[1005⇒] Würzburg, unmittelbare Stadt, Hauptstadt des bayr. Reg.-Bez. Unterfranken und Bezirksstadt, am Main, (1900) 75.499 (1905: 80.325) E., Garnison, Sitz der Kreisregierung, eines Bischofs, Land-, Amtsgerichts, Oberpost-, Oberbahnamtes, einer Reichsbankstelle, Handels- und Gewerbe-, Handwerkskammer, des Generalkommandos des 2. Korps; roman. Dom (1189 geweiht); Neumünster Kirche (18. Jahrh.), Marienkapelle (14. Jahrh.), Universitäts-(Neubau-)Kirche (16. Jahrh., Sternwarte auf dem Turm), Hauptkirche (17. Jahrh.), altgot. Deutschherrenkirche (jetzt Militärmagazin), St. Burkardkirche (11. Jahrh.) u.a.; königl., früher bischöfl. Schloß (Residenz, 1744) mit großartigem Treppenhaus, Kaisersaal, Gemäldesammlung; Juliusspital (1567); Universität (1402, 1582 erneuert; 1400 Studierende); mit Bibliothek (300.000 Bände), 2 Gymnasien, Realgymnasium, Kreisreal-, königl. Musikschule, Priester-, Schullehrerseminar, Taubstummen-, Blinden-, Augenheilanstalt; bedeutender Wein- und Fruchthandel, Weinbau (Leisten- und Steinwein). Die Festungswerke wurden 1867-74 niedergelegt, die ehemal. Zitadelle Marienberg, bis 1720 bischöfl. Residenz, ist jetzt Kaserne. Hier 3. Sept. 1796 Sieg Erzherzogs Karl über die Franzosen unter Jourdan; 27. Juli 1866 Beschießung der Zitadelle durch die Preußen. – Das Bistum W., 741 gestiftet, später Fürstbistum, kam 1803 an Bayern, 1805 als Kurfürstent. W. an den Großherzog von Toskana, der es 1806 in ein Großhzgt. W. verwandelte, 1815 wieder an Bayern. – Vgl. Göbl, »W., kulturhistor. Städtebild« (4. Aufl. 1901), Gurlitt (1902), von Wegele, »Geschichte der Universität W.« (2 Tl., 1882), Stamminger und Amrhein, »Franconia sacra. Geschichte des Bistums W.« (1896 fg.). [⇐1005]
[793⇒] Würzburg (Virteburch, Wirceburgum, Herbipolis, hierzu der Stadtplan mit Register), Hauptstadt des ehemaligen Fürstbistums W., jetzt unmittelbare Stadt und Hauptstadt des bayr. Regbez. Unterfranken, liegt in reizender Gegend zu beiden Seiten des Mains, über den hier drei Brücken führen, 181 m ü. M. Die Stadt galt bis 1866 als Festung. Der Hauptteil dieser, der Marien- oder Frauenberg, liegt am linken Mainufer auf dem 265 m hohen Leistenberg und war von 12611720 Sitz der Bischöfe. Die mit einem Ring von prächtigen Anlagen sowie einer Ringstraße und dem Mainkai umschlossene Stadt ist im Innern unregelmäßig gebaut. Unter den 36 Kirchen (darunter 2 evangelische) ist die Domkirche (862 gegründet, 1042 neu erbaut) mit der prachtvollen Schönbornschen Kapelle und vielen Denkmälern von Bischöfen die hervorragendste.
Die Haugerstiftskirche, ein stolzer Bau im Stil der italienischen Renaissance, mit Doppeltürmen und hoher Kuppel, ward 167091 erbaut und neuerlich geschmackvoll restauriert. Die ursprünglich romanische Neumünsterkirche (von 1000?) bewahrt in der Krypte die Gebeine des heil. Kilian. Ferner sind zu nennen: die Universitätskirche mit der Sternwarte (auf dem Turm), die Deutschhauskirche und die Marienkapelle, zwei der schönsten Denkmäler gotischer Baukunst, letztere mit 20 Statuen von Tilman Riemenschneider aus dem 15. Jahrh., und die Kirche auf der Festung, die älteste in Franken. Außerdem hat die Stadt eine Synagoge. Unter den übrigen öffentlichen Gebäuden zeichnen sich aus das durch Balthasar Neumann von 172044 erbaute königliche Residenzschloß (früher Residenz der Fürstbischöfe, dann des Großherzogs), mit dem Kaiser- und dem Spiegelsaal, letzterer mit Gemälden auf Spiegelglas, und herrlichem Garten; das große, reiche und trefflich eingerichtete Juliushospital, das Gebäude der Universität, das neue Rathaus u. a. Vor dem Juliushospital steht die Statue des Fürstbischofs Julius (von Widnmann, von Miller in Erz gegossen); ein Denkmal zur Erinnerung an Walther von der Vogelweide (von Halbig, seit 1843) befindet sich in einer Nische der Neumünsterkirche, in deren Kreuzgang der Dichter 1230 begraben ward. W. hat außerdem Denkmäler des Bürgermeisters Zürn, des Japanreisenden v. Siebold, des Komponisten Val. Becker, des Prinz-Regenten Luitpold, einen Luitpold- und einen Kiliansbrunnen und einen Bismarckturm.
Die Bevölkerung beläuft sich (1905) mit der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 9,2 Feldartillerieregimenter Nr. 2 und 11 und 2 Kompanien Train [⇐793][794⇒] Nr. 2) auf 80,327 Seelen, davon 15,341 Evangelische und 2535 Juden. Die Industrie besteht in Fabrikation von Tabak, Möbeln, Maschinen, chirurgischen, mathematischen und musikalischen Instrumenten, Kunstwolle, Eisenbahnwagen, Hartsteinen, Spielkarten, Goldleisten, Lampen, Metallwaren, Essig, Likör, Malz, Schokolade, Schaumwein etc., in Bierbrauerei, Eisengießerei und Ziegelbrennerei. Großartig sind die früher in dem ehemaligen Cistercienserkloster Oberzell (s. d.) von König und Bauer gegründeten, 1901 auf das rechte Mainufer verlegten Etablissements zur Herstellung von Buchdruckschnellpressen. Außerdem sind noch zu nennen: Schiffbau, Kunst- und Dampfsägemühlen, Obst-, Getreide-, Gemüse-, vor allem aber Weinbau. In der ganzen Umgebung der Stadt liegen zahlreiche Weinberge (ca. 1200 Hektar), die in guten Jahren einen Ertrag von 5 Mill. Mk. liefern. An dem südlichen Abhang des Frauenbergs, der sogen. Leiste, wächst der berühmte Leistenwein, an dem nach Veitshöchheim a. M. sich hinziehenden Steinberg der Steinwein (s. Frankenweine). Der Handel, unterstützt durch die Handels- und Gewerbekammer von Unterfranken, durch einen Handelsverein, eine Reichsbankstelle (Umsatz 1906: 526,6 Mill. Mk.), die königliche Filialbank, Bayrische Notenbank, Bayrische Bodenkreditanstalt und zahlreiche andre Bankgeschäfte sowie durch das Eisenbahnnetz und die Mainschiffahrt, für die W. einen Hafen besitzt, ist besonders bedeutend in Wein, Holz, Gerste, Chemikalien, Metallwaren, Mühlenfabrikaten etc. Auch hat W. drei Messen, einen Wollmarkt, eine Getreideschranne, Viktualien- und Viehmärkte. Den Verkehr in der Stadt vermittelt eine elektrische Straßenbahn. Für den Eisenbahnverkehr ist die Stadt Knotenpunkt der bayrischen, bez. badischen Staatsbahnlinien Treuchtlingen-Aschaffenburg, Bamberg-W., Passau-Nürnberg-W. und Heidelberg-W.
Unter den Bildungsanstalten ist zunächst die Universität zu nennen. Dieselbe wurde 1403 vom Bischof Johann von Eglofstein gegründet, ging aber bald wieder ein. Erst 1582 gründete der Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn eine neue Hochschule, die seit der Vereinigung Würzburgs mit Bayern (1815) den Namen Julius Maximilians-Universität erhielt. Zur Beförderung der medizinischen Studien dient vornehmlich das Juliushospital, mit dem ein Entbindungshaus und ein Krankenhaus für Epileptische sowie eine Augenheilanstalt (v. Welzsche Marienstiftung) und ein hygienisches Institut in Verbindung stehen. Die Bibliothek enthält über 100,000 Bände (meist aus alten Klöstern). Die Zahl der Studierenden belief sich im Sommersemester 1907 auf 1408 (worunter beinahe die Hälfte Mediziner). Ferner hat W. 2 Gymnasien, ein Realgymnasium, eine Oberrealschule, ein Priester-, ein bischöfliches Knaben- und ein Schullehrerseminar, Schulen des Polytechnischen Vereins, eine Landwirtschaftsschule, eine jüdische Lehrerbildungsanstalt, eine Handelsschule, eine Baugewerkschule, eine Fachschule für Maschinenbau und Elektrotechnik, ein adliges Erziehungsinstitut, eine Mädchenbesserungsanstalt, ein Kindergärtnerinnenseminar, eine Musikschule (gegründet 1804; vgl. die Denkschrift von Kliebert, Würzb. 1904), eine Taubstummen- und eine Blindenanstalt, eine Hebammenschule etc. sowie die Wagnersche Kunstsammlung der Universität, eine städtische Gemälde- und Münzsammlung und ein Theater. Unter den Vereinen sind eine Physikalisch-medizinische Gesellschaft, eine Gesellschaft zur Beförderung und Vervollkommnung der Künste und Gewerbe, der fränkische Kunst- und Altertumsverein, die Gesellschaft für fränkische Geschichte, ein Historischer Verein für den Regbez. Unterfranken und ein Weinbauverein nennenswert. An Wohltätigkeits- und andern Anstalten besitzt W. mehrere Spitäler, ein Waisenhaus, eine Irrenanstalt, 9 Klöster, eine Diakonissenanstalt, ein Zuchthaus etc. Die städtischen Behörden zählen 20 Magistratsmitglieder und 42 Stadtverordnete. Die Stadt ist Sitz der Regierung für Unterfranken, eines Bezirksamts, eines Landgerichts, einer Oberpost- und einer Eisenbahndirektion, eines Hauptzollamts, ferner eines Bischofs und eines bischöflichen Konsistoriums und eines Distriktsrabbinats. Von militärischen Behörden befinden sich dort das Generalkommando des 2. bayrischen Armeekorps, der 4. Division, der 7. Infanterie- und der 4. Feldartilleriebrigade. In der Nähe von W. liegt der Nikolausberg mit der Wallfahrtskirche Käppele und reizender Aussicht. Der lateinische Name Herbipolis (»Kräuterstadt«) wurde der Stadt im 12. Jahrh. beigelegt. Zum Landgerichtsbezirk W. gehören die elf Amtsgerichte zu Arnstein, Aub, Brückenau, Dettelbach, Gemünden, Karlstadt, Kitzingen, Marktbreit, Ochsenfurt, Wiesentheid und W.
W. geht auf eine keltische Niederlassung zurück, erhielt aber erst nach der Errichtung des Bistums (741) Bedeutung. Wie in allen Bischofsstädten suchte sich auch in W. die Bürgerschaft der bischöflichen Herrschaft zu entziehen, trachtete nach der Reichsfreiheit und schloß sich deshalb, namentlich unter König Heinrich IV., an das Königtum an, während ein dauernder Kampf zwischen Bürgerschaft und Bischof stattfand. Endlich unterlag die Stadt in der Schlacht bei Argtheim 1400. Aus dem Anschluß der Stadt an das Königtum erklärt sich die häufige Abhaltung von Reichstagen in W.: 1180 wurde hier Heinrich der Löwe geächtet, 1209 die Verlobung Ottos IV. mit Beatrix, der Tochter Philipps, beschlossen. Im Bauernkrieg führte die Gegnerschaft zum Bischof und die Hoffnung auf Reichsfreiheit zum Anschluß der Bürgerschaft an die Bauern, aber der tapfere Widerstand der Feste Marienberg veranlaßte die Wendung des Kampfes. 1558 ward W. von Wilhelm v. Grumbach überrumpelt. Die glänzendste Zeit für W. war die Regierung des Bischofs Julius Echter von Mespelbrunn, der das Juliushospital und die Universität (1582) gründete. Im Dreißigjährigen Kriege ward die Stadt 18. Okt. 1631 von Gustav Adolf besetzt. Eine neue Blüte erlebte W. im 18. Jahrh. unter den Bischöfen aus dem Hause Schönborn, die den genialen Architekten Balthasar Neumann beschäftigten. Am 3. Sept. 1796 siegten hier die Österreicher unter Erzherzog Karl über die Franzosen unter Jourdan. 1803 fiel W. an Bayern, 1805 an den Erzherzog Ferdinand als Hauptstadt eines Großherzogtums, 1815 an Bayern zurück. Im Herbst 1848 tagte hier eine Versammlung der deutschen Bischöfe, die in einer Denkschrift (29. Nov.) die Trennung von Staat und Kirche verwarfen, für letztere aber volle Selbständigkeit verlangten. Vom 23.27. Nov. 1859 fand hier die unter dem Namen Würzburger Konferenzen bekannte ergebnislose Zusammenkunft der Bevollmächtigten der deutschen Mittel- und Kleinstaaten behufs engern Zusammenwirkens in Bundesangelegenheiten statt. Ebensowenig Erfolg hatten die von ebendiesen am 18. und 19. Febr. 1864 gehaltenen Konferenzen zum Zweck gemeinsamen Verhaltens in der schleswig-holsteinischen Frage. Am 27. Juli 1866 wurde die Festung von den Preußen beschossen; nach dem Waffenstillstand [⇐794][795⇒] besetzten die Preußen 2. Aug. die Stadt, die Festung blieb jedoch in den Händen der Bayern. Vgl. Heffner, W. und seine Umgebungen (2. Ausg., Würzb. 1871); Führer von Rehbinder (1893), Stahel (1895), Beckmannn (1906) u. a.; Scharold, Beiträge zur ältern und neuern Chronik von W. (Bamb. 18181819, 2 Bde.); Ögg, Entwickelungsgeschichte der Stadt W. (hrsg. von Schäffler, Würzb. 1881); Urlichs, Die Baugeschichte Würzburgs (das. 1878); Wegele, Geschichte der Universität Wirzburg (das. 1882); Cronthal, Die Stadt W. im Bauernkriege (das. 1888); Göbl, W., die Stadt des Rokoko (7. Aufl., das. 1908); v. Loesen, Die Feste Marienberg (das. 1896); Gurlitt, Historische Städtebilder, Bd. 2: Würzburg (Berl. 1901); Holländer und Heßler, Malerisches aus Alt-W. (Würzb. 1908); Heßler, Klimatologie Würzburgs (das. 1906). [⇐795]
[434⇒] Würzburg, 1) (W. rechts des Mains), Landgericht im baierischen Kreise Unterfranken, auf der rechten Seite des Main; 3,25 QM., 16,100 Ew.; 2) (W. links des Mains), Landgericht ebendaselbst, auf dem linken Mainufer; 4,20 QM., 19,000 Ew.; 3) Verwaltungsdistrict ebendaselbst, begreift die beiden erwähnten Landgerichte, 7,48 QM. mit 35,100 Ew.; 4) Stadtbezirk ebendaselbst, von 0,59 QM., enthält die Stadt W. (Wirceburgum, Herbipolis), Hauptstadt des Kreises Unterfranken, am Main, über welchen von dem eigentlichen W., Festung bis 1856 u. daher mit Mauer u. Wall umgeben, eine steinerne, 570 Fuß lange Brücke von sieben Bogen, mit 12 Standbildern von Heiligen geziert, nach Kleinwürzburg u. der noch in gutem Vertheidigungsstand befindlichen Festung Frauen- od. Marienberg (um 1650 zugleich mit der Stadtbefestigung erbaut auf der Stelle, wo Drusus ein Castell hatte) auf der linken Mainseite führt, u. an der Baierischen Westbahn (Bamberg-Aschaffenburg-Hanau), ferner durch directe Bahnen mit Nürnberg, Ansbach (Gunzenhausen) u. Heidelberg (1864 noch im Bau begriffen) verbunden; ist Sitz der Kreisbehörden, eines Bezirks-, Stadt- u. Schwurgerichts, der beiden Landgerichte, eines Bischofs mit Domcapitel, einer Handelskammer etc.; reizend gelegen u. umgeben von vielen Weinbergen, von denen die an den, Leiste genannten südlichen Abhängen der Festung Marienberg den Leisten- u. flußabwärts rechts nach Veitshöchheim hin auf dem Steinberg den Steinwein geben, aber unregelmäßig gebaut. Von den Straßen verdienen die Domgasse, der Graben u. die untere Promenade, u. von den Plätzen der Residenzplatz genannt zu werden. Merkwürdig sind: das königliche Residenzschloß, [⇐434][435⇒] sonst Residenz der Bischöfe u. des Großherzogs, mit zwei Seitengebäuden, vier Stockwerken, 270 F. lang, sechs Höfen, 284 Zimmern (Kaiser- od. Marmorsaal), herrlicher Haupttreppe mit Deckengemälden von Tiepolo, ungeheuern Kellerräumen u. Garten; erbaut 172044 von Neumann nach dem Muster des Schlosses von Versailles (vordem residirten die Bischöfe auf dem Marienberg); die Domkirche St. Kilian, gegründet 742, 1189 eingeweiht, um 1240 wesentlich verbessert, 1852 renovirt, mit vier Thürmen u. vielen Denkmälern von Bischöfen; die Stiftskirche zu St. Johannis in Haug od. die Hauger Kirche, 167091 nach dem Muster der Peterskirche in Rom erbaut, mit zwei Thürmen u. majestätischer Kuppel (hier verrichtete Fürst Alexander von Hohenlohe seit 1820 seine Wunder u. las täglich Messe); die Neumünsterkirche aus dem 11. Jahrh., mit Stuck u. Vergoldung u. dem 1843 an der äußeren Wand errichteten Denkstein für den Dichter Walther von der Vogelweide, dessen Grab sich im alten Kreuzgang befand, so wie mit dem Grabe Trithems; die Marienkapelle auf dem Markte, im zierlichsten u. reinsten gothischen Style 13771409 aufgeführt, 1844 hergestellt, Bildhauerarbeiten von Riemenschneider, auf ihrem Thurme steht ein kupfernes, vergoldetes Marienbild; die St. Burkhardskirche, 10331042 nach einem Brande neu erbaut; das Rathhaus, das Regierungsgebäude u.a.; die katholische Universität (gestiftet 1403 vom Bischof Johann von Egloffstein, 1582 vom Bischof Julius wieder hergestellt u. Julia genannt, 1803 vom Kurfürsten Maximilian nochmals erneut u. Julius-Maximiliansuniversität genannt), hat Bibliothek von 100,000 Bänden, 4000 Incunabeln u. 900 Handschriften, meist aus alten Klöstern, Botanischen Garten, Naturaliencabinet, Physikalisches Cabinet, Astronomische Anstalt, Archäologisches u. Münzcabinet, Anatomisches Cabinet, Thierarzneischule etc., 60 Professoren u. (1863) 650 Studenten, von denen die Hälfte Mediciner, Chirurgen, Pharmaceuten u. Chemiker sind; sonstige Unterrichtsanstalten sind das Priester u. Schullehrerseminar, das Gymnasium, die Lateinische Schule, die Landwirthschafts- u. Gewerbeschule, die Hebammenschule; Wohlthätigkeits- u. sonstige Anstalten: das große Juliushospital, gegründet 1576 vom Bischof Julius Echter von Mespelbrunn (dessen eherne Bildsäule von Schwanthaler 1847 vor demselben aufgestellt wurde) u. 1852 durch einen Neubau (die Anatomie) vergrößert, ist eine musterhafte Krankenanstalt u. Schule für Ärzte, wozu eine eigene Kirche, Botanischer Garten, Anatomisches Theater, große medicinische Sammlungen, Entbindungsanstalt, Versorgungsanstalt für Handwerksgesellen u. Dienstboten u. m. a. gehören, u. worin täglich 600 Personen (darunter 300 Kranke) versorgt werden; die Orthopädische Heilanstalt, das Damenstift zu Sta. Anna, ein großes Hospital mit einem Epileptiker- u. Gebärhause, Bürgerspital (1319 gegründet), Militärspital, Dienstbotenpflege (1794 gegründet), das Vierzehn-Nothhelferspital (1494 gegründet), Waisenhaus, Taubstummenanstalt, Irrenanstalt, Siechenhaus, mehre Kinderbewahranstalten, sechs Klöster (der Augustiner, Minoriten, Kapuziner, Karmeliter, Barmherzigen Schwestern u. Ursulinerinnen). Gelehrte Gesellschaften: Historischer Verein für den Kreis Unterfranken (s. Alterthumsvereine), Literarischer Verein, Kunst-, Gewerbe-, Weinbau- verein; ferner Museum, Theater etc., sechs Buchhandlungen, acht Buchdruckereien, fünf Lithographische Institute. Man fertigt in W. Tuch, Leder, Cigarren, Spielkarten, Messer, chirurgische, mathematische, musikalische Instrumente, Möbel, Farben, Hüte, Rosenkränze, Essig, Bier u.a., u. hat Schiffbau, Handel u. Schifffahrt u. ausgezeichneten Weinbau; 36,300 Ew. (im Jahr 1861), darunter 3000 Protestanten u. 900 Juden. Die besuchtesten Vergnügungsorte in der Umgegend sind Veitshöchheim, Himmelspforten, die Moschee, Vogelsburg etc. In der Nähe ist auch der Kapellen- od. Nikolausberg, mit vielen Kapellen, die Stationen des Leidens Christi bezeichnend, oben mit der um 1650 erbauten, achteckigen Nikolauskapelle, dem sogenannten Käppele, einer Wallfahrtskirche mit reizender Aussicht. Vgl. Scharold, W. u. seine Umgebungen, Würzb. 1836; Heffner u. Reuß, W. u. seine Umgebungen, ebd. 1852.
Die Entstehung der Stadt, deren lat.- griech. Name Herbipolis (Kräuterstadt) seit dem 12. Jahrh. vorkommt (während sie Abt Trithemius Paeonio, Preapolis, Paeapolis, Paepolis, Hereburgum u. Macropolis, Konrad Celtes aber Erebipolis [Unterweltstadt] nannte), fällt wahrscheinlich in das 6. Jahrh., denn schon 650 war W. Residenz ostfränkischer Herzöge u. kommt als Castellum Virteburch vor. 740 starb der letzte Herzog von Franken, Hetenus, u. 752 schenkte Pipin die Stadt auf dem Reichstage zu Frankfurt dem Bischof zu W., u. sie blieb seitdem fortwährend die Residenz der Bischöfe. 902 eroberte sie Graf Albert von Bamberg u. verjagte den Bischof Rudolf. 1121 wurde hier der Reichsfrieden des Kaisers Heinrich V. mit den empörten Reichsständen, bes. mit Lothar, Herzog der Sachsen, abgeschlossen. 1526 eroberten die fränkischen u. schwäbischen Bauern im Bauernkriege die Stadt. Gustav Adolf, König von Schweden, erhielt sie 1631 in Übergabe u. stürmte die Citadelle Marienberg, verordnete auch eine Stiftsregierung, halb aus katholischen, halb aus protestantischen Domherrn bestehend. 1635 wurde die Stadt nach der Schlacht von Nördlingen von den Kaiserlichen unter General Götz überrumpelt u. nun stark befestigt, bes. aber 1719 von dem Bischof Johann Philipp mit eigentlichen Festungswerken versehen. Als 1796 die Franzosen unter Jourdan in Franken vordrangen, ergab sich W. sammt Citadelle am 24. Juli ohne Widerstand, doch am 1. September erschienen die Österreicher unter dem Erzherzog Karl wieder vor W. u. schlugen die Franzosen am 3. September in der Schlacht bei W. 1803 kam W. an Baiern, 1805 an den Großherzog von W. (s. oben S. 434). Über die Räumung der Citadelle durch die Franzosen nach dem Pariser Frieden s. ebenda. 4814 kam W. wieder an Baiern. Hier wurden auch zwei Concilien (1130 u. 1288) u. drei Reichstage (1166 vom Kaiser Friedrich I., dann zu Anfang des 13. Jahrh. von Otto IV. u. 1221 von Friedrich II.) gehalten. Hier vom 23. October bis 15. November 1848 Versammlung deutscher Bischöfe (4 Erzbischöfe, 17 Bischöfe, viele andere namhafte Geistliche); vom 24. bis 27. November 1859 Zusammenkunft (Würzburger Conferenzen) der Minister u. Bevollmächtigten der deutschen Mittel- u. Kleinstaaten behufs eines engeren Zusammenwirkens in Bundesangelegenheiten u. verschiedener Reformen (wie der Bundeskriegsverfassung, Küstenbefestigung, Einsetzung [⇐435][436⇒] eines Bundesgerichts etc.), welche aber zu keinem Resultate führte; am 18. u. 19. Februar 1864 Conferenz der Minister der (meisten) deutschen Mittel- u. Kleinstaaten wegen der Haltung in der schleswig-holsteinschen Angelegenheit, der identischen Haltung u. ihrer Verbindung unter einander (gegenüber den deutschen Großstaaten) u. der Erhaltung ihrer Selbständigkeit. Vgl. E. G. Scharold, Beiträge zur ältern u. neuern Chronik von W., Bamb. 181819, 2 Bde.; C. Böniken, Grundriß einer Geschichte der Universität W., Würzb. 1782._ 88, 2 Bde.; J. C. Goldmeyer, Beiträge zur neuesten Geschichte der Universität W., Bamb. 181819, 2 Hefte. [⇐436]
[752⇒] Würzburg , feste Hauptstadt des bayer. Reg.-Bez. Unterfranken, am Main, mit 28000 E., Bischofssitz, hat schöne Gebäude aus alter und neuer Zeit, eine 1403 gestiftete, 1582 durch Bischof Julius Echter von Mespelbrunn eigentlich gegründete Universität, deren berühmte medicinische Facultät trefflich ausgestattet ist (Juliusspital), zahlreichen wohlthätigen Anstalten, einigen Fabriken, Weinbau, Weinhandel. Außerhalb der Stadt liegt auf einem 400' hohen Berge die Festung Marienstein (Leistenwein, Steinwein). Sieg des Erzherzogs Karl über Jourdan 3. Sept. 1796. Versammlung der deutschen Bischöfe u. Erzbischöfe im Okt. und Nov. 1848. [⇐752]
[765⇒] Würzburg, Hauptstadt der bair. Provinz Unterfranken mit Aschaffenburg (bis 1837 Untermainkreis), liegt an beiden Ufern des Mains in einem von Weinbergen umschlossenen Thale, die mehr als 7000 Morgen enthalten, und zählt 23,000 meist katholische Einw.
Die eigentliche und der größere Theil der befestigten Stadt am rechten Ufer ist durch eine 103 F. lange steinerne Brücke mit acht Bogen und 12 kolossalen Steinbildern von Heiligen mit dem Main viertel am linken verbunden. Hier liegt auf einem 400 F. hohen Berge die Citadelle oder Feste Marien- oder Frauenberg mit der ältesten Kirche in Franken und bis 1720 die Residenz der würzburger Bischöfe, an deren Abhange, Leiste genannt, der berühmte Leistenwein wächst. Unter den öffentlichen Gebäuden der nichtsehrregelmäßig gebauten Stadt zeichnen sich aus: das hier abgebildete, 1720 vom Fürstbischof Grafen von Schönborn neu erbaute ehemalige bischöfliche Residenzschloß, eins der schönsten in Deutschland, [⇐765][766⇒] 270 F. lang, ein längliches Viereck mit zwei vorspringenden Flügeln, 284 Zimmern, einem prächtigen Marmorsaale, sechs Höfen und Kellern für 2200 Fuder Wein; ferner die Domkirche, das neue Münster mit den Gebeinen des Frankenapostels Kilian, die ehemalige Stiftskirche, das Juliushospital, Theater u.s.w. Die 1403 gestiftete und 1582 erneute (katholische) Universität zählt über 400 Schüler und wurde vom Fürstbischofe Julius aus den Besitzungen und Einkünften der im Bauernkriege verheerten und verlassenen Klöster dotirt. Er war auch Stifter des Juliushospitals, das mit der Universität in Verbindung steht und der medicinischen Facultät einen besondern Ruf hat erhalten helfen. Auch ist eine musikalische Bildungsanstalt mit der Universität verbunden, wo Jeder im Gesange und auf einem Instrumente unentgeltlich Unterricht erhalten kann und von deren 150–200 Mitgliedern wöchentlich zwei Mal große Musikaufführungen gehalten werden. Außerdem bestehen in W. ein Gymnasium, ein geistliches und Schullehrerseminar, eine Thierarzneischule, eine Blindenanstalt, eine Anstalt zur Heilung von Krüppeln (Dr. Heine's orthopädisches Institut), eine Gesellschaft zur Vervollkommnung der Künste, Gewerbe u.a. Einige Fabriken, Mainschiffahrt und Handel, besonders mit Wein, Weinbau gehören zu den Nahrungsquellen der Stadt, welche auch der Sitz hoher Behörden, zweier Collegiatstifte und eines Bisthums ist. Dieses wurde 741 gestiftet und der erste Bischof Burghard im Jul. vom h. Bonifacius auf der Salzburg (Selz), der jetzt in Trümmern liegenden Pfalz Karl des Großen bei Neustadt an der Saal geweiht, wo 1841 zur Gedächtnißfeier in Anwesenheit König Ludwig's I. unter Assistenz mehrer Bischöfe der Grund zum Wiederaufbau der Schloßkapelle gelegt wurde. Die ehemaligen Bischöfe erwarben nach und nach ein Besitzthum von 90 ! M., führten seit der Mitte des 15. Jahrh. auch den Titel Herzog von Franken und hatten 1/2 Mill. Gldn. Einkünfte. Nach Aufhebung des Bisthums (1803) kam es größtentheils als Entschädigung für dessen verlorene Rheinprovinzen an Baiern, von welchem es 1805 gegen Schadloshaltung wieder abgetreten und nun als Kurfürstenthum an den ehemaligen Großherzog Ferdinand von Toscana und nachherigen Kurfürsten von Salzburg kam, welches letztere Östreich erhielt. Nach dem Beitritte zum Rheinbunde nahm er 1806 den Titel eines Großherzogs von W. an, das endlich 1814 wieder an Baiern, wie Toscana wieder an den Großherzog kam. [⇐766]
[469⇒] Würzburg. In einem schönen Thale an beiden Seiten des Mains, von Weinbergen umkränzt, liegt diese alte ehrwürdige Bischofsstadt, jetzt der Hauptort des Untermainkreises im Königr. Baiern mit ihren 23,000 Ew. Sie ist unregelmäßig gebaut, aber voll von Sehenswürdigkeiten und interessanten Instituten, als der großartigen Mainbrücke mit ihren 12 Heiligen, der Citadelle Marienberg, 12 Hospitälern, Arbeits- und Waisenhäusern, einem Theater, der Universität mit reicher Bibliothek und zahlreichen Naturalien- etc. Cabineten, Seminarien, Gymnasium, Hebammenschule, Mädchenpensionat, Centralindustrieschule, musik. Akademie etc. Das ehemals bischöfl., jetzt königl. Schloß mit dem prächtigen Kaisersaale und dem grandiosen Keller (für 2200 Fuder Wein), die Domkirche mit vielen Denkmälern, die Neumünster-, Johannis-, Michaelis- und Universitätskirche, das große Juliushospital, das schöne Harmoniegebäude etc. sind nur einzelne Perlen aus W's reichem Gebäudeschatz. Zahlreiche Fabriken, starker Weinbau (am Abhange der erwähnten Citadelle wächst der beste unter den Frankenweinen: der Leistenw., und in der Nähe am Steinberge der Steinw.) und ein gewinnreicher Handel verbreiteten ungemeinen Wohlstand in der freundlichen Stadt, der sich auch auf's Schönste in dem hier für Kunst und Literatur allgemein herrschenden Sinne ausspricht. [⇐469]
[508⇒] Würzburg, am Main, in einer sehr angenehmen Gegend gelegen, mit ungefehr 21,400 Einwohnern, zwar ziemlich groß, aber doch meistens mit krummen und winkligen Straßen. Zu den merkwürdigsten Gebäuden gehören das schöne neue Residenzschloß; die Domkirche zu St. Kilian (des Stifters und Schutzpatrons, welcher auch an dem Orte, wo diese Kirche steht, ermordet wurde); das treflich eingerichtete Juliushospital (eins der schönsten Institute dieser Art). Vielleicht läßt sich auch noch hieher die Stift-Haugs-Kirche (zu St. Johann im Haug) rechnen, weil sie ein Model der Peterskirche zu Rom ist, und vorher an Schönheit, wegen der treflichen Gefäße, Crucifixe etc. von gediegenem Silber, bedeutender sein mochte, als in der neueren Zeit, wo die bayerische Regierung das meiste davon hatte nach München schaffen lassen. Die Festung Marienberg, oder Frauenberg, gleich vor der Stadt gelegen, mit einer treflichen Aussicht, ist merkwürdig wegen der sogenannten Leiste (einer gewissen Seite des Bergs), wo der berühmte Leistenwein den Namen, aber wol sehr oft nicht seinen Ursprung her hat. Dieser ganz vorzügliche auf dieser Seite gebaute Wein, wird eigentlich blos nur an den Hof, und etwa ein kleiner Theil an das Julius-Hospital abgeliefert; daher denn auch mancher ehrliche einfache Würzburger, mit dem Namen Leistenwein gestempelt, dafür verkauft und getrunken wird. Nicht minder bekannt für den Weintrinker ist der Steinwein, welcher auf dem jenem gegenüber liegenden Steinberge wächst. – Würzburg zählt auch zu seinen bedeutenden Bildungsanstalten vorzüglich die Universität, welche schon im Jahr 1591 gestiftet, aber in der [⇐508][509⇒] neueren Zeit 1803 wieder neu gegründet wurde, und eine ganz neue, von der gewöhnlichen Form abweichende Einrichtung erhielt. Auch wurde am 1. Jan. 1804 hier für die Lutheraner und Reformirten zugleich eine protestantische Kirche errichtet. [⇐509]
Buchempfehlung
Der satirische Roman von Christoph Martin Wieland erscheint 1774 in Fortsetzung in der Zeitschrift »Der Teutsche Merkur«. Wielands Spott zielt auf die kleinbürgerliche Einfalt seiner Zeit. Den Text habe er in einer Stunde des Unmuts geschrieben »wie ich von meinem Mansardenfenster herab die ganze Welt voll Koth und Unrath erblickte und mich an ihr zu rächen entschloß.«
270 Seiten, 9.60 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro