1. Allen glauben, ist zu viel, keinem glauben, zu wenig.
Daher behauptete Barreaux: Nichts sei schwerer für einen Mann von Verstande, als der Glaube.
Böhm.: Zárovĕn zle jest i všechnĕm vĕřiti, i nikomu. (Čelakovský, 252.)
Lat.: Utrumque vitium est, et omnibus credere, et nulli. (Seneca.) (Binder II, 3463.)
Poln.: Zarównie złe i wszystkim wierzyé, i nikomu. (Čelakovský, 252.)
Span.: Quien á todos cree, yerra, quien á ninguno, no acierta. (Cahier, 3344.)
2. Baldt glauben nam nie kein gut end. – Henisch, 1635, 68; Petri, II, 30.
3. Besser zu wenig als zu viel glauben.
Frz.: Cuideurs n'est pas juste mesures. ( Leroux, II, 207.)
4. De licht lövt, wart licht bedrâgen. – Frommann, IV, 141, 310; Bueren, 148; Hauskalender, I.
5. Der leicht glaubt, würt leicht betrogen. – Franck, I, 87b.
6. Der leicht glaubt, würt leicht betrübt. – Franck, I, 141b.
7. Du salt gheinem gelöuen, du hebbest dan thovorn eyn schepel saltz mit eme geethen. – Tappius, 19a.
Lat.: Nemini fidas nisi cum quo prius modium salis absumpseris. (Tappius, 19a.)
8. Es glaubt keiner, dass er kahl sei, er greife es denn.
9. Es glaubt sich schwerlich und betet sich laulicht, wenn die Zehngebote im Wege stehen. – Petri, I, 34; Henisch, 1633, 66.
10. Es ist misslich glauben, wie ander Leuth glauben. – Henisch, 1633, 68.
11. Es ist schwer zu glauben, dass jemand sein eigen Heil verräth. – Graf, 445, 414.
Es ist nicht wahrscheinlich, dass jemand sich zu einer strafbaren Handlung bekennen wird, wenn er sie nicht begangen hat.
Altfries.: Is 't quaed to lyówen, dat ymmen syn ayn heyl wriete. (Hettema, Jurisprudentia frisica, XXV, 26.)
12. Glaub dem, der es versucht und erfahren hat. – Henisch, 1636, 39; Petri, II, 341.
13. Glaub keinem (vnd trawe keinem), du habest denn ein Scheffel Saltz mit einem gessen. – Henisch, 1636, 43; Lehmann, II, 229, 128.
Auch die Holländer sind der Ansicht, dass man erst dann wissen könne, ob jemand zu trauen sei, wenn man einen Scheffel Salz mit ihm gegessen habe. Die Venetier empfehlen, allen zu glauben, aber keinem zu trauen. Die Basken: jedem zu glauben und sich vor allen zu hüten. (Reinsberg III, 72.)
14. Glaub keinem weib, wann sie auch todt ist. – Gruter, I, 44; Henisch, 1636, 45.
Die Mailänder meinen: Der arme Tropf, der einer Frau glaubt, fällt in die Schlinge oder ins Netz. Die Polen sagen: Wer sein Vertrauen einzig auf eine Frau [1703] setzt, der ist närrisch. Und die Franzosen: Wer einer Frau glaubt und einen Esel führt, ist nicht ohne Verdruss und Mühe. (Reinsberg I, 25 u. 26.)
15. Glaub keinem Wolf auf grüner Heid', auch kein Juden auf sein Eid, auch keinem München auf sein G'wissen, du wirst sonst von allen drei beschissen. – Tischreden, Append.
16. Glaub nicht, du hast es dann in der Hand. – Lehmann, 519, 17.
17. Glaub nicht leicht dem gedicht, wass ein böss Weib bericht. – Henisch, 1407, 46.
18. Glaub nicht leichtlich allen, was da hast, las dir gefallen. – Mathesy, 25b.
19. Glaub nicht on prob. – Franck, I, 104; Henisch, 1636, 43; Lehmann, II, 230, 128; Körte, 2183.
Goethe lässt den Faust sagen: »Die Botschaft hört' ich wol, allein mir fehlt der Glaube.«
Dän.: Tro ei alt det som siges. (Prov. dan., 556.)
Frz.: Bien fait qui se porvoit en croire ce qu'il voit ce dit li vilains. (Leroux, II, 181.) – On croit ce que l'on voit.
It.: Chi crede senza pegno, non ha ingegno.
Lat.: Aurea ne credas, quaecunque nitescere cernis.
20. Glaub nicht zu viel!
»Das ist ein Sprichwort Momento diffidere.« (Heshusius, II, CCXXa.)
21. Glaube mir, bei Lehnert ist das beste Bier. – Baltimore Herald.
Sprichwort der deutschen Biertrinker und Bieranpreiser in Baltimore um das Jahr 1850.
22. Glaube nicht alles, was du hörst; sag' nicht alles, was du weisst; gebrauche (gib) nicht alles, was du hast; verlange nicht alles, was du siehst; thue nicht alles, was du kannst. – Eiselein, 240; Körte, 2181; Petri, II, 515.
»Was der Menschheit noch Ehre macht, ist, dass die Umstände und Gewalt sie schon dahin gebracht haben, alles zu essen, aber noch niemals dahin bringen konnten, alles zu glauben.« (Welt und Zeit, II, 113, 196.) Die Böhmen drücken auf eine recht sinnige Weise den Gedanken aus, dass man nichts ungeprüft nehmen, sondern über das, was man hört, erst nachdenken solle, indem sie sagen: Die Ohren wachsen nicht über die Hirnschale hinaus: Výše lbu uši nerostou. (Čelakovský, 74.)
Dän.: Troe ei alt det du hører; siig ei alt det du veed; giør ei alt det du kandst; brug ei alt det du har; begier ei alt det du seer. (Prov. dan., 27.)
Frz.: Il ne faut pas tout croire. – Mauvais fait croire qu'anc'on ot (tout ce qu'on entend). (Leroux, II, 260.) – Ne croy pas tous ce que tu oy (entends). (Leroux, II, 267.)
It.: Non far ciò che tu puoi, non spender ciò che tu hai; non creder ciò che tu odi, e non dir ciò che tu sai. (Cahier, 2896.)
Lat.: Crede parum, tua serva, et quae periere relinque, irreparabilium est felix oblivio rerum. (Philippi, I, 97.)
23. Glaube nicht bald, das dein behalt; was weg ist, lass fahren; thue nicht hesslich dich gebaren. – Lehmann, 325, 64; Eiselein, 240.
Dän.: Tro, tal og døm ei for hastigt. (Prov. dan., 556.)
Lat.: Crede parum, tua serva, et quae periere relinque. (Binder I, 245; II, 602; Lehmann, 793, 1; Philippi, I, 97; Seybold, 94.)
24. Glaube nicht leicht, was du wünschest; baue auf kein Versprechen und zähle auf kein Geld, das du nicht in der Tasche hast, so wirst du viel Aerger und Verlegenheiten ersparen.
25. Glaube nicht, wenn's regnet vor deinem Stall, es regne überall.
26. Glaube, wenn du's in der Hand hast. – Eiselein, 240; Simrock, 3675.
Sehr charakteristisch sagt dagegen der Spanier: Es ist besser zu glauben, als zu zweifeln. (Mas vale creer que buscar.)
27. Glauben auff (oder: wider) hoffnung ist ein gab Gottes. – Henisch, 1634, 6.
28. Glauben ist gut, schauen ist besser, haben am besten.
29. Glauben ist leichter1 als denken.
1) Wenn nicht leichter, doch bequemer. Daher sagte ein junger Edelmann seinem Lehrer in der Mathematik, der ihm den Beweis für einen Lehrsatz führte: »Machen Sie sich keine Mühe; geben Sie mir ihr Wort darauf, dass der Lehrsatz richtig ist, und ich glaube Ihnen.« (National-Zeitung, Berlin 1856, Nr. 461.)
30. Glauben, lieben vnd leiden macht einen Christen. – Henisch, 603, 12.
[1704] 31. Glauben macht söli und vadoump (verdammt). (Steiermark.) – Firmenich, II, 767, 68.
32. Glauben und Meinen bringt Reu' und Weinen.
Frz.: Cuider (croire) fait souvent l'homme menteur, et d'un maistre petit serviteur. (Leroux, II, 207.)
33. Glauben und schauen ist zweierlei.
Die Basken sagen: Der Glaube besteht im Glauben und nicht im Sehen. (Reinsberg II, 2.)
34. Glaubst du, so redest du; redest du, so must du leyden; leydest du, so wirst du getröst. – Henisch, 1634, 11; Petri, I, 43.
35. Glaubt jhr nicht, so bleibt jhr nicht. – Henisch, 1634, 9; Petri, I, 43.
Frz.: Il vaut mieux croire que mescroire. (Leroux, II, 240.)
36. Glöbet ju denn, ek bin sau eine, dä sek lött? segte Trinfieke, aber dabü böre se schon den Rock in de Höchte. (Halberstadt.) – Hoefer, 1079.
37. Glo'm unn Mênen, dat drögt (trügt). (Rendsburg.)
38. Ich glaub mehr dann du, sagt Maroth, ich glaub, du seyest ein Narr, das glaubest du nicht. – Henisch, 1636, 66.
39. Ich glaube, so weit ich schaue.
Böhm.: Pokud ti vĕří, potud ti namĕří. (Čelakovský, 251.)
Poln.: Jileć wierzą, tyleć namierzą. (Čelakovský, 251.)
40. Ich hätt's nicht geglaubt, sagte der Abt, als der Mönch in einem Sitz zwanzig Krüge soff. – Klosterspiegel, 29, 13.
41. Ich hätt's nicht geglaubt, sprach der Bauer, als er den Wagen umgeworfen. – Eiselein, 240; Mayer, II, 196.
42. Ich muss glauben, wiewol es nicht war ist, sagte jener Bawer, den man überred, grün were blawe. – Lehmann, 323, 48.
43. Ich will's lieber glauben als erfahren. – Moscherosch, 348.
44. Ik gloauwe nit, dat dat Kind oald wêrt; wenn ik segge: käsken1 min Jüngesken, dann schitt 'e Stränge bit ant Schapp. (Westf.)
1) Wenn man zu Kindern spricht, erhalten nicht selten die Verben, gleich den Substantiven, die Diminutivsilben ken, chen.
45. Ik glöw't allên, segt Andres Witt, wenn 't all Lüd' glöwen. – Hoefer, 1129.
46. Im Glauben sei nicht schnell, im Trauen nicht zu keck, denn Trauwohl reitet sonst das Pferd hinweg. – Hertz, 62.
47. Jedem ist zu glauben in seiner Kunst. – Simrock, 6094.
48. Jeder glaubt, er habe den Stein der Weisen gefunden.
Frz.: Chacun croit être certain de son fait. (Leroux, II, 197.)
49. Keinem glauben oder allen, wird ins Fehlerhafte fallen.
Lat.: Credere nil vitium est, vitium est quoque, credere cuncta. (Binder II, 604.)
50. Leichtlich glauben hat nie gut gethan. – Henisch, 1637, 9.
Unter dem 13. Nov. 1799 schrieb Klopstock an Herder: »Wenn man ohne strenge Untersuchung annimmt, was andere meinen, so erlaubt man ihnen eine furchtbare Herrschaft über sich. Ich habe nie andere in irgendeiner Sache beherrschen wollen, aber andere haben mich auch nicht beherrscht.« (Herder's Nachlass, Frankfurt a.M. 1857, I, 211.)
51. Man glaubt an keinen scheissenden Heyligen. – Henisch, 1637, 15; Lehmann, II, 401, 13.
52. Man glaubt den augen weiter, denn den ohren. – Henisch, 679.
53. Man glaubt eher das Schlechte als das Gute.
Frz.: L'en croist plustost le mal que le bien. (Leroux, II, 253.)
54. Man glaubt keinem Heiligen, er thu dann Zeichen. – Lehmann, 322, 21; Lehmann, II, 401, 15; Henisch, 1637, 6.
Dän.: Tro ikke træ-guden, uden hand giør jertegne. (Prov. dan., 556.)
It.: Non si crede al santo sin che non fà miracoli. (Pazzaglia, 74, 5.)
55. Man glaubt keinem mehr als er hat. – Henisch, 1637, 18; Lehmann, II, 401, 14; Petri, II, 447.
Lat.: Quantum quisque sua nummorum possidet arca, tantum habet et fidei. (Gaal, 649.)
[1705] 56. Man muss manches glauben, was man nicht versteht.
57. Man muss nicht allen vnd jedermann glauben. – Henisch, 1637, 19.
58. Mancher glaubt nicht, biss die Creutz an dem Weg kommen. – Henisch, 619, 39.
»Da nemlich wanderleut ermordet.«
59. Mancher glaubt nicht, er fühle dann. – Henisch, 1637, 9; Petri, II, 449.
60. Mancher glaubt nicht, es komme jhm dann der glaub inn die Hand. – Henisch, 1637, 9; Petri, II, 449.
Böhm.: Vĕřím, co v rukou držím. – Víra nadĕji nic nepůjčuje. (Čelakovský, 257.)
61. Me mott nit olles gläuwen, wat de Lüde säget. (Waldeck.) – Curtze, 331, 212.
Frz.: A tous non à chacun faut croire. (Leroux, II, 167.)
62. Nicht leichtlich glauben, ist die höchste Weissheit. – Henisch, 1637, 26.
63. Niemand glaubt an Gottes Wort mehr. – Lehmann, II, 433, 62.
64. Niemand glaubt, das einem andern weh ist. – Henisch, 1637, 27.
65. Nit glaabe is kaan Kunscht, glaabe is e Kunscht. – Tendlau, 924.
Erwiderung Strenggläubiger in Bezug auf religiöse Vorschriften; um zu sagen, dass verneinen leichter ist, als festhalten und danach handeln.
Frz.: En un mui de cuidier (croyance, doute) n'a pas plain de savoir. (Leroux, II, 109.)
66. Ob es einer schon nicht glaubt, so ist er darumb kein ketzer nicht. – Agricola I, 368; Ramann., Unterr., III, 7.
67. So vil einer glaubt, so vil ist einer selig. – Henisch, 1634, 59.
68. Was ich glaube, kann ich nicht begreifen.
Nach Tertullian besteht der wahre Glaube in der Annahme dessen, was wider die Vernunft ist. »Es ist ohne weiteres zu glauben«, sagt er, »weil es abgeschmackt ist; es ist gewiss, weil es unmöglich ist.« (Kirchenglaube und Erfahrung, Stuttgart 1854, S. 47.)
69. Was man gern glaubt, dessen erfrewet man sich. – Lehmann, 323, 42.
70. Wat men jeär jlöwst, jlöwt men leit. (Gladbach.) – Firmenich, III, 516, 22.
71. Wei diy glöwt un 't Bedde verköwt, dei kan am Awend int Sträu liggen goahn1. (Büren.)
1) D.h. sich legen. In ähnlicher Weise sagt man: stoahn goaen (stehen gehen) für: sich stellen; sitten goaen für: sich setzen, liggen goaen für: sich legen.
72. Wennste 't1 nit gläuwen wesst2, dann laup met de Kopp vör den Döhrenpos3, dann fühlste 't. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 315.
1) Wenn du es.
2) Willst.
3) Thürpfoste.
73. Wer allen glaubt, kann leicht zu Schaden kommen.
74. Wer bald glaubt, wird bald vnd offt betrogen. – Gruter, III, 104.
75. Wer baldt glaubet, der ist leichtfertig. – Henisch, 1637, 60.
Lat.: Levitas est, nimium esse credulum. (Henisch, 1637, 61.)
76. Wer dat gläuvd un sin Bett verkäufd, dä litt mem (mit dem) Arsch om Ströh. (Köln.) – Weyden, I, 4; hochdeutsch bei Frischbier, 1293.
77. Wer einfeltig glaubt, der glaubt am schwersten. – Henisch, 1635, 20.
78. Wer es nicht glaubt, dass der Rock macht den Mann, hatte noch keinen fremden an.
79. Wer es nicht glaubt, dem wird's nicht geglaubt. – Lehmann, 418, 34.
80. Wer es nicht glaubt, der thut darumb kein todsunde. – Agricola I, 402.
81. Wer glaubt an ⇒ Träume (s.d.), dem werden sie Schäume.
82. Wer glaubt, dass ein Finantzer wahrsagt vnnd ein Fuchs fromb sey, der wird betrogen. – Lehmann, 324, 50.
83. Wer glaubt dem Wolf auf der Heid', dem Krämer auf seinen Eid, dem Juden auf sein Gewissen, [1706] wird seinen Glauben bereuen müssen. – Gaal, 732.
Oder in der ältern Form: wird von allen dreien beschissen.
84. Wer glaubt, der denkt nicht. – Frischbier2, 1295.
Erwiderung, wenn jemand sagt: Ich glaubte.
85. Wer glaubt, der ist (wirdt) versehen. – Henisch, 1635, 27; Petri, II, 101.
86. Wer glaubt eim jeden süessen Wort, betrogen wirdt an manchem Ort. – Henisch, 1637, 65.
87. Wer glaubt, flieht nicht.
88. Wer glaubt, kan nicht verderben, müesst er gleich zehenmal sterben. – Henisch, 1635, 31; Petri, I, 102.
89. Wer glaubt ohne Pfand, hat keinen Verstand.
Frz.: Croir de légier n'est pas séur. (Leroux, II, 207.)
It.: Chi crede senza pegno, non ha ingegno. (Gaal, 732.)
90. Wer glaubt seinem Feind, der ist sein selbst Feind.
Die Urtheile des Feindes enthalten aber oft mehr Wahrheit als die unserer sogenannten Freunde.
Ung.: Meglásd kinek hígy. (Gaal, 1551.)
91. Wer glaubt vnd helt sein Gewissen rein, dess wil Gott stets sein Schutzherr sein. – Petri, I, 101.
92. Wer glaubt, wirdt nicht gericht. – Henisch, 1635, 28.
93. Wer ihm glaubt und dem Teufel, wird von beiden betrogen.
94. Wer leicht glaubt, wird leicht betrogen, sagte der Pfaff', als ihm die Magd das Kind gab.
95. Wer leicht glaubt, wirt leicht betawbt. – Franck, II, 96b; Eiselein, 240; Simrock, 3673.
Die Portugiesen sagen von einem solchen, erschöpfe Wasser im Korbe oder in der Getreideschwinge. (Reinsberg III, 71.)
Lat.: Qui facile credit, facile quoque fallitur idem. (Eiselein, 240; Gaal, 732.)
96. Wer leichtlich glaubt, würt leicht betrogen. – Agricola I, 16; Franck, I, 104a; Tappius, 144a; Henisch, 1637, 67; Petri, II, 731; Lehmann, 321, 13; Lehmann, II, 842, 287 u. 870, 146; Eyering, II, 660; Gruter, I, 81; Pred. Sal. 19, 4; Schulze, 157; Zehner, 322; Hermann, II, 5; Hollenberg, II, 60; Pistor., IX, 53; Siebenkees, 20; Müller, 37, 1; Steiger, 282; Eiselein, 240; Simrock, 3674; Kirchhofer, 169; Körte, 2182; Frischbier2, 1296; Braun, I, 832; Froschm., S. VII; Zaupser, 379; für Waldeck: Curtze, 331, 213.
Böhm.: Kdo k vĕření snadný, snadný k oklamání. – Kdo lehce uvĕří, hned ge v lcb udeří. – Kdo lehce vĕří, snadno pochybí. – Kdo se dovĕří, nejsnáze jest toho oklamati. – Lichá v lidech povaha, nevĕříž každému. (Čelakovský, 251.)
Frz.: Cil qui de legier croit de legier est decéus, et por ce ne doit on pas croire de legier à chacune parole. (Celui qui croit légèrement est facilement trompé; aussi ne doit-on pas croire facilement chaque parole.) (Leroux, II, 202.)
Holl.: Die gheringhe looft, is haest bedroghen. (Tunn., 13, 19.)
It.: Chi è facil' a credere, si trova spesso ingannato. (Pazzaglia, 74, 2.) – Chi tosto crede, tardi si pente.
Lat.: Credulitas error magis est, quam culpa. – Credulitas est deceptionis mater. – Fiducia pecunias amisi, diffidentia servavi. (Erasm., 212; Henisch, 1637, 68; Philippi, I, 156; Tappius, 144a.) – Qui facile credit, deceptus saepe recedit (oder: facile quoque fallitur [decipitur] idem). (Gaal, 732.) – Qui leviter credit, deceptus cito recedit. (Fallersleben, 317.)
Poln.: Kto łatwie uwierzy, wnet się w łeb uderzy. (Čelakovský, 251.)
Ung.: Ki könnyen hisz, könnyen megcsalódik. (Gaal, 732.)
97. Wer leichtlich jedem glaubt, der ist leichtfertig. – Lehmann, 321, 8.
98. Wer nicht glauben will, bei dem helfen alle Beweise (Gründe) nichts.
Da nützen auch alle Zeugnisse nichts, sagen die Araber, wenn einer nicht glauben will. (Cahier, 2289.)
99. Wer nicht glaubt, der hats versehen. – Henisch, 1635, 40.
100. Wer nicht glaubt, der thut nichts, vnd wer nichts thut, dem hilfft nichts. – Henisch, 1638, 3.
101. Wer nicht glaubt, er sehe dann zeichen, der ist behutsam. – Lehmann, 321, 14.
102. Wer nicht glaubt, hat kein glück. – Lehmann, 321, 11.
[1707] 103. Wer nicht glaubt zur rechten Zeit, erschrickt zur Unzeit.
104. Wer nicht will glauben, muss am Ende fühlen. – Sailer, 159.
105. Wer schnell glaubt, bereut spät.
It.: Chi tosto crede, tardi si pente. (Gaal, 732; Cahier, 2869.)
106. Wer 't glöwt, kriggt twe Pennig. (Altmark.) – Danneil, 65.
Um zu sagen, dass man etwas nicht glauben kann.
107. Wer vngezwungen glaubt, der folget willig. – Henisch, 1635, 46.
108. Wer zu glauben, ist gach, wirdt offt betrogen auch. – Henisch, 1637, 49.
Lat.: Qui leviter credit, deceptus saepe recedit. (Henisch, 1637, 49.)
109. Wer's glaubt, gibt 'n Thaler; wer's nicht glaubt, gibt zwei. – Frischbier2, 1297.
Wird als Antwort auf eine scheinbare Unwahrheit gebraucht. Eins der Grimm'schen Märchen schliesst mit dem Satze: »Wer's nicht glaubt, zahlt einen Thaler.« Zu Weihnachten 1858 kam ein kleines Mädchen zu Jakob Grimm und eröffnete ihm mit seltener Naivetät, sie glaube die betreffende Geschichte nicht, habe deshalb einen Thaler zu zahlen und bringe vorläufig einen Groschen, da sie augenblicklich nicht mehr habe; sie werde allmählich das Uebrige nachzahlen.
110. Wer's glaubt, wird selig. – Frischbier2, 1298.
Ein sprichwörtlich gewordenes Bibelwort, das man anwendet, um ironisch zu sagen, dass uns etwas als so unglaublich erscheine, dass es nicht geglaubt werden könne.
111. Wer's glaubt, wird selig; wer's nicht glaubt, wird auch nicht verdammt.
112. Wer's nicht glaubt, ist drum kein Ketzer. – Simrock, 3672; Braun, I, 833.
113. Wer's nicht glaubt, lässt's bleiben.
114. Wer's nicht glaubt, versuch's.
115. Wia gleaste, wia vekeaste. (Unterinnthal.) – Frommann, VI, 35, 44.
Wie du glaubst, so verkehrst du.
116. Wie du glaubst, so lebst du, wie du lebst, so stirbst du; wie du stirbst, so fährst du; wie du fährst, so bleibst du. – Simrock, 3666.
117. Wie ein jeder glaubt, also geschiht jhm. – Lehmann, II, 854, 398; Petri, II, 789; Henisch, 1635, 49.
118. Wie löwt1 wol all an ênen Godd, man wie ät doch nich all ut êne Schöttel2. – Bueren, 1259; Goldschmidt, 161; Hauskalender, II.
1) Glauben.
2) Schlüssel.
119. Wie man glaubt, so geschieht einem. – Ramann, Unterr., II, 6; Simrock, 3665.
Frz.: Cui il meschiet on luy mesoffre. – Cui poine (a qui peine) croit poine endure. (Leroux, II, 207.)
120. Wils einer nicht glauben, so Pater Noster er es. – Mathesy, 146.
D.h. so lasse er es bleiben.
121. Zu wenig glauben und zu viel ist Ein Spiel.
It.: Creder a tutti, e non creder a nessuno, l'uno e l'altro è vizio. (Pazzaglia, 274, 2.)
122. Zum Glauben gehört viel Wissen.
*123. Bai di glöwet un 'et Bedde verköpet, dai kann met der Fuet omme Stroh sloapen. (Iserlohn.) – Woeste, 85, 80.
*124. Das glaub' ein jüdischer Rabbi.
Lat.: Credat Judaeus Apella. (Horaz.) (Büchmann, 119.)
*125. Das mag ein anderer glauben.
Die Franzosen sagen, wenn etwas schwer zu glauben ist: Glaub's und trink Wasser darauf, um es hinabzuwaschen: Croyez cela et buvez de l'eau. (Bohn I, 14.)
*126. De glövt, dat de Düvel sin Ohm is. (Holst.) – Schütze, II, 278.
Er hält den Teufel für seinen Onkel.
*127. Du glaubest nicht eh, du sehests denn. – Henisch, 1636, 12.
*128. Du glaubst nicht ehe, die heiligen zeichen (schlagen) denn. – Agricola I, 325; Gruter, I, 23; Eyering, I, 800; Eiselein, 295.
*129. Er glaubt an keinen Gott und an keinen Teufel.
*130. Er glaubt, dass die Kuh eine Bademagd ist. – Geiler, Nsch., 19.
*131. Er glaubt, dass im Pregel kein Wasser sei. (Königsberg.) – Frischbier, 264; Frischbier2, 1291.
Von einem einfältigen und leichtgläubigen Menschen, der sich die unwahrscheinlichsten Dinge einreden [1708] lässt. Man sagt auch: Er lässt sich überreden, der Pregel brenne. Pisansky (13) bemerkt, dass dies Sprichwort schon in Rotger Hemsing's 1635 erschienenen Verbesserten Relation vom preussischen Messerschlucker (Lit. E, 2) ein gemeines Sprichwort genannt werde.
*132. Er glaubt, es regnet, wenn man ihm ins Gesicht spuckt. – Frischbier, 265; Frischbier2, 1290.
*133. Er glaubt es wie ein Evangelium. – Kirchhofer, 132.
Ist davon völlig überzeugt.
*134. Er glaubt immer, man müsse ihm noch etwas herauszahlen.
*135. Er glaubt, jeder Müller trage einen Cardinalshut. – Parömiakon, 625.
Von denen, die durch gefärbte Gläser schauen, denen alles ganz anders erscheint, als es in der Wirklichkeit ist, oft ganz entgegengesetzt. Die Cardinalshüte sind bekanntlich roth, die Müllerhüte weiss.
*136. Er glaubt, neben dem Stecken gegangen, sei geritten.
Die Russen sagen von einem, der aus einem handgreiflichen Irrthum in den andern fällt: Er glaubt erst, dass zweimal zwei drei ist, nun sieht er ein, dass es fünf ist. (Altmann VI, 414.) Von einem, der alles glaubt, was er sich einbildet, sagen die Franzosen: Il ressemble à Tournemine, il croit tout ce qu'il imagine. (Leroux, II, 53.)
*137. Er glaubt nicht, bis die Kreuze an den Weg kommen.
Zum Zeichen, dass dort Reisende ermordet worden sind.
*138. Er glaubt stets, seine Frau habe auf einem andern Markte eingekauft.
Von Ehemännern, die ihre Frauen mit Eifersucht und Argwohn quälen, weil ihnen ihr Kind nicht ähnlich genug ist.
*139. Er glaubt's nicht, bis ihm der Glaube in die Hände kommt. – Mathesy, 96b; Frischbier2, 1288.
*140. Er glaubt's nicht, biss jhm das Wasser ins Maul läufft. – Mathesy, 96b.
*141. Er will mich glauben machen, der Mond sei grüner Käse.
*142. Es glaube, wer da will, in meinen Kopf will's nicht.
*143. Es soll einer glauben, die Sonne gehe in seinem Hofe auf und unter. – Mayer, II, 115; Braun, I, 4125.
*144. He mutt dran glöw'n. (Altmark.) – Danneil, 65.
Er kann dem Unvermeidlichen nicht entgehen.
