1. Ach lasst vns heint nicht klug seyn. – Agricola I, 89; Egenolff, 74a; Gruter, I, 55; Schottel, 1130a.
Lat.: Qui addit scientiam, addit dolorem.
2. Allzu klug macht närrisch. – Petri, II, 9; Gaal, 1025.
»Das is doch immer may Trust gewast, dass man die, so gar zu klug und gelehrt seyn wullen, fer holb närrisch ansicht.« (Keller, 141a.)
Böhm.: Příliš moudrý, poloviční blázen. (Čelakovsky, 208.)
Dän.: For meget viis har smag af galskab. (Prov. dan., 181.)
Lat.: Qui nimis inquirit, multa pericula subit. (Gaal, 1025.)
Wend.: Štóž je jara mudry, tón je pół njemdry. (Čelakovsky, 208.)
3. Allzu klug stösst sich zuerst an die Nase.
Die Türken: Der zu kluge Mann verwundet sein Auge an einem Balken. (Cahier, 2726.)
4. Allzu klug taugt nirgends zu.
5. Bai klauk es, swyged. (Hemer in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 264.
Wer klug ist, schweigt.
6. Besser klug als ehrlich.
Lat.: Si non caste, tamen caute. (Binder II, 3122; Schamelius, 69, 10.)
7. Besser klug mit Schaden, als ein Narr mit Gewinn.
Dän.: Bedre at blive viis med skade, end nar med gavn, og tvertimod. (Prov. dan., 54.)
Frz.: Il vaut mieux devenir sage par des pertes, que fou par des profits.
8. Bist du klug, so gehe hin und tausche die Brüder in Preussen. (Ostpreuss.) – Hennig, 39; Henneberg, 291; Pisanski, 1; Frischbier, 111; Frischbier2, 2052.
Nach Grunow's Bericht ist dies Sprichwort entstanden, als der berühmte Hochmeister Weinrich von Kniprode von 1351-82 die Regierung geführt hat. Durch dessen kluge Sorgfalt war Preussen in die glücklichste Verfassung [1407] gesetzt und in dem Deutschen Orden fanden sich so viel weise und erfahrene Männer, dass aus Deutschland und andern Ländern und Reichen die schwersten Rechtshändel den Ordensbrüdern nach Preussen zur Entscheidung geschickt wurden, weil man sie durchgehends versicherte, niemand könne dieselben hintergehen. »Es entstundt auch ein Sprichwort daraus, das man sprach: Bistu klug, so tausche die Brüder in Preussen.«
9. Bist du klug, so such' im schönsten Sacke den Betrug.
10. De is klôk upp't Lüüsen, sögt in de Naden to. (Ostfries.) – Hauskalender, IV.
11. De is so klôk as Kösters Koh, de drê Dage vor'n Regen to hûs güng un krêg doch'n natten Stêrt. (Bremen.) – Köster, 251.
12. Den achtet man für klug und weis', der in Zeit und Leut' sich zu schicken weiss.
Lat.: Ille Thalete mihi sapientior esse videtur, qui suus et, pro re, non suus esse solet. (Binder I, 697; II, 1376; Seybold, 228.)
13. Der ist klug, den fremde Gefahren vorsichtig machen.
Lat.: Felix, quem faciunt aliena pericula cautum.
14. Der ist klug, der nicht allzu klug ist.
It.: Chi troppo s'assottiglia, si scavezza.
Lat.: Quisquis plus justo non sapit, ille sapit. (Mart.) (Binder I, 1496; II, 2854; Fischer, 5, 22; Seybold, 501; Philippi, I, 139.)
15. Der ist nicht klug, der nach dem Monde greift und sich dabei die Nase schleift.
D.h. nach Dingen strebt, die er doch nicht erlangen kann.
It.: Colui hà poco supere che s'affatica per quel che non puo havere. (Pazzaglia, 334, 1.)
16. Der ist noch nicht klug, der nicht zuweilen ein Narr sein kann.
It.: Del tutto non è savio, chi non sa esser pazzo. (Pazzaglia, 336, 5.)
17. Der ist wohl klug, der durch anderer Schaden klug geworden.
It.: Savio è colui che impara a spese altrui. (Bohn I, 125.)
Lat.: Feliciter sapit qui alieno periculo sapit. (Plautus.) – Scitum est ex aliis periculum facere, tibi quod ex usu sit. (Terenz.) (Seybold, 177 u. 544.)
