1. Am Barte des Narren lernt man scheren.
Frz.: A barbe de fol, on apprend à rire. (Recueil, 28.)
2. Barbati praecedunt, sagte Magister Fuchs und stiess den Bock die Treppe hinab.
3. Bart auf Bart ist Geissbocksart. – Eiselein, 55.
4. Bart und Mantel (allein) machen keinen Philosophen. – Blum, 155; Gaal, 151.
Fast alle alten Philosophen trugen Bärte; nur Antisthenes, der Stifter der Cyniker, rieth das Abscheren des Bartes an.
It.: La barba non fa il filosofo. – La sapienza non istà nella barba. – Non fa la toga il dottore.
Lat.: Barba non facit philosophum. (Plutarch.) – Si promissa facit sapientem barba, quid obstat, barbatus possit vel caper esse Plato?
5. Bärte fürchten keine Schnurrbärte.
6. Bärte schlagen die Leut nit. – Franck, II, 88b; Simrock, 732.
Aber sie geben doch ein kriegerisches Ansehen: daher trugen beinahe alle alte wie neue Krieger Bärte; die Scythen und Baktrier so lange, dass selbst Parmenid, einer der tapfersten Generale Alexander's, seinem Könige den Rath gab, er möchte seine Truppen nur in der Nacht gegen dieselben anführen. Die Longobarden sind wegen ihrer langen Bärte bekannt. (Vgl. den Artikel »Bart« im Breslauer Erzähler, 1806, S. 771.)
7. Bärte stutzen, Kleider kürzen, seht die Ammoniter ins Verderben stürzen!
8. Besser ohne Bart als ohne Kopf.
9. Besser unter dem Barte des alten Mannes, als unter der Peitsche des jungen. (Poln.)
10. Der Bart brennt, sieh nicht aufs Haupthaar! (Surinam.)
Etwa der Sinn: Wenn das am grünen Holze geschieht, was soll u.s.w.
11. Der Bart macht den Mann. – Lehmann, II, 49, 4.
Die alten Deutschen liessen sich den Bart darum wachsen, um nicht zu vergessen, dass sie Männer wären; und in der That, sie begingen selten etwas, was einem Manne nicht anständig gewesen wäre.
Engl.: Who has no beard, has no authority.
Lat.: Barba majorum dignus est.
12. Der Bart straft dich Lügen.
13. Der Bart thut's nicht.
14. Der Bart verräth dich.
It.: Non la barba, ma l'ingegno rende l'uom' d'impiego degno.
15. Der Bart wackert den Mann. – Simrock, 721.
16. Der Bart war früher als der Mann. – Eiselein, 55; Simrock, 730.
Nämlich am Geissbock, der nach der mosaischen Schöpfungssage eher als der Mensch ins Leben trat.
17. Der Bart ziert den Mann. – Simrock, 728; Gaal, 150.
Lat.: Barba decet virum. – Barba viros hirtaeque decent in corpore setae. (Ovid., Metam., XIII, 850.)
Ung.: Bajusz és szakál férfi embert illet.
18. Der letzte Bart ist ihm abgenommen worden.
19. Ein gut geseifter Bart ist halb geschoren.
20. Ein rother Bart hat Trinkers Art. – Sutermeister, 39.
21. Ein roter bart vnd erlen bogen, wenn sie gerathen, sind sie zu loben. – Henisch, 194.
Der rothe Bart in unserm Sprichwort wird mythologisch auf die Verteufelung des rothbärtigen Thor zurückgedeutet.
22. Ein starker bart und ein keckes hertz zieret den Mann wol. – Henisch, 194.
23. Es kommt nicht auf den Bart an, sonst beschämte der Bock den Mann.
24. Es ist besser in den Bart als in die Luft gebrummt. – Eiselein, 55.
25. Es soll keiner den andern in Bart greiffen, er habe denn zuzusetzen. – Lehmann, II, 158, 188.
26. Gelber Bart – Judasart. – Fischart.
27. Grauer Bart und rother Mund bleiben selten gute Freunde. – Lehmann, II, 274, 20.
[237] 28. Hast du einen Bart, so sei vernünftiger Art.
Erwachsene Leute müssen klug sein.
Frz.: On doit être sage, quand on a la barbe au menton.
29. Hat der Bart Feuer gefangen, dann droht Gefahr dem Kopfe.
30. Hol den Bârt. – Eichwald, 68.
31. In den eigenen Bart speit sich niemand. – Eiselein, 55.
32. Machte der Bart heilig, so wäre der Geissbock heiliger Vater. – Eiselein, 55; Simrock, 733.
33. Man nimmt den Bart ab, aber die Wurzeln bleiben.
34. Man seift erst den Bart, um leichter zu barbieren.
Frz.: Barbe bien étuvée, est à demi rasée.
35. Niemand speit in seinen eigenen Bart.
Frz.: Nul ne crache sur sa propre barbe. (Cahier, 4255.)
36. Roter Bart nie gut ward, sagt Moses. – Henisch, 194; Lehmann, II, 533, 59.
Engl.: A red beard and a black head, catch him with a good trick and take him dead.
Frz.: Barbe rousse et noirs cheveux, ne t'y fie si tu ne veux. (Lendroy, 1326.)
It.: Barba rossa e mal colore sotto il ciel non è il peggiore.
Lat.: Imberbes et decolores omnium pessimi sunt. – In rufa pelle vix est animus sine felle.
37. Roter Bart, vntrewer art. – Henisch, 194; Lehmann, II, 533, 60.
38. Rothem Bart und schwarzem Haar nie zu trauen war.
39. Rother Bart – Teufelsart. – Parömiakon, 112.
Holl.: Roode baard, duivels aard. ( Harrebomée, I, 25.)
40. Rother Bart und Erlinbogen gerathen selten, ist nicht erlogen. – Lehmann, II, 533, 61.
41. Schwartze bärt selten gerathen. – Henisch, 195; Lehmann, II, 567, 46.
42. Ton stiwen Bart hört enn scharpes Messer. (Rendsburg.)
Zu einem steifen Bart gehört ein scharfes Messer.
43. Wann 't up'n Boart ankäme, dann wör de Ziegenbock Küening. (Westf.)
Holl.: De baard maakt geen' wijsgeer, anders was er de bok goed aan. (Harrebomée, I, 24.)
44. Wasche mir den Bart, so wasch' ich dir die Hand. – Simrock, 736.
45. Wenig Bart und roth, etwas, das schlimmer, gibt es auf der Erde nimmer. (It.)
46. Wenn der bart gelehrt machte, so were ein Ziegenbock auch wol gelehrt. – Henisch, 195.
47. Wenn der Bart genetzt, muss man ihn auch scheren.
48. Wenn man schon Bart und Haare abschert, sie wachsen doch wieder.
49. Wenn mein Bart brennt, zünden andere ihre Pfeife daran an. (Türk.)
50. Wer einen bart lesst wachsen, der hat eine schalckheit gethan, odder hat einer willen. – Agricola, 162; Campen, 22; Latendorf, 90; Henisch, 193; Wurzbach II, 22; Simrock, 738.
»Wer eine Schalkheit gethan hat, der trauert durch das Wachsenlassen des Bartes um das Böse, und verstellt sein Angesicht; wer aber eine Bosheit im Sinne hat, verstellt sein Gesicht ebenfalls.« (Agricola.)
Holl.: Wie den baard laat wassen, die heeft eene schalkheit gedaan, of heeft er eene in den zin. (Harrebomée, I, 25.)
51. Wer jhm in dem bart last vmbgrasen, dem hoffieret man endlich gar auffs maul. – Franck, I, 18a; Henisch, 195; Kirchhofer, 149; Faselius, 29; Pistor., III, 9; Simrock, 735.
Wer zu gutmüthig sich alles gefallen lässt, dessen Güte wird schändlich gemisbraucht.
Lat.: Arbores cadunt post folia. – Injuriarum patientia majorum injuriarum genitrix.
52. Wer keinen Bart hat, muss den nicht verspotten mit kurzem Barte. (Aegypt.)
53. Wer nicht vermag, dass er kan seinen Barth lassen scheren, der muss ihn nicht lassen einbalsamiren. – Winckler, III, 99.
54. Wer vor dem Bart ist weis' und klug, der ist nicht witzig lang' genug.
Lat.: Qui sapit ante pilos, haud sapit ille diu.
[238] 55. Wo kein Bart, da ist auch kein Verstand. – Wurzbach II, 22; Simrock, 731; Kirchhofer, 195.
56. Zum Bart gehört ein Stab. (Lit.)
*57. An meinem Barte soll er das Scheren nicht lernen.
Ich gehöre nicht zu den Leuten, die mit sich spielen und sich mishandeln lassen.
Holl.: Hij zal voor niet het scheren aan mijn baard nit leeren. (Harrebomée, I, 25.)
*58. Beim Bart schwören.
*59. Da wechst mir kein bart von. – Henisch, 193.
Den Bart wachsen lassen, war bei den Alten ein Zeichen der Trauer.
*60. Dar is di de Baart noch nich na wussn. – Eichwald, 69.
*61. Deäm geid de Board, as wan hä van der Aennekefuet1 freäten hädde. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 62, 10.
1) Entenbürzel.
*62. Deam geit de Board, äs der Hitte1 na Micheili. (Büren.) – Frommann, V, 62, 10.
1) Ziege. – Von jemand, der beim Sprechen isst. Die Ziegen werden nach Michaeli auf die Weide getrieben.
*63. Der Bart lacht ihm darob. (Ostpreuss.)
Er zeigt sein Wohlgefallen, es ist ihm angenehm.
*64. Een en Bart maken. (Rendsburg.) – Hochdeutsch bei Kirchhofer, 211.
Ihn übers Ohr hauen.
*65. Einem den Bart spinnen (streichen).
*66. Einem einen Bart machen.
Uebervortheilen.
Frz.: Braver quelqu'un.
*67. Einem etwas in den Bart sagen.
*68. Einem etwas in den Bart werfen.
Ihm gelegentlich einen Vorwurf, Tadel u.s.w. sagen.
*69. Einem im Barte krauen.
Lat.: Demulcere caput. (Faselius, 29.)
*70. Einem in den Bart fahren.
Holl.: Iemand in den baard varen.
*71. Einem um den Bart herumgehen (spielen).
Ihn freundlich, liebkosend behandeln, ihn schmeicheln. Süsse Worte, Honigreden.
Lat.: Ficum cupit. (Aristoph., Vesp.)
*72. Einen am Bart zupfen.
Zeichen des Spottes und der Verachtung.
Lat.: Barbam alcui vellere. (Faselius, 28; Wiegand, 347.)
*73. Einen fetten Bart machen.
*74. Einen im Barte krauen. – Eiselein, 55.
Lat.: Demulcere caput. (Erasm., 37.)
*75. Einen mit dem Barte zu etwas ziehen.
*76. Er brummt in den Bart, wie ein Bettler, der die Grütze verstreut hat.
*77. Er hat sich einen Bart gemacht.
*78. Er kann nicht mehr über den Bart spucken.
Ist betrunken.
Lat.: Rosas loqui alicui. (Suidas.)
*79. Er kann noch nicht über den Bart spucken. (Ostpreuss.)
Ist noch nicht fähig, männlich zu handeln.
*80. Er lässt sich darum keinen Bart wachsen. – Tendlau, 509.
Holl.: Laat u daarom den baard niet wassen. (Harrebomée, I, 25.)
*81. Er lässt sich nicht im Bart kratzen. – Kirchhofer, 241.
*82. Er macht einen Bart, als wenn der Kater in dat Sprü schet.
*83. Er würde sich seinen Bart Haar für Haar ausrupfen lassen.
*84. Es in seinen Bart lügen.
Vermuthlich von der alten Gewohnheit, bei seinem Barte zu schwören.
*85. Es träuft durch den Bart, die Zähne kosten es nicht. (Lit.)
*86. Etwas in den Bart hineinmurmeln.
Leise, unverständlich reden.
*87. Hol den Bart!
*88. Ich will's ihm in den Bart hineinsagen.
*89. Ihre Bärte sind zwischen Háná und Báná verloren gegangen. – Burckhardt, 146.
Dies Sprichwort verdankt seine Entstehung einer Geschichte, welche einer Lafontaine'schen ähnlich ist. Háná und Báná waren die Weiber eines ältlichen Mannes, [239] von denen ihm das eine die grauen, das andere die schwarzen Haare auszog, bis er gar keine mehr hatte. Die Aegypter haben viel Ausdrücke, welche blos ihres ähnlichen Lautes wegen gebraucht werden, wozu auch Háná und Báná gehören.
*90. In dem bart grasen lassen. – Henisch, 195.
*91. In den Bart hineinlachen.
Frz.: Rire sous barbe.
*92. Jemand einen strohenen Bart flechten. – Agricola, 691; Murner, Schelm., 6; Murner, Nb., 10; Henisch, 193.
Von Lügnern; einem etwas aufbinden, überreden, das erlogen ist, ihn mit sehenden Augen blind machen. »Wenn du die Sach' besiehest recht, so ist's ein strohern Bartgeflecht.«
Frz.: Faire barbe de paille à Dieu.
*93. Lass dir keinen bart darumb wachsen. – Agricola, 161; Campen, 22; Latendorf, 90; Simrock, 737; Henisch, 193; Franck, I, 44; Wurzbach II, 21; Sailer, 46.
So sagte man früher, wo wir jetzt sagen: Sich kein graues Haar wachsen lassen, weil man damals den Bart wachsen liess, wenn man in Trauer war. Als z.B. der Papst Clemens VII. im Jahre 1525 vom Cardinal P. Colonna in der Engelsburg eingeschlossen ward, hatte er sich den Bart wachsen lassen und liess sich in dieser Gestalt des Leidtragenden auch nachher auf einer Münze abbilden.
*94. Man wird ihm bald den letzten Bart abnehmen.
*95. Ohne Bart die Alten lehren.
Lat.: Ante barbam docere senes. (Philippi, I, 33; Faselius, 17; Wiegand, 769.)
*96. Sein Bart wurde grau, seine Gesellschaft angenehm. (Aegypt.)
Frz.: Il a la barbe trop jeune pour cette place.
*97. Sich einen Bart in Wansen holen. (Schles.)
Vgl. darüber Breslauer Erzähler, 1801, S. 26.
*98. Sie nahmen es vom Barte und legten es auf den Flügel des Bartes. – Burckhardt, 346.
Vom Wechsel, der die Sache nicht besser macht.
*99. Sinen bart von Stro ströhen. – Agricola, II, 81.
*100. Ueber des Kaisers Bart streiten. (S. Esels Schatten und ⇒ Kaiser.) – Wurzbach II, 23; Simrock, 739.
Ueber eine unbedeutende Sache streiten, obgleich die Entstehung der Redensart dieser Bedeutung entgegen ist. Es gab nämlich eine Zeit, wo man weitläufig, heftig und sehr gelehrt darüber stritt, ob Kaiser Karl der Grosse einen Bart getragen habe oder nicht. Tausende lachten über den Streit und spotteten seiner, als eines Beispiels von einer unnützen Untersuchung; aber mit Unrecht. Es war in der That wichtig, zu wissen, ob der Kaiser seinen Bart habe scheren lassen oder nicht, weil sich Urkunden vorfanden, von deren Echtheit grosse Privilegien abhingen. Auf einigen Siegeln derselben stand nämlich das Bild des Kaisers mit und auf andern ohne einen Bart. Es entstand daher der sehr natürliche Verdacht, dass entweder jene oder diese untergeschoben sein möchten; und es ward eine wichtige Frage, welche von beiden echt sein möchten; eine Frage, die nicht anders entschieden werden konnte, als dass man auszumitteln suchte, ob der Kaiser einen Bart getragen habe oder nicht. So ungerecht indess der Spott über diese Untersuchung war, so ist er doch in eine sprichwörtliche Redensart übergegangen. (Vgl. J.F. Zöllner, Lesebuch für alle Stände, Thl. 5.)
Frz.: Se battre de la chape à l'évêque. – Se battre de l'épée, qui est chez le fourbisseur. – Se disputer de la chape à l'évêque.
Holl.: Wedden (spelen, vechten) om des keisers baard, die het wint, zal hem halen. (Harrebomée, I, 25.)
*101. Um des Kaisers Bart spielen. – Meinau, 73; Eiselein, 55; Wurzbach II, 23; Vogel, 214.
Um nichts, um werthlose Dinge, oder um eine Sache, woran man kein Recht hat, noch haben kann; denn des Kaisers Bart war bis auf das Kleinste daran heilig und unverletzlich; also um eine Sache, die sich nicht erreichen lässt, wobei man also weder gewinnt, noch verliert. Andere denken dabei an das Volksmärchen vom Kaiser Barbarossa, der im Kyffhäuser sitzt und dem der Bart durch einen steinernen Tisch gewachsen sei, mit dessen Lösung die Hebung eines unermesslichen Schatzes und das Wiederaufleben des deutschen Reichs erfolgen soll.
zu1.
Jüdisch-deutsch in Warschau. Er lernt sich auf Jenems Burd (Bart) scheren. Auf Kosten Anderer klug werden, Erfahrung sammeln.
Engl.: A barber learns to shave by shaving fools. (Bohn II, 131.)
Holl.: By moeyelijke keeren is veel te leeren. – Men heeft groote kunst van doen, om een narre te vol-doen. – 'T moet een wijse hant zijn, die een sotten kop wel scheeren sal. – Wilt gij wel scheren na den aert, soo scheert voor eerst een geck sijn baert. (Cats, 283.)
It.: Alla barba de' pazzi il barbier impara a radere. (Bohn II, 131.)
zu8.
Die Rumänen: »Gern magst den Bart du geben, bleibt nur der Kopf am Leben.« (Schuller, 23.) – Die Türken: Der Bart falle als Opfer für den Kopf. (Merx, 309.)
zu11.
Daher, dass nach der altdeutschen Rechtsanschauung Jünglinge, so lange ihnen nicht der Bart gewachsen war, nicht als vollgiltige Zeugen galten.
Frz.: Du côté de la barbe est la toute-puissance. – Qui a poil au menton est maître en sa maison.
Lat.: Barba facit virum. (Oec. rur. 13, 513.)
zu13.
Die Osmanen sagen: Nicht der Bart macht den Richter. (Schlechta, 276.)
zu17.
Dän.: Skogget pryder manden. (Prov. dan., 504.)
zu19.
It.: Barba bagnata è mezza rasa. (Bohn I, 74.)
Port.: Barba remolhada, meia rapada. (Bohn I, 268.)
Span.: Barba bien remojada, medio rapada. (Bohn I, 204.)
zu37.
»Man spricht: Roter bardt selten gut ward; aber thun sie nicht so schelten, schwartze gerhaten auch selten.«
Lat.: Per rubram barbam debes cognoscere nequam; multi non rubram, sed habent cum crimine nigram. (Loci comm., 208.)
zu40.
Mhd.: Ein rôter bart, und erlen bogen für diese dreizehn noch so viel gibt niemand gern ein pappenstiel. (Keller, Schwänke, S. 76; Zinckgref, 125.)
zu46.
Lat.: Si promissa facit sapientem barba, quid obstat, barbatus possit quin caper esse. (Plato.) (Seybold, 366.)
zu60.
Du bist zu jung und unerfahren, um das zu wissen. Auch: das passt sich für dein Alter noch nicht, das geht über deine Kräfte.
zu71.
Lat.: Rosas loqui alicui. (Philippi, II, 159.)
zu99.
Soll stehen: Ainen bart von Stroh tröhen.
zu100.
Um auszudrücken: Der Kampf werde nicht um Kleinigkeiten, oder um eitle Güter als Ruhm und Siegeskränze geführt, sondern um ein hohes theures Gut, sagten die alten Griechen: Um keinen wilden Oelbaum streiten. In den meisten Wettkämpfen war der Preis des Siegers ein Kranz von Oliven-, oder Eichenzweigen.
102. Besser den Bart verlieren (geopfert) als den Kopf. – Schlechta, 273.
103. Der Bart ergraut oft eher als der Kopf, weil man diesen nicht so oft gebraucht (als die Kinnbacken).
Dän.: Tidt graaner skegget for hovedet, fordi mand har mest omsorg for munden. (Prov. dan., 547.)
104. Der Bart macht nicht den Gelehrten.
It.: La barba non fa il filosofo. (Giani, 4; Bohn I, 105.)
105. Der Bart macht noch nicht klug, sonst wäre der Bock gescheidt genug.
106. Ein dünner Bart und ein blasses Gesicht, Schlimmeres gibt's unter dem Himmel nicht.
It.: Poca barba e men colore sotto il ciel non l' è peggiore. (Giani, 195.)
[902] 107. Ein kleiner Bart macht auch einen Mann.
Lat.: Barba virile decus, quam vix duo puncta notabunt. (Binder II, 317; Schreger, 32.)
108. Ein Mann mit Bart kennt das Zittern nicht.
Lat.: Barbae pendenti pudor est tremulantia menti. (Reuterdahl, 85.)
Schwed.: Skam aer skaeggistom man ath skoelwa. (Reuterdahl, 85.)
109. Ein roth Bart vnd beissig Weib grüss von weiten, vier Stein in der Hand haltend, wenns von nöthen. – Henisch, 1085, 10.
Lat.: Rufum et barbatam a longe saluta, quatuor lapidibus in manu servatis, quibus te ipsum tuearis, si opus est. (Henisch, 1085, 13.)
110. Erst muss der Bart wachsen, eh' man sich rasiren kann. – Leipziger Illustrirte Zeitung 1860, 868a.
111. Es ist kein Bart so gut geschoren, dass nicht ein anderer Barbier etwas daran zu bessern finden sollte. (S. ⇒ Barbier 20.)
It.: Non v' è barba al mondo così ben rasa, che un altro barbier non si trovi da radere. (Bohn I, 115.)
112. Fängt der Bart an, weiss zu sein, lass die Frau und trinke Wein.
It.: Quando la barba fa bianchino, lascia la donna e tiente al vino. (Giani, 196.)
113. Genug Barts, wenn nur so viel Verstandes wäre. – Gryphius, 53.
114. Gern magst den Bart du geben, bleibt nur der Kopf am Leben. – Neue Freie Presse, 4592.
115. Man muss um des Bartes willen den Kopf nicht verrathen, an dem er wächst.
116. Schere nicht den Bart mit des Nachbars (geborgtem) Messer.
Böhm.: Neostři si fousky na cizí kousky. (Čelakovský, 54.)
117. Vil haben Bärt, seind aber nit philosophi. – Franck, II, 88b.
118. Vor Bärten mit Geld hat man Achtung in der Welt.
Span.: A las barbas con dineros honra hacen los caballeros. (Bohn I, 145.)
119. Wan 's der Bart thäte, so were der Bock ein Doctor. – Moscherosch, 355.
Dän.: Dersom skjaegget gjaldt, kunde giedebukken praeke. (Bohn I, 357.)
120. Was nützt der Bart, wenn der Kopf fehlt.
Es ist von dem Alter die Rede, in welchem der Bart hervorspriesst.
Span.: A poca barba, poca verguenza. (Bohn I, 200.)
122. Wenn der Bart deines Sohnes zu wachsen beginnt, so schere deinen ab. – Günsburg, III, 6.
123. Wenn der Bart den Philosophen macht, gehört der Geisbock auch in den Orden.
Dän.: Var det giort med skiaegget, da vandt giedebukken. (Bohn I, 402.)
Lat.: Si promissa facit sapientem barba, quid obstat barbatus possit quin caper esse. (Plato.) (Philippi, II, 189.)
124. Wenn grosse (lange) Bart sind glücks vnd Ehren werth, so hetten alle Böck allzeit das beste Glück. – Petri, II, 657.
125. Wenn mein Bart brennt, sagte jener, so zünde ich meine Pfeife daran an. – Merx, 106.
126. Wer de längste Bart heft, muss op e Sinndag Kohl scharve. (Elbing.) – Frischbier, I, 246.
Wer bei der schwarzen Suppe (Schwarzsauer, Gänseklein und Klöse in Blut gekocht) sich am meisten den Mund schwarz gemacht hat.
127. Wer den Bart lesst wachsen, der hat verrathen oder wil verrathen. – Petri, II, 691.
128. Wer selber keinen Bart hat, muss über kein Milchgesicht lachen.
Armenisch: Nur ein Bärtiger darf ein Milchgesicht auslachen. (Ausland 1871, 404b.)
*129. A hôt sich ai a Boart g'schnîta. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 443.
Ist zu Schaden gekommen.
*130. Das ist zum Bartausreissen. – Frischbier, II, 264.
*131. De Bart steit hum darna. – Kern, 436.
Nach seiner ganzen äussern Erscheinung scheint er dazu geeignet. Der Bart und seine Form lassen ja [903] oft einen Schluss auf die bürgerliche Stellung zu, wofür auch die verwandte Redensart spricht: Dar is de Bart nêt no wussen.
*132. Dem kostet der Bart auch mehr als der ganze Kopf werth ist.
*133. Den Bart in der Stadt lassen.
Sich vor der Rückreise aufs Land dort rasiren lassen.
*134. Den Bart opfern, um den Kopf zu retten.
*135. Der Bart ist ihm geputzt. – Opel, 340.
*136. Einem den Bart anzünden. – Theatr. Diabolorum, 225b.
Ihn erzürnen.
*137. Einem den part im gnick scheren. – Schade, Satiren, III, 106, 107.
*138. Einem in den Bart spucken. – Sauerland.
*139. Einem unter dem Bart stehen. – Gotthelf, Erzählungen V, 234.
*140. Engem de Bart machen. – Dicks, II, 5.
*141. Er darffs einem in Bart sagen. – Eyering, II, 223.
*142. Er hat den Bart offt lassen scheren. – Eyering, II, 226.
*143. Er macht yhm ein bart von stroh. – Agricola, I, 691.
*144. He hett de Bart in de hals. – Kern, 427.
Er ist im Stimmwechsel begriffen, da in der Regel nach Veränderung der Stimme der Bart erscheint.
*145. I lass mer net im Bart kratzen. (Ulm.)
*146. Ihm ist der Bart abgenommen.
*147. Ön e Bart geschäte, stewert nich. – Frischbier, I, 245.
*148. Sech op de Bart speizen. – Dicks, II, 5.
*149. Sein Bart steht wie armer Leute Getreide.
Dünn, schlecht.
*150. Sein Bart steht wie Buschdorffer Haidekorn.
Dubrau bei Lübbenau.
*151. Sich etwas in den Bart brummen.
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