1. Alle Morge Grött, alle Möddag Môss, alle Abend Päkelflêsch on alle Nacht en Stoss. (Alt-Pillau.) (S. ⇒ Mittag.)
2. Alle Morgen neue Sorgen. – Simrock, 9607.
Mhd.: Mich grüezent iemer sorgen zem êrsten an dem morgen. (Freidank.) (Zingerle, 140.)
3. Alle Morgen (Brannt-) Wein macht die grossen Thaler klein.
4. Alle Muar'en 'n Oert (Ort), woaviel Dâlers goaet (gehen) doa wual met üäwer Board? (Münster.) – Frommann, VI, 426.
5. Am Morgen ein Juncker, am Abend ein Betler. – Petri, II, 14; Henisch, 345, 47.
6. Am Morgen erkennt man den Gast, am Mittag den Wirth. – Altmann VI, 437.
7. Am Morgen erkennt man den Tag.
In Albanien sagt man: Der schöne Tag zeigt sich am Morgen. Die Türken behaupten: Der Tag offenbart sich durch seinen Anbruch.
It.: Dal mattino si conosce il buon giorno. – Il buon di comincia da mattina. (Gaal, 814.)
8. Am Morgen Gras und z' Obe Heu. – Eiselein, 472.
Holl.: 'S Morgens bont, 's Avonds stront. (Harrebomée, II, 103a.)
9. Am Morgen geistlich, am Mittag weltlich; am Morgen sursum corda, am Mittag aber gegefüllte Schnürbrust, sagen die Pfaffen. – Eiselein, 692.
10. Am Morgen ist der Himmel golden.
It.: Di novello tutto par bello. (Cahier, 3007.)
11. Am Morgen roth (am Himmel), am Abend Koth (auf der Strasse). (Brusiothal.) – Schweiz, I, 235, 8.
12. Am Morgen roth, am Abend todt.
Lat.: Quem dies veniens videt superbum, hunc dies videt fugiens jacentem. (Seneca.) (Binder II, 2745.)
13. Am Morgen sur, zu Mittag mit der Montur, zu Nacht geschwellt und hingestellt. (Schweiz.)
Die Kartoffel in verschiedenen Zubereitungsarten als Frühstück, Mittag- und Abendgericht.
14. Am Morgen toll und voll thut den ganzen Tag, wohl.
Wahlspruch der Saufbrüder.
15. An jonkan Mâran, an lachtan Dâi. (Amrum.) – Haupt, VIII, 369, 323; Johansen, 151.
Ein dunkler Morgen, ein heller Tag.
16. Auf den trüben Morgen kommt ein heitrer Tag und aus der netten Jungfer, da wird ein Schlumpersack. – Klix, 40.
17. Auf einen trüben Morgen folgt ein heiterer Tag (Abend). – Winckler, XX, 19; Orakel, 133.
Engl.: Of sufferance comes ease. (Gaal, 1082.)
18. Brauner Morgen ist des Wanderers Wunsch und Sorgen.
19. De düstere Morgens gäwt de hellsten Dâch. (Süderdithmarschen.)
20. De hell'n Morgens un de glatt'n Dêrns1 düöchs nich fäl2. (Süderdithmarschen.)
1) Dirnen.
2) Taugen nicht viel.
21. De Mörgens wat spart, de Abends wat hett. – Goldschmidt, 154; Kern, 1228; Weserzeitung, 4057.
22. Der hat einen kurzen Morgen, der zu Mittag aufsteht.
Frz.: Buer (bien) jeune au matin qui au vespre est sons. (Leroux, II, 186.)
23. Der Morgen bedrückt, der Abend beglückt.
Mhd.: Den morgen sorget menneglîch, so ist der âbent vröuden rîch. (Freidank.) (Zingerle, 145.)
24. Der Morgen grau, der Abend roth, ist ein guter Wetterbot'. – Simrock, 7099; Orakel, 132.
25. Der Morgen ist klüger als der Abend. – Bertram, 45.
Böhm.: Jitro jest bystřejší (moudřejší) večera. (Čelakovský, 216.)
26. Der Morgen kommt, auch wenn der Hahn nicht kräht.
27. Der Morgen sorgt, der Abend verzehrt. – Schottel, 1144a; Simrock, 7093; Körte, 4295; Sailer, 80; Gerlach, 272; Braun, I, 2760.
Frz.: Besoigner du matin est le vray et fin. (Leroux, II, 179.)
28. Des Morgens ist ein Schnäpschen gut und Mittags ohne Schaden, und wer des Abends [723] schnapsen thut, wird sich daran erlaben; auch soll ein guter Branntewein um Mitternacht nicht schädlich sein. (Insterburg.)
29. Des Morgens kennt man die Arbeiter, des Abends den Wirth. – Winckler, I, 68.
30. Des Morgens sieht man, ob der Tag will schön werden. – Eiselein, 472.
31. Die am Morgen alles verkaufen, können abends leichter laufen.
Frz.: Au soir danse qui matin hanse (vend). (Leroux, II, 61.)
32. Die am Morgen gehen in den Krug, gehen am Abend schief genug.
Holl.: Die des morgens gaat bij zulk een apotheker, is des avonds dronken, dat is zeker. (Harrebomée, II, 102b.)
33. Die am Morgen junkern, müssen am Abend klunkern.
Frz.: De grasse matinée robe déchirée. ( Leroux, II, 209.)
34. Die am Morgen lachen, weinen gemeiniglich am Abend. – Reinsberg II, 81.
Die Serben: Oft weint am Abend, wer am Morgen lacht. Die Basken: Zeit und Glück ändern sich oft in wenigen Stunden, und oft lacht am Morgen, wer am Abend weint und seufzt. Die Russen: Die Freitags lachen, weinen Sonntags. (Reinsberg II, 81.)
Böhm.: Ranní smích, večerní pláč. – Z lonského smíchu pláč. (Čelakovský, 122.)
Engl.: He that laughs in the morning, weeps at night. (Gaal, 499.)
Lat.: Vespere flet crebro, qui risit mane sereno. (Gaal, 499.)
Ung.: Néha reggel tántz, estve pedig lántz. (Gaal, 499.)
35. Die des Morgens früh noch lachen, kann der Abend weinend machen. – Chaos, 127.
36. Düstere Mörgens gevt moje (schöne) Dage. (Ostfries.) – Bueren, 199; Eichwald, 1329; Frommann, IV, 286, 40; Kern, 1239; Hauskalender, I.
Frz.: Brune matinée, belle journée. (Leroux, I, 68.)
37. E schîner Morgen, e gorschtiger Tâg; e hibsches Meidel, e Schlumpersâk. – Jerisch, Heimatsklänge.
38. Ein zeitiger Morgen macht einen langen Tag. – Bertram, 45.
39. Es ist doch gar nichts am Morgen, sagte der Student, da er um zehn Uhr aufgestanden.
40. Es ist kein Morgen so schön, eine Wolke trübt ihn. – Parömiakon, 2265.
41. Grauer Morgen, heller Abend.
Engl.: Cloudy mornings turn to clear evenings. (Bohn II, 83; Gaal, 1082.)
Lat.: Non sic male nunc et olim sic erit. (Bohn II, 83.)
42. Grauer Morgen, schöner Tag. – Eiselein, 472; Simrock, 7096; Körte, 4298; Orakel, 131.
Engl.: A misty morning may have a fine day.
Frz.: Brune matinée, belle journée. (Kritzinger, 97b.)
Schwed.: En mulen morgen gör en klar dag. (Marin, 12.)
43. Guten Morgen, Frau Schwester, sagte der Bummler zur Feder, wir sind ja beide in der Tinte.
44. Guten Morgen, lieber Bruder, sagte der Esel zum Heiligen.
Holl.: Goeden morgen, zei de boer, en het was schemeravond. (Harrebomée, II, 103a.)
45. Guten Morgen, Schwager, sagt der Pudel zum Spitz.
46. Heiterer Morgen, schöner Tag.
Die Dänen: Je nachdem es am Morgen tagt, bleibt ein schöner Tag. Die Türken: Der Tag wird bei seinem Anbruch erkannt (ob er schön oder nicht schön sein wird). (Reinsberg VIII, 31.)
47. Heller Morgen, trüber Tag.
Die Spanier: Die Sonne früh morgens dauert keinen ganzen Tag. Die Toscaner: Heller Morgen hat oft trüben Abend.
48. Ist's Morgens roth vorm Sonnenloch, regnet's nicht, so windet's doch. (Eifel.)
Wenn der Himmel im Osten vor Sonnenaufgang morgens roth ist, soll Regen oder Wind folgen.
49. Jeder Morgen bringt (will) sein Brot.
Dän.: Hver morgen har sit brød. (Prov. dan., 190.)
Frz.: Chaque demain apporte son pain. (Kritzinger, 213b.)
Schwed.: Hwar dag får sin föda. (Grubb, 356.)
50. Jeder Morgen hat seinen Abend.
51. Morgen vnd Abend kommen selten zusammen. – Petri, II, 248.
[724] 52. Morgens Brei und nichts dabei; Mittags Zopp (Supp) und damit ob (auf); abends Moss (Mus) und ein kahler Foss (Fuss). – Schmitz, 180, 39.
Aus der Zeit, wo die Kartoffel noch nicht eingeführt war.
53. Morgens fängt der Tag an.
54. Niemand kann am Morgen sehen, was vor Abend wird geschehen. – Gaal, 1153.
Lat.: Nescia mens hominum fati, sortisque futurae. (Gaal, 1153.)
55. Niemand weiss, was der Morgen bringt. – Simrock, 7092; Eiselein, 172.
56. Niewlich Morjen, gûldich Owend. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 90.
57. Roth und brauner Morgen ist des Wanderers Sorgen. (Anhalt.)
58. Schon des Morgens sieht man, ob der Tag schön werden will. – Eiselein, 472.
Engl.: It is known from the dawn if it will be a flne or a bad day.
59. Vber Morgen kompt aber glück. – Henisch, 1664, 29.
60. Was man am Morgen beginnt, geht gut von statten.
Lat.: Mane quod occoeperis negotium agere, id totum procedit diem. (Philippi, I, 240.)
61. Was man am Morgen säet, geht acht Tage früher auf, als was man zu Abend säet.
62. Was man am Morgen thuet, kommt einem om nachts neune z' guet. (Deisslingen.) – Birlinger, 379.
63. Wenn er des Morgens aufsteht, so kann er sagen: Prosit Feierabend.
Von geschäftslosen Leuten und Müssiggängern.
64. Wenn es am Morgen ein Wetter (Gewitter) hat, so gibt es auf den Abend wieder eins.
Sprichwörtliche Witterungsregel.
65. Wer am Morge 's Bett nid macht, de wird den ganze Tag nid grâ (fertig). – Sutermeister, 134.
66. Wer am Morgen lacht, weint am Abend.
Böhm.: Často pod večer pláče, kdo se smál z rána. (Čelakovský, 263.)
Frz.: Qui rit le matin, pleure le soir. (Leroux, II, 309.)
67. Wer am Morgen sterben soll, der lebt nicht bis zum Abend.
Holl.: Als hij in de derde nachtwake zult sterven, leeft hij niet tot de vijfde. (Harrebomée, II, 114b.)
68. Wer den Morgen verschläft, kommt um den ganzen Tag.
Frz.: Qui dort grasse matinée, trotte toute la journée. (Leroux, II, 296.)
Holl.: Die verslaapt zijn ochtendwerk, bedorven is zijn dagwerk. (Harrebomée, II, 132a.)
69. Wer des Morgens fruh aufsteht, sein Händ ins Wirthshauss waschen geht, der wol nimmer thut kaufen seins Nachbars Gut. – Chaos, 679.
70. Wer einen bösen Morgen haben soll, dem hilft's nicht, dass er spät aufsteht.
71. Wer nur zehn Morgen (Land) hat, schätzt es mehr als wer tausend Morgen (Dessätinen) besitzt.
Auch russisch.
72. Wer sich des Morgens die Zähne ausbeisst, kann am Abend nicht kauen. – Sprichwörtergarten, 286.
Wer seine Gesundheit in der Jugend zerstört, seine Güter verschwendet, der krankt oder darbt im Alter.
73. Z' Morgest a Reat'l (Morgenroth), z' Nachts a Keat'l (Köthel, Koth). (Unterinnthal.) – Frommann, VI, 34, 16.
*74. Den künft'gen Morgen füttert er mit heutigen Sorgen.
*75. Er behält den guten Morgen in der Tasche.
*76. Er war schon am frühen Morgen hungrig.
Er liess sich's vor der Zeit gelüsten.
*77. Gode Morge, Herr George! Schön Dank, Herr Frank! – Frischbier, 2659.
*78. Gode Morge, Tött, wer heft di gesage. (Stallupönen.)
Wenn jemand ungewaschen und ungekämmt oder mit Stroh und Federn behängt zum Vorschein kommt.
*79. Gode Morgen nöchtern (nüchtern), e halwet Kalw to Lief. (Stallupönen.)
[725] *80. Guden Girgen, Herr Murgen. – Robinson, 464.
D.h. ich wünsche einen guten Morgen; erster Tagesgruss. Andere Grüsse sind: Guten Tag, guten Abend, gute Nacht. Auch in den Grussformen spricht sich der Charakter eines Volks aus. Die Deutschen verbinden mit ihren Grüssen gern die Frage: Wie geht's? wodurch sie die Bewegung, das Streben nach einem unbestimmten Ziele, einem Ideale ausdrücken. Die Holländer grüssen mit der Frage: Wie reist Ihr? einer Formel, welche den Handelsgeist eines Volks kennzeichnet. Der Gruss der Engländer: How do you do? (Wie thun Sie?) drückt die fieberische Thätigkeit des materiellen und productiven Volks noch bezeichnender aus. Der französische Charakter wird durch die Grüsse: Bon jour und Comment vous portez-vous ausgedrückt. In Spanien, wo das Volk muselmanisches Blut in den Adern hat, begrüsst sich mit den Worten: Der Herr sei mit Euch! denen der Wunsch folgt: Muchos años! (Möget Ihr lange leben!) Der Muselman grüsst: Möge dein Morgen gut sein! mit dem Zusatz: Wenn Gott es will. Bei den Hebräern bildet das Wort Salem (Friede!) den Grund aller Begrüssungen. Die persische Grussformel lautet sehr malerisch: Möge dein Schatten sich nie verringern! und ist bezeichnend für ein Volk, das fortwährend den Sonnenstrahlen ausgesetzt ist, für ein Land, wo Fächer und Sonnenschirm zu Zeichen und Sinnbildern der Macht erhoben sind. Auch die Grussformel der Aegypter kennzeichnet ihr heisses Klima. In dem Lande, wo Schwitzen Leben bedeutet, fragt man sich beim Begegnen: Schwitzt Ihr viel? Der Gruss der Chinesen erinnert an das deutsche: Wohl gespeist zu haben! Sie fragen: Habt Ihr Euern Reis gegessen? Oder: Seid Ihr mit Euerm Magen zufrieden? Die alten Griechen pflegten sich beim Begegnen zu sagen: Freue dich! Die jetzigen fragen mehr neugierig: Was thust du? Die ersten Römer kannten nur eine Formel der Begrüssung: Salve! (Sei stark!) Später fragte man: Quid agis dulcissime rerum? (Was thust du, süssestes der Dinge?). (Vgl. den Artikel Begrüssungsformeln der Völker, in der Presse, Wien 1865.)
Lat.: Ave quid noui. (Bovill, III, 197.)
*82. Guten Morgen, Herr Fischer. – Frischbier, 507; Frischbier2, 2568.
Diese in ganz Deutschland bekannt gewordene Redensart, die sogar den Stoff zu einem Lustspiele gegeben hat, soll in Königsberg entstanden sein, wo noch in den dreissiger Jahren dieses Jahrhunderts ein alter Candidat der Theologie dieses Namens lebte, auf den sie zurückgeführt wird. Wie man erzählt, pflegte er mit grossem Eifer die Bibel zu studiren, aber so, dass er, wie es leider sehr häufig geschieht, die Aussprüche derselben aus ihrem Zusammenhange herausriss und zu Lebensforderungen erhob. So fand er einmal die Stelle: »Und ich sage euch, auf der Strasse sollt ihr nicht stehen und die Leute grüssen!« Daran, dass diese Forderung eine Mahnung an die Apostel war, sich auf ihren Verkündigungsreisen nicht unnöthig aufzuhalten, Bekanntschaften anzuknüpfen und Einkehr zu halten, kümmerte er sich nicht. Er hielt es vielmehr fortan für eine unverzeihliche, wider die christliche Lehre verstossende Sünde, wenn sich Menschen auf der Strasse grüssten, und begriff gar nicht, wie es überhaupt erlaubt sein könne, da es doch in der Bibel verboten sei. Er vermied es daher von nun an sorgfältig, noch irgendjemand zu grüssen, und war sehr entrüstet, wenn er trotzdem von manchem gegrüsst wurde. Um diesem Aergernisse auszuweichen, ging er den ganzen Tag über nicht aus, ausser frühzeitig, wo er zu dem halarberger Brunnen wanderte, wo das beste Wasser in dem an trinkbarem Wasser armen Königsberg zu haben ist, um sich seinen Tagesbedarf an Trinkwasser zu holen. Bei diesem Gange begegnete der alte Candidat jedoch stets einer Anzahl von Arbeitern, die ihn unabänderlich mit den Worten grüssten: Guten Morgen, Herr Fischer! was sie natürlich erst recht thaten, als sie bemerkten, wie sehr sie den Candidaten dadurch aufbrachten. Besonders ärgerte er sich stets über einen Fleischergesellen, der mit einer vorzugsweise kräftigen Stentorstimme das »Guten Morgen, Herr Fischer!« ausrief. Da er nicht ausweichen konnte, das Wasser haben musste und das Aergerniss nicht länger ertragen wollte, so machte er eine Eingabe an den Magistrat, worin er sich über die unchristliche Neckerei des Grüssens beklagte, den Fleischergesellen als den Hauptübelthäter hervorhob und dessen Bestrafung beantragte. Da die Beschwerde ohne Erfolg blieb, so wandte er sich noch einmal an die Polizeibehörde, an die Regierung, das Ministerium und zuletzt an den König selbst, von wo an den Magistrat der Bescheid erging, man möge doch den Bittsteller zu beruhigen suchen. Alt, arm und kränklich war er inzwischen in das städtische Hospital gebracht worden. Das ihm dort angewiesene Zimmer, in dem er unermüdlich sass und studirte, verliess er nie wieder; ja er gestattete sogar nicht, dass es jemals gefegt werde, er streute eigenhändig alljährlich zwei Metzen Salz auf den Fussboden. Warum, erfuhr man nicht, vielleicht als Insektenpulver. Als er 1836 gestorben war, bestand sein Nachlass aus einigen Säcken voll winzig kleinen, von ihm selbst in so eigenthümlicher Schrift geschriebenen Heften, wahrer Däumlingsbücher, dass niemand [726] den Sinn derselben enträthseln konnte. Nicht durch seine Werke, sondern durch die ihm verhasste obige Redensart ist er unsterblich geworden. ( Vgl. Allgemeine Modezeitung, Leipzig 1864, Nr. 52, S. 412; Neue Preuss. Provinzialbl., VI, 228 fg.)
*83. Häst woll den gode Morge (goden Awend, goden Dag) möt de Stawedöhr beklemmt? – Frischbier2, 2661.
Zu einem, der ohne Gruss ins Zimmer tritt.
*84. Heut' Morgen ist er ins Hemd hineingeschlupft. (Nürtingen.)
Scherzhafte Antwort auf die Frage, wo jemand sei.
*85. Mor'n is Huxt. (Schles.)
Morgen ist Hochzeit; um ein Begehren abzuweisen, auch zu sich selbst, wenn man vergeblich auf etwas gehofft hat.
*86. Na, guten Morgen!
Ruf des Staunens, auch der bedenklichen Verwunderung. Die Holländer gebrauchen, wenn sie einer Mittheilung keinen Glauben schenken wollen, die Redensart: Goeden morgen, Pothof. (Harrebomée, II, 103a.)
*87. Von sieben Morgen ein Kloss. (Köthen.)
Scherzhafte oder spöttische Bezeichnung einer sehr entfernten oder nur angeblichen Verwandtschaft. (S. ⇒ Gebäck 2, ⇒ Hund 1746 und ⇒ Suppe.) – Um eine sehr weitläufige Verwandtschaft zu bezeichnen, die durch Verheirathung des Verwandten dritten Grades des einen mit der Verwandten dritten Grades eines andern entstanden ist, sagt ein jüdisch-deutsches Sprichwort in Posen: Sie sennen (sind) Toches- Krauwim (Arschverwandte). (Kremm, 48.)
88. Am Morgen ins Gebirge und am Abend ins Bad, so wirst du nicht malad.
It.: La mattina al monte, e la sera al fonte. (Giani, 1036.)
89. Der Morgen bringt das Licht.
Ex oriente lux, sagten die Alten, aus dem Orient kommt Licht, Weisheit.
90. Des Morgens bet' zu deinem Gott, des Mittags iss vergnügt dein Brot, des Abends denk' an deinen Tod, des Nachts verschlafe alle Noth.
91. Jeder Morgen bringt neue Sorgen.
»Alle Morgen neue Sorgen, alle Tage neue Plage. Abend, sei mir wieder labend, bis die stille Nacht Sorg' und Plag' in Schlaf gebracht.« (W. Müller, Sprüche, 6.)
92. Wer am Morgen früh aufsteht, dem geht alles flink von statten. – Merx, 343.
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