18. Der sich klug dünckt, dem hengt torheyt an. – Werdea, Aiiij.
19. Der war klug, der das weichen hat erdacht; es hat jhr viel auss schand vnd noth gebracht. – Lehmann, 877, 24.
Aber nicht auch viele hinein?
20. Einer wird klug mit seynem schaden. – Werdea, Bi.
21. Es ist nicht klug, alles Geld im Beutel zu tragen.
22. Es ist niemand allein klug.
Lat.: Nemo solus satis sapit. (Egeria, 156; Philippi, II, 16.)
23. Es ist niemand klug genug, um sich selbst zu rathen. – Gaal, 1279.
Lat.: Nemo sibi satis est, eget amicus amico. (Gaal, 1279.)
24. Es ist niemand so klug und so alt, er kann sich verirren im Wald.
Frz.: Quoique tu sois sage et vieux, ne dedaigne jamais de prendre conseil.
25. Es kann nicht jeder klug, wol aber rechtschaffen sein.
Lat.: Esto bonus saltem, si non potes esse peritus. (Binder I, 433; II, 997.)
26. Es kommen nicht alle klug wieder her, die gehen übers Meer. – Reinsberg IV, 17.
27. Es wird keiner klug als mit seinem Schaden. – Simrock, 3780.
28. Gar zu klug dient nirgends. – Nass, Schulbl., XIV, 5.
29. Halt dich nicht klug vnnd leb vor dich, regieren hat viel müh auff sich. – Lehmann, 589, 13.
30. Ich hoa's mei Tage gehort, goar ze kluk is holb tumb. (Schles.) – Frommann, III, 243, 72.
31. Jeder hält sich für klüger als er ist.
It.: Del cervello ognuno si pensa d'averne più che parte. – Ognun crede di aver più cervello che non ha, a meno quattrini. (Bohn I, 91 u. 117.)
32. Jeder ist für andere klüger als für sich selber.
Frz.: Il est plus aisé d'être sage pour autrui que pour soi-même. (Cahier, 1590.)
33. Jeder ist klug in seinen Sack.
Port.: Cada qual sabe para seu proveito. (Bohn I, 271.)
[1408] 34. Keiner ist so klug, dass er nicht ein wenig Narrheit übrig hätte. – Simrock, 7336; Körte, 4485.
Engl.: None is so wise but the fool overtakes him. (Bohn II, 53.)
Frz.: Il n'y a si sage qui à la fois ne rage. (Kritzinger, 630a.) – N'est si sage qui ne foloie. (Leroux, I, 183.)
35. Keiner ist so klug und geschwind, der nicht einmal seinen Meister find't.
Mhd.: Der spaehe'n spaehen kennet. (Frauenlob.) (Zingerle, 83.)
36. Klâch sen, biesser wä rech sen. – Schuster, 1086.
37. Klôk sind alle Lüd', aber politsch mot man wesen. (Bremen.) – Köster, 253.
38. Klug, doch weit von Trug.
Was sehr wohl angeht.
39. Klug ist der, der von anderer Leute Schaden witzig wird.
40. Klug, oder betrogen. – Schleswig-holst. Jahrb., IV, 120.
41. Klug reden kostet kein Geld. (Ostpreuss.)
Wer bei einer Sache nicht betheilist ist, kann leicht darüber sprechen.
42. Klug werden an eines andern leid ist kein thorheit. – Petri, II, 425.
43. Man dei is klauk un wol gelehrt, dei alle Dinge taun Besten kehrt. (Hannover.) – Schambach, II, 250.
Nur der ist klug und wohl gelehrt, der alle Dinge zum Besten kehrt.
44. Man ess klöker, wenn man van der Amtsstowen kümmt, osse wenn man drup geut. (Waldeck.)
45. Man heisst offt einen klug, den andern toll, vnd thut beiden vnrecht. – Petri, II, 447.
46. Man kann noch so klug sein, man kann den Pfeil vom Bogen des Schicksals nicht abwehren.
47. Man muss klug sein, wenn man den Bart am Kinn hat.
48. Niemand ist klug genug, sich selbst zu rathen. – Simrock, 8117.
49. Niemand ist klug in allen Sachen. – Lehmann, II, 427, 99.
50. Nur klug, wenn auch nicht ehrlich.
51. Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben. – Matth. 10, 16; Schulze, 204; Simrock, 9063; Büchmann, 159.
It.: Siate prudenti, come serpenti. (Pazzaglia, 312, 6.)
