1. Als man die Krähe fragte: Welches sind die schönsten Vögel? sagte sie: Meine Jungen. – Cahier, 2579.
Die Neugriechen: Je mehr sie wachsen, je schwärzer werden sie, sagte die Krähe, als man sie fragte, wie es mit ihren Jungen gehe. (Reinsberg VII, 34.) Die Türken: Der Krähe kommt ihr Junges wie eine Nachtigall vor. (Nordmann, Salon, Wien 1854.)
Engl.: The crow thinks her own bird fairest. (Bohn II, 83.)
Lat.: Asinus asino pulcherrimus. (Eramsm., 856.) – Suum cuique pulchrum. (Erasm., 753.)
Schwed.: Hwar är kiär åty sitt, sade kråkan om sine Vngar. (Grubb, 354.)
2. Alt krähen seind böss zu fahen. – Franck, II, 180a; Egenolff, 238b; Petri, II, 11; Gruter, I, 4; Sutor, 262; Gaal, 1651; Blum, 741; Eiselein, 392; Simrock, 5893; Körte, 3518; Braun, I, 1975; Masson, 107.
Holl.: Oude kraaijen zijn kwaad te vangen. (Harrebomée, I, 446a.)
Lat.: Annosa vulpes non capitur laqueo. – Frustra jacitur rete ante veterem cornicem. (Eiselein, 392.)
3. Anders singt die Krähe, anders die Nachteule.
4. Auch die Krähe fliegt gegen den Wind. – Bertram, 55.
5. Aus der Krô wit nigen Dauw. (Schässburg.) – Firmenich, III, 426, 34.
6. Aus einer Krähe wird kein Falke.
Böhm.: Z vrány nebude sokol. (Čelakovsky, 173.)
7. De eine Krägge hakelt der annern ken Auge iut.
8. De jen Krêk hacket de üdder niin Ag üt. (Sylt.)
9. De Krô mâcht det Käst aus Därm. – Schuster, 217.
10. Die frühe Krähe kratzt die Zähne, die späte die Augen. (Lit.)
11. Die Krähe bleibt uns, wenn die Lerchen ziehen.
Schwed.: Andra fåglar flyga bort, kråkan blifwer alltid qwar. (Wensell, 7.)
12. Die Krähe darf den Adler nicht herausfordern.
Dän.: Uliige fiender, uliige striid. (Prov. dan., 356.)
13. Die Krähe erkennt man an den Federn. – Reinsberg II, 56.
14. Die Krähe frisst gern Fische, will aber nicht ins Wasser.
15. Die Krähe fürchtet schlechte Schützen.
Dän.: Kragener ræd for slumpe-skytten, og lykken for giekken. (Prov. dan., 356.)
16. Die Krähe hält ihre eigenen Jungen für die schönsten.
Der Krähe kommt ihr Junges wie eine Nachtigall vor. (Nordmann.)
17. Die Krähe ist auch ein Vogel.
In Finland: Auch die Krähe ist da, wo andere Vögel sind. (Bertram, 66.)
18. Die Krähe ist Königin auf ihrer Tanne. (Russ.)
19. Die Krähe kennt (lobt) keinen (schönern) Gesang als den ihrigen. – Altmann VI, 446.
20. Die Krähe krächzt, wenn sie (hin) auffliegt.
Böhm.: Krákala vrána, když zhůru letéla, a když dolů křídla svĕsila. (Čelakovsky, 99.)
21. Die Krähe lässt das Hüpfen1 nicht.
1) Wenn sich bei Blass, S. 9, dies Sprichwort in der Form findet: »Die Kräh' kann das Züpfen nicht laslen«, so ist das Z wol Druckfehler.
22. Die Krähe lässt sich überall hören. – Eiselein, 392.
Lat.: Inter indoctos-etiam Corydus sonat. – Nihil cum amaracino sui. – Nihil graculo cum fidibus. (Eiselein, 391.)
[1562] 23. Die Krähe lebt von Krähengabe. (Ostind.)
Bei den Hindus gilt es verdienstlich, die Krähen, in denen sie die Seelen ihrer Ahnen sehen, zu füttern.
24. Die Krähe ruft den Regen.
Was Virgil in seinem Gedicht vom Landbau über die Krähe sagt, daas sie »schamlos aus vollem Halse den Regen rufe«, das glauben die Batongas in Südafrika nicht; sie hassen dieselbe vielmehr, weil sie meinen, sie verhindere den Regen. Dagegen ehren sie einen andern Vogel, der bei bevorstehendem Regen Pula! Pula! ruft, was in ihrer Sprache Regen heisst. Und weil sie glauben, dass er damit den Regen wirklich herbeiziehe, so nennen sie ihn Mokiva reza, d.i. Gottes Schwiegersohn. (Rossmässler, Aus der Heimat, Leipzig 1864, S. 832.)
