1. Besitzen viel reichtumb vnd gut manchem ewigen schaden thut.
Luther (Tischr., XX, 250b) spricht sehr wegwerfend davon. »Unser Herr Gott«, sagt er, »gibt gemeiniglich Reichthum denen groben Eseln, denen er sonst nichts gönnet.«
Lat.: Diuitiis uti res est aduersa saluti. (Loci comm., 44.)
2. Das ist böse Reichthumb, davon der Arme kein theil hat. – Lehmann, 683, 37.
Dän.: Det er en ond rigdom hvoraf den fattige intet gives. (Prov. dan., 477.)
[1623] 3. Das ist kein Reichthum, den die Diebe stehlen können.
Die Russen: Der Reichthum, der im Herzen sitzt, kann nicht gestohlen werden. (Altmann VI, 393.)
It.: Le vere ricchezze non possono esser rubate da ladri. (Pazzaglia, 322, 12.)
4. Das sind die besten Reichthümer, die gut angewandt werden. – Burckhardt, 245.
5. Der besitzt den Reichthum recht, der sein Herr ist, nicht sein Knecht.
Lat.: Quis vere locuples? cui famulantur opes. (Philippi, II, 140.)
6. Der hat weit zum Reichthum, welcher zehn Scheffel aussäet und einen erntet.
7. Der Reichthum ist nicht ohne, er macht zum König sonder Krone. – Eiselein, 526.
8. Der Reichthum ist sich selbst eine Last.
9. Der Reichthum kann weder gatzen noch Eier legen. – Eiselein, 526.
10. Der Reichthum kommt zum Thor hinein und fliegt zum Schornstein wieder hinaus.
11. Die grösste Reichthum ist Gesparigkeit.
Lat.: Divitiae grandes homini sunt vivere parce. (Chaos, 678.)
12. Die grösst reichtumb ist, keyn gelt begeern. – Franck, I, 73a; Lehmann, II, 70, 32; Egenolff, 333a.
Engl.: The greatest wealth is contentment with a little. (Wahl, I, 171.)
13. Die Reichthumb ist der endelichen. – Henisch, 889, 27.
»Endelich = fleissig, emsig ohne vnterlass, ohne verzug.«
14. Die reichtumb haben ein hasen hertz. – Franck, I, 51a; Petri, II, 141; Lehmann, II, 72, 60.
15. Die schmähen den Reichthum, die kein Geld haben.
Die Russen: Die Reichen sind es nicht, die das Geld verlästern, die Armen aber verlästern es alle. (Altmann VI, 448.)
16. Es ist ein böser Reichthum, den wir nicht haben, der uns hat.
It.: Più sono quelli che sono posseduti dalle ricchezze chè quelli che le possedono. (Pazzaglia, 322, 17.)
17. Es ist kein Reichthum so viel werth, als Gesundheit und ein eigner Herd.
Frz.: Il n'est richesse que de science et santé. (Kritzinger, 615b; Leroux, II, 237.)
18. Es ist kein solch reichtumm, als das nit haben, das du hast. – Franck, I, 71b.
Lat.: Non est tantus quaestus, quam eo quod habes carere. (Franck, I, 71b.)
19. Es ist nicht Reichtum, vil haben, sondern vil behalten vnd anderen mit dienen. – Agricola II, 486.
20. Es sind ihrer mehr, die auf den Reichthum schmähen, als die ihn verachten.
21. Fallen dir Reichthum zu, so henge das hertze nicht daran. – Agricola II, 472.
22. Gähe reichtumb, lange armut. – Franck, I, 118b; Lehmann, 222, 3.
Frz.: Tost riche tost poure.
It.: Le ricchezze tostamente guadagnate subitamente si scialacquano, e vengon meno.
Lat.: Cito diues, cito pauper. (Bovill, III, 79.)
Schwed.: Brå rijk blijr lång fattig. (Wensell, 10.)
23. Gähe reichtumb weren nit lang. – Franck, I, 159a.
Böhm.: Boj se rychlé ztráty, kdos rychle bohatý. (Čelakovsky, 167.)
Holl.: Kostelijke rijkdommen hebben zelden lang eerlijke meesters. (Harrebomée, II, 220b.)
Poln.: Bój się prędkiéj straty, kto prędko bogaty. (Čelakovsky, 167.)
24. Gross Reichthum, wenig Schlaf.
Die Russen: Der Reichthum hat viel Vettern und Basen: Sorge, Verdruss, Argwohn, Frechheit, Habsucht, Laune u.s.w. (Altmann VI, 447.)
Lat.: Ubi multa aura, ibi parva quies. (Chaos, 193.)
25. Grosser Reichthum hilft nicht, wenn Gott nicht den Segen spricht. – Simrock, 8360.
Wenn die Alten grossen Reichthum ausdrücken wollen, so sagten sie: reicher als Krösus, als Kallikrates, Crassus, die Schätze des Midas, das Vermögen des Lysistratos, die Paktolus, der Reichthum des Cincyras, die Talente des Pelops, des Zopyrus, Tantalas: Croeso, Crasso ditior, Midae divitiae; Lysistrati divitras habes. – Pactoli opes. – Cincyrae opes. – Pelopis talenta. – Ultra res Callicratis. – Zopyri telenta. (Erasm., 254.)
[1624] 26. Grosser Reichthum ist des Glückes Preis, mässig Gut erwirbt der Fleiss.
Holl.: Groote rijkdom komt door geluk, matige rijkdom door vlijt. (Harrebomée, II, 220b.)
27. Grosser Reichthum, schwere Sorge. – Gaal, 1309.
Wen der Reichthum bei der einen Hand nimmt, den nimmt die Sorge bei der andern. (Altmann VI, 442.)
Dän.: Lidet gods, liden omhue., megen rigdom mange sorger. (Prov. dan., 413.)
Frz.: Beaucoup de richesse, beaucoup de soucis; beaucoup de chair, beaucoup de vers; beaucoup de femmes, beaucoup d'empoisonneuses; beaucoup de serviteurs, beaucoup de science; beaucoup de justice, beaucoup de paix; beaucoup de réflexion, beaucoup de sagesse. (Cahier, 2498.)
Holl.: Groot goed, groot zorg. (Bohn I, 321.)
It.: Grandi ricchezze, mille pensieri. – Molti beni, molte cure. (Pazzaglia, 80, 3.)
Lat.: Divitiae curas habent comites. – Misera est magni custodia census. (Gaal, 1309.)
Schwed.: Den rijke har och sitt korss. – Rijkedom gjör oro. – Rijkedom har och sin plåga. (Grubb, 686.)
28. Grosses Reichthum besitzt der Teufel. – Theatrum Diabolorum, 435b.
29. Jäh Reichthum ist selten guter Art.
»Wer dem ersten Ursprunge grosser Reichthümer nachspürt, geräth leicht in das Gebiet der Dieberei.« (Witzfunken, IVb, 216.)
Dän.: Hastig rigdom gjør manden mistænkt. – Rig uden svig findes neppelig. (Prov. dan., 476.)
Lat.: Repente dives aut iniquus, aut iniqui haeres. – Repente dives nemo bonus factus est.
30. Je mehr der Reichthum zunimmt, je mehr nimmt das Leben ab.
In der Regel gelangt der Mensch erst in hohen Jahren zu Wohlstand und in den Besitz grösserer Glücksgüter.
Engl.: When riches increase, the body decreaseth. (Bohn II, 18.)
31. Kein Reichthum ohne Hass.
Frz.: Nul bien sans haine. (Kritzinger, 483b.)
32. Kein Reichthum, von dem spil nie kam. – H. Sachs. III, CCCXVIII, 1.
33. Kein Reichthumb begern ist das grossest Reichthumb. – Petri, II, 416.
It.: Grande ricchezze sono non desiderar ricchezze.
34. Kein Reichthumb ist ohne Vnruhe. – Lehmann, II, 321, 51; Grubb, 686.
35. Kleine Reichthumb sind gross, so man sie zusammenhelt. – Gruter, III, 59; Petri, II, 424; Lehmann, II, 323, 83; Simrock, 8361; Körte, 5041.
Holl.: Kleine rijkdom is groot, als men ze weet te gebruiken. (Harrebomée, II, 220b.)
36. Kleiner Reichthum macht wenig Sorgen.
Bringt aber auch wenig Zinsen.
37. Langsames Reichthum ist selig. – Winckler, I, 98.
Holl.: Langzame rijkdom is zaligheid. (Harrebomée, II, 220b.)
38. Leg dein reichthumb nit alles auff ein schiff. – Gruter, I, 55; Simrock, 8330; Körte, 5030; Körte2, 6289; Masson, 367.
Engl.: Venture not all in one bottom. (Masson, 368.)
Frz.: L'on ne doit pas semer toute la semence en un champ.
Span.: Ni tu pan en tortas, ni tu vino en botas. (Masson, 368.)
39. Mässiger Reichthum ist besser als grosse Armuth.
Frz.: Mieux vaut être médiocrement riche que démesurément chiche. (Kritzinger, 615a.)
