[226⇒] Münster. 1) M. im Elsaß, Stadt im Bez. Oberelsaß, an der Fecht, (1905) 6078 E., Amtsgericht, Realschule. – 2) M. am Stein, amtlich Bad M., Dorf im preuß. Reg.-Bez. Koblenz, an der Nahe, 830 E., Saline (Münsterhalle), Solbad. – 3) M. in Westfalen [Karte: Mittleres Westdeutschland I, 2, bei Rheinprovinz], Hauptstadt der preuß. Prov. Westfalen und des Reg.-Bez. M. (7253 qkm, 1900: 699.583 [1905: 818.062] E., 2 Stadt-, 10 Landkreise), Stadtkreis und Kreisstadt, an der Aa, (1900) mit Lamberti, Gievenbeck und Uppenberg 69.977 (1905: 81.439) E., Garnison, Generalkommando des 7. Armeekorps, Land-, Amtsgericht, Bischofssitz, Oberpost-, königl. Eisenbahndirektion, Handelskammer, Reichsbankstelle, Universität (1818-1902 Akademie), Dom (1225-61 erbaut), got. Lambertikirche mit den Käfigen der Wiedertäufer, got. Rathaus [Tafel: Gotik II, 7], worin 1648 der Westfäl. Friede unterzeichnet wurde, Priesterseminar, Gymnasium, Realgymnasium, kath. Lehrerinnenseminar, 2 höhere Mädchenschulen, israel. Lehrerseminar, Baugewerkenschule, Provinzialirrenanstalt, Leinwand-, Baumwoll-, Papier- und Lederfabriken. M. war 1534-35 Sitz der Wiedertäufer. – Das Hochstift M., gegründet 780 von Karl d. Gr., im 12. Jahrh. Reichsfürstentum, 1803 säkularisiert, umfaßte 9900 qkm. – Vgl. Erhard (1837), Tücking (1865), Geisberg (9. Aufl. 1889). [⇐226]
[263⇒] Münster, 1) Hauptstadt der preuß. Provinz Westfalen und des gleichnamigen Regierungsbezirks und Landkreises, Stadtkreis, früher Hauptstadt des Bistums M., liegt 51 m ü. M., an der Aa und Werse sowie am Dortmund-Emskanal. Die Stadt zeigt mit ihren schönen Kirchen und altertümlichen Privatbauten noch vielfach den Charakter des Mittelalters und ist erst in neuerer Zeit über die im 18. Jahrh. niedergelegten und in Gartenanlagen umgewandelten Befestigungswerke hin ausgewachsen.
An öffentlichen Plätzen sind zu nennen: der von stattlichen Giebelhäusern mit Bogengängen umgebene Prinzipalmarkt, der Neuplatz mit dem Denkmal Kaiser Wilhelms I., der Domplatz mit dem Fürstenbergdenkmal, der Kanonengraben mit dem Friedensdenkmal, die Kreuzschanze mit dem Denkmal der Dichterin Annette v. Droste-Hülshoff, der Überwasser-Kirchplatz mit dem Overbergdenkmal, der Spiekerhof mit Monumentalbrunnen, auf dem [⇐263][264⇒] die Statue des Kiepenkarl, Typus eines Marktgängers, sich befindet etc. Von den zu gottesdienstlichen Zwecken bestimmten Gebäuden (2 evangelische und 11 kath. Kirchen und eine Synagoge) sind bemerkenswert: der Dom (aus dem 12.14. Jahrh.), merkwürdig durch die Verschmelzung des gotischen und romanischen Stils (vgl. Savels, Der Dom zu M., Münst. 1904); die gotische Liebfrauenkirche (um 1340 erbaul); die Lambertikirche mit dem 1898 vollendeten neuen Turm (die drei Eisenkäfige, in denen die Anführer der Wiedertäufer nach ihrer Hinrichtung an dem abgetragenen alten Turm aufgehängt wurden, sind an dem neuen Turm wieder angebracht); die Ludgerikirche (1170 im romanischen Stil errichtet, 1330 im gotischen Stil umgebaut); die St. Mauritzkirche (aus dem 12. Jahrh., 1859 restauriert) und die Ägidiikirche aus dem 18. Jahrh. In neuerer Zeit sind erbaut: die St. Josephskirche, die Kirche zum heiligen Kreuz, die Herz-Jesu- und die Erlöserkirche. Andre hervorragende Gebäude sind: das gotische Rathaus mit reich ornamentiertem Giebel, am Prinzipalmarkt, in dessen altem Saal (Friedenssaal) 24. Okt. 1648 der Westfälische Friede abgeschlossen wurde; das Schloß (1767 erbaut, früher bischöfliche Residenz) mit Parkanlagen und einem Botanischen Garten; das neue Stadthaus, das Provinzialmuseum (1905 im Bau begriffen) u.a. Zahlreiche altertümliche Privatbauten, die sogen. adligen Höfe, die als Winterresidenz des westfälischen Landadels dienen, befinden sich am Prinzipalmarkte, darunter der Erbdrostenhof und der Romberger Hof. Letzterer ist teilweise umgebaut und dient zum Teil als Theater und als Gesellschaftshaus.
