Berg

1. An die Berge scheint die Sonne zuerst.Simrock, 9591.


2. Als der Berg aufhörte den Margel zu geben, fand man Gold in ihm. (Russ.)


3. Auch auf einem kleinen Berge kann ein grosser Fluss entspringen.


4. Auf Bergen geht der Wind heftiger als im Thal.


5. Auf dem berge stehet der herr.Henisch, 285.

Er wacht und sorgt für alles.


6. Auf einem Berge sieht man mehr, als auf zehn Hügeln.


7. Auf hohen Bergen sind die Winde rauher als im Thale.


8. Auff jenseit dem berg findet man auch leüt. Tappius, 11b.


9. Barg un Dal begegnen sick nich, äwest wol Minschenkinner. (Mecklenburg.) – Eichwald, 91; Mussäus, 121, 15; für Westfalen: Boebel, 144.

Abrechnung wegen Beleidigungen und Rechtsverletzungen ist nie unmöglich.

Frz.: Deux hommes se rencontrent bien, mais jamais deux montagnes.

Holl.: Bergen en dalen ontmoeten elkander niet, maar menschen wel.


10. Bârg un Dâl ligget stille, Minschenkinner moitet1 seck, sagt Tostmann. (Hildesheim.) – Hoefer, 1077.

1) Ist »moitet seck« das plattdeutsche möten, sick moten = sich mässigen, beruhigen, zurückhalten?


11. Bearg un Dal ligget stille, Menskenkinner begiegnet sik wan'er1 wo. (Westf.)

1) Wann eher, wann, irgendeinmal.

Engl.: Friends may meet, but mountains never greet. – Mountains do not come nearer to mountains, but men to men.

Frz.: Deux montagnes ne se rencontrent jamais, mais les hommes se rencontrent. (Lendroy, 1024.)

It.: Si riscontrano gli uomini, e non le montagne.

Lat.: Occurrunt homines, nequeunt occurrere montes. (Seybold, 400.)


12. Berg und Berg kommen nicht zusammen, aber Mensch und Mensch. (Neger in Surinam.)

Gleich Grosse machen selten Gemeinschaft. Auch die Römer haben dies ausgesprochen.

Lat.: Mons cum monte non miscetur. (Erasm., 855.)


[312] 13. Berg und Thal kommen nicht zusammen, aber die Leute (oder: aber gute Menschen wol).Ramann, II. Pred., II, 1; Grimm, I, 1505, 5; Henisch, 289; Simrock, 913; Lehmann, II, 50, 25; Eiselein, 67; Körte, 490; Gaal, 187; Kirchhofer, 234.


14. Berge kumme' nit zusamme', aber Menschen. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 699.

Wird vernommen, wenn entfernte Freunde sich an einem dritten Orte treffen. Dies Sprichwort gehört zu den ältesten und den am weitesten verbreiteten. Es war besonders in chaldäischer Sprache gebräuchlich: Turo beturo lo poga, enosch béenosch poga. Nach Duke's Rabbinischer Blumenlese kommt es auch bei den Arabern vor, wie es sich auch bei den Negern Surinams (vgl. Wullschlägel.) findet.


15. Berge werden von Herrn Niemand umgestossen.


16. Besser auf den Berg steigen, als herabfallen.


17. Bû me in den Berg räupet, sau anferdet ennem (oder: sau schallt et widder rûter). (Lippe.) – Curtze, 327, 156; für Iserlohn: Woeste, 76.


