München

[526] München, 1) Landgericht rechts der Isar im baierischen Regierungsbezirk Oberbaiern mit 10,240 Einwohnern; 2) Landgericht links der Isar in demselben Regierungsbezirk mit 14,020 Ew; 3) Bezirksgericht rechts der Isar, umfaßt die Bestandtheile der Residenzstadt auf dem rechten Isarufer, dann die Landgerichte Dorfen, Erding, Freysing, Miesbach, Moosburg, München rechts der Isar, Tegernsee u. Wolfrathshausen; 4) Bezirksgericht links der Isar, umfaßt die Bestandtheile der Residenzstadt am linken Isarufer, dann die Landgerichte Bruck, Dachau u. München links der Isar. 5) Haupt- u. Residenzstadt des Königreichs Baiern, an beiden Seiten der Isar, die eigentliche Stadt u. die meisten Vorstädte am linken Ufer derselben auf einer von Hügelreihen (dem Gasteig u. dem Galgenberg) begrenzten Ebene, in einer einförmigen, wenig fruchtbaren Gegend; Residenz des Königs, Sitz der Ministerien u. der Centralbehörden, der Ständeversammlung, eines Oberappellationsgerichts, der Kreisbehörden, eines Erzbischofs u. protestantischen Oberconsistoriums etc. M. war sonst mit Festungswerken umgeben, die jedoch seit 1791 in Plätze, Straßen u. Spatziergänge verwandelt worden sind, besteht aus der innern Stadt, welche 363 zum Theil breite Straßen u. mehrere freie Plätze hat: Max-Josephsplatz vor dem Königsbau, mit der von Rauch modellirten Statue det Königs Max I., ihm 1835 von den Münchner Bürgern gesetzt; Marienplatz, der mit Linden besetzte Promenadeplatz (bis 1861 mit den Standbildern Kreitmeyers u. Westenrieder) mit Monument für den Kurfürsten Max Emanuel, der Wittelsbacher Platz mit der von Thorwaldsen modellirte Reiterstatue des Kurfürsten Maximilian I., der Karolinenplatz mit dem ehernen Obelisk zum Andenken an die in Rußland 1812 gefallenen 30,000 Baiern, der Odeonsplatz mit den Standbildern Glucks u. Orlando's di Lasso, der Maximilians- od. Dultplatz, der Universitätsplatz mit zwei großen Fontänen. Die in 96 Districte eingetheilte Stadt besteht aus vier Vierteln u. neun Vorstädten, von deren mehrere die schönsten Theile der Stadt bilden denn dort hauptsächlich sind unter den Königen Max I. u. Ludwig I. unter der Leitung von v. Fischer, Ohlmüller, v. Klenze, Ziebland u. v. Gärtner die großartigsten Bauten unternommen worden. Nördlich durchschneidet die sehr breite u. lange Ludwigs straße, an der königlichen Residenz, am nordöstlichen Ende der innern Stadt beginnend u. mit den schönsten Gebäuden, der Universität, dem Seminar, der Ludwigskirche, der Bibliothek, dem Kriegsministerium, dem Bazar etc. geschmückt, den Odeonsplatz links neben sich lassend, so wie den Universitätsplatz durchschneidend u. an dem Siegesthor mit Schwanthalers Löwenquadriga (dem baierischen Heere 1850 von König Ludwig gewidmet) endend; die Schönfeldvorstadt; an diese stößt westlich von der Ludwigs- bis zur Baierstraße die Maximiliansvorstadt mit der schnurgeraden Briennerstraße, die auf dem runden Luitpoldsplatz beginnt, den Königsplatz, wo auf der einen Seite die Basilica des St. Bonifacius u. das Kunstausstellungsgebäude, auf der andern die Glyptothek sich erheben, während die Straße durch die Propyläen ein dreifaches Thor im griechischen Style, welche König Ludwig erbauen ließ, einen Abschluß erhält, ferner mit der ihr parallelen Karls-, Kasernen-, Theresien- u. Löwenstraße fast rechtwinklich von der Augusten-, Luisen-, Arcis-, Barer- u. Türkenstraße durchschnitten, während die Elisen- u. Marsstraße, Schützen- u. Salzstraße u. die Baierstraße etwas divergirend gen Nordwesten u. Westen laufen. In der Nähe der Theresienstraße erhebt sich die alte u. neue Pinakothek. Südlich der Maxvorstadt liegt die Ludwigsvorstadt mit den westlich u. südwestlich gehenden Schwanthaler-', Landwehr-, Findling-, Sendlinger Land-, Thalkirchner Straße. Sie enthält das allgemeine Krankenhaus, den Begräbnißplatz, die Anatomie, die Theresienwiese etc. An die Ludwigsvorstadt schließen sich südöstlich die Isarvorstadt u. an diese nordöstlich die St. Annenvorstadt (das Lehel) an, welche beide den Raum zwischen der eigentlichen Stadt u. dem Isararme u. auch die Inseln, welche die Isararme u. die Isar selbst bilden, ausfüllen. Die