Die Einwohnerzahl belief sich 1905 einschließlich der 1903 eingemeindeten Gemeinde Lamberti und von Teilen der Gemeinden Überwasser und Mauritz, mit der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 13, ein Kürassierregiment Nr. 4, ein Feldartillerieregiment Nr. 22 und ein Trainbataillon Nr. 7) auf 81,439 Seelen, davon (1900) 58,632 Katholiken, 10,711 Evangelische und 499 Juden. Die Industrie besteht vorzugsweise in Baumwollweberei, Färberei, Druckerei, der Fabrikation von Möbeln, Pianofortes, Zinkornamenten, Korbwaren, Maschinen, Emalliergeschirr, Parkettboden, Paramenten, Zementwaren etc., ferner hat M. mehrere Wagenbauanstalten, berühmte Goldschmiedereien für kirchliche und profane Geräte, Buchdruckerei, Bierbrauerei, Branntweinbrennerei, eine Kunstmühle und ein Elektrizitätswerk. Der Handel, unterstützt durch eine Reichsbankstelle (Umsatz 1904: 1458 Mill. Mk.), eine Handelskammer und durch die Lage am Dortmund-Emskanal, ist besonders lebhaft in Getreide, in Gruben-, Bau- und Nutzholz, Kolonial-, Manufaktur-, Woll- und Eisenwaren, landwirtschaftlichen Maschinen, Vieh etc. Den Verkehr in der Stadt vermittelt eine elektrische Bahn. Für den Eisenbahnverkehr ist die Stadt Knotenpunkt der Staatsbahnlinien M.-Bremen, M.-Sinsen, M.-Emden, M.-Rheda, M.-Gronau und M.-Hamm sowie der Eisenbahn Neubeckum-M. Von Behörden haben in M. ihren Sitz: das Oberpräsidium der Provinz Westfalen, das Provinzial-Schul- und das Medizinalkollegium, das Konsistorium, ein Bischof, ein Domkapitel und Generalvikariat, die Provinzial-Steuerdirektion, eine Generalkommission, die Provinzialverwaltung, die königliche Regierung, das Landratsamt des Landkreises M., ein Landgericht, eine Eisenbahndirektion, Oberpostdirektion, die Landschaft der Provinz Westfalen, das Staatsarchiv, die Landesversicherungsanstalt, die Provinzial-Feuersozietät etc.; ferner das Kommando des 7. Armeekorps, der 13. Division, der 3. Kavallerieinspektion, der 25. Infanterie-, 13. Kavallerie-, 13. Feldartillerie- und der 7. Gendarmeriebrigade. Die städtischen Behörden zählen 15 Magistratsmitglieder und 48 Stadtverordnete. Unter den Bildungsanstalten steht die Universität, die 1902 durch Angliederung der juristischen Fakultät an die ehemalige, nur aus theologischer und philosophischer Fakultät bestehende Akademie gegründet wurde, und deren völliger Ausbau durch Errichtung auch einer medizinischen Abteilung in naher Aussicht steht, obenan. Zu ihr gehören eine Bibliothek, ein archäologisches Museum, ein physikalisches Institut, ein chemisches Institut, naturhistorisches Museum, zootomisches Laboratorium, anatomisches, physiologisches und botanisches Institut, landwirtschaftliche Versuchsstation etc. Die Zahl der Studierenden belief sich im Sommersemester 1905 auf 1500. Sonst hat M. noch 3 Gymnasien, ein Realgymnasium, eine Realschule, ein Priester-, ein Lehrerinnen- und ein israelitisches Lehrerseminar, eine Baugewerkschule, eine Zeichenschule für Kunst und Gewerbe, ein Konservatorium der Musik, einen Zoologischen Garten etc. Ferner bestehen mehrere Klöster, 2 Waisenhäuser, eine Provinzial-Irrenanstalt (Marienthal), eine Provinzial-Augenklinik, eine orthopädische Anstalt, ein Zuchthaus, mehrere Vereine für Kunst und Wissenschaft und für Wohltätigkeits- und Fürsorge-Einrichtungen. Zum Landgerichtsbezirk M. gehören die 18 Amtsgerichte zu Ahaus, Ahlen, Beckum, Bocholt, Borken i. W., Burgsteinfurt, Dülmen, Haltern, Ibbenbüren, Koesfeld, Lüdinghausen, M., Ölde, Rheine, Tecklenburg, Vreden, Warendorf und Werne.
M. wird zuerst um 800 erwähnt, als Karl d. Gr. dem für die Sachsen ernannten Bischof Liudger diesen Ort (Mimigardevord) zum Wohnort anwies. Der jetzige Name, von monasterium (Wohnungen der Stiftskanoniker) kommt im 11. Jahrh. auf. Bald nach 1186 erhielt M. Stadtrecht, wurde vom Bischof Hermann II. befestigt und blieb bisch oflich, obgleich der Bischof 1277 der Stadt, die seit Ende des 13. Jahrh. der Hansa angehörte, politische Zugeständnisse machte. 1532 neigte sich die Stadt, mit Ausnahme des Domkapitels, dem Lutherischen zu und ward 1535 der Schauplatz der politisch-religiösen Bewegungen der Wiedertäufer (s. d.). Nach tapferer Gegenwehr wurde M. 24. Juni 1535 von dem Bischof erobert und der evangelische Gottesdienst unterdrückt. Hier ward 1648 der Westfälische Friede geschlossen. Die Bischöfe besaßen nur sehr beschränkte Herrschaftsrechte; erst Bischof Bernhard von Galen nahm 1661 die Stadt, die ihm im Einverständnis mit Holland den Gehorsam verweigerte, mit Gewalt, erbaute eine Zitadelle und entriß den Bürgern ihre Privilegien. Doch residierten die Bischöfe selten in M. Die 1818 neu errichtete Akademie wurde 1902 in eine Universität verwandelt. Vgl. Erhard, Geschichte Münsters (Münst. 1837); Keller, Geschichte der Wiedertäufer und ihres Reichs in M. (das. 1880); Detten, M., seine Entstehung etc. (das. 1887); Schulte, Verfassungsgeschichte Münsters im Mittelalter (Dissertation, das. 1897); Engler, Die Verwaltung der Stadt M. 18021813 (Hildesh. 1905); Philippi, 100 Jahre preußischer Herrschaft im Münsterlande (Münst. 1904); Hellinghaus, Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt M. (das. 1898, Bd. 1); Krumbholtz, Die Gewerbe der Stadt M. bis zum [⇐264][265⇒] Jahre 1661 (Leipz. 1898); Pieper, Die alte Universität M. 17731818 (Münst. 1902); Detmer, Bilder aus den religiösen und sozialen Unruhen in M. während des 16. Jahrhunderts (das. 190204, 3 Tle.); Bahlmann, Münster i. W. und seine Sehenswürdigkeiten (2. Aufl., das. 1902).
Der Regierungsbezirk Münster (s. Karte »Westfalen«) umfaßt 7253 qkm (131,73 QM.), zählt (1905) 818,062 Einw. (112 auf 1 qkm), darunter (1900) 105,582 Evangelische, 589,807 Katholiken und 3743 Juden, und besteht aus den 12 Kreisen:
über die 4 Reichstagswahlkreise des Regierungsbezirks M. s. Karte »Reichstagswahlen«. Vgl. Bahlmann, Der Regierungsbezirk M. (Münst. 1893).
2) (M. im Gregoriental) Kantonshauptstadt und Luftkurort im deutschen Bezirk Oberelsaß, Kreis Kolmar, im Münstertal, an der Fecht und der Eisenbahn Kolmar-Metzeral, 380 m ü. M., hat eine schöne evangelische und eine kath. Kirche, Realschule, Amtsgericht, Oberförsterei, Hauptzollamt, bedeutende Baumwollspinnerei und -Weberei, Bleicherei und Appretur, Käsefabrikation (Münsterkäse) und (1905) 6078 Einw., davon 2973 Evangelische. In der Nähe die Ruine Schwarzenberg und der Schloßwald mit Musterwirtschaft. Der Ursprung der Stadt geht auf ein 634 begründetes Benediktinerkloster zurück. Dieses trat 1235 die Vogtei an das Reich ab, infolgedessen M. die Rechte einer Reichsstadt erlangte und 1364 in den Zehn-Städtebund des Elsaß trat. Die großartige Industrie wurde 1780 von A. Hartmann begründet. Das Münstertal, von der Fecht durchflossen, hat auf den südlichen Bergabhängen noch Weinbau; auf den Bergwiesen wird Alpenwirtschaft betrieben, die den berühmten Münsterkäse (jährlich etwa 500,000 kg) erzeugt. Vgl. Rathgeber, M. im Gregoriental (Straßb. 1874); Calmet, Histoire de l'abbaye de Munster (Kolmar 1882); Hecker, Die Stadt und das Tal zu M. im St. Gregoriental (Münst. 1890); »Das Münstertal«, Touristenführer (2. Aufl., Straßb. 1897). 3) (M. in Hessen) Dorf in der hess. Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg, an der Gersprenz und der preußisch-hessischen Staatsbahnlinie Offenbach-Reinheim, hat eine kath. Kirche, Eisengießerei, Hasenhaarschneiderei, Likörfabrik, 2 Mahl- und eine Sägemühle und (1905) 2620 Einw. 4) Dorf im württemberg. Neckarkreis, Oberamt Kannstatt, an der Staatsbahnlinie Untertürkheim-Kornwestheim, hat eine evang. Kirche, ein Schloß, Eisengießerei, Ziegelbrennerei, Weinbau und (1905) 3272 Einw. 5) (Beromünster) Dorf im schweizer. Kanton Luzern, Bezirk Sursee, 656 m ü. M., mit Sekundärschule, Progymnasium, Chorherrenstift aus dem 10. Jahrh. und (1900) 978 kath. Einwohnern. Großartige, kulturhistorisch interessante Prozession am Himmelfahrtstag (45000 Personen, wovon 200 Berittene); um 1470 bestand hier schon eine Buchdruckerei, angeblich die älteste der Schweiz. Vgl. M. Riedweg, Geschichte des Kollegialstiftes Beromünster (Luzern 1881); K. A. Kopp, Die Stiftsbibliothek von Beromünster (das. 190203). 6) (Moutier-Grandval) Flecken und Bezirkshauptort im schweizer. Kanton Bern, im romantischen Münstertal, einem Juratal, das unterhalb gegen Courendlin hin einen von steilen Kalksteinfelsen eingerahmten Engpaß bildet, an der Birs, 540 m ü. M., an der Eisenbahn Biel-Basel, mit Schloß, 2 Kirchen, Uhrmacherei, Glasbläserei, Töpferei, Ziegeleien, Viehzucht und (1900) 3090 Einw., darunter 856 Katholiken. 7) (rätoroman. Müstair) Dorf im gleichnamigen Tale des schweizer. Kantons Graubünden, 1248 m ü. M., mit 594 kath. Einwohnern und einem Benediktinerinnenkloster mit Erziehungsanstalt für Mädchen. Das Münstertal (Val Müstair), vom Rambach, einem Zufluß der Etsch, durchströmt, ist eins der höchsten und rauhesten der in Dörfern bewohnten Täler Europas (bei Cierfs 1664 m), gehört 18 km weit der Schweiz, 7 km weit Tirol an und verkehrt mit dem Engadin durch den Buffalora- und Ofenpaß, mit Bormio (Worms) durch die neue Umbrailstraße über das Wormser Joch. Es ist auf Schweizer Boden von einem fast gänzlich rätoromanischen, größernteils reformierten Hirtenvölklein von (1900) 1509 Seelen bewohnt, die sechs Gemeinden (Cierfs, Fuldera, Lü, M., Sta. Maria, Valcava) bilden. Seit 1748 gehört das untere Tal von Taufers ab zu Tirol. [⇐265]
[541⇒] Münster, 1) Regierungsbezirk der preuß. Provinz Westfalen, gebildet aus Theilen des frühern Fürstenthums M., der Standesherrschaften Rheina-Wolbeck, Salm-Ahaus, Salm-Bocholt, Horstmar, Recklinghausen, Steinfurt, Anholt, Dülmen, Gehmen u. Gronau, der Grafschaft Tecklenburg u. der Obergrafschaft Lingen; grenzt an die Niederlande, Hannover u. die Regierungsbezirke Minden, Arnsberg u. Düsseldorf, 132,17 QM., gehört fast ganz der norddeutschen Ebene an, mit geringen Erhebungen (die Tecklenburger u. Schafberge, die Haardhügel u. die Billerbecker Höhen); der Boden meist aus Sand, Haiden, Torfmooren, etwas Waldungen u. zum Theil gutem Ackerlande bestehend, wird von der Lippe, Ems (mit Aa u. Werfe), Vechte, Dinkel, Berkel, alten Yssel, Emscher u.a. u. dem Münsterschen Kanal (s.d.) bewässert u. bringt Vieh, Getreide, Torf, Salz, Eisen u. Steinkohlen; die Einwohner, 420,000 (mit Militär), sind größtentheils Katholiken u. treiben Ackerbau, starken Flachsbau u. Viehzucht, Linnengarnspinnerei u. Weberei, Baumwollenweberei macht einen bedeutenden Nebenerwerb für die kleinern Grundbesitzer, so wie auch ein Theil derselben jährlich nach Holland geht, um während der Ernte daselbst Lohn zu erwerben; auch gibt es Fabriken in Tabak, Cichorie, Stärke, Steingut, Zucker etc., Eisengießereien, Messing- u. Kupferwerke etc. Eintheilung in die 10 Kreise: Aahaus, Beckum, Borken, Koesfeld, Lüdinghausen, Münster, Recklinghausen, Steinfurt, Tecklenburg u. Warendorf; 2) Kreis darin, 15, ar QM. mit 37,200 Ew.; 3) Hauptstadt der Provinz Westfalen, des Regierungsbezirks u. Kreises, an der Aa, am Beginn des Münsterschen Kanals u. an der Eisenbahn von Hamm nach Rheine u. Emden; Sitz des Generalcommandos des 7. Armeecorps, des Oberpräsidiums, der Regierung, eines Oberlandesgerichts, Bischofs u. Domcapitels; eine der schönsten Städte Westfalens, die ehemaligen Wälle sind seit 1765 geebnet, mit Bäumen besetzt u. in Spaziergänge verwandelt. Schloß (an der Stelle der vormaligen, die Brille genannten Citadelle erbaut) mit Botanischem Garten, Rathhaus, in welchem 16. Oct. 1648 der Westfälische Friede geschlossen wurde, 1 evangelisch-protestantische u. 10 katholische Kirchen, unter welchen der Dom, vom 13. bis 15. Jahrh. aufgeführt, mit Glasmalereien, Sculpturen, Gemälden u. Grabdenkmälern des Domprobstes F. von Plettenberg (st. 1712), des Bischofs F. Chr. von Plettenberg, der Brüder Droste von Vischering etc.; die im Gothischen Styl erbaute Lambertuskirche, am Thurme mit den 3 eisernen Käfigen, in welchen die Gebeine der Häuptlinge der Wiedertäufer Johann von Leyden, Knipperdolling u. Krechting aufbewahrt waren, u. die vollständig restaurirten St. Ludgeri- u. Über-Wasserkirchen sich auszeichnen; Katholische Akademie, j. Maximilianea Fridericiana genannt (aus dem Fonds der 1818 aufgehobenen Katholischen Universität 1824 gegründet), mit theologischer u. philosophischer Facultät, Bibliothek (Paulinische), Naturhistorisches Museum u. Botanischer Garten, Medicinisch-chirurgische Schule mit Klinikum, Gymnasium mit Bibliothek, Katholisches Priesterseminar, Schullehrerinnenseminar, Handwerksschule, Schulanstalt für jüdische Lehrer, Verein für vaterländische Geschichte u. Alterthümer, Westfälischer Kunstverein, Zucht-, Waisen- u. Krankenhaus, Irren- u. Taubstummenanstalt, mehre Hospitäler, vgl. Bankcomtoir; man fertigt Leder, Wollenzeug, Tuch, Leinwand, Segeltuch u. Sackleinen (Münsterleinen), Bleiweiß, Essig, Liqueur, Stärke u. Kutschen; hat Zuckerraffinerie, Färberei, Dampfmühlen, Tapetenfabriken, viele Brauereien u. lebhaften Handel, bes. mit Lein- u. Wollenwaaren, Garn, Westfälischem Schinken, Pumpernickel u. Wein; Freimaurerloge: Drei Balken des neuen Tempels; 25,400 Ew. Auf dem Überwasserkirchhof Denkmal für I. G. Hamann, für den General von Horn (st. 1829) etc.
Die erste Erwähnung der Stadt findet sich gegen das Ende des 8. Jahrh., als Karl der Große den nachmaligen Bischof Ludger als Prediger des Christenthums nach Mimigardevord schickte. Ludgerbaute hier eine gemeinschaftliche Wohnung für sich u. seine Amtsgehülfen, Monasterium, wornach in der Folge die Stadt u. das Land M. benannt wurden. M. wurde 1121 von dem vertriebenen Bischofe, Dietrich, belagert, u. was dabei zerstört worden war, baute Dietrichs Nachfolger, Egbert, wieder auf, u. Bischof Hermann II. versah die Stadt mit Mauern u. Thoren. Bischof Dietrich fing 1225 den Bau des Doms an, der 1361 vollendet wurde. Im 13. Jahrh. trat die Stadt auch in den Hansabund ein; 1532 wurde die Reformation in M. eingeführt; 1533 kam Johann Bockhold, ein Schneider aus Leyden, u. Johann Matthiesen, ein Bäcker aus Harlem, nach M.; ihre Schwärmerei steckte den Prediger Rottmann u. den Rathsherrn Knipperdolling an, u. ein großer Theil des [⇐541] [542⇒] Volks schlug sich auf die Seite der neuen Propheten. Vergebens ließ der Magistrat denselben die Kirchen verschließen, sie erstürmten das Rathhaus, erzwangen sich einen Vergleich, durch welchen ihnen freie Übung des Glaubens zugesichert wurde, u. vertrieben die Gegenpartei aus der Stadt. Matthiesen trat als Prophet auf u. überredete das Volk, sein ganzes Vermögen zu gemeinschaftlichem Gebrauch auszuliefern u. alle Bücher, außer der Bibel, zu verbrennen. Nachdem er bei einem Ausfalle aus der Stadt geblieben war, warfen sich Bockhold u. Knipperdolling als Propheten auf, ließen die Kirchen zerstören u. errichteten eine neue Regierung, nach welcher 12 Richter über das Volk des neuen Israel herrschen sollten. Aber diese Verfassung wurde gleich darauf wieder umgestoßen, u. Bockhold, unter dem Namen Johann von Leyden, 1534 als König über das neue Zion (Münster) erwählt. Er lebte mit fürstlicher Pracht, führte Vielweiberei ein, schreckte durch Hinrichtungen, erließ gegen auswärtige Regierungen, gegen den Papst u. gegen Luther drohende Manifeste u. ermunterte die Seinen zu hartnäckiger Vertheidigung der durch Hunger u. Pest u. zügellose Unordnung verwüsteten Stadt, welche von ihrem Bischofe belagert wurde. Sie wurde endlich, nach tapferer Gegenwehr, am 25. Juni 1535 erobert, u. dem Reiche der Wiedertäufer ein Ende gemacht. Bockhold, Knipperdolling u. Krechting wurden 1536 mit glühenden Zangen zu Tode gemartert u. ihre Leichname in eisernen Käfigen am Lambertsthurme aufgehängt. Seit diesen Unruhen (Münsterscher Krieg) hatten die Bürger fast immer Streit mit den Bischöfen, bes. mit dem gewählten Bischof Bernhard von Galen, welcher, da ihm die Thore der Stadt verschlossen wurden, die Stadt 1661 mit Sturm nahm, eine Citadelle baute u. den Bürgern alle bis dahin besessenen Privilegien entzog. Die Bischöfe residirten selten in M., die drei letzten meistens in Bonn. 30. Jan. 1648 wurde hier Friede zwischen Spanien u. den Niederlanden, auch 6. Aug. auf dem dasigen Rathhause 1648 der Westfälische Friede geschlossen u. 24. Oct. 1648 unterzeichnet, s.u. Dreißigjähriger Krieg XII. 1759 wurde M. durch Franzosen unter General Guyon besetzt, vom 8. bis 21. November vom Herzog Ferdinand durch General Imhof belagert u. durch Capitulation genommen, s. Siebenjähriger Krieg; erst 1765 wurden die Werke geschleift. Vgl. Sigismund, Topograph.