1. Bad, Wein und Weib erquicken (verderben) den Leib. – Simrock, 688; Körte, 366.
Lat.: Balnea sunt remedia laborum. – Balnea, vina, venus, corrumpunt corpora nostra, conservant eadem balnea, vina, venus. – Vina acuunt animos, vino mens aegra resurgit.
2. Bäder, Lieb' und Wein machen das Leben klein.
Der Gebrauch der Bäder kann unter Umständen mehr schaden als nützen.
3. Das Bad sei verflucht, das mir den Hintern eines Menschen zeigt, dessen Gesicht ich nicht einmal gern sehen mag. – Burckhardt, 582.
Die Aegypter sagen damit, dass ihnen der Zufall die Gesellschaft eines Menschen aufgezwungen hat, dessen Anblick ihnen schon zuwider ist.
4. Das bad soll man aussgiessen, vnd das Kind behalten. – Henisch, 169.
5. Das Bad wäscht von aussen rein, die Reue von innen.
6. Das ist ein böses Bad, die Beine ins Feuer halten.
7. Der dir das Bad schenkt, wird mich zum Diener desselben machen. (Türk.)
8. Die im Bade sitzen, müssen sich nicht fürchten vorm Schwitzen.
9. Ein Bad mag's immer sein, stellt sich der Schweiss nur ein.
Wenn man nur recht verfährt, so wird sich auch der Schweiss einstellen. Nestor, der älteste russische Geschichtschreiber (gestorben 1116), erzählt vom heiligen Andreas: »Als er am Dnjepr aufwärts ging, sah er in der Gegend von Nowgorod Badestuben aus Holz gezimmert und darin Oefen aus Stein, welche stark geheizt wurden. Die Leute zogen sich nackt aus, begossen sich mit Wasser und peitschten sich mit Ruthen dermassen, dass man für ihr Leben fürchten musste. Wenn sie heraustraten, begossen sie sich mit kaltem Wasser.« (Wurzbach I, 1.)
Poln.: Ma li być łaznia, niechże będzie znój.
10. Ein Bad vertreibt den Tod nicht.
11. Ein warmes Bad reinigt mehr als ein kaltes.
Wer selbst z.B. kalt dabei bleibt, wenn er Verweise und Zurechtweisungen ertheilt, darf sich wenig Wirkung davon versprechen.
12. Es hilfft kein bad an einem Juden oder Rappen (Raben). – Henisch, 170; Simrock, 691.
Was in der Natur begründet ist, was zum Charakter einer Sache oder Person gehört, lässt sich nicht abwaschen. Das ist aber auch kein Vorwurf für dieselbe.
13. Gehe ins bad vnd werde nicht nass. – Henisch, 170.
14. Im Bad und beim Barbeer fehlt's nie an neuer Mär.
Holl.: In badplaatsen, barbierswinkels en molens verneemt men alle dingen. (Harrebomée, I, 27.)
15. Kalte Bäder machen warmes Blut.
Es ist unserer Zeit bestimmt gewesen, die heilenden, stärkenden Kräfte des kalten Wassers wieder zu erkennen und in ihre Rechte einzusetzen. Wiewol man in Betreff des Misbrauchs, der mit dem kalten Wasser getrieben worden ist und zum Theil noch getrieben wird, auch sagen könnte: Kalte Bäder machen kaltes Blut.
16. Kein Bad hilft dem Raben. – Sailer, 147.
17. Nach dem Bade warm, nach Lässe1 kalt, thust du das, so wirst du alt. – Eiselein, 50.
1) Nach der Ader oder nach dem Aderlass.
18. Nur wer im Bade sitzt, weiss wie heiss es ist.
19. Was das Bad bringt, muss es wieder nehmen. – Simrock, 12267.
20. Wer das Bad bereitet, kommt nicht hinein.
Ausgenommen manchmal, weil keine Regel ohne Ausnahme ist.
