Alten (die)

1. Alten kann man wol vorlaufen, aber nicht vorrathen.

Oft findet sich aber das Alter früher im Kopfe als in den Beinen ein.


2. Alten muss man ihre Weise lassen.

It.: E più facile rovesciar un pozzo, che riformar un vecchio.


3. Alten und Kindern muss man keine Wohlthaten erweisen.

Weil die einen sie nicht vergelten können, die andern sie vergessen. – Der Grundsatz derer, welche das Gute nur aus Speculation thun.


4. Alte rathen, Junge thaten.

Lit.: Séns Protù, jáuns Gwoltù.


5. Alte sind zäh, sollen sie geben, so thut's ihnen weh.


6. Alte soll man ehren, Junge treulich lehren, Weise fleissig fragen, Narren gern ertragen.Weisheit, 1.

It.: Onora il senno antico.

Lat.: Magna fuit quondam capitis reverentia seni, inque suo pretio ruga senilis erat.

Ung.: Miképen tisztelted s' becsütted te az örregebbeket azon várhatod fejedre.


7. An einem Alten und einem Buben ist jede Wohlthat verschwendet.


8. As de Oolen sungen, so piept de Jungen. (Rastede in Oldenburg.)


9. Bei Alten suche Rath, bei Jungen That.


10. Bei Alten wird man gut gehalten.

Trostgrund für Junge beim Freien und Dienen.


11. Bei den Alten ist Klugheit.Hiob, 12, 42.

Lat.: Senibus rerum prudentia major.


12. Bloe Ahle, bloe Junge. (Schles.)

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamme.


13. De Oalle maut füär ghon, sach de Junge, doa stodd'n sin Vâr de Trappe af. (Hemer in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 255. (S. Alter.)


14. Den Alten gebührt die Ehre.

Hochachtung den Weisen der Vorzeit.


15. Den Alten muss (mag) man glauben.

Versteht sich, wenn die Glaubwürdiges berichten. Gilt sowol im Sinne »früher Vorfahren«, als von denen, die »viel Jahre« zählen.

Lat.: Priscis et veteribus credendum est. (Cicero.) (Erasmus, 308.) – Utile doctrinis praebere senilibus aures.


16. Den Alte noh, sie heud au ghuset. (Luzern.) – Schweiz.


17. Den Olen kann man wol entlôpen, man nicht entgissen.Richey, 70.

Gissen = muthmassen, wähnen.


18. Der Alten Heirath ist ein Sendschreiben an den Todtengräber.


19. Der Alten Muth ist allzeit gut.


20. Der Alten Ruth, der Jungen That, der Männer Muth ist allzeit gut.

Der Jungen That ist nur gut, wenn sie sich dem weisen Rathe eines Alten unterordnet.

Holl.: Der ouden raad, der jongen daad, der mannen moed is altijd goed. (Harrebomée, II, 155.)

Lat.: Consule vir, fac vota senex, juvenisque labora. – Est senibus prudentia major. – Facta juvenum consilia mediocrium vota senum. (Tappius, 116b.)


21. Der Alten Rath, der Jungen That, macht Krummes grad. (Bairisch.)

22. Der Alten Rath ist so gut als der Jungen That.

Lat.: Consilia senum juvenum lanceae.


23. Der Alten Schatten gilt mehr als der Jungen Gewehr.

Ein einziger Rathschlag von ihnen bewirkt oft mehr als die vereinten Anstrengungen junger Kräfte.

Lat.: Melior est umbra senum, quam gladius juvenum.


[56] 24. Der Alten Staat, der Jungen That.

Die glückliche Staatsverfassung, in welcher Greise ihre Tage beschliessen, ist das Werk ihrer jugendlichen Heldenthaten.


25. Der Alten Witz und der Jungen Kraft wachsen nicht auf Einem Schaft.

Frz.: On ne peut pas être et avoir été.


26. Die Alten bleiben gern beim Alten.

Die Neufranken hatten daher anfänglich einen Rath der Alten und einen der Jungen; dieser hatte die Vorschläge zu machen und jener zu prüfen. Dadurch sollten die Fehler der Jugend und des Alters vermieden und ihre beiderseitigen Vorzüge herausgestellt werden.


27. Die Alten – die Besten.

Zuweilen, vielleicht oft; aber immer?


28. Die Alten ersticken bei den Jungen und die Jungen erfrieren bei den Alten.Fischart, Ehez.

Gegen Ehen sehr verschiedener Altersstufen.