- statistische Darstellung des Regierungsbezirks von M., Hamm 1819; Fortsetzung, ebd. 1823; Heinrich Dorpius, Die Wiedertäufer in M., neu herausgeg. von Merchmann, Magdb. 1847; von Raet, Münstersche Geschichte, Gött. 1788; Actenstücke der Münsterschen Wiedertäufergeschichte, Frankf. 1808; Niesert, Beiträge zu Münsterschen Urkunden, Münst. 1824; A. Wilke, Geschichte der Stadt M., Hamm 1824; H. Jochmus, Geschichte der Kirchenreform zu M., Münst. 1825; H. A. Erhard, Geschichte M-s, ebd. 1837; G. B. Depping, Geschichte des Krieges der Münsterer u. Kölner, im Bündnisse mit Frankreich, gegen Holland, 177274, ebd. 1840; Cornelius, Geschichte des Münsterischen Aufruhrs, Lpz. 1860, 1.2. Bd. [⇐542]
[261⇒] Münster, Hauptstadt der preuß. Provinz Westfalen, an der Aar u. der M.-Hammer-Eisenbahn, Bischofssitz, Sitz der Provinzialbehörden, hat eine Akademie mit philosophischer und kath.-theolog. Fakultät, 25400 E., Domkirche, goth. Liebfrauenkirche, Rathhaus, in welchem am 14. Oct. 1648 der westfälische Frieden unterzeichnet wurde. Die Industrie liefert Tuch u. Leinwand, Leder, Zucker, Bleiweiß, Tapeten, Klaviere (Pianofortefabrik der Gebrüder Knacke). M. kommt bereits unter Karl d. Gr. vor, wurde durch ihn Bischofssitz u. Hauptstadt des im 13. Jahrh. zu einem Reichsfürstenthume erhobenen Hochstifts. Die Stadt wurde Mitglied der Hansa, durch Handel und Gewerbe blühend, im 16. Jahrh. der Schauplatz eines denkwürdigen Treibens der Wiedertäufer, erst 1661 dem Bischofe vollständig unterworfen, der jedoch in Cösfeld residirte. Das Hochstift umfaßte 180 QM. mit 350000 E., wurde 1803 säcularisirt u. als Entschädigung an Preußen u. einige andere Herren vertheilt, nach 1807 größtentheils franz., 1815 mit Ausnahme einiger Bezirke, die an Hannover und Oldenburg fielen, wieder preuß.; vgl. Erhard: »Geschichte M. s« M. 1847. [⇐261]
[217⇒] Münster, Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks und Kreises in der preuß. Provinz Westfalen, Sitz eines katholischen Bischofs und Domcapitels, einer Regierung und der höchsten Provinzialbehörden, liegt in einer Ebene an der drei Stunden davon in die Ems mündenden Aa und einem nach Maxhafen führenden Kanale, ist gut gebaut und hat 18,000 meist katholische Einw. Die Entstehung des Orts fällt in das 6. Jahrh., wo er Meiland, später Minnigröda hieß, seit Ende des 8. Jahrh. aber seinen jetzigen Namen von dem durch Karl den Großen nach Gründung eines Bisthums daselbst erbauten Kloster (monasterium) und Gotteshause erhielt. Im 12. Jahrh. hatte das Hochstift, welches zuletzt 180 ! M. mit 350,000 Einw. umfaßte und das größte des ehemaligen westfäl. Kreises war, solche Wichtigkeit erlangt, daß es vom Kaiser zum Reichsfürstenthume erhoben wurde. Der Bau des schönen, an ausgezeichneten Bildhauerarbeiten reichen Doms zu M. ward 1240 unter dem Bischofe Graf Dietrich von Isenburg begonnen und 1277 unter dem Bischof Grafen von der Mark beendigt. Viel zu leiden hatte die Stadt 1534–36 durch die von den Wiedertäufern angestifteten Verwirrungen und Unruhen, und noch sind