Artikel in der Wikipedia: Regensburg
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Bayern, Württemberg, Baden und Elsass-Lothringen. II. 1. Nürnberg mit Burg. 2. Donautal mit Walhalla bei Regensburg. 3. Steinbruch lithographischer Platten bei Solnhofen. 4. Maximilianstraße mit Maximilianeum in München. 5. Schloß Neuschwanstein bei Füssen. 6. Zugspitz. 7. Schloßplatz in Stuttgart. 8. Bergschloß Hohenzollern. 9. Heidelberg mit Schloß. 10. Höllental mit Hinterwaldkopf im Schwarzwald. 11. Münster in Straßburg. 12. Kammerzellsches Haus in Straßburg. 13. Vorberge der Vogesen bei Wörth (Schlachtfeld von 1870).
Bayern, Württemberg, Baden und Elsass-Lothringen. II. 1. Nürnberg mit Burg. 2. Donautal mit Walhalla bei Regensburg. 3. Steinbruch lithographischer Platten bei ...

[504⇒] Regensburg, unmittelbare und Bezirksstadt, Hauptstadt des bayr. Reg.-Bez. Oberpfalz, r. an der Donau, gegenüber der Mündung des Regen, mit dem gegenüberliegenden Stadtamhof durch eine steinerne Brücke (aus dem 12. Jahrh.) verbunden, (1900) mit Karthaus-Prüll 46.215 (1905: 48.412) E., Garnison, Land-, Amtsgericht, Kammer für Handelssachen, Handels- und Gewerbekammer, Bischofssitz, Oberpost-, Oberbahnamt; zahlreiche altertümliche Häuser, got. Dom St. Peter (1275-1534), roman. Stiftskirche St. Emmeram, St. Jakobs- oder Schottenkirche, St. Ulrichs-, Nieder- und Obermünsterkirche, Rathaus (1663-1806 Sitz des Deutschen Reichstags), königl. Villa, Klostergebäude St. Emmeram (jetzt Residenz des Fürsten von Thurn und Taxis), königl. und Thurn und Taxissche Bibliothek, Lyzeum, Priester-, bischöfl. Knabenseminar, 2 Gymnasien, Kreisrealschule; Tabak-, Maschinen-, Steingut-, Bleistift-, Seifefabrikation. 10 km unterhalb an der Donau die Walhalla (s.d. und Tafel: Bayern etc. II, 2). R., das Castra Regina der Römer, eine der ältesten Städte Deutschlands, seit 739 Bischofssitz, seit 1245 Freie Reichsstadt, ward 1803 mit dem Bistum als Fürstent. R. dem Kurfürsten von Mainz, Karl von Dalberg, gegeben; seit 1810 bayrisch. – Vgl. Walderdorff (4. Aufl. 1896); Janner, »Geschichte der Bischöfe von R.«, (3 Bde., 1883-86); Fink (5. Aufl. 1900), Schratz und Dengler (5. Aufl. 1904). [⇐504]

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 504.
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[706⇒] Regensburg, unmittelbare und Hauptstadt des bayr. Regbez. Oberpfalz, ehedem freie Reichsstadt und Sitz des deutschen Reichstags, 341 m ü. M., liegt rechts an der Donau (Stadtamhof und dem Einfluß des Regen gegenüber), über die hier eine steinerne Brücke von 312 m Länge uno 7 m Breite führt (1135–46 vom Herzog Heinrich dem Stolzen erbaut), hat meist enge, unregelmäßige Straßen, darunter die Gesandtenstraße, an deren Häusern man noch die Wappen derjenigen Länder erblickt, deren Reichsdeputiertehier wohnten.

Wappen von Regensburg.
Wappen von Regensburg.