29. Die Alten haben alle Tage etwas Neues.


30. Die Alten haben den Kalender am Leibe.


31. Die Alten halten sich mit den Zähnen auf.


32. Die Alten hatten Gewissen ohne Wissen, wir (heutzutage) haben das Wissen ohne Gewissen.


33. Die Alten können gute Suppen machen.


34. Die Alten lassen sich nicht lange in den Bart greifen.


35. Die Alten müssen die Jungen lehren.

D.h. die alt an Erfahrung sind, aber jung und frisch an Geist und Kraft. Wessen Geist mehr Runzeln hat als sein Gesicht, der wird alles andere eher können, als erziehen, d.h. menschlich machen durch Erregung eigener Selbstthätigkeit.


36. Die Alten müssen ihre Stärke aus der Schüssel nehmen.


37. Die Alten müssen sich ihre Stärke in der Kanne, im Bett und hinterm Ofen suchen.


38. Die Alten müssen wir ernähren und den Jungen zu essen geben.


39. Die Alten rathen und die Jungen thaten.

Lat.: Facta juvenum, consulta virorum, vota senum.


40. Die Alten reden gern von altem Käse.

Sie reden am liebsten von ihren eigenen Erfahrungen, von ihren Zeiten und schmähen über alle Neuerungen. Sie wiederholen ihre Geschichtchen gar oft und finden sie immer unterhaltend, so widerwärtig der alte Käse zuweilen der Nase des Zuhörers riecht. Sie leben gern in der Vergangenheit und haben für die Gegenwart und Zukunft selten den rechten Sinn. Das heisst die Alten, die nie geistig mit ihrer Zeit fortgeschritten sind. Wer stets seiner Zeit angehört, der hat auch stets frischen Käse.


41. Die Alte sen wie die Junge.Tendlau, 732.

Jüdisch-deutsch besonders in Bezug auf Frauen, dass die alten wie die jungen den Putz lieben und eiteln Vergnügungen ergeben sind.

42. Die Alten sind auch keine Narren gewesen. Struve, I, 1.

Nein, wahrlich nicht; darum vorwärts auf der Bahn des Rechts und der Wahrheit, der Kunst und der Wissenschaft, damit auch wir keine sind.

Lat.: Auctoritates majorum non sunt contemnendae.

Ung.: A mi atyáink se valának bolondok.


43. Die Alten sind der Jungen Spott.

Engl.: Young men think old men fools, and old men know young men to be so.


44. Die Alten sind gut zu behalten.Pistor., II, 15; Blum, 341; Eisenhart, II, 76.

Versteht sich – Menschen, Hausgenossen, Dienstboten u.s.w., nicht aber schlechte Gewohnheiten, weil man sich bei dem öftern Wechsel des Gesindes, der Freunde, Verhältnisse u.s.w. selten verbessert.


45. Die Alten sind nicht mehr und die Jungen sind schlecht.


46. Die Alten sind zäh, geben thut ihnen weh.


47. Die Alten soll man ehren.

Holl.: De ouderdom zal men eeren, al zou men ze ook met stokken slaan. (Harrebomée, II, 156.)

Lat.: Antiquis debetur veneratio. (Erasm., 278.)


48. Die Alten soll man zuerst fragen.


49. Die Alten sollen das Bergsteigen den Jungen befehlen.Steiger, 329.


50. Die Alten suchen ihre Stärke in der Kanne.


51. Die Alten tragen die Füsse (Stab) in den Händen, die Zähne (das Messer) in der Tasche und die Augen (Brille) im Futteral.


52. Die Alten verlässt die fröhliche Venus, sie müssen ihre Fröhlichkeit beim Bacchus suchen.


[57] 53. Die Alten werden zweimal Kinder.

Holl.: Hij is oud van dagen; de Kinderschoenen staan weêr voor hem klaar. (Harrebomée, II, 155.)

It.: I vecchi sono due volte fanciulli.

Lat.: Bis pueri senes. (Varro.)


54. Die Alten wollen immer etwas Gutes essen.


55. Die Alten zum Rath, die Jungen zur That.


56. Gewinnen die Alten nicht das Spiel mit Schellen, so gewinnen sie es mit Herzen.


57. Man kann den Alten wol ent(vor)laufen, aber nicht ent(vor)rathen.

Man übertrifft sie wol an körperlicher Rüstigkeit; aber die Weisheit ihres Raths kann man weder entbehren noch aufwiegen. Nur bei Ausführung grosser, neuer, kühner Ideen ist er zuweilen mehr hinderlich als förderlich; überall wo es rasches Handeln gilt.

Frz.: On se peut bien passer des vieillards, mais non pas de leurs conseils.

It.: Consiglio d'uomo vecchio non rompe mai la testa.

Lat.: Consule vir, fac vota senex, juvenisque labora.

Prudens consilio vetus est vir, tardus eundo.

Vota senum, consilia virorum et facta juvenum.


58. Me kann den Allen wuel entgôen, ower nit entrôen. (Paderborn.)

Holl.: Men mag de ouden ontloopen, maar niet ontraden. (Harrebomée, II, 155.)


59. Mit Alten soll man rathschlagen und mit den Jungen fechten.Eisenhart, II, 7c.

It.: Bue vecchio fa solchi dritti.

Lat.: Bellum senum consilia, juvenum robur poscit.


60. Pfleg die Alten bis der Junge flügg ist. (Eifel.)


61. Sollten dies die Alten sehn, wahrlich ihr Verstand blieb stehn.


62. Was die Alten gebaut, können die Jungen nicht (kaum) unter Dach erhalten.


63. Was die Alten mit Quintlein erschunden, verthun die Jungen mit Centnern und Pfunden.

Lat.: Tenax requirit prodigum.


64. Was die Alten sündigen, das büssen oft die Jungen.

Lat.: Quod sus peccavit, sucula saepe luit canis peccatum sus dependit.


65. Was die Alten sungen, das pfeifen die Jungen.

Lat.: Avicinis exemplum habent. (Tappius, 225a.)


66. Was geredet haben die Alten, das wurde gehalten; aber jetzt bei den Jungen lügen gar oft die Zungen.

Zu allen Zeiten hat man die Alten bevorzugt. »Die Alten sind nicht mehr und die Neuen (Jungen) sind schlecht«, sagte man schon vor tausend Jahren.

Lat.: Nam jam illi non sunt, at qui sunt mali. (Erasm., 343.)


67. Wat de Ollen seggen up de Râk', singen de Kinner up de Strât'. (Lübeck.)


68. We de Ale song'n, a suh flöt'n de Jongen. (Euskirchen.)


69. Wenn die Alten nicht zu Böden dienen, so sind sie doch gut zu Decken.


70. Wenn die Alten rathen und die Jungen thaten, da stehet es wohl in Häusern und Staaten.

It.: Fatti di giovani, consigli di vecchi.


71. Wenn man weder über die Alten, noch über die Jungen lachen kann, über was soll man denn lachen? (Lit.)


72. Wenn sich die Alten auch die Haare färben, so können sie doch den Rücken nicht ändern.


73. Wie die Alten die Geigen gestimmt, so fideln die Jungen.


74. Wie die Alten haben wir uns gehalten, sündlich zu walten.

Wir sündigen ebenso wie unsere Vorfahren.

75. Wie die Alten pfeifen, so tanzen die Jungen. (Lit.)


76. Wie die Aln songe, so piffe die Jonge. (Siegen.)


77. Wie die Alten sungen, so zwitschern auch die Jungen.Pistor., IX, 2; Struve, II, 20; Bücking, 95; Siebenkees, 54; Müller, 6, 6; Eisenhart, II, 137; Hollenberg, I, 94; Ramann, Unterr., I, 6; Steiger, 63.

Wird meist nur in dem Sinne gebraucht, um zu sagen, dass sich die Kinder die fehlerhaften Eigenschaften der Aeltern angeeignet haben.

Engl.: The child says nothing but what it heard at the fire. – The young pig grunts like the old sow.

Holl.: Zoo de ouden pijpen, zingen de jongen. – Zoo de ouden zongen, piepen de jongen.

Lat.: A bove majori discit arare minor. – Addiscunt juvenes, quod cecinere senes. – Filii canunt paternas [58] cantiones. – Fortes creantur fortibus et bonis. – Hororum filii noxae. – Si damnosa senem juvat alea, ludit et haeres. (Juvenal.)

Ung.: Annyok után pipelnek a pulykák. – Kicsin csikó nagy derestül hámot vonni tanul restül. – Ökörtül tanúla a tinó.

78. Wir loben die Alten als fromme Leut', doch leben wir gern in unsrer Häut'.


79. Wir sollen nicht der Alten Ordnungen, sondern ihre Misbräuche verwerfen.


80. Wo die Alten Narren sind, lernt die Narrheit auch das Kind.

Lat.: Ubi peccat aetas major, male discit minor. (Publ. Syr.)

