, sie minderte sich durch Zurückberufung der Livländer unter Kaiser Paul u. andere Umstände auf 3–400, stieg aber nach dem Kriege von 1813–15 auf 800, betrug seitdem bei der Concurrenz neuer Universitäten 600, u. jetzt (1859) etwa 450. Die zur Universität gehörigen Anstalten sind ein Philologisches u. Theologisches (Homiletisches, Katechetisches, Kirchenhistorisches u. Exegetisches) Seminar, außerdem ein 1849 gegründetes staatswissenschaftliches Seminar; das Klinikum, welches zugleich Landeskrankenanstalt ist, das Irrenhaus, das Physikalisch-mathematische Institut, die Hebammenanstalt, das Anatomische Theater; an diese akademischen Lehranstalten reihen sich das 1828 von Wackenroder gegründete Pharmaceutische Institut, das 1839 von Schulze gegründete Landwirthschaftliche Institut; ferner die Universitätsbibliothek, seit 1858 in einem neuen stattlichen Gebäude mit 150,000 Bdn. (begründet 1548 von Johann Friedrich dem Großmüthigen durch Verlegung der kurfürstlichen Bibliothek von Wittenberg hierher), vermehrt durch spätere Ankäufe (Eurumäische Sagittarische, Birknersche etc. [⇐785] [786⇒] Bibliothek) u. Schenkungen, bes. 1817 durch die großherzogliche Schloßbibliothek in J., u. später durch die Bibliotheken der Professoren Döbereiner, Voigt, Hand, Schmid), der Botanische Garten, Sternwarte, Mineralien- u. Naturaliencabinet, Archäologisches Museum u. Orientalisches Münzcabinet. Mit der Juristenfacultät steht ein Schöppenstuhl, gebildet aus den ordentlichen Professoren der Facultät u. mehreren außerordentlichen Beisitzern, in Verbindung. Außerdem ist J. auch seit 1816 der Sitz des Oberappellationsgerichtes für die gesammten großherzoglich u. herzoglich Sächsischen u. die Reußischen, neuerdings auch für die Anhalt-Dessauischen u. Schwarzburgischen Lande. Auch besteht hier eine, von dem akademischen Musikdirector geleitete Liedertafel, die Erziehungsanstalten von Zenker u. Stoy u. der 1852 gegründete Verein für thüringische Geschichte u. Alterthumskunde. Von J. ging die erste Literaturzeitung für Deutschland, vom Professor Schütz 1785 gestiftet, aus, u. als diese nach Halle überging, folgte ihr 1804–42 die von Eichstädt besorgte Jenaische Literaturzeitung, von 1843–48, als Neue Jenaische Literaturzeitung (Leipzig bei Brockhaus) unter Mitwirkung der Universität herausgegeben. Einw., ohne die Studirenden, 6500. In der Nähe der Hausberg, auf welchem die drei Schlösser Windberg, Greifberg u. Kirchberg (das mittelste) standen, Sitz des alten Dynastengeschlechtes Kirchberg, 1305 u. 1450 zerstört, nur der Hauptthurm Kirchbergs, der Fuchsthurm, ist noch übrig (vgl. H. Ortloff, Die Hausbergsburgen bei J., Jena 1858); ferner der Landgrafenberg (eine Zeit lang Napoleonsberg, weil Napoleon dort vor der Schlacht von J. bivouaquirte) nebst dem Steiger, mit steilem, auf ihn führendem Weg, welchen Napoleon in die Felsen hauen ließ.

J. wegen der dasigen Universität u. seiner Lage an der Saale Athenae Salanae (Saal-Athen) genannt, erscheint schon im 13. Jahrh. als Stadt; es gehörte zum Theil den Grafen von Arnshaugk, zum Theil den Herren von Lobdeburg-Leuchtenburg, von denen es seit dem Anfang des 14. Jahrh. als Heirathsgut, u. durch Kauf 1331 an die Markgrafen von Meißen kam. In der Theilung 1411 kam J. an Wilhelm, doch vertauschte er es 1423 an seinen Bruder, den Kurfürsten Friedrich den Streitbaren; 25. Februar 1437 hier Mutschirung zwischen Kurfürst Friedrich dem Sanftmüthigen u. Herzog Wilhelm III. in Betreff des Landestheiles ihres Bruders Siegmund, welcher in den geistlichen Stand trat; unter dem Kurfürsten Friedrich dem Sanftmüthigen gehörte J. zur Albertinischen Linie, nach dessen Tode 1464 kam es an die Ernestinische, bei welcher es geblieben ist. 2. Febr. 1558 wurde die 1548 gestiftete Universität feierlich eingeweiht. 1578–79 wurde die Universität wegen einer pestartigen Seuche nach Saalfeld verlegt. 1620 wurde das jetzige Schloß von Herzog Johann Ernst gebaut. 1672–90 war J. die Residenz einer Seitenlinie von Weimar (s. oben). 1690 kam J. an die Linie Eisenach, u. nach deren Aussterben 1741 an Weimar. Bei I. am 14. Oct. 1806 Sieg Napoleons über die Preußen u. Sachsen unter Hohenlohe, s. Preußisch-Russischer Krieg von 1806. Am 15.–17. Aug. 1858 die dreihundertjährige Säcularfeier der Stiftung der Universität, wobei das Standbild Johann Friedrichs des Großmüthigen auf dem Markte aufgestellt wurde. Vgl. Wiedeburg, Beschreibung der Stadt J., Jena 1785–88; Faselius, Beschreibung von J., ebd. 1805; Batsch, Taschenbuch für topographische Excursionen in die Umgegend von I., Weim. 1800; J. Günther, Jena u. die Umgegend, Jena 1857; Michelsen, Die Stadtordnung für J. (von 1540), ebd. 1858; Zenker, Historisch-topographisches Taschenbuch von J., Jena 1836; Schmidt, Verfassung der Akademie zu J., ebd. 1772, u. Aufl. 1784; Güldenapfel, Jenaischer Universitätsalmanach, ebd. 1816; Eichstädt, Annales Acad. J., ebd. 1823, 1 Bd.; K. Biedermann, Die Universität J. etc., ebd. 1858; Keil, Geschichte des Jenaischen Studentenlebens, Lpz. 1858; J. C. E. Schwarz, Das erste Jahrzehend der Universität J., Jena 1858. [⇐786]

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 785-786.
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[476⇒] Jena, sachsen-weimarʼsche Stadt an der Saale mit 6700 E., einer 1547 gestifteten Universität, die gute Sammlungen besitzt und in den ersten Decennien dieses Jahrh. ihre Blütezeit hatte. Napoleons großer Sieg über die Preußen 14. Oktbr. 1806. [⇐476]

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 476.
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[491⇒] Jena, eine Stadt im Großherzogthume Sachsen-Weimar, liegt in einer herrlichen Gegend am linken Ufer der Saale, welche hier die Leutra aufnimmt und über die eine lange steinerne Brücke führt. Sie hat etwa 5500 Einw., einige Gewerbe, Acker- und Weinbau, und ist Sitz des Oberappellationsgerichts für alle sächs. Herzogthümer und die reuß. Fürstenthümer. In der Nähe liegen auf den Bergen [⇐491][492⇒] mehre Ruinen, unter andern der sogenannte Fuchsthurm auf dem Hausberge, ein Überbleibsel der drei Burgen Kirchberg. I. ist berühmt durch seine Universität, welche den sächs. Herzogthümern gemeinschaftlich ist, aber unter der besondern Leitung von Weimar und Koburg-Gotha steht. Nach der Schlacht bei Mühlberg, die Kurfürst Johann Friedrich gegen Kaiser Karl V. verlor, beauftragte er seine drei Söhne, in I. eine Hochschule zu gründen, die eine Stütze der reinen lutherischen Lehre werden sollte. Sie wurde bald stark besucht, erhielt aber erst 1558 vom Kaiser Ferdinand I. Bestätigung und Privilegien. Seitdem hat sie stets ausgezeichnete Lehrer gehabt, besonders in Philosophie und Theologie. Von jenaischen Studenten ging der Plan zum Wartburgsfeste und zur Burschenschaft aus. Die Universität wird gegenwärtig in der Regel von etwa 500 Studirenden besucht, hat eine Bibliothek, besondere Institute für Thierarznei, Pharmacie und Landwirthschaft, einen botanischen Garten, ein ausgezeichnetes Mineraliencabinet und andere Anstalten.