Lat.: Anguinos gestes oculos in corde columbae. (Binder II, 173.) – Columbae serpentem miscere. (Binder II, 529; Novarin, 18.) – Ut nulti nocuisse velis imitare columbam; serpentem, ut possit nemo nocere tibi. (Binder I, 1815; II, 3443.)
52. Sich selber klug achten, ist grosse Thorheit.
Das nachtheiligste Hinderniss für die Verstandesentwickelung der Menschen ist ihre Eitelkeit. Wenn sich die Menschen nicht für klug hielten, so könnten sie leicht viel klüger werden.
Lat.: Censetur fatuus sceleris judex alieni, est aliquis sapiens cognitione sui. (Sutor, 739.)
53. So du wilt werden klug und weis', hab' frü vnd spat viel müh vnd fleiss. – Loci comm., 104.
Lat.: Quaere, recordare, retine, lege saepe relecta, sic omnes claves tibi dat sapientia recta. (Sutor, 732.)
54. So klug ist auf Erden kein Mann, der Teufel hängt ihm ein Schlappen an. – Körte, 6607a.
55. Vêl tô klôk, segt de Narr. – Hoefer, 786.
56. Wann du noch so klug, dich zum Narren zu machen, sind genug: starker Wein und ein Weib, klug und fein.
57. Welcher nicht ist allzu klug, der ist weis' und klug genug. – Seybold, 501.
58. Wenn sich alle klug stellen, verkaufen die Krämer keine Schellen.
59. Wenn wir am klügsten sind, so lauffen wir offt am vnliebsten an. – Petri, II, 676.
60. Wer erst klug wird nach der That, der braucht sein Weissheit viel zu spat. – Froschm., Qq, VIIb.
61. Wer für sich selbst nicht klug ist, der ist für niemand klug.
Jeder soll auf gesetzlichem Wege seinen Nutzen befördern.
Frz.: Qui n'est sage à soy mesme il n'est pas saige. (Leroux, II, 305.)
[1409] 62. Wer klug ist, bewahre sein Bette vorm Wolf und vor der Kokette. (Ital.)
63. Wer klug ist, gibt seinen Pfeffer in süssen Pillen.
64. Wer klug ist, hört auf guten Rath.
Lat.: Utilibus monitis prudens accommodat aurem. (Binder II, 3458.)
65. Wer klug ist, lässt sich nicht mit Stricken binden, wenn er erst dem Bast entlaufen ist.
66. Wer klug ist, legt die Hand nicht zwischen Hammer und Amboss. – Simrock, 4246.
67. Wer klug ist, merkt den Braten.
68. Wer klug ist, merkt's. – Schulze, 23.
Hat genug an einem Wink.
Lat.: Sapienti sat. (Schamelius, 23, 5.)
69. Wer klug ist, muss wissen, was der Teufel bratet und was die Engel sieden.
Er muss nach allen Seiten im Klaren sein.
It.: E ben fatto saper il bene e 'l male. (Pazzaglia, 333, 10.)
70. Wer klug ist, schont sich auf morgen.
71. Wer klug ist, schweigt.
Frz.: Le plus sage se taist. (Leroux, II, 249.)
72. Wer klug sein will, sei nicht allein klug.
Dän.: Vil du vaere klog, da vaer ikke selv-klog. (Prov. dan., 349.)
73. Wer klug ist und den Thoren spielt, der hat bald sein Glück erzielt.
Poln.: Zagodna mowa, pewna namowa.
74. Wer klug ist, verschweigt, was dem Freunde zum Schimpfe gereicht.
75. Wer klug ist vnd an weissheit reich, der gselle sich zu seines gleich.
Lat.: Eligat aequalem prudens sibi quisque sodalem. (Loci comm., 184.)
76. Wer klug ist, weiss es nicht.
Frz.: Qui est sage il se doubte. (Leroux, II, 298.)
77. Wer klug vnd witzig ist, hüt sich für Teuffels List. – Petri, II, 729.
78. Wer sich allein für klug hält, mag allein zu Grunde gehen. – Gaal, 1026; Körte, 3444; Simrock, 5767.
Wer sich für sehr klug hält, ist schon ein halber, wer allein klug sein will, gewiss ein ganzer Narr. (Welt und Zeit, I, 165, 79.)
It.: Chi solo si consiglia, solo si pente. (Gaal, 1026.) – Chi troppo vuole fare del saputo, ben spesso per un matto egl' è tenuto. (Pazzaglia, 335, 2.)
79. Wer sich klug dunckt, dem hengt wenig weissheit an. – Petri, II, 760; Henisch, 768, 35.
80. Wer sich klug und weise dünkt, frag' den Fuchs, warum er hinkt.
»Seine rechten beine sind allezeit kürtzer als die linken, wie man von ihm schreibet.« (Oec. rur., 14, 579.)
81. Wer sich selbst für klug hält, dem fehlt zum Narren nicht viel.
Dän.: Første trin til galskab er at indbilde sig selv at være viis; det andet, selv at giøre sig til giæk. (Prov. dan., 214.)
It.: Chi si dice savio, manca d'esserlo. (Pazzaglia, 336, 8.)
82. Wo klug vnd keck zusammensetzt, die alte Scharten bald auswetzt, wieder gewinnen Verlust ersetzt. – Kirchhof, Wend Vnmuth, VI, 106.
83. Zu klug ist närrisch. – Simrock, 5769.
*84. A is a su klug, dos a kon dorch a brât sahn, wenns a Lôch hôt. – Keller, 144a.
*85. Aus ihm kan ka Mensch klug werden. – Gomolcke, 235.
*86. Dä ess ze klok, dä wird net alt. (Bedburg.)
*87. Der ist klug, er ist vor seiner Mutter auf die Welt gekommen.
*88. Der lässt sich klug gedünken.
*89. Du bist klüger, als du aussiehst. – Holtei, Eselsfresser, I, 169.
Ist das eine Injurie oder ein Compliment?
*90. Du kedderst tau klauk, du most ôk Is upn Kopp hebben. (Wolfenbüttel.)
Du sprichst zu klug, du musst auch Eis auf den Kopf haben. – Von naseweisen Leuten.
*91. E segt kleag än de Wärlt, wä en Uessen (en Koa) weder e noa Duer. (Schässburg.) – Firmenich, III, 425, 22.
Er sieht klug in die Welt, wie ein Ochse (eine Kuh) gegen ein neues Thor. Die Czechen: So weise wie eine Gans im Himmel. (Reinsberg IV, 149.)
[1410] *92. Er is klëng wie der Stadtseiger (die Stadtuhr). (Jüd.-deutsch. Brody.)
*93. Er ist klug, wenn er aus dem Gerichtssaal kommt.
Durch den Verlust einer Rechtssache klug geworden.
*94. Er ist klug wie der Teuffel. – Herberger, I, 648.
*95. Er ist klug wie ein Mensch. – Frischbier, 433; Frischbier2, 2056; Reinsberg III, 150.
*96. Er ist klug (geschickt) wie eine spanische Kuh.
*97. Er ist neunmal klug.
Ueber- oder superklug.
*98. Er ist nicht recht klug.
Milde Form, um zu sagen, dass jemand einen Schiefer, Sparren zu viel hat.
Frz.: Voilà, un plaisant Celestin. (Kritzinger, 114a.)
*99. Er ist noch klüger als Fischer.
In Bezug auf neutestamentliche Philologie und Exegese. Es ist Joh. Friedr. Fischer, Rector und Professor in Leipzig, geboren 1726 und gestorben 1799, den das Sprichwort auf diese Weise verewigt.
Lat.: Ultra Fischerum sapere.
*100. Er ist so klauk as en dänsch Perd, kömmt drei Dag vör'n Regen tau Hus. (Ostpreuss.)
*101. Er ist so klug, er hört das Gras wachsen. – Simrock, 4030.
Poln.: Tak madrzegada, azmusiezglowykurzy. (Lompa, 31.)
*102. Er ist so klug wie der wodnjaner Magistrat. – Reinsberg VI, 82.
Als Ferdinand III. einst bei argem Regenwetter durch Wodnjan kam und in den Strassen vor Koth beinahe nicht weiter konnte, schenkte er dem Magistrat eine Summe zur Pflasterung, weil dieser versicherte, die Einnahmen der Stadt seien zu gering, um sie aus denselben zu bestreiten. Nachdem der König fort war, beschloss man, erst die Hauptstrassen zu pflastern und den Markt zu lassen, wie er war. Wenn er wiederkommt, sagte der kluge Stadtrath, gibt er uns, was noch fehlt, damit auch der Markt gepflastert werde. Daher auch der ironische Ausruf: Kluge Wodnjaner! wie auf die Frage: Woher bist du? die Antwort: Aus Wodnjan.
*103. Er ist so klug wie ein(e) Thorschreiber(s- Tochter).
*104. Er ist so klug wie Tycho Brahe. (Dän.)
Dies Sprichwort zeigt, in welchem hohen Ansehen Tycho de Brahe bei seinem Volke stand, das ihn für den gelehrtesten Mann seiner Zeit erachtete. (Vgl. Gutzkow, Unterhaltungen am häuslichen Herd, 1856, Nr. 39.)
*105. Er ist so klug wie Zaleski's Storch. (Lit.)
Im telszawskischen Gebiete lebte einst ein Edelmann Namens Zaleski, in dessen Garten ein Storch auf einer hohen Eiche sein Nest hatte, das er jeden Herbst, nachdem er seine Jungen aufgezogen hatte, verliess, um im nächsten Frühling dahin zurückzukehren. Ein schwarzer Fleck am Halse machte ihn allen im Dorfe kenntlich und mit Frohlocken wurde er, wenn er wiederkam, als Verkünder des Frühlings empfangen. Vor dem Antritt seiner Wanderschaft liess er sich jedesmal mit seiner ganzen Familie auf dem Aste nieder, der nahe an das Fenster reichte, klapperte traurig mit dem Schnabel, um von seiner Herrschaft Abschied zu nehmen. Als er nach einer Reine von Jahren wieder seinen herbstlichen Zug antreten wollte und mit den Seinen auf dem Abschiedsaste sass, war er ungewöhnlich traurig, taumelte und fiel herab. Leblos lag er da, sein Weibchen und die Jungen gingen traurig um ihn herum, berührten ihn mit ihren Schnäbeln und flogen fort. Eine Weile darauf kam er zu sich und flog durchs offene Fenster in die Stube der Herrschaft, wo man ihn liebkoste und fütterte. Er schien munter wie zuvor, starb aber schon nach einigen Monaten. Jedenfalls hat er gefühlt, dass ihm für die weite Reise die Kräfte nicht mehr langen. (Vgl. Wurzbach I, 111; Ludw. Ad. Jurewicz, Lit. Sprichwörter, Wilna 1840.)
*106. Er redet klüger als ein Dummer. (Nimptsch.)
*107. Hai is so klauk as 'ne Duale (Dohle). (Attendorn.) – Firmenich, I, 356, 11.
*108. Hai woll si selwer te klauk af sinn. (Attendorn.) – Firmenich, I, 356, 16.
Er will sich selbst zu klug sein.
*109. Hê is gewaltigen klôk, hê süht de Wêg' (Wiege) dat an, wenn dat Kind wat mâken will. (Mecklenburg.) – Dr. Schiller's Ms.
Holl.: Hij is zoo loos, dat hij wel twee tongen in drie pannen kan bakken, zoodat er in iedere pan eene tong is. (Harrebomée, II, 37.)
*110. He is klöker as 'n Imm, he will ut 'n Pierkätel Honnig sugen. (Mecklenburg.) – Günther, II, 198, 29; für Altmark: Danneil, 270.
Von einem, der sich für äusserst klug hält, aber es sehr wenig ist.
[1411] *111. He is sô klôk as Frêrk1 Prull, de hett 't ⇒ Snött (s.d.) in de Dünnegg2 sitten. (Ostfries.) – Bueren, 599; Frommann, V, 523, 553; Eichwald, 1546; Hauskalender, III.
1) Friedrich.
*112. He is so klôk as 'n Bôk, schitt he 'n Hôpen, denn giwt't Rôk. (Pommern.)
*113. He is so klok, as 'n dânsch Pierd, wenn he schêten hett, so rückt he 'r an. (Mecklenburg.) – Günther, II, 198, 29; Schiller, II, 2.
Der Engländer: So weise wie Waltham's Kalb, welches neun Meilen weit rannte, um an einem Bullen zu saugen. (Reinsberg IV, 149.)
*114. He is so klôk as 'n Heister. – Diermissen, 137.
*115. He is so klôk as 'n Judenkind. (Altmark.) – Danneil, 275.
*116. He is so klôk as 'n Minsch. (Pommern.)
*117. He is so klôk as uns Nawer sîn Kater, de kann dat Gras wassen hören. – Schütze, II, 63; Pl. Volkskalender, II.
Von denen, die sich klüger dünken, als sie sind.
*118. Hei is sik selwer te klauk aw. (Büren.)
Von einem Ueberklugen. Einem te gräut, te klauk = einem an Grösse, Klugheit u.s.w. überlegen sein.
*119. Hei is säu kläuk äs 'n Dorschreuber. (Sauerland.)
*120. Hei is süss so fiewen (binnen) klok un hett nu doch in'n Nettel scheten. (Mecklenburg.) – Günther, II, 198, 29; Schiller, III, 14a.
Er ist sonst so fünfen (an seinen fünf Sinnen) klug und hat nun doch in die Nesseln geschissen.
*121. Hei öss klöger wie nägn Domme. (Stallupönen.) – Frischbier2, 2056.
*122. Hei öss klöger wie nägn domme Hehner on e varöcket Gessel. – Frischbier2, 2056.
*123. Hi as so kluuk üüss Sálomon sin Kât (Katze). (Amrum.) – Haupt, VIII, 356, 97.
*124. Hi is so klôôk, hi köön't Geers (Gras) waksen hiire. (Nordmarschen.) – Haupt, VIII, 375, 15.
*125. Is a ollemoal su kluk? (Schles.) – Frommann, III, 414, 557.
*126. Klôk1 wie e Dôrschrîwer. – Frischbier2, 2057.
1) D.i. pfiffig, politisch.
*127. Klôk wie e Schwienke, awer Schintke frête nich rehr an. (Insterburg.) – Frischbier2, 2058.
*128. Last vns heint nicht klug sein. – Eyering, III, 158.
*129. O jeh, wo klauk! Hest dat ut dî sülben, adder hest dat ût Böker lihrt! (Pommern.)
Nur ironisch.
*130. Seiter (seid ihr) lange a su klug gewast? – Robinson, 984; Gomolcke, 897.
*131. So klauk äs Galgenholt. (Büren.)
*132. So klôk öss ok Hörts Görg'. (Stallupönen.) – Frischbier2, 2059.
*133. So klug ist Lehmann's Kutscher auch. (Köthen.)
*134. So klug wie Schneider's Lieschen, die den Topf unters Feuer stellte. – Lohrengel, II, 467.
*135. Trunken klug, nüchtern närrisch.
*136. Wenn du warscht klôk ware, kost e Schäpel Kôrn e Grosche. (Pillkallen.) – Frischbier2, 2060.
137. Der ist klug, der sich weiss warm zu halten genug.
Engl.: He is wise enough that can keep himself warm. (Bohn II, 21.)
138. Der ist klug, welcher so viel verstanden hat, um einem klugen Manne zu folgen. – Harssdörffer, 303.
139. Es ist niemand so klug, er hat noch Thorheit genug.
It.: Non è mai gagliardia, che non abbia un ramo di pazzia. (Giani, 1302.)
140. Ich will nicht klug, ich will nur ehrlich sein, sagte der Neffe, als ihm der Oheim den Spruch zur Beachtung empfahl: »Wer ehrlich ist, freit früh, wer klug ist, nie.« – Brennecke.
141. Klug ist, wer den Käse vergisst.
Frz.: Il est bien sage, qui ne mange point fromage. (Zeiler, II, 16.)
142. Klug wie keiner ist der Michel; wenn er schlafen geht, macht er jedesmal die Augen zu. – Steffen, Hausfreund, 1846, S. 463.
143. So du dich achtest klug vnd weiss, so leg auff zergenklichs kein fleiss, sonder schlags alles in den wind, auff das du seyst ein Gotteskind. – Loci comm., 137.
Lat.: Peruigili cura peti gaudia non petitura. – Quod breuiter durat, quis prudens quaerere curat? Vive Deo soli, quod amat cur quaerere noli. (Loci comm., 137.)
144. Wer klug ist, gibt nichts aus für Dinge, die er selber hat.
Lat.: Metire censu impensam et arca, si sapis. (Sailer, Sprüche, 162.)
145. Wer klug ist und braucht es, dem nützt es. – Schulfreund, 85, 32.
146. Wer klüger werden mag, kanns werden jeden Tag. – Devisenbuch, 25.
*147. Du bist ja so klug, hast wol heut unter den Hühnern geschlafen. – Schles. Provinzialblätter, 1873, S. 239.
*148. Er ist am klügsten, wenn er schläft.
*149. Hä is so klok as de Sparling up de Achterdöär. – Schlingmann, 1313.
*150. He is so klôk as 9 Geestdörper. (Dithmarschen.)
*151. He ward nich klok, un wenn he ok hundert Jahr in Donnersbarg old ward. – Wochenblatt für Schlesw.-Holst., 25.
*152. Klug wie der Tag.
»Man sagt immer: Klug wie der Tag, und doch ist die Nacht viel klüger, denn sie ist keines Menschen Freund.« (Blumenthal, Ungezogenheiten, S. 91.)
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