an dem hohen Thurme der im schönsten goth. Style aufgeführten Lambertuskirche die drei eisernen Käfige zu sehen, in welchen 1536 nach Überwältigung jener Fanatiker die Leichname ihrer Anführer Johann Bockhold, Knipperdolling und Krechting dort aufgehangen wurden. Im J. 1648 wurde hier der westfäl. Friede unterzeichnet und der Saal des Rathhauses, wo dies geschah, ist noch unverändert erhalten und enthält die Bildnisse der sämmtlichen Gesandten. Seit 1719 war der Erzbischof von Köln auch Bischof von M., 1803 aber ward das Hochstift durch den Reichsdeputationshauptschluß aufgehoben und als Entschädigung für am linken Rheinufer verlorene Gebiete an mehre Fürsten vertheilt. Preußen bildete aus seinem Antheile (60 ! M., 128,000 Einw.) das Fürstenthum M., welches im tilsiter Frieden zwar verloren ging, 1815 aber wiedererworben wurde. Die früher zu M. bestandene, katholische Universität ward 1818 aufgehoben, ihr Vermögen aber theils der dafür 1824 gegründeten, katholischen Max-Friedrichs-Akademie mit einer theologischen und philosophischen Facultät, theils dem katholischen Priesterseminar und den Gymnasien zu M. und Paderborn zugewiesen; doch scheint dieser und anderer Bildungsanstalten ungeachtet das Münsterland zu den Gegenden Deutschlands zu gehören, wo Unduldsamkeit und der Aufklärung feindlicher Gewissenszwang mit am häufigsten beklagenswerthe Beförderer finden. M. treibt einen wichtigen Handel mit Leinwand, Garn, wollenen Waaren, Rheinwein, geräuchertem Fleisch u.s.w.; die ehemaligen Festungswerke sind seit 1765 geschleift und an deren Stelle rings um die Stadt Lindenalleen angelegt, sowie anstatt der ehemaligen Citadelle ein bischöfliches Schloß erbaut worden, das jetzt von den vornehmsten Beamten bewohnt wird. [⇐217]
[318⇒] Münster (Geographie), Hauptstadt des preuß. Regierungsbezirkes gl. N. (Provinz Westphalen) in einer weiten Ebene an der Aa, eine der ältesten deutschen Städte (bereits 584 erbaut) mit 22,000 Ew., 8 Kirchen, darunter ein schöner Dom, Schloß, Rathhaus, Schauspielhaus etc. Von Bildungsanstalten erwähnen wir: katholische Hochschule, Priester- und Lehrerseminar, Taubstummen- und chirurg. Anstalt. Die Industrie beschäftigt sich mit Wollenzeugen, Leder, Tuch, Stärke etc. Der Handel mit Woll- und Baumwollwaaren, Wein und westphäl. [⇐318] [319⇒] Schinken ist stark. 1533 bis 1535 übten hier die Wiedertäufer(s. d.) ihr schreckliches Regiment. 1648 wurde daselbst der berühmte »westphälische Friede« geschlossen, der dem blutigen 30jähr. Kriege ein Ende machte.
4. [⇐319]
[195⇒] Münster, die Hauptstadt des Bisthums gleiches Namens, im Oberstift, sehr schön gelegen, größten Theils schön gebaut, mit 25,000 Einwohnern. Die größte und schönste Kirche ist die h. Lambertskirche; an dem Thurm, der bei dieser Kirche steht, hängen [⇐195][196⇒] noch die drei eisernen Körbe, worin der König den Wiedertäufer Johann von Leyden nebst seinen beiden Fürsten, Bernhard Krechting und Knipperdolling, die hier 1533 ein Königreich errichten wollten, aufhängen ließ. Auch kam hier i. J. 1648. zwischen Deutschland und Frankreich der Westphälische Friede zu Stande. [⇐196]
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