Historisch merkwürdig ist I. durch die Schlachten bei Jena und Auerstädt am 14. Oct. 1806. Preußen hatte unter dem Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig, einem 72jährigen Greise, sein Heer in Thüringen concentrirt, und dieser schickte sich am 8. Oct. 1806 an, seine ohnehin nicht gut verpflegte Armee über den Thüringerwald nach Franken und dem Maine zu führen und zwar in drei Abtheilungen. Der linke Flügel, aus 30,000 M. Preußen und 20,000 Sachsen bestehend, vom Fürsten Friedrich Ludwig von Hohenlohe-Ingelfingen befehligt, sollte über Saalfeld, Schleiz und Hof vorrücken; das Centrum wollte der Herzog selbst über das Waldgebirge nach Würzburg führen; der rechte Flügel sollte den Thüringerwald umgehen und über Eisenach marschiren. Als am 9. Oct. von Seiten Preußens der Krieg an Frankreich erklärt wurde, war auf dem linken Flügel schon Blut geflossen, nämlich am 8. Oct. bei Saalburg; denn der Großherzog von Berg war über die Saale gegangen und hatte die Preußen zurückgedrängt. Am 9. schlug sich Tauenzien mit 9000 M. bei Schleiz gegen Murat und Bernadotte, die ihn abgeschnitten und umringt hatten, sehr wacker und kam durch, während 64,000 Franzosen unter Davoust und Wrede in Hof alle Magazine nahmen. Am 10. wurde der Vortrab der hohenlohischen Heeresabtheilung, von dem ritterlichen Prinzen Ludwig von Preußen befehligt, 8000 M. stark, bei Saalfeld von 30,000 Franzosen unter Lannes und Augereau angegriffen, gänzlich geschlagen und der heldenmüthige Prinz selbst blieb. So war schon jetzt die preuß. Armee auf ihrem linken Flügel umgangen, bloßgestellt, und dem Feinde lag die Straße nach Dresden und Berlin frei und offen. Am 13. Oct. besetzte Davoust Naumburg und Murat sandte Streifcorps bis Leipzig. Indessen litten die Preußen, da viele Vorräthe verloren gegangen waren, Mangel. Der rechte Flügel marschirte eilig von Eisenach auf Weimar zurück; am 13. kam Napoleon in I. an und der Herzog zog an demselben Tage nach dem drei Meilen von Weimar entfernten Dorfe Auerstädt, um den Übergang über die Unstrut bei Freiburg und die Verbindung mit der bei Halle stehenden, vom Prinzen Eugen von Würtemberg befehligten Reserve zu sichern, denn die Saalpässe bei Naumburg waren bereits in den Händen des Feindes. Um den Herzog zu decken, stellte Hohenlohe sich auf den Höhen am linken Saalufer bei I. auf, während Rüchel von Erfurt her sich ihm nähern sollte. Allein Hohenlohe ward durch Bernadotte, der eine Bewegung gegen Dornburg machte, vom Herzoge getrennt denn er hatte unverzeihlicherweise versäumt, außer der Landstraße auch die Schluchten zu besetzen, welche aus dem Saalthale auf die Hochebene führen, während der Herzog seinerseits den Engpaß bei Kösen ohne Schutz gelassen hatte. So waren die Preußen schon vor der Schlacht besiegt. Am Morgen des 14. Oct., in dichtem Nebel, führte Napoleon 80,000 M. ins Feuer. In drei Treffen wurden die Preußen geschlagen, bei Klosewitz unter Tauenzien, bei Vierzehnheiligen unter Hohenlohe, bei Kapellendorf unter Rüchel, und es wurden hier, bei I., 50,000 M. völlig auseinandergesprengt. Von Auerstädt aus setzte sich an demselben Tage der Herzog, bei welchem sich der König befand, auch seinerseits mit 50,000 M. gegen Davoust, der den kösener Paß besetzt hielt, in Bewegung, wurde aber bei Hassenhausen völlig geschlagen, verwundet, und Möllendorf übernahm nun den Befehl, um den Rückzug zu decken. Aber die in Verwirrung gerathenen Preußen waren von Halle abgeschnitten, sie mußten sich auf Umwegen in kleinen Scharen über den Harz flüchten und erreichten zum Theil zwölf Tage später Magdeburg und die Elbe. Die preuß. Armee hatte bis zum 14. Oct. Abends 56,000 M. an Todten, Verwundeten und Gefangenen eingebüßt; am 16. ergaben sich in Erfurt 16,000 M. unter Möllendorf und dem Fürsten von Oranien, an Murat, am 18. wurde die 10,000 M. starke Reserve bei Halle von Bernadotte überfallen, 5000 M. wurden gefangen und Lannes besetzte am 25. Oct. Berlin, wo Napoleon am 27. eintraf. Der Herzog von Braunschweig floh nach Ottensen bei Altona, wo er am 10. Nov. starb. Die Trümmer des Heers hatten sich bei Magdeburg gesammelt und Hohenlohe suchte mit ihnen die Oder zu erreichen; allein am 28. Oct. ward er bei Prenzlau von Lannes und Murat eingeschlossen und mußte mit 17,000 M. capituliren. Dasselbe zu thun sahen sich am folgenden Tage 6000 M. Reiterei bei Pasewalk genöthigt und Romberg übergab Stettin an die Franzosen. Am 31. Oct. ergaben sich weitere 4000 M. bei Anclam und Ingersleben öffnete die Thore Küstrins; Mortier andererseits besetzte das neutrale Hessen, entwaffnete es, und das regierende Haus hatte aufgehört zu herrschen. Ebenso wurde am 26. Oct. Braunschweig occupirt, ferner Hanover, die Hansestädte und Mecklenburg, und am 6. Dec. Oldenburg. So war nun das ganze nördl. Deutschland in den Händen des Feindes. Auf seiner Flucht hatte Hohenlohe den Oberbefehl der Reserve an Blücher übergeben; dieser sollte die Oder erreichen, nach dem Unglücke bei Prenzlau aber suchte er durch eine Seitenbewegung den Feind von der Oder zu entfernen, damit die Preußen sich dort in den Festungen sammeln könnten. Er marschirte daher nach Mecklenburg, stieß dort, bei Dambeck, mit dem Herzoge von Braunschweig-Oels zusammen und zog, stets von den Franzosen verfolgt, nach der untern Elbe zu. Am 5. Nov. besetzte er Lübeck, das aber am 6. von Bernadotte, Soult und Murat gestürmt wurde, und am 7. mußte er sich bei Ratkow mit 10,000 M. ergeben.

So war das ganze preuß. Heer binnen ein Paar Wochen völlig vernichtet. Daß Friedrich des Großen Geist entwichen war, zeigte die schmälige Übergabe aller Festungen; nur das einzige Kolberg hielt sich. Am 19. Nov. ergab sich Schöler in [⇐492][493⇒] Hameln, am 25. Strachwitz in Nienburg; das Allerschimpflichste aber war, daß General Kleist den Hauptwaffenplatz der Monarchie, das reichlich verproviantirte Magdeburg, mit einer 20,000 M. starken Besatzung am 8. Nov. fast ohne Schwertstreich an nur 10,000 Franzosen unter Ney übergab. Alles Land zwischen Rhein und Oder, mit 9 Mill. Menschen fiel, in Folge der Schlacht bei I., in des Feindes Gewalt. Der alte Waffenruhm des preuß. Volks war völlig erloschen, aber nur, um sich nach wenigen Jahren in desto herrlicherm Glanze wieder zu verjüngen. [⇐493]

Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 491-493.
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[401⇒] Jena, seit 1557 Universitätsstadt der herz. sächs. Lande, liegt an der Saale, hat 6000 Ew., besitzt eine Menge wissenschaftliche Institute, eine orthopädische- und Hebammen-, eine Heil- und Irrenanstalt, eine Sternwarte, botanischen Garten, Bibliothek, Kunst- und Naturalienkabinet. Die Einwohner nähren sich größtentheils von der Universität, Leinen-, Strumpf- und Tuchweberei, treiben Obst-, Gemüse- und etwas Weinbau. Zierden der Stadt sind der sogenannte Prinzessengarten und eine Anlage, das Paradies, an den Ufern der Saale.

* [⇐401]

Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 401.
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[264⇒] Jena, eine zu dem Sachsen-Weimarschen Amte Jena in Thüringen gehörige Stadt an der Saale, in einem vortrefflichen Thale zwischen Hügeln und Bergen gelegen, mit einer berühmten Universität, welche 1548 [⇐264][265⇒] vom Churfürsten Johann Friedrich gestiftet und nach seinem Tode 1558 eingeweiht wurde. Die Universität steht nebst dem dasigen Sammthofgericht und dem Schöppenstuhle unter den Herzogen von Sachsen-Weimar, von S. Gotha, von S. Coburg und von S. Meinungen. Sie ist eine der berühmtesten Universitäten in Deutschland, hat eine schöne Bibliothek, vortreffliche medicinische Anstalten, und steht vorzüglich gegenwärtig wegen der daselbst erscheinenden allgemeinen Literatur-Zeitung und als vorzügliche Pflanzschule der Kantischen Phiolosophie in großem Rufe, welchen ihr die vorzüglichen daselbst lebenden Gelehrten gewiß erhalten werden. Auch wird der Ton unter den dasigen Studirenden immer milder und milder; und die Wohlfeilheit der Lebensmittel in Jena gereicht dieser Universität zu einer besondern Empfehlung. Man zählt gegenwärtig über 6000 Einwohner daselbst. Oekonomische Nachrichten für die Studirens halber nach Jena kommenden. 1779. [⇐265]

Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 264-265.
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[491⇒] *Jena. Die wichtige Schlacht, welche in dem neuesten französisch-preußischen Kriege, den 14. Oct. 1806, hier (zwischen Weimar und Jena) vorfiel, und so entscheidend zum Unglück für die preußischen Staaten ausschlug, brachte natürlich auch für Jena sehr fürchterliche Drangsale hervor. Innerlich von einer wüthenden Feuersbrunst verfolgt, von außen das Getümmel der Schlacht – schien fast an diesem Tage der Untergang den Ort zu bedrohen. Die Deputirten der Universität machten sogleich dem Kaiser Napoleon die dringendsten Vorstellungen, welcher sogleich erklärte, daß Er die Universität in seinen besondern Schutz nehmen und ihre Rechte und Einkünfte ungekränkt erhalten wolle – und bald war das Schrecken verbannt, so daß schon im November die Vorlesungen wieder ihren Anfang nehmen konnten. Auch erfolgten nachher noch im Jahr 1808 besondere Begnadigungen von Seiten Napoleons, so daß der Werth der derselben gemachten Schenkungen weit über 300,000 Franken übersteigt. [⇐491]

Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 491.
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