R. hat 11 katholische und 3 evang. Kirchen und eine Synagoge. Unter den erstern sind hervorzuheben: der Dom zu St. Peter (1275 durch Meister Ludovicus begonnen, 1534 vollendet, neuerdings restauriert), ein Bauwerk edelster Gotik, mit zwei 1869 von Denzinger vollendeten Türmen und prächtigem Portal, mit schönen Glasmalereien und den Grabmälern mehrerer Bischöfe und des Fürst-Primas von Dalberg; die romanische Kirche zu St. Emmeram (mit dem Grab des Aventinus); die Kirche des Schottenklosters St. Jakob; die alte Pfarrkirche St. Ulrich (1250 begonnen, frühgotisch); die im streng gotischen Stil gehaltene Dominikanerkirche (1274 erbaut) und die Stiftskirche Obermünster, mit schönem Altar. Von sonstigen Bauwerken besitzt die Stadt ein schönes Rathaus (worin 1645–1806 der deutsche Reichstag seine Sitzungen hielt, mit dem noch im alten Zustand erhaltenen Reichssaal); das Palais des Fürsten von Thurn und Taxis (ehemaliges Stift von St. Emmeram), mit Grabkapelle, Gemäldesammlung, Bibliothek etc.; die neue königliche Villa (ebenfalls gotisch), das Hubersche Haus am Römling mit der Kapelle St. Thomä und dem Thomaskeller, die Kaiserherberge zum Goldenen Kreuz (an Kaiser Karl V. und Don Juan d'Austria erinnernd), das Thon-Ditmersche Haus (prächtiger Renaissancehof mit gewölbten Säulenhallen), Keplers Sterbehaus (ein Denkmal desselben in den Anlagen), den Herzogs- und Bischofshof etc., ferner an Denkmälern ein Reiterstandbild König Ludwigs I. Die Zahl der Einwohner beläuft sich (1905) mit der Garnison (1 Regiment Infanterie Nr. 11) auf 48,412 Seelen, darunter 5960 Evangelische und 529 Juden. Die bedeutendsten Industriezweige sind: Buchdruckerei u. Buchbinderei, Blei- und Farbstift-, Erdfarben-, Porzellan-, Stein gut-, Maschinen-, Seilerwaren-, Tabak-, Strumpfwaren-, Handschuh- und Tuchfabrikation, Schiffbau, Wachsbleicherei, Glockengießerei, Orgelbau, Instrumenten- und Büchsenmacherei, Kunsttischlerei und -Schlosserei, Bierbrauerei, Branntweinbrennerei, Kunst- und Handelsgärtnerei etc., auch hat R. eine Zentraleisenbahnwerkstätte und große Tankanlagen für Petroleum. Der Handel, unterstützt durch eine Handels- und Gewerbekammer, eine Reichsbanknebenstelle, eine Filiale der Königlichen Bank in Nürnberg. die Bayrische Vereinsbank, die Bayrische Notenbank und andre Geldinstitute sowie durch die Schiffahrt auf der Donau, ist besonders lebhaft in Getreide, Holz, Petroleum etc. Für den Eisenbahnverkehr ist R. Knotenpunkt der Staatsbahnlinien R.-Augsburg, München-Oberkotzau-Hof, Passau-Würzburg und R.-Donaulände. R. hat eine elektrische Straßenbahn, Wasserleitung und Kanalisation; von öffentlichen Anstalten bestehen ein Lyzeum, 2 Gymnasien, eine Kresrealschule, ein bischöfliches Klerikal- und ein Knabenseminar, eine Präparandenschule, eine Taubstummenanstalt, eine landwirtschaftliche Winterschule, eine Schiffer-, eine Baugewerk-, eine königl. Hufbeschlag- und eine Kirchenmusikschule, 3 Klöster, 2 katholische und ein evang. Waisenhaus, 2 Anstalten zur Erziehung verwahrloster Kinder, eine Kreisirrenanstalt, ein Stadttheater, eine Kreisbibliothek, ein Institut für Glasmalerei etc. Die Stadt ist Sitz einer Kreisregierung, eines Bezirks-, eines Hauptzoll-, eines Forst- und eines Oberpostamtes, einer königlichen Eisenbahnbetriebsdirektion, der Landesversicherungsanstalt für die Oberpfalz, eines Landgerichts, eines Bischofs, eines bischöflichen Kommissariats sowie des Kommandos der 6. bayrischen Division und der 12. Infanteriebrigade. Die städtischen Behörden zählen 17 Magistratsmitglieder und 36 Gemeindebevollmächtigte. Das jenseit der Donaubrücke liegende Stadtamhof bildet eine besondere Stadt. 10 km unterhalb R., bei Donaustauf, liegt die Walhalla (s. d.), 24 km oberhalb R. Kelheim (s. d.) mit der Befreiungshalle. Bei dem nahen Kumpfmühl wurden 1885 die Reste eines römischen Lagers und ein noch erhaltener Torbogen, die Porta praetoria, entdeckt und 1887 freigelegt. – Zum Landgerichtsbezirk R. gehören die 12 Amtsgerichte zu Abensberg, Burglengenfeld, Hemau, Kelheim, Nittenau, Regensburg I und II, Regenstauf, Riedenburg, Roding, Stadtamhof und Wörth a. D.