Ung.: Mint atyák dudálnak, fiak úgy tánczolnak. – Mint a János fújja, Jancsika úgy ropja.


[Zusätze und Ergänzungen]

zu6.

Dän.: De gamle skal man aere, og de unge skal man laere. (Prov. dan., 214.)

Lat.: Canus honoretur, puer ad documenta citetur. (Reuterdahl, 101.)

Schwed.: Gamblan skal man aera ok thoen vnga læra. (Reuterdahl, 101.)


zu17.

Dän.: De gamle til raad, de unge til daad. (Prov. dan., 411.)


zu41.

Das Sprichwort hat namentlich die augenfälligen Vortheile im Auge, welche aus einem langen andauernden Dienstverhältniss für beide Theile entstehen.


zu42.

Dän.: De gamle have ikke vaeret börn; de vidsto og noget. (Prov. dan., 214.)


zu44.

Niederdeutsch: Eichwald, 1456.


zu47.

Holl.: Den olden sal men eren. (Tunn., 28, 22.)

Lat.: Ante senex juvenem merito captavit honorem. (Fallersleben, 182; vgl. Leuten, 678 u. Bebel-Suringar, 397.)


zu48.

Holl.: Den olden sal men raets vrag hus. (Tunn., 6, 16.)

Lat.: Uti consilio, vir amici, senum tibi mando. (Fallersleben, 181.)


zu53.

Dän.: De gamle ere to gange börn. (Prov. dan., 214.)


zu57.

»Entlauffen mag man den alten leichtlich, aber nicht wol enthraten sicherlich.« (Loci comm., 181.) – Bei Tunnicius (751): Men kan den olden entlopen, mer nicht entraden. (Cordatus senior rapide, sed currere nescit.)

Dän.: Man kand vel und löbe den gamle, men ey undraade hanenn. – De gamle gaece ilde men raade vel. (Prov. dan., 215.)

Holl.: Men mach den olden ontlopen, mer qualic ontraden. (Tunn., 19, 1.)

Lat.: Raro senem sensu, sed habes praecedere cursu. (Haupt, V, 304.) – Possumus effugere senum pedes, sed consilio carere non possumus. (Bebel.)


zu59.

Dän.: Hvad de gamle have bygd, kunne de nye ikke holde ved lige. (Prov. dan., 97.)


zu77.

»Die art vnd eigenschafft der alten thund auch die jungen vögel behalten.« – »Da wagte man frische Schantzen mit Singen, Springen und Tanzen. Vnd wie Alten sungen, so zwitzerten die Jungen.« (Gottfried, Chronik, 19b.) – Die Finnen: Sänger der Hahn, Sänger sein Sohn. (Bertram, 72.)

Dän.: Som de gamle siunge for, qvidre de unge efter. (Prov. dan., 216.) – Som de gamle sjunge, saa pibe de unge. (Prov. dan., 214; Bohn I, 398.)

Engl.: As the old cock crows, so crows the young.

Frz.: Ce que chante la corneille, si chante le corneillon.

Lat.: Dat pullus tales, qualis dignoscitur ales. (Loci comm., 111.)

Masur.: Jak starzy spiewaią, tak młodzy czerkaią. (Frischbier, II, 3025.)

Schwed.: Som de gamla sjunga, så qwittra de unga. (Marin.)


[740] 81. Alte disputiren von Gottes Wort, vnd sterben kleinmüthig vnd in Zweiffel; die Kinder glauben Gott vnd sterben selig.Lehmann, 134, 34.


82. Alte sind aller Ehren werth.Petri, II, 10.

Böhm.: Staršich i v Tatarich mají ve cti. (Čelakovský, 476.)


83. Alten gebricht es am Geschmack, Jungen an Einsicht.Jüd. Volksbl., 1865, S. 144.


84. As de Olen sung'n, so pipen die Jung'n. Eichwald, 1455.

85. Bei den Alen as e' gutt gehalen.Dicks, I, 5.


86. Bei den Alden öss mer gud gehalden. (Trier.) – Laven, 170, 11.


87. Billig soll man allzeit die alten mehr dan junge in ehren halten.Loci comm., 180.

Lat.: Ante senex iuuenem merito captabit honorem. (Loci comm., 180.)