25. Die Krähe sagt, der Rabe krächze.
Die Finnen: Krähen zürnen stets mit Raben, Raben sanken stets mit Krähen, keiner lobt des andern Stimme, jeder schilt des andern Federn. (Reinsberg IV, 47.)
26. Die Krähe sprach zum Falken: Herr Kukuk, seid ihr da?
27. Die Krähe stirbt nicht davon, wenn man auch ihren Gesang schilt.
In Finland: Die Krähe stirbt nicht mit Fluchen, die Dohle nicht mit trockenen Worten. (Bertram, 50.)
28. Die Krähe verkündigt keinen Sommer. – Bertram, 50.
29. Die Krähe wird nicht weiss, wenn sie sich auch noch so oft wäscht.
Engl.: A crow is never the whiter for washing herself often. (Bohn II, 83.)
30. Die Krähe wollte man schiessen, und die Elster traf man. – Bertram, 54.
31. Die Krähen gehen grau (schwarz), weil sie viel Sorge (Trauer) haben.
Dän.: Kragen er fordi graae at hun haver mange sorger. (Prov. dan., 56.)
32. Die Krähen klagen, wenn sie ein todtes Schaf sehen, und fressen es dann.
Betrübniss der Erben.
Engl.: Carrion crows bewail the dead sheep, and then eat them. (Bohn II 5.)
33. Die Krähen ruffen bey den Teichen: ein jeder helt sich zu seines gleichen. – Petri, II, 134; Henisch, 16, 45.
34. Die kraien gehet (stehet) yhres hupffens nicht ab. – Agricola I, 132; Franck, II, 59a; Tappius, 62a u. 242a; Eyering, I, 514 u. 704; Petri, II, 134; Gesner, III, 318; Lehmann, II, 70, 39; Schottel, 1130b; Latendorf II, 8; Heyl, 624; Mathesy, 147a; Estor, II, 996; Eisenhart, 604; Hertius, I, 112; Hillebrand, 238; Körte, 3515; Simrock, 5892; Braun, I, 1973.
Indess muss man sich hüten, den Menschen unbedingt nach der Handlungsweise seiner Jugend zu beurtheilen. In Schlesien: De Krohe lässt's Huppen nich. (Gomolcke, 820; Robinson, 614.) Weil es schwer fällt, böse Gewohnheiten abzulegen, so will das Sprichwort, vom Standpunkte des Rechts aus betrachtet, sagen, dass gegen den, der einmal eine böse That begangen, allemal ein gegründeter Verdacht vorhanden sei, wenn er derselben Handlung aufs neue beschuldigt wird.
35. Die Kraien sünd den Schinner sin Duven. – Diermissen, 153.
36. Ein bundte krähe macht kein winter. (S. ⇒ Schwalbe.) – Franck, II, 58b; Tappius, 62a; Eyering, II, 34; III, 368; Petri, II, 172; Gruter, I, 24; Coler, 624; Gesner, III, 19; Simrock, 5891.
Man betrachtet eine grosse Menge scheckiger Krähen als Vorboten eines strengen Winters, legt aber auf eine einzige in dieser Beziehung keinen prophetischen Werth.
Holl.: Eéne bonte kraai maakt geen' harden winter. (Harrebomée, I, 445a.)
37. Ein fliegende Krähe fängt (findet) allzeit (überall) etwas. – Petri, II, 184; Henisch, 1148, 59; Körte, 3519; Simrock, 5894; Reinsberg III, 134.
Segen des Fleisses, der Thätigkeit.
Frz.: Bon voleur fait profit de tout; il n'y a rien de trop chaud ni de trop froid pour lui. – Qui par tout va, par tout prend. (Masson, 53.)
Holl.: Eene vliegende kraai mag wat bejagen. – Eene vliegende kraai vangt altijd wat. (Harrebomée, I, 445b; Bohn I, 316.)
Schwed.: Flygande kråka får någat til föda. (Maatz.) (Grubb, 209 u. 211.) – Plygande kråka får någat, men sittiande intet. (Turning, 87.)
38. Ein Krah sich bad mit gantzem fleiss vnd kan doch nimmer werden weiss. – Petri, II, 210.
[1563] 39. Ein Krahe hilfft der andern forth. – Petri, II, 210.
