Fischer [2]

[303] Fischer, 1) Joh. Bernh. Fischer v. Erlach, geb. 1650 in Prag, bildete sich in Rom zum Architekten, schloß sich der barocken Richtung des Borromini an, wurde, nach Österreich zurückgekehrt, kaiserlicher Oberlandbaumeister u. entfaltete als solcher eine außerordentliche Thätigkeit. Er wurde geadelt u. st. 1724 in Wien. Von ihm rühren her: die Südseite der kaiserlichen Burg in Wien, das kaiserliche Lustschloß in Schönbrunn, der kaiserliche Marstall, die Reichskanzlei, Plan zu der Kirche St. Karl Borromeo, die Kirche St. Peter in Wien, Palast des Prinzen Eugen, die k. k. Hofbibliothek, der Batthyanyische Palast, die Universitätskirche in Salzburg u.a.m.; er schr.: Entwurf einer historischen Architektur in Abbildung berühmter Gebäude des Alterthums, 1712–21, Fol.; Gebäude der Stadt Wien. 2) Jos. Eman., Freiherr Fischer von Erlach, Sohn des Vorigen, geb. um 1680, bildete sich zum Architekten unter Leitung seines Vaters u. auf Reisen in [303] Italien u. England, unterstützte, nach Wien zurückgekehrt, seinen Vater bei verschiedenen Bauten u. vollendete mehrere von jenem begonnene Bauwerke. Er war der erste, welcher in Deutschland den Gebrauch der Dampfmaschinen einführte, indem er dieselben im fürstlich Schwarzenbergschen Garten zum Getriebe der Wasserkünste anwendete. Schon früher war er zum Hofarchitekten ernannt worden, später wurde er noch kaiserlicher Rath u. starb nach 1740. 3) Erdmann Rudolf, geb. 1687 in Hasen-Preppach bei Koburg, studirte in Wittenberg Theologie; wurde 1721 Diakonus in Koburg, 1741 Archidiakonus das., 1758 Generalsuperintendent u. Consistorialrath u. zugleich Gymnasialprofessor u. st. 1776; er schr.: Vita, Joannis Gerhardi, Lpz. 1723: Die umgeänderte augsburgische Confession mit theologischer u. historischer Einleitung, Kob 1730, n.A. ebd. 1755; Vollständiges Kirchenbuch etc., ebd. 1743; Richtige Anweisung zum rechten Gebrauch des kleinen Katechismus Luther's, ebd. 1747. 4) Eberhard Ludwig, geb. 1695 in Großheppach im Württembergischen, wurde 1727 Pfarrer in Zavelstein im Schwarzwalde, 1732 Professor der Poesie am Gymnasium zu Stuttgart, 1742 Stadtpfarrer zu St. Leonhard daselbst, 1744 Oberhofprediger u. Consistorialrath; er betrieb gis Mitglied des engeren Ausschusses des Landtages 1764 die Klage, welche die Württemberger gegen das verfassungswidrige Benehmen ihres Herzogs Karl beim Reichshofrathe erhoben, worguf der Erbvergleich des Herzogs mit der Landschaft vom 2. März 1770 erfolgte; er st. 1773 u. schr.: Geistliche Betrachtungen, Stuttg. 1747, u. gab mit Tafinger, Hammer u. Bilhuber das Württembergische Gesangbuch, Stuttg. 1741, heraus. 5) Johann Eberhard, geb. 1697 in Eßlingen, wurde 1730 Prorector an dem Gymnasium in Petersburg, später Professor der Geschichte u. Alterthumskunde, machte 1739–47 die bekannte Expedition nach Kamtschatka mit u. st. 1771 in Petersburg; er schr.: Sibirische Geschichte, Pe. tersb. 1768, 2 Thle.; Quaestiones Petropolitanae, Götting. 1770. 6) Johann Wilhelm, geb. 1711 in Hanau, studirte seit 1732 in Jena Theologie u. Philologie, wurde 1736 Prorector an der Schule in Hanau, 1745 Pfarrer in Rodheim vor der Höhe u. zuletzt 1761 in Dudenhofen, wo er 1775 st.; er schr. u.a.: De Reuchliana et Erasmica graece legendi atque pronunciandi ratione, Hannov. 1741. 7). Johann Christian, geb. 1712 in Schlöben im Altenburg'schen, studirte in Jena, habilliirte sich daselbst als Privatdocent der Philosophie, kaufte dann eine Buchhandlung u. st. 1793; er schr.: Selecta et rariora Latii purioris monumenta, Jena 1737; und gab heraus: Ars semper gaudendi des Alfons Antonius v. Sarosa, Frankf. 1740 f., 2 Bde.; eine Übersetzung dieses Werkes, Altenb. 1748; Jani Nicii Erythraei epistolae (Jena 1740, 2 Bde., 3. A. 1749) u. Orationes (Altenb. 1741); Struve's Einleitung in die Literaturgeschichte, mit Fortsetzung, Frkf. 1754; R. Steele's Bibliothèque des dames, Jena 1766, u.a.m. 8) Joh. Friedr., geb. 1726 in Koburg u. gest. 1799 als Rector an der Thomasschule u. Professor zu Leipzig; er schr.: Prolusiones de vitiis lexicorum N. T., Lpz. 1791; gab Wellers (s.d.) Griechische Grammatik, den Äschines, Anakreon, Paläphatus, Platonis dialogi u. Aristophanes (s.d. a.) heraus. 9) Joh. Martin, geb. 1741 in Füßen, kam 1760 nach Wien, wo er die Akademie besuchte, begründete seinen Ruf als Bildhauer durch die Verzierung der Façade des Palastes der Prinzessin Emanuele, welche er gemeinsam mit Messerschmied ausführte. Neben seiner künstlerischen Thätigkeit befleißigte er sich des Studiums der Anatomie u. erwarb sich besonders einen Ruf durch die Ausführung einer Statue der Anatomie, welche zum Unterricht der Künstler dienend in zahlreichen Gypsabgüssen auch an anderen Akademien Aufnahme fand. Er st. in Wien 1820. 10) Ludwig, geb. 1745 in Mainz, trat sehr jung als Sänger in die dortige kurfürstliche Capelle, bildete sich dann in Manheim im Gesangstudium, betrat die dortige Bühne u. siedelte mit derselben 1778 nach München über, von wo aus sich sein Ruf als Bassist schnell verbreitete. Von dort ging er bald darauf nach Wien, bereiste 1784 mehrere italienische Städte u. wurde 1788 Hofopernsänger in Berlin; er starb, seit 1815 pensionirt, 1825 in Berlin. Er war einer der vorzüglichsten Bassisten seiner Zeit u. besaß zugleich ein bedeutendes Schauspielertalent. Er wgr vermählt mit Barbara Strasser, geb. 1758 in Manheim, betrat 1772 die Bühne in Mainz, wo sie mit großem Beifall sang u. spielte, verließ aber 1789 wegen Brustkrankheit das Theater. 11) Reinhard Ferdinand Heinrich, geb. 1746 in Stuttgart, widmete sich dem Baufach auf der Akademie seiner Vaterstadt, trat in die Dienste des Herzogs Karl für welchen er viele Plane zu Parkgnlagen, Lustschlössern u. sonstigen Bauten entwarf u. ausführte. Er wurde Oberbaudirector u. Major u. st. 1813. Von ihm rühren vorzugsweise die Parkanlagen nebst Gebäuden zu Hohenheim u. Scharnhausen her. 12) Gottlob Nathanael, geb. 1748 in Graba bei Saalfeld, studirte seit 1766 in Halle, wurde 1775 Schulrector in Halberstadt u. st. das. 1800; er schr.: Olavides u. Rochow, 1779; Freimüthige Briefe über das Religionsvereinigungswesen, Dessau 1782; 2. Aufl., Berl. 1787; Florilegium latinum anni aerae christianae 1786, Lpz. 1785; u. redigirte seit 1785 die Halberstädtischen gemeinnützigen Blätter. 