18. Den Berg hinauflaufen schicket sich wohl. Henisch, 289.


19. Der Berg braut die Nebel und die Ebene muss sie trinken. (Bor.) – Altmann V.


20. Die Berge brauen, die böhmischen Nebel kommen, es wird regnen. (Erzgebirge.) – Dove, Witterungsverhältnisse, S. 10.


21. Die berge gehen schwanger und wirt ein maus darauss.Henisch, 289; Luther, 21.


22. Die Berge kreissen, um ein Mäuslein zu gebären.Eiselein, 67.

In dieser Form hat sich die Stelle des Horaz: Parturiunt montes, bei uns eingebürgert. Wir finden sie bei Wieland; und in Lafontaine's Fabeln ist sogar ein kreissender Berg, aus dem eine Maus schlüpft, sauber in Kupfer gestochen. Der Gedanke aber, den Horaz ausdrückt, ist: Sie gehen mit Bergen schwanger und gebären eine Maus. Eine andere Uebersetzung ist, da montes der Accusativ ist, nicht gut denkbar, wenn auch nicht schon der Sinn dafür spräche, dass sich Horaz nur in vorstehender, nicht in obiger Weise ausdrücken konnte.

Frz.: C'est la montagne qui accouche d'une souris.

Holl.: De bergen zouden baren, en een muisje voortbrengen. (Harrebomée, I, 47.)

It.: Partoriscono i monti, e nasce un topo. (Pazzaglia, 352.)

Lat.: Parturiunt montes, nascetur ridiculus mus. (Erasmus, 337; Seybold, 427; Wiegand, 649.)


23. Die Berge sind nu nach mir zu.

Das Glück ist verscherzt.


24. Die genueser Berge sind ohne Gewächse, ihr Meer ist ohne Fische, ihre Weiber sind ohne Zucht und ihre Männer ohne Treue und Glauben.Berckenmeyer, 164.

So wurde einst Genua sprichwörtlich geschildert.


25. Die grössten Berge haben die grössten Thäler und der grösste Verstand macht oft die grössten Fehler.

26. Die höchsten Gebirge sind nicht die reichsten an Erz. (Uralgebirge.)


27. Die striegener Berge – ein Käse und zwei Quärge.

Zur Schilderung der eigenthümlichen Form der bekannten drei bei Striegau liegenden Berge. (Schles. Provinzialblatt, 1862, S. 686.)


28. Du kannst die Berge loben, aber bleib auf der Ebene.

It.: Loda il monte, e tienti al piano.


29. Ehe man über den Berg kommt, soll man nicht Juchhe schreien.

Lat.: Non est canendum epinicion ante victoriam. – Quando potes subici, non debes dicere vici.


30. Ein Berg steht nicht fester als ein Hügel.


31. Ein Berg wird erstiegen, aber nicht ertanzt.


32. Ein berg wird nicht vermischt mit dem andern.Henisch, 289.

Zwei Stolze und Uebermüthige werden selten einig.


33. Es gibt nicht blos Berge, es müssen auch Thäler sein.


34. Es haben nicht alle kahlen Berge Goldadern.


35. Es ist vom Berge so weit in den Grund, als vom Grunde zur Spitze.Henisch, 289.


36. Es kommt vom Berge selbst her, was ihn in Brand bringt.


[313] 37. Es kreissen Berge und es kommen nur Zwerge.


38. Es war nie ein Berg so hoch, das Thal war so niedrig (oder: es war ein Thal daneben). Simrock, 911; Henisch, 289; Franck, II, 139; Körte, 491.

So hoch jemand gestiegen, so tief kann er wieder fallen.

Holl.: Het waz nie gheen berg so hoge, he daelde wel. (Tappius, 234a.)

Lat.: Corinthus et collibus surgit, et vallibus deprimitur. (Strabo.) (Erasm., 93.) – Dionysius Corinthi.


39. Gegen den Berg ist der Wagen schwer.


40. Gemach fährt man den Berg hinauf.Körte, 495.


41. Grosse Berge dürfen eine Maus gebären.


42. Henger däm Bärg send och Löck (Leute). (Düren.) – Firmenich, I, 482, 7; für Göttingen: Schambach, 145; für Lippe: Curtze, 358.


43. Hindern Berge werd ôk Kauken ebacken. Schambach, 145.


44. Hinter dem Berg wohne' aach Leut'. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 805; Simrock, 917; Nopitsch, 72; Henisch, 289; Körte, 494; Bücking, 355.

Man bedient sich dessen, um einen Grossprahler, der Verstand, Geschäfts- und Weltkenntniss allein zu haben glaubt, daran zu erinnern, dass es anderwärts auch verständige Leute gebe und die Welt keineswegs durch die Berge, die seine Aussicht begrenzen, geschlossen sei.

Ung.: Nem egész világ Baranya, laknak Somogyban is. (Gaal, 185.)


45. Hinter dem Berge wohnen auch Leute. Körte, 494; Bücking, 355; Gaal, 185.


46. Hohe Berge, tiefe Thäler.Gaal, 184.

Frz.: Après grande montagne, grande vallée. (Cahier, 3891.)


47. In einem hohlen Berge hallt jedes Geräusch wider. (Chines.)

So ist ein leerer Kopf allen Einflüsterungen offen.


48. Je höher der Berg, je tiefer das Thal; je grösser Mann, je grösser Fall.Lehmann, II, 276, 7; Sailer, 152; Henisch, 289; Simrock, 910; Franck, I, 78; Fallersleben, 797; Eiselein, 67; Körte, 492; Gaal, 184; Kirchhofer, 229.

Je grösser die Anstrengungen waren, um Schwierigkeiten zu überwinden, desto angenehmer und belohnender ist der Sieg.

Engl.: The higher the mountain, the lower the vale.

Holl.: Hoe hooger berg, hoe dieper dal. (Harrebomée, I, 48.)

It.: Dove sono i gran monti, vi sono le gran valli.

Lat.: Si mons sublimis, profundior est tibi vallis. – Qui quaerit alta, is malum videtur quaerere. – Tolluntur in altum ut lapsu graviore cadant. (Seybold, 496.)


49. Jeder hat seine Berge.

Seine schweren Zeiten, in denen es Schwierigkeiten zu überwinden gibt.


50. Jenseits dess bergs findt man auch leut.Henisch, 289; Lehmann, II, 30, 43; Tappius, 11b.

51. Kahle Berge haben Goldadern.

Ehre grauen Häuptern, in ihnen wohnt Weisheit.


52. Kalte Berge gewöhnen an heisse Thäler.


53. Kanstu nit gar auff den berg, so bleib doch nit gar im thal.Henisch, 289; Lehmann, II, 316, 4; Sailer, 278; Körte, 493; Simrock, 915; Franck, I, 15; Gaal, 186; Seybold, 249.

Holl.: Al kunt gij op den berg niet gaan, blijf daarom in het dal niet staan. (Harrebomée, I, 47.)

Lat.: Est aliquid prodire tenus, si non datur ultra. (Horaz.) (Seybold, 149.)


54. Kein Berg ohne Thal.

Frz.: Chacun mont a son vallon. (Leroux, I, 53.) – Dieu ne scauroit faire une montaigne sans vallée. (Leroux, I, 11.) – Point le montagne sans vallée.

Holl.: Achter iederen berg ligt weêr een dal. (Harrebomée, I, 47.)


55. Kein Berg so hoch, das Thal so tief.Eiselein, 67.

Holl.: Nooit berg zoo hoog, of hij daalde wel. (Harrebomée, I, 48.)


56. Kein Berg so hoch, ein Esel mit Gold beladen kommt hinauf.

Holl.: Geen berg zoo steil, daareen ezel, med goud beladen, niet opklimt. (Harrebomée, I, 48.)


57. Kleine Berge haben nicht Eis und Blumen zugleich.

Holl.: Het komt maar grooten bergen toe, sneeuw en groen op denzelfden tijd te dragen. (Harrebomée, I, 48.)


58. Kleine Berge haben oft grosse Quellen.


59. Lobe die Berge und bleib in der Ebene.Eiselein, 67; Simrock, 912.

Holl.: Om vrij te zijn van ongeval, zoo prijs den berg en houd het dal. (Harrebomée, I, 48.)


[314] 60. Man kann auch einen Berg nicht höher ersteigen, als bis zur Spitze.


61. Man muss bissweilen einen Berg in ein Thal werfen und machen us alten Dingen ein E (um sie damit uszurechen).Lehmann, II, 408, 22; Eiselein, 67; Kirchhofer, 261.

Man muss die Sache nicht so genau nehmen, ein Auge zudrücken, und, wo es geht, zu vermitteln suchen.

62. Man muss keinen Berg anbeten, auch wenn er Goldadern hat.


63. Man muss nicht alle Berge eben und alles Krumme gerade machen wollen.Sailer, 274; Simrock, 914; Körte, 498.


64. Nur hohe Berge haben Schnee und Gras beisammen.Winckler, III, 51.

Selten sind Jugend und Verstand, Alter und Jugendfrische vereint.


65. Sie seind nicht alle vber den berg, denn jetz von statten gehet jhr werck.Henisch, 289.


66. Steile Berge hinanzusteigen fordert im Anfange langsame Schritte.Eiselein, 67; Simrock, 912.


67. Steile Berge kosten Schweiss.


68. Ueber dem Berge drüben findet man auch Leute.Sailer, 123; Eiselein, 67.


69. Wann alle berg mehl weren, so kundten sie doch den hunger nit stillen, wenn Gott straffen wolt.Henisch, 289.


70. Wenn Berge fallen, dann wird auch den Hügeln bange.


71. Wenn der Berg nicht zum Propheten kommen will, so muss der Prophet wol zum Berge gehen.


72. Wenn deu Berg wergd (wird) bunt, säou mott deu Hawer in'n Grund. (Lippe.) – Firmenich, I, 271.


73. Wenn die Berge beregnet werden, so rauchen sie.


74. Wenn die Berge gebären, wird das Kalb zur Maue.

Altfries.: Az dy bergen kealje wolle, dan wirt it keal en mumz.

Holl.: Wanneer de bergen zullen kalven (baren), dan wordt het kalf eene muis. (Sprenger I, 21.)


75. Wenn die Berge kreissen, tanzt das Wasser.

Altfries.: Az dy bergen kealje, dan donset it wetter.

Holl.: Als de bergen kalven (baren), danst het water. (Sprenger, I, 21.)


76. Wenn dir die Berge Honig antworten sollen, so musst du nicht Bär hineinrufen. (Russ.)


77. Wenn es aus den Bergen windet, so stürmt es über die Ebenen.

78. Wenn olle Berge Bottern wören un olle Grünne Grütte, un de Sunne up de Berge schuin', wat woll dat för eun Frêten suin. (Lippe.) – Firmenich, I, 270.


79. Wenn's auf dem Berge reift, ist's auch im Thale kalt, sagte der Küster von Elberfeld, da heirathete ein alter Mann ein junges Mädchen.Hoefer, 629.


80. Wenn's auf dem Berge reift (schneit), ist's gewiss im Thale kalt.Sprichwörtergarten, 291; Körte, 499; Kirchhofer, 315.

Sinnliche Leidenschaften haben beim Greise keine grosse Stärke. Auch: Alte sind schwer für grosse Ideen zu begeistern.

Frz.: Quand il neige sur les montagnes, il fait bien froid aux vallées.


81. Wenn schon alle Berge nichts anderes als Mehl wären, so könnte man doch den Hunger damit nicht stillen, wenn es unsere Sünden also verdient hätten.Luther, 407.

Kommt in der Auslegung des Propheten Hosea vor.


82. Wen's auff dem berg gereiffet hat, so ist's im thal alles erfroren.Henisch, 289; Eiselein, 67; Simrock, 916; Sailer, 194.

Frz.: Gelée blanche sur la montagne. (Cahier, 3892.)


83. Wer auff dem berge steht, den sihet yederman.Agricola, II, 311.


84. Wer Berge erstiegen, fürchtet Hügel nicht.


[315] 85. Wer nicht auf den Berg kann, der bleibe im Thal.Kirchhofer, 175; Lehmann, 26, 32.


86. Wer nicht hinter dem Berge halten kann, ist jetzund ein verlorner Mann.

It.: Chi non sa fingere non sa regnare. (Pazzaglia, 124.)


87. Wer nich kann vber die berg steigen, der kriech vbers grass.Lehmann, 119, 17.


88. Wer nur Berge vor sich sieht, dem knicken die Beine schon beim ersten.


89. Wer wider die Berge stürmt, gewinnt nichts.


90. Wer will auf des Berges Rücken, der muss sich bücken.


91. Wie vom berg ein regen felt, vergeht der Mensch in dieser Welt.Henisch, 289.


92. Wo die Berge Dünen sind, da sind die Thäler Seen. (Bor.) – Altmann V.

Bor liegt in einer den Ueberschwemmungen der Wolga ausgesetzten Niederung und hat eben keine andern Höhen, als die durch das Austreten der Wolga gebildeten Sanddünen.


93. Wo es Berge abzutragen gibt, kommt man mit Händereiben (Händefalten) nicht aus.


94. Wo hohe Berge, da sind auch tiefe Thäler.

Frz.: Il n'y a pas de montagne sans vallée.


95. Zween Berge kommen nicht leicht zusammen.Henisch, 289.


*96. A ies lange über olle Barge.Robinson, 49.


*97. A kan schräcklich hindrem Barge halten. Gomolcke, 148; Robinson, 308.


*98. Achtern Barge holen.Eichwald, 40.


*99. Berge versetzen (können, wollen).

Holl.: Met den wil kan men bergen verzetten. (Harrebomée, I, 48.)


*100. Den höltern Berg herop gohn. (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 402.

D.h. zu Bette gehen.


*101. Der Berg hat eine Maus geboren.

Frz.: La montagne a enfanté une souris.


*102. Der hat noch keinen Berg umgerissen, wird auch keinen umreissen.


*103. Die Berge ins Thal ziehen.

Mittelweg.


*104. Du biss noch nich owern Barg. (Göttingen.)

Warnender Zuruf für den, der sich seines Glücks unmässig freut.


*105. Eher geht der Berg ins Thal spazieren –

ehe nämlich das oder jenes geschieht.

Lat.: Prius locusta bovem pariet. – Prius ovem lupus ducat uxorem. (Aristoph.) (Philippi, II, 107.)


*106. Einem goldene Berge versprechen.Henisch, 289; Eiselein, 67; Seybold, 47.

Von denen, die jemand ausserordentliche Versprechungen und ungewöhnliche Hoffnungen machen. Hergenommen von der Prahlerei der Perser, die sich wegen ihrer Goldgruben mit goldenen Bergen gross machten.

Frz.: Promettre monts et merveilles: promettre des montagnes d'or.

Holl.: Hij kan met gene bikkels betalen, maar wel gouden bergen beloven. (Harrebomée, I, 48.)

Lat.: Aureos polliceri montes. (Terenz.) (Erasm., 584; Seybold, 310.) – Magnos promittere montes. (Wiegand, 561.) – Maria et montes polliceri. (Sallust.) (Wiegand, 670-671.)


*107. Er hält am Berge wie der Kettger Hirte. (Leipzig.)

Weiss sich nicht zu helfen.


*108. Er ist lange über alle Berge. (Schles.)

Von einem Flüchtigen.


*109. Er ist über (ist noch nicht über) den Berg.

Steht oder sitzt fest, hat die Schwierigkeit überwunden.

Frz.: Avoir ville gagnée. (Lendroy, 1544.) – Étre au-dessus des monts (auch: du vent). (Lendroy, 1516.)

Holl.: Hij is dien berg over.


*110. Er will alle Berge eben machen.

Alles reformiren, umgestalten.


*111. Hinder dem berge halten.Egenolff, 89; Tappius, 101b; Eiselein, 67.

Seine wahre Meinung geheim halten, nicht offen zu Werke gehen. Aus dem Kriege entlehnt, wo man Hinterhalte, um sie vor den Augen des Feindes zu verbergen, hinter Berge oder Gebüsche zu legen pflegt, woher sie dann unvermuthet hervorbrechen und nicht selten dem siegestrunkenen Feinde die errungenen Vortheile entreissen.

Lat.: Post principia stare. (Tappius, 101a.)


*112. Ich hab' ihm einen Berg aufgeschüttet und er hat mir eine Grube gegraben. (Lit.)


[316] *113. Noch nicht über alle Berge sein.


*114. Sich hinter dem Berge halten.

In einer sichern Stellung.

Lat.: Extra telorum jactum. (Seybold, 166.)


[Zusätze und Ergänzungen]

zu9.

Für Arnsberg: Firmenich I, 353, 12; für Düsseldorf: Firmenich I, 438, 19; für Holstein: Schütze I, 69; für Altmark: Danneil 15.

Lat.: Occurrunt homines, nequeunt occurrere montes. (Egeria, 195.)


zu12.

Berg und Thal kommen nicht zusammen, aber siebenhunderttausend Thaler Reisewitzer Bierbrau-Actien. (Dresdener Nachrichten 1869.) – Die Italiener: die Berge bleiben stehen, aber die Menschen begegnen sich: I monti si stanno fermi gli uomini però s' incontrano. (Giani, 1107.)

Schwed.: Afside bor och folk. (Grubb, 7.)


zu13.

Engl.: Friends may meet, but mountains never greet.

Frz.: Les montagnes ne se rencontrent pas, mais les hommes se rencontrent.

It.: I monti stan fermi, e le persone camminano. (Marin, 4.)

Lat.: Malum malo aptissimum.

Schwed.: Aldrig så langt emellan bergen att inte trollen råkas. (Marin, 4.)


zu14.

In Warschau: Berg kümmen nit zünauf (zusammen), aber Menschen mit Menschen.

Poln.: Góra z gorą się nie zejdzie, ale człowiek z czło wiekiem się zejść moźe. (Lompa, 12.)


zu22.

Die Allgemeine Schulzeitung, Darmstadt 1863, S. 260 widerspricht, montes für den Accusativ zu nehmen und verweiset auf das griechische Original, dessen wörtliche Uebersetzung der Horazische Vers sei. – Wenn sich Horaz 1878 auf dem Gute des Herrn Schnür- Wegezin bei Anklam in Pommern befunden hätte, so würde er gesungen haben: Parturiunt canes, nascetur ridiculus mus. Dort ist nämlich dem 12 Jahre alten Wachtelhund des genannten Gutsherrn während der Kartoffelernte, in der er dem Geschäft des Mausefangs eifrig oblag, eine Maus, ehe er sie erbeissen konnte, hinuntergeschlüpft, hat sich durch den Magen hindurch und zu einer Seite hinausgefressen. Der Hund, welcher sich vor Schmerzen krümmte und wälzte, hat sie natürlich sofort, als sie mit dem Kopfe herauskam, erbissen. In diesem Zustande fand der Herr seinen alten lieben Wachtelhund, der getödtet werden musste, wobei der Vorgang festgestellt wurde. Der obengenannte Gutsherr, welcher zugleich Amtsvorsteher ist, berichtet den Vorgang selbst in der Neuen Stettiner Zeitung, aus der er in Nr. 293 der Nieder- Schlesischen Zeitung übergegangen ist.


zu44.

»Auch hinter den Bergen wohnen Leut, gewandt im Reden und gescheidt.«

It.: Al di-là de' monti sono anche uomini che hanno sale in zucca. (Giani, 1672.)


zu48.

»Das sihet man überal, je höher berg je tiefer Thal.« (Loci comm., 169.) – Ye hoher perg, ye tieffer tal. (Hofmann, 30, 50.)

Dän.: Jo hoyere bjerg, jo dybere dal. (Prov. dan., 71.)


zu50.

In Luther's Ms. S. 5. Jhenese des Berges sind auch Leute.


zu54.

Frz.: Nulle montaigne sans vallée.

Lat.: Mons absque valle nullus. (Bovill III, 175.)


zu55.

Lat.: Dionysius Corinthi. (Binder II, 798; Erasm. 328; Lang, 225; Philippi I, 121; Seybold, 128.)


zu59.

It.: Loda il monte, e tienti al piano. (Gaal, 405.)

Lat.: Laudato ingentia rura exiguum colito. (Virgil.) (Philippi I, 221.)


zu71.

Nach einer mohamedanischen Legende, bekannt durch Hagedorn's Gedicht: Mahomed und der Hügel. »Zum Volke sprach der Prophet etc.« Hagedorn's Poetische Werke, Hamburg 1764, I. 92.


zu80.

Lat.: Quando caput albicat, canis pruinis tunc inferiora algent. (Binder II, 2733; Lehmann, 9, 61.)


zu94.

Dän.: Höyeste bjerg haver dy beste dal. (Prov. dan., 71.)


zu95.

Frz.: Entre deux montaignes la vallée. (Leroux I, 59.)


zu106.

»Da thetestu mir viel andre gaben vnd köstlich güldne Berg gelaben.« (Waldis IV, 99, 94.)

Engl.: To promise wonders.

It.: Promettere roma e toma. (Giani, 1869.)

Lat.: Montes auri policere. (Terenz.) (Binder II, 1883; Froberg, 447.) – Promissis onerare. (Caelius.) (Binder II, 2673.)

Schwed.: Lofwa guld och grôna skogar. (Marin, 19.)


zu110.

Lat.: Tertius de coeło cecidit lato. (Binder II, 3317; Seybold, 603.)


115. Achdern Barg wônt ôk Lüde. (Holstein.) – Schütze I, 69; für Altmark: Danneil I, 15.


116. Auch Berge und Felsen vergehen.

Lat.: Mors etiam saxis mormoribusque venit. (Philippi, I, 256.)


117. Auf den Bergen ist Freiheit.Büchmann, 10, Aufl., S. 28.

Aus Schiller's Braut von Messina in den Volksmund eingedrungen.


118. Berg und Thal chöma nid zsäma, aber d' Lüt. (Bern.) – Zyro, 3; für Franken: Frommann VI, 164, 35.

Die Basken sagen: Der Berg kann ohne den Berg bestehn, die Menschen müssen zusammengehn. (Westermann, Monatsschrift IV. Bd. S. 587.)


119. Berg und Thal kommt z' sümme, warum sollet d' Leut net z' sümme komme. (Schwaben.)


[958] 120. Biärch un dâl begignet sick nitt, oawer en Mensk dem annern.Woeste, 65, 14.


121. D' Biérge' begene' sech net, ower d' Leit. Dicks I, 7.


122. Da kommt Berg und Thal zusammen, sagte Klaus, als er einen Bucklichen gehen sah.


123. Der Berg schimpft den Berg, aber der Berg merkt nichts davon.Merx, 82.


124. Der Berg wolt einen Risen hecken vnd bracht ein Mäuslin für die Gecken. (S. 22.)Henisch, 1402, 27.


125. Der höchste Berg ist die Thürschwelle.


126. Die Berge bescheisst man am besten, wenn man sachte geht. (Schles. Riesengebirge.)

Eine gute Regel für Bergreisende.


127. Ein Berg kan man abtragen, worumb solt man nicht einen Schatz abtragen.Dietrich I, 769.


128. England hat wegen der schönen Berge, Brücken und Bäume, Schlösser, Könige, Kirchen, Weiber und Wolle, so wird gesponnen, das Lob der Schönheit gewonnen. Beiche, 227b.


129. Es ist kein Bergk so hoch, es gehet der mal eins auch wieder thalein.

»Darff sich derhalben niemand zu sehr brüsten.«


130. Es kracht der Berg und kommt ein Zwerg. (S. 22.)Simplic., Vogelnest, 288.


131. Et is beter, dat de Barge verdrüget, as das de Äbenen versinket.Schambach II, 170.


132. Hinter dem Berge sind auch Backöfen. Scharfenberg, Historia, 113.


133. Hohe Berg' und junge Weiber machen krumme Knie' und matte Leiber.Frischbier, II, 343.


134. Hohe Berge und tiefe Schächte, junge Weiber und frisches Brot, sind des Bergmanns Tod. (Königshütte, Ober-Schles.)


135. Man kan die hohen Berg nicht bochen. Lehmann, 894, 4.


136. Neben dem Berge liegt das Thal.

It: Allato al monte trovasi la valle. (Giani, 1156.)


137. Wär nich up'n Barge steit, ôk nich wêer runder geit.Schambach, II, 559.


138. Wer die Berge der Bäume (des Waldes) beraubt, ist ein grösserer Frevler als er glaubt.

Alexander von Humboldt sagt: »Durch Fällung der Bäume, welche die Berggipfel und Abhänge bedecken, bereiten die Menschen unter allen Himmelsstrichen den kommenden Geschlechtern eine doppelte Plage: Mangel an Brennstoff und – Wasser


139. Wer einen Berg immer nur ansieht und spricht: der Berg ist verdammt hoch! wird seinen Gipfel nie erklettern.


140. Wer kan die Berg pochen! Rührt man sie, so rauchen sie.Lehmann, 876, 19.

Wer kann wider Mächtige sich auflehnen?


141. Wer nicht hinterm Berg halten kan, der gibt kein guten Amtmann.Petri, II, 744.


142. Zwischen den Bergen sehnt man sich in die Ebene zurück.


*143. Dä hölgen Berg1 erop met dä Wâchter2. (Köln.) – Firmenich I, 476, 243.

1) Die Treppe hinauf.

2) Mit den Wichtern (Kindern) ins Bett.


*144. De biärch es in lâk1 un päle. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 87, 132.

Die Grenzen sind bestimmt.

1) Lâk = Grenze, Grenzstein.


*145. Der Berg ist erstiegen.

Wir sind am Ziel, oder wir haben, nachdem die grössten Schwierigkeiten überwunden sind, einen Ruhepunkt erreicht. – In Egypten sagt man in ähnlichem Sinn: die Kamele haben die Sykomoren erreicht. (Burckhardt, 708.) Sykomoren sind Bäume, die in Egypten sehr häufig neben den öffentlichen Brunnen angepflanzt sind, und unter deren Schatten die Reisenden und ihre Lastthiere ausruhen.


*146. Du hältst hinterm Berge wie der grepzger1 Hirte.

Wenn Jemand etwas im Rückhalt, auch einen geheimen Vorrath, einen verborgenen Nothpfennig hat.

1) Von Greipzig, einem Dorfe im Altenburgischen.


[959] *147. Einem Berge machen. (Altenburg.)

Ihm Hindernisse bereiten, z.B. du willst mir Berge machen.


*148. Er ist über dem Berge gewesen.

In der berliner Volkssprache heisst dies so viel als in Spandau. »Nante, du lässt dir ja nicht mehr blicken; wat is dir denn passirt?« – »Ich dachte, Fritze, du wüsstest es; ich bin drei Monate über 'n Berg gewesen.« (Anekdotenjäger, XXII, 155.)


*149. Er rührt die Berge an, und sie sollen rauchen.

Holl.: Rueert die berghe, si sullen roken.

Lat.: Sic psalmista canit: mons tangitur et famigabit. (Fallersleben, 608.)


*150. Er will Berge umreissen.

Er ist sehr emsig, er gönnt sich keine Ruhe, nicht Zeit zu essen; er thut als ob er Berge umreissen wollte.


*151. Es geht den Berg hinab mit ihm.


*152. He hält jümmer achter dem Berge. (Lippe.) – Für Holstein: Schütze I, 69.

Ist aus Klugheit oder Arglist zurückhaltend.


*153. He löpt den Berg af. (Deutz.)

Seine Vermögensverhältnisse verschlechtern sich.


*154. Jeder will vff ein besondern Berg.Lehmann, 813, 8.

Von Uneinigen. (S. Seil.)


*155. Wir sind noch nicht über den Berg.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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