21. Wer ist gen Bad gefahren, dem soll wol getwagen und geschoren werden. – Eiselein, 51.
22. Wer krätzig ins Bad geht, kommt räudig wieder heim. – Lehmann; Simrock, 690.
23. Wer langsam ins Bad kommt, verbrennt sich bald.
Warme Bäder nannten die Alten herculische, weil Vulcan dem Hercules als Anerkennung seiner Thaten warme Bäder bereitete. Auch, da Nero warm badete, neroanische.
24. Wer nicht ins Bad kommt, dem kann der Bader weder Füsse noch Haupt waschen.
[218] 25. Wer oft (viel) ins Bad gehet, wird oft gezwaget1. – Simrock, 689.
1) Gewaschen.
26. Wer sich nicht vorm Bade schämt, darf sich auch nicht vorm Nacktsein schämen.
27. Wir sind im Bad, Gott geb' uns das Schwitzen. – Sprichwörterschatz, I, 98.
*28. Das Bad (allein) austragen (austrinken, aussaufen, bezahlen) müssen.
Für einen andern büssen müssen.
Frz.: Payer la folle-enchère. – Payer les pots cassés.
*29. Das Bad für alle bezahlen müssen.
*30. Das bad hat er jhm selbst gemacht (übergehängt, zubereitet). – Henisch, 169.
Dän.: Han har selv ildet den badstue til sig.
Frz.: Il a chauffé l'étuve pour lui-même.
*31. Das Bad muss jeder austrinken.
Der Ton auf das; jeder muss sterben.
*32. Ein Bad nehmen. – Eiselein., 50.
*33. Einem das Bad gesegnen. – Grimm, I, 1070.
Man rief dem Einsteigenden Prosit balneum zu; aber auch in übler Bedeutung für einen derb durchprügeln. – Konrad Baumgarten gesegnete dem Vogt von Wolfenschiess das Bad so, dass er ihn mit der Axt todtschlug. Und mit der Axt hab' ich ihm 's Bad gesegnet.« (Schiller.)
*34. Einem ein Bad bereiten (anlassen, aufgiessen, richten, rüsten). (S. ⇒ Einbrocken.) – Wurzbach I, 1; II, 11.
Hat oft den übeln Sinn von: nachstellen, Fallen legen, in Gefahr stürzen, weil der Nackte, Wehrlose überfallen und erschlagen werden kann, oder auch weil das Bad zu heiss bereitet wird. (Grimm, I, 1069.) – In der Schweiz wird diese sprichwörtliche Redensart, wie oben bemerkt, aus der Erzählung abgeleitet, wie der Vogt von Wolfenschiess von der Gattin Konrad Baumgarten's verlangt, sie möchte mit ihm ins Bad gehen; sie ist aber wol noch ältern Ursprungs. Wurzbach leitet sie aus der Sitte slawischer Völker ab, Schwitzbäder zu gebrauchen. Nach M. Gallus soll Boleslaus der Tapfere (992-1025) oft dergleichen Bäder gebraucht haben. Wenn er einen Jüngling bessern, aber auch gleichzeitig für begangene Fehler züchtigen wollte, so nahm er ihn mit ins Bad, in welchem er ihn eigenhändig mit der Ruthe hieb, ihm dabei gute Lehren gab und – mit einem neuen Kleide nach Hause schickte. Hierin soll die obige Redensart ihren Ursprung haben.
*35. Einem ein Bad überthun. – Kirchhofer, 54.
Einem einen schweren Handel oder eine böse Sache auf den Hals richten.
*36. Einem ein sauberes Bad bereiten.
Ihn in schlimme Händel verwickeln.
Frz.: Mettre quelqu'un en de beaux draps blancs. (Lendroy, 141.)
*37. Einen aus dem Bade ziehen.
Ihn retten.
*38. In solchem bad ist das die lacken1. – Murner, Vom luth. Narren; Kloster, X, 85.
1) Das Laken, oberdeutsch: Lailaken = Bett-, Badetuch u.s.w.
*39. Man hat ihm ein heiss Bad übergehenkt. – Murner, Schelm., 41.
*40. Sie gehören in Ein Bad. – Grimm, I, 1070.
Verdienen dieselbe Behandlung, dieselbe Strafe.
zu19.
»Was das Bad bringet, das nimmt es auch wieder hinweg.« (Seitz, Gopp Saurbronnen, 1725, S. 129.)
zu21.
Das Bad im Mittelalter beschränkte sich nicht nur auf ein Sitzen im Wasser, es war noch mit verschiedenen andern Proceduren verbunden. So wurde z.B. das Scheren des Haupthaares und Bartes im Bade vorgenommen. In einem alten Badeliede wird der Vorgang beim Baden so geschildert: »So man gen Bad [888] sitzet ein, thut man krauen und kratzen fein, man pflegt auch zu schröpfen in dem Bad, damit man das böse Blut komm ab. Der Brauch im Bad ist auch der, dass man sauber zwag und scher. Eh' man nun geht aus dem Bad, prusst man sich fein sauber ab. Nach dem Bad man zu ruhen pflegt.« Um dieser Proceduren willen pflegten sich meistens Barbiere (Heildiener in unserem Sinne) den Besitz von Badestuben zu verschaffen, wozu auch ein bedeutendes Hülfspersonal erforderlich war. In den vom 3. September 1487 bestätigten Statuten der breslauer Baderinnung werden als solches aufgeführt: Scherer, Lasser (d.i. Aderlasser), Badeknechte, Tschurer und Reiberinnen.
zu26.
Die Türken: Im Bade verschämt thun, ist, wie in der Fremde dick thun. (Nordmann.)
zu33.
Das Wort kommt übrigens in einer ältern, wahrscheinlich von Schiller für seinen Tell benutzten Schrift schon vor, die den Titel führt: Ein Schönes Spiel, Gehalten zu ist ry in der Eidgenossenschaft, Von Wilhelm Thellen ihren Landmann und Ersten Eydgenossen, Sammt dem Tellen Lied. Gedruckt im Jahre Christi MDCXCVIII. (Ohne Druckort.) Was bei Schiller Baumgarten sagt, sagt in dem obigen Spiel Kuno Appenzeller von Unterwalden: »Da gab ich jhm warms mit eim schlag und gsegnet jhm mit der Axt das Bad, dass er todt lag in der Standen.« (Vgl. Europa, Chronik der gebildeten Welt, Leipzig 1862, Nr. 9, S. 286.)
41. Auf solchen Bad taugt solche Laugen. – Schaltjahr.
42. Das Bad kan Gott leicht heiss genug hitzen, wenn es dem gilt, der muss schwitzen. – Petri, II, 57.
43. Es wird einem oft das Bad heiss genug gemacht, er mag schwitzen, wenn er will. – Lehmann, 81, 38.
44. Kein bad böss frauwen gnug mag reiben, nach dem raiben die schmertz vertreiben. – Loci comm., 116.
Lat.: Balnea cornici non prosunt, nec meretrici, nec meretrix munda, nec cornix alba fit unda. (Loci comm., 115.)
45. Mancher ging ins Bad gesund, und kam zurück als kranker Hund.
Die Russen: Es kommt nicht jeder heil aus dem Bade, der gesund hingeschickt wird. (Altmann VI, 425.)
46. Wer gern in heisse bäder rent, billich er offt den ars verbrent.
Lat.: Culum comburit, qui feruida balnea quaerit. (Loci comm., 145.)
47. Wer ins Badt kompt, der wird nass. – Lehmann, 276, 28.
48. Wer offt ins Bad gehet, dem wird offt gezwogen. – Lehmann, 728, 30.
49. Wer selten zu Bade kommt, der verbrennt leicht den Arsch.
Bei Tunnicius (827): De selden to bade kumt, de vorbernt gêrne den êrs. (Culum raro lavans pellem cum femore laedit.)
50. Wir seind im Bad, es gehe, wie es wolle, wir schwitzen oder frieren. – Lehmann, 244, 7.
51. Zu einem guten Bade gehört ein guter Trunk.
Dies Sprichwort kommt in einem Schreiben des Herzogs Julius von Braunschweig an den Markgrafen Johann von der Neumark vor. Der Herzog hatte im Februar 1570 dem Markgrafen in Küstrin einen Besuch gemacht und schreibt ihm, dass er auf der Rückreise sammt Wagen und allen Leuten ins Wasser geworfen worden sei. Er schreibt: »Wissen E.L., dass wir gestrigen Tages, da wir von derselben abgezogen, zu einem sehr köstlichen Wildbad, dergleichen Wir uns in der Mark nicht vermuthet, und in dem Wir auf dem andern Damm so hierwärts nach Frankfurt geht, fahren wollen, fast bis an die Ohren ins Wasser mit Wagen und allen Leuten, die bei uns gesessen, über Haufen gefallen sein. Dieweil aber deshalb ohn allen Schaden abgegangen«, setzt er jovial hinzu, »haben wir uns zu Frankfurt, wie man spricht, dass zu einem guten Bade ein guter Trunk gehöre, mit dem Bessten ergötzt und E.L. Gesundheit getrunken.« (Berlin, oder Der Preuss. Bauernfreund, I, Berlin 1810, Nr. 27, S. 126.)
*52. A Bud is wie Taschlech. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Taschlech heisst die Ceremonie am ersten Neujahrstage, wenn man zum Flusse geht, um dort nach einem kurzen Gebete die Sünden abzuschütteln. Sinn: Ein Bad ist für den Körper, was das Taschlech für den Geist, nämlich reinigend.
*53. Dä wird doch am Eng (Ende) et Bad köhle müsse. (Bedburg.)
*54. Das Bad austappe(n) müesse. (Ulm.)
*55. Ein Bad vberhencken. – Franck, I, 1b.
[889] *56. Einem ein Bad einheizen. – Theatr. Diabolorum, 447b, 2.
*57. Einen zum Bade schicken.
Es war ehemals Sitte, sich einmal im Jahre zur Ader zu lassen, was auf holländisch coppen heisst, daher Kopper- oder Koppelmanndag (Fasttag der Bader am Montag nach Drei- König), was fälschlich mit »Kupfermontag« übersetzt worden ist. Diese Operation geschah in der Regel im Bade und wurde von den Bartscherern vorgenommen, welche darum auch lange Bader hiessen. Daher auch obige Redensart für: Jemanden ein Loch in den Kopf schlagen. (Vgl. Ausland, 1870, Nr. 10, S. 232.)
*58. Er ist ins Bad gereist. – Frischbier, II, 248.
Büsst eine Gefängnissstrafe ab.
*59. Es ist so mehr ein Bad als ein Bädechen. – Petri, II, 277.
*60. Ich muss immer 's Båd ausgissen. (Schles.) – Frommann, III, 416, 626.
Jüdisch-deutsch in Warschau: Er müss tumid (immer) dus Bud ausgiessen. Er büsset immer die Sünden anderer, er ist der Sündenbock.
*61. Ist lange nicht zum bad gewest. – Luther's Ms., S. 1.
*62. Sie sitzen beide in Einem Bade.
»Man findt aber ettlich narren, wenn sy jre weiber gnug schenden vnd in jr eigen nest scheissen, nemmen sy die dann wieder zu jnen vnd sitzen dann beyde ins Bad.« (Rollwagenbüchlein, XXV.)
*63. Wenn sie ins Bad gingen, sie könnten Hosen und Schuh anbehalten. – Waldis, IV, 90.
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