40. Ein Krahe mit frembden Federn geziert, wird verlacht. – Petri, II, 210; Henisch, 1036, 1.
41. Ein kraw über Rheyn geflohen, kompt ein kraw herwider. – Franck, I, 84a; Petri, II, 210; Gaal, 577; Blum, 492; Schlechta, 302; Reinsberg IV, 39.
Engl.: Ask my companion (fellow), if I am a thief. (Bohn II, 323; Gaal, 1038.)
42. Eine erschreckte Krähe fürchtet jedes Geräusch.
Böhm.: Polekaná vrána i křovi se bojí. (Čelakosky, 195.)
43. Eine fliegende Krähe hat allzeit Brot, eine sitzende leidet Noth.
Holl.: Eene vliegende kraai heeft iets, eene zittende kraai heeft niets. (Harrebomée, I, 445a.)
44. Eine junge Krähe wird kein alter Adler.
45. Eine Krähe, die sich aufs Hausdach setzt, verkündet einen angenehmen (glückbringenden) Besuch. – Baumgarten, I, 96.
46. Eine Krähe fliegt wol über das Meer, kommt aber als Krähe wieder her.
47. Eine krähe hackt der ander kein auge aus. – Lehmann, II, 124, 75; Luther's Ms., S. 6; Schottel, 1114b; Simrock, 5888; Mathesy, Sirach, 44b; Postille, CCVIIIb; Hollenberg, II, 20; Gaal, 1038; Blum, 487; Pistor., X, 9; Bücking, 233; Günther, 74; Sailer, 58; Ramann, Samml., I, 2; Eiselein, 392; Körte, 3517; Braun, I, 1971; Schlechta, 338; Reinsberg IV, 44; für Hannover: Schambach, II, 219; für Iserlohn: Woeste, 72, 165; für Düren: Firmenich, I, 484, 89; für Thüle (Regierungsbezirk Arnsberg in Westfalen): Firmenich, I, 361, 1; für Waldeck: Curtze, 321, 93; schlesisch bei Gomolcke, 380.
Naumann (Naturgeschichte der Vögel Deutschlands, Leipzig 1822-44, II, 59); bemerkt zu dem Sprichwort, es deute auf die Geselligkeit dieser Vögel. Bei Gesner (III, 316) lautet das Sprichwort: Ein kräe beisset der anderen kein aug auss. Die Osmanen sagen in demselben Sinne: Ein Schwein stiehlt das andere nicht. (Schlechta, 302.) In Köln: Ein Krohl peckt der andern kein Aug ûs. (Weyden, IV, 14.) In Steiermark: Oan Krah peckt d'r oannern d' Augn nid aus. (Firmenich, II, 769, 140.) In Siebenbürgen: En Krô päkt der ânderer nit de ûchen ous. (Schuster, 214.) In Oberösterreich: Oan Krae hakt de anarn d' Augeng nöd aus. (Baumgarten, I, 95.9) »Zu Krähen würden die Autoren nicht taugen, denn sie hacken einander in die Augen.«
Böhm.: Črt črtu oka nevykline. – Vrána vránĕ oka nevy kline. – Zlodĕj zlodĕji, šibal šibalu neuškodí. (Čelakovsky, 39.)
Frz.: Corbeaux avec corbeaux ne se crèvent jamais les yeux, non plus que les brigands maux ne se font l'un l'autre, mais mieux. (Bohn I, 34; Leroux, I, 111; Masson, 220.) Un corbeau narrache point l'oeil à l'autre. (Gaal, 1038.)
Holl.: De eene kraai pikt de andere geene oogen uit. (Harrebomée, I, 445a; Bohn I, 304.)
It.: Corvi con corvi non si cavano gli occhj. (Gaal, 1038; Masson, 220.)
Krain.: Kdaj vrana vrano piple? – Kdaj vrana vrani oci izkluje? (Čelakovsky, 39.)
Kroat.: Vrana vrani neće oči skopati. (Čelakovsky, 39.)
Lat.: Cornicum oculos configere. (Eiselein, 392.) – Cornix cornici nunquam confodit ocellum. (Binder I, 234; II, 586; Philippi, I, 94; Seybold, 90; Gaal, 1038.) – Ferae inter se placidae sunt. (Seneca.) (Binder II, 1121.) – Lupus non mordet lupum. (Binder I, 906; II, 1716.) – Saevis inter se convenit ursis. (Juvenal.) (Seybold, 536; Binder I, 1579; II, 3005; Egenolff, 25a.) – Semper graculus assidet graculo. (Eiselein, 392.)