*145. Ich glaub' alles, was der Pfarrer sagt, aber nicht, dass meine Ochsen kalben.
Holl.: Ik geloof al, wat ik gelooven moet, maar ik geloof niet, dat deze haan bij mijne hennen hoort. (Harrebomée, I, 267.)
*146. Ich glaub jhm so wohl, als sagt es Sanct- Peter. – Henisch, 1636, 69.
*147. Ich glaube, dein Korn werde nicht ohne Spreu gewachsen sein.
Wider den Ahnenstolz.
*148. Ich glaube dem, der's gesehen. – Lehmann, II, 277, 44.
*149. Ich glaube mit Augen und Händen.
Also was auf sinnlichen Wahrnehmungen beruht und sich darauf zurückführen lässt. Ein englisches Sprichwort erklärt den Glauben als das Vermögen, mit den Ohren zu sehen: Faith sees by the ears. (Bohn II, 353.)
*150. Ich gleb's, a frässe a Geier, wenn a ne zoppelte. – Gomolcke, 509.
*151. Ich gleb's, a nimmt a Kôp zwischen de Uhren und gît davon. – Gomolcke, 501.
*152. Ich gleb's, a zoiht a Kôp aus der Schlinge. – Gomolcke, 504.
*153. Ich gleb's schun, doass am Kranken ne wuhl is. – Gomolcke, 511.
Ich glaub's, dass einem Kranken nicht wohl ist.
*154. Ich gleb's, su larnt ma a Bauern de Kinste ob. – Gomolcke, 508; Frommann, III, 410.
*155. Ich wil dem Erfahrnsten glauben. – Lehmann, II, 277, 31.
*156. Ich wil glauben wie der köler glaubt. – Agricola I, 234.
D.h. ich will lieber die Meinungen anderer ungeprüft annehmen, als selber denken und prüfen.
[1709] *157. Ich wil glauben, wie mein vater (und meine Mutter) geglaubet hat. – Agricola I, 233; Lehmann, II, 277, 30.
»Unsere Vorältern sind gestorben und wir wissen nicht, was sie geglaubt haben; darum ist's thörlich geredet: Ich will glauben, wie mein Vater geglaubt hat.« So sagt schon vor dreihundert Jahren Agricola.
*158. Ich wil lieber (ein Ding) glauben, als lang vnnd genaw nach der Wahrheit forschen. – Lehmann, II, 277, 32.
*159. Ich will's wol glauben, wenn ich's sehe.
Frz.: Je ne croy pas ce que oy dire, mais ce que je vois. (Leroux, II, 242.)
*160. Ich wolts nicht glauben, wenns gleich Cato sagte. – Henisch, 592, 58.
*161. Ich würde das nicht glauben, und wenn ich's mit meinen eigenen Augen sähe.
Die Römer sagten in ähnlicher Weise: Ich würde diese Geschichte nicht glauben und würde sie mir von Cato erzählt. Damit wollte man sagen, dass es Dinge geben könne von einer innern Unwahrscheinlichkeit, die selbst das Zeugniss des übrigens glaubwürdigsten Gewährsmanns zu entkräften im Stande wären. (Das Leben Jesu, für das deutsche Volk bearbeitet von David Fr. Strauss, Leipzig 1864, S. 149.) Lessing bemerkt: »Manche Dinge glaube ich nicht, wenn ich sie nicht sehe; und noch andere würde ich nicht glauben, auch wenn ich sie sähe.«
*162. Ik klop et fas. (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 385.
Sagt man, wenn jemand handgreiflich lügt.
*163. Man will es lieber glauben, als selbst danach reisen.
*164. Sie glauben, was jre Herren glauben. – Frischbier, 4206.
»Das ist ein Littawisch Argument, denn also sagen die Littawischen Bawren.«
*165. Sie glaubt, des Kaisers Katze ist ihre Schwester.
*166. War ihm gleebt und em Toifel dar ies fu beeden betrogen. – Robinson, 714; Gomolcke, 1058.
*167. Wenn ârs nit glêbt, su kimd a andrer, dâr 'sch glêbt, su kimd a dernaben. (Schles.) – Frommann, III, 408, 311; Gomolcke, 1079.
*168. Wenn du's nicht glaubst, nimm den Kober und gehe. (Leipzig.)
Untersuche es selbst.
*169. Wer dir glaubt und Gott verleugnet, ist ewig betrogen. – Frischbier2, 1294.
*170. Wer's glaubt ist ein Narr. (Oberösterreich.)
*171. Wer's glaubt, wird selig, und wer's nicht glaubt, kommt auch in den Himmel. (Oberlausitz.)
*172. Wer's glaubt wird selig, wer bäckt wird mehlig. (Schles.)
Scherzhaft, um auszudrücken, dass man etwas nicht glauben will.
*173. Wer's nit glaubt, is aach e guter Jid. – Tendlau, 88.
Wer dem, was du sagst, keinen Glauben schenkt, hört darum nicht auf, ein rechtgläubiger Jude zu sein.
174. Gelaub nymmet, so tevscht dich nyemant. – Henisch, 37, 143.
175. Glaub' mit dem Hertzen, bekenne mit dem Munde, gehorsam mit dem leibe vnd leide, was Gott auffleget. – Mathesius, Postilla, CCXCVIIIa.
176. Glaube nicht leichtlich allen; was du hast, lass dir gefallen; was weg ist, das lass fahren, thue dich nicht vnhübsch drumb gebahren. – Richter, Axiomata, II, 304, 143.
177. Glaube lützel, behalte, was du hast und das verloren schlag in den Wind, sagt das Vögelein. – Eiselein, 622.
Lat.: Crede parvum, serva tuum et quae perire relinque. (Eiselein, 622.)
178. Glaube, was du willst, aber sei ein braver (guter) Mensch (ehrlicher Kerl).
Böhm.: Poctivý-lis bud' mi bratře živ! at' si víra tvá jakákoliv. (Čelakovský, 17.)
179. Gleub jederman nit glich, want wenich halten sich. – Weinsberg, 84.
180. Ich glaub, das nicht auff erden sey, der jederman gefalle frey. – Loci comm., 80.
Lat.: Cunctis qui placeat, non credo qui modo uiuat.
181. Ich glaube wol, sagte die Frau, als der Pastor sie fragte, ob ihr Mann auch Gott fürchte, denn er geht Sonntags nie aus, ohne seine Büchse mitzunehmen.
182. Man kann es zweimal glauben, einmal dass es wahr ist, und einmal dass es nicht wahr ist. – Brennecke.
183. Man muss nicht mehr glauben, als man in den Händen sieht, sagt Thomas. – Harssdörffer, 1519.
184. Sau as eck glöbe; sau geschät mi. – Schambach, II, 711.
Wie ich glaube, so geschieht mir.
185. Sie glauben nicht, sie haben denn den Glauben in der Hand. (S. ⇒ Paternoster 6.) – Fac. fac., 289.
186. Wär'sch ne glêben will, muss pappen. (Böhmisch-Leipa.)
Wortspiel mit kleben. (Vgl. Grimm, II, 1067.)
187. Wer's nicht glaubt, muss 's raff'n. (Böhmerwald.)
Wortspiel zwischen glauben und klauben, nebenbei mit Spott auf die Aussprache, welche die Kehllaute g und k nicht unterscheidet oder gar verwechselt.
188. Wer viel glaubt, irrt viel.
189. Wie man glaubt, so stirbt man, sagte der Pfaff, und hing sich an eine Schnalle.
190. Willst du nicht glauben, so lass dir's brocken.
Wortspiel mit klauben.
*191. Das glaube der Bapst, oder sein Köler, der Bischoff oder Bader. – Nigrinus.
*192. Das werd' ich nicht glauben, sagt Doctor Luther.
Scheint sich auf den Brief zu beziehen, den Dr. M. Luther im Jahre 1529 an den Herzog Johann Georg von Sachsen geschrieben hat. »Ich weiss wol, dass Er Herzog in Sachsen, Landgraf in Thüringen und Markgraf zu Meissen ist, und fürwahr: Gott hat ihm ein fein Land und eine schöne Herrschaft gegeben; dass er aber Herzog über fremde Briefe, Landgraf über heimliche Reden und Markgraf über Gedanken soll sein, ob Gott will, dies werd' ich nicht glauben noch leiden.« (Allgemeiner Anzeiger der Deutschen, Gotha, Januar 1833.)
*193. Dem glaub' ich nicht und wenn er Stein und Bein schwört.
*194. Der glaubt, was mein Offizier will, das will auch Gott. (Niederlausitz.)
Von einem einfältigen und diensteifrigen Soldaten.
*195. Er glaubt, was die Kirche glaubt.
*196. Er muess dran glaube, da hilft em koi Gott. (Ulm.)
*197. Glauben heisst, nicht wissen. (Niederösterr.)
*198. Ich glaube, dass ich nicht recht klug bin, sagte Rollenhagen.
Rollenhagen war erst Rector in Halberstadt, später Lehrer in Magdeburg. Der Superintendent hatte den Auftrag, ihn zu fragen, was er eigentlich glaube, da er der Ketzerei beschuldigt war. Der Geistliche bat ihn dringend, ohne Scherz zu sagen, was er glaube. Rollenhagen erwiderte: »Ich glaube auch, dass Sie nicht recht klug sind.« Der Geistliche versetzte, er glaube Gottlob noch klug zu sein. »Ja, dies sind eben die schlimmsten«, entgegnete Rollenhagen, »die klug sein wollen und es doch nicht sind.« (Brennecke.)
*199. Ich würde es nicht glauben und wenn Zeichen und Wunder geschähen.
Lat.: Ne si bos quidem vocem edat. (Philippi, II, 20.)
*200. Man glaubt nicht mehr, dass Engel auf der Strasse spazieren.
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