40. Nicht jeder weiss Reichthum zu gebrauchen, aber alle wollen reich sein.
Dän.: Rigdom bliver vel lastet, men aldrig forkastet. (Bohn I, 396.)
41. Rechte reichthumb kamen nie vmb. – Franck, I, 117b; Lehmann, II, 531, 19; Körte, 5032.
Reichthum an grossen Ideen ist der rechte Reichthum auf Erden.
42. Rechte reichtumb kann kein Dieb stelen, kein schab verzeren, noch kein rost fressen. – Franck, I, 117b; Lehmann, II, 531, 19; Simrock, 8321.
43. Reichthum allein macht nicht glücklich.
Die Chinesen behaupten sogar: Reichthümer nehmen mehr Vergnügen, als sie geben, aber man muss eine Seele haben, um es zu fühlen. (Cibot, 157.)
It.: Sole le ricchezze non possono fare beato.
44. Reichthum auf rechten Wegen ist Gottes Segen.
Dän.: Rigdom samlet med ret, er som salt blandet med reddike. (Prov. dan., 477.)
[1625] 45. Reichthum bestehet in Tugend und nicht in Gütern. – Wirth, II, 53, 312.
46. Reichthum blähet auf.
Die Russen: Reichthum ist ein Pelz, in den die Motte Hoffart nistet. (Altmann VI, 436.)
47. Reichthum – Bleibthum. – Sutor, 631.
48. Reichthum, der nicht recht erworben, ist bald verdorben.
Die Chinesen: Alle Reichthümer, die unrechtmässig erworben werden, zerschmelzen in den Händen ihres Besitzers wie ein Schneeball. (Hlawatsch, 207.)
49. Reichthum dient den Weisen und beherrscht die Thoren.
Dän.: Rigdom er en tiener hos en vijs, men herre hos en daare. (Prov. dan., 476.)
50. Reichthum dominirt, Armuth studirt. – Einfälle, 171.
Der seltsamste Vogel, sagte Joachim Fortius Ringelbergius, ist ein Gelehrter der reich ist. (Einfälle, 171.)
Böhm.: Bohatsví hnije, a chudoba žije. (Čelakovsky, 164.)
51. Reichthum ehret seinen Herrn. – Winckler, II, 42.
Engl.: Wealth makes worship. (Gaal, 640.)
It.: La robba fà star il tignoso al balcone. (Bohn II, 141.)
Port.: Por dinero balla el perro.
52. Reichthum gebiert Narren. – Sutor, 631.
Lat.: Opes irritamenta malorum. (Seybold, 416.)
53. Reichthum gehört dem, der ihn zu gebrauchen weiss.
It.: La roba non è di chi la fa, ma di chi la gode. (Bohn I, 107.)
54. Reichthum geht ihm über Ehre.
Frz.: Avoir ses richesses en plus grande recommandation que son honneur. (Kritzinger, 589a.)
55. Reichthum geht, wie er gekommen ist.
Schwed.: Rijkedom går som han kommer. (Grubb, 684.)
56. Reichthum gibt Ansehen (Ehre).
Die Chinesen sagen: Reichthum und Geburt geben alles und ergänzen nichts; Schönheit und Talente führen zu allem und bringen nichts; Weisheit und Tugend verdienen alles und streben nach nichts. (Cibot, 163.)
57. Reichthum, Glück und Wissenschaft sind selten in einer Gesellschaft.
Frz.: Richesse, prospérité et science, sont rarement en même résidence. (Kritzinger, 615b.)
58. Reichthum guckt herfür und wär's zur Hinterthür.
59. Reichthum hat Adlersfedern und bleibt an keinem Ort. – Sailer, 79; Körte, 5027.
60. Reichthum hat Adlersflügel und Hasenherz. – Winckler, XI, 54; Simrock, 8357; Körte, 5028.
Frz.: Richesse donne hardiesse.
61. Reichthum hat manich reich zerstört vnd auch etliche seelen verdampt. – Wachter.
62. Reichthum hat 'n grossen Mund, er gibt sich selber kund. – Schlechta, 420.
63. Reichthum hat Neid zum Gefährten.
Die Russen: Wer auf des Reichthums Wagen fährt, hat Neid zum Kutscher und Langweile zur Begleiterin. (Altmann V, 78.)
Böhm.: Bohatství plodí závist', chudoba nenávist'. (Čelakovsky, 164.)
It.: Dove sono ricchezze, ivi è l'invidia. – Non si dà ricchezza senza invidia. (Pazzaglia, 185, 10; 322, 14.)
64. Reichthum hat nur Muth, wenn man sein braucht wie hinterlegt Gut. – Venedey, 126.
65. Reichthum heilt kein krankes Bein, wie könnt' er der Seele dienlich (heilsam) sein.
66. Reichthum ist aller Sünden Kuppler.
Die Russen: Der Reichthum ist ein Bruder des Eigensinnes und ein Vater der Begierden. (Altmann VI, 467.)
Dän.: Rigdom føder laster. (Prov. dan., 477.)
67. Reichthum ist des Hochmuths Nachbar.
Frz.: Abondance est voisine d'arrogance. (Kritzinger, 3b.)
Lat.: Quid paululum vobis accessit pecuniae, sublati adsunt animi. – Vicina semper opibus superbia.
Schwed.: Ägodelar giöra högmod och högfärd blindar förståndet. – Rijkedom blindar wijsdom. – Wäxer min rog så wäxer min hog. (Grubb, 683 u. 883.)
68. Reichthum ist ein guter Diener, aber ein schlechter Herrscher.
69. Reichthum ist ein Pflaster, das decket alle Laster.
70. Reichthum ist ein schöner Teppich, der aber oft faule Wände ziert. – Winckler, II, 42.
[1626] 71. Reichthum ist eine Stiefmutter der Tugend. – Winckler, IX, 32; Chaos, 197.
Die Russen: Wenn Reichthum auch die Tugend zur Tochter hat, so gilt sie doch nur als Stieftochter. (Altmann VI, 444.)
Frz.: La fortune est une fille de qualité souent prostituée à des laquais.
It.: Sempre ricchezza riverire ho visto più che virtù.
72. Reichthum ist entweder nicht fromm oder eines solchen Erbe. – Körte, 5026.
73. Reichthum ist nicht für schwache Beine.
Lat.: Infirmi animi est non posse divitias pati. (Philippi, I, 195.)
74. Reichthum ist nur geliehen Gut.
Schwed.: Rijkedom är guds låhn. (Grubb, 686.)
75. Reichthum ist wie Bäckers Schurz, nicht zu lang und nicht zu kurz. – Körte, 5036; Simrock, 8329; Gaal, 754; Venedey, 125.
76. Reichthum jubilirt, Armuth lamentirt. – Chaos, 747.
77. Reichthum jubilirt, Armuth studirt. – Birlinger, 28.
Schwed.: Rijkedom kan höllias, men armod illa döllias. (Grubb, 685.)
78. Reichthum kann den Tod nicht bannen.
It.: Benchè sia tanto ricco, anche un dì sara morto. (Biber.)
79. Reichthum kommt gern hervor. – Schlechta, 420.
80. Reichthum kommt nicht armvollweise.
81. Reichthum kommt zur Thür herein und fliegt zur Feuermauer wieder hinaus. – Winckler, X, 65.
82. Reichthum lockt leichte Dirnen herbei. – Parömiakon, 2068.
83. Reichthum macht hoffärtige und faule Leute. – Luther's Tischr., VIII, 85b.
84. Reichthum macht kluge Leute.
Böhm.: Bohatství tu vlastnost má, že z moudrého hlupce udĕlá. (Čelakovsky, 168.)
Poln.: Bogactwa tę własność mają, mądrego głupim działają. (Čelakovsky, 168.)
85. Reichthum macht nicht reich.
Eher arm, denn er macht, dass man mehr bedarf.
It.: Le ricchezze non fanno l'uomo ricco, ma bisognoso.
86. Reichthum macht sanft ruhen.
87. Reichthum macht Sorgen.
Dän.: Rigdom haver omhu og sorg. (Prov. dan., 476.)
Frz.: Une grande fortune est une grande servitude.
88. Reichthum macht thum (dumm). – Petri, II, 511; Winckler, V, 7.
89. Reichthum mag Thorheit wohl leiden. – Simrock, 8356.
Lat.: Stultitiam patiuntur opes. (Eiselein, 526.)
90. Reichthum ohne Adel ist besser in der Welt als Adel ohne Geld.
Frz.: Richesse passe noblesse. (Kritzinger, 615b.)
91. Reichthum ohne Ehr' ist Dunst und wenig mehr.
Die Russen: Wer Reichthum gewinnt, und die Ehre verliert, hat nur über Verlust zu klagen. (Altmann VI, 448.) Die Türken: Fehlt uns Reichthum, so lasst uns Ehre haben. (Cahier, 2734.)
Frz.: Fi de richesse sans honneur. – N'est richesse qui honneur vaille. (Cahier, 1544-1545.) – Fy de richesse, d'estat, d'argent et d'or, qui de vertu n'ayme le trésor. (Leroux, II, 225.)
92. Reichthum ohne Verstand ist der Narrheit Vaterland.
93. Reichthum ohne Verstand (Witz) ist ein Körper ohne Seele. – Winckler, VII, 8.
94. Reichthum ohne Wucher, Weisheit ohne Disputiren und ein Regiment (Regierung) ohne Strafe mögen nicht bestehen.
95. Reichthum räth zu allem Bösen.
Bei Tunnicius (983): Rykdom ret to allem quaden. (Divitiae mala sunt irritamenta malorum.)
Lat.: Effodiuntur opes, irritamenta malorum. (Ovid.)
96. Reichthum schadet niemand, armut vnd gebrechen machen auch nicht selig. – Henisch, 1395, 43; Petri, II, 511.
97. Reichthum schätzen die am höchsten, welche Mangel leiden.
Engl.: Wealth is best known by want. (Bohn II, 141.)
98. Reichthum, Schönheit, Stärk' ist nur Puppenwerk. – Parömiakon, 2114.
Lat.: Divitiarum et formae gloria fluxa et fragilis est. (Sallust.) (Philippi, I, 123.)
[1627] 99. Reichthum schützt vor Dummheit (Narrheit, Thorheit) nicht.
Frz.: Un âne paré ne laisse pas de braire.
Schwed.: Rijkedom hindrar intet dårskapen. (Grubb, 503.)
100. Reichthum sind die Greten, so den Hunden zu theil werden. – Luther's Werke, II, 295a.
Nämlich die, so von des Herrn Tisch fallen.
101. Reichthum stiftet viel Thorheit. – Simrock, 8348; Körte, 5035; Venedey, 125.
Engl.: Money is the ruin of many. (Masson, 127.)
Lat.: Effodiuntur opes, irritamenta malorum. (Ovid.) (Frob., 178; Gaal, 1310; Schonheim, E, 3.) – Ubi uber, ibi tuber. (Gaal, 1310.)
Ung.: A' gazdagság sok roszra ösztönözi az embert. (Gaal, 1310.)
102. Reichthum und Armuth haben ohne Zweifel jedes einen eigenen Teufel.
Die Araber erklären sie nur für Gegenstände der persönlichen Auffassung, indem sie sagen: Reichthum und Armuth sind Sachen der Ansicht, wer sie nicht zu haben glaubt, hat sie nicht. (Cahier, 2426.)
Dän.: Rigdom har sorg, og armod har tryghed. (Bohn I, 396.) – Saa ondt er det at have rigdom, som ikke have den. (Prov. dan., 477.)
103. Reichthum und Gerechtigkeit gehen selten Hand in Hand. – Gaal, 1311.
104. Reichthum und Glück gehen wie Flut und Ebbe auf und zurück.
It.: Le ricchezze e la fortuna vengono e se ne vanno come il flusso del mare. (Biber.)
105. Reichthum und Gunst thun mehr als Weisheit und Kunst.
Dän.: Rigdom og gunst gjør meere end vijsdom og kunst. (Prov. dan., 476; Bohn I, 396.)
106. Reichthum und Mist dienen nicht auf einem Haufen.
Engl.: Riches are like muck, which stink in a heap, but spread abroad, make the earth fruitful. (Bohn II, 18.)
107. Reichthum und Narrheit vertragen sich wohl.
Schwed.: Det finnes och fulle rijka narrar. (Grubb, 686.)
108. Reichthum und Schnupfen fallen auf die Schwachen. – Sailer, 201; Simrock, 8346; Lohrengel, I, 566.
Engl.: Riches are but the baggage of fortune. – Wealth like rheum falls on the weakest parts. (Bohn II, 18 u. 22.)
109. Reichthum und Schönheit vergeht, nur die Tugend besteht.
Dän.: Sigt ei paa rigdom og deylighed, at du feyler maalet, som er dyden. (Prov. dan., 498.)
110. Reichthum und Stolz wachsen auf Einem Holz.
Frz.: Abondance est voisine d'arrogance. – Fortune est nourrice de folie. (Masson, 290.)
Poln.: Ma chleb rogi, a nędza nogi. (Masson, 290.)
111. Reichthum verachten ist der höchste Reichthum. – Simrock, 10820.
112. Reichthum verblendet den Verstand.
Dän.: Rigdom blinder Vijsdom. (Prov. dan., 476.)
113. Reichthum verdammt niemand, Armuth macht niemand selig.
114. Reichthum vergeht, Kunst (Tugend) besteht. – Eiselein, 526; Gaal, 1312; Simrock, 8362; Körte, 5033.
Mhd.: Rygheid fyl dicke forgait, de kunst io bestait. (Laiendoctr., 157.)
Lat.: Ingenium cunctas nobile vincit opes. (Seybold, 242; Philippi, I, 196.) – O dives, dives, non omni tempore vives. (Eiselein, 526.)
115. Reichthum vermag viel, aber nicht alles.
Böhm.: Bohatství mnoho může. (Čelakovsky, 166.)
Poln.: Bogactwa wiele mogą. (Čelakovsky, 166.)
116. Reichthum will Pfleg' im Haus, sonst zieht er aus.
It.: Ricchezza mal disposta a povertà s'accosta. (Pazzaglia, 322, 19.)
117. Reichthum wird mit Schweiss erworben, mit Furcht besessen und mit Schmerz verlassen. – Chaos, 183.
It.: Le ricchezze s'acquistano con sudore, si possedono con timore, e si lasciano al fin con gran dolore. (Pazzaglia, 322, 10.)
118. Reichthum wird viel gescholten, aber von allen gesucht.
Dän.: Rigdom bliverv el lastet, men aldrig forkastet. (Prov. dan., 476.)
119. Reichthum zieht Freunde herbei, Armuth aber Engel.
120. Reichthum ziert Haus und Gespann, Tugend Weib und Mann.
Die Chinesen sagen: Reichthümer zieren das Haus; Tugenden die Person.
[1628] 121. Reichthumb bringt Schwagerschafft. – Lange, 168; Suringar, LXXVI, 13.
122. Reichthumb dringt herfür, Weissheit steht hinter der Thür. – Petri, II, 511.
Böhm.: Bohatství nyní panuje, ctnost' mu ustupuje. (Čelakovsky, 164.)
Poln.: Bogactwa teraz przodkują, cnoty jim ustępują. (Čelakovsky, 164.)
123. Reichthumb fürt Pracht, Armuth wird veracht. – Petri, II, 511.
Böhm.: Boháč v hojnosti, a chutý v střídmosti. (Čelakovsky, 164.)
124. Reichthumb ist dess Glücks Ausswerffung. – Lehmann, II, 532, 44.
125. Reichthumb ist gut, wenn mans ohne Sünd gebrauchen thut. – Petri, II, 511.
Dän.: At have rigdom og godt rygte er godt. (Prov. dan., 477.) – Rigdom er ei ond, men misbrugen. (Prov. dan., 476.)
126. Reichthumb ohne Weissheit vnd Verstand vnd ein Pferd ohne Zaum sind nicht lange zu halten. – Lehmann, II, 532, 42.
Dän.: Rigdom uden forstand og hest uden bidsel, kand ei længe holdes. (Prov. dan., 476.)
127. Reichthumb wahret nicht allezeit, es verschwindet. – Lehmann, II, 533, 49.
Lat.: Dormit nocte parum possessor divitiarum. (Chaos, 183.)
128. Reichthümer zieren das Haus, Tugenden die Person. – Hlawatsch, 32.
129. Reichtum ist dazu gut, das einer weiss, wovon er leben kann. – Lehmann, 682, 16.
130. Reichtumb haben Adlersfedern, sie lassen sich nit bannen. – Franck, I, 118b; Petri, II, 511; Lehmann, II, 532, 40.
131. Reichtumb ist allein fromm. – Franck, I, 161b; Lehmann, II, 532, 41; Simrock, 8366.
132. Reichtumb ist ein lieber hort, besser ist ein loblich wort.
Lat.: Dulcius est aere preciosum nomen habere. (Loci comm., 63.)
133. Reichtumb ist Gottes gabe. – Lehmann, 683, 38.
Engl.: Riches are as precious as life.
134. Reichtumb ist gut vor Armut. – Gruter, III, 76; Lehmann, II, 535, 20.
135. Reichtumb ist niemand erleydt. – Franck, II, 63a; Lehmann, II, 533, 52.
136. Reichtumb ist vnd bleibt tumb. – Gruter, III, 76; II, 535, 22; Eiselein, 526.
137. Reichtumb ist wie Wasser zu niessen, was man nicht darff, soll man lassen fliessen. – Lehmann, 682, 25.
138. Reichtumb kan weder getzen noch Eyer legen. – Gruter, III, 76; Lehmann, II, 535, 22; Petri, II, 511; Sutor, 631.
139. Reichtumb kompt nit von geuden, sondern von kargen leuten. – Franck, II, 155b; Eiselein, 526; Lehmann, 722, 20; Simrock, 8363.
140. Reichtumb macht Freund, Armuth Feind. – Lehmann, II, 12, 52.
141. Reichtumb macht mut, so mans braucht wie ein hindergelegt gut. – Franck, I, 118a; Simrock, 8359; Körte, 5029.
142. Reichtumb macht nicht fromm noch witzig, sondern frech vnd närricht. – Lehmann, 685, 64.
Frz.: Les richesses enflent le coeur.
Schwed.: Rijkedom skadar ofta sin ägare. (Grubb, 685.)
143. Reichtumb seind doll vnd thorn. – Franck, I, 159b.
Schwed.: Rijkedom föder odygd. (Grubb, 685.)
144. Reichtumb vnnd bracht weret nicht lenger den vber nacht. – Keil, 15.
145. Reichtumb verbergen sich nicht. – Franck, I, 75a.
146. Reichtumb vnnd armut liegt nicht am gut, sonder am muth. – Franck, I, 161a; Lehmann, 682, 24; Lehmann, II, 533, 54.
D.i. ein heiteres und zufrieden Gemüth.
147. Rikdum küemt nitt an den drüdden Iärwen. – Woeste, 75, 259.
148. So muss Reichthum wiederkommen, sagte der bankerotte Apotheker, stand über Nacht auf [1629] und verkaufte für einen Kreuzer Läusesalbe. (S. ⇒ Kommen 24.) – Hoefer, 22; Hackländer, Der neue Don Quixote (Stuttgart 1858), I, 177.
Im Plattdeutschen: So mut Rîkdôm wedder kamen, sä de pankrotte Apteker, do stünd he bi Nachttîd up um verköffd vör'n Pennig Lüsesalv. (Peik, 7.)
149. Verachtung der Reichthumb ist die höchste Reichthumb. – Lehmann, II, 788, 35.
Dän.: Den er rigere, som rigdom foragter, end rigdom besidder. – Den er rig som intet begierer. (Prov. dan., 475.)
150. Wär' auch der Reichthum nicht zu messen, man kann doch nur mit Einem Munde essen.
Dän.: Ihvor meget guld og sølv een har, saa kand han dog kun æde for een. (Prov. dan., 8.)
151. Was nützet Reichthum wol dem Mann, der ihn nicht brauchen kann.
D.h. dem der Verstand fehlt, ihn nützlich anzuwenden. Die Russen: Reichthum ist dem Sohn nichts werth, dem Dummheit ward dabei beschert.
152. Was nützt Reichthum, wenn man ihn nicht mehr geniessen kann. – Masson, 113.
153. Weg mit dem Reichthum, der keine Freude hat.
Frz.: Fi de richesses qui n'a joye. (Kritzinger, 312b.)
154. Wem Reichthum ist beschert, der ist auch klug und ehrenwerth.
Lat.: Divinum ingenium plena crumena facit. (Philippi, I, 123.)
155. Wenn Reichthum kommt ins Haus, da geht die Tugend zum Fenster hinaus.
Die Russen: Wo der Reichthum seinen Sitz aufschlägt, da wird die Bescheidenheit vertrieben und die Freundschaft verjagt. (Altmann VI, 460.)
156. Wer auf Reichthum trauet, nimmer veste bauet. – Gerlach, 176.
157. Wer auf übrig Reichthum tracht, der wird nichts erstreben, als dass er nach dem Leben den Erben ein Gelächter macht. – Gerlach, 171.
158. Wer den Reichthum verachtet, ist reicher als wer ihn besitzt. – Sailer, 316.
It.: Comincia ad esser ricco chi comincia a disprezzar le ricchezze. (Pazzaglia, 322, 3.)
159. Wer mit reichtumb ist vmbgeben, der muss allzeit in sorgen leben.
Böhm.: Z bohatství nejde tak veliké potĕšení, jako žalost pochází z jeho potracení. (Čelakovsky, 169.)
Lat.: Crescentem sequitur cura pecuniam. – Divitiae curas habent comites. – Multi divites non sunt domini bonorum, sed tutores. (Sutor, 646.) – Se male custodit, quem diues copia prodit. (Loci comm., 46.)
160. Wer nach Reichtum gafft, dem fallen offt spän in die Augen. – Lehmann, 682, 26.
161. Wer nach reichtumb tracht, der wird Melancolisch, der Melancolisch ist, der hat ein elend bekümmert leben. – Lehmann, 252, 40.
162. Wer nur nach Reichthum gafft, der wird von Gott mit Blindheit gestraft.
Frz.: Qui quiert richesse plus qu'il ne doit, certainement il se déçoit. (Leroux, II, 308.)
163. Wer Reichthum findet, der verliert die Ruhe.
Lat.: Misera est magni custodia census.
164. Wer Reichthum sucht, ohne Reichthum zu haben, der trägt Wasser in ein Sieb. – Burckhardt, 402.
165. Wer reichtumb sucht vnd reichtumb gwint, ist wie ein geyer, der nie gnug findt.
Lat.: Quisquis ditatur, rapidos miluos imitatur. (Loci comm., 16; Sutor, 25.)
166. Wer Reichtumb vnd ein guten Löblichen namen hat, der ist glückselig. – Lehmann, 300, 5.
167. Wer sich mit Reichthum wil ergetzen, muss seine Seel auf ein Rücklein setzen. – Eyering, III, 532.
168. Wo Reichthum ist, kommt Reichthum zu.
»Wenn wo ist gross reichthumb vnd gut, der meist theil im zufallen thut.« (H. Sachs, II, LXXXI, 1.)
169. Wo Reichthum zufelt, da wil mans brauchen. – Petri, I, 815.
170. Wo Reichthumb ist, da sind auch Freund. – Lehmann, II, 533, 48.
171. Zu Reichthum gehört gross diligentz vnd gar wenig conscientz. – Lehmann, 685, 65.
172. Zwischen Reichthum und Armuth liegt der beste Lebensmuth.
Dän.: Mellem rigdom og armod det beste levnet. (Prov. dan., 477.)
[1630] *173. Der Reichthum Korah's (Korach's Neschires). – 4 Mos. 26; Tendlau, 17.
Die Türken reden von den Reichthümern Indiens, von der Wissenschaft der Franken und der Pracht der Osmanen. (Cahier, 2744.)
Lat.: Pactoli opes. (Philostratus.) (Philippi, II, 79.)
*174. Er hat Lisistrati reichtumb. – Franck, II, 69a.
»Lisistrati reichthumb ist ein Bettelsack. Ein mensch hat hend vnd arm vnd ist etwa wie Codrus, Frus, Lisistratus darzu arm. Brauchs, so du spöttlich (scherzhaft) iemand gar arm scheltenn wilt. Er hat Lisistrati reichthumb, d.i. er hat lang arm vnd ist darzu arm.« Franck führt für: Lisistrati divitias habes, noch die verwandten Redensarten an: Du bist wol gearmet. Er ist weit gebrüst vnd lang gearmet. Du hast lang arm, kanst's wol erreychen.
175. Der grösste Reichthum ist, keinen Reichthum zu verlangen.
Lat.: Quae sunt maximae divitiae? non desiderare divitias. (Sailer, Sprüche, 201, 16.)
[1678] 176. Des Reichthums Schwester heisst Unbesonnenheit.
Lat.: Incuria est opulentiae dulcis soror. (Sailer, Sprüche, 192.)
177. Für alles reichtumb such die kunst, wiltu erlangen glück und gunst.
Lat.: Artem scruteris, quamvis opulentus haberis. (Loci comm., 12.)
178. Reichthum adelt nicht.
It.: Ricchezza non fa gentilezza. (Giani, 1451.)
179. Reichthum hat Flügel.
It.: Ricchezze hanno l' ali. (Giani, 1452.)
180. Reichthum hat keinen Werth, wenn er den Menschen verkehrt.
It.: Ricchezza poco vale a quel che l' usa male. (Giani, 1450.)
181. Reichthum hilft vor Thorheit nicht; denn: Wirff du den Bauer unter die Bank, die Stiefeln werden doch hervorgucken. – Schöttgen, Moralische Gedanken über die Historie von David und Nabal (Frankfurt a.O., 1717).
182. Reichthum schändet nicht.
Scherzhafte Nachahmung des bekannten Sprichworts; Armuth schändet nicht. Wird oft gehört, wenn einer erklärt, keinen Anstoss daran nehmen zu wollen, ein Mädchen mit vielem Gelde zu heirathen.
183. Reichthum und Salzwasser löschen den Durst nicht. – Harssdörffer, 1676.
184. Reichthum und Wissenschaft haben keine Gemeinschaft.
It.: Ricchezza e scienza insieme non hanno residenza. (Giani, 1449.)
185. Was nützt Reichthum, wenn man keine Weisheit kaufen kann?
Bei Tunnicius (913): Wat batet rykdom, als men neine wysheit kopen kan? (Quid gaza prosunt, quum non mercaberis artes?)
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