13) Friedr. Christoph Jonath., geb. 1750 in Stuttgart, war Professor des Staats- u. Lehnwesens zu Halle u. st. 1797; er schr.: Versuche über die Geschichte der deutschen Erbfolge, Memmingen 1778, 2 Bde.; Über die Geschichte des Despotismus in Deutschland, Halle 1780; Kleinere Schriften aus der Geschichte, dem Staats- u. Lehnrechte, ebd. 1781, 2 Bde.; Geschichte des deutschen Handels, der Schifffahrt etc., Hannov. 1785–92; Geschichte Friedrichs II., Königs von Preußen, Halle 1787, 2 Bde. u. m. 14) Joh. Karl, geb. 1760 zu Allstädt im Weimarischen, wurde 1793 Professor der Mathematik in Jena, 1807 in Dortmund, 1819 in Greifswald u. st. daselbst 1833. Er schr. außer mehreren Elementarbüchern der mathematischen u. Naturwissenschaften noch: Physikalisches Wörterbuch, Gött. 1798–1827, 10 Thle; Geschichte der Physik seit der Wiederherstellung der Künste, ebd. 1801–1808, 8 Bde.; Abhandlung von der Düngung, ebd. 1803; Grundriß der gesammten Mathematik, Lpz. 1807–1809, 3 Bde.; Erste Gründe der Differenzial-, Integral- u. Variationsrechnung, Elberf. 1811. 15) Gotthelf August, geb. 1763 in Okrylla bei Meißen, wurde Professor der [304] Mathematik beim Cadettencorps u. Lehrer an der Bau- u. Polytechnischen Schule in Dresden u. st. 1832; er schr.: Sammlung der vorzüglichsten im Forstwesen vorkommenden Rechnungsaufgaben, Pirna 1805, 3. Ausg., Dresd. 1817; Das Kopfrechnen auf physikalische, militärische u.a. Gegenstände angewandt, Dresd. 1808, 2. Aufl. 1812; Anleitung zur praktischen Entwerfung u. Projection der vorzüglichsten geographischen Netze, ebd. 1809; Lehrbuch zum ersten Unterricht in der Zahlen- u. Buchstabenrechnung, ebd. 1815, 2 Bde., 2. Aufl. 1823–26; Lehrbuch zum ersten Unterricht in der Geometrie, ebd. 1818; Lehrbuch der ebenen u. sphärischen Trigonometrie, Lpz. 1819; Anfangsgründe der Statik u. Dynamik fester Körper, Dresd. 1822; Anfangsgründe der Hydrostatik u. Hydraulik, ebd. 1824 u.a. 16) Joseph, geb. 1769 in Wien, kam 1783 auf die Wiener Akademie u. studirte unter Brand die Zeichnen- u. unter Schmuzer die Kupferstecherkunst. Für den Stich eines Gemäldes von Spagnoletto: Christus im Tempel lehrend, erhielt er 1793 den ersten Preis, wurde darauf Hofkupferstecher, bereiste 1802–1803 die Schweiz, Frankreich u. England u. wurde nach seiner Zurückkunft 1804 Director der Esterhazyschen Gemälde- u. Kupferstichsammlung, 1815 Mitglied der Akademie der bildenden Künste u. Professor der Landschaftszeichnung u. starb in Wien den 5. Sept. 1822. Im Belvedere zu Wien befinden sich von ihm mehrere landschaftliche Gemälde, u.a.: Wien von der Spinnerin am Kreuze, dann ein historisches Bild: Hagar in der Wüste. Von seinen Kupferstichen sind die bemerkenswerthesten: Die unterirdische Höhle bei Orstrow in Mähren, Christus u. die Ehebrecherin nach Füger, Pyramus u. Thisbe nach Lebrun, Auferweckung des Lazarus nach Lesueur, eine Grablegung nach Schidone. 17) Gottlob Eusebius, geb. 1769 zu Golzen in der Niederlausitz, wurde 1798 Diakonus zu Zschaitz, 1800 in Wurzen, 1801 Archidiakon daselbst, 1810 Pastor in Ranis, 1819 Superindentent in Sangerhausen u. starb, emeritirt, 1847 daselbst. Er schr. u.a.: Homilien, 1706; Predigerschule, 1809; Die Offenbarung Gottes, 1823; Kirchliche Katechisationen, 1828, 2. A. 1836; Christliche Betstunden, 1834, 2. A. 1841; Die Wunder meines Lebens, 1834; Cristliches Predigtbuch, 1836; Predigtentwürfe, 1840; mit Wohlfahrt Predigerbibel, 1836–1842. 18) Christian August, geb. 1771 in Leipzig, studirte dort von 1788–1792, bereiste in kaufmännischen Geschäften die Schweiz, Frankreich, Italien, Spanien, die Niederlande u. Rußland, lebte dann als Privatgelehrter in Dresden, wurde 1804 Professor der Culturgeschichte u. Schönen Literatur zu Würzburg, erhielt jedoch 1817 seine Entlassung. Wegen seiner Schrift: Katzensprung von Frankfurt nach München (Lpz. 1821), die er unter dem Namen Felix v. Fröhlichsheim herausgab, wurde er 1821–24 auf eine Festung gesetzt. Nach seiner Freilassung privatisirte er zu Frankfurt a. M., Bern u. Mainz u. st. 1829 in letzter Stadt. Er schr. noch: Reise von Amsterdam über Madrid u. Cadix nach Genua (1797 u. 1798), Berl. 1799, 2. Ausg. 1801: Komische Romane der Spanier, Lpz. 1801 f., 2 Bde.; Reiseabenteuer, Dresd. 1801, 2 Bde., 2. Aufl., 1806; Neue Reiseabenteuer, Posen 1802 f., 4 Bde.; Gemälde von Valencia, Lpz. 1803–1809, 3 Bde; Bergreisen, ebd. 1804 f., 2 Bde.; Allgemeine Reisebibliothek, Berl. 1806 bis 1810, 4 Bde.; Alex. Labordes neuestes Gemälde von Spanien, Lpz. 1809 f., 2 Bde.; Harriots Reiseabenteuer in 4 Welttheilen, ebd. 1818; Gemälde von Brasilien, Pesth 1819; Kriegs- u. Reisefahrten, Lpz. 1820 f., 2 Bde.; Die merkwürdige Heilungsgeschichte der Fürstin Mathilde v. Schwarzenberg, Berl. 1821, 2 Hefte. 19) Karoline Auguste, geb. Venturini, geb. 1772 in Braunschweig, erst Gattin des Hofpredigers Christiani in Kopenhagen, nach der Trennung von diesem seit 1808 des Vorigen Gattin, lebte aber auch von diesem getrennt in Heidelberg u. schr. unter dem Namen Auguste: Gustavs Verirrungen, Lpz. 1801; Vierzehn Tage in Paris, ebd. 1801; Die Honigmonate, Posen 1802, 2 Thle.; Der Günstling, ebd. 1809; Margarethe, Heidelb. 1812; Kleine Erzählungen u. romantische Skizzen, Posen 1818 u.a.m. 20) Gotthelf, geh. 1771 in Waldheim, wurde 1800 Professor u. Bibliothekar an der Centralschule in Mainz, dann Mitglied des Gemeinderaths u. seit 1804 Professor der Naturgeschichte u. Director des Museums in Moskau, wo er den 18. October 1853 starb. Er war der erste, welcher in Rußland geologische Forschungen in großem Maßstabe betrieb u. gründete die Naturforschende Gesellschaftin Moskau; er schr.: Über die verschiedene Form des Intermaxillarknochens, Lpz. 1800; Beschreibung typographischer Seltenheiten, Mainz 1800–1806, 6 Liefer.; Essai sur les monumens typographiques de Jean Gutenberg, ebd. 1802; Das Nationalmuseum der Naturgeschichte zu Paris, Frankf. 1803, 2 Bde; Anatomie der Maki u. der ihnen verwandten Thiere, ebd. 1804; Déscription de museum d'hist. natur. d'université de Moscau. Moskau 1806; Muséum Demidoff, ebd. 1805 f., 2 Bde.; Onomasticon du système d'oryctogno sie, ebd. 1811; Entomographie de la Russie et genres des insectes, ebd., 2 Liefer. 21) Ferdinand, geb. 1780 in Halberstadt, studirte in Halle, wurde 1812 Adjunct an der Universität zu Moskau u. 1823 Director des von ihm begründeten Botanischen Gartens in Petersburg; seit 1850 quiescirt, starb er 17. Juni 1854 in Petersburg; er schr. mit Langsdorff: Plantes recuellies pendant le voyage des Russes autour de monde (unter Krusenstern), Tüb. 1810, 1. Bd.; Zygophyllaceae, Petersb. 1833; gab auch jährliche Samenkataloge des Botanischen Gartens heraus. 22) Joseph, Sohn von F. 10), geb. 1780 in Wien, betrat 1801 die Bühne in Manheim, wo er gis erster Bassist engagirt wurde, war seit 1804 an der Oper in Stuttgart, zugleich als Sänger u. Regisseur angestellt, begab sich 1807 auf Reisen durch Deutschland, Frankreich u. Italien u. ließ sich in Florenz nieder. 23) Heinr. Karl v. F., geb. 1782 in Manheim, widmete sich der Baukunst, für welche er sich in Wien, später in Italien ausbildete, ließ sich 1803 in München nieder, wurde Oberbaurath u. Professor der Architektur in München u. st. daselbst 1822. Von ihm rühren viele im Geschmack des römischen Renaissancestyl ausgeführte Privatgebäude Münchens her, ferner der Palast des Prinzen Karl. Sein Hauptwerk war das 1823 abgebrannte königliche Theater in München, welches später nach demselben Plane wieder aufgebaut wurde. 24) Laurenz Hannibal, geb. 1784 in Hildburghausen, studirte in Göttingen die Rechtswissenschaften, wurde 1805 in seiner Vaterstadt Advocat, 1811 Landschaftssyndicus, 1812 Regierungsassessor[305] u. später Landrath; er trat 1825 in fürstlich Leiningensche Dienste, wurde 1831 im Großherzogthum. Oldenburg Regierungspräsident des Fürstenthums Birkenfeld, 1847 Geheimer Staatsrath, jedoch im April 1848 mit Wartegeld außer Activität gesetzt, worauf er als Privatmann in Jena lebte. 1852 verfaßte er die Beschwerdeschrift der Sachsen-Gothaischen Ritterschaft an den Bundestag in Betreff der von derselben durch das Jahr 1848 verlorenen Rechte. Als die Auflösung der deutschen Flotte beschlossen worden war, erhielt F. 1852, nun förmlich aus dem oldenburgischen Staatsdienste entlassen, vom Bundestage den Auftrag, die in Bremerhaven liegende deutsche Marine zu versteigern. Im Sommer 1853 nach dem Fürstenthum Lippe berufen, trat er an die Spitze des dortigen neugegründeten Cabinets u. gab Veranlassung zu den bald darauf eintretenden Verfassungswirren in diesem Lande (s.u. Lippe). Am 3. Juli 1855 wurde er zu Koburg verhaftet u. wegen Majestätsbeleidigung in Betreff der erwähnten ritterschaftlichen Beschwerde zur Untersuchung gezogen, doch nach Cautionsstellung seiner Haft entlassen. Noch in diesem Monate wurde er auch aus dem lippischen Staatsdienste entlassen u. lebt nun als Privatmann. Er schr.: Der deutsche Adel, seine Vergangenheit u. Zukunft, 1851; Aburtheilung in der Jesuitenfrage, 1853; u. zur Rechtfertigung seines staatsmännischen Wirkens: Politisches Martyrthum, Lpz. 1855. 25) Ferd. v. F., Sohn von F. 7), geb. 1784 in Stuttgart, widmete sich der Baukunst, in welcher er in Wien u. Paris, sowie auf Reisen in Italien seine Studien machte. Seit 1812 in Stuttgart ansässig, wurde er 1816 Baurath, 1834 Vorstand u. Hauptlehrer an der Polytechnischen Schule, 1844 Oberbaurath u. trat 1852 in den Ruhestand. Unter seiner Leitung entstanden eine Menge öffentlicher Bauten in Württemberg, namentlich Schulhäuser u. Kirchen. 26) Alois, geb. zu Landek im tyroler Oberinnthale zu Ende des vorigen Jahrhunderts, studirte die Rechte, wurde Advocat in Salzburg, ging nach Ausbruch der Märzrevolution 1848 mit 3 anderen Deputirten von der Stadt Salzburg nach Wien, um bei dem Ministerium die parlamentarische u. administrative Selbständigkeit des Landes anzubahnen, arbeitete dann die Grundzüge der Landesverfassung aus u. bewirkte einen Zusammentritt der Landesvertreter, damit die Verfassung berathen u. dem Ministerium zur Genehmigung vorgelegt würde. Im Juni wurde F. von dem Lande Salzburg zum Vertreter in den Reichstag gewählt, bald nachher von dem Minister Dobblhof in das Bureau des Innern berufen u. im August nach Tyrol geschickt, um sich von dem Zustande des Landes zu überzeugen, im December als Landeschef nach Oberösterreich gesendet u. Anfang 1850 zum Statthalter dieses Landes ernannt. 27) Friedrich, geb. um 1800 im Württembergischen, habilitirte sich als Repetent in Tübingen u. wurde 1832 Professor der Philosophie in Basel. Er st. 1853, seit einiger Zeit geisteskrank, in der Heilanstalt zu Winnenden. Sein philosophisches System nannte er den intellectuellen Empirismus; derselbe beruhte im Wesentlichen auf dem Satze, daß der Inhalt sowohl der äußeren, wie der inneren Wahrnehmung die von dem Wissen unabhängige Wirklichkeit sei. Er schr.: Über den Begriff der Philosophie, Tüb. 1830; Von der Natur u. dem Leben der Körperwelt, ebd. 1832; Über den Sitz der Seele, Lpz. 1833; Naturlehre der Seele, Basel 1835, 3 Bde.; Lehrbuch der Psychologie, ebd. 1838; Der Somnambulismus, ebd. 1838 bis 1839, 3 Bde. Außerdem: Die Baseler Hexenprocesse, 1840; Über die Entstehungszeit des Großbaseler Todtentanzes, 1849; Johannes Heynlin, gen. a Lapide, 1852; Der autologische Beweis für das Dasein Gottes, Basel 1852 u.a. Abhandlungen. 28) Beatrix, F.-Schwarzböck, geb. 1809 in Temesvár; ihre Mutter heirathete, nachdem sie früh den ersten Gatten Macher verloren hatte, den Regisseur u. Chordirector Schwarzböck, u. dieser bildete seine Stieftochter theatralisch aus. Sie trat 1821 im Theater an der Wien zuerst als Schauspielerin auf u. ging 1824 zur Oper über. Sieheirathete den Schauspieler F. u. machte mit diesem größere Kunstreisen durch Deutschland, nach Paris u. London. Seit 1831 ist sie am Theater in Karlsruhe engagirt. 29) Karoline F.-Achten, geb. 1806 in Wien, betrat 1827 das Hofoperntheater daselbst, heirathete 1830 den Schauspieler Fr. Fischer, mit welchem sie an der deutschen Oper in Paris spielte, war dann in Frankfurt a. M. u. seit 1836 in Braunschweig angestellt. Der Eindruck ihres Gesanges wurde durch ihr vorzügliches Spiel wesentlich gehoben. 30) Kuno, geb. 1824 zu Sondewalde in Schlesien, studirte seit 1844 in Leipzig u. Halle Philologie u. Philosophie. Der junghegelschen Richtung zugethan, blieb er jedoch den extremen Äußerungen derselben fern. Nachdem er seit 1847 eine Hauslehrerstelle bekleidet hatte, hielt er 1850 kurze Zeit als Privatdocent philosophische Vorlesungen. in Heidelberg, worauf er als Privatmann mit schriftstellerischen Arbeiten beschäftigt daselbst lebte. 1855 ging er nach Berlin, um sich dort zu habilitiren, bevor er jedoch seine Vorlesungen beginnen konnte, erhielt er 1856 einen Ruf als Professor der Philosophie an die Universität Jena. Er schr.: Diotima, die Idee des Schönen, Pforzh. 1849; Geschichte der neueren Philosophie, Manh. 1852–55, 2 Bde.; Apologie meiner Lehre, ebd. 1854; Logik u. Metaphysik, Stuttg. 1852; Baco von Verulam, Lpz. 1856; Die Selbstbekenntnisse Schillers, Frankf. 1858.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 303-306.
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