88. Bey Alten findt man alten Rath.Petri, II, 41.


89. Das haben die Alten auf uns gebracht, wir weisen es weiter für Recht.Graf, 11, 119.

Mhd.: Grimm, Weisth., II, 167.

Vgl. Schöffe 9, wo weiset statt weiss zu lesen ist; kommen 119, weisen 4 und finden 49.


90. De Alde mot me êr (ihr) Gemack (Gemach, d.h. Ruhe, Bequemlichkeit) gönnen. (Münster.) – Frommann, VI, 431, 97.


91. De Âlden häinj der 'm Jeven, d' Jangen häinj der 'm Plach (Pflug).Schuster, 559.


92. De Âlden zem Rôt, de Jongen zer Thôt. Schuster, 558.


93. De Oalen mot me den Helpup1 allemangsens (bisweilen) in de Hand rêken. (Münster.) – Frommann, III, 431, 97; Lyra, 54.

1) Den Hilfauf, die Bettquaste, um sich daran im Bett aufzurichten. (Strodtmann, 321.) Man muss die Alten so viel als möglich unterstützen.


94. De Oll'n goahn vöär, soä de Jong, un stêt sînen Vaader ut de Luk.Schlingmann, 723.


95. De Olt mäkt Eier un hê mâkt döpp.1 (Mecklenb.) – Frommann, II, 216; Schiller, III, 14b.

1) Eierschalen. Der Sohn bringt das vom Vater Erworbene durch, zersplittert es.


96. Der Alten Rath ist der jungen Stab.Kirchhofer, 204.


97. Der Alten Sorg und Fürwitzigkeit, Thut hawen zu der Aller Heilig'n Zeit, Ein Span auss einer grünen Buck, Damit zu lehrnen dess Winters Duck, Dann ist derselbig nass und feucht, Vor Regen die Sonn nit vil leucht, Ist er aber fein trucken vnd dürr, Ein harter Winter ist vor der Thür.Lins. Wintermonat.


98. Dess eltern rhat fass zu hertzen, so du dir selbs wilt sein vor schmertzen.

Lat.: Vt nequeas laedi, maiori semper obedi. (Loci comm., 182.)


99. Die Âlden sal em schpôte, nor de Kräpel nit. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 547.


100. Die alten begraben ihre Jungen.Gryphius, 35.


101. Die Alten essen vnd trincken mit den jungen.Henisch, 948, 30; Petri, II, 122.


102. Die Alten, die besten.

»War Hertzog Friedrich's (von Sachsen) Gemelde vnd Reim auff der Rossdecken.« (Mathesy, 52b.)


103. Die alten haben sich beflissen auff ein gut Gewissen, vnd nicht auff viel wissen; zu diesen Zeiten achtet man mehr auff viel wissen, als auffs gut Gewissen.Lehmann, 311, 9.


104. Die alten habn uns wie man schawt, wie den Nachkomn zu gut gebawt; uns allen aber Christus hat den weg gebawt zur ewigen stadt.Monatsblätter, V, 160, 46.


105. Die alten meinen, die Glaser machen nicht mehr so helle Fenster wie vorzeiten; aber Fenster sind Fenster, der alten Augen werden finster.Lehmann, 893, 25.

[741] 106. Die Alten müssen darumb so lange leben, dass sie dem Teuffel in Ars sehen.Luther's Tischr., X, 122b.


107. Die Alten sein Zöpf. (Niederösterr.)

Um zu sagen, dass sie ungebührlich am Alten hängen und gegen das Neue sind.


108. Die alten sollen den jungen ein fürbild sein.Henisch, 378, 20.


109. Die Alten wollen selber walten.

Sie wollen nicht den Rath anderer hören, sie wollen nach ihrer eigenen Ansicht handeln.

Dän.: Gamel ere selv viise. (Prov. dan., 214.)


110. Es de Ollen fleitet, so pipen de jungen.Boebel, 142.


111. Es ist gut den alten volgen, wann sie recht vorangehn.Franck, I, 72b.

Lat.: Expedit majorem vestigia sequi, si recte praecesserint.


112. Gleich wie die Alten, haben wir vns gehalten, sündlich zu walten.Lehmann, II, 237, 61.


113. Hat is beeder, agter en Ualan tu sköllen nüsz, agter ben Jongan tu höllken. (Nordmarschen.) – Haupt VIII, 375, 12; Johansen, 89.

Im Plattdeutschen: Det is bêter bi'n Oolen to schuulen, as bi 'n Jungen to hulen.


114. Man findt der Alt im Nest.Kirchhofer, 204.


115. Man hat die Alten früher in Ehren gehalten.

Lat.: Magna fuit quondam capitis reverentia cani. (Fischer, 3, 20b; Philippi, I, 23; Froberg, 428.)


116. Man mag den alten wol vorlauffen, man kan jn aber nit vorrathen.Tappius, 117.

In Ostfriesland: Man kann 'n Olen woll aflopen, aber nich utraden. (Goldschmidt, 121.) Besser laufen wol, aber keinen bessern Rath ertheilen.


117. Man muss den Alten ihre Weise lassen. Sailer, 193.


118. Man muss die Alten reden lassen, rede du mit den Kindern.Kirchhofer, 203.


119. Seind alte nüchtern, so seind sie blöde; seind sie voll, so seind sie faul.Henisch, 422, 54.


120. Sok Oal, sok jong. (Nordfr.) – Firmenich, III, 8, 113.

Solche Alte, solche Junge.


121. Sollten dies die Alten sehen, wahrlich ihr Verstand blieb stehen.

Mit Bezug auf die grossen umgestaltenden Erfindungen der neuern Zeit.


122. Unsere Allen sind auk kenne Narren.Curtze, 320, 77; Schmitz, 197.


123. Vâ de Âlden, esi de Jangen.Schuster, 556.Graf, 10, 117.


124. Von den Alten soll man Rath fragen und sie ehren.Franck, I, 166b.

Bei Tunnicius (210): Van den olden sal men rât vragen unde eren se. (Consulito iuvenis simul et venerare senectam.)

Lat.: Senectus primum, et ante iuvenes, consulenda. (Bebel-Suringar, 398.)


125. Was die Alten geaddirt, wird von den Kindern subtrahirt.


126. Was die alten thun, das lernen die iungen. Luther's Ms., 9.


127. Wei da Oält, suâ do Jung, wei do Voda, suâ do Sung. (Böhmerwald.)


128. Wenn die Alte Narre sy, so sy die Junge nit g'schyd. (Solothurn.) – Schild, 56, 3.


129. Wenn die Alten reden, soll man zuhören. Eyering, III, 375.


130. Wer alte thut in ehren han, dem thut es wieder wohl ergahn.Henisch, 56, 8.


131. Wer die Alten verachtet, wird selten alt. Petri, II, 680.

Bei Tunnicius (1306): De den olden vorsmadet, selden wert he olt. (Longaevos spernens seniam tetigisse nequibit.)

Lat.: Nunquam in seniam veniet contemptor senectutis. (Bebel.)


132. Wie die Alten sungen, so lernten es die Jungen.Petri, II, 788.

In Siegen: Wie die Ale songe, so piffe de Jonge. (Firmenich, I, 520, 8; für Trier: Laven, 197, 138.) – [742] In Köln: We de Ale flenen, su pifen de Junge. (Firmenich, I, 474, 152.) – In Nordfriesland: So üüs dê Uale sjonge, so pîpe dê Jonge. (Haupt, VIII, 375, 7.)

Böhm.: Jak staří dĕlají, tak se mladí od nich učí. (Čelakovský, 410.)


133. Wie die Alten zitschern, so die Jungen zwitschern.


134. Wir geben wol den Alten Preiss, vnd bleiben doch bei vnser Weiss.Henisch, 56, 38; Petri, II, 797.


135. Wun Alde riéden, schwejen de Käinjt. Schuster, 565a.


136. Wun de Âlde schtärwen, kun den Jangen zem ärwen.Schuster, 760.


137. Wun em den Ôlde gefale wäl, mess em de Jangen hîsch dân.Schuster, 1065.


*138. De Alte fange. (Tübingen.)

So viel, als sich so schnell als möglich noch einige Kenntnisse aneignen.


*139. Es ist dem Alte si Sohn. (Luzern.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Diderot, Denis

Rameaus Neffe

Rameaus Neffe

In einem belebten Café plaudert der Neffe des bekannten Komponisten Rameau mit dem Erzähler über die unauflösliche Widersprüchlichkeit von Individuum und Gesellschaft, von Kunst und Moral. Der Text erschien zuerst 1805 in der deutschen Übersetzung von Goethe, das französische Original galt lange als verschollen, bis es 1891 - 130 Jahre nach seiner Entstehung - durch Zufall in einem Pariser Antiquariat entdeckt wurde.

74 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.

424 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon