Kraut

1. Alle Tage Kraut, dass dich die Bockshaut, wer hätt's dem Pitter zugetraut.Nass. Schulbl., XIV, 5.


2. Aus dem stinkenden Kraute wächst die schöne Lilie.Winckler, VII, 87.


3. Aus jedem Kraut die Weisheit Gottes schaut.

Lat.: Praesentem monstrat quaelibet herba Deum. (Seybold, 453.)


4. Auss Kreutern vnd grass kan mann ein Seil machen, das ein Camel kan binden.Lehmann, 106, 6.


5. Bekanntes Kraut ist liebes Kraut.

Alte treue Diener soll man nicht wechseln.

Frz.: L'herbe qu'on cognoit on la doit bien lier â son doigt. (Leroux, I, 50.)


6. Bekanntes Kraut macht keinen Kopfschmerz.Reinsberg III, 108.


7. Besser bei magerm Kraute hausen, als bei fetter Tafel die Ehre verschmausen.


8. Besser ein gericht kraut mit liebe, denn ein gemäster Ochs mit hass.Henisch, 321, 64; Braun, I, 738.


9. Bitter Chru't hät cheine süesse Wurzeln. Schweiz, I, 215, 123.


10. Bittere Kräuter sind nicht für jeden Gaumen.


11. Bitteres Kraut trägt oft süsse Frucht.


12. Böss kraut wächst bald.Henisch, 461, 56; Gaal, 1043.

Dän.: Onde urter voxe mest. (Prov. dan. 566.)

Frz.: Male herbe croît plustost que bonne. – Mauvaise herbe croist soudain. (Leroux, I, 51; Gaal, 2043.)

Lat.: Erba mala presto cresce. – Non cito decrescit mala planta; sed usque virescit. (Gaal, 1043.)


13. Das Kraut (erkennt man) am Geruche, den Schalk am Spruche.


14. Das Kraut aus eigenem Garten ist am besten.Reinsberg III, 108.


15. Das Kraut hat Gott den Bauern gegeben, aber mit dem Fleischtöpflein ist er in die Stadt gerannt. (Wend. Lausitz.)


16. Das Kraut Jelängerjelieber bringt doch ein heimlich Fieber.

Der Mensch will einmal Abwechselung.


17. Dat Krût kenn' ik, säd' de Düwel, un sett' sich mang de Brennnetteln.Hoefer, 1065; Diermissen, 104.

Das Kraut kenne ich, sagte der Teufel, da setzte er sich in Brennesseln. (Simrock, 5931.)


18. De Krût un Bickbeern plücken will, de bruk sin Holtschen un sin Brill; dar ligt in mannich düsterm Lake verdeckt en Töcke oder Saake.Diermissen, 262.


19. Die besten Kräuter wachsen oft in der Ferne (sehr nahe).


20. Die Kräuter, die daheim in unserm Garten wachsen, sind besser als die fremden.

Vorsicht gegen fremden Rath.


21. Ein böses Kraut riecht übel.

Holl.: Hoe loozer kruid, hoe boozer stank. (Harrebomée, I, 453a.)


[1591] 22. Ein gerichtlin Kraut mit lieb (in Friede, Ruhe) ist besser als ein gemester Ochs in Hass (Hader, Krieg).Petri, II, 189; Henisch, 1514, 19; Blum, 618; Zaupser, 96; Körte, 2041; Simrock, 3439; Sprichwort, 15, 17.

It.: Un tugurio di paglia, dove si ride, val più, che un palazzo, dove si piange.

Lat.: Cum dat oluscula mensa minuscula pace quieta, ne pete grandia, lautaque prandia lite repleta. (Seybold, 99.)


23. Ein übles Kraut verdirbt die ganze Suppe.

Engl.: One ill weed marrs a whole pot of pottage. (Reinsberg II, 63; Gaal, 329.)


24. Es gibt Kraut für die Krankheit, aber nicht für den Tod. (Lit.)


25. Es ist ein bitter Kraut um eine arme Haut. Parömiakon, 586.

In Bezug auf Noth und Ungemacht, das der Arme zu ertragen hat.


26. Es ist ein bitter kraut umb den tod.Agricola II, 526; Schottel, 1137b; Simrock, 10374.


27. Es ist ein Kraut, das heisst Mala Mulier, dafür hüte dich prudenter.Petri, II, 261; Mathesy, 160a.


28. Es ist ein Kraut, heisst Mulier, davor hüt sich der Clerus semper.Sutor, 454.


29. Es ist ein kraut heysst mulier (Weib), dauor hüt dich semper (immer).Franck, II, 111a; Fischart, Ehez.; Eiselein, 476; Simrock, 7148.

Die Mailänder sagen dafür: Von den Frauen lasst uns in alle Ewigkeit fern bleiben, sie scheinen das Paradies und sind die Hölle. Die Sarden behaupten sogar: Nichts pestilenzialischer als die Frauenzimmer.


30. Es ist kein besser Kraut als froher Sinn und Gott vertraut.

Holl.: Geen heilzammer kruid dan vrolijkheid. (Harrebomée, I, 452b.)


31. Es ist kein Kraut im Garten, das sich wider den Tod thut arten.Pauli, Postilla, I, 380a.


32. Es ist kein kraut in seinem Vatterland angenehm.Franck, Paradoxa, 133b.


33. Es ist kein Kraut vor den todt gewachsen. Eyering, II, 548; Parämiakon, 2695.


34. Es ist wol ein Kraut wider die Noth, aber nicht wider den Tod.Petri, II, 279.

It.: A ogni cosa è rimedio, fuor ch'alla morte.


35. Es thuet dem Krût und allem wohl, hät de Chueri gseit, wo's no-n ern grosse Tröchei gränget hät, und er nüt Apflangts gha, weder es Blätzli Krût.Sutermeister, 42.


36. Es wechst kein kraut für den todt im garten.Gruter, I, 39.


37. Friss auch Kraut mitunter.Eiselein, 394.

Bebel erzählt von einem jungen Ehemanne, dem sein Weib stark zu Leibe gegangen, dass derselbe ein Krauthäselein unter das Bett versteckt und ihr einmal mit obigem Sprichwort Abschlag gethan habe.


38. Gescholtene Kräuter isst man am liebsten. Körte, 3540; Simrock, 5934.


39. Ik kenn dat Krût, säd' de Düwel, do harr he Wendungel fräten.Eichwald, 344; Hoefer, 1066.


40. In einem Haufen Kraut gibt's auch faule Köpfe.

Böhm.: Ve vychváleném zelí mnoho hlávek ohnilých. (Čelakovsky, 104.)


41. Iss kraut vnd suppe, so darffst du nicht heucheln, noch dich reuffen lassen.Henisch, 949, 21.


42. Jeder will nur sein Kraut schmaltzen.Lehmann, 560, 30.


43. Jedermann hat das Kraut in seinem Lande. Graf, 75, 69.

Wenn jemand, der fremden Boden bebaut hatte, den Beweis nicht zu führen vermochte, dass es aus Irrthum geschehen (s. Acker, Nachtrag, und Land), sondern in rechtswidriger Absicht, der verlor die Ernte; es kam der Grundsatz des obigen Sprichworts zur Anwendung, dass dem Eigenthümer von Grund und Boden auch die Früchte zufallen.

Isl.: Hwerr mathr a grothr a sino landi. (Graugans, II, 291.)


44. Kraut füllt den Buben die Haut und den Meitlinen den Magen.Birlinger, 1088.


45. Kraut füllt die Haut.Gruter, III, 60; Lehmann, II, 324, 100; Weinhold, 47.


[1592] 46. Kraut füllt die Haut, schwächt die Bein' und macht die Backen klein. (Frankenwald.)

Poln.: Od kapusty, brzuch tłusty. (Lompa, 27.)


47. Kraut ist genug in der Schüssel, aber das Fleisch fehlt.


48. Kraut isst man am sichersten aus seinem eigenen Garten.


49. Kraut und Rüben haben mich vertrieben, hätt' man mir Fleisch und Knöpfli geben, war' ich länger blieben (oder: hätt' meine Mutter Fleisch gekocht, so wär' ich bei ihr blieben).Simrock, 5932; Körte, 3537; Braun, I, 1991.


50. Kraut und Rüben in Ruhe ist besser als ein gemästeter Ochse in Unruhe.Richl, Novellen, 299.


51. Kräuter, Stein' und Wort haben an Kräften grossen Hort.Eiselein, 394; Körte, 3541.

Lat.: In herbis, in verbis et in lapidibus. (War auch die Antwort Cagliostro's auf eine an ihn von Kaspar Lavater gerichtete Frage.) – In herbis, lapidibus et verbis multa latent. (Körte, 3541.) – In verbis, herbis et lapidibus est magna virtus. (Eiselein, 649.)


52. Krokt fält de Hokt. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 249.


53. Krut o1, Krut o, rief der Bauer dem Knecht zu, der sich allein an Speck und Fleisch hielt.Jer. Gotthelf, Bauernspiegel, 118.

1) Auch Kraut!

54. Man kann nicht aus jedem Kraut Salat (Thee) machen.

Die Russen: Wer von Kohlblättern Thee kocht, mag von Theeblättern Suppe bereiten. (Altmann V, 110.)


55. Man muss kein Kraut in die Suppe nehmen, das man nicht kennt.

Frz.: Herbe congneue soit bien venue. (Leroux, I, 50.)


56. Man muss noch etwas Kraut im Häflein behalten.

Lat.: Reliuque quidpiam et Medis. (Binder II, 2948.)


57. Man sieht am kraut woll, was der Thill ist.

Latendorf (Jahrbuch, 266), der dies Sprichwort mittheilt, fragt, ob es sonst nachweisbar ist und hält dafür, dass unter dem Thill der sich weit verzweigende Dill gemeint ist. Mir ist das Sprichwort sonst noch nicht begegnet.


58. Nimm dass kraut, dass du kennest!

Dän.: Tag den uurt som du kiender. (Prov. dan., 567.)


59. Pöss kraut verdirbt nit.Hauer, Mij 2.


60. Rohe Kräuter essen, viel zu thun haben und auf der harten Erde schlafen, bringt bald den Tod.

Frz.: Les herbes cruës, les femmes nuës, et dormir sur la dure, envoïent l' homme à la sepulture. (Kritzinger, 373a.)

It.: Herba cruda, donna ignuda, e dormire a pian aterra, manda l' huomo sotto terra.


61. Schenckt man Kraut, so muss man Speck dazu schencken.Lehmann, 289, 31.


62. Schlechtes Kraut erfriert nicht.Reinsberg IV, 138.

Lat.: Mala herba non facile eradicatur.

Schwed.: Ondt krydde förgås intet giärna. (Grubb, 623.)


63. Schlechtes Kraut wird bald verdaut.


64. War nich helpet Krut un Wyn, dar helpet niene Medicin. (Osnabrück.)


65. Was ein gut Kraut kostet, weiss nicht ein jeder.Simrock, 5929.


66. We m' d's Chrût kennt, su grabt m' da Würza nid na. (Bern.) – Zyro, 95.


67. Wenn man die Kräuter nicht drückt, bekommt man keinen Balsam.

So erscheint die Tugend im Unglück in ihrem höchsten Glanze.


68. Wenn 's Chrud im Garta lamget1, so geds en Blost.Tobler, 290.

1) Lampa = schlaff herabhängen, lampig = schlaff. Wenn das Kraut im Garten schlaff herabhängt, so gibt es einen Schauer.


69. Wer alle Kräuter sammelt, hat bald einen Korb voll.

Holl.: Die alle kruiden verzamelt, krijgt terstond zijn korfje vol. (Harrebomée, I, 452b.)


70. Wer das Kraut nimpt, dass er kennt, der jrret nicht.Lehmann, 147, 106.


[1593] 71. Wer ein kraut hette, heysst Jarab, mit dem wurd es besser.Agricola I, 396; Egenolff, 194b; Petri. II, 704; Gruter, I, 79; Simrock, 5188; Körte, 3539.

Lat.: Singula de nobis anni praedantur euntes. (Seybold, 564.)


72. Wer in jedes Kraut beisst, ist vor Gift nicht sicher.

Engl.: He that bites on every weed, must needs light on poison. (Bohn II, 72.)


73. Wer 's Kraut isst, darf auch den Speck essen.

»Wer kraut nicht zu verschmehen pflegt, billich man dem auch fleisch fürtregt.«

Lat.: Carnibus est dignus, qui bene mandit olus. (Binder I, 171; II, 447; Loci comm., 153; Sutor, 142; Gartner, 29.)


74. Wer 's Kraut (Gemüse) veracht't, dem wird auch der Braten (das Fleisch) nicht gebracht.

»Der's unglück nicht hilft aussessen, desselben wird im glück vergessen! Wer sich das Kraut vom Tisch lesst schrecken, der wird auch nicht den Braten schmecken.« (Waldis, I, 34, 41.)


75. Wer wohl Kraut frisst, der ist des Fleisches auch werth.Lehmann, II, 852, 352; Petri, II, 782.


*76. Da hilfft weder Kraut noch pflaster.Fischer, Psalter, 567, 1.


*77. Da ist das Kraut versaltzen.Fischer, Psalter, 574, 2.


*78. Das ist Kraut für dich.Parömiakon, 768.

Dich insbesondere geht's an.


*79. Das Kraut ist angebrannt.Parömiakon, 1372.

Die Sache ist verdorben; es hat einen Haken dabei, es ist nicht so, wie es sein soll.


*80. Das Kraut ist leicht verschüttet.

Bald ein Versehen gemacht, bald bei jemand angestossen.


*81. Das wird kein kalt Kraut kosten.


*82. Dat ess e Krock, dat wiss net en jiddem Gaden. (Bedburg.)


*83. Davon wird das Kraut nicht fett werden. Eiselein, 394.

In Würzburg: Dess macht's Kraut nit fätt. (Sartorius, 170.)

Frz.: Cela ne vous eu rendra pas la jambe mieux faite. (Lendroy, 233, 710 u. 886.) – Ce n'est pas tout que de choux, il faut encore de la graisse. – C'est une goutte d'eau dans la mer. (Eiselein, 394.)

Lat.: Mysorum ultimus navigat. (Philippi, I, 267.) – Non admodum misces. (Philippi, II, 31.)


*84. Der frass ihm 's Kraut aus'm Arsche. (Rott-Thal.)

Von einem Schmeichler und Kriecher.

*85. Doat äs oalt Kreokt. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 328, 42.

Das ist alt Kraut, eine abgethane Sache. (S. Schnee.)


*86. Dös macht 's Kraut gôr fett. (Franken.) – Frommann, VI, 319, 239.

Setzt der Sache die Krone auf. Meist ironisch und sarkastisch: das hat gerade noch gefehlt.


*87. Du bist eben dess rechten Krauts.Simplic., I, 91.


*88. Du hast das kraut verschütt (oder: versaltzen).Franck, II, 84b.


*89. Einem das Kraut abputzen. (Oberösterreich.)

Das Zeitige herabthun, d.h. den herausfordernden Worten oder Handlungen eines andern so begegnen, dass er die Wiederholung aufgibt. »Zeitig« ist, was zur Beseitigung auffordert.


*90. Einem das Kraut auf dem Kopfe hacken.


*91. Einen ins Kraut hacken.

»Darunder man uns Sundischen gar weidelick jnt kruth gehackt.« (Nic. Gentzkow in seinem Tagebuch, Baltische Studien, XII, 2, 54.)


*92. Er darff vmbs Kraut reden.Mathesy, 164b.


*93. Er frisst Kraut und sch ...sst Bohnen wie die Geissen.Körte, 3540a.


*94. Er hat ihn sehr ins Kraut gehauen.

Uebel von ihm geredet.

Frz.: Il l'a mis en beaux draps blancs. (Kritzinger, 64b.)


*95. Er hat schon alle Kräuter als Thee getrunken.

Alle Mittel angewandt, um seine Gesundheit herzustellen oder seine Zwecke zu erreichen.

Frz.: Employer toutes les herbes de la Saint-Jean. (Lendroy, 1351.)


*96. Er ist heut' über böse Kräuter gegangen.

Es ist heute ein Unglückstag für ihn. Die Redensart hat ihren Grund in dem Glauben an Zauberkräfte gewisser Kräuter. (S. 102.)


*97. Er kann mit dem Kraut machen was er will.


[1594] *98. Er kann sich das (sein) Kraut zurichten lassen wie er will.

Frz.: Faites-en des choux, des raves. (Lendroy, 701.)


*99. Er redet um das Kraut.


*100. Er versteht sich auf kein Kraut als auf das sauere mit einem schweinernen Sattel.


*101. Es ist genug Kraut auf der Schüssel.

Ich habe davon genug an Angriffen, Vorwürfen, Stichelreden u.s.w. In der Narrenscene, die Wolfrat aus dem Jahre 1565 von sich selbst berichtet, sagt der Herzog zu seinem Narren: »Nun, Kunz, hast genug Kraut auf der Schüssel?« Der Narr sprach: »Aber das Fleisch fehlt.« (Eiselein, 489.)


*102. Es ist kein Kraut im Garten, das sich wider den Tod thut arten.Petri, II, 268.


*103. Es ist wie chalts Chrud. (Luzern.)


*104. Es liegt wie Kraut und Rüben durcheinander.


*105. Es muss mit Kräutern zugehen.

Man sammelte früher für magische Zwecke unter gewissen Cermonien besondere Kräuter. Viele glaubten mit Thomasius, dass alle Zaubereien blosse veneficia, Giftmischereien, seien. »Dass es mit kreuteren zugangen was, wie man spricht.« (Rollwagenbüchlein, IV; Schaltj.) »Das muss nicht recht oder mit Kräutern zugehen.« (Mathesy, 320b.)

Lat.: In herbis multa latent.


*106. Es wächst kein Kraut in seinem Garten ausser Wermuth.Parömiakon, 3129.


*107. Etwas wie Kraut und Rüben durcheinander mengen.


*108. Etwas wild ins Kraut wachsen lassen.


*109. Etwas zu Kraut hacken.

In kleine Stücke wie Kraut.

Frz.: Hacher menu comme chair à pâté. (Kritzinger, 367b.)


*110. Fremd Kraut und meine Brühe darüber.


*111. Gehst aussi aus'n Kraut? (Steiermark.)

Willst du ablassen, weggehen?


*112. Glatt tea wi'st det Kreokt fätl moachen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 324, 222.

Gerade du wirst das Kraut fett machen, d.h. den Ausschlag bei der Sache geben. In Norddeutschland sagt man Kohl statt Kraut.


*113. Hier muss es nicht mit schlechten Kräutern zugehen.Nigrinus, 364.


*114. I will mi lo z' Chrut und z' Fätze verschlo.Sutermeister, 18.

Betheuerungsformel mit einem durch »Wenn« eingeleiteten Ergänzungssatz.


*115. Ich will dir das Kraut versaltzen.II. Sachs, IV. XXXI, 1.


*116. Ins Kraut schiessen.

Wie manche gute Lehre schiesst ins Kraut und bringt keine segenvolle Frucht. Das Kind schiesst ins Kraut dem Leibe nach, der Geist bleibt zwergig.


*117. Kraut und Loth.

Der bildliche Ausdruck für Pulver und Blei, welcher seit dem 15. Jahrhundert nachzuweisen ist, aber noch immer einer verlässlichen Erklärung bedarf. »Loth« zwar ist schon mittelhochdeutsch Gewicht, Blei; aber dass Kraut (Krautkammer ist Pulverkammer) von kraus, welches wieder mit Grus, Gries urverwandt ist, herstammen soll, oder von rutare, niederländisch kruden, forttreiben, darf bezweifelt werden. Eher liesse sich annehmen, es führe den Namen deshalb, weil der Zündschwamm, der zu den Vegetabilien gehört, auch Zündkraut genannt wird.


*118. Kraut und Rüben essen wie die Schlosserbuben.Parömiakon, 1142.

Sehr einfach und dürftig leben.


*119. Kraut und Rüben untereinandermengen.

Ungereimtes Zeug schwatzen.

Frz.: Parler ab hoc et ab hac.

Lat.: Sacra profanis miscere. (Horaz.) (Seybold, 534.)


*120. Man hat es ihm mit Kraut und Loth (s.d.) gesegnet.

Er ist geschossen worden.


*121. Mann sieht am kraut woll, was der thill ist.Latendorf, Jahrbuch, 266.

Latendorf bemerkt zu diesem Sprichwort, das mir sonst noch nirgend begegnet ist: » Gemeint wird der sich weit verzweigende Dill sein.«


*122. Mer wird doch um sei' Kraut nu röiden dörf'n. (Franken.) – Frommann, VI, 219, 240.


*123. 'S is a böas Kraut.Sartorius, 170.

Eine böse zanksüchtige Person, besonders von weiblichen gebraucht.


[1595] *124. So viel Kraut dürfen wir uns nöt aussi nehma. (Rott-Thal.)


*125. Unter seinen Kräutern ist viel Frauenminze.Parömiakon, 2059.

Von Wohlhabenden.


[Zusätze und Ergänzungen]

126. Dat is 'n anner Kröäwt, söä' de Düwel, doa ha 'r sin' Grossmuo'r in de Rüs' fangen. Schlingmann, 395.


127. Dat Krût kenn' ick, söä' de Düwel, doa ha 'r Warmode (Wermuth) Pröäten.Schlingmann, 384.


128. Es ist ein kraut, heisst Mulier, dafür hüte dich prudenter, denn sie betrügt dich fallaciter, das sage ich dir voraciter.Monatshefte, VI, 173.


129. Je weniger Kraut, desto mehr Unkraut.

Lat.: Optima cum pereant, deteriora manent. (Binder I, 1300; II, 2430; Fischer, 165, 47; Philippi, II, 75; Seybold, 417.)


130. Lieber Kraut essen als Freier, denn an des Königs Tafel sitzen als Knecht.


131. Nicht jedes Kraut kann man in Sträusse binden, doch jede Blume kann man in Kränze winden.

It.: Non si fa fascio d' ogni erba, ma sì ghirlanda d' ogni fiore. (Giani, 615.)


*132. Es geht mit Kreutern zu.Ayrer, IV, 2584, 4.


*133. Iss nebenzu auch Kraut.

Mit Bezug auf die, welche das Fleisch allein essen und das Kraut übrig lassen. (Vgl. Schaltjahr, IV, 368.)


*134. Kraut vnd glôt.

»Hauptleut vnd Krieger müssen viel gelt haben, denn es gehet vil auff kraut vnd glôt.« (Mathesius, Historia, II, XXXVIIa.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
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