letztere wird von der seit 1854 angelegten Maximiliansstraße durchschnitten, welche am Hoftheater beginnend bis zur Isar[526] sich erstreckt u. das Münzgebäude, das Maximilianeum, das Gebäude für das baierische Nationalmuseum u.a. prachtvolle Gebäude enthält. Von diesen Vorstädten führt vom Isarthor die Zweibrückenstraße nach der Ludwigsbrücke (Isarbrücke, in fünf flachen Bogen gebaut, 347 Fuß lang, 40 Fuß breit, 31 Fuß hoch) u. diese über die Isar nach der Vorstadt Au, u. südlich die Frauenhoferstraße nach der die Isar ebenfalls überschreitenden Reichenbachbrücke ebendahin. Von der Auvorstadt nordöstlich, vom rechten Isarufer, mit ihr ganz verbunden, liegt die Vorstadt Haidhausen (auf der entgegengesetzten Seite die Vorstadt Giesing), von der eine Brücke nach der Praterinsel führt, statt welcher die Maximiliansbrücke, zu welcher 1858 der Grundstein gelegt wurde, Haidhausen mit der Maximiliansstraße in gerade Verbindung setzen wird. Den Raum der ehemaligen Festungswerke westlich der innern Stadt, zwischen dieser u. den Vorstädten, nehmen mehre an einanderhängende Plätze ein, so nordwestlich gegen die Maxvorstadt der Maximilians- od. Dultplatz, westlich der Karlsplatz, der jenseits der protestantischen Kirche in die mit einer vierfachen Lindenallee bepflanzte Sonnenstraße ausläuft u. südwestlich zu dem Sendlingerplatz vor dem Sendlingerthor führt. Sechs Thore führen gegenwärtig aus M., das Maxthor gegen Nordwesten, das Karls- u. das nur noch im Namen erhaltene Josephsthor gegen Westen, das Sendlingerthor gegen Südosten, das Angerthor gegen Süden u. das Isarthor gegen Osten. Letzteres ist frei, gleich einem Triumphbogen stehen geblieben, seiner eigenthümlichen Bauart wegen 1835 von v. Gärtner hergestellt worden u. mit Malereien (dem Einzug Kaisers Ludwig des Baiern nach der Schlacht von Mühldorf, von Nehar u. Kögel), Wappen u. Bildsäulen geschmückt. Außer den genannten Thoren sind noch mehre Wege angelegt, von wo man von den Endpunkten der Straßen der innern Stadt aus nach den Vorstädten gelangen kann.

Von den 30 Kirchen sind merkwürdig: die Dom- od. Frauenkirche, 336 Fuß lang, 128 Fuß breit, mit 2 Thürmen von 333 Fuß Höhe, 24 Kapellen, 30 Altären, alter Fürstengruft, dem Grabmal Ludwigs des Baiern, 1622 vom Kurfürsten Maximilian errichtet; die Hofkirche zu St. Michael (sonst Jesuitenkirche), auch mit Fürstengruft u. dem marmornen Denkmal des Herzogs Eugen von Leuchtenberg von Thorwaldsen; die Theatinerkirche (Hofkirche zu St. Cajetan), 226 F. lang u. mit einer Fürstengruft; die zwei Pfarrkirchen zu St. Peter u. zum Heiligen Geist; die Basilica des St. Bonifacius in der Maximiliansvorstadt, 262 Fuß lang, 1835 vom König Ludwig zur Feier seiner silbernen Hochzeit gegründet, von Ziebland erbaut u. 1850 vollendet, mit durch 64 Säulen getrennten 5 Schiffen u. schönen Frescogemälden, aus dem Leben des St. Bonifacius u. anderer deutschen Apostel von H. Heß, Schraudolph u.a., dabei eine Bildungsanstalt der Benedictiner; die Ludwigskirche in der Ludwigsstraße, von v. Gärtner 1829–42 erbaut, mit zwei Eckthürmen, auf musivische Weise mit bunten Ziegeln gedecktem Dach, Bildsäulen von Schwanthaler (Christus, die vier Evangelisten, Petrus u. Paulus) u. Fresken nach u. von Cornelius (bes. hinter dem Hauptaltar dessen Jüngstes Gericht); die Mariahilfkirche in der Auvorstadt, von Ohlmüttern. Ziebland 1831–39 im gothischen Styl gebaut, mit neuen Glasmalereien; die reiche Kapelle u. die Hofkapelle in der Maxburg s. unten; die protestantische Kirche auf dem Karlsplatz, von Partsch 1827–32 erbaut, mit einem Deckengemälde von Hermann; die Salvatorkirche, seit 1827 dem griechischen Gottesdienst vom König Ludwig eingeräumt; auch besteht seit 1826 eine Synagoge. Die 18 Klöster in M. wurden unter Maximilian Joseph zu Anfang dieses Jahrhunderts sämmtlich aufgehoben; neuerdings sind durch König Ludwig, außer den Barmherzigen Schwestern am allgemeinen Krankenhaus, auch Benedictinermönche an der Basilica, Franciscanermönche in der St. Annenvorstadt, die Nonnen zum guten Hirten in Haidhausen, die Armen Schulschwestern zu St. Jakob, die Servitinnen etc. wieder eingeführt worden.

Merkwürdige andere Gebäude: die königliche Residenz (Schloß) in mehren Abtheilungen: alte Residenz, 1600–16 von Maximilian I. durch P. Candid aufgeführt (der noch ältere alte Hof od. die Ludwigsburg, von Ludwig dem Strengen 1253 zu seiner Wohnung gebaut, ist jetzt größtentheils niedergerissen, die Überbleibsel zu Staatszwecken verwendet), mit zwei unregelmäßigen Höfen u. mit den reichen Zimmern des Kaisers Karl VII., Kaisertreppe, Kaiserzimmer, worin ein Bett, dessen Stickereien allein 2 Centner 19 Pfund Gold enthalten sollen (der sonstige Kaisersaal ist durch König Max I. in Wohnzimmer verwandelt worden), Audienzsaal, Spiegelcabinet, Miniaturcabinet, kölnische Zimmer, steinerne od. griechische Zimmer, Schatzkammer voller Perlen, kostbarer Kunstwerke, Kronen, mit Edelsteinen besetzter Gefäße etc., reiche Kapelle mit vielen Kostbarkeiten, goldnen mit Edelsteinen besetzten Crucifixen, in Gold gefaßten Reliquien, dem tragbaren Altärchen der Maria Stuart etc., Antiquarium, eine große Halle mit einer ägyptischen Sammlung, griechischen, römischen u. andern Bildwerken aus Erz, Terracotten, Vasen, Gläsern, Gefäßen u. dgl.; Allerheiligenkapelle od. neue Hofkirche, an der Ostseite, in diese hinein von v. Klenze 1837 gebaut, 100 Fuß lang, 160 Fuß tief, 80 Fuß hoch, von H. Heß u. Andern mit Fresken auf Goldgrund geziert; Königs- od. Neubau, von v. Klenze 1826–38 aufgeführt, an die alte Residenz südlich angebaut, 430 Fuß lang, 150 Fuß hoch, ganz aus Quadern nach Art des Palastes Pitti in Florenz; im Erdgeschoß Scenen aus dem Nibelungenlied in Frescomalereien von Schnorr, im Haup (geschoß mit durch Schildereien aus griechischen u. deutschen Dichtern ausgeschmückten Wohnungen für den König u. die Königin, im obern Stock (mit einem Pavillon über der Mitte) Tanzsaal u. Appartements für kleinere Hoffeste, ebenfalls mit Gemälden geschmückt; Festsaalbau am Hofgarten, im Prachtstyl des Palladio, von v. Klenze 1832–42 erbaut; umschließt mit den Arkaden des Hofgartens (mit 12 u. 4 kleineren Fresken aus der baierschen Geschichte von Schülern des Cornelius) u. dem Bazar mit 28 italienischen Landschaften von Rottmann (an der westlichen Seite des Hofraums), ferner mit der ehemaligen Bildergallerie, in welche jetzt die ethnographische Sammlung aufgenommen u. deren Erdgeschoß mit Darstellungen aus dem griechischen Befreiungskrieg von P. Heß geschmückt ist, u. mit den Räumen des Kunstvereins an der nördlichen Seite, sowie an der östlichen mit der Kaserne des Leibinfanterieregiments. Der nördlich der Residenz gelegene Hofgarten ist gegenwärtig mit Kies überfahren u. mit[527] wilden Kastanien bepflanzt u. ein besuchter Spatziergang mit vier Fontänen u. einem alten Brunnentempel. Der Festsaalbau bildet eine 800 F. lange Fronte nach Norden. Die Mitte bildet ein dreifaches Portal mit Vorhalle, über welchem ein Balcon im spätern venetianischen Styl. Zum äußern Schmuck dienen zwei aufrecht sitzende Löwen u. zwischen diesen acht kolossale Bildsäulen, die acht Kreise Baierns darstellend, von Schwanthaler. Das untere Stock enthält sechs Säle mit Scenen aus der Odyssee nach Schwanthalers Zeichnungen gemalt; das obere, großen Hoffesten gewidmet, den großen Ballsaal, zwei Zimmer weiblicher Schönheiten (mit Bildern moderner schöner Frauen), den Banketsaal mit Schlachtengemälden, den Thronsaal (57 F. hoch, 75 F. breit, 112 F. tief, mit einer Gallerie u. den kolossalen 12 vergoldeten, von Schwanthaler modellirten Ahnen des königlichen Hauses darstellenden Erzstatuen), die Säle Karls des Großen, Friedrich Barbarossas, Rudolfs von Habsburg, mit bezüglichen Gemälden aus dem Leben dieser Kaiser von Schnorr. Der Wittelsbacher Palast, im mittelalterlichen Palaststyl von v. Gärtner begonnen, von Klump 1850 vollendet, jetzige Wohnung des Königs Ludwig. Die Herzog-Maxburg, ursprünglich Wilhelminische Residenz nach ihrem Erbauer Wilhelm V. 1579 benannt, später aber Maxburg nach Herzog Maximilian, der sie bewohnte, auch in der innern Stadt, mit einer Hofkapelle. Das herzoglich Leuchtenbergische Palais, jetzt Eigenthum des Prinzen Luitpold, 1817–22 von v. Klenze erbaut (seine Gallerie ist jetzt in Petersburg); der Palast des Herzogs Max von Birkenfeld, 1830 von v. Klenze gebaut, mit Fresken von Kaulbach, Zimmermann u.a.; die Feldherrnhalle, eine offene Halle mit hohem Treppenaufgang u. den Erzstandbildern Tilly's u. Wrede's; die Akademie der Wissenschaften (s. Akademie X. G), einst Jesuitencollegium, 1749 gegründet, mit Sammlungen, so wie dem Naturaliencabinet u. dem brasilianischen Museum, der Sammlung physikalischer u. optischer Instrumente, dem botanischen Cabinet, der Mineraliensammlung, dem Münzcabinet (verbunden mit der Sammlung geschnittener Steine); zu ihr gehören auch, obschon in andern Gegenden in u. außerhalb der Stadt gelegen, die Sternwarte im Dorfe Bogenhausen, der Botanische Garten, in einem Halbkreis mehr als 13 Tagewerke Lands umfassend, mit schönen Gebäuden, in der Maximiliansvorstadt, das Chemische Laboratorium in der Arcisstraße, das Antiquarium (s. oben); in dem Akademiegebäude befindet sich auch die Akademie der Bildenden Künste, von Maximilian Joseph gestiftet; sie zerfällt in die Abtheilungen Architektur, Sculptur u. Malerei mit Kupferstecherkunst; in ihr befinden sich Gypsabgüsse u.a. Kunstsammlungen. Die Staatsbibliothek im neuen, 520 Fuß langen, dreistöckigen Bibliothekgebäude in der Ludwigsstraße; vor der Doppelstiege erheben sich die Bildsäulen des Aristoteles, Homer, Hippokrates u. Thukydides; sie umfaßt mehr als 800, 000 Bde., 18,000 Handschriften, 12,000 Incunabeln, durch die Bibliotheken der eingezogenen Klöster sehr vermehrt. Die Glyptothek in der Maximiliansvorstadt, 1816–30 von v. Klenze im Auftrag des Kronprinzen, nachmaligen Königs Ludwig gebaut, ein einen Hof umschließendes Viereck in griechisch-römischem Styl; von außen durch acht Ionische Säulen im vordern u. vier im hintern Bau, so wie durch Bilderblenden, mit Standbildern der berühmtesten Bildhauer, statt der Fenster geziert; im Giebelfeld mit nenn kolossalen Marmorfiguren (Minerva mit den Vertretern der verschiedenen Zweige der Bildnerei); im Innern hat die Glyptothek in drei Sälen Fresken von Cornelius. Die Glyptothek enthält Sculpturwerke in 12 Sälen (ägyptische, etruskische, Äginetensaal [dieser mit den 1811 gefundenen Statuen des Tempels des Zeus Panhellenios in Ägina], Apollo-, Bacchus-, Niobiden-, Götter-, trojanischer, Heroen-, Römersaal, Saal der farbigen Bildwerke u. Saal der neuen Sculptur); die hier aufgestellten Bildwerke sind nach den Fortschritten der Kunst seit ihrem Entstehen in Ägypten, in ihrem Glanzpunkt in Griechenland, ihrem Stillstand in Rom u. ihrem abermaligen Erheben in neuerer Zeit geordnet. Die alte Pinakothek, unweit der Vorigen, 1826–1836 von v. Klenze im Styl römischer Paläste gebaut, enthält einen Eingangsaal, einen Corridor mit 25 Loggien, in denen Fresken, die Geschichte der Malerei des Mittelalters darstellend, neun große von oben beleuchtete Säle, 23 Cabinete u. eine Auswahl von 1300 Gemälden von allen Zeiten u. Schulen, nach diesen geordnet, bes. aber den Kern der Boissereeschen Sammlung u. der vom König Ludwig in Italien gekauften Kunstschätze, so wie im Erdgeschoß das Kupferstichcabinet, das Cabinet griechischer Vasen, Porzellangemälde u. dgl. Die neue Pinakothek, nördlich von der alten, 1840–1853 erbaut, oben an der Ost- u. Südseite mit Fresken von Nilson u. in der Eingangshalle mit dem Modell der Schwanthalerschen Löwenquadriga des Siegesthors, enthält nur Gemälde neuerer Meister seit Anfang dieses Jahrhunderts. Das Hof- u. Nationaltheater, 333 Fuß lang, 425 Fuß breit, 123 Fuß hoch, 2400 Personen fassend, auf dem Max-Josephsplatz, durch v. Fischer erbaut, brannte 1822 ab u. wurde durch v. Klenze bis 1825 nen wieder aufgeführt. Andere merkwürdige Gebäude sind: das Ständehaus, Rathhaus, neues Postgebäude, Gießhaus, das Bergwerks- u. Salinenadministrationsgebäude, Zeughaus mit naher Sattel- u. Gewehrkammer, städtisches Zeughaus mit alten Waffen, neues Münzgebäude, neue Fruchthalle; das Odeon, von v. Klenze gebaut, von Anschütz, Kaulbach u. Eberle mit Deckengemälden geschmückt, der Musik u. dem öffentlichen Vergnügen gewidmet, enthält mehrere Säle (Hauptsaal, 130 Fuß lang, 75 Fuß breit, 60 Fuß hoch, daran noch neun kleinere Säle), Restaurationen, Küchen, im zweiten Stock das Conservatorium für Musik; das Kriegsministerium (1835 vollendet) in der Ludwigsstraße, die durch Medaillons mit Pferdeköpfen u. Gruppen geschmückte, mit eisernen Platten gedeckte Reitbahn, der Glaspalast für die 1854 stattgehabte Deutsche Industrieausstellung erbaute u. 1858 für die Allgemeine deutsche Kunstausstellung benutzt, vier Kasernen, zwei Wachen u. v. a. Gebäude.

Öffentliche Anstalten für Wissenschaft, Kunst, Technik u. Erziehung: außer der Akademie der Wissenschaften u. der der Künste (s. oben), die seit 1826 von Landshut nach M. verpflanzte Ludwig-Maximiliansuniversität mit 1840 vollendetem Universitätsgebäude am äußeren Ende der Ludwigsstraße; sie hat fünf Facultäten u. eine hohe Schule für Forstwissenschaft u. Pharmaceuten, so wie ein katholisches geistliches Seminar (Georgianum) u. etwa 1400 Studenten. Hülfsanstalten derselben sind die Universitätsbibliothek mit[528] 160,000 Bdn., anatomisches Institut mit anatomischem Theater in der Ludwigsvorstadt, Klinik, in den Krankenhäusern ausgeübt etc.; auch die Medicinisch-Klinische u. Chirurgische Schule, Hebammenschule u. Centralveterinärschule stehn der Universität nahe. Ferner befinden sich in M. 3 Gymnasien, 4 Lateinische Schulen, Philologisches Seminar, Erziehungsanstalt für adelige Fräulein, königliche Studienanstalt (umfaßt in 13 Abtheilungen die Vorbereitungsanstalten für höhere Stände), Athenäum für Neugriechen, Cadettenhaus, Pageninstitut, eine protestantische u. mehrere katholisch-deutsche od. Volksschulen für Knaben u. Mädchen, mehre Sonntags- u. Feiertagsschulen, Blinden- u. Taubstummenanstalt, Bureau für Statistik u. Topographie (mit dazu gehöriger Schule), Baugewerksschule, Polytechnische Centralschule, mehre Privaterziehungsanstalten für Knaben u. Mädchen, Waisenhaus, Israelitische Schule, Schwimmschule, Turnschule etc. Es besteht auch noch in M. das Polytechnische Institut mit Landesproductencabinet (Polytechnische Sammlung). Der Kunstverein, der frühste in Deutschland, welcher alle folgenden veranlaßte u. welcher permanente Kunstausstellungen, sowohl von Kunstwerken, welche zur Verloosung unter seine Mitglieder bestimmt sind, als von solchen, die verkauft werden sollen, im Bazar hält, der Historische Verein u. der Landwirthschaftliche Verein. Letzter hält alle Jahre am ersten Sonntag im October auf der Theresienwiese, einer großen Wiese westlich der Stadt, ein landwirthschaftliches (October-) Fest, bei welchem Pferderennen, Preisausstellungen von Vieh, Viehmarkt, Markt mit Sämereien, Pflanzen, landwirthschaftlichen Büchern, Maschinen, Geräthen u. Vogel-, Scheiben- u. Pistolenschießen stattfinden. Am Ende der Theresienwiese, auf der Sendlinger Anhöhe, erhebt sich die 54 Fuß hohe, auf einem Fußgestell von 30 Fuß stehende Bavaria (s.d.), modellirt von Schwanthaler u. 1844–50 von Miller in Erz gegossen, u. hinter diesem kolossalen Standbilde die Ruhmeshalle, nach von Klenzes Entwurf 1843–53 gebaut, 230 Fuß lang u. jeder der vortretenden Flügel 105 Fuß, welche 75 Büsten berühmt gewordener Baiern enthält; beide ließ König Ludwig errichten. An wissenschaftlichen u. Kunstsammlungen ist M. sehr reich, s. oben. Außer den öffentlichen existiren noch zahlreiche Privatsammlungen u. auch die Ateliers der berühmteren Künstler, bes. von Schnorr, H. Heß, Zimmermann, von Heideck etc., stehen dem Gebildeten offen.

Wohlthätigkeitsanstalten sind: das Ordenshaus der zur Krankenpflege, bes. im großen Krankenhaus bestimmten Barmherzigen (Grauen) Schwestern, das große Krankenhaus in der Ludwigsvorstadt (1813 von v. Fischer für 800 Kranke in 14 Communsälen u. 60 Zimmern für bezahlende Kranke erbaut; es enthält in seinen Gärten die Büsten der Ärzte von Grossi u. von Häberle), das St. Josephs- (Herzogs-) Spital (für 200 Kranke), das Spital für Unheilbare, Militärspital, mehre andere Hospitäler, Versorgungs-, Findel-, Irrenhaus, mehre Waisen- u. Leihhäuser, Sparkasse, Rumfordische Suppenvertheilungsanstalt, Ludwigsstiftung (seit 1828 bestehend, wo die Zinsen eines Capitals von 42,000 Fl. an bedürftige Gewerbtreibende unverzinslich ausgeliehen werden), 6 Kleinkinderbewahranstalten, technische Unterrichts- u. Beschäftigungsanstalt für verkrüppelte Kinder, Beschäftigungsanstalt für Blinde (mit der Blindenerziehungsanstalt verbunden) u.a. Sonstige öffentliche Anstalten: das Damenstift, Strafarbeitshaus, die 1820 erbaute Frohnfeste, die neben 22 vom Isarwasser durchströmten Kanälen bestehenden 9 Spring- u. sehr viele Schöpf- u. Röhrbrunnen, welche aus 5 mit Druckwerken genährten Brunnenhäusern mit Wasser versehen werden, doch leidet die höher gelegene Maximilians- u. Ludwigsvorstadt Mangel an gutem Wasser. Das Pflaster von Kalkstein ist mangelhaft u. einige Vorstädte in ihren entfernteren Theilen gar nicht gepflastert; die Straßen werden durch Gas erleuchtet. Der Gottesacker (statt der 1788 aufgehobenen u. jetzt nur noch alterthümliche Denkmale enthaltenden um die Kirchen) ist in der Ludwigsvorstadt vor dem Sendlinger Thor in Form eines länglich unregelmäßigen Vierecks mit abgerundeten Ecken angelegt. Er schließt an dem einen Ende mit einer Halbrotunde, welche auch das Leichenhaus enthält; an dieses schließt sich dann der neue Gottesacker, durch eine offene mit 12 Kuppeln überwölbte Vorhalle mit dem alten verbunden. Er enthält 450 Fuß im Geviert, die Arkaden desselben, sowie die 33 Fuß hohe Umfassungsmauer sind von Gärtner erbaut. Am Eingange rechts befindet sich das Grabmal des 1847 verstorbenen Erbauers u. links das Schwanthalers (st. 1848). In den Arkaden befinden sich die Marmorstatuen der königl. Leibärzte u. Professoren Ph. Franz v. Walters u. v. Breslau, sowie andere große Grabdenkmäler u. Malereien. Unter den sehr vielen schönen Grabdenkmälern des alten Gottesackers verdient das der Oberländer Bauern, welche 1705 für ihren Kurfürsten bei M. fielen, Erwähnung. Am 2. Novbr., dem Allerseelentag, werden die Gräber von den Hinterlassenen mit Kränzen von Taxus u. Moos u. mit Lichtern geschmückt. Eine Viertelstunde südöstlich vom allgemeinen Gottesacker befindet sich der Israelitische Gottesacker, auf welchem sich namentlich das Denkmal für den 1833 in München verstorbenen Dichter Michael Beer befindet.

Die Kunst u. Industrie M-s ist ausgezeichnet; an keinem Orte Deutschlands ist wohl die Zahl der ausgezeichneten Künstler u. Techniker in allen Zweigen so groß, als in M.; weniger gibt es Fabriken. Die wichtigsten Anstalten sind königlich, so: die weltberühmte Erzgießerei, in welcher, außer Geschützen, herrliche Bildwerke unter Stiglmaiers u. (nach ihm) Millers Leitung entstanden; die königliche Glasmalereianstalt in der Louisenburg, die königl. Porzellanfabrik in Nymphenburg (Niederlage derselben in München) etc. Außerdem zeichnen die von Reichenbach 1815 begründete u. von T. Ertel u. Sohn fortgesetzte Mathematisch-mechanische Anstalt, welche Maschinen aller Art, Hebe-, Präg- u. Preßwerke liefert, u. das von Frauenhofer u. Utzschneider 1808 gegründete u. jetzt durch G. Merz geleitete Optische Institut, welches mehre der größten Riesenresractoren lieferte u. in seinen Instrumenten die englischen u. französischen übertrifft, sowie die Maffeische Maschinenbauanstalt in Hirschen sich aus. Außerdem bestehen Fabriken für Tuch, Leder, Kattun, Damast, Barchent, Tabak, Stearinkerzen, Spielkarten, Liqueure (Eau de Munich), Kutschen, Tapeten, Fortepianos (berühmt sind die von Biber) etc. Ausgezeichnet sind auch die Bierbrauereien; bes. beliebt ist der Bock, ein Doppelbier, welches vom 1. Mai an etwa drei Wochen[529] im Bockkeller geschenkt wird; dabei werden die Bockwürstel, eine Lieblingsspeise der Münchner, verkauft. Fast eben so berühmt ist das Salvatorbier (eigentlich heiliges Vaterbier), welches im Brauhaus der Pauliner in der ersten Hälfte Aprils ausgeschenkt wird. Der Handel, bes. mit Getreide, ist bedeutend; jährlich werden zwei große Dulten od. Messen gehalten; viele Bankiers u. Großhändler begünstigen den Handel. Die München-Aachener Feuerversicherungsbank u. die baierische Hypothek- u. Wechselbank nehmen Assecuranzen für Mobilien u. für jene Immobilien an, welche die allgemeine Landesbrandversicherung nicht aufnimmt. In M. befinden sich 10 Buchdruckereien, 12 Buch-, 8 Kunst u. 3 Musikalienhandlungen, 4 Antiquare, 2 Kunstantiquare, 5 Stahlstich- u. Kupferdruckereien u. 16 Steindruckereien (die Lithographie ist von Sennefelder hier erfunden); es erscheinen hier: die Neue Münchner Zeitung, die Gelehrten Anzeigen (von der Akademie herausgegeben), Monatsschriften der Polytechnischen u. Landwirthschaftlichen Vereine, Archiv des Historischen Vereins in Oberbaiern, die Süddeutsche Zeitung etc. Von M. aus laufen nach Nordwest, Nordost. u. Ost (resp. Süd) drei große Eisenbahnlinien, u. zwar: a) nach Augsburg, sich von dort nach Lindau, Ulm (Stuttgart u. Friedrichshafen), Nürnberg, Bamberg (Frankfurt a. M. u. Hof) verzweigend; b) über Landshut u. Regensburg nach Nürnberg; c) über Rosenheim (dort nach Innsbruck abzweigend) nach Salzburg, Linz u. Wien (1860 vollendet) u. eine kürzere Eisenbahn nach dem Starnberger See. Spatziergänge: innerhalb der Stadt nur der Hofgarten, wo die schöne Welt, bes. zur Mittagszeit, promenirt; die Sonnenstraße mit Alleen u. der Promenadeplatz; außerdem aber stößt an die Residenz der zwischen der Schönfeldvorstadt u. der Isar von Rumford angelegte, von Isararmen durchschnittene königliche, 11/2 Stunden lange Englische Garten, in welchem das gleich am Eingang gelegene Palais des Prinzen Karl, die Anlage der verstorbenen Königin Karoline, Biderstein, das Denkmal Rumfords u. Skells (welcher den Englischen Garten vollendete), das Dianenbad mit Kaltwasserheilanstalt, der Monopteros auf einem künstlichen Hügel, mit dem Denkmal des Kurfürsten Karl Theodor, der Chinesische Thurm, die Wirthschaft dabei, wo Sonnabends im Sommer Concertmusik ist, etwas seitwärts der Vergnügungsort Tivoli, ein See mit Gondeln am nordöstlichen Ende etc. sich befinden.

Öffentliche Vergnügungen: M. besitzt ein Hoftheater, mit vorzüglicher Kapelle, das Residenztheater, dann ein Volkstheater (Lipperl) in der Au u. ein Volkstheater in der Müllerstraße. Das Isarthortheater wird jetzt nicht mehr als Theater benutzt. Musik wird in M. sehr getrieben u. vielfache Concerte, Oratorien im Odeon etc. finden Statt. Zu Förderung der Musik besteht der Sing- u. Philharmonische Verein u. die Liedertafeln. Von kirchlichen Festen sind bes. das Fronleichnamsfest (welches mit großer Pracht, unter persönlicher Begleitung des Königs u. aller Behörden, der Innungen, Brüderschaften u. Schulen, begangen wird), das Allerseelenfest, die Christmetten, die Kirchweihen zu bemerken; von Volksfesteu, außer dem großen Octoberfest auf der Theresienwiese, der Metzgersprung (wo die Metzger am Fastnachtsmontag im feierlichen Aufzug, zum Theil beritten, dem Könige mit einem großen Humpen in der Residenz ein Willkommen bringen u. dann ihre loszusprechenden Lehrlinge in weißen, mit Kälberschwänzen besetzten Hosen u. Jacken, nach der Lossprechung in den Fischbrunnen am Markt springen u. Nüsse herauswerfen u. die darnach haschenden Kinder mit Wasser bespritzen) u. der Schäffler- (Böttcher-) tanz, welchen 10–20 Böttchergesellen alle 7 Jahre, mit grünen Sammtbarets geschmückt u. Reisen tragend, die Reisen vielfach verschürzend, auf offener Straße mit Musik, Umfrager, Vortänzer, Nachtänzer, Reifenschwinger, Spaßmacher ausführen, dem Regentenhaus Lebehoch bringen u. dies vor den angesehensten Häusern der Stadt wiederholen. Das Leben in M. ist sehr munter, jedoch die Geselligkeit im Haus u. im Familienkreise bei den Eingeborenen wenig üblich. Geschlossene Gesellschaften (Museum, Bürgerverein, Literarischer Verein etc.) u. öffentliche Vergnügungslokale sind sehr viele, u. bes. im Carneval finden Feste aller Art statt; bes. sind aber die Bierstuben u. Kaffeehäuser u. im Sommer die Bierkeller, weniger die Conditoreien besucht. Sogenannte Italiener mit pikanten Speisen u. seinen Weinen gibt es nicht. Die Sittlichkeit in M. ist, obgleich keine Bordelle geduldet werden, eben nicht sehr streng, wie sich aus der unverhältnißmäßig großen Zahl unehelicher Kinder ergibt. Der Charakter des Münchener, wie des Altbaiern überhaupt, ist Derbheit u. Ehelichkeit; er ist aller Heuchelei u. steifer Förmlichkeit abhold, ziemlich bequem, politischen u. religiösen Neuerungen fremd u. streng katholisch. Das literarische Leben steht nicht im Verhältniß zu den hier lebenden sehr zahlreichen Literaten u. den an der Universität u. an sonstigen Anstalten angestellten Gelehrten u. Schriftstellern, u. bei Weitem nicht zu dem zu großer Ausbreitung gelangten Kunstleben, hat aber in den letzten Jahren einen vielversprechenden Aufschwung genommen. Ein wohner: hat M. nach der Volkszählung im December 1859: 137,095 (Civilbevölkerung: 114,734), darunter 9000 Protestanten u. 1500 Juden; 1812 nur 40,638. Die beliebtesten Vergnügungsorte in M-s Umgebung sind: die Menterschwaige, Thalkirchen, Harlaching, Neuberghausen, Bogenhausen (mit Sternwarte, Badeanstalt u. Schloß des Herzogs Max von Baiern), Brunnthal, Nymphenburg, Sendling, Großhessellohe u. Starnberg u. der dasige See. Vgl. Westenrieder, Beschreibung von M., Münch. 1782; v. Schaden, Topographischstatistisches Taschenbuch od. Beschreibung von M., ebd. 1825; Söltl, M. u. seine Umgebungen, ebd. 1840, 2. A. 1854; Förster, M., 1838, 7. A. 1854; Morin, Neuester Wegweiser durch M., Münch. 1857; Schillers M., ebd. 1857.

Ob M. unter St. Severin im 5. Jahrh. entstanden sei, bleibt zweifelhaft. Der Name Munichen kommt zuerst 1102 vor; der Mönch im Stadtwappen rührt erst aus dem 13. Jahrh. her. Heinrich der Löwe errichtete 1158, da ihm das Zollhaus des Bischofs von Freising in Vöhring lästig fiel, 11/2 Stunde oberhalb desselben bei der Villa M. eine Brücke nebst Zollhaus u. Münze an der Isar, nachdem er vorher die bischöflichen Bauten niedergerissen hatte. 1164 hatte M. schon Mauern, doch erst die Herzoge aus dem Hause Wittelsbach residirten zuweilen da u. Ludwig der Strenge nahm dort 1253 in der neugebauten alten Burg (Ludwigsburg) für immer seine Residenz. Die Stadt wuchs[530] nun im 13. u. 14. Jahrh. schnell, u. Kirchen u. Klöster, Thore u. Giebelhäuser entstanden. Kaiser Ludwig der Baier, welchem M. in allen Schicksalen treu blieb, ließ es 1327 nach dem großen Brand erweitern u. gab ihm neue Privilegien; 1392 wurde M. der Sitz einer eignen Linie Baiern-München, s.u. Baiern (Gesch.) VIII. B) cc), welche, die jüngste, nach Aussterben der älteren, Ingolstadt u. Landshut, den Wittelsbachischen Stamm erhielt u. so M. zur Hauptstadt von Baiern machte. Seitdem wuchs M. sehr, erhielt von Maximilian I., welcher die alte Residenz baute, zu Anfang des 17. Jahrh. Umwallung; 1632 wurde M. von Gustav Adolf erobert u. sein Zeughaus ausgeräumt; 1704 wurde M. von den gegen die Kaiserlichen, welche es während der Ächtung Maximilians II. besetzt hielten, empörten Bauern überfallen, der Angriff aber abgewiesen u. die Bauern am Christtage 1705 geschlagen; später erhielt es der Kurfürst wieder; 1742. besetzten die Österreicher unter Khevenhüller M., während der Kurfürst Karl Albrecht als Karl VII. in Frankfurt zum Kaiser gekrönt wurde (s.u. Österreichischer Erbfolgekrieg), u. behaupteten es bis 1744, wo es Baiern wieder erhielt. Im Juni 1800 wurde M. von den Franzosen besetzt (s.u. Französischer Revolutionskrieg III. G). Bereits 1791 begann man, die Festungswerke zu schleifen u. die Stadt zu erweitern; 1803 wurden die Klöster aufgehoben u. ihre Gebäulichkeiten zu öffentlichen Zwecken verwendet. Die Verschönerungen der Stadt mehrten sich bes. seit 1814 nach dem Frieden, wo die Anlegung der Schönfeld-, Max- u. Ludwigsvorstadt begann. Hier 14. April 1816 Vertrag zwischen Baiern u. Österreich, s. Österreich (Gesch.). König Ludwig I. hatte schon an den erwähnten Verschönerungen den wesentlichsten Antheil gehabt, noch mehr aber wuchsen dieselben, als er 1825 zur Regierung kam. Der Glyptothek, die er bereits als Kronprinz begonnen hatte, folgte eine Menge der großartigsten Gebäude. Auch dem König Max II. hat die inzwischen ansehnlich erweiterte Stadt mehre prachtvolle Bauwerke, insbesondere in der unter ihm neu angelegten Maximiliansstraße, zu verdanken. Über die tumultuarischen Auftritte seit Februar 1848, welche zur Schließung der Universität führten, s.u. Baiern (Gesch.) X. Hier Vertrag am 27. Februar 1850 von Seiten der Königreiche Baiern, Sachsen u. Württemberg, s.u. Baiern (Gesch.) X. In M. fand vom 15. Juli bis 15. Oct. 1854 die Allgemeine Ausstellung deutscher Industrie- u. Gewerbserzeugnisse statt (s.u. Industrieausstellungen) u. Münzconferenzen der Süddeutschen Staaten: 1837, 1844, 1845 u. 1854. Vgl. Bergmann, Geschichte von M., Münch. 1783; von Sutner, M. während des Dreißigjährigen Kriegs, ebd. 1796; Burgholzer, Stadtgeschichte von M., ebd. 1796, 2 Bde.; Müller, M. unter König Maximilian Joseph I., Mainz 1816; Lipowsky, Urgeschichte M-s, Landsh. 1814 u. 17, 2 Thle.; Huber, M. im Jahre 1819, Münch. 1819, 5 Hefte.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 526-531.
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