Lit.: Warno warnôs akkies ne kerta. (Čelakovsky, 39.)
Poln.: Już to źle, kiedy wilk wilka żrze. (Masson, 220.) – Kruk krukowi oka niewykluje. (Čelakovsky, 39.)
Port.: Corvos a corvos não se tirão os olhos. (Bohn I, 273.)
Schwed.: Den ena korpen hackar ej ögat ur den andra. (Wensell, 13; Rhodin, 18.)
Span.: Con un lobo no se mata un otro. (Masson, 220.)
Ung.: Holló a' hollónak ki nem vajja szemét. (Gaal, 1038.)
Wend.: Karwona karwonĕ woci nĕhudrapjo. – Róna druhej woči njewudrapa. – Róna rónu njedypnje. (Čelakovsky, 39.)
48. Eine Krähe heckt keine Turteltaube. – Simrock, 5889a.
49. Eine Krähe im Sack ist besser als draussen ein ganzer Pack.
Böhm.: Lepší vrána v pytii jedna, než na vrbĕ tři. (Čelakovsky, 255.)
50. Eine Krähe kann lange waschen, ehe sie weiss wird. (S. ⇒ Hure 79.)
[1564] 51. Eine Krähe kann sich noch so oft waschen, sie wird nicht weiss.
Dän.: Kragen er ikke des hvidere at hun toer sig tit. (Prov. dan., 356.)
52. Eine Krähe macht keinen Winter. – Gaal, 1390; Körte, 3516; Braun, I, 1972; Reinsberg III, 46.
Der Westfale sagt: Vmb einer Kräe willen wirts nicht Winter. (Theatrum Diabolorum, 262a.)
Engl.: One swallow makes no summer, nor one woodcock a winter. (Gaal, 1390.)
53. Eine Krähe rief: Gott ist die Wahrheit. Nun ist gar, sagte jemand, der schmuzige Kratzer ein Prediger geworden. – Burckhardt, 458.
54. Eine Krähe setzt sich nicht auf jedes Aas.
Dän.: Det er ei hvert sviin kragen vil ride. (Bohn I, 359.)
55. Eine Krähe sitzt gern bey der andern. – Petri, II, 210; Henisch, 1512, 59; Schottel, 1121a; Sailer, 179; Blum, 474; Siebenkees, 39; Simrock, 5889; Körte, 3520; Braun, I, 1974; Reinsberg II, 67; Masson, 147.
Dän.: En krage sidder gierne hos den anden; krage finder vel mage. (Prov. dan., 356.)
Lat.: Graculus graculo assidet. (Binder I, 618; II, 1242; Weber, III, 93; Schonheim, G, 6.)
Schwed.: Den ena kråkan sitter gerna hos den andra. (Rhodin, 24; Grubb, 192; Wensell, 13.)
56. Eine Krähe stirbt nicht von faulem Fleisch.
Engl.: No carrion will kill a crow. (Bohn II, 83.)
57. Eine Krähe unter dem Daum ist besser als zwei auf dem Baum. – Reinsberg IV, 13.
58. Eine Krähe wird keine Nachtigall.
59. Einer Krähe braucht man das Hüpfen nicht zu lehren. – Altmann VI, 423.
60. En fliegende Kroh brengt (hat) mih bei (als) en setzende. (Aachen.) – Firmenich, I, 492, 54.
61. En jêd Krô dinkt, är Dûchter wêr en Pô. – Schuster, 357b.
62. En jêd Krô dinkt, se wêr en Pô. – Schuster, 357a.
63. En Krei hackt de anner de Ogen ni ut, sägt de Pfaff, un setzt sik to de Afkeaten.
64. En Krei hackt de anner kên Ôg' ût, plegg Hans to seggen, do lêw he nog. (Holst.) – Schütze, IV, 94; Hoefer, 422; Hagen, 99, 30.
65. Ên Kreih mâkt kên Sönndag. (Ostfries.) – Bueren, 438; Eichwald, 1120; Frommann, IV, 287, 437; Hauskalender, III; Kern, 739.
66. Es beisst kein kraw der andern die augen auss. – Franck, I, 145a; II, 19a; Egenolff, 25a; Eyering, II, 171; III, 139; Gruter, I, 30; Henisch, 267, 3; Sutor, 726.
Franck mit folgenden verwandten: Es thut kein teuffel dem andern nicht. Ein wolff kent den andern wol. Wild bern seind bei einander gern. Für die lateinische Redensart: Saevis inter se convenit ursis. Man kann auch wol hinzufügen: Schelmen und Diebe kennen einander wohl. – In Ostfriesland: Een Krei bitt de anner de Ogen nich ut. (Kern, 737.)
67. Es heckt kein Kräh ein Zeisslin auss. – Egenolff, 337a; Petri, II, 251; Gaal, 18; Blum, 138; Siebenkees, 53; Reinsberg II, 59.
68. Es ist eine verwegene Krähe, die einem lebendigen Rind ins Leder hackt. – Winckler, I, 21.
69. Es ist schwer, Krähen mit der Schleuder ohne Stein todt werfen. – Winckler, III, 76.
70. Es meint ein jede Kraw, jhr Kind sey ein Pfaw. – Lehmann, 169, 71.
Schwed.: Kråkan roosar sina Vngar. (Grubb, 432.)
71. Es zeucht keyn kraw ein zeissle auss. – Franck, I, 78a.
72. Fliegt eine Krähe über den Rhein, kommt eine Krähe wieder heim. – Reinsberg V, 101.
73. Jan Kriak hacket jü ööder at Uug et üütj. (Amrum.)
Auf Sylt: Jen Kreek hakked' niin Oog üt di üd'er. (Haupt, VIII, 364.)
74. Je mehr sich die Krähe wäscht, je schwärzer wird sie.
Dän.: Kragen er ikke des hvidere ut hun tidt toer sig. (Bohn I, 283.)
Holl.: Hoe de kraai zich mer wascht, hoe zij zwarter wordt. (Harrebomée, I, 446a.)
75. Jede Krähe hält ihre Jungen für schön.
It.: A ogni grolla paion belli i suoi grollatini. – All' orsa pajon belli i suoi orsatti. (Gaal, 404.)
Lat.: Sua cuique pulchra. (Gaal, 404.)
[1565] 76. Ke Tag i minem Lebe ha ni nüt e so gseh: e schneewyssi Kräie und schwarze Schnee. (Oberaargau.) – Schweiz, I, 48, 16.
77. Keine Krähe hacket der andern ein Auge aus. – Latendorf II, 20; Basler Chronik, CCXXXVIII.
78. Keine Krähe stirbt vom Drohen.
Frz.: Les menaces ne tuent pas.
79. Keyn Krae beist jren jungen die augen auss. – Haimonskinder, Eyn schön lustig Geschicht, wie Kaiser Carl der gross, vier gebrüder u.s.w. auss Frantzösischer sprach in Teutsch transferirt. Gedruckt zu Simmern 1525.
80. Kriaken glei nian Düwen ütjtubredden. (Nordfries.)
Krähen pflegen keine Tauben auszubrüten.
81. Krô bä Krô, Pô bä Pô. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 218.
Gleiches zu Gleichem; Krähe zu Krähe, Pfau zu Pfau.
82. Meine Krähe singt schöner als des Nachbars Zeisig.
Die Russen: Jedem klingt seines Kukuks Stimme werther als des Nachbars Finkensang. (Altmann VI, 467.)
83. Mögen die Krähen krächzen, unser Weizen blüht doch.
Die Basken: Das Wasser läuft, die Leute reden und der Wind bläst. In Hindostan: Die Krähen krächzen, aber das Korn trocknet trotzdem. (Reinsberg IV, 86.)
84. Ous der Krô wird nichen Douf. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 216.
Aus der Krähe wird keine Taube.
85. Sobald einen die Krähen beschmeissen, beschmeissen ihn auch die Eulen. – Winckler, I, 37.
86. Steckt die Krähe vor Weihnacht im Klee, so sitzt sie um Ostern im Schnee. – Bair. Hauskalender; Reinsberg VIII, 201.
87. Ûch en bläijt Krô träft ald isst de Schtäken. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 215.
88. Unter den Krähen ist der Reiher König.
Die Engländer: Ihr seid ein Mann unter den Gänsen, wenn der Gänserich fort ist. Die Russen: Wo keine Fische sind, ist auch der Krebs ein Fisch. (Reinsberg IV, 152.)
89. Von einer Krähe muss man nicht erwarten, dass sie eine andere Farbe loben werde als die schwarze. (Aegypt.)
90. Vornehme Krähen haben schöne Jungen.
Holl.: Groote kraaijen hebben fraaije (fijne)jongen. (Harrebomée, I, 445b.)
91. Wan d' Krah' an bössarn sizt, aft floigts dava. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 93.
92. Wann de Krägge mägget un de Êsel Steine frietet, dann wêrt de Lüe klauk. (Westf.)
Auf den Nimmerstag.
93. Was ist die Krähe gegen den Paradiesvogel! – Parömiakon, 2989.
94. Was soll der Krähe die Leier und dem Schweine Majoranöl?
Ein von A. Gellius angeführtes altes Sprichwort.
95. Was soll die Krähe unter den Nachtigallen? – Eiselein, 392.
Lat.: Alia voce psittacus, alia coturnix loquitur. – Graculus inter musas. (Erasm., 249; Binder I, 619; II, 1243; Eiselein, 392.)
96. Wem die Krähe ein Auge aushackt, dem raubt die Eule bald auch das andere. – Altmann VI, 438.
97. Wenn die Krähe das Krächzen liease, so frässe sie das Aas allein.
Holl.: Zoo de kraai haar krassen liet, zij zoude hare prooi alleen behouden. (Harrebomée, I, 447b.)
98. Wenn die Krähe die Nachtigall lobt, so geschieht's wegen der Federn, nicht wegen des Gesanges. – Altmann VI, 415.
99. Wenn die Krähe gebadet, ist sie ebenso als wenn sie nicht gebadet. – Reinsberg IV, 35.
Mhd.: Swer die krân tweht, dâ von mêret sich ir swarzer glanz. (Krone.) Wer wascht den ziegel, daz er sîne roete lâ, wer bât die krâ, daz man ir swerze tribe-sol ez im allez wol ergân, erteilet unde wellet. (Wilt.) – Ein swarzin krâ, swer sie gebât so wirt sie doch niht wize. (Colm.) – Sich bodet diu kra mit allem flîz und kan doch nimmer werden wîz. (Freidank.) (Zingerle, 84.)
[1566] 100. Wenn die Krähe mit dem Adler streitet, so verliert sie den Kopf.
101. Wenn die Krähe schreit, ist der Regen nicht weit.
102. Wenn die Krähen schrein, stellt sich Regen ein.
Mag auf Beobachtung ruhen. (S. ⇒ Jude 75.)
103. Wenn die Krähen sprechen, fliehen die Nachtigallen.
104. Wenn du eine Krähe aufziehst, so wird sie deinem Kinde die Augen aushacken. – Winckler, 77.
105. Wenn Krähen der Leute Führer sind, so kommen sie zu Hundegerippen.
106. Wenn sich die Krähe auf die Mahd setzt, zeigt es schlechtes Wetter an. – Baumgarten, I, 95.
Krähen gelten nicht nur als Wetterpropheten, sie spielen auch sonst im Volksglauben eine Rolle. In Oberösterreich hat Baumgarten (a.a.O.) vieles gesammelt. Wenn man (dort) auf dem Wege ist, und hört in der Nähe den Ruf einer Krähe, so sagt man: »Dank dir, Kron, wann's mich geht an; geht's mich nöd an, so flieg davon!« Auch so: » Dank dar Kra, wenn's d' a Glück woast, sa schreist; wan a Unglück, sa schweigst.« Oder auch: »Dank dir Gott, Kran, wenn es mich angeht, kräh mich nochmal an!« Thut sie dies, so hat man gewiss Glück zu erwarten. Man sagt auch, »Kra'l, Kra'l, grat dir dein Speis, grat mir das ewige Himmelreich!« Der Ruf der Krähe bedeutet darum Glück, weil er lautet: grat, grat, d.h. es geräth, es geräth. »Krâwâfn« bringen dem Jäger Glück; mancher trägt sie beständig bei sich. Wird ein Schwein geschlachtet, so thut man ein gewisses Stück Fleisch auf die Seite, was man »Krafleisch« nennt, und hängt es an einen Baum auf. Wenn man den jungen Hühnchen und Gänslein die gedörrte Leber einer im März geschossenen Krähe (»Märzenkrähe«) zu fressen gibt, so soll sie »nichts« fangen können. – Wenn die »Todtenkra« (Corv. corn. Lin.) ihr »Wehe« ruft, so stirbt bald jemand aus der Nähe; schreit sie dreimal, geht es einen Mann, schreit sie zweimal, eine Frau an. Man bekreuzte sich daher einst und betete, dass man in keine Todsünde falle, und auch um Abwendung andern Unheils. In Altmünster spielt neben der grauen Krähe auch die Mandelkrähe diese Rolle. (Vgl. Baumgarten, I, 94 fg.)