[Geschichte]. R. bestand als keltische Niederlassung Radasbona (davon die mittelalterlich-lateinische Namensform Ratisbona und franz. Ratisbonne) schon in vorrömischer Zeit und hieß als römische Grenzfestung nach dem gegenüber mündenden Fluß Regen (Reganus) Regina Castra. Hier hatte Kaiser Marcus Aurelius im Markomannen krieg sein Standquartier. Bedeutend wurde die Stadt durch den Handel mit den Germanen. Später wurde R. Sitz der Bayernherzöge und eines Bischofs, 826 Residenz der ostfränkischen Karolinger, später des wiederhergestellten Herzogtums Bayern. Sicher seit 806 gab es Burggrafen als königliche Beamte in R., und wenn die Bischöfe auch Münz- und Zollhoheit erwarben, so gelang es ihnen doch nicht, die Grafenrechte an sich zu bringen. Die Donaubrücke, eins der berühmtesten mittelalterlichen Bauwerke Europas, stammt aus den Jahren 1135–46. Im J. 1147 schiffte sich König Konrad III. in R. zum Kreuzzug ein; 1189 brach Friedrich Barbarossa von hier mit dem Kreuzheer nach Palästina auf. 1272 starb [⇐706][707⇒] hier der Prediger Bertold von R., der im Minoritenkloster begraben liegt. Die ersten Freiheiten erhielt die Stadt nachweislich 1207, aber erst 1245 wurde sie als Dank für den Beistand, den sie Friedrich II. gegen den päpstlich gesinnten Bischof Siegfried geleistet hatte, Reichsstadt. Herzog Ludwig von Bayern hatte 1205 die Burggrafschaft zu R. als Reichslehen erworben, und daraus fließende Rechte verblieben seinem Haus bis 1492. R. war der Typus einer mittelalterlichen Großstadt mit stolzen Patriziergeschlechtern und hochentwickeltem Handel, namentlich im 14. Jahrh., wo der deutsche Handel nach dem Süden vornehmlich in den Händen der Regensburger lag. Infolge des in R. 1541 zwischen den Protestanten und Katholiken gehaltenen Religionsgesprächs kam das Regensburger Interim (s. Interim) zustande, und R. nahm 1542 die Augsburgische Konfession an. 1630 fand hier der Kurfürstentag statt, der den Kaiser zur Entlassung Wallensteins zwang. Am 15. Nov. 1630 starb in R. der Astronom Kepler (s. d.). 1632 wurde R. von den Schweden unter Horn erfolglos belagert, 1633 von Bernhard von Weimar eingenommen, fiel aber 1634 wieder in die Hände der Kaiserlichen. 1663 ward der Reichstag, der seit dem 15. Jahrh. wiederholt hier getagt hatte, endgültig hierher verlegt und hatte hier fast ununterbrochen bis 1806 seinen Sitz. 1703 nahm der Kurfürst von Bayern R. ein, räumte es aber wieder nach der Schlacht bei Hoch städt 1704. Im J. 1748 verlegte das fürstliche Haus Thurn und Taxis seinen Wohnsitz von Frankfurt a. M. nach R.; der regierende Fürst war als Prinzipalkommissar Stellvertreter des Kaisers beim Reichstag. Mit der Auflösung des Deutschen Reiches 1806 verlor R., das zu Ende des 18. Jahrh. 20,000 Einw. zählte, seine Reichsfreiheit und fiel samt dem Domstift an den Kurerzkanzler Dalberg (s. d. 2), 1810 aber an Bayern. Zu Anfang des 19. Jahrh. umschloß das Weichbild von R. folgende reichsunmittelbare Stände: die Reichsstadt, das Bistum, die Fürstabtei St. Emmeram, die fürstabteilichen Damenstifte Niedermünster und Obermünster, den Fürsten von Thurn und Taxis und die Komtureien des Deutschordens und des Johanniterordens. 1809 wurde R. innerhalb weniger Tage zweimal erstürmt, 19. April von den Österreichern, 23 d. M. von den Franzosen; vor seinen Toren in der Nähe der Kartause Prüll wurde am 19. (oder 23.?) Napoleon I. das einzige Mal in seinem Leben, wenn auch nur leicht, verwundet. In neuerer Zeit hat sich R. wieder bedeutend gehoben. Das Wappen zeigt zwei ins Andreaskreuz gelegte silberne Schlüssel auf rotem Felde. Das berühmte Rathaus ist stilgemäß erneuert worden. Das prähistorisch-römische Museum und mittelalterliche Lapidarium ist eins der reichhaltigsten in Deutschland. Vgl. Gemeiner, Über den Ursprung der Stadt R. (Regensb. 1817) und Chronik der Stadt und des Hochstifts R. (das. 1800–24, 4 Bde.); Gumpelzhaimer, Regensburger Geschichte, Sagen und Merkwürdigkeiten (das. 1830–38, 4 Bde.); »Chroniken der deutschen Städte«, Bd. 15 (Leipz. 1878); Graf v. Walderdorff, R. in seiner Vergangenheit und Gegenwart (4. Aufl., Regensburg 1896); Binder v. Krieglstein, R. 1809 (Berl. 1902); v. Bremen, Die Tage von R. 10. bis 23. April 1809 (2. Aufl., das. 1906); May erh osse r, Krieg 1809, Bd. 1: Regensburg (hrsg. vom k. u. k. Kriegsarchiv, Wien 1907); Hausenstein, Die Wiedervereinigung Regenburgs mit Bayern im J. 1810 (Mänch. 1905); Führer durch R. von Schratz-Dengler (5. Aufl. 1904), Fink (6. Aufl. 1903) u. a. [⇐707]

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 706-707.
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[926⇒] Regensburg, Hauptstadt des sonstigen baierischen Regenkreises, jetzt des Kreises Oberpfalz u. Regensburg, ehemals Freistadt des Reichs u. Sitz des Reichstages mit Sitz u. Stimme auf der Schwäbischen Bank u. beim Baierischen Kreise; am rechten Ufer der Donau, über welche eine 1091 Fuß lange, 23 Fuß breite Steinbrücke mit 15 Bogen führt (erbaut 1135–46 vom Herzog Heinrich dem Stolzen von Baiern); R. ist der Sitz der Kreisregierung der Oberpfalz, eines Bisthums u. Domcapitels, eines Kreis- u. Stadtgerichts, einer Handelskammer u. eines Hall-, Zoll- u. Oberpostamts; hat 13 katholische Kirchen (darunter die Domkirche, deren Bau 1275 begann, mit zwei unvollendeten Thürmen, den Grabmälern mehrer Bischöfe u. des Fürst-Primas von Dalberg; St. Emmeran, mit dem Grabe des Kaisers Ludwig des Kindes u. des Aventinus u. der Gruftkapelle des Fürsten von Thurn u. Taxis), 3 lutherische Kirchen (Dreieinigkeitskirche), 3 Klöster, einige Armenhäuser, Lazareth, das Rathhaus, in welchem der Reichstag seine Sitzungen hielt (der Reichssaal noch im alten Zustande), mehre Paläste (darunter die neue königliche Villa im Gothischen Style, des Fürsten von Thurn u. Taxis, sonst das Stift St. Emmeran, mit Gemäldesammlung), Gymnasium, Lyceum, Priesterseminar, Gewerbschule, Blindenschule, mehre öffentliche Bibliotheken (königliche u. fürstlich taxissche), Sternwarte, Sammlung von physikalischen u. mathematischen Instrumenten, Botanischer Gesellschaft (vom Professor Hoppe, Graf de Bray u. Duval 1790 gestiftet), Historischer Verein für die Oberpfalz u. R. (s. u. Alterthumsvereine D) d), Theater u. Spatziergänge in den auf den geschleiften Festungswerken entstandenen Anlagen, mit Kepplers Denkmal (errichtet 1817), u. auf den Donauinseln Ober- u. Niederwörth. Unter den industriellen Anstalten sind die baierisch-württembergische privilegirte Donaudampfschifffahrtsgesellschaft (Schiffwerfte), Gesellschaft für Runkelrübenzuckerfabrikation u. die zur Beförderung der Seidenzucht bemerkenswerth; R. treibt Bierbrauerei u. Branntweinbrennerei, Fabrikation von Porzellan, Leder, Stahl- u. Messingwaaren, Papier, Weingeist, Runkelrübenzucker, Meth etc.; Schifffahrt u. Handel mit Getreide, Salz etc. R. ist durch Eisenbahnen über Amberg mit Nürnberg (Bamberg etc.), über Landshut mit München (Innsbruck etc.) u. über Passau mit Linz (Wien etc.) verbunden. Freimaurerloge: Zu den drei Schlüsseln; 25,900 Ew., worunter 7000 Protestanten. Jenseits der Brücke, an der Mündung des Regen, liegt Stadtamhof (s.d.), zwar eine eigene Stadt, aber eigentlich eine Vorstadt von R. Auf hohem Thalrand der Donau, zwei Stunden unterhalb R., thront die Walhalla (s.d.). –R. bestand schon vor der Niederlassung der Römer, welche hier unter dem Namen Reginum od. Castra regina eine Grenzfestung anlegten, in welcher eine Legion nebst einer Abtheilung Reiter lag; auch gab es in der Stadt, wo viele vornehme Römer wohnten, eine Handelsgesellschaft u. Tempel des Jupiter, Mercur u. der Fortuna redux, auch ein Orakel. 558 wurde R. die Residenz der Herzöge von Baiern. Es wurde von Heinrich dem Finkler belagert, doch durch einen Vertrag mit Herzog Arnulf von Baiern befreit. 954 brannte die Stadt ab. Als Kaiser Friedrich I. 1180 Heinrich den Löwen ächtete u. Otto von Wittelsbach mit Baiern belehnte, wurde R. reichsfrei; doch behielt Baiern mehre Rechte in der Stadt, so den Zoll, den Blutbann etc., gerieth aber darüber mit der Stadt u. selbst mit den Kaisern oft in Streit, wie es denn zwischen Friedrich III. (welcher unter den 65 Reichstagen, die überhaupt in R. abgehalten wurden, 1471 den glänzendsten hielt) u. Herzog Albrecht von Baiern wegen R. fast zum Krieg gekommen wäre, u. erst 1492 kam es unter Maximilian I. zum Vergleich, dem zufolge der Herzog von Baiern die meisten Rechte verlor. 1504 hier Sieg der Baiern über die Pfälzer, wo der Kaiser Maximilian I., auf Seite der Erstern, in Lebensgefahr kam. 1541 wurde dort ein Colloquium zwischen Protestanten (Melanchthon, Bucer, Pistorius) u. Katholiken (Joh. u. Jul. Pflugk) über Gegenstände der Dogmatik gehalten, dessen Folgen das Regensburger Interim (s. Interim 1) a) war; 1542 nahm R. die Augsburger Confession an. 1630 Fürstentag, auf welchem Wallenstein entlassen wurde, s. Deutschland (Gesch.) XI. C) u. Dreißigjähriger Krieg V). 1632 nahm der Kurfürst Maximilian von Baiern R., 1633 Bernhard von Weimar wieder durch Überfall für Schweden, 18. Juli 1634 die Kaiserlichen ein. 1663 kam der Reichstag nach R. u. blieb bis 1806 in dessen Mauern, nur 1713–14 war er wegen der Pest in Augsburg u. 1740–44, während der Kurfürst von Baiern als Karl VII. Kaiser war, in Frankfurt. Am 26. Aug. 1684 hier Waffenstillstand zwischen Frankreich u. den Verbündeten Spaniens. 1703 nahm der Kurfürst von Baiern R. ein, mußte sie aber nach der Schlacht bei Höchstädt 1704 wiederräumen. Die letzte Sitzung der Reichsdeputation am 10. Mai 1803 wurde durch [⇐926][927⇒] kaiserlichen Beschluß aufgelöst. 1806 wurde mit dem Ende des Deutschen Reichs auch die Reichsfreiheit R-s aufgehoben, u. die Stadt kam nun an den Fürst-Primas, 1810 aber an Baiern. Bei den Gefechten bei Abensberg, Eckmühl u. R. wurde R. zweimal von den Österreichern u. Franzosen am 19. u. 23. April erstürmt, welche zusammen auch den Namen Schlacht von R. führen, s. u. Österreichischer Krieg von 1809 S. 489. Merkwürdig ist R., weil dort vor der Säcularisation von 1803 außer dem Stadtrath der freien Reichsstadt, vier Reichsstände ihren Sitz hatten, nämlich der Bischof von R., der Abt zu St. Emmeran u. die beiden Äbtissinnen von Ober- u. Niedermünster, letztere Stifter wurden 1803 sämmtlich säcularisirt. Vgl. Gemeiner, Reichstadt Regensburgische Chronik, Regensb. 1800–24, 4 Bde.; Ertl, Denk- u. Sehenswürdigkeiten von R., ebd. 1842. [⇐927]

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 926-927.
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[687⇒] Regensburg, Hauptstadt des bayer. Kreises Oberpfalz, Bischofssitz, am rechten Ufer der Donau, über welche eine 1135–46 erbaute steinerne Brücke nach Stadtamhof führt, hat 25000 E, von denen ungefähr 1/3 Protestanten sind. Merkwürdigste Gebäude: der Dom, eines der schönsten gothischen Bauwerke, die Kirchen St. Ulrich, die der ehemaligen gefürsteten Fräuleinstifte Niedermünster und Obermünster, die Kirche der ehemals gefürsteten Abtei St. Emmeran mit vielen historisch merkwürdigen Grabmälern, die des Benedictinerklosters St. Jakob; das alte Rathhaus, der Thurn- und Taxissche Palast, der Dittmersche Palast etc. Die Industrie ist sehr beträchtlich, ebenso der Verkehr, da R. Mittelpunkt der Donaudampfschifffahrt ist. – R., Regino, war röm. Colonie und Hauptwaffenplatz, später Residenz der alten bayer. Herzoge, wurde bei der Aechtung Heinrichs des Löwen reichsfrei, war von 1663–1806 Sitz des deutschen Reichstags, bildete mit dem bischöfl. Gebiete von 1803–10 das Fürstenthum des Kurerzkanzlers Dalberg, kam 1810 an Bayern. Das Bisthum wurde 740 gestiftet u. begriff später ein Gebiet von 6 QM., das die Schicksale der Stadt R. theilte. [⇐687]

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 687.
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Regensburg, Oberpfalz u. Regensburg, bayer. Kreis, an Böhmen gränzend, 175 QM. groß. 468000 E., Hauptst.: Regensburg.

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Regensburg

[652⇒] Regensburg, die Hauptstadt der jetzigen Provinz Oberpfalz mit Regensburg und bis Ende 1837 des frühern Regenkreises des Königreichs Baiern, liegt in einem weiten Thale am rechten Ufer der Donau, gegenüber dem Einflusse des Regen, 972 F. über dem Meere und hat 20,000 meist lutherische Bewohner.

Nach dem am linken Donauufer liegenden Stadt am Hof führt eine steinerne, von 1135–46 erbaute Brücke, die 15 große Bogen hat, 23 F. breit und 1091 F. lang ist und zugleich die zwei kleinen, in der Donau liegenden Inseln Ober- und Niederwörth verbindet, auf denen sich angenehme Spaziergänge befinden. Sie galt bis zur Erbauung der dresdner Brücke sprüchwörtlich für die schönste in Deutschland, und das steinerne Bild eines Hundes ohne Kopf und zweier Hähne auf dem steinernen Geländer erinnert an die auch von ihr gehende Sage, daß der Teufel dem Baumeister gegen das Versprechen bei der Aufführung geholfen habe, daß ihm die ersten drei darüber gehenden lebendigen Wesen verfallen sollten, und dann vom Baumeister überlistet worden sei, welcher jene drei Thiere zuerst hinüberjagte. Die Stadt ist von Mauern und Graben umschlossen, hat hohe Häuser von alter Bauart und enge und krumme, doch reinlich gehaltene Gassen. Merkwürdige Gebäude sind: der schöne Dom, welcher im 15. Jahrh. erbaut und von dessen Äußerm nebenbei eine Ansicht gegeben ist, und der seit 1830 durch den König Ludwig I. von Baiern mit neuen Glasgemälden geziert, sowie außerdem durchaus hergestellt wurde; unter andern Denkmalen Verstorbener zeichnet sich darin besonders das des letzten deutschen Kurerzkanzlers Karl von Dalberg (s.d.) aus. Das alterthümliche Rathhaus enthält eine ansehnliche Bibliothek und die Säle und Gemächer, wo von 1662–1806 die Versammlungen des deutschen Reichstages stattfanden. Ferner sind anzuführen die St.-Peters- und die Dreifaltigkeitskirche, die ehemaligen Reichsabteien St.-Emmeran, Nieder-und Obermünster, das Schloß des Fürsten [⇐652][653⇒] von Thurn und Taxis, der Ditmar'sche Palast und das neue Theater, R. ist der Sitz eines katholischen Bisthums und es bestehen daselbst ein Gymnasium, eine. Blindenanstalt, mehre ansehnliche Bibliotheken, wissenschaftliche und [⇐653][654⇒] Kunstsammlungen und eine botanische Gesellschaft. Große Bier- und Branntweinbrennereien, eine Fayence-, eine Lichter- und Seifenfabrik, die Fabrikation von Leder und mancherlei Metallwaaren, der Handel mit Salz, Holz und Getreide, der Schiffbau und die Schiffahrt auf der Donau, wo jetzt auch hier die Dampfschiffahrt in Gang kommt, sowie ein ansehnlicher Speditionshandel gehören zu den wichtigern Erwerbsquellen der Stadt, deren Wohlstand jedoch in der neuern Zeit gegen früher im Sinken begriffen war. R. gehört zu den ältesten deutschen Städten, wurde ursprunglich von den Römern angelegt, hieß Reginum, nachher Imbripolis, gewöhnlich Ratisbona und war schon im 2. Jahrh. n. Chr. ein Handelsplatz. Später war R. die Hauptstadt Baierns und das dortige 1803 aufgehobene Bisthum soll schon im I. 740 gestiftet worden sein und war zuletzt bis auf ein Gebiet von 6 ! M. mit mehr als 30,000 Einw. angewachsen. Zur freien Reichsstadt ward R. gegen Ende des 12. Jahrh. bei Gelegenheit der Ächtung Heinrich's des Löwen durch Kaiser Friedrich I., nahm 1542 die augsburg. Confession an, wurde im dreißigjährigen Kriege 1633 von Bernhard von Weimar für Schweden, im folgenden Jahre von den Kaiserlichen eingenommen und war seit 1663 bis zur Auflösung des deutschen Reiches mit geringen Unterbrechungen der Sitz des Reichstags, bei dem aus dem Gebiete von R. selbst fünf Reichsstände, das Hochstift, die Reichsabtei St.-Emmeran, die beiden Äbtissinnen der Stifter Ober- und Niedermünster, sowie die Stadt Sitz und Stimme hatten. Das Bisthum ward 1803 in ein Fürstenthum verwandelt und dem bisherigen Kurfürsten von Mainz, Karl von Dalberg, überlassen, welcher 1806 als souverainer Fürst und Herr von R. Besitz nahm und damit dem Rheinbunde beitrat. Die zu Anfange des franz.-östr. Krieges von 1809 in der Nähe bei Abensberg und bei Eckmühl am 19. und 22. Apr. gelieferten Treffen, die Einnahme der von den Franzosen besetzten Stadt durch die Östreicher mittels Capitulation am 20., das Gefecht bei R. und die franz. Wiedereroberung mit Sturm am 23. Apr., wobei der Kaiser Napoleon eine starke Contusion am rechten Fuße erhielt und 134 Häuser abbrannten, führten große Verluste für R. herbei, welches endlich 1810 auf franz. Betrieb nebst dem gleichnamigen Fürstenthume, gegen eine Entschädigung am Rhein, an Baiern abgetreten wurde. [⇐654]

Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 652-654.
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[375⇒] Regensburg. Im weiten Donauthale an der Mündung des Regenflusses, den Römern seinen Ursprung verdankend, gibt diese Stadt ein getreues Bild aller Jahrhunderte der deutschen Geschichte im ehrwürdigsten Rahmen. Die altergrauen Mauern, die zu reizenden Promenaden verwandelten Graben, die 1100 F. lange Brücke, welche gleich einer gothischen Kuppel das gefeite Bett des Donauweibchens überwölbt und zu der jenseit liegenden »Stadt am Hof« führt, mahnen gewaltig an die früh verblichene Dynastie der Agilolfinger; während das alte Rathhaus, in welchem von 1662 an bis zur Auflösung des deutschen Reichsverbandes der Reichstag seine Sitzungen hielt, das weitläufige Labyrinth der St. Emmeranabtei mit dem Manuscriptenschatz, und die antiken Palaismauern der Fürsten von Thurn und Taxis, einen feierlichen Trauersermon über die Säcula der Vergangenheit zu halten scheinen. In dem grandiosen Dom spendet jetzt kein Kurfürst-Erzkanzler von Mainz und kein Fürstabt, wie sonst, unter dem Andrang der Gläubigen den Weihrauch seines Gebetes, obwohl das Marmormonument, dem Fürstprimas Karl von Dalberg geweiht, uns wohlthuend an eine neuere Zeit erinnert. Aber längst vorüber sind die Decennien reichsstädtischen Ruhms und Glanzes, und einige [⇐375][376⇒] Fabrikgewerbe, ein ziemlich belebter Speditionshandel auf der Donau bis nach Ulm und Wien und Schiffsbau, sind freilich ein nur geringer Ersatz für die frühere Herrlichkeit. R. bildet jetzt die Hauptstadt des bairischen Regenkreises und hat 27,000 Ew.

P. [⇐376]

Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 8. [o.O.] 1837, S. 375-376.
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[124⇒] Regensburg, die bekannte freie Reichsstadt im Bayerschen Kreise, an der Donau. Der Magistrat und größte Theil der Bürgerschaft sind evangelisch-Intherisch. Außer mehrern Kirchen und Kapellen ist die hiesige Donaubrücke besonders wegen ihrer Festigkeit berühmt und sehenswürdig; sie besteht aus lauter Quadersteinen, hat 13 Bogen, und ist 470 Schritt lang. Bekannter Maßen ist Regensburg seit 1663 der Sitz des Deutschen Reichstages, welcher seine gewöhnlichen Versammlungen auf dem Rathhause hält, und die Stadt durch den Aufenthalt vieler Gesandten ziemlich lebhaft macht. Noch befinden sich in dieser Stadt vier besondere geistliche Reichsstände, der Fürstbischof von Regensburg (dessen Kathedralkirche und Domcapitel in der Stadt sind, dessen Besitzungen aber außerhalb derselben zerstreut liegen), [⇐124][125⇒] der Fürstabt des Benedictinerordens zu St. Emmeran, und die beiden gefürsteten Aebtissinnen zu Ober- und Niedermünster. – Bei der Annäherung der Franzosen im Jahr 1796 gerieth diese Stadt in große Gefahr, da man ihr die Neutralität noch nicht zugesichert hatte; indeß wurde sie noch durch den Sieg der kaiserlichen Truppen bei Neumark gerettet. In diesem Sommer wurde sie bekannter Maßen von einem Theile der Moreauschen Armee besetzt, die nach Auskündigung des Waffenstillstandes wieder aufbrach, aber auf die Nachricht von der Verlängerung desselben wieder in die Stadt einzog. Sie hat jedoch Hoffnung, bei Erneuerung des Krieges die Vortheile der Neutralität zu genießen. Man zählt in Regensburg gegen 22000 Einwohner. [⇐125]

Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 4. Amsterdam 1809, S. 124-125.
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[314⇒] * Regensburg, welches in der allgemeinen Staatenrevolution durch den Entschädigungsreceß von 1803 an den Churs. Erzkanzler kam, ist nun gegenwärtig dem Fürst Primas und Erzbischof als Fürstenthum zuständig, und faßt, außer der Stadt Regensburg, noch die Herrschaften Donaustauf, Wörth und Hohenburg in sich. (Man vergl. den Art. Frankfurt a. M. i. d. N.). [⇐314]

Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 314.
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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

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