107. Wenn sich die Krähe vor Maientag im Korn verstecken kann, so geräth es wohl. – Simrock, 5895; Orakel, 514.
108. Wenn sie (schlechte Sänger) sich mit Krähen messen, werden sie übertroffen.
109. Wenn sik de Krei vör Meidag in't Kôrn verstêken kann, so gift et en gesegneten Sommer. (Fehmarn.) – Schütze, II, 347; hochdeutsch bei Körte, 3557.
110. Wer eine Krähe aufzieht, dem hackt sie dann die Augen aus. – Schlechta, 337.
Man sagt der Krähe allerhand Schlimmes nach, oder gebraucht sie als Bild zur Veranschaulichung von Unvollkommenheiten im Leben. Die Dänen wollen wissen, es geschehe nur, weil sie die Wahrheit sagen: Kragen er fordi ond at hun siger sandingen. (Prov. dan., 491.)
Holl.: Breng kraai op, en zij zai u de oogen uitpikken. (Harrebomée, I, 445a.)
111. Wer sich die Krähe auf die Achsel setzen (hofiren) lässt, dem kommen bald die Eulen auf den Kopf.
Holl.: Als de kraaijen jemand besch ...., straks besch .... hem ook de uilen. (Harrebomée, I, 445a.)
112. Wer unter die Krähen kommt, muss krächzen wie sie. (Oberschles.) – Reinsberg III, 94.
Böhm.: Když přijdeš mezi vrány, musíš krákat jako ony. (Čelakovsky, 39.)
Poln.: Kiedy przyjdziesz między wrony, krakaj jak i ony. (Čelakovsky, 39; Lompa, 16.)
113. Wo eine Krähe sitzt, da sitzen bald zehn. – Altmann VI, 505.
Böhm.: Vrána vedlé vrány sedá, jeden druhému roveň hledá. (Čelakovsky, 38.)
114. Wo Krähe, gits keni Disteli. (Luzern.)
115. Wohin die Krähe fliegt, muss ihr der Schwanz folgen. – Winckler, VIII, 68.
Holl.: Daar de kraai vliegt, moet haar staart volgen. (Harrebomée, I, 445a.)
*116. Auf die Krähe zielen und die Kuh treffen.
Die Krähen setzen sich zuweilen auf den Rücken der Kühe. Also den Freund statt des Feindes verwunden.
Böhm.: Mířil na orla, a trefil vola. – Mířil na vránuj, a trefil krávu. (Čelakovsky, 291.)
[1567] *117. Das ist eine weisse Krähe.
Holl.: Dat is eene witte kraai. (Harrebomée, I, 445a.)
*118. Das ist keine Krähe von gestern.
Es ist ein alter Fuchs, ein Schlaukopf.
*119. Das sind zwei Krähen auf einen Schuss.
*120. Davon soll die Krähe fett werden.
*121. Davon wird die Krähe auch nicht fett werden.
*122. De Kroe krîsche nô Schnî. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 94.
*123. Der lebt mit allen Krähen um die Wette.
*124. Die Krähe fasst (raubt) den Skorpion.
Von solchen, die andern schaden wollen, von denen sie nicht weniger Schaden zu befürchten haben. Wie jene Krähe, die einen Skorpion geraubt hatte, aber durch den gebogenen Schwanz desselben eine tödliche Wunde erhielt.
*125. Die Krähe singt so lieblich als die Lerche, wenn man auf keine achtet.
*126. Die Krähe soll kein Vogel sein!
Zu ergänzen: wenn das geschieht, oder nicht geschieht. Scherzhafte Drohung oder Bekräftigung.
*127. Die Krähe unter den Pfauen.
Holl.: Daar is een varken onder de rozen. (Harrebomée, I, 358.)
*128. Die Krähe will mit dem Adler streiten. – Eiselein, 392; Simrock, 5890.
Lat.: Aquilam cornix provocat. (Hanzely, 13; Phillippi, I, 37; Seybold, 99.)
*129. Die Krähen halten Hochzeit.
So sagt man in Oberösterreich, wenn die Krähen sich im Herbste sammeln; und man meint, je grösser die Zahl und je höher der Flug, desto glücklicher das Jahr. (Baumgarten, I, 95.)
*130. Die Krähen weidlich darüber schiessen. – Anna, Kurfürstin von Sachsen, von K. von Weber (Leipzig 1865), S. 203.
Sich über etwas sehr lebhaft freuen.
*131. Diese Krähe ist gestern nicht mit dem Finger gezäumt und mit Brei gefüttert.
Von einem durchtriebenen, gewandten Burschen.
*132. Eine Krähe für eine Nachtigall kaufen.
*133. Eine Krähe mit Pfauenfedern.
Holl.: Het is eene kraai in paauwen-vederen. (Harrebomée, I, 445b.)
Lat.: Calvus comatus. (Martial.) (Binder II, 401; Erasmus, 251.)
*134. Eine Krähe waschen.
Engl.: He is washing the crow. (Bohn II, 65.)
*135. Einer Krähe die Augen aushacken.
Lat.: Cornicum oculos configere. (Cicero.) (Hanzely, 15; Philippi, I, 94.)
*136. Er hat zwei Krähen auf einmal geschossen.
Holl.: Hij schiet twee kraaijen in één schot. (Harrebomée, I, 446a.)
*137. Er weiss die Krähen von seinen Kirschbäumen zu vertreiben.
Holl.: Hij zal de kraajen wel uit den kersen boomgaard houden. (Harrebomée, I, 44a.)
*138. Es ist die Krähe in der Fabel Aesop's.
Wer sich mit anderer Gütern brüstet, fremdes Eigenthum sich aneignet, sich mit fremden Federn schmückt.
*139. Es wird's keine Krähe auskratzen. – Sutor, 181.
*140. He wêt dar so vêl af, as de Krei vom Sundage. (Holst.) – Schütze, II, 347.
Nämlich nichts.
*141. Hi dä ham ap üs an Kriak un e Mise. (Nordfries.)
Er erhebt sich, macht sich gross, wie die Krähe im Nebel. Vom Hochmüthigen.
*142. Hi skint üüs an Kriak ön ä Mist. (Nordmarschen.) – Haupt, VIII, 374, 4.
Auf Amrum: Hat dê ham ap üüs an Kriak un a Mist. (Haupt, VIII, 374, 4.) Es macht sich wie eine Krähe im Nebel.
*143. Ich wolt, dass dir die Kraen die Augen auspluckten. – Eyering, III, 75.
*144. Krähen für Tauben halten (nehmen, verkaufen). – Altmann VI, 517.
*145. Mit dem hab' ich eine Krähe zu pflücken. (S. ⇒ Huhn 1.)
Engl.: I have a crow to pluck with you. (Bohn II, 155.)
It.: Avere mala gatta da pelare.
*146. Säch, wo de Krô de Häinjdern huot. – Schuster, 1020.
*147. Sie ist eine wilde Krähe.
Von einem lustigen, muthwilligen Mädchen.
Holl.: Het is eene wilde kraai. (Harrebomée, I, 445b.)
[1568] *148. Stäfner und nassewîler Krehe.
Bei Sutermeister (S. 50) unter den Hieb-, Stich- und Verachtuugsnaman, aber unerklärt.
149. Die Krähe und Eule sind sich entgegen.
Bei Tunnicius (1358): De Kreie unde ule sint sik entegen. (Nocte dieque gerunt cornix et noctua bellum.)
150. Eine Krähe kann man nicht für eine Nachtigall verkaufen. – Schuller, 40.
151. Eine Krähe mag wol in das Meer spei'n, davon wird es nicht unrein. – Schuller, 40.
152. Ist die Krähe nicht mehr weit, wird's zum Säen hohe Zeit. – Marienkalender, 1879, S. 26.
153. Jede Krähe meint, sie sei ein Adler. – Storch, Freiknecht, I, 334.
154. Kommst du unter die Krähen, musst du so krähen wie sie. – Frischbier, 4289.
Poln.: Kiedy przyjdziesz między, wrony musisz krakać jak i oni.
155. Man liebt die Krähe nicht, weil sie oft die Wahrheit spricht.
156. Was eine Krähe fallen lässt, daraus wird kein Falke.
Sagt man in Montenegro, vgl. Unsere Zeit, XI. Jahrg., S. 770.
157. Wenn die Krähe zum Habicht wird, mögen die Vögel sich hüten.
Böhm.: Když se vrána zjestřabí, hled'te se ptáci. (Čelakovský, 101.)
158. Wenn die Krähen halten Convivium, so sieh nach Feuerholz dich um. – Payne, 33.
159. Wenn die Krähen sich tummeln noch, bleibt auch noch des Winters Joch. – Marienkalender, 1879, S. 10.
In der Fortsetzung heisst es: »Wenn sie vom Felde schwinden, wird sich bald Wärme finden.«
160. Wer eine Krähe füttert, dem dankt sie mit ihrem Kothe.
*161. Auf eine Krähe zielen und ein Reh schiessen.
Wer besonderes Glück in seinen Unternehmungen hat.
Lat.: Procridis telum. (Erasm., 110